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Randbereiche - Wenig diskutiert! => Andere Randbereiche => Thema gestartet von: Ziggy am 20:11:33 Di. 30.März 2010

Titel: Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:11:33 Di. 30.März 2010
Hi Leutz,

ich mache mal diesen Thread auf, um Leuten mit Suchtproblemen Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Hilfestellung zu geben.

Ich wollte eigentlich heute mit einem größeren Beitrag starten, aber das werde ich zeitlich nicht mehr hinkriegen.

Stattdessen einfach mal ein paar kurze Infos zu meiner Suchtgeschichte:

Ich bin Alkoholiker. Trocken seit dem 25. Januar 1989, hab also grade mein 21. Jubi "gefeiert". Davor jahrzehntelanger exzessiver Alkoholkonsum, typische Säuferkarriere, regelmäßig "harte" Getränke ab dem 12. Lebensjahr, kaputte Jugend, Schule ohne Abschluß, Lehre ohne Abschluß, Wehrdienst, gescheiterte Ehe, zweimal im Gefängnis, viermal im Irrenhaus, zweimal dem Tod grade noch von der Schippe gesprungen. Im Knast 1985 die Anonymen Alkoholiker kennengelernt, deren Meetings regelmäßig besucht, dann 14 Monate in Freiheit trocken geschafft. 1987 schwerer Rückfall, dauerte bis zu eben jenem 25.01.1989, seitdem dauerhaft trocken.

Das nur mal so als Einstieg. Ausführliches folgt noch. Wenn jemand einen besseren Tread-Titel hat, bitte Wortmeldung.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 14:18:07 Do. 01.April 2010
Jo danke für den Thread
Ich werde demnächst auch dann mal meine Erfahrungen hier posten , aber zur Zeit bin Ich zu ausgepowert um sinnvolle Texte zu schreiben !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 11:48:39 Fr. 02.April 2010
ZitatAllerdings kannst du, wie auch Ziggy, eine sehr abschliessende Betrachtungsweise in recht nachdrücklichem Ton hervorbringen, so dass man lieber nicht dagegen hält und kein Öl mehr ins Feuer kippen mag. Gegen eure Statements ist es nicht leicht, sich zu behaupten. Hab aber oft von stabil trockenen Süchtigen sowas erlebt, da ist eine gewisse Konsequenz hinter, die nach aussen als Härte erscheint. Kann ich glaub ich auch. Manche Leute legen sich ungern mit mir an, dabei bin ich der Klassiker "Harte Schale, weicher Kern" und kann sehr plüschig sein wenn ich will. Ihr wahrscheinlich auch.

Als ich noch trank, fällten die Leute allerlei Urteile über mich: Ich sei haltlos, unzuverlässig, ein Maulheld, willensschwach, schlampig, ein kompletter Versager ... ich denke, das stimmte alles, ABER: Das ist nur eine Seite von mir, die nasse!

Heute fällen die Leute auch Urteile über mich, aber die unterscheiden sich grundlegend von denen aus der nassen Zeit. Heute heißt es, ich sei ein Pedant, supergenau, überpünktlich, extrem zuverlässig, unnachgiebig, ein "harter Hund". Auch hier stimmt das meiste. Und natürlich steckt hinter dem harten Kerl ein weicher Keks ...

Die Sache ist doch die: Das Hauptmerkmal des Alkoholismus ist der Kontrollverlust. Man verliert die Kontrolle über seinen Trinkkonsum, sein Trinkverhalten, sein Denken, Fühlen, Tun, letzten Endes verliert man die Kontrolle über alle Bereiche des Lebens, der Alkohol besetzt die Brücke und übernimmt das Kommando. Was ahnungslose, unaufgeklärte Mitmenschen als "Willensschwäche" klassifizieren, ist die Krankheit Alkoholismus. Beim Alkoholiker gehen nach und nach alle Schalter kaputt (sofern sie je richtig funktioniert haben), die anderen Leuten erlauben zu sagen: "Jetzt reicht's. Das nächste Bier trinke ich nicht mehr. Ich muß noch dies oder jenes tun ..." Beim Alkoholiker reduziert sich irgendwann ALLES auf einen einzigen Gedanken: "Wo bekomme ich die nächste Dosis von meinem Stoff?!" Alles, wirklich alles, wird diesem einen Trieb untergeordnet. Und man tut alles dafür, wirklich alles. Man tötet einen Menschen, wenn es sein muß ...

Irgendwann erreicht man einen Punkt, der gemeinhin als "Tiefpunkt" bezeichnet wird. Dieser Tiefpunkt hat viele Gesichter, das reicht von relaiv harmlos bis Schockzustand. Gemeinhin ist das der Moment, wo einem klar wird, was mit einem los ist, und wo man sich entscheiden MUSS ... für mich war der Tiefpunkt im Knast, als mir klar wurde, daß sich alle Menschen von mir abgewandt hatten, daß ich keinen einzigen Freund mehr hatte auf der Welt, daß ich alleine war, und daß die Schuld alleine bei mir lag. Meine letzte Freundin hatte Schluß gemacht mit mir, als sie sah, daß sie gegen den Alkohol keine Chance hatte. In meinen Alpträumen sah ich meine eigene Beerdigung, die Menschen, die ich je geliebt hatte, waren gekommen und sie sagten: "Endlich hat der Wahnsinn ein Ende. Endlich hat er sich totgesoffen ..."

Dieser Moment war für mich ein unbeschreiblicher Zustand, ein Augenblick absoluter Klarheit, ich sah von einem erhöhten Standpunkt aus mein ganzes elendes, verpfuschtes Leben, ich sah mich so, wie andere mich wahrnahmen, es war so tief beschämend, so erniedrigend, so anklagend, so anrührend, daß mich zwei Tage und Nächte das "heulende Elend" überkam, ich musste beinahe pausenlos weinen. Ich konnte plötzlich "fühlen", was ich anderen Menschen angetan hatte, Menschen, die ich über alles liebte, denen war ich der schlimmste Alptraum gewesen.

In diesem Moment, den viele Gläubige als "Gnadenakt" erleben und beschreiben, entschloß ich mich, mein Leben radikal zu ändern. Mein Leben radikal ändern hieß: Das Trinken sein lassen, und zwar überhaupt, das "erste Glas" stehen zu lassen. Was sich hier wie eine ganz banale Erkenntnis liest, ist es für den Alkoholiker ganz und gar nicht. Das größte Problem des Alkoholkranken ist nämlich, daß ihm der Weg zur Selbsterkentnis versperrt ist, soll heißen, er sieht sich selbst nicht als Alkoholiker. Er weiß wohl, daß etwas mit ihm nicht stimmt, er weiß aber nicht, was es ist. Er sieht sich als Pechvogel, als einen, der das Unglück magisch anzieht, glaubt sich verflucht, hängt Verschwörungsphantasien nach ... er kommt nicht auf die einfache Idee, daß alleine sein Trinken für alles Unglück verantwortlich ist. Er probiert daraufhin alles mögliche, weniger zu trinken, nur zu bestimmten Anlässen, kurz: "kontrolliert" zu trinken. Das kann er aber nicht, sonst wäre er ja kein Alkoholiker ... und das Rad dreht sich ... der Gedanke "nie wieder" im Leben zu trinken, ist so unwirklich, so wahnsinnig, so grausam ... eine so einfach, brutale Wahrheit, daß er sie nicht fassen kann ... Deshalb, wenn ein Alkoholiker sich radikal und dauerhaft ändert, also trocken wird und bleibt, kann man sicher davon ausgehen, daß er diesen Tiefpunkt, diesen Moment der Erkenntnis, diese tiefe seelische und geistige Erschütterung, diesen Moment der Klarheit, erlebt hat.

In einem der ersten Meetings bei den AA sagte ich: "Ich trinke, weil ..." und dann kam eine ganze Liste mit "Gründen", mit Entschudigungen, mit Ausflüchten ... die "alten Hasen", die Profis, hörten sich das schweigend an, manche schmunzelten zwischendurch. Als ich fertig war, sagte einer: "Wenn du scharf nachdenkst und dir richtig Mühe gibst, wirst du noch tausend Gründe mehr dafür finden, warum du trinkst. ICH sage dir: Es gibt in Wirklichkeit nur einen einzigen: Du trinkst, weil du Alkoholiker bist, weil dein einziger Daseinszweck darin besteht, zu trinken. Das ist der Grund - der einzige! - warum du trinkst." Und fügte hinzu: "Obwohl dir völlig klar ist, daß es dich tötet."

