Geschredderte Weltbilder

Begonnen von Kuddel, 10:30:36 Do. 30.Januar 2020

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counselor

Und bei uns erklärt die AfD Antifaschisten zu Faschisten. Die Rechte arbeitet bewusst mit Begriffsverwirrung.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Es fehlt an politischer Bildung und wir haben es mit einer Desinformation auf hohem Niveau zu tun.

Nur mal kurz.

  • Die deutsche Linkspartei ist sozialdemokratisch
  • BSW ist rechtspopulistisch
  • Melenchon und die neue Volksfront sind vielleicht links, aber nicht linksradikal
Melenchon und die Neue Volksfront (NFP): Das Programm der NFP proklamiert die ,,Dringlichkeit von Frieden", unterstützt jedoch Macrons Forderung, französische Truppen in die Ukraine zu schicken, die von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird. Das Bündnis befürwortet ,,den Erhalt aller Einheiten der Militärpolizei und eine Aufstockung des Personals der ermittlungstechnischen, technischen und wissenschaftlichen Polizei und der Geheimdienste".

Die Medien beschreiben es anders:

  • "Mélenchon – der linksradikale Brandstifter" - 0e24
  • "Extremisten beider Seiten. Sie gehörten in denselben Topf: RN = LFI und Marine Le Pen = Jean-Luc Mélenchon." - NZZ
  • "Frankreich-Linksextremist Mélenchon" und "Wahlsieg des Linksaußen-Bündnisses" - Bild

Im Deutschlandfunk: Claus Leggewie, Professor der Politikwissenschaften, Träger des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse nannte die Wagenknechtpartei allen Ernstes "Linkspopulistisch". Wagenknecht ist schon lange nicht mehr links!!!

Kuddel

Im Neuen Deutschland habe ich einen Artikel gefunden, der mich mehrfach zum Lachen brachte. Aber er ist eher traurig, denn der beschreibt den Zustand der Bewußtseinsbildung der jungen Leute...

ZitatDas rechte Beinchen vor, das ist der ganze Trick!
Es fällt schwer, unter den halbwegs relevanten politischen Parteien noch irgendeine Art inhaltliche Politik zu erkennen


Fragt man junge Leute, welche Partei »rechts« und welche »links« ist und was das überhaupt bedeuten soll, blickt man oft in ratlose Gesichter. Sie können Instagram und Tiktok halbwegs auseinanderhalten und wissen, wo man die nächste Steckdose findet. Das muss reichen für ein Leben im 21. Jahrhundert. Mehr braucht es nicht. (...)

Sehr lesenswert! https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185111.die-gute-kolumne-das-rechte-beinchen-vor-das-ist-der-ganze-trick.html

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 16:03:46 Di. 10.September 2024Im Neuen Deutschland habe ich einen Artikel gefunden, der mich mehrfach zum Lachen brachte. Aber er ist eher traurig, denn der beschreibt den Zustand der Bewußtseinsbildung der jungen Leute...
Ich musste beim Lesen des Artikels auch mehrmals lachen.

Aber in gewisser Hinsicht kann ich die jungen Leute auch verstehen.

Wenn ich mir die etablierten Parteien so anschaue, dann frage ich mich, was eigentlich trauriger ist. Denn tatsächlich besteht, wie im Artikel beschrieben, bezüglich der Zuordnung "rechts" / "links" größtenteils nur noch Chaos. "Geschredderte Weltbilder" passt hier perfekt.

Hartzhetzer

ZitatWenn ich mir die etablierten Parteien so anschaue, dann frage ich mich, was eigentlich trauriger ist. Denn tatsächlich besteht, wie im Artikel beschrieben, bezüglich der Zuordnung "rechts" / "links" größtenteils nur noch Chaos. "Geschredderte Weltbilder" passt hier perfekt.
Dann wäre es doch unsere Aufgabe als Linke für geordnete und klare Weltbilder zu sorgen. Ich habe da auch schon eine gute Idee:
Alle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.
Schon kannst du die Leute wieder unterscheiden ist gar nicht so kompliziert.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

Ja, gefällt mir. Macht Sinn. Unterschreib ich.

counselor

ZitatAlle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.

Das sehe ich auch so.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Tiefrot

ZitatDann wäre es doch unsere Aufgabe als Linke für geordnete und klare Weltbilder zu sorgen. Ich habe da auch schon eine gute Idee:
Alle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.
Schon kannst du die Leute wieder unterscheiden ist gar nicht so kompliziert.

ZitatAlle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.
Knapper und besser kann man Links sein nicht beschreiben, bin dabei.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Wanderratte

Zitat von: Hartzhetzer am 08:34:52 Mi. 11.September 2024Alle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.
Ich finde den Vorschlag auch sehr gut.

Doch irgendwie weiß ich nicht so recht, wo ich die Linkspartei zuordnen soll. Zumindest dann nicht, wenn ich mir ihr praktisches Handeln anschaue. Ich frage mich gerade, ob die das tatsächlich so wollen.

