Kampagne: Keine Arbeit ohne Lohn!

Begonnen von classwar, 14:17:26 Mi. 19.Dezember 2007

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classwar

Aufruf zur Kampagne der FAU Berlin
weitere Infos: http://www.keine-arbeit-ohne-lohn.de

In Deutschland, und nicht nur dort, erleben wir derzeit einen beispiellosen Angriff auf die regulären Beschäftigungsverhältnisse. Einst hart erkämpfte Arbeitsstandards werden untergraben, Löhne nach unten geschraubt, das Arbeitsrecht aufgeweicht, Arbeit generell ,,flexibilisiert", wie sie es nennen. Gerade die allgemeine Herabsetzung der Löhne spüren wir, als lohnabhängige Bevölkerung, am härtesten. Der krasseste Ausdruck dieses Lohnverfalls liegt, logischerweise, dann vor, wenn Menschen ohne Lohn schuften.

Wer glaubt, unbezahlte Arbeit findet sich etwa nur dort, wo Menschen ehrenamtlich tätig sind, weit gefehlt. Sie ist ein um sich greifendes Phänomen inmitten der Arbeitswelt. Sie gibt es flächendeckend, in fast allen Bereichen: ob Probearbeit, Praktika, Lehraufträge oder – in der pervertiertesten Form – Ein-Euro-Jobs. Immer mehr Menschen erledigen Jobs (nahezu) ohne Entlohnung.

Gerade Probearbeit bzw. Probeschichten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, vor allem bei Klein- und mittelständischen Unternehmen.

Der große Probeschwindel

Immer mehr Menschen machen Erfahrungen mit unbezahlter Probearbeit, ja, diese Form der Ausbeutung scheint geradezu einzureißen. Vor allem für Tätigkeiten, die schnell anzulernen sind und keine oder nur geringe Vorkenntnisse benötigen, greifen Arbeitgeber zunehmend auf unbezahlte Arbeitskräfte zurück. Die Palette reicht von der Bedienung oder Küchenhilfe, über Verkaufs- oder Ladenarbeiten bis hin zu Portierjobs oder harter Knochenarbeit. Ob Gastronomie, Handel, Gewerbe oder Bau – kaum eine Branche, in der es das nicht gibt. Aber auch Jobs, die eine Ausbildung oder Fachkenntnisse erfordern, geraten zunehmend in diesen Strudel. Vor allem Zeitarbeitsfirmen treiben hierbei ein schamloses Spiel, während viele Unternehmen sich die immer schärfere Konkurrenz und die Verzweiflung von Erwerbslosen zunutze machen. Besonders drastisch wird die Situation, wenn dahinter noch der Druck von der Arbeitsagentur steckt.

In der Regel werden solche Arbeitskräfte für ein paar Stunden oder wenige Tage herangezogen, nicht selten aber auch für ganze Wochen, wobei sie die volle Arbeitsleistung für die vorgesehene Stelle erbringen. Die Übernahme der Probearbeitenden erfolgt dabei in den seltensten Fällen, meistens lässt das entsprechende Unternehmen nicht mehr viel von sich hören. Und ebenso selten wird, im Falle der Ablehnung, für die geleistete Arbeit ein ordentlicher Lohn gezahlt. Oftmals hat derjenige schon Glück, der zumindest eine kleine Vergütung erhält. Immer häufiger aber gibt es Pustekuchen für die Strapazen. Und auch im Falle der Anstellung – die Nicht-Entlohnung von Probearbeit bleibt eine Entwürdigung der Arbeitenden.

Unternehmen machen sich bei alledem das Unwissen der betroffenen Personen zu Nutze. Denn was viele dabei nicht wissen: wo eine Arbeitsleistung vorliegt, muss entsprechender Lohn gezahlt werden; rechtlich ist diese Verfahrensweise nur solange zulässig, wie sie nicht angefochten wird.