Tatsächlich hängt für den Alkoholiker alles an dem so schlichten "Stehenlassen" des ersten Glases, des Nichttrinkens des ersten Schlucks. Aber das ist nur der Anfang einer langen Passion. Dannbeginnt die eigentliche Arbeit: Inventur machen, Aufräumen, die knallharte Abrechnung mit sich selbst, der Versuch der "Wiedergutmachung" (ein heikles Thema!) ... da laufen psychosoziale Prozesse ab, von denen sich ein "normaler" Mensch keine Vorstellung macht. Und so kommt es, daß ein trockener Alkoholiker, der ernsthaft an sich arbeitet, teilweise erschreckend auf seine Umwelt wirkt ("So kenne ich dich ja gar nicht!" Natürlich nicht, möchte man sagen, du kennst mich doch nur besoffen ...) Ich habe miterlebt, wie Ehen, die zwanzig und mehr Jahre alle Saufstürme überstanden haben, in kürzester Zeit kaputt gingen, als der Säufer trocken und plötzlich "komisch" wurde. Jahrzehntelang sagt die Frau "Wenn er nur aufhören würde mit dem trinken!", und dann tut er's und sie versteht die Welt nicht mehr ... weil er so ganz anders ist, als sie sich vorgestellt hat. Ein Fremder.

Viele Menschen haben zu mir gesagt: "Wenn du ein paar Tage mal nicht trinkst, bist du so ein liebenswerter Kerl!" Dieselben Leute wünschen mich heute zum Teufel. - Warum? Ganz einfach: Wenn ein Alkoholiker mal "eine Weile" nicht trinkt, verändert sich ein bißchen. Je nach Veranlagung wird er entweder ein wenig mürrisch oder "lieb". Das ist aber immer noch der "nasse" Alkoholiker, der ist vielleicht körperlich gerade trocken, aber geistig-seelisch noch lange nicht, eine wirkliche Veränderung zu seinem wahren Selbst hin hat noch nicht eingesetzt. Wirkliche Veränderung fängt "im Kopf" an und wirkt im "tiefsten Inneren", das Physische, das Nichttrinken ist nur der Anfang, der Beginn, die Voraussetzung. Nichttrinken alleine ist aber nichts ohne wirkliche anschließende Veränderung. Ein Alkoholiker, der "nur" nicht trinkt, aber sonst alles belässt, wie es ist, ist im Denken weiterhin "nass" und er wird früher oder später wieder trinken!

Deshalb muss ein Alkoholiker, wenn er dauerhaft überleben will, sich radikal ändern. Und diese Veränderung wird von seiner Umwelt oft als extrem wahrgenommen, viele stoßen sich daran. Und warum? Weil die Umwelt eines Alkoholikers auch "krank" ist, weil sie Erwartungen an ihn haben, und wenn er die nicht erfüllt, wenn er sich anders entwickelt als erhofft, heißt es plötzlich "Was ist denn jetzt mit dem los? Dreht der jetzt völlig durch?"

Und so kommt es gar nicht selten vor, daß ein Alkoholiker, dem es ernst ist mit dem Nüchternwerden, auch die Leben seiner Liebsten gehörig auf den Kopf stellt. Daß er ihnen plötzlich total fremd ist.

Manchmal ist es auch umgekehrt: Unsere Nichte ist jetzt 22 Jahre alt. Wenn man der erzählt, wie der gute Onkel so war, als er noch gesoffen hat, da wird's der unheimlich und sie sagt "Das gibt es nicht, das kann überhaupt nicht sein!" Und das ist für mich der beste Beweis, wie sehr ich mich verändert habe seither. Natürlich hat das auch Schattenseiten. Manche werfen mir vor, ich nehme manches "supergenau", lasse keine Fünfe grade sein, ich solle doch mal den Ball flachhalten. Aber so einfach ist das nicht. Ich bin ja auch trotz meines abstoßenden Wesens manchmal eingeladen, da gibt es dann Braten mit Soße oder einen Salat oder ein leckeres Dessert ... ob ich da "supergenau" bin, wenn ich ein Tiramisu ablehne oder die "klasse" Soße, die "MUSST du nehmen, da ist so gut wie nichts drin", das ist für mich lebensentscheidend. Eine Soße, mit "so gut wie nicht drin", ist für mich eben nun mal eine alkoholische Soße und kann einen Rückfall auslösen ... und ehe ich mich's versehe und ohne es zu wollen, bin ich plötzlich der Mittelpunkt des Abends und betreibe Aufklärung ... das ist ein Dilemma. Mit den Jahren kommt man aber damit klar.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 14:33:11 Fr. 02.April 2010
@Ziggy

Wow. Respekt - dein Post liest sich wie ein frischer Wind. Du hast da einen ziemlich genialen roten Faden bei dir nach viel harter Arbeit entdeckt. Hört sich gut an!  :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 14:54:59 Fr. 02.April 2010
ich wollte das folgende gerade in dem alf-thread posten, da ist mir kellerkind mit der schließung des threads zuvorgekommen. ist jetzt vielleicht ein bisschen ausm zusammenhang gerissen, aber ich hoffe, trotzdem noch verständlich.

ZitatHerzlichen Dank Hedgi! Find ich süss von dir Smiley Bei mir ging es bis jetzt auch nie so gut aus... Wer hätte das gedacht - ausgerechnet "so einer"?! Aber das Leben bahnt sich seinen Weg, und wenn zwei Menschen zusammen gehören, zählen Statusunterschiede nicht mehr. Das ist die wahre Anarchie Cheesy

@cn
gern geschehen. statusunterschiede sind was für leute, die sich aufgrund mangelnder eigener wertigkeit von anderen abgrenzen wollen - interessieren mich auch nicht wirklich. ich mag nette leute, leute mit denen man lachen kann, leute die mir gut tun, von denen ich auch was lernen, was mitnehmen kann. da interessiert mich das eventuelle "dr." oder "prof." vor einem namen oder das portemonaie (scheiß wort ;) in der tasche nicht. bin gerad selbst dabei, mein leben umzukrempeln, und befürchte, dass ich damit noch mindestens 2 jahre gut zu tun habe. aber dann passieren gerade auch so verrückte dinge, wenn man ganz verzweifelt ist, über die man wieder lachen kann. man nimmt sachen wahr, die man sonst nicht bemerkt hätte, kann sich über kleinigkeiten freuen, die werden ganz wichtig. manchmal sitze ich abends da, und heule einfach 10 min. warum weiß ich auch nicht - hat aber wohl was mit eigener vergangenheitsbewältigung zu tun. und auch damit, sich vergangenem NÜCHTERN zu stellen (jetzt sind wir wieder bei dem thema sucht). und manchmal treibe ich nachts hier solche netten user wie bakurock mit plüschtierfolter in den wahnsinn. (an dieser stelle noch einmal eine leise gemurmelte entschuldigung in dessen richtung  :)

Positiv gesehen entwickelt sich bei mir eine kraft, die mir selbst angst macht, andererseits befinde ich mich aber zur zeit noch in einem sehr zerbrechlichen gleichgewicht. ich weiß nicht - wohin das noch führen wird - aber ich weiß/hoffe,dass es gut wird. aus diesem grund passt z zt in mein leben keine "wildromantische geschichte", aber wer weiß, was in zwei jahren ist. umso mehr freut es mich, solche geschichten bei anderen zu hören, womit wir wieder beim ausgangspunkt sind. so. und nu hör ich auf zu schwafeln.

hab gerade 3 stunden auf dem balkon in der sonne gesessen und nichts getan außer lesen, und heute abend werde ich pinnswin heimsuchen und die kräftig ärgern. so sollte es sein!  :D alles wird (hoffentlich) gut. schön dass diese beschissenen christlichen feiertage zum kraft tanken taugen können - wie auch schon ziggy in dem oster-thread bemerkte.

in diesem sinne....
:)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 15:06:54 Fr. 02.April 2010
So - einen hab ich noch (ihr könnt mich auch Colombo nennen):

Zitat: Ziggy
ZitatHi Leutz,

ich mache mal diesen Thread auf, um Leuten mit Suchtproblemen Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Hilfestellung zu geben.

Da ich mich selber z zt eingehend mit dem Thema Sucht beschäftige - aus aktuellem Anlass - möchte ich hier kundtun, dass es die sehr hilfreiche Möglichkeit gibt, sich bei den AAs in so eine Online-Gruppe eintragen zu lassen, man wird dann in einen Emailverteiler aufgenommen. Mir hilft das z Zt sehr. Ich komme dann abends nicht mehr auf die Idee - mich - aus welchen Gründen auch immer - zuzuschütten, sondern lese die 20 bis 30 Emails aus diesem Verteiler, die mich erwarten, lache, weine, schmunzle, - und gehe dann - nüchtern - zu Bett. So, nu isses raus. Warum auch nicht?

Nu bin ich aber still.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 18:06:48 Fr. 02.April 2010
Tja , da sitze Ich in meiner neuen Wohnung ! und weiss nicht was Ich machen soll !
bin wieder voll dabei !
Habe Angst !
darf meinen Sohn nicht mehr sehen !
Habe fürchterliche seelische Schmerzen !
und morgen ist Umzug !!
Ich habe das alles wieder organisiert bekommen !, aber Ich weiss selbst nicht mehr wie lange Ich diesen Stress noch durchhalten kann !!