Tiefrot

ZitatDoch irgendwie weiß ich nicht so recht, wo ich die Linkspartei zuordnen soll. Zumindest dann nicht, wenn ich mir ihr praktisches Handeln anschaue. Ich frage mich gerade, ob die das tatsächlich so wollen.
Sagen wir's mal so: Die Linkspartei wurde vom Politikbetrieb völlig abgeschliffen.
Wenn noch dazu kommt in der "Politik" in erster Linie am Freßtrog zu bleiben,
erklärt sich mir die Richtungslosigkeit der Linkspartei hinreichend.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Hartzhetzer

Zitat von: Wanderratte am 20:50:15 Mi. 11.September 2024
Zitat von: Hartzhetzer am 08:34:52 Mi. 11.September 2024Alle die pro Kapitalismus sind, sind Rechts und lediglich der, der Kapitalismus ablehnt und diesen Laden hier abschaffen will ist wirklich links.
Ich finde den Vorschlag auch sehr gut.

Doch irgendwie weiß ich nicht so recht, wo ich die Linkspartei zuordnen soll. Zumindest dann nicht, wenn ich mir ihr praktisches Handeln anschaue. Ich frage mich gerade, ob die das tatsächlich so wollen.
Das finde ich sehr gut dass du das ansprichst. Da muss man natürlich ehrlich sagen laut meiner Definition die ich hier aufgestellt habe würde dann die Linkspartei auch ins Rechte Spektrum fallen.
Jetzt kann man mir entgegnen: "Naja die sind doch aber Linksliberal und nicht Rechts verglichen mit AFD, CDU, SPD, FDP oder den Grünen. Fakt ist jedoch dass diese Linkspartei immer mehr zu einer SPD von 1965 wird. Den Kapitalismus als solches will die Linkspartei schon lange nicht mehr überwinden, davon haben die sich schon lange verabschiedet.
Der Linkspartei ist es inzwischen auch wichtiger sogenannte Realpolitik zu betreiben, also Politik wo sich alles um die Frage dreht: "Was kommt bei denjenigen gut an die uns wählen und wie ist das zu vereinbaren mit den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschlands, insbesondere mit den Erfolg des deutschen Kapitalismus."
Auch hier ist dann die Strategie nicht seinen linken Stammwählern gerecht zu werden und seinen Aussagen sowie seinen Absichten treu zu bleiben, sondern das Spektrum der potentiellen Wähler zu vergrößern. So wie es auch die Grünen und und die SPD seit ihrem Bestehen gemacht haben.
Das Ganze endet dann in einer Verstarbuckung der Eignen politischen Ziele.
Mit Verstarbuckung meine ich dieses Prinzip das man das was man in anderen Parteien vorfindet auch dort vorfindet und dass man sich nur noch in ganz kleinen Nuancen von den anderen Parteien unterscheidet.

Diesen Prozess kann man überall in der Gesellschaft beobachten. Du gehst zu Aldi rein und dann gehst du zu einem anderen Aldi rein und alles sieht fast genau gleich aus. Du kannst aber auch zu Netto reingehen, dort sieht es auch fast gleich aus bloß dass dann halt Werbetafeln in Gelb sind anstatt in Blau. Auch im Kaufland unterscheidet sich das der Aufbau nicht sehr viel von irgendeinem anderen Kaufland.
Und was die Preise anbetrifft unterscheiden die sich alle sowieso kaum voneinander, das eine ist dort mal im Angebot, dafür ist dann etwas anderes teurer. Genauso ist das bei den normalen wählbaren Parteien die zur bürgerlichen Mitte zählen.
Wenn du CDU, SPD oder die Grünen wählst dann weißt du vor der Wahl schon was dich erwartet, Geldgeschenke für die Wirtschaft, Entlastungen für die Wirtschaft weniger Sozialstaat, mehr Privatisierungen, höhere Lebenshaltungskosten. Wenn du die Linkspartei wählst dann weißt du genau die werden als einzelne Partei sowieso nicht regierungsfähig sein. Also werden die mit jemand anderes koalieren was bedeutet dass sie um den Koalitionsfrieden zu wahren und um künftig weiterhin als Wählerbar und Koalitionspartner zu gelten und nicht als Blockierer die alles bloß unterbinden, dass sie den meistens Sauereien die die anderen da anordnen und beschließen sowieso zustimmen werden.
Von der Presse wird sowas in der Regel immer euphemistisch als Kompromissfindung, Geschlossenheit und Regierungsfähig bezeichnet.

Daher muss man sagen eine Linkspartei die den etablierten Parteien bloß als Steigbügelhalter für deren politischen Ziele dient und wenn sie selber an der Macht wäre auch nicht groß etwas anders machen würde und könnte ist dann im Schnitt genau wie die anderen Partei Rechts.

Wer wirklich Links sein will der muss sich halt von der Illusion der Reformierbarkeit dieses Systems verabschieden und der darf sich auch nicht in diesen ganzen rechten Kulturkampfscheiß reinziehen lassen. Der Kulturkampf ist nur ein Linksliberales Placebo für echte Linke Politik um überhaupt noch ein Unterscheidungsmerkmal von den anderen Parteien zu haben und Rechte Angriffsfläche.