Keine Frage der eigenen Bereitschaft

Im Missverhältnis zum Trend der Probearbeit steht, dass diese Form der Ausbeutung wenig Aufmerksamkeit genießt und häufig unterschätzt wird. Die meisten Menschen erledigen diese Form der unbezahlten Arbeit stillschweigend, oftmals, weil ihnen keine andere Wahl bleibt, oftmals, weil sie sich etwas davon erwarten. In der Regel wird dies als individuelles Problem gesehen, als ein Zustand, gegen den man selbst nichts machen kann oder den man (kurzfristig) in Kauf nehmen muss.

Doch unbezahlte Arbeit zu leisten, ist nicht nur für die jeweilige Person bedauerlich. Dieses Problem betrifft alle Lohnabhängigen, auch wenn man selbst gerade nicht direkt davon betroffen ist. Jedes Mal, wenn wir unentgeltlich oder gegen symbolische Almosen einen Job erledigen, werden wir selbst zu Lohndrückern, werden zu Faktoren der Verdrängung regulärer Beschäftigung. Jedes Mal, wenn wir dies selbstverständlich in Kauf nehmen, schaden wir nicht nur uns selbst, wir schwächen die Position aller Lohnabhängigen. Derartige Arbeitsverhältnisse werden dadurch zunehmend standardisiert.

Unternehmer und Einrichtungen drehen bewusst an dieser Spirale. Sie forcieren derartige Verhältnisse, um durch billige Arbeitskräfte mehr Gewinn zu machen oder mehr einzusparen. Die um sich greifende Probearbeit ist somit ein Teil des neoliberalen Angriffs auf die Beschäftigungsverhältnisse.


Gemeinsam dagegenhalten

In vielen Bereichen werden solche Arbeitskräfte, ja, manchmal ganze Belegschaften zyklisch ausgetauscht. Diese hohe Fluktuation verstärkt die Vereinzelung, macht es schwierig, das Problem als ein Kollektives zu begreifen und anzugehen.

In der Tat können wir nur kollektiv an diesen Missständen rütteln und unsere Würde bewahren. Wenn uns das gesetzliche Recht zwar gewisse Möglichkeiten bietet, auch individuell dagegen vorzugehen, so ist auch dieser Weg für die meisten zu steinig, um ihn allein zu gehen. Langwierige aufreibende Verfahrenweisen, rechtliche Unkenntnisse, fehlende Erfahrungen, psychologischer Druck und evtl. Kosten stellen für viele eine zu große Bürde dar. Nicht zuletzt wird dieser Angriff auf die Beschäftigungsverhältnisse auf breiter Front geführt und kann deshalb adäquat auch nur auf breiter Front beantwortet werden.

Eine kämpferische und solidarische Gewerkschaft, in der sich Menschen branchenübergreifend organisieren, ist eine Antwort dieser Art. Mit ihr können wir unsere Interessen direkt und nachhaltig durchsetzen, die Unternehmen in die Enge treiben und letztlich sogar in die Offensive gehen. Ob durch die Ausübung von direktem Druck beim jeweiligen Ausbeuter durch eine Vielfalt gewerkschaftlicher Maßnahmen oder durch den Rückhalt bei letztlich eingeleiteten rechtlichen Schritten – organisiert durchbrechen wir die Vereinzelung und schaffen die nötigen Druckpotenziale.

Es ist an dir, eine Wahl zu treffen ...

Di. 15.01.2008 [20.00Uhr] Berlin
Input und Diskussion zum Auftakt der Kampagne "Keine Arbeit ohne Lohn"
[Veranstaltungsort: FAU-Lokal, Straßburger Str. 38, Berlin-P'berg, U2 Senefelderplatz]

Paul Brömmel

Wo ist denn diese "kämpferische und solidarische Gewerkschaft" ?

classwar


Paul Brömmel

Das sind bloß Schreiberlinge.Papier ist geduldig.
Von "kämpferischer und solidarischer Gewerkschaft" weit und breit keine Spur.

classwar

Ich weiß nicht, woher du dein Urteil nimmst, aber in Anbetracht ihrer Größe, machen sie meiner Erfahrung nach recht viel. Aber gut, eine große, kämpferische Gewerkschaft fällt nun mal nicht vom Himmel.