Ich kann jetzt schon nicht mehr !!!!!!!

Ps . und jetzt wird meine Mutter auch noch mit sowas wie einer Telefonbombe konfrontiert ! meine Mutter die mit nix was zu tun hat !!!! ausser das sie mich ein Paar tage aufgenommen hat !

Es macht mich alles so fertig !

Ich denke Echt 3 Pullen Vodka und alles ist erledigt !

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alex22 am 19:41:22 Fr. 02.April 2010
Ich habe zwar keine Suchprobleme, verstehe aber aus einigen eigenen Erfahrungen, dass man süchtig werden kann.
Auch habe ich persönlich schon Menschen kennen gelernt, die es schafften von der Sucht (Alkohol, Tabak, Tabletten) los zukommen. 
Ich habe vor solchen Kämpfern ganz große Achtung. Mir helfen diese Menschen mit ihrem Beispie mit meinen Problemen besser zurecht zu kommen und mich nicht zu sehr von schlechten Menschen mit bösen Sinn beeinflussen zu lassen.
Es ist sehr interessant hier mitzulesen. Ich wünsche Euch Freude am Leben.
:)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 19:43:10 Fr. 02.April 2010
Das wäre aber schade, lieber @Tafel, wo du doch schon so weit gekommen bist!

UMzüge sind immer ganz furchtbar, auch für Nicht-Abhängige, wir kennen das alle. Und TOLL wie du alles allein organisiert hast, das ist nicht leicht.

Schalte ab, geh`früh schlafen, denk`nicht an die Probleme, denn morgen ist ein neuer Tag, da sieht schon alles anders aus, wirst du sehen... :)

Alles Gute für dich, eine ruhige,angenehme Nacht und liebe Grüße

:-*
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:14:21 Fr. 02.April 2010
@Tafel
Wenn du die Möglichkeit hast, besuche ein Meeting. In beinahe jeder Stadt gibt es welche, meist täglich von 20 bis 22 Uhr.

Gibt es jemanden, den du anrufen kannst? Tu es! Mir haben solche manchmal nächtelangen Telefonate das Leben gerettet. Gibt es jemanden, der vielleicht zu dir kommt? Oder den du besuchen kannst?

Tu etwas. Sitz nicht da und grübel. Bewege dich. Geh raus, laufe, atme ...

Versuche, die Gedanken zu ordnen: Inwieweit kannst du die Situation beeinflussen, inwieweit bist du verantwortlich? Die "Telefonbome" (was ist das?) deiner Mutter - was hat das mit dir zu tun? Zieh dir keine "fremden" Schuhe an!

Mach dir folgendes klar:

3 Flaschen Wodka lösen das Problem nicht. Du kommst wieder zu dir, die jetzigen Probleme sind immer noch da, nur viel schlimmer und MINDESTENS EINES ist noch dazu gekommen! Du hast nur EIN wirkliches Problem, und das ist Alkohol. ALLE ANDEREN Probleme sind ein Klacks und lösbar, wenn du JETZT NICHT TRINKST! Sie werden sich allesamt in Luft auflösen. Du hast nur eine Panikattacke. Du musst und du wirst das durchstehen! Dir wird nichts passieren! Das Schlimmste was passieren kann, ist, daß du WIEDER TRINKST!

Wenn du nicht raus kannst, wenn du der Situation nicht entkommst, bleib hier bei uns, wir sind bei dir, du bist nicht alleine. Ich weiß, was du durchmachst, ich kenne es, ich hab es oft selbst erlebt. Es ist ein Anfall, nichts weiter. Die Sucht arbeitet wieder in deinem Kopf. Jeder trockene Alkoholiker kennt das "trocken besoffen" sein. Dein süchtiges Ich will, daß du wieder trinkst. Du darfst jetzt nicht nachgeben, sonst waren alle deine Anstrengungen bisher umsonst!

Baue dich selbst auf. Halte dir vor Augen, was du schon erreicht hast, was schon alles hinter dir liegt, wie stark du sein kannst. Halte alles Negative von dir fern.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 21:58:16 Fr. 02.April 2010
Namd!

Wie befürchtet, passen meine "Lyrics" schon wieder nicht so richtig hier rein. Aber der "Alf"-Thread ist zu, denn es gibt wichtigeres als 1 abwesende Person, nämlich die Frage, wie man mit sich selbst und anderen umgeht. Dafür sind wir ja jetzt hier.

@Tafel:
Erinnerst du dich, das ich dir in besagtem Thread den lapidaren Spruch gedrückt habe, "versauf die neue Bude nicht"? du hast abgewunken. Jetzt hat dich der grosse Frust am Wickel - allein und mit viel Orgakram vor der Brust - und was ist dein spontaner Wunsch? Trinken und Vergessen. So gut ich dich auch verstehe, finde ich es traurig. Sieh dir mal an was du geschafft hast! Du bist trocken geworden, stehst inzwischen zu dem Rückfall den du gebaut hast, jetzt machst du sogar vorher die Klappe auf. Bist du sicher dass du trinken willst? Oder möchtest du, dass wir - wie vor allem Ziggy mit seiner jahrelangen Erfahrung - dich davon abhalten? Du bist viel weiter als noch vor einigen Monaten. Was du jetzt erlebst, ist ein Trockenrückfall, das sagt Ziggy auch und ich kenne das von der Guttempler-Selbsthilfe her. Kannst du dir vorstellen, wie stolz du auf dich sein wirst, wenn du JETZT die Kraft aufbringst, den Umzug NÜCHTERN zu schaffen und in einem Meeting hinterher davon zu erzählen? Die Kraft, die du dabei aufbaust, kann dir niemand mehr nehmen. Die gehört zu dir. Das ist deine ureigene Selbstachtung und darauf kannst du STOLZ sein! Trotz Widernissen kommst du vorwärts und hast eine neue Wohnung. Ich wünsche dir einen nüchternen Einzug und möchte hier gerne lesen, wie es gelaufen ist! Wir sind eine Gemeinschaft :)

@Hedgi:
Was du über Kraft sagst, kenne ich aus meiner Erinnerung gut. Ich habe nach 15 Jahren regelmässigem Absturzsaufen (4-5 mal wöchentlich) Angst bekommen, abhängig zu sein. Ich lernte zu der Zeit einen konsumierenden Alkoholiker kennen, der nicht körperlich abhängig war aber psychisch (Feierabend-Absturztrinken, kein Spiegelsaufen). Wie fies das war, wenn er abends am Telefon lallte und die Matratze oft aufrecht stand zum Trocknen, weil der Mann da nachts unkontrolliert reingeseicht hatte, ih. Ich rief die Hotline für Suchtgefährdete an und fragte, was man als Angehörige / Freunde tun könne. Man riet mir, das Telefon einzuhängen mit den Worten, "melde dich wieder wenn du nüchtern bist!" Was ich auch tat, rein verstandesmässig zunächst.

Still und heimlich reflektierte ich dann aber auch mein eigenes Trinkverhalten vor diesem quasi vorgehaltenen Spiegel. Das war mien Glück, so beschämend sich das auch ausnahm. Ich schämte mich, bekam Angst, das heulende Elend (@Ziggy: Das geht wohl mehreren Leuten so, auch ohne manifeste Abhängigkeit) und wusste schlagartig, dass ich ausprobieren muss ob es noch ohne Alkohol geht.

Ich hatte Ziele, die sich mit einer Suchtkarriere nicht vereinbaren liessen: Mein Diplom, eine ordentliche berufliche Laufbahn als ernstzunehmende Fachperson, und - last but not least - eine gesunde Beziehung! Das ging meiner neuen Erkenntnis nach nicht in Verbindung mit dem Trinken. Ich entschied mich also, zu testen ob ich noch ohne fremde Hilfe davon loskomme. Alles geschah im Verborgenen, weil ich mich so schämte. Der Versuch gelang aber zu meiner grossen Überraschung. Ich habe das Saufen nicht mal sonderlich vermisst, weil ich plötzlich ohne Saufplanung meinen Abend frei gestalten konnte! Die Erleichterung ist kaum in Worte zu fassen! Mir war klar, dass ich Sau gehabt hatte und beschloss, ab dem Tag keinen Tropfen mehr anzurühren. Das Eingeständnis "Suchtgefährdung" und dass ich mit Alkohol schlicht und ergreifend nicht umgehen kann, teilte ich nach und nach meiner Umwelt (sozialen Kontrolle!) mit. Dies lieferte eine Erklärung, weshalb ich es fortan ablehnte mitzutrinken und rückversicherte mich, dass ich nie wieder saufen kann, ohne dass jemand kritisch fragt ob ich einen Suchtrückfall baue.

