Neusprech für Hartz IV

Begonnen von Senor_Ding-Dong, 01:58:11 Di. 02.Februar 2010

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Senor_Ding-Dong

Aus Raider wuder seinerzeit Twix, sonst änderte sich angeblich nichts. Vor kurzem sah ich allerdings in einem Süßigkeitenautomaten wieder Raider liegen. Seltsam.
Niedlich hingegen ist das Gefasel von Mutterkreuzträgerin von der Leyen zu einem Hartz4-Relaunch...
ZitatNeusprech für Hartz IV

Der Name muss geändert werden, fordert die Arbeitsministerin von der Leyen. Anstelle der Drohkulisse sollen positive Perspektiven vermittelt werden

Der Name "Hartz IV" muss nach Auffassung von Ursula von der Leyen abgeschafft werden. Es sei ein absolut wünschenswertes Ziel, äußerte von der Leyen gegenüber Welt-Online, "dass auf die Dauer das Wort Hartz IV verschwindet". In einer Fernsehsendung am gestrigen Abend hielt sie die Umbenennung für unvermeidlich.

Der Begriff müsse neu besetzt werden - positiver. Eigene Vorschläge zur Begriffsfindung wollte die neue Arbeitsministerin nicht nennen; das gehe nicht von oben, das müsse sich woanders entwickeln:

"Das geht nur, indem sich das Bild in der Bevölkerung zum Positiven verändert."

Wie von der Leyen ausführte, verhindere der Name Hartz IV (und weniger die Äußerungen Roland Kochs zur Arbeitspflicht von Arbeitslosen oder ihre eigene Forderung nach einer konsequenteren Anwendung von Sanktionen) eine "differenzierte gesellschaftliche Debatte über Langzeitarbeitslosigkeit". Zur großen Gemeinschaftleistung, Langzeitarbeitslosen einen Weg in die Arbeit zu bahnen, gehöre eine andere Kommunikation, so von der Leyen, Wege in die Arbeit müssten wirkungsvoller und verständlicher dargestellt werden:

"Aufstiegschancen, Anschluss halten, unabhängig vom Amt sein - das zählt."
http://www.heise.de/tp/blogs/6/147003

Außerdem:
ZitatDie deutsche Tradition der manipulativen Wortschöpfung

Von der Leyen: Wenn nichts mehr hilft, wird getrickst.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist nicht wirklich das, was man eine begnadete Rhetorikerin nennen möchte. Zaudernd, oft ohne Linie und wenig konkret hören sich die meisten ihrer Reden vor dem Deutschen Bundestag an. Und ausgerechnet sie will jetzt in die rhetorische Trickkiste greifen, um schlechte Politik gegen einen neuen Begriff zu ersetzen. Allerdings: Daran haben sich schon ganz andere Politiker versucht - und sind gescheitert.

Manipulative Wortschöpfungen haben in der deutschen Politik eine lange und wenig rühmliche Tradition. Begriffe wie "Einheitsfront", "Volkskörper" oder auch "gesundes Volksempfinden" (das auch heute immer noch Verwendung findet) stammen aus der Zeit des Nationalsozialismus, dessen Vertreter vom Schlage eines Joseph Goebbels wahre teuflische Meister der Sprache waren und mit wenigen konstruierten Wörtern entweder ein starkes Wir-Gefühl oder aber psychische Ausnahmezustände bei ihren Zuhörern hervorrufen konnten. Davon ist Ursula von der Leyen wahrlich Welten entfernt. Allerdings setzt sie mit ihrem Vorhaben fort, was besonders in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Hochkonjunktur hatte.

Damals war es der CDU-Politiker Heiner Geißler, der mit dem Begriff der "neuen soziale Frage" den damals noch starken politischen Gegner SPD auf dem Gebiet der Sozialpolitik das Wasser abgraben wollte. Die "neue soziale Frage" sollte bei den Wählern die Assoziation zur von der Sozialdemokratie vertretenen "alten" sozialen Frage hervorrufen, wobei der Begriff "Alt" seine Fortsetzung in "nicht mehr aktuell", "überholt", "ungültig" und "der Zeit nicht mehr angemessen" fand. Im Ergebnis war geplant, die Sozialpolitik der SPD als ewig gestrig und den modernen Anforderungen ungenügend darzustellen. Wer in den 70-ern auf der Höhe der Zeit sein wollte, musste CDU wählen - meinte Heiner Geißler, übrigens ehemaliger Jesuitenschüler, aus deren Reihen schon immer sehr gute Rhetoriker kamen. Indes, die Bemühungen des Mannes zahlten sich nicht aus, was die Bundestagswahlergebnisse aus jener Epoche unter Beweis stellen.