Was bleibt dir denn als Partei die sich selbst als Links bezeichnet wenn du dich von deinem eigentlichen Linken Kern der Überwindung des Kapitalismus verabschiedet hast? Identitätspolitik in der es im Hauptsächlichen darum geht inwiefern Randgruppen weiterhin als Randgruppen zählen und dadurch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und Stigmatisiert werden dürfen.
Diese Identitätspolitik findet dann aber immer dort ihr Ende wo jegliche andere Realpolitik in dem Laden hier auch immer ihr Ende findet, am Kapitalismus selbst. Die Ziele der Identitätspolitik für mehr Frauenrechte, für Transgenderrechte, für Schwulenrechte, für Behindertenrechte sind dann erreicht wenn diese Menschen genau wie alle anderen in dieser Gesellschaft hier bloß noch vom Markt als solches in Lebenswert und Lebensunwert eingeteilt werden.
Wenn also das Ansehen, der Status und die Macht einer Frau, eines Schwulen, eines Behinderten nur noch davon abhängt wieviel Privateigentum an Produktionsmitteln und Geld der Betreffende besitzt und es keinen Bonus mehr dafür gibt dass man ein weißer alter Heteromann ist.

Unterm Strich haben die Linksliberalen dann natürlich auch echt was gewonnen wenn ein Schwuler, eine Frau und ein Behinderter beim Arbeitsamt, bei der Wohnungssuche nicht mehr schlecht behandelt werden weil sie ein anderes Geschlecht haben, eine andere sexuelle Ausrichtung haben und/oder körperliche und geistige Defizite aufweisen sondern bloß wie alle anderen gesunden Heteros auch weil sie arm sind und kein Geld haben.

Was ich damit aufzeigen will ist das man die Probleme nicht lösen kann wenn man wenn man das Wirtschaftssystem als solches nicht mehr als Problem sieht und dass man dann genau das gleiche wie alle anderen macht. Man ist dann lediglich noch ein Verwalter des kapitalistischen "Weiter so". Wie lässt sich das kapitalistische "Weiter so" am besten verwalten? Mit rechter und reaktionärer Realpolitik die immer zuallererst das Wohl des Landes und das Wachstum der Wirtschaft im Auge hat, also Politik die wir bei den Grünen, bei der SPD und bei allen anderen Parteien auch erleben und die wir im Falle eines bundesweiten Wahlsiegs der Linkspartei genauso bei dieser Partei erleben würden.

Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Wanderratte

Zitat von: Hartzhetzer am 08:02:30 Do. 12.September 2024Das finde ich sehr gut dass du das ansprichst. Da muss man natürlich ehrlich sagen laut meiner Definition die ich hier aufgestellt habe würde dann die Linkspartei auch ins Rechte Spektrum fallen.
Ja, Du hast vollkommen recht. Ehrlich gesagt fehlte mir der Mut, das so deutlich zu sagen. Es ist halt ein sehr heikles Thema. Es ist aber so. Ich sehe es genauso. Das war übrigens gestern mein erster Gedanke, als ich Deinen Vorschlag gelesen habe.

Was sagt uns das jetzt? Entweder ist Deine Definition falsch oder mit der "Politik" stimmt was nicht. Ich tippe auf letzteres.

Die Konsequenz wäre jetzt, einzusehen, dass im Rahmen des Parlaments grundlegende Veränderungen leider nicht möglich sind. Die "Grünen" waren früher ja auch anders als jetzt. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich sie wie selbstverständlich gewählt. Und das viele Jahre lang! Mittlerweile wäre das undenkbar. Und die SPD war auch nicht immer so, wie sie jetzt ist. Diese Partei hat ja immer noch das Wort "sozial" in ihrem Namen.

Die Frage ist, wie geht man jetzt damit um. In letzter Konsequenz müsste man wohl die gesamte parlamentarische Demokratie in frage stellen. Denn es ist vollkommen gleichgültig, welche Parteien das Sagen haben, sie handeln alle systemstabilisierend.

Deswegen komme ich mittlerweile leider zu dem Schluss, dass grundlegende Veränderungen nur außerhalb des Parlaments möglich sind. Sobald eine linke Partei es irgendwie schafft, ins Parlament zu kommen, dann war es das mit den grundlegenden Veränderungen und der Kritik am Kapitalismus.

Scheinbar scheint es nicht zu funktionieren, den Kapitalismus abschaffen zu wollen und gleichzeitig im Parlament vertreten zu sein.

Aber: Wäre die Linkspartei sich sebst treu, dann wäre solch ein opportunistisches Verhalten undenkbar. So klappt es ja auch nicht auf Dauer mit der Linkspartei. Möglicherweise erkennen die Wähler die Widersprüche und ziehen sich daraufhin enttäuscht zurück.

Hartzhetzer

ZitatDie Frage ist, wie geht man jetzt damit um. In letzter Konsequenz müsste man wohl die gesamte parlamentarische Demokratie in frage stellen. Denn es ist vollkommen gleichgültig, welche Parteien das Sagen haben, sie handeln alle systemstabilisierend.

Deswegen komme ich mittlerweile leider zu dem Schluss, dass grundlegende Veränderungen nur außerhalb des Parlaments möglich sind. Sobald eine linke Partei es irgendwie schafft, ins Parlament zu kommen, dann war es das mit den grundlegenden Veränderungen und der Kritik am Kapitalismus.