BakuRock

ZitatOriginal von Paul Brömmel
Das sind bloß Schreiberlinge.Papier ist geduldig.
Von "kämpferischer und solidarischer Gewerkschaft" weit und breit keine Spur.

@PBroemmel, innerhalb der Gewerkschaft gibt es solidarische Aktionen. Es ist nicht wichtig, dass du diese erkennst - es ist wichtig, dass die Betrofffenen diese erfahren.......

Dazu braucht es keiner PR!
---
Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

Eigentumsfragen stellen!

Wer sind FAUistas

Paul Brömmel

"Es ist nicht wichtig, dass du diese erkennst - es ist wichtig, dass die Betrofffenen diese erfahren......."

Wie merken das denn die Betroffenen ?

handkey

die kampagne ist schon einigermassen umfangreich und gut- bin öfters wegen anderer sachen in berlin und hab trotzdem mitgekriegt dass da was läuft-

da braucht niemand abfällig zu brömmeln...
Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger,
Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen,
warum sollten ausgerechnet Volks- oder Arbeitervertreter
aus der Art schlagen?

BakuRock

ZitatOriginal von Paul Brömmel
"Es ist nicht wichtig, dass du diese erkennst - es ist wichtig, dass die Betrofffenen diese erfahren......."

Wie merken das denn die Betroffenen ?

Moin ;-)

na z. Bleistift, indem mal jemensch, der die Hoffnung auf Gegenleistungen fuer seine Arbeitsleistung schon aufgegeben hatte, von GenossInnen solidarisch unterstuetzt wird und nun doch fuer diese Arbeit bezahlt wird........

Da geht noch was - wenn wir mehr werden.......
---
Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

Eigentumsfragen stellen!

Wer sind FAUistas

Irrlichtprojektor

ZitatOriginal von BakuRock
ZitatOriginal von Paul Brömmel
"Es ist nicht wichtig, dass du diese erkennst - es ist wichtig, dass die Betrofffenen diese erfahren......."

Wie merken das denn die Betroffenen ?

Moin ;-)

na z. Bleistift, indem mal jemensch, der die Hoffnung auf Gegenleistungen fuer seine Arbeitsleistung schon aufgegeben hatte, von GenossInnen solidarisch unterstuetzt wird und nun doch fuer diese Arbeit bezahlt wird........

Da geht noch was - wenn wir mehr werden.......


so viel zur Theorie!

Codeman

Also ich wohne fest in Berlin und ich habe von dieser Kampagne noch gar nichts mitbekommen.Das einzig gewerkschaftliche was ich regelmässig hier bekomme ist meine Mitgliedszeitung der NGG "einigkeit" vierteljährlich in meinen Briefkasten.

Von FAU habe ich ausser hier in diesem Forum noch nie etwas gelesen.

MfG
Codeman
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

classwar

Es dürfte ja wohl klar sein, daß die kleine FAU nicht flächendeckend in Berlin Präsenz zeigen kann. Und wenn man sie nicht sucht, kriegt man von der NGG (und anderen Gewerkschaften dieser Art) auch nicht viel in Berlin mit.

SyndiCat

"Das sind bloß Schreiberlinge.Papier ist geduldig. Von "kämpferischer und solidarischer Gewerkschaft" weit und breit keine Spur."

Interessante These. Woher hast du denn so deine "Erkenntnisse"? Nur mal so zur Aufbesserung der Faktenlage: Ich hatte vor vier Jahren Stress mit meinem Boss wegen zweier ausstehender Löhne. Ich bin zu ver.di (ich war damals sowohl in der FAU als auch bei ver.di), die haben mir gesagt, dass sie nichts tun können und dass ich klagen soll, sie würden mir wahrscheinlich den Anwalt bezahlen. Einige Tage später habe ich den Fall in meinem FAU-Syndikat erzählt. Drei Tage später hatte mein Boss Besuch von zwei GenossInnen, die ihm klar gemacht haben, dass es für sein Image abträglich ist, wenn die ausstehenden Löhne nicht gezahlt werden. Das Flugblatt für die Kundschaft und die restliche Öffentlichkeit haben sie ihm dabei schon mal unter die Nase gehalten. Scheint ihn überzeugt zu haben: Zwei Tage später hatte ich meine Kohle. Den ver.di-Beitrag spare ich mir seither. So ist das halt: Lieber flink, klein und gemein als groß, zahm und träge.