Von der Leyen wird sich in diesen Tagen Kurt Biedenkopf, eines alten Freundes ihres Vaters und Ex-Ministerpräsidenten von Niedersachsen Ernst Albrecht (der mit dem "Celler Loch"), erinnert haben. Biedenkopf, das haben jetzt Studenten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg um den Sprachwissenschaftler Dr. Oliver Herbst untersucht, hatte noch genauere Vorstellungen davon, wie Sprache manipulativ in der Politik eingesetzt werden sollte. Auf dem 22. Bundesparteitag der Christdemokraten im Jahr 1973 ließ der Professor in einer Rede die Katze aus dem Sack und forderte eine "Revolution durch Sprache". Durch die Schöpfung von neuen Begriffen, so Biedenkopf, müssten Politik und Partei das eigene Versagen relativieren. Sprache sei Strategie, mit der die Medienlandschaft in Deutschland besetzt werden müsste.

Solche Tricks werden nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern am häufigsten in politischen Umbruchsituationen angewandt, in denen ungewohnte Härten auf die Bevölkerung zukommen. Die neuen Wortkombinationen für ein Hartz-IV unter noch schlechteren Bedingungen wie aktuell soll beim Deutschen Michel die angebliche Attraktivität der Maßnahmen in den Vordergrund rücken. Gern ersetzen Manipulatoren bei solchen Gelegenheiten die im Sprachgebrauch beschriebenen Gegensätze durch Partnerschaften. So wurden bereits vor Jahren aus den "Tarifgegnern" die "Tarifpartner".

Ursula von der Leyen allerdings hat beim Griff in die Trickkiste schon daneben gelangt und den Kardinalfehler begangen: Sie hat ihre Manipulation durch Wortneuschöpfung zuvor angekündigt.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32010/1.html

Gehtsnoch

HAHAHAHAHA Tarrifgegner....Tarifpartner.....Hartz4 muss positiver werden....so ein naiver scheiss....
Zeitarbeit ist scheisse!

Hartzhetzer

Wie wärs denn mit:

Aktivierende Grundarmut für Gratisarbeiter (Abkürzung AGG)
Suppenküchenbonus für Überflüssige (SBÜ)
Zwangsenteignungshilfe für Unproduktive (ZU)
Hier spiele ich besonders auf Geldbeträge an die für das alter gespart wurden und plötzlich verwertbares Vermögen sind oder auf die Wohnung von der man sich wegen ihrer Größe auf einmal trennen soll.

Jedoch denke ich das, dass Ursel einfach zu negativ besetzt sein wird. Ihr schwebt eher sowas vor:

Hängemattenkuschelgeld (HKG)
Frühaufsteheraktivierungshilfe (FAH)

Na egal wie, es wird wirklich langsam Zeit für ein bisschen Neusprech.

mfg
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

marvin_gate-way

mir fällt dazu folgendes ein:

SHZ-----stigmatisierender Hungerbekämpfungszuschuß
GfA-----Gnadenbrot für Arbeitsunwillige
GBA-----nein, nicht Game Boy Advance, sondern Geringfügiger Beitrag für Ausgegrenzte
Das letzte Fahrzeug, das Du benutzt, ist immer ein Kombi!

MizuNoOto


ZitatDie Euphemismus-Tretmühle (englisch euphemism treadmill) ist eine sprachwissenschaftliche Theorie. Sie besagt, dass jeder Euphemismus irgendwann die negative Konnotation  seines Vorgängerausdrucks annehmen wird, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht verändern.

wikipedia, Euphemismus-Tretmühle

milly

hat das was mit "self-fulfilling-prophecy" zu tun? mit zeitverschobenem effekt? also will die urschel uns zu für schwerverbrecher- und puffgängertum "animieren" im vorfeld verurteilen???  ;D ;D ;D

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