Scheinbar scheint es nicht zu funktionieren, den Kapitalismus abschaffen zu wollen und gleichzeitig im Parlament vertreten zu sein.
Genau das was du hier schreibst ist wirklich die letzte Konsequenz. Die Parteien sind ja nicht systemstabilisierend weil die die Leute von den sie gewählt werden bewusst hinters Licht führen wollen sondern weil ihnen aus der Logik des Systems heraus gar keine andere Möglichkeit bleibt.
Es ist die Kunst die dem Feudalismus nicht gelungen ist, die modernen Diktatoren nicht gelingt und die auch der Real existierende Sozialismus nicht auf die Reihe bekommen hat, die Menschen dazu zu bringen freiwillig gegen ihre eigenen Interessen zu handeln damit ihre eigenen Interessen zumindest eine kleine Teilchance auf Verwirklichung haben.
Denn das Motto ist immer passe dich an und verbiege dich um dich in Gruppen und Abläufe zu integrieren und auf diese Weise Einfluss auf Gruppen und Abläufe zu nehmen um diese dann nach deinem eigenen Interesse umzuformen und für deine Interessen, sowie Vorteile zu nutzen. Jedoch gibt es dabei auch immer einen Rückkopplung auf dich selbst umso mehr du dich verbiegst und anpasst umso mehr wirst du halt irgendwann zu dem an das du dich anpasst.

Du hast ja als Gegner dieses Systems sei es nun als einfacher Lohnarbeiter oder auch als Parlamentarischer Politiker immer diesen Widerspruch dass du von dem abhängig bist was du da bekämpfst was es dann auch umso schwerer macht das Ganze effektiv zu bekämpfen.
In der Beziehung haben die Rechten einen Riesenvorteil denn die wollen das wovon sie abhängig sind nicht bekämpfen sondern für ihre Zwecke und ihren Vorteil verbessern. Das kann man dann natürlich auch seinen Anhänger viel viel leichter und glaubhafter verkaufen als wie wenn du daherkommst und sagst: "Naja wir müssen jetzt hier übertrieben gesagt den Laden in Stücke schlagen." Das endet dann meistens immer nur in dieser Frage: "Ja und was dann?"
An diesem Punkt ist es auch wichtig ehrlich zu sein, auf diese Frage haben die ganzen Linken Organisation keine überzeugende Antwort. Die Rechten, Reaktionären und Konservativen die auf Seiten dieses Systems stehen die haben allerdings schon eine Antwort auf diese Frage: "Zustände wie in den ehemaligen sozialistischen Ostblockstaaten mit Massenüberwachung, Geheimpolizei und einer dysfunktionalen Planwirtschaft die ständig nur Unterversorgung und Mangel organisiert."

Wenn man sich zum Beispiel diesen Typen der da in Nordkorea das sagen hat anschaut dann muss man sich natürlich fragen: "Ja und was unterscheidet den jetzt von einem absolutistischen Herrscher oder einem Faschisten? Das er rote Sterne anstatt Hagenkreuze verwendet?" Wenn das Sozialismus oder Kommunismus sein soll kann man es dann den Leuten hier verübeln dass sie das nicht wollen oder schlimmer noch hassen?

Es ist tragisch dass sich da in der Linken auch gescheut wird das aufzuarbeiten und wirklich zum Thema zu machen. Normalerweise müssten Linke Organisationen die sich selber für sozialistisch oder kommunistisch halten mindestens einmal in der Woche ein Anfrage Schreiben auf der nordkoreanischen Botschaft hinterlegen und Fragen warum die Typen dort die Idee von Sozialismus und Kommunismus mit Füßen treten und so ins faschistische pervertiert haben.

Leider ist es halt nicht so dass es nur eine Erfindung der Rechten ist dass Menschen die sich als Links bezeichnen andere Menschen unterdrücken sobald sie die Macht dazu haben, das haben Linke wie die Roten Khmer in Kambodscha, wie Stalin und wie auch Mao Zedong mit seinem großen Sprung nach vorn zweifelsfrei bewiesen.
Bei aller berechtigten Kritik an den Laden hier bleibt die Kritik am eigenen Versagen in der Zeit der Weltgeschichte wo man die Chance gehabt hätte eine wirkliche Alternative zu dem Dreck hier zu schaffen aus.
Genau das ist eine der Hauptursache für das Versagen der heutigen Linken in den kapitalistischen Industriestaaten und die Geschredderten Weltbilder.

Es ist ja auch merkwürdig dass die DDR beispielsweise ihre Bevölkerung mit einer Gigantischen Grenzanlage daran hindern musste dass Staatsgebiet der DDR Richtung Kapitalismus zu verlassen. Normalerweise hätte doch die BRD die Mauer bauen müssen um ihre Bevölkerung daran zu hindern der im Kapitalismus angesagten Armut, Ausbeutung und Perspektivlosigkeit zu entkommen um endlich frei und selbst bestimmt, jeder nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten im Sozialismus leben zu können.

Erst wenn das geklärt ist und es darauf zufriedenstellende Antworten gibt wird die Linke eine erneute Chance bekommen die Welt zum besseren zu verändern...

Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

counselor

Versuche, die bisherigen Anläufe zum Sozialismus aus linker Perspektive aufzuarbeiten, gibt es schon.