Rappelkistenrebell

Dann gib mal Bescheid wenn Eure FAU (L) streikfähig ist....solange bleibe ich bei VerDi :tongue:

Aber mal im ernst.Ichhalt absolutnichts von FAU ,aber diese Kampagne ist sehr gut und shcon lange überfällig.

Hatten ATTAC nicht auch vor ca 2 oder 3 Jahren sowas Ähnliches?

Zumindest die rechtlichen Tips sollten man weiterverbreiten.Ich habe sie soeben durch meinen privaten Emailverteiler gejagt :cheer:
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Irrlichtprojektor

Über so ne kleine Gewerkschaft kann man sich schnell lustig machen, irgendwie verleitet es wohl dazu. Passt so schön in unsere Ellenbogen-Mentalität. Gelle? ;)

Wenn ich für einen besseren Kapitalismus einstehen würde wäre ich wahrscheinlich bei der IGM auch nicht schlecht aufgehoben. Ich will! aber
gar keinen Kapitalismus!

gruß irrlicht

Rappelkistenrebell

Ich will auch keinen Kapitalismus.

Was so die FAU angeht,bei mir vor Ort bestehen die paar Männekiekens aus Schülern und Studenten.Ab und an seh ich die mal auf ne r Demo mit schlauen Sprüchen a la "Deutschland verrecke" und "Arbeit ist Scheiße"....Also Klischee pur. :rolleyes:

Soviel zum Thema "Arbeit " und "Gewerkschaft" .Tut mir leid,ich kann diese Spinner nicht ernts nehmen.
Das mag ja in anderen Orten anders sein.Aber hier sind die Jungs im Klassenkampf genauso notwendig wie ein zweites Loch im Arsch :cheer:
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Krokos

also habe jetzt schon sehr oft im Forum gelesen, dass man die FAU nicht ernst nehmen kann und solche Sprüche "wie Arbeit ist scheisse" schrecken mich erstmal ab.
Habe mir letzens eine Anarchoflagge bestellen wollen und war auf einer Internetseite wo teilweise Aufkleber mit nur solchen Sprüchen drauf verkauft worden sind.
Die normalen Aufkleber von der Internetseite der FAU gehen ja grad noch so, aber bei denen die ich letzens gesehen habe ist mir erstmal die Spucke weggeblieben....

Irrlichtprojektor

Ehrlich gesagt ist mir dass alles etwas zu oberflächich und ich möchte hier auch nicht ne Diskussion über die FAU anheizen.

Lasst uns dass beenden. Viel wichtiger ist es Gemeinsamkeiten heraus zu stellen die uns vereinen und nicht künstliche Grenzen herbei zu reden die uns auseinander treiben.

gruß irrlicht

SyndiCat

ZitatOriginal von Krokos
(...) Habe mir letzens eine Anarchoflagge bestellen wollen und war auf einer Internetseite wo teilweise Aufkleber mit nur solchen Sprüchen drauf verkauft worden sind. (...)

Ich bin natürlich entsetzt, wenn du auf irgendeiner Anarchoseite gelandet bist, um irgendeine Anarchoflagge zu kaufen auf der irgendwelche Aufkleber mit irgendwelchen Sprüchen drauf verkauft werden. Aber was bitte hat das mit der FAU zu tun? Oder waren das konkret Aufkleber der FAU, die dir nicht behagt haben? Irgendwie klingt das alles schon ein wenig kindisch.

