Dem weinen wir keine Träne nach: Friedman ist tot

Begonnen von Carsten König, 19:03:32 Do. 16.November 2006

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Carsten König

ZitatFriedman galt als einer der einflussreichsten Ökonomen des vergangenen Jahrhunderts. Als sein wichtigstes Werk gilt das 1963 erschienene Werk "A Monetary History of the United States", in dem er unter anderem den Einfluss der Geldmenge auf das Wirtschaftswachstum analysierte und einigen Kernthesen des Ökomonen Meynard Keynes widersprach. Auf seinen Rat hin führte die US-Regierung nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems flexible Wechselkurse ein.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,449034,00.html

Richard Gier

ZitatOriginal von Carsten König
ZitatFriedman galt als einer der einflussreichsten Ökonomen des vergangenen Jahrhunderts.

Ach so, der Milton. Und ich dachte schon, den Koks-Michel hätt's dahingerafft.

wotse

Zitat: "Ach so, der Milton. Und ich dachte schon, den Koks-Michel hätt's dahingerafft."

Das dachte ich zuerst auch. Dem Namen wegen halt. Aber das ist ja kein Ökonom.

.....Habe gerade den Link gegengelesen, uns so pietätlos es sein mag über jetzt tote zu reden, ein Massenmörder der die Finanz als Waffe gegen kleine Bürger einsetzte weniger. Schade, das seine Ideen nicht mit ihm ins Grab oder ewige Feuer wandern. Ansonsten halte ich hierzu mein Schandmaul.

Klassenkampf

Diesem Herrn gebührt wahrlich keine Träne, man wünschte sein Denken wäre so tot wie er:

ZitatSeinen Studierenden und Mitarbeitern gegenüber war der 1912 geborene Milton Friedman stets herzlich und aufgeschlossen. Er half gerne mit überaus wohlwollenden Gutachten, wenn es um Stipendien ging. Seine Lebensgeschichte mag dies erklären: Nach dem Tod des Vaters mußte er als 15jähriger zunächst seine Familie über Wasser halten, bevor ein staatliches Stipendium ihm ein Studium ermöglichte. Aber damit wurde nicht der helfende und schützende Staat sein Ideal. Mehr geprägt hat ihn offenbar sein persönlicher Aufstieg in der US-amerikanischen Gesellschaft. Er war ebenso wie Friedrich August von Hayek ein militanter Neoliberaler.

Pragmatisch, kämpferisch, oft polemisch hat er sich für die Befreiung der Wirtschaft vom Staat, genauer: von den Fesseln der Demokratie, engagiert. Seine Leute gaben in Chile an der katholischen Universität während der Pinochet-Zeit den Ton an. Sein Basissatz war: Die Privatwirtschaft, ohne schädlichen politischen Einfluß auf sich gestellt, ist stabil. Wirtschaftskrisen oder Preissteigerungen sind die Folge von Politik.

Deshalb erklärt er in seiner »Geldgeschichte der Vereinigten Staaten« (zusammen mit Anna Schwartz, 1956) die Weltwirtschaftskrise von 1929 ebenso wie die üblichen Konjunkturzyklen mit dem Versagen der Politik: Krisen seien die Folge einer schwankenden Geldversorgung durch die Zentralbank, die die Dispositionen der Unternehmen durcheinander bringt. Ebenfalls 1956 veröffentlicht er seinen grundlegenden Artikel zur Neuformulierung der Quantitätstheorie des Geldes: Der Umfang von Produktion und Beschäftigung werden auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. (Dies ist die bekannte Doktrin, wonach das Wachstum bei niedrigen Löhnen höher ausfällt.) Die Zentralbank, so die nächste Behauptung, bestimmt die Geldmenge und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Die Zentralbank behauptet im Rahmen dieser Theorie, daß Lohnsteigerungen das Wachstum drosseln. Sie reagiert darauf mit steigenden Zinsen, um die Geldversorgung zu verknappen. Tatsächlich aber würden in der gegenwärtigen Lage höhere Löhne zu mehr Wachstum führen. Doch die Zentralbank setzt der Forderung nach höheren Löhnen die Drohung vermehrter Arbeitslosigkeit entgegen.

Aber nicht nur ums Geld drehen sich die Arbeiten Friedmans: Zu erinnern ist an seinen Kampf gegen Mindestlöhne oder Tariflöhne, gegen die Gewerkschaften. Wie richtungweisend Friedman für die gegenwärtige Politik ist, läßt sich in seinem Taschenbuch »Kapitalismus und Freiheit« nachlesen. Dort erfährt man alles Wesentliche über ein neoliberales Erziehungswesen (z.B. Bildungsgutscheine), eine negative Einkommenssteuer zur Beseitigung von Armut (dem bedingungslosen Grundeinkommen nicht unähnlich) oder über die Marktkräfte, die Diskriminierung beseitigen. Am Donnerstag starb Friedman. Mit ihm verliert die moderne Rechte und die uninformierte Linke einen Vordenker.

Man sollte optimistisch sein, auch wenn es schwer fällt: Womöglich verwest sein Gedankengut mit der Zeit, gleich dieser Herr mit der Zeit sich zersetzt. Pietätlos ist es, über Tote so zu sprechen, doch wie pietätlos war er, der mit seinem Reden und Danken Millionen wissentlich in den Tod geschickt hätte. Indirekt zwar, aber ein heller Geist - den man Friedman ja attestierte - hätte dies erkennen müssen.

Es gibt solche und solche Verbrecher, warum man in diesem Lande den Demokratiefeinden der bedeutungslosen NPD den Kampf ansagt und die "kleinen Friedmans" laufen läßt, bleibt ungereimt.

Es waren die Ideologien, die im 20. Jahrhundert Menschen millionenfach in den Tod führten, den Neoliberalismus dürfen hierbei nicht aussparen, auch er gehört in die Sparte der mordenden Totalitarismen. Die Anzahl der Toten sind indes kein Maßstab, können nur von Kleingeistern vorgebracht werden um zu relativieren. Und es sind nicht alleine die Toten, sondern auch jene, die zum Spielball diverser Ideologien gemacht werden. Wenn also Friedman die Demokratie verteufelte, damit seine Mitmenschen zu Menschen ohne Recht machen wollte, sind auch sie potenzielle Opfer eines Verbrechers in Gedankenwelten.

Quelle
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

RetroVirus

Der typ war 94 alleine deswegen schon keine Träne !
und für alles andere "DIE SAU IST TOT"  :]
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Hell yeah!

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