Ein gutes Buch zur Wirtschaftsgeschichte der Sowjetunion ist dieses hier:

Class Theory and History - Capitalism and Communism in the USSR
https://www.amazon.de/Class-Theory-History-Capitalism-Communism/dp/0415933188

Nordkorea ist heute alles andere als sozialistisch. Auch in China wurde der Sozialismus verraten. Trotzdem hat Mao Zedong in China noch ein hohes Ansehen. Seine Volkskommunen waren fortschrittlich.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Hartzhetzer am 08:00:13 Fr. 13.September 2024Genau das was du hier schreibst ist wirklich die letzte Konsequenz. Die Parteien sind ja nicht systemstabilisierend weil die die Leute von den sie gewählt werden bewusst hinters Licht führen wollen sondern weil ihnen aus der Logik des Systems heraus gar keine andere Möglichkeit bleibt.
Ja, das sehe ich auch so. Ich hatte sehr lange die Hoffnung, dass im Rahmen der parlamentarischen Demokratie grundlegende Veränderungen möglich sind. Mittlerweile habe ich diese Hoffnung aufgeben müssen. Unser politisches System reproduziert sich immer wieder selbst. Für mich steht daher mittlerweile definitiv fest, dass man den Kapitalismus nicht im Rahmen der parlamentarischen Demokratie abschaffen kann. Denn diese behindert sämtliche Bestrebungen in diese Richtung. Allein schon, weil kleine Parteien immer gezwungen sind, sich an größere Parteien anzupassen, wenn sie mitregieren möchten. So kommt es immer wieder zu neuen "Geschredderten Weltbildern".

Ich denke nicht, dass man den Kapitalismus auf die Schnelle abschaffen kann. Aber man kann zumindest versuchen, ihn zu destabilisieren. Viele kleine kreative Aktionen führen vielleicht irgendwann zum Ziel. Was aktuell bei der Autoindustrie passiert, ist schonmal ein bedeutender Anfang. Diese Aktionen müssten sich allerdings auf weitere Branchen und Bereiche ausbreiten.

Zitat von: Hartzhetzer am 08:00:13 Fr. 13.September 2024Denn das Motto ist immer passe dich an und verbiege dich um dich in Gruppen und Abläufe zu integrieren und auf diese Weise Einfluss auf Gruppen und Abläufe zu nehmen um diese dann nach deinem eigenen Interesse umzuformen und für deine Interessen, sowie Vorteile zu nutzen. Jedoch gibt es dabei auch immer einen Rückkopplung auf dich selbst umso mehr du dich verbiegst und anpasst umso mehr wirst du halt irgendwann zu dem an das du dich anpasst.
Ja, darin sehe ich auch ein Problem. Deswegen engagiere ich mich beispielsweise in keiner Partei. Allerdings denke ich schon, dass man bei bestimmten Fragestellungen und Aktionen einen gemeinsamen Konsens benötigt. Es ist halt immer eine Gradwanderung zwischen den eigenen Interessen und denen einer bestimmten Gruppe. Parteien sind mir allerdings zu sehr festgelegt. Allein schon wegen der Parteiprogramme und so!

Zitat von: Hartzhetzer am 08:00:13 Fr. 13.September 2024Du hast ja als Gegner dieses Systems sei es nun als einfacher Lohnarbeiter oder auch als Parlamentarischer Politiker immer diesen Widerspruch dass du von dem abhängig bist was du da bekämpfst was es dann auch umso schwerer macht das Ganze effektiv zu bekämpfen.
Ja, dem stimme ich zu. Deswegen der Weg der kleinen Schritte! Denn man sollte auf jeden Fall versuchen, das, wovon man abhängig ist, zum Positiven hin zu verändern. Gerade wenn man versucht, den Bereich zu verändern, von dem man abhängig ist (z.B. Arbeitsplatz), kann man bisweilen schnelle Erfolge erzielen. Der von Dir genannte Widerspruch könnte sogar die Motivation steigern, die eigene Situation zu verbessern.

Zitat von: Hartzhetzer am 08:00:13 Fr. 13.September 2024Bei aller berechtigten Kritik an den Laden hier bleibt die Kritik am eigenen Versagen in der Zeit der Weltgeschichte wo man die Chance gehabt hätte eine wirkliche Alternative zu dem Dreck hier zu schaffen aus.
Genau das ist eine der Hauptursache für das Versagen der heutigen Linken in den kapitalistischen Industriestaaten und die Geschredderten Weltbilder.
Ja, sehe ich auch so! Man sollte aber die Hoffnung niemals aufgeben. Es gab zwar verpasste Chancen, dennoch wird es zukünftig neue Möglichkeiten geben. Das Ziel sollte sein, dass es nicht mehr zu "Geschredderten Weltbildern" kommt. Klingt aktuell nicht gerade realistisch! Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Man benötigt halt sehr viel Engagement und Geduld. Aber vor allem auch Authentizität!

Hartzhetzer

Da ich heute keine Zeit habe erfolgt meine Antwort morgen.
Das hatte ich gestern Abend beim Abwaschen und Kochen im Hintergrund laufen, es passt hier gut rein:
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Hartzhetzer

Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

Journalisten wiederholen dreist die Behauptung, die Krise bedrohe die Demokratie durch die Stärkung der Ränder und bringen dann noch gern einen Weimarer Republik Vergleich.

Während fast jeder 3. die AfD wählt, gibt es keine Stärkung eines linken Rands.

Und zum tausendsten Mal: Das BSW ist KEINE linke Partei!