SyndiCat

ZitatOriginal von Rappelkistenrebell
Dann gib mal Bescheid wenn Eure FAU (L) streikfähig ist....solange bleibe ich bei VerDi

Keine Sorge, ich will dich ja auch gar nicht abwerben. Ich war übrigens fast 20 Jahre in der IG Medien (später u.a. mit der gelben Gewerkschaft DAG zu ver.di vereinigt), ohne dass wir auch nur ein einziges Mal in den Genuss gekommen wären, in der Streik gerufen zu werden. Schließlich entscheidest ja nicht du, ob du streikst, sondern deine ver.di Hauptamtlichen. Ich habe jedenfalls in den paar Jahren in der nicht streikberechtigten FAU mehr konkrete klassenkämpferische Auseinandersetzungen erlebt, als in den 20 Jahren Gewerkschafts-ADAC zuvor.

classwar

ZitatEhrlich gesagt ist mir dass alles etwas zu oberflächich und ich möchte hier auch nicht ne Diskussion über die FAU anheizen.

Aber vielleicht könnte man mal ganz entspannnt über die Möglichkeiten der FAU, oder der IWW, oder einer ganz anderen Initiative für eine kämpferische, revolutionäre Gewerkschaft diskutieren. Das sich unbestreitbar Beispiele finden lassen, wo die FAU - trotz ihrer Größe - mehr macht als die etablierten Gewerkschaften überhaupt wollen ist für mich ebenso klar, wie, daß es einige Beispiele gibt, wo man über die FAU bzw. einige ihrer Gruppen oder Mitglieder den Kopf schütteln kann. Dies ist aber auch logisch, wenn man keinen allmächtigen Vorstand hat, der alles glattbügelt. Man sollte dies vielleicht eher in einen Entwicklungsprozeß einordnen.

Irrlichtprojektor

Hallo classwar,

In der DA gab es kürzlich einen Artikel dem das Zusammenwirken verschiedener Gewerkschaften beschrieben wurde und wie wichtig kleine Gewerkschaften sein können. Mit kritischem Blick auf Deutschland kann man da sicherlich nur lernen.

Schon wieder Streiks und Proteste in Frankreich. Ein Blick über den Tellerrand und in die eigene Suppe

gruß irrlicht

Krokos

ZitatOriginal von SyndiCat
ZitatOriginal von Krokos
(...) Habe mir letzens eine Anarchoflagge bestellen wollen und war auf einer Internetseite wo teilweise Aufkleber mit nur solchen Sprüchen drauf verkauft worden sind. (...)

Ich bin natürlich entsetzt, wenn du auf irgendeiner Anarchoseite gelandet bist, um irgendeine Anarchoflagge zu kaufen auf der irgendwelche Aufkleber mit irgendwelchen Sprüchen drauf verkauft werden. Aber was bitte hat das mit der FAU zu tun? Oder waren das konkret Aufkleber der FAU, die dir nicht behagt haben? Irgendwie klingt das alles schon ein wenig kindisch.

ja, es waren FAU-Aufkleber, aber andere als die von der FAU-Inetseite...
vor allen was will man mit den Aufklebern bezwecken, eigentlich sehe ich die Aufkleber so, dass man sie bspw. an gutbesuchten Plätzen auf der Arbeit aufklebt um die Menschen zum Nachdenken anzuregen...
Aber jetzt stelle ich mir mal den typischen Arbeiter vor, wie er auf ein Aufkleber stösst wo drauf steht "mach doch mal blau" (das war ja sogar noch der weniger schlimme Aufkleber...).
Es ist nichts gegen die FAU an sich, ich habe selbst einen CNT-Avatar wie du siehst, aber die FAU kommt mir einfach nicht ernst genug rüber...
Vielleicht gibt es da auch verschiedene Gruppierungen die es teilweise ernst meinen, aber auch Gruppierungen die teilweise das Ganze eher als Spaß ansehen und damit die Leute die es ernst meinen mit runter ziehen ?
Vergleichbar mit der Schwestergewerkschaft CNT sind sie es jedenfalls nicht, bzw, wie die CNT heute darsteht kann man auch schlecht sagen.
Ich habe irgendwo mal eine Kritik der UGT an die CNT gerichtet gelesen, in der die UGT meinte, dass die CNT vor dem Problem steht, dass sie sich der Gesellschaft entfremde.
Genau das Problem sehe ich auch in der FAU, für den einfachen Arbeiter ist es noch nichteinmal eine entfremdete Gewerkschaft sondern allenfalls ein Punkclub !?
Trotzdem gefallen mir die Prinzipien sehr gut, ich habe mich auch in der letzen Zeit sehr viel über das ganze Thema gelesen und auch einige Filme gesehen.
Ich denke dass in der FAU gerade in der Zukunft, wenn sich arbeitsmarkttechnisch so weiterentwickelt wie bisher sehr viel Potenzial steckt.
Die anderen Gewerkschaften werden immer mehr und mehr von der Neoliberalen unterwandert, das führt sogar schon so weit, dass sich schon Gewerkschaftsköpfe gegen den Mindestlohn aussprechen...