Plötzlich musste aber alles, was vorher ein "Anlass" zum Saufen war, nüchtern bestanden werden. Ungeduld, Frust, Traurigkeit, alles was man vorher "plattsaufen" konnte (bzw. vor sich her schieben, um ehrlich zu sein!) musste jetzt ertragen werden, pur ohne Eis. Dazu benötigt man Kraft. Es ist tatsächlich anfangs etwas unheimlich, wo die auf einmal herkommt und wie viel davon aus dem Off aufsteigt! Es spukt in der Seele, die innere Welt ist eine Geisterbahn. Erst nach längerer Zeit ist man in der Lage, sich auf diese Kraft zu verlassen, ihr zu vertrauen und eine Gelassenheit zu entwickeln, auch mit dem Konsumverhalten anderer. Gerade hiermit konfrotiert zu werden, habe ich eine ganze zeitlang vermieden. Ich nenne das "die radikale Phase", in der man Konsumenten aus dem Weg geht. Mit den Jahren habe ich dazu Distanz entwickelt, inzwischen ist mir jedes Interesse an Alkoholkonsum und sonstigem Drogenkonsum (vertrage ich eh alles nicht) abhanden gekommen. Ich bin geduldiger, ausgeglichener (jawollja, der Handfeger CN kann meditieren und entspannen, bloss nicht hier im politischen Aktionsradius), habe weniger Angst, kaum depressive Phasen und der frühere Jähzorn ist wie vom Erdboden verschluckt.

Was allerdings für immer bleiben wird: Ich kann nie mehr wieder unbeschwert an Rauschmittel denken. Das ist für immer vorbei. Auch wenn es für frisch Trockene und frisch gebackene Aufhörer erschreckend klingt: Es ist GUT SO!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 22:08:10 Fr. 02.April 2010
ZitatALLE ANDEREN Probleme sind ein Klacks und lösbar,
Das weiss Ich, und das ist das was mich noch am Leben hält !


Junx Ich schreibe beizeiten echt mal einen Roman !

nur ein Beispiel :

Ich habe gerade durch einen Zufall (danke Gott) erfahren , das , wenn Ich Morgen bei dem Umzug anwesend bin , sofort verhaftet werde (Aussage der Polizei )
habe da wohl eine einstweilige verfügung von der ich bis gerade nix wusste ! woher auch , wenn deine Post von deiner Ex unterschlagen wird !
Ich werde deswegen auch Strafanzeige wegen versuchter Freiheitsberaubung stellen !
Die beiden (Ex und Exex ) wollten mich morgen eiskallt auflaufen lassen !!
durch Zufall und oder weil der liebe Gott mich so lieb hat habe Ich davon gerade noch Kenntniss bekommen !
wie gesagt , schreibe Ich wirklich mal mein ganzes Leben hier rein , viel zu Lachen und viel zu weinen wird dabei sein !
aber jetzt habe Ich gerade andere Probleme und Ich bin auch nicht so firm zu schreiben !
Schreiben !!!!!!!!! ja ich kann besser Reden , Ich habe schon 60 Jahre alte FDP,ler dazu gebracht in die Linke einzutreten !!! kein Scherz !!!
so ist das !!
Bis gerade war Ich echt depri , aber jetzt habe ich echt Wut im Bauch !! und glaubt Mir Wut ist ein echt guter Antrieb etwas zu ändern !!

@ziggy
du hilfst mir wirklich weiter , aleine deine Texte zu lesen !
du und Ihr seid alle wichtiger als ihr glaubt !!

P.s.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:23:40 Fr. 02.April 2010
Zitat von: Tafel am 22:08:10 Fr. 02.April 2010
Bis gerade war Ich echt depri , aber jetzt habe ich echt Wut im Bauch !! und glaubt Mir Wut ist ein echt guter Antrieb etwas zu ändern !!

Aber hallo! Vor allem ist es schön, hier von dir zu lesen. Egal welche Scherereien anliegen. You are here :)

Zitatdu und Ihr seid alle wichtiger als ihr glaubt !!

Hier posten ist echt besser als Ostern in der Kirche "Halleluja" auf die Nächstenliebe zu plärren, zumal wenn man - wie ich - gar nicht singen kann *krächz* ;D

Tafel, das wird alles. Soll die Ex doch deinen Kram vor die Tür stellen, wenn sie nicht will dass du ihn selber holst. Einstweilige Verfügung stellen, die Post unterschlagen und dann mit dem Arsch auf deinen Sachen sitzen, das kannst du der Polizei mal vortragen. Das ist *Tateinheit mit Tatmehrheit StGB* usw., eine schicke Anzeige wird das! Kurz und gut: Die muss deine Sachen rausrücken, alles andere ist ein Eigentumsdelikt.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 22:45:13 Fr. 02.April 2010
Ja CN ich bin da gedanklich schon auch Dienstag beim Amtsgerich (wie polizeilich angeraten)
andere Frage :
Ich habe jetzt wegen drohender Obdachlosigkeit eine 60 qm Wohnung gemietet (echt klasse Wohnung )
45 qm Stehen mir halt nur zu , die Differenz beträg so um die 70 €
Müssen die mir vom Amt die ganze Miete zahlen ? wegen obdachlosigkeit .
Ich habe da echt glückgehabt , weil Ich so keine Wohnung bekomme , wegen 5000 € Mietschulden (junx Ich sage ja Ich schreibe mal mein Leben hier hernieder , weil Ich habe ca 5 Riesen Mietschulden , habe aber nie Mietschulden gemacht !!)
was ist mit den 300€ Kaution die Ich gezahlt habe !
Die möcht Ich zumindestens als Darlehen wiederhaben!
habt ihr tips ?

Und nochmal !!
Ich danke euch allen , ihr zieht mich aus einem tiefen Loch !!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 23:12:34 Fr. 02.April 2010
Mit am Schwierigsten war am Anfang meines trockenen Lebens für mich, mit Gefühlen umgehen zu lernen. Man muß sich vorstellen, daß ich meine ersten Räusche noch vor der Pubertät hatte. Schnell hatte ich den Bogen raus, wie ich Alkohol "nutzen" konnte, um mich selbst, aber auch andere, zu manipulieren.

Rückblende. Ich kam als schwer erziehbares Kind im Alter von 9 Jahren in ein katholisches Erziehungsheim in Marktl am Inn (ja, der Geburtsort des aktuellen Papstes). Das ist ein Nest in der Nähe des marienverehrenden Wallfahrtsortes Altötting, die wahrscheinlich katholischste Gegend Deutschlands, da wo es am Schwärzesten ist. Ich verbrachte dort 3 Jahre unter Nonnen. Nein, ich wurde NICHT sexuell mißbraucht, aber tägliche Prügel, meist mit dem Rohrstock, waren an der Tagesordnung. Sexualität war Teufelswerk, das Herumspielen an sich selber eine Todsünde.

So kam ich im Alter von 12 Jahren zurück in die "normale" Welt, an eine Schule mit Jungs und Mädchen. Ich fühlte mich unwohl in weiblicher Gegenwart, andererseits zog es mich hin. Wenn mir ein Mädchen über den Weg lief, wurde ich rot und brachte keinen Ton heraus. Es gab da eine, die himmelte ich an, aber ich wagte es nie, sie anzusprechen. Was hätte ich denn sagen sollen? Etwa "Ich war 3 Jahre im Heim, meine Mutter ist Putzfrau ..."? Es war zum Verrücktwerden. Eines Tages war da irgendwie Party, die ganze Klasse ging da hin, also machte ich mich fein und ging auch. Da war ein Stand mit Getränken. Bier mochte ich nicht, der bittere Geschmack stieß mich ab, aber Süßes trank ich gerne, ich hatte als Kind schon dann und wann Eierlikör getrunken, das schmeckte gut und fühlte sich gut an im Bauch. Jedenfalls, an diesem Abend, entschied ich mich für Cola mit einem Schuß Whisky, das hatte ich vorher noch nie getrunken, es schmeckte süß und harmlos, und als ich 2 davon getrunken hatte, merkte ich, wie sich etwas veränderte. Sicher trug auch die ganze Atmo dazu bei, die schummrige Beleuchtung, die geile Musik, jedenfalls war plötzlich meine Angst weg ... ich marschierte schnurstracks zu der süßen Maus und fragte sie, ob sie tanzen wolle, und oh Wunder, sie tanzte mit mir (na ja, "tanzen" würde ich das heute nicht mehr nennen, wie's halt so war in den 70s, machten alle irgendwelche Verrenkungen auf der Tanzfläche, ein Wunder, daß niemand sich schwer verletzte).

Wir "gingen" dann 6 Wochen miteinander. Ich war dermaßen verknallt, wir knutschten bei jeder Gelegenheit ... irgendwann wollte sie dann aber mehr, ich checkte das nicht, sie fing an, an mir rumzumachen und legte meine Hand auf ihren Busen und führte sie zwischen ihre Beine, da kriegte ich die Panik und versaute alles ... 3 Jahre katholisches Heim zwischen Hölle und Teufel wirken lange nach, das kann ich euch sagen ... jedenfalls war's dann aus mit uns, sie suchte sich einen richtigen Kerl.