ZitatBündnis Sahra Wagenknecht:
Links gegen linker

Die Thüringer Landeschefin Katja Wolf fordert Sahra Wagenknecht heraus.
https://www.zeit.de/2024/48/buendnis-sahra-wagneknecht-katja-wolf-thueringen-koalitionsverhandlungen

Was lernen Journalisten eigentlich?

BGS

Gute Frage.

Das "BSW" war nie links.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Ich nehme in dieser (Vor)Wahlkampfzeit die öffentliche Debatte als völlig irreal wahr.

Die Menschen sind verunsichert und haben Angst. Schön und gut, verstehe ich,

Aber alles weitere haut nicht hin. Weder, wer oder was uns bedroht, noch was wir verteidigen sollten.

Irgendwie fürchtet man "die Globalisierung" ohne recht zu wissen, was das ist. Deshalb möchte man die bedrohliche Welt draußen halten. Ne Möglichst hohe Mauer bauen und auch die Menschen von anderswo draußen lassen.

Von solchen Vorstellungen werden viele Wahlkampfparolen gefüttert. Man darf da bloß nicht weiterdenken. Würde es tatsächlich solche Mauern geben und die auch geschlossen sein, würde die hiesige Wirtschaft zum Stillstand kommen und wir würden wohl verhungern, denn landwirtschaftliche Produkte kommen großteils von einem globalen Markt und die deutschen Landwirte könnten ohne Sprit und Dünger kaum noch produzieren.

Ich könnte noch jede Menge Beispiele bringen, wie wenig die aktuellen Politparolen in ihrer Anwendung taugen.

Ich finde es aber hammerhart, daß diese Verdrehung der Weltsicht nicht nur aus irgendwelchen Telegram-Kanälen und den rechtsradikalen Portalen kommt. Diese Vorstellungen bestätigen sich gegenseitig, sie finden sich genauso in den Leitmedien wie in den Aussagen von Friedrich Merz oder Christian Lindner.

Ich würde es etwa so beschreiben: "Wir" sind Deutschland. Deutschland geht den Bach runter. Unser Geld wurde mit vollen Händen an irgendwelche Kafferländer verschenkt. Mit unserem Geld werden Radwege in Peru gebaut.

"Unser" Wohlstand geht verloren, weil Klimakleber und andere Umweltspinner uns zwingen, Wärmepumpen zu kaufen und sie richten unsere Wirtschaft durch unsinnige Auflagen zu Grunde.

"Wir" werden auch in unserem Alltag und unserer Lebensweise bedroht durch Ausländer. Die überfremden uns, sie sind kriminell oder Terroristen, sie leben von unserem Sozialstaat, sie laufen mit Messern herum und vergewaltigen.

Egal wie plump, doof und falsch das alles sein mag, diese Vorstellungen geistern durch die deutsche Gesellschaft und nicht nur unter irgendwelchen Abgehängten, sondern in der Mitte der Gesellschaft. Besonders dort.

Es ist eine kollektiv wahrgenommene Welt, auch wenn sie nicht real ist. Man glaubt "Deutschland" verteidigen zu müssen und sieht die größte Bedrohung durch die linksradikalen Grünen. Und der schlimmste von allen ist Habeck.  Und Putin.

counselor

Die seit 2018 anhaltende schwere Wirtschaftskrise erzeugt in der Bevölkerung eine Stimmung des Niedergangs. Dazu kommen die Angriffe auf die Arbeitsplätze und den Lebensstandard (Inflation).

Das alles will verstandesmäßig verarbeitet werden.

Die Medien (auch das Internet) sind in den Händen der Oligarchen, die versuchen, die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Da wird natürlich von den wahren Problemen abgelenkt, es wird versucht, eine kritische Debatte über den Kapitalismus als Ursache der Probleme zu vermeiden. Stattdessen werden Ablenkungsdebatten geführt über eine angeblich "illegale" Migration und es wird gegen kämpferische Umweltschützer gehetzt. Oder mit anderen Worten: Es werden Sündenböcke für das Scheitern der Politik präsentiert.

Im Kern geht es in diesem Wahlkampf darum, eine Mehrheit für einen reaktionären Politikwechsel zu organisieren, um die Krisenlasten des Kapitalismus brutaler auf die breiten Massen abzuwälzen. Und darum, die massive Arbeitsplatzvernichtung geräuschlos durchführen zu können.

Zur Globalisierung ist zu sagen, dass wir viele Produkte importieren müssen, um in Deutschland überleben zu können. Das fängt mit landwirtschaftlichen Produkten an, geht weiter über Textilien und Medikamente etc. Ich will sagen, selbst der ärmste Deutsche lebt auf Kosten noch ärmerer Ausgebeuteter im globalen Süden. Eine totale Abschottung Deutschlands durch geschlossene Grenzen ist unmöglich.

Es gibt aber auch positive Signale. So steigt die Kampfbereitschaft der Arbeiter. Bei VW ist das letzte Wort noch nicht gesprochen; ebensowenig bei Stahl. Auch wenn es noch nicht zu selbständigen Streiks gereicht hat.

Übrigens gehe ich davon aus, dass ein Kanzler Friedrich Merz -wenn er seine asozialen Angriffe auf den Lebensstandard der breiten Massen durchführt- noch schneller beim Volk unten durch sein wird, als Scholz und die Ampel.