Das ist auch so ein Punkt der mir an der CNT und FAU gefällt, dass es praktisch keine Gewerkschaftsköpfte gibt, sondern die gesamte Macht in der Hand der Mitglieder liegt...

SyndiCat

ZitatOriginal von Krokos
Aber jetzt stelle ich mir mal den typischen Arbeiter vor, wie er auf ein Aufkleber stösst wo drauf steht "mach doch mal blau" (das war ja sogar noch der weniger schlimme Aufkleber...).

Du meinst sicher "Gegen Arbeitshetze und unerträgliche Vorgesetzte - öfter mal blau machen!". Seit mehr als 10 Jahren ein absoluter Renner, zehntausendfach als Aufkleber und Plakat im Umlauf und Grund für so manches Augenzwinkern bei der einen oder anderen Kollegin bei mir auf der Knechte. Die schönste Geschichte darüber, was "der typische Arbeiter" von dem Motiv hält, habe ich aber vor drei Jahren aus Hamburg gehört. FAU-Stand auf dem Hafengeburtstag, zwei Uniformierte nähern sich dem Stand, kurze Irritation bei den GenossInnen hinter dem Büchertisch. "Sag mal, ihr macht doch diese Plakate mit dem Blaumachen?". "Ja, warum?". "Können wir davon zwei für die Wache haben?". Sprachens und zogen mit zwei Plakaten ab, glücklich darüber, dass sie dafür nicht mal was zahlen mußten. Einige Wochen später wurde ein Hamburger Genosse während einer Demo kurzzeitig einkassiert und musste mit auf die Wache. Und was sieht er da auf dem Flur? An der Wand prangt eines der Blaumachen-Streifenplakate! Zugegeben, deutsche Cops sind nicht zwangsläufig "typische Arbeiter", aber unerträgliche Vorgesetzte (gibt es auch andere?) haben sie scheinbar auch. Anyhow, zum Glück ist "typische Arbeiter" halt ziemlich untypisch; sie kifft, er arbeitet schwarz und viele sind glücklicher Weise so ganz anders als die blonden, blauäugigen und sauberen Proleten, die sich z.B. die MLPD so als Proletariat vorstellt. In diesem Sinne, bleib locker, beherzige einfach mal die Empfehlung eines anderen dieser schlimmen FAU-Aufkleber: "Heute bin ich nicht zur Arbeit gegangen und morgen werde ich das glaube ich auch nicht tun" :-) Die kleine Pause kannste ja mal darauf verwenden, ein wenig nachzulesen, was die zeitgenössischen ErbInnen deines Avatars denn heute so treiben. Ist nämlich nicht unspannend.

classwar

Naja, aber eigentlich sollte die syndikalistische Strategie ja eher im Aufbau kämpferischer Betriebsgruppen oder Syndikate liegen als im blau machen, oder? Tut den Vorgesetzten - auch den erträglichen - zumindest mehr weh.

classwar

Di. 25.03. [20.00Uhr]

Info- und Diskussionsabend zur Kampagne - Keine Arbeit ohne Lohn!