Meinen Kummer ertänkte ich dann ordentlich. Inzwischen hatte ich gelernt, daß ich mit Alkohol meinen Gemütszustand beeinflussen konnte, die langweiligste Party kam mit ein paar Gläsern in Schwung, ich verlor meine Hemmungen, konnte plötzlich reden, hatte coole Sprüche drauf, war witzig, war im Mittelpunkt, konnte Mädels aufreißen ... es dauerte nicht lange, da ging nichts mehr ohne Alk bei mir.

Jetzt ein Sprung in die Zeit, als ich trocken wurde: Ich hatte nie gelernt, mit echten Gefühlen umzugehen. Angst, Liebe, Freundschaft, Hingabe, Trauer ... das war alles alkoholisch durchsetzt. War ich traurig, trank ich, war ich verliebt, trank ich, hatte ich Probleme am Arbeitsplatz, trank ich ... nie hatte ich gelernt, Gefühle auszuhalten, mich zu stellen. Umso schlimmer beutelte es mich jetzt. Ich musste auch lernen, Gefühle zu deuten. Angst zum Beispiel: War das echte Angst oder wütete der Alkohol in meinem Kopf? Auch "normale" Menschen kennen ja irreale Ängste, man macht sich wegen irgendwas verrückt, dabei ist alles ganz harmlos. Deshalb ist für mich immer die wichtigste Frage bei einer Panikattacke: "Wie real ist das? Was passiert hier eigentlich wirklich?" Ich gebe zu, das ist verdammt schwer und es braucht viel Übung und Training, in so einem Moment die Ruhe zu bewahren. Aber bedenkt folgendes: Den "Kopf zu verlieren" ist für einen Nichtalkoholiker vielleicht schlimm, vielleicht sogar sehr schlimm, für einen Suchtkranken aber ist das eine Frage auf Leben und Tod! Ein Suchtkranker, der überleben will, MUSS lernen, in egal wie heiklen Situationen möglichst kühlen Kopf zu bewahren. Er muss "Gelassenheit" lernen. Was manche Uneingeweihte oft mit Gleichgültigkeit verwechseln, ist ein lebenserhaltender Mechanismus, die Fähigkeit, eine heikle Situation zu analysieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und dann das Notwendige und Richtige zu tun.

Und damit komme ich zu dir, @Tafel, dies ganze Geschwafel diente nämlich nur einem einzigen Zweck, nämlich der an dich gerichteten Frage: "Wie real ist deine Angst? Was kann dir schlimmstenfalls passieren?"

Meine Antwort:

Option 1 - Du trinkst heute nicht
Vielleicht wirst du morgen verhaftet. Vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht genau, worum es geht, aber ich denke, es gibt einen  Ausweg, wenn du dir klaren Kopf bewahrst und kühles Denken.

Option 2 - Du trinkst wieder
Du bist morgen vielleicht schon tot. Vielleicht auch nicht. Dann wirst du mit einem dumpfen Gefühl im Schädel aufwachen, in den Spiegel gucken, kotzen, dich selbst hassen und gleich wieder trinken wollen, um die schlechten Gefühle zu bekämpfen. Irgendwann kommt dann die Polizei und holt dich ab. Vielleicht bist du sogar froh darüber. Man wirft dich in eine Zelle, wo du deinen Rausch ausschlafen kannst - muß ich weitererzählen ...?

Die Wahrheit ist: Du hast überhaupt nur eine Chance, halbwegs klarzukommen, wenn du dich heute nacht für Option 1 entscheidest ... egal wie schlimm es kommt, es kann nicht so schlimm kommen wie mit Option 2 ...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:15:41 Fr. 02.April 2010
Zitat von: Tafel am 22:45:13 Fr. 02.April 2010
Ich habe jetzt wegen drohender Obdachlosigkeit eine 60 qm Wohnung gemietet (echt klasse Wohnung )
45 qm Stehen mir halt nur zu , die Differenz beträg so um die 70 €
Müssen die mir vom Amt die ganze Miete zahlen ? wegen obdachlosigkeit .

Je nach dem, wie wichtig in eurer Stadt die Beseitigung von Obdachlosigkeit genommen wird, könntest du Glück haben. Gewöhnlich lässt man sich eine Wohnung ja erst von der ARGE genehmigen. Hast du nicht gemacht, du hast einfach mal angemietet. Auch gut, das bügeln wir schon irgendwie. Ich suche dir die Tage mal das Urteil raus, nach dem man bis zu 10% überm Satz wohnen darf. Irgendwas gabs da, hab nur vergessen wo das steht. Ich antworte jetzt mehr aus menschlichen Gründen so flott und kenntnisfrei, damit du siehst dein Geschreibsel geht nicht ins Leere ;)

ZitatIch habe da echt glückgehabt , weil Ich so keine Wohnung bekomme , wegen 5000 € Mietschulden (junx Ich sage ja Ich schreibe mal mein Leben hier hernieder , weil Ich habe ca 5 Riesen Mietschulden , habe aber nie Mietschulden gemacht !!)

Finger heben, Entschuldungshilfe, Inso... Lass mal laufen, die Baustelle ist später dran. Aktuell drückts doch nicht, oder? Da kannst du in Ruhe was planifizieren.

Zitatwas ist mit den 300€ Kaution die Ich gezahlt habe !
Die möcht Ich zumindestens als Darlehen wiederhaben!

Ich fürchte, ohne Genehmigung zur Anmietung der Wohnung ist Kohle weg. Wenn sich die Bude lohnt - so what the fuck? Versoffen wärs auch weg.

ZitatUnd nochmal !!
Ich danke euch allen , ihr zieht mich aus einem tiefen Loch !!!

Na klasse, immer hoch die Hinterbuchstaben! Wir mussten uns glaub ich alle schon an den eigenen Haaren aus der Grütze ziehen. Wenn jemand da ist der mitzerrt ist es wenigstens nicht so frostig ums Herz :D

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 23:36:32 Fr. 02.April 2010
Zitat... so flott und kenntnisfrei ...

Schöner Ausdruck, den kannte ich noch nicht. Kann ich bestimmt mal gut gebrauchen, vielleicht schon am Dienstag bei meinem Termin in der Agentur ...  ;D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 23:54:15 Fr. 02.April 2010
ZitatJetzt ein Sprung in die Zeit, als ich trocken wurde: Ich hatte nie gelernt, mit echten Gefühlen umzugehen. Angst, Liebe, Freundschaft, Hingabe, Trauer ... das war alles alkoholisch durchsetzt.

Das alles kenne Ich sehr gut !
Ich dachte immer Ich wüsste was Liebe ist ! und durfte dann im Alter von 35 Jahren erstmals dieses gefühl erleben ! Liebe echte bedingungslose Liebe !!
alles im klaren Kopf ! und dann mach mit dieser Frau mal Schluss , aus reinem Selbstschutz , weil du weisst das du stirbst , wenn du es nicht tust !
macht das mal ! Lieben tue Ich diese Frau über alles , aber Ich habe Sie verlassen um Mich nicht selbst zu zerstören !
Ich musste gehen und als Akt der Vergeltung kann dann das betrachtet werden was jetzt geschieht
Rache pure Rache wird mir entgegen geschmissen !!
Ich bin schon lang nicht mehr da und es wird gesagt man hätte Angst vor Mir !
das tut weh , das kann man sich als nicht Betroffener nicht vorstellen !
Ich und Böse passt schlicht und ergreifend nicht zusammen das ist so und wird auch von jeden so bestätigt der mich besser kennt !!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 01:35:37 Sa. 03.April 2010
Bei den AA-Meetings gibt es am Ende immer den "Gelassenheitsspruch", der geht so:

"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!"

Bezogen auf dein Problem, auf das, was du an Information preisgegeben hast, stelle ich fest, du hast eigentlich alles richtig gemacht:

1. Du hast erkannt, daß du etwas ändern kannst und musst. Du hast das, was du ändern konntest und musstest, geändert. Es ging um dein Leben. Es gab keine Alternative.

2. Gegen die Rachegelüste deiner ehemaligen Freundin bist du machtlos. Das kannst du nicht ändern, du musst es hinnehmen und damit leben. Und hoffen, daß sie es irgendwann versteht. Außerdem, wer weiß ... niemand kann in die Zukunft sehen, wie sich Dinge entwickeln. Es gibt ein Sprichwort, das heißt "Die Hölle kennt keinen größeren Zorn als den Haß einer verschmähten Frau!" Ich weiß, daß das stimmt.

Was bleibt also? Eine Gefühlshölle tief im Inneren ...

