Politisierte Ultras

Begonnen von Kuddel, 20:10:24 Di. 25.September 2018

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ManOfConstantSorrow

ZitatWie die Deutsche Fußball Liga bekannt gab, ist der geplante Investoreneinstieg vom Tisch. Nach wochenlangen Protesten feiern Fanorganisationen das als großen Erfolg.
https://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-fanorganisationen-feiern-geplatzten-dfl-investorendeal-a-911a05d0-feba-4d43-85ba-a7c9976ada11

Wow!

Glückwunsch! So soll es sein!
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Es findet zur Zeit eine massive Repressionskampagne gegen Fußballfans statt.

Einerseits ist man beuruhigt von der Politisierung der Ultras, anderseits testet man an ihnen polizeistaatliche Maßnahmen aus, da man wenig Interesse und Solidarität vom Rest der Gesellschaft erwartet.

Kuddel

ZitatDie Fanproteste sind politischer geworden. Und das ist kein Zufall. Denn der Profifußball steckt in einer strukturellen Krise. Bisher galt: Fußball ist ein Wachstumsmarkt. Zahlte RTL 1988 noch 40 Millionen D-Mark für die Bildrechte der Bundesliga, waren es im Jahr 2000 schon 355 Millionen D-Mark und bereits im Jahr 2017 über eine Milliarde Euro. Die TV-Gelder sind für die Clubs die zentrale und wichtigste Einnahmequelle, weit vor dem Verkauf von Eintrittskarten oder Spielerverkäufen.

Nun bleibt dieses Wachstum aber europaweit aus. Der Markt ist gesättigt.
(...)

Dass ausgerechnet beim Fußball die Kapitalismuskritik wiederentdeckt wird, mag für viele Linke überraschend und vielleicht etwas skurril wirken. Doch ist die EM vorbei und die nächste unpopuläre Kommerzialisierung steht an, lohnt es sich, das Stadion im Auge zu behalten. Die kämpfenden Fanszenen könnten von einer aufmerksamen Linken viel lernen. Praktische Solidarität wäre der erste Schritt.
https://www.jacobin.de/artikel/fussball-em-dlf-borussia-fanszene

Nikita

Als Zahl sei hinzugefügt, dass der Spielerwert der englischen Nationalmannschaft 1,5 Milliarden Euro beträgt.

Es existiert eine Abomüdigkeit bei den Nutzern, weil die Bedingungen und Preise der Abos fortlaufend schlechter werden. Die Rechte werden immer weiter fragmentiert. Wenn jemand sein Lieblingsteam komplett live durch die Saison sehen möchte inkl. Championsleague, ist er mit ca. 60 Euro pro Monat dabei.

Zu Beginn hatten die Anbieter sehr großzügige Regelungen und viel Geld verbrannt. Jetzt wird das Teilen von Abos unterbunden und die Preise wurden angehoben, Werbung wird vermehrt eingeblendet.

Gleichzeitig macht der DFB (Deutsche Fußball Bund) Verluste. Er ist der größte Vereinsverband der Welt.

Für 2021:

"Der DFB verzeichnete im aktuellen Finanzbericht (auch wegen nötiger Steuerrückstellungen) ein sattes Minus von 33,5 Mio. Euro.
...
Dann ist da die ,,Campus" genannte Akademie und Verbandszentrale in Frankfurt am Main. Der Bau des im vergangenen Jahr eröffneten Prestige-Projekts verschlang 180 Mio. Euro. Das ist doppelt so viel Geld wie ursprünglich geplant. Außerdem muss der DFB sehr hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten zahlen, die ,,Welt" beziffert sie auf jährlich 21 Mio. Euro.

https://www.capital.de/wirtschaft-politik/warum-der-dfb-zurzeit-finanziell-klamm-ist-33830100.html

Nikita

Der deutsche Fussball-Nationaltrainer erklärte nach dem Ausscheiden, es gebe wichtigere Themen als Fussball, z.B. dass man es in der letzten Zeit geschafft habe, die Spaltung in der Gesellschaft etwas zu überwinden und Menschen zu vereinen.

Unabhängig davon sei meine Beobachtung erwähnt, dass es zu Abscheu in der rechtsextremen Szene geführt hat, dass die deutsche Mannschaft pinke Trikots trug.

Kuddel

ZitatFußball war der Sport der Arbeiterklasse, der Kapitalismus hat ihn gekapert. Manche gehen so weit zu sagen es gehe darum, die Arbeiter gegeneinander aufzubringen und abzulenken von den eigentlichen Problemen. Brot und Spiele eben - aber auch das hat seinen Kipp-Moment. Ich bin seit acht Jahren nicht mehr bei großen Spielen gewesen, es gibt längst eine Überdosis. Die eigentliche Idee des Spiels überlebt in kleinen Städten und Dörfern: die Kirche, die Schule, der Fußballplatz. Das ist ein Muster. Und es gibt Bestrebungen, sich das Spiel zurückzuholen, die mich optimistisch machen: Da sind die Ultra-Proteste, Initiativen queerer Menschen, ein sich änderndes Verständnis von Männlichkeit.
https://www.monopol-magazin.de/marcin-dudek-fussball-em?utm_source=pocket-newtab-de-de

Nikita


dagobert

Gut auf den Punkt gebracht.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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