Ist Lohnarbeit, die normalisierte Form kapitalistischer Ausbeutung,
überhaupt ein Übel, dem es sich zu erwehren gilt, so gilt dies umso mehr
für Arbeiten, die mit Hungerlöhnen oder gar nicht entlohnt werden.
Unbezahlte Arbeit ist ein um sich greifendes Phänomen, das sich
mittlerweile in fast allen Bereichen findet. Ob in Form von unbezahlten
Probeschichten, Praktika, Lehraufträgen oder ehrenamtlicher Tätigkeit --
immer mehr Einrichtung und Unternehmer setzten negative Standards und
kurbeln die Spirale der Prekarität an. Die Kampagne "Keine Arbeit ohne
Lohn!" der FAU Berlin möchte Standards gegen diese Form der Überausbeutung
setzen. Referenten der Kampagne informieren über verschiedene Formen von
unbezahlter Arbeit sowie über deren ökonomischen Hintergründe und sozialen
Auswirkungen. Darüberhinaus sollen Notwendigkeit und revolutionäre
Strategien gegen Überausbeutung diskutiert werden.

[Veranstaltungsort: K9, Kinzigstrasse 9, Berlin-Friedrichshain, U5
Frankfurter-Allee]

Weitere Infos: http://www.keine-arbeit-ohne-lohn.de

classwar

Weitere Veranstaltungen:

Do. 10. April, 19.00 Uhr
Mannheim: Bürgerhaus Neckarstadt, Lutherstr. 15-17

Do. 17. April, 19.00 Uhr
Berlin: BAIZ, Christinenstr. 1

codes für Banner zur Kampagne gibt es hier:

http://www.fau.org/static/keine-arbeit-ohne-lohn/daten/links/banner_links.html

classwar

Kampagne für Lohn

Die Berliner FAU startet eine Kampagne gegen Gratisarbeit und Dauerpraktikanteneinsatz

Immer mehr Menschen hangeln sich von einem un- oder schlecht bezahlten Praktikum zum nächsten. Die Freie Arbeiter Union (FAU), eine kleine Gewerkschaft, hat deshalb eine Kampagne "Keine Arbeit ohne Lohn" gestartet, die sich der Bekämpfung der Gratisarbeit widmet. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Selbstorganisierung der Beschäftigten. Dazu gehören natürlich auch die PraktikantInnen", sagt Mitinitiator Matthias Schneider. Auf der Webseite //www.keine-arbeit-ohne-lohn.de können Beschäftigte, die keinen Lohn bekommen, Erfahrungsberichte abgeben.

Bei den Betroffenen ist die Kampagne allerdings wohl noch nicht richtig angekommen. "Der Rückfluss ist noch bescheiden", gibt Schneider zu. Allerdings sei es normal, dass PraktikantInnen und AbsolventInnen unentlohnter Probeschichten oft schwerer zu aktivieren sind als Festangestellte. Jessica Bleicher, die sich ebenfalls in der Kampagne engagiert, weiß auch, warum. Die Hoffnung auf den begehrten Job spiele auch nach mehreren Praktika und vielen Gratisstunden immer noch eine große Rolle. Jeder Misserfolg werde dann als persönliches Versagen wahrgenommen.

Bleicher will mit der Kampagne den Betroffenen vermitteln, dass unbezahlte Arbeit kein persönliches Problem ist und man sich dagegen wehren kann. Zumindest diese Botschaft scheint bei einem Teil der Zielgruppe anzukommen. "Über die Kampagnenhomepage erkundigen sich vermehrt Betroffene nach rechtlichen Tipps, um gegen unbezahlte Arbeit vorzugehen", so Schneider. Der Grund dürfte auch in einigen Urteilen von Arbeitsgerichten liegen, mit der die Position der PraktikantInnen gestärkt wurden. Die AktivistInnen geben darum die Hoffnung nicht auf, die Betroffenen zu organisieren. Schließlich ist die Kampagne auf eine längere Zeit ausgelegt und soll über Berlin hinaus ausgedehnt werden.

PETER NOWAK

Quelle: TAZ, 22.7.08.