Ich würde dir jetzt gerne etwas Nettes sagen, etwas, das dir hilft. Aber das wäre alles Lüge. Die brutale Wahrheit ist: Du musst es aushalten. Widerstand ist zwecklos. Du musst es zulassen, aushalten und durchstehen. Ich weiß, daß das absolut schlimm ist. Ich weiß auch, daß du mir wahrscheinlich nicht glauben wirst, aber die meisten trockenen Alkoholiker mussten so etwas durchstehen, nicht die gleiche Situation, aber etwas Vergleichbares. Vielleicht ist es eine Art Prüfung, ein Test deiner Ernsthaftigkeit ... ich weiß es nicht. Alles was ich weiß - und das weiß ich sicher! - ist, daß daraus letztlich etwas Gutes entstehen wird, auch wenn es jetzt überhaupt nicht danach aussieht. Es wird dich stark machen, es wird dich härten, es wird dir in deinem künftigen Leben von Nutzen sein. Eines Tages wirst du zurückblicken und erkennen, daß es einen tiefen Sinn hatte.

Vielleicht hilft dir folgendes Gedankenspiel:

Die Frau hasst dich, weil sie sich von dir zurückgewiesen fühlt. Sie hasst dich so sehr, daß sie sich an dir rächen will. Aber - davon bin ich überzeugt! - sie hat auch Respekt vor dir. Insgeheim bewundert sie dich, weil du dein Ding durchgezogen hast, ehrlich und konsequent. Sie sieht in dir eine starke Persönlichkeit. Salopp ausgedrückt: Die steht immer noch auf dich! Will sagen: Sie hasst dich, weil du ihr nicht egal bist!

Wenn du jetzt wieder trinken würdest, würde etwas Furchtbares passieren: Sie würde sich vielleicht nicht mehr rächen wollen, vielleicht hätte sie sogar Mitleid mit dir, ABER du würdest ihre Achtung, ihren Respekt verlieren, sie würde dich als Loser sehen, als Umfaller, als inkonsequenten Maulhelden. Auf Dauer wäre das noch schlimmer als der jetzige Zustand.

Vielleicht liege ich ja falsch, aber so sehe ich die Dinge aus der Entfernung.

Zum Schluß noch eine wahre Geschichte: Meine jetzige Partnerin und ich sind jetzt 20 Jahre zusammen. Wir waren schon einmal zusammen, für kurze Zeit, aber da war ich noch nass, und es endete in ziemlich heftigen Szenen. Sie hat mich voller Zorn verlassen, mich niedergemacht, mich gehasst. Danach sahen wir uns 8 Jahre (!) lang nicht mehr und hörten auch nichts voneinander. Zwischenzeitlich war ich trocken geworden, und wir trafen uns zufällig wieder. Und plötzlich passte alles wunderbar zusammen. Wenn mir das irgend jemand prophezeit hätte, ich hätte das nie, nie, niemals für möglich gehalten. Du siehst also, Unmögliches wird möglich. Wenn man trocken ist.

Ich wünsche dir Gute 24 Stunden! Das ist alles, was zählt.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 21:22:01 Sa. 03.April 2010
Zitat: carpe noctem

ZitatStill und heimlich reflektierte ich dann aber auch mein eigenes Trinkverhalten vor diesem quasi vorgehaltenen Spiegel. Das war mien Glück, so beschämend sich das auch ausnahm. Ich schämte mich, bekam Angst, das heulende Elend (@Ziggy: Das geht wohl mehreren Leuten so, auch ohne manifeste Abhängigkeit) und wusste schlagartig, dass ich ausprobieren muss ob es noch ohne Alkohol geht.

Die Phase kenne ich gut. Vermutlich befinde ich mich da gerade mitten drin - ich probiere gerade aus, ob ich "normal" trinken kann - oder den Alkohol komplett von meiner Getränkekarte schmeiße. Es wird sich zeigen. Im Moment ist ein Aufwärtstrend abzusehen, und solange dieser anhält, ist für mich alles paletti. gehts wieder abwärts - sind die nächsten maßnahmen face-to-face meetings bei aa und der komplette alk kommt weg. so einfach ist das/oder so schwierig wohl eher. cn - die hörst dich nach ner ziemlich starken persönlichkeit an - dass du das alles so geschafft hast!

ZitatPlötzlich musste aber alles, was vorher ein "Anlass" zum Saufen war, nüchtern bestanden werden. Ungeduld, Frust, Traurigkeit, alles was man vorher "plattsaufen" konnte (bzw. vor sich her schieben, um ehrlich zu sein!) musste jetzt ertragen werden, pur ohne Eis.

Genau. Ganz genau. Abends nach Hause kommen und minutenlang herumheulen. Diese Situation AUSHALTEN. Ich laufe in der Wohnung herum und sage laut "Nein". Kein Bier aufreißen. Nicht rüber zum Imbiss und Alkohol kaufen. Es ist schwer aber im Moment klappts.

Wahrscheinlich muss jeder seine eigenen Lösungsstrategien da entwickeln. Ich selbst bin seit 11 Jahren Hobbymäßig im Tanzbereich unterwegs, seit 5 Jahren mit Gelegenheitsauftritten. Bei aufsteigendem Lampenfieber, kurz bevor es raus geht auf die Bühne, sind Eigenschaften wie Gelassenheit, Ruhe bewahren, Cool bleiben, gaaanz groß gefragt. Dann heißt es Augen zu und durch.....und raus - Vorhang auf! Das ist auch so eine Situation, der ich nicht entrinnen kann, der ich mich stellen muss, und wenn ich gut sein will, darf ich nicht tanzen, als wäre jemand mit ner Pistole hinter mir her, sondern ich muss Ruhe bewahren, jeden einzelnen Moment aushalten, Gelassenheit und Selbstsicherheit verströmen. Das - vereint mit der Grundkörperhaltung, vermittelt durch den Tanz - nicht zusammensacken, sich klein machen - näh - Schultern zurück, Kinn hoch - sich groß machen!, versuche ich auch in mein nichttänzerisches Leben mitzunehmen, und es funktioniert. Den Wert der eigenen Person erkennen. Dann brauche ich den Alkohol nicht, um Probleme zu lösen,...dann kann ich das auch ganz allein!

Autor : Ziggy
ZitatRückblende. Ich kam als schwer erziehbares Kind im Alter von 9 Jahren in ein katholisches Erziehungsheim in Marktl am Inn (ja, der Geburtsort des aktuellen Papstes). Das ist ein Nest in der Nähe des marienverehrenden Wallfahrtsortes Altötting, die wahrscheinlich katholischste Gegend Deutschlands,

Ich durfte Markl am Inn und Altötting kennenlernen, da eine Freundin von mir ins "schöne" Mühldorf gezogen ist. Wir haben uns dann mal - ich bin mir nicht mehr sicher - ob´s Markl am Inn oder Altötting war - diese Leute anguckt, die sich son Holzkreuz über die Schulter hängen und für begangene Sünden Buße tun - indem sie immer inner Runde laufen - gibt große und kleine Kreuze für die Kinder. Mich hat´s gegruselt - und ich wusste kurzfristig nicht mehr, wo zum Teufel ich da war....für sone olle Kielerin ist das ziemlich unfassbar. Und es ist scheiße zu hören, dass Kinder, die in einem Alter, wo sie am leichtesten lernen können, geprägt werden in ihrer Geisteshaltung, durch katholische Betschwestern lernen, dass erstmal das wichtigste Ziel im Leben ist, dem Rohrstock zu entgehen. Na, schönen Dank auch...

Hey Tafel,

ich wünsch dir alles Gute. Glaube es mir: zum Thema Beziehungsstress kann ich ohne Probleme eine Trilogie schreiben. Du schaffst das alles - bestimmt - Ziggy und Carpe haben ja schon super-Tipps gegeben. Bei mir ist das auch so gewesen (nach ner hässlichen Trennung im Dezember): Aushalten. Ruhe bewahren. Durchhalten. Nicht schlapp machen. Das vielbesungene Licht am Ende des Tunnels kommt...ganz sicher! Ich habe viel geheult. Und auch viel zu viel getrunken (aber das auch schon vorher). Aber jetzt hab ich ganz viele neue Leute kennengelernt, seitdem ich meine eigenen 4 Wände (gottseidank!) wieder habe - und die kommen mir so schnell nicht wieder abhanden - weder die neuen Freunde noch die 4 Wände.
Immer schön ein Problem nach dem anderen lösen, geh nach außen, sprich mit Leuten, sei kommunikativ - wenn du kannst. Setz dich irgendwo hin, und lass dir die Frühlingssonne aufn Bauch scheinen. Abstand, versuch Abstand innerlich zu finden von deiner Nicht-mehr-Freundin. Der Stress ist immer noch da - aber hauptsache du bleibst HEIL und GANZ. Das ist erstmal wichtig. Ohne Alkohol.

So jetzt noch was Allgemeines zum Thema Alkohol:
Ich hab gestern mit ner Menge Leuten einen Tanzschuppen geentert, wo ich eigentlich seit Jahren so einmal im Monat hingeh. Diesmal war´s anders: Ich war nicht wie sonst immer sturzbesoffen, konnte optische Eindrücke auf mich wirken lassen, den Leuten beim Spaß haben zuschauen, beim Tanzen - und mich selbst - nichttorkelnd - unters Tanzvolk mischen. Ich war mal nicht randvoll mit Alkohol - und konnte jede Menge Gefühle erleben: Einfach rumstehen und die ganzen interessanten, unterschiedlichen Leute betrachten, mich freuen! Da isse wieder - diese Kraft. Und ich konnte mich morgens um 4 noch an die taxifahrt erinnern, watn wunder.

