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Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 20:14:12 So. 29.März 2009

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Wilddieb Stuelpner

... Existenzgründer und Selbstständige:

Freie Presse, vom 25. Februar 2009

Immer mehr Selbstständige brauchen Hartz IV - Ostdeutschland deutlich stärker betroffen als alte Bundesländer - Sachsen mit größtem Anteil von Aufstockern dieser Art Schlusslicht

Von Alessandro Peduto

Berlin. Eine drastisch gestiegene Zahl von Selbstständigen in Deutschland ist auf Hartz IV angewiesen. Während im Januar 2005 rund 34.000 Selbstständige zusätzlich Arbeitslosengeld II bezogen, waren es im September 2008 etwa 108.000. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der "Freien Presse" vorliegt.

Die Zahl der selbstständigen Hartz-IV-Empfänger hat sich damit innerhalb von fast vier Jahren mehr als verdreifacht. Ostdeutschland ist von der Entwicklung überproportional stark betroffen. Den Angaben zufolge bezogen dort zuletzt knapp 52.000 Selbstständige Hartz IV. Dies sind drei Prozent aller ALG-II-Empfänger im Osten und fast die Hälfte der selbstständigen Aufstocker in Deutschland. Der Bundesdurchschnitt lag zuletzt bei 2,2 Prozent, Anfang 2005 betrug er noch 0,8 Prozent.

In den alten Bundesländern gab es bis vergangenen September mit rund 56.000 beinahe ebenso viele Betroffene wie im Osten, jedoch machen sie dort nur einen Anteil von 1,8 Prozent der Hartz-IV-Empfänger aus.

Bundesweites Schlusslicht ist Sachsen. Dort ist der Anteil der Selbstständigen unter den Hartz-IV-Empfängern mit 3,8 Prozent am größten. Dies entspricht einer Zahl von 15.000 ALG-II-Beziehern. Es folgen Berlin mit einem Anteil von 3,2 Prozent sowie Thüringen und Brandenburg mit je 2,8 Prozent. In Westdeutschland sind Niedersachsen (2,2) sowie Bayern und Bremen (2,1 Prozent) Spitzenreiter. Allerdings belegt Berlin auch in absoluten Zahlen einen vorderen Platz. So liegt die Bundeshauptstadt mit etwa 14.400 selbstständigen Hartz-IV-Empfängern deutschlandweit an dritter Stelle. Die größte Zahl verbucht das Land Nordrhein-Westfalen mit fast 18.000 Selbstständigen, deren Einkommen vom Staat aufgestockt wird. Die sich daraus ergebende Quote von 1,5 Prozent ist aber zugleich die niedrigste bundesweit.

Die Mittelstandspolitikerin der Linken-Bundestagsfraktion, Sabine Zimmermann, sprach von einem Armutszeugnis für die Große Koalition. Die Regierung habe zehntausende Menschen in eine prekäre Selbstständigkeit gedrängt. Arbeitslose würden mit "Ich-AGs" sowie mit Scheinselbstständigkeit und Subunternehmertum aus der Statistik herausmanipuliert, ohne dass auf die wirtschaftliche Grundlage der unternehmerischen Tätigkeit geachtet werde. Mittlerweile seien mehr als der Hälfte aller Firmen in Deutschland "Solo-Unternehmen". Jeder dritte Selbstständige verdiene aber weniger als 1100 Euro monatlich. Daher seien eine Mindestvergütung sowie eine wirksame Vorsorge im Fall eines unternehmerischen Scheiterns nötig.




Also Herren Clement, Hartz und Co., Ihre Ich-AGs sind genauso gescheitert wie ihre Leih- und Zeitarbeit oder Ein- bzw. Minijobs. Eine einzig große, geplatzte Blase. Von wegen mit Selbstständigkeit entflieht man der Arbeitslosigkeit und wird zur mittelständischen Jobmaschine. Diese Ammenmärchen glaubt ja nicht mal mehr des Teufels Großmutter.

Mit dem Eröffnen von Würschtelbuden, Bastelläden oder Esoterikboutiqzen kommt man auch nicht weiter, weil man einfach nicht antizyklisch vom Tellerwäscher zum Millinär aufsteigen kann, wenn gleichzeitig die großen Unternehmen ihr Personal massenweise entlassen. Wenn die schon nicht weiter wissen, dann können Sie uns nicht mit solchen Hirngespinsten kommen. Wenn das gesamte Umfeld an ehemaligen AN, die die eigentlichen Kunden der Kleingewerbetreibenden und der Mittelständler sind, arbeitslos wird, dann müssen unweigerlich auch die Kleingewerbetreibenden und der Mittelständler wieder wie Primeln eingehen. Das Umfeld, die Standortfaktoren und die Zeiten stimmen einfach nicht.

Wenn man genügend mehr- und langjährige Berufserfahrung als Geselle oder Meister hat, ein festes Arbeitseinkommen als Angestellter und finanzielle Reserven nachweisen kann, betriebswirtschaftliches, buchhalterisches und kalkulatorisches Grundlagenwissen hat, dann kann man den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Aber wer Arbeitslose, die schon im wirtschaftlichem Elend sitzen, aufstachelt und motiviert, ohne diese Voraussetzuingen zu haben, ein Existenzgründer zu werden, den sollte man als verantwortlichen Politiker und Unternehmensberater strafrechlich einen Kopf kürzer machen. Aus der Arbeitslosigkeit heraus in die Selbstständikeit zu gehen, ist Wahnsinn, Selbstmord, wirtschaftliches Harikiri und man erntet nur Schulden.

Wer uns erzählt mit Minijobs kann man sich eine Existenzgrundlage aufbauen, den sollte man auch gleich mit dem Vorschlaghammer erschlagen. Einen solchen Nebenjob kann man sich als ergänzendes, unsicheres Standbein zulegen, wenn man schon eine feste Anstellung hat. Das funktioniert für angestellte Arbeiter genauso gut für Handwerker und Beamte oder verehelichte Hausfrauen als Zubrot, aber nie als alleinige Haupterwerbsquelle.

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