Unbezahlte Arbeit nicht hinnehmen - Eine Kampagne will Strategien kollektiver Gegenwehr ausloten

Die Kampagne ,,Keine Arbeit ohne Lohn" widmet sich der Organisierung von Praktikanten

,,Schuftest Du oder verdienst Du schon?" Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen, die sich von einem un- oder schlecht bezahlten Praktikum zum nächsten hangeln. Als Generation Praktikum sind sie schon in die Literatur und das Feuilleton eingegangen. Für Matthias Schneider vermittelt der Begriff allerdings die falsche Vorstellung, dass davon vor allem junge Leute im Kulturbereich betroffen seien. Besonders im Bereich der Gastronomie und dem Einzelhandel aber auch im Verlagswesen nehme die unbezahlte Arbeit in Form von Praktika und Probeschichten zu, so Schneider. So habe beispielsweise die Kunstbedarfskette Boesner Ende 2006 und Mitte 2007 auf seiner Internetseite Stellen im Verkaufsbereich ausgeschrieben. Jobsuchende, die sich daraufhin beworben hatten, seien zu einer zweitägigen Probearbeit ohne Lohn im Verkaufsbereich eingeladen worden. Doch am Ende winkte nicht die begehrte Festanstellung sondern das Angebot einer Teilzeitstelle auf 400 Euro Basis.

Darüber haben kürzlich Betroffene berichtet, die der Kampagne ,,Keine Arbeit
ohne Lohn" ihre Erfahrungen mitteilten. Hierbei handelt es sich um eine Initiative der anarchosyndikalistischen ,,Freien Arbeiter Union (FAU), einer kleinen Gewerkschaft außerhalb des DGB. ,,Wir legen den Schwerpunkt auf die Selbstorganisierung der Beschäftigten", betont Schneider, der sich als Mitinitiator der Kampagne gerade tiefere Einblicke in die Welt der Probeschichten und Praktika verschafft. Das ist gar nicht so einfach, wie er mittlerweile erfahren musste.
Der Kontakt zu den Betroffenen bei Boesnser war zustande gekommen, weil die FAU
dort schon länger mit Beschäftigten Kontakt hat, die kürzlich in mehreren Städten Aktionen gegen die Wiedereinführung der Samstagsarbeit durchführte. Doch viele Praktikanten und Absolventen von unentlohnten Probeschichten sind schwer zu erreichen.
Die Hoffnung auf den begehrten Job nach immer neuer Probearbeit spielt dabei eine
große Rolle. ,,Wenn es dann wieder nicht geklappt hat, wird es in der Regel als
individuelles Problem und persönliches Versagen wahrgenommen. Die Konsequenz ist dann häufig, sich das nächste Mal noch mehr anzustrengen, um vielleicht doch noch einen Job zu kriegen. Gegen dieses Denken wollen wir mit unserer Kampagne angehen," betont. Schneider. Unbezahlte Arbeit ist kein persönliches Problem ist und man kann sich dagegen wehren, lautet die Botschaft.

Rechtstipps gefragt

Mittlerweile wurde die Homepage //www.keine-arbeit-ohne-lohn.de eingerichtet,
auf der Erfahrungsberichte von Beschäftigten ohne Lohn gesammelt werden sollen. Als Orientierungshilfe wurde ein Fragebogen erstellt, der auf der Internetseite der Kampagne abgerufen werden kann ,,Es gab schon erste Reaktionen von Betroffene. Doch der Rückfluss sei noch bescheiden, so Schneider. Allerdings würden sich vermehrt Praktikanten über die Kampagnen-Homepage nach rechtlichen Tipps erkundigt, mit denen sie gegen unbezahlte Arbeit vorgehen können. Dazu könnte ein Urteil des Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg beigetragen haben. Es hat vor einigen Wochen einer Frau Recht gegeben, die sechs Monate als Praktikant bei einer Veranstaltungsagentur gearbeitet hat. Die Firma muss ihr jetzt mehrere Tausend Euro Lohn nachzahlen.

Peter Nowak

Quelle: Neues Deutschland, 18.7.08

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