Es wirkt und wirkt . Ich bin nicht übern Berg, aber aufm Weg...und das wünsche ich auch dir , lieber Tafel, und allen anderen, die das auch noch vor sich haben!!! Ansonsten wiederkommen und sich hier auskotzen. ich werd zuhören, soviel ist mal klar.

ich möchte mich ziggy anschließen: gute 24h euch allen.

hedgegina
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Isnogud am 21:50:39 Sa. 03.April 2010
bin zwar seit acht Jahren trocken, hab aber immer noch Angst allein zu sein, denn ich weiß, das der Schalter im Gehirn noch nicht umgelegt ist. Ich war mal allein ne Woche im Urlaub und habs durchgehalten und es war richtig klasse, das ich nicht einmal gedacht hab, boah ey, jetzt ein irgendwas Hauptsache Alk. Tolles Gefühl. Aber die Angst ist noch da. Ich arbeite dran.
Hab nicht die klassische Karriere hinter mir aber es gab Zeiten, da war ich teilweise ne Woche am Stück breit. Vier Tage ausnüchtern, dann mitm Auto zu Plaza(Kohle war immer da)den Einkaufswagen vollgepackt mit allem was dröhnt, Hartgas und beim Bier nur Bock oder Ele und dann wieder tagelang nicht aus der Bude gekommen. Zum Glück für mich gab es Menchen, die sich für mich intressierten, die mich immer wieder genervt hab, jetzt komm endlich mitm Arsch ausm Knick.
Hab dann auch noch ne Paranoia entwickelt, massive Angstzustände, Verfolgungswahn. Hab dann in ner Zeitung von einer Phobie gelesen, wo die Symtome 100% auf meinen Zustand passten(hab den Namen vergessen).
Ist Vergangenheit. Mir gehts gut, hab ne Partnerin.
Was jetzt immer mehr mein Prob ist, ich bin langsam im Kopf. Nicht lachen, es ist so. Wenn ich ein Gespräch mit meinem Chef hab, dann weiß ich am nächsten Tag, was ich für Argumente bringen sollte. Wenn ich was lernen soll(CNC zB.brauch ich immer doppelt so lange wie die Kollegen, bis ich den Stoff gefressen hab, wir haben einige Maschinen und ich lern jeden Tag einen Schalter dazu)
Jetzt fällt mir ertmal nix mehr ein. Der Kurze fordert meine Aufmerksamkeit. 50%GdB. Der braucht mich. Biba und danke fürs zuhören.
@Ziggy, ich find das ungeheuer mutig von Dir, so in Vorleistung zu gehen. Respekt!
Isnogud
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:08:14 Sa. 03.April 2010
Zitat von: Isnogud am 21:50:39 Sa. 03.April 2010
Hab dann auch noch ne Paranoia entwickelt, massive Angstzustände, Verfolgungswahn. Hab dann in ner Zeitung von einer Phobie gelesen, wo die Symtome 100% auf meinen Zustand passten(hab den Namen vergessen).

Du hattest auch eine Doppeldiagnose? Wie ist die Fachwelt mit dir umgegangen? Oder warst du nur zur Selbshilfe. Wenn ja, wie reageiren die wenn man ausser der Sucht noch ein psychisches Problem hat? Mich interessiert das nicht weil ich in deiner Vergangenhait rumwühlen will, sondern weil ich damit aktuell selber zu tun habe. Zu meinen "besten Zeiten" kam ich auf 4 F-Nummern, die Rechenschwäche F81.2 mitgerechnet. Seit Jahren gibt es bei mir nichts mehr festzustellen, aber mein Partner hat eine Doppeldiagnose F20.0 und F12.1. Das Hilfesystem reagiert i.d.R. auf mindestens eine davon immer etwas überzogen oder unvorbereitet.

Zitat@Ziggy, ich find das ungeheuer mutig von Dir, so in Vorleistung zu gehen. Respekt!

Ja, der Mann hat hier wirklich was für uns geleistet! Ich glaube, wenigstens 2 von den Leuten die hier mitschreiben, hat das wirklich geholfen. Chefduzen ist zwar kein Selbshilfeforum sondern eine politische Plattform, aber Selbstermächtigung gehört in jedem Fall dazu, deswegen passt das hier gut rein. Halbwegs gesund und aufrecht wehrt man sich leichter gegen ARGE & Co. KG!

@Hedgi:
Beim Lesen deines Beitrags ging mir vieles durch den Kopf. Ich hatte das Gefühl, du beschreibst eine Suchtgefährdung, nicht eine massive Abhängigkeit. Und das Tanzen scheint dein Ding zu sein. Warum nicht einfach mehr tanzen? Tanzen als ob es niemand sieht. Tanzen als ob heute der letzte Tag wäre - *yeah* (Ich muss dringendstens wieder tanzen... tanzen als ob... (http://www.gabrielleroth.com/)) ^^

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Isnogud am 23:06:14 Sa. 03.April 2010
@Carpe Noctem, ich hatte nie was mit Ärzten zu tun. Meine kleine Nichte hat mir gezeigt wie man chattet. Dort hab ich dann viele liebe Leute kennengelernt. Dort hatte ich eine Familie, wenn auch virtuell, wo man mich ernst nahm. Hab dann auch irl einige Leute kennengelernt, mit meiner allerbesten besten Chatfreundin schreib/tele/chatte/icq ich heut noch.
Hab dann ein Mädel kennengelernt im chat, das zu mir gezogen ist und dann nach neun Monaten wieder ausgezogen ist, weil ich den Alk nicht aus dem Hals gekriegt hab.
Hab dann wieder ein Mädel kennengelernt(auch im chat), die hat allerdings nicht locker gelassen. Und ich war mittlerweile auch etwas schlauer geworden. Hab rigoros den Alk weggelassen, und bin weg vom Stoff, aber eben nur körperlich. Ich hoffe, ich schaff auch irgendwann den Rest.
Ob das ne Paranioa war, wie immer der genaue Fachausdruck ist? Jedenfalls war ich im meinem "Endstadium" der Meinung, bei mir laufen Aliens durch die Wohnung, hab deswegen im Flur das Licht brennen lassen, damit ich sie durch die Glastüre sehen konnte, was aber nie der Fall war, hab im Spiegel nicht mich sondern andere Pesonen gesehen, das war extrem beängstigend. Erst bei zweiten hinschauen war ich das. Es waren noch ein paar andere Sachen dabei. Reichte mir jedenfalls.
Nach den Artikel in der Zeitung war das ne Schutzmassnahme des Körpers, bzw. er hat sich so gewehrt gegen den Alk. Wenn es denn stimmt was dort so geschrieben stand. Leider hab ich den Artikel nicht mehr. Ich hatte ihn ne ganze Zeit noch aufbewahrt, aber dann, als es mir richtig besser ging, zusammen mit anderen Sachen meiner Vergangenheit beerdigt. Symbolischer Schlussstrich sozusagen. Isnogud
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 23:09:29 Sa. 03.April 2010
ZitatBeim Lesen deines Beitrags ging mir vieles durch den Kopf. Ich hatte das Gefühl, du beschreibst eine Suchtgefährdung, nicht eine massive Abhängigkeit.
Yup. Das gilt es - für mich herauszufinden. Was bei mir anliegt - ob die schwere Kavallerie anrücken muss, oder ob man es bei einem leichten Scharmützel bewenden lassen kann, um wieder fitt fürs Leben zu werden..

ZitatChefduzen ist zwar kein Selbshilfeforum sondern eine politische Plattform, aber Selbstermächtigung gehört in jedem Fall dazu, deswegen passt das hier gut rein. Halbwegs gesund und aufrecht wehrt man sich leichter gegen ARGE & Co. KG!

Seh ich genauso. Und bei mir ist/war ein auslösender Faktor für Teufel Alkohol zumindest der Stress im Job. Wenn man mit dem Alk aufräumt, kann man auch gleich am Arbeitsplatz weitermachen. Sich nicht verstecken und deprimiert sein, sondern lose Fäden suchen und zusammenbinden, sich behaupten, zurückbrüllen, gelegentlich explodieren und dann wieder nett sein :) ...und tanzen, carpe noctem. glaub es mir, die schmerzen in meinem oberschenkel kommen nicht von ungefähr. das wird schon.

so - bevor mir die augen jetzt noch zufallen und sich "QWERTZ" auf meine Stirn tätowiert...

Gute Nacht!

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:12:03 Sa. 03.April 2010
Hi Isnogud!

Danke für deine ausführliche Antwort!

