Eigenes Ansehen in der Gesellschaft ,,Freunde" usw

Begonnen von MKnecht, 09:34:55 Di. 27.Februar 2024

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MKnecht

So ich wollte einfach mal fragen wie das bei euch so ist. Wie seht ihr euch in der Gesellschaft schei..t ihr drauf als fauler arbeitsloser Sack abgestempelt zu werden oder kratzt es an der Seele?

Also meine Erfahrungen bezüglich ,,Freunde"/Familie ist eher düster muss ich sagen. Seitdem es sich rumgesprochen hat ,,oh er lebt vom Bürgergeld" sind die Smalltalks sehr wenig geworden praktisch nicht mehr existent. Muss man wirklich einen Job haben damit man als Mensch wahrgenommen wird?

Ich frage das deshalb weil mir immer mehr auffällt wie ich eigentlich komplett isoliert werde und bis auf das Gezwungene,,nen schönen Tag" von der Kassiererin aus dem Supermarkt keine Ansprache mehr habe. Alte ,,Freunde" womit man zumindestens dachte sie wären auf gleicher Wellenlänge haben sich längst abgewendet.Trifft man Verwandte unterwegs bekommt man nichtmal mehr ein ,,Hallo" sondern wird komplett gemieden/ förmlich ignoriert.

Klar man könnte jetzt sagen: ,,such dir nen schlechtbezahlten Job und habe wieder falsche Freunde und beruhig so dein Gewissen" aber das ist nicht was man will.

Also vor Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, dass ehemalige Weggefährten einen so hängen lassen.

Es ist allerdings auch eine schöne Erkenntnis für mich selber, dass man im Leben eigentlich komplett alleine ist. Bei alten Leuten wird immer gesagt die sind einsam haben keinen usw aber ich vermute das beginnt schon viel eher sobald wie in meinem Fall ganz unten in der ach so tollen Gesellschaft angekommen ist.

Klingt alles nach viel Gejammer ist es vielleicht auch sogar ;) wie sieht das bei euch aus? Was sind so eure Erfahrungen nachdem die meisten erfahren haben das ihr vom Staat lebt?

Macht man sich den Druck selber oder wer baut das auf bzw wer steckt hinter alledem? Arbeit=gut=Leute die sich mit dir beschäftigen wollen.

Keine Arbeit= abgestempelt als Untermensch = komplette Isolation

Ich kann nicht behaupten, dass mich das alles komplett kalt lässt, dennoch ist es irgendwo erschreckend wieviele Jahre man im Prinzip in dieser Bubble gelebt hat und es war alles nur eine Scheinwelt.

Früher als man in Lohn und Brot stand konnte man auch mal ins Theater/Kino usw das schenkt man sich aktuell  natürlich damit man nachem 20. was zu futtern hat...

Ich bin aktuell echt verwirrt was das Thema angeht und möchte mal von euch hören wie ihr das erlebt. Danke:-)


dagobert

Das dürften in dieser oder ähnlicher Form wohl die meisten hier im Forum kennen.

Wenn du einen weiteren Aspekt davon erleben möchtest: Versuch mal aus Hartz IV heraus eine Wohnung zu finden.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

MKnecht

Danke für deine Antwort.

Ich hoffe jeder hier steht diese fiese Zeit durch.


Grüße

BGS

Stimmt, im Leben ist man eigentlich so gut wie alleine.

Fiel mir früher in Deutschland, während sog. "Karriere" u. jeder Menge Erwerbsarbeit, unbezahlten Überstunden etc. gar nicht so auf. Bin heute sozusagen "langzeitarbeitslos" und habe kein Problem damit. Arbeite nun > 10 Jahre auf Abruf am Polarhafen und daher im Jahr etwa die Hälfte einer Vollzeitstelle.

Das genügt zum einfachen Leben, auch wenn es hier richtig teuer ist. Kontakt finde ich durch regelmässiges Spielen von Punkrock / Rock hier in der Küche und lerne so auch Einheimische kennen.

Wir treten manchmal zusammen mit weiteren Bands auf und haben richtig Spass dabei.

Stehe inzwischen freiwillig ausserhalb der heutigen Gesellschaft und sch...  darauf, was Andere von mir denken. Einfach war dies nicht und der Weg dahin war weit.

Vollkommen verständlich, Mknecht, dass das Verhalten Deiner Umwelt Dich runterzieht. Gib nicht auf, mir hat es oft geholfen, mich mit anderen Ausgebeuteten / "Aussortierten" zu solidarisieren bzw. zusammenzutun.

MfG

BGS



"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

MKnecht

Danke auch dir für deine Geschichte :-)

Genau deswegen bin ich hier.

Vielleicht gehts irgendwann mal wieder bergauf nach all den Jahren bergab...

Grüße

BGS

Zitat von: MKnecht am 01:23:49 Fr. 08.März 2024... .

Vielleicht gehts irgendwann mal wieder bergauf nach all den Jahren bergab...

Grüße

Klar, auf jeden Fall.

Muss zur Schicht.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Mottenmann

Ist natürlich auch imemr eine Frage wie wichtig einem selbst die Meinung der anderen ist? Mir sind andere Menschen bzw. das was sie über mich denken, total egal.
Meine eigenen Dämonen machen mir das Leben schon genug zur Hölle, da ist das für mich ein reiner Schutzmechanismus.
Mir ist es egal ob jemand Manager bei Microsoft/Klempner oder Obdachlos ist, wenn der Mensch dahinter passt ist es Latte was der für nen Job hat oder darstellt.

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