Ich denke, mit der reaktionären Politik werden auch die Kämpfe der Bevölkerung zunehmen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ich sehe vieles ähnlich.

ZitatIm Kern geht es in diesem Wahlkampf darum, eine Mehrheit für einen reaktionären Politikwechsel zu organisieren, um die Krisenlasten des Kapitalismus brutaler auf die breiten Massen abzuwälzen. Und darum, die massive Arbeitsplatzvernichtung geräuschlos durchführen zu können.
...
Ich denke, mit der reaktionären Politik werden auch die Kämpfe der Bevölkerung zunehmen.

Bei der "Arbeitsplatzvernichtung" möchte ich widersprechen. Wir haben es mit keiner "Hilfe, die nehmen uns die Arbeit weg!"-Situation zu tun. Es werden Arbeitsplätze mit garantierten und halbwegs akzeptablen Arbeitsbedinungen vernichtet und ersetzt durch immer flexiblere und prekärere Jobs.

Es wurde noch nie so viel gearbeitet wie heute. Und die Kapitalisten wollen noch mehr Arbeitsleistung aus den Menschen herauspressen. Die Arbeit wird weiter verdichtet, die Wochenarbeitszeit soll, genauso wie die Lebensarbeitszeit, verlängert werden. Die Krankschreibung soll erschwert werden, wenn man den Erklärungen der Arbeitgeberverbände folgt. Wir sollen uns krank zur Arbeit schleppen und malochen bis man in die Kiste hüpft. Da spart man die Rente.

Meine größte Sorge geht in eine andere Richtung. Wenn die sozialen Spannungen wachsen, bekommen wir auch mehr Kämpfe. Die Frage ist, gegen wen die wütenden Menschen kämpfen. Kämpft die Klasse gegen ihre Ausbeuter und Unterdrücker, oder findet der Kampf nur untereinander statt, indem die Armen gegen die Ärmeren kämpfen?

Bei den ersten Kämpfen gegen die Sklaverei stellten sich einige Sklaven auf die Seite ihrer Herren. Bei den letzten Wahlen in den USA stellte sich nicht nur ein Teil der alten, weißen Arbeiterklasse hinter Trump, auch unter der migrantischen Communitiy fanden sich Trump-Unterstützer.

In Deutschland gab es die bestorganisierte Arbeiterbewegung der Welt. Es ist den Faschisten gelungen, ihre Führung zu zerschlagen und Teile der Klasse für die NSDAP zu begeistern oder zumindest ihren Widerstand aufzugeben.

Es war damals möglich. Es wäre auch heute möglich. Wie sich das Bewußtsein der Klasse entwickelt ist eine zentrale Frage. Das entscheidet über die gesellschaftliche Zukunft.

counselor

ZitatBei der "Arbeitsplatzvernichtung" möchte ich widersprechen. Wir haben es mit keiner "Hilfe, die nehmen uns die Arbeit weg!"-Situation zu tun. Es werden Arbeitsplätze mit garantierten und halbwegs akzeptablen Arbeitsbedinungen vernichtet und ersetzt durch immer flexiblere und prekärere Jobs.

Bei Arbeitsplatzvernichtung hatte ich mehr VW im Hinterkopf. Dort sollen tatsächlich viel weniger Autos gebaut werden. Aber die von Dir geschilderte Strategie der Flexibilisierung und Prekarisierung von Jobs gibt es natürlich auch.

ZitatDie Frage ist, gegen wen die wütenden Menschen kämpfen. Kämpft die Klasse gegen ihre Ausbeuter und Unterdrücker, oder findet der Kampf nur untereinander statt, indem die Armen gegen die Ärmeren kämpfen?

Da müssen wir eingreifen und den Kämpfen eine positive Richtung geben. Deswegen ist Aufklärung nötig.

ZitatIn Deutschland gab es die bestorganisierte Arbeiterbewegung der Welt. Es ist den Faschisten gelungen, ihre Führung zu zerschlagen und Teile der Klasse für die NSDAP zu begeistern oder zumindest ihren Widerstand aufzugeben.

Ich hatte gerade 60 Minuten Wartezeit beim Hausarzt. Ich habe mir die Zeit auf Reddit vertrieben und bin auf eine spannende Diskussion von Wählern bzw Mitgliedern von Grünen, Linke und SPD gestoßen. Sie waren sich einig darüber, dass sie parteiübergreifend unter Beiseitelegung ihrer Differenzen gegen den Faschismus und die AfD kämpfen müssen. Ich will damit sagen, wir können den Faschismus noch aufhalten.

Teilnehmer der Nürnberger Montagsdemo fahren am Samstag nach Riesa, um gegen den AfD-Parteitag zu demonstrieren.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 11:47:17 Di. 07.Januar 2025Meine größte Sorge geht in eine andere Richtung. Wenn die sozialen Spannungen wachsen, bekommen wir auch mehr Kämpfe. Die Frage ist, gegen wen die wütenden Menschen kämpfen. Kämpft die Klasse gegen ihre Ausbeuter und Unterdrücker, oder findet der Kampf nur untereinander statt, indem die Armen gegen die Ärmeren kämpfen?
Wenn man an die Wahlprognosen denkt, kann einem schlichtweg angst und bange werden. Dasselbe gilt für die Hetze gegen Arme und Nicht-Deutsche. Andererseits sind/waren so manche Arbeitskämpfe schon recht vielversprechend. Ich meine hiermit selbstverständlich nicht die DGB Gewerkschaften.

