Licht ins Dunkel - Öffentlichmachung Ausbeutung mobiler Arbeitsmigration

Begonnen von Frauenpower, 17:55:59 Mo. 04.November 2024

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Kuddel

Die Veranstaltung läuft noch. Ich habe auch nur Ausschnitte gehört. Der Name der Veranstaltung spricht Bände. Für die Funktionäre brachten die Streiks von Gräfenhausen erst die Arbeitsbedingungen vieler migrantischer Fahrer ans Licht. Dabei ist deren Situation seit Jahren bekannt und gut dokumentiert.

Und dann kommt Stefan Körzell vom DGB und nennt das Lieferkettengesetz ein "scharfes Schwert". Er gibt dann zu, daß der kriminielle Spediteur Mazur keinen Cent der ausstehenden Löhne gezahlt hat. Man hat die Auftraggeber der Transporte ausfindig gemacht und in einer Videoschalte "sensibilisiert". Sie hätten ein schlechtes Gewissen und Angst, daß einer der Streikenden bei ihrem Hungerstreik sterben könnte. Dann haben die Auftraggeber wohl zusammengelegt, um den Fahrern ihren ausstehenden Lohn zu zahlen.

Also es ging um Sensibilisierung, Moral und ein schlechtes Gewissen. Wo das scharfe Schwert Lieferkettengesetz denn zum Einsatz kam, habe ich nicht verstanden. Ich verstehe es nur so, daß da die Gewerkschafter und Vertreter gewerkschaftsnaher Organisationen nicht mehr wissen, was Klassenkampf ist. Sie haben nicht versucht, den Druck auf Spediteure durch den Entzug der Arbeitskraft weiterer Fahrer auszuweiten.

Betroffenheit und schlechtes Gewissen waren ihre Mittel der Wahl.

Kuddel

Ich zitiere hier Anna Weirich von Faire Mobilität:

ZitatIch hatte den Fall von einem Usbeken, der über eine Briefkastenfirma in Polen angestellt war, der aber ausschließlich in Baden-Württemberg gearbeitet hat, für eine extrem unseriöse Firma, de facto undokumentiert, ohne Verscherungsschutz, der zuletzt 4 Monate keinen Lohn bekommen hat, bedroht wurde, seine Papiere abgenommen bekommen hat, alles im Auftrag großer Spediteure und, wie immer, die bekannten Supermärkte, Autohersteller, usw., also gefühlt aller deutscher Unternehmen, als ich mir die zahlreichen Frachtpapiere angesehen hab...

Sie und auch Stefan Thyroke von Verdi (Fachgruppe Speditionen, Logistik, etc.) erklärten, das sei keine Ausnahme, sondern die Regel.


Frauenpower

Ich konnte auch nur Ausschnitte mitnehmen aber ich würde auch sagen, dass dass meiste schon lange bekannt ist und das sich durch das Buch lediglich die Gelegenheit bot, eine öffentliche Veranstaltung dazu zu machen,und darauf weiter aufmerksam zu machen. Mehr kann ich gerade nichts dazu sagen.

Kuddel

Nunja, es war nicht irgendwas, sondern eine Veranstaltung mit live-Stream vom DGB  (mit acht Mitgliedsgewerkschaften und insgesamt rund 5,7 Millionen Mitgliedern).

Man hat sich am Lieferkettengesetz festgekrallt und die Hoffnungen gehen dahin, daß die Auftraggeber moralisch unter Druck kommen, sie Angst vor Imageschäden haben, die Presse und Behörden (BAFA) eine Wirkung haben mögen.

In den Teilen der Veranstaltung, die ich gesehen habe, kamen keine gewerkschaftliche Maßnahmen zur Sprache. Es ging nicht um die Mobilisierung von Gewerkschaftsmitgliedern, um Solidaritätsaktionen von Truckerkollegen, von Kollegen anderer Branchen und das entscheidende Wort "Streik" fiel auch nie.

Für mich war es erschreckend, wie wenig Interesse an der Mobilisierung von Arbeitern bestand. Man will es alles irgendwie outsourcen, Behörden und Zivilgesellschaft sollen es schon richten. Die Gewerkschaften hauen über Social Media gelegentlich klassenkämpferische Sprüche raus, ohne den Bürosessel zu verlassen.


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