Das Problem ist halt auch, dass viele Menschen sehr schnell vergessen. Aktuell möchte man Rot/Grün weghaben. In ein paar Monaten ist es dann die CDU, sollte sie gewinnen, die wieder so richtig scheiße ist. So ist das alles ein ständiges Hin und Her, was verhindert, dass die wahren Ursachen der Probleme erkannt werden.

Das macht Prognosen auch so schwierig. Ich denke, beides wäre möglich, je nachdem.

Zitat von: Kuddel am 11:47:17 Di. 07.Januar 2025Bei den ersten Kämpfen gegen die Sklaverei stellten sich einige Sklaven auf die Seite ihrer Herren. Bei den letzten Wahlen in den USA stellte sich nicht nur ein Teil der alten, weißen Arbeiterklasse hinter Trump, auch unter der migrantischen Communitiy fanden sich Trump-Unterstützer.
Da kann man sich schon fragen, woran das liegt. Ich kann es jedenfalls nicht nachvollziehen. Im Verdacht habe ich, wie so oft, die Medien. Zumindest bezüglich Trump! Da es bei einigen Sklaven jedoch auch schon so war, muss noch was ganz anderes dahinterstecken. Keine Ahnung, aber möglicherweise hatten sie Angst, dass sie das Wenige, was sie hatten, auch noch verlieren könnten.

Zitat von: Kuddel am 11:47:17 Di. 07.Januar 2025In Deutschland gab es die bestorganisierte Arbeiterbewegung der Welt. Es ist den Faschisten gelungen, ihre Führung zu zerschlagen und Teile der Klasse für die NSDAP zu begeistern oder zumindest ihren Widerstand aufzugeben.

Es war damals möglich. Es wäre auch heute möglich. Wie sich das Bewußtsein der Klasse entwickelt ist eine zentrale Frage. Das entscheidet über die gesellschaftliche Zukunft.
Die bestorganisierte Arbeiterbewegung der Welt, das finde ich sehr interessant. Das hätte ich so nicht erwartet.

Mittlerweile sind es ja auch schon wieder die Rechten, die es oftmals schaffen, Arbeiter von sich zu überzeugen.

Dennoch halte ich es für möglich, dass alles auch wieder in eine positivere Richtung gehen kann.

Hartzhetzer

Ist der Aufstieg der neuen Rechten die Wiederkehr des Faschismus der 1930er Jahre oder doch etwas vollkommen Neues?
Pedram Shahyar und Marcus Staiger nehmen das Gespräch von Tech-Multimilliardär Elon Musk und AfD Chefin Weidel zum Anlass, um einmal ausführlich darüber zu sprechen, was sich da mit dem erstarken der Neuen Rechten zusammenbraut. Denn Faschismus im historischen Sinn ist das nämlich nicht – soviel sei schon jetzt verraten.

Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

In den letzten Tagen war ich mehrmals in einer Kneipe mit sozialistischem Namen zu finden. Der Wirt war ein sympathischer kerl, der gern quatschte. Er war mal engagiert bei einer Sozialberatung und machte auch Begleitungen zum Amt.

Er macht noch nen anderen Job, weil die Kneipe nicht genug abwirft. Sie lief mal besser. Es kam einiger Frust zum Vorschein und hat sein Denken auf merkwürdige Bahnen geworfen. So gab er zum Besten: "Enteignungen bringen doch nix. Wenn man den Reichen das Geld wegnimmt, kommt es doch nicht bei uns an, davon haben wir ja nix." Und dann kam die nächste steile These: "Von Lohnerhöhungen haben wir doch auch nix. Wenn die die Löhne anheben, heben sie auch gleich die Preise an. Dann geht es uns auch nicht besser." Ich habe so nen Scheiß schon öfter gehört, aber von einem Linken, na, ehemals Linken!?! Er hatte aber eine Lösung auf Tasche. "Die Steuern müssen runter."

Ich wartete nur doch darauf, daß "denen" doch alles in den Arsch geschoben wird. Das hat er sich nun doch nicht getraut. Aber es war schon ein starker AfD Geist in seinem Gesabbel. Mir ist fast die Birne geplatzt.

Das alles ist wirklich so blöd. Und es ist so verbreitet...

Wanderratte

Möglicherweise liegt es ja an seinem komischen Gesabbel, daß die Kneipe nicht mehr so gut läuft. Wer will sich denn schon ständig so einen Mist anhören, wenn man davon ausgeht, man befindet sich in einer sozialistischen Kneipe. Sowas hört man doch sonst schon mehr als genug. Irgendwann reicht es dann auch mal.

Im Grunde finde ich es sehr schade, wenn die Menschen so schnell von ihrem ursprünglichen Weg abkommen. Gerade diejenigen, die mal ganz andere Ideale und Vorstellungen hatten. Und auch sonst sympathisch rüberkommen.

Ich habe den Eindruck, mit der Corona Zeit fing das an. Ich fragte mich ja auch, wo sind die politisch Linken. Wenn es darum ging, die Regierung zu kritisieren.

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