Zitat von: Isnogud am 23:06:14 Sa. 03.April 2010
Ob das ne Paranioa war, wie immer der genaue Fachausdruck ist? Jedenfalls war ich im meinem "Endstadium" der Meinung, bei mir laufen Aliens durch die Wohnung, hab deswegen im Flur das Licht brennen lassen, damit ich sie durch die Glastüre sehen konnte, was aber nie der Fall war, hab im Spiegel nicht mich sondern andere Pesonen gesehen, das war extrem beängstigend. Erst bei zweiten hinschauen war ich das. Es waren noch ein paar andere Sachen dabei. Reichte mir jedenfalls.
Nach den Artikel in der Zeitung war das ne Schutzmassnahme des Körpers, bzw. er hat sich so gewehrt gegen den Alk. Wenn es denn stimmt was dort so geschrieben stand.

Letztlich dürfe es vollkommen egal sein was das war. Du hast es so interpretiert, dass es dir geholfen hat mit dem Trinken aufzuhören. Das zählt!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 09:32:31 So. 04.April 2010
ZitatHab dann wieder ein Mädel kennengelernt(auch im chat), die hat allerdings nicht locker gelassen. Und ich war mittlerweile auch etwas schlauer geworden. Hab rigoros den Alk weggelassen, und bin weg vom Stoff, aber eben nur körperlich. Ich hoffe, ich schaff auch irgendwann den Rest.

Etwas Ähnliches widerfuhr mir auch, und tatsächlich konnte ich damals sogar einige Wochen (was für mich eine unglaubliche Leistung war) die Finger von der Flasche lassen. Irgendwann flogen die "Schmetterlinge" dann woanders hin und ich trank wieder.

Wie du selbst sagst, bist du körperlich trocken. Das ist gut! Denn  es ist die Voraussetzung für alles andere! Du hast den ersten Schritt getan!

Auf dem Weg zur geistigen Genesung wirst du irgendwann unweigerlich vor der Frage stehen: "Wozu das alles?" Und dann wird's schwierig ...

Ich kenne viele Leute, die trocken geworden sind. Ob das alles Alkoholiker sind, weiß ich nicht, das muß jeder für sich selbst entscheiden, jedenfalls hatten wohl all jene ein Problem, sonst hätten sie nicht aufgehört. Die meisten von ihnen haben aber wieder angefangen zu trinken, und natürlich interessiert die Frage nach dem "Warum". Ich denke nicht, daß die alle "schwächer" waren als ich, daß sie weniger motiviert waren, daß es ihnen nicht wirklich ernst war, nein, im Gegenteil, einigen war es verdammt ernst. Und trotzdem ...

Ich habe mir bei einigen die Umstände angesehen, die dazu führten, daß sie trocken wurden, und die Umstände, die dazu führten, daß sie wieder anfingen zu trinken. Und es gab erstaunliche Parallelen.

Alle hatten gemeinsam, daß etwas in ihrem Leben "passierte" und sie davon abbrachte, zu trinken: Eine neue Liebe, ein neuer Job, die Wiedererlangung des verlustig gegangenen Führerscheins, ein Umzug ...

Alle hatten gemeinsam, daß etwas in ihrem Leben "passierte" und sie wieder dazu brachte, zu trinken: Neue Liebe wieder kaputt, Job weg, Lappen weg, Frust, Pech ...

Was lerne ich, was schließe ich daraus? - Alles, was mich unter bestimmten Umständen trocken werden lässt, lässt mich unter bestimmten Umständen auch wieder trinken.

Ich habe lange, wirklich lange gebraucht, um auf bittere Weise zu lernen: Solange du deine Trockenheit auf Variable aufbaust, bist du auch abhängig (!) von diesen Variablen. Du brauchst eine Konstante! Etwas, das immer da ist, etwas Tragfähiges, etwas Unverrückbares! Was könnte das wohl sein? - Antwort: Das bist du selbst! Alles in deinem Leben, alles um dich herum ändert sich, es kommt, es geht, aber du - du bist immer bei dir! Also ...?

Wenn du Alkoholiker bist - ich sage: WENN! Und das entscheidest nur du alleine! - stehst du irgendwann einmal am Scheideweg. Da steht ein Wegweiser, der zeigt in die beiden Richtungen, und darauf steht "Weitertrinken (Sterben)" und "Nüchternheit (Leben)". Wenn dir jetzt der Gedanke kommt "na, das ist aber simpel, was will mir der Idiot damit sagen?", dann denke noch einmal darüber nach! Es IST simpel, ja, natürlich, aber es ist gleichzeitig die bedeutendste und wichtigste Sache, mit der sich ein Alkoholiker auseinandersetzen muß. Es ist das Fundament, auf dem alles fußt, was er tut. Es ist die Antwort auf die Frage "Wozu das alles?".

Was ich letztlich damit sagen will: Wenn du wegen einer Frau aufhörst zu trinken, wirst du wegen derselben Frau früher oder später auch wieder anfangen, zu trinken. Wenn eine Frau dich trockenlegt, kann (und wird) sie dich auch wieder nass machen - wenn du Alkoholiker bist.

Ich bin mit meiner Holden 20 Jahre zusammen, ich liebe sie, ja, wirklich. Und ganz gewiß hat sie einen gehörigen Anteil daran, daß ich schwierige Situationen meistern konnte, gewiß hat sie mir den Rücken gestärkt, gewiß hat sie mir Halt gegeben. Aber daß ich heute noch trocken bin, hat andere Gründe. Und die liegen bei mir, und zwar zu einhundert Prozent. Was sich so "großspurig" liest, ist eine einfache Tatsache: Niemand - ich betone: niemand! - könnte mich 24 Stunden am Tag davon abhalten zu trinken, wenn ich es wollte. Außer ich selber. Ich selbst bin in dieser wichtigen Sache die einzig kompetente Instanz. Daraus folgt aber auch: Wenn es mich heute wieder "erwischen" sollte, liegt es alleine an mir. Und an sonst niemandem. Das ist ein sehr unangenehmer Gedanke ...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 12:00:00 So. 04.April 2010
@Hedgegina
Ich wünsche dir wirklich, daß deine "Experimente" gut gehen!

Darf ich dir einige Gedanken mit auf den Weg geben (bitte antworte nicht mir, sondern nur dir selbst, aber ehrlich!)?

1. Welchen Grund hast du für deine Selbstversuche? Oder anders gefragt: Hat ein "normaler" Mensch Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen?

2. Wie stellst du dir selbst das Ende deiner Nachforschungen vor? Wie sähe der schlüssige "Beweis" für dich aus?

3. Macht das Spaß? Oder ist es nicht vielmehr eine Quälerei. Kostet es nicht unnötig Energie? Kraft, die du woanders dringend bräuchtest?

4. Wenn du herausgefunden hast, was mit dir los ist - was wirst du dann tun? Und wird das Ergebnis unverfälscht sein oder manipuliert? Anders gefragt: Wird der Wunsch, kein Alkoholiker zu sein, Einfluß auf das Ergebnis haben? Eine wirklich "unabhängige" (Vorsicht Falle!) Selbsteinschätzung zulassen?

Du hast dir da wirklich etwas Großes vorgenommen ...

Und um die Gemeinheiten vollständig zu machen:

1. Stimmst du mir zu, daß ein Alkoholiker im Anfangsstadium jede Menge Hinweise finden wird, die ihn daran zweifeln lassen, Alkoholiker zu sein?

2. Stimmst du mir weiter zu, daß ein Alkoholiker im Endstadium zwar sehr sicher sein kann, Alkoholiker zu sein, daß es aber für ihn in dieser Phase beinahe unmöglich ist, mit dem Trinken aufzuhören, und er diese Erkenntnis möglicherweise mit dem Leben bezahlt?

Nehmen wir doch mal als Vergleich eine andere Krankheit, die nicht so auf den Geist wirkt, aber sonst viele Parallelen aufweist: Diabetes. Was für den Alkoholiker der Alkohol, ist für den Diabetiker der Zucker.

Nehmen wir an, du gehst zum Arzt, und der sagt zu dir: "Sie sind diabetes-gefährdet, haben Risko-Faktoren. Sie sind übergewichtig, ihr Blutdruck ist zu hoch etc. Sie sollten Gewicht reduzieren, Stress abbauen, sich mehr bewegen." Was würdest du tun? Eben. Ich nämlich auch. Wir sind doch nicht blöd, oder?

Und jetzt übertrage dieses Beispiel mal auf einen alkoholgefährdeten Menschen ... was wird der tun?

Antwort A: Alkohol ist mir egal, er ist nicht lebenswichtig, also lasse ich ihn einfach weg.

Antwort B: Ein Leben ohne Alkohol ist längst nicht so lustig wie mit. Das würde mir schon fehlen. Ich werde wohl einen "gesunden" Mittelweg finden ...

Verstehst du, worauf ich hinauswill? Du wirst erst merken, daß du abhängig bist, wenn du es bist! Vorher wirst du immer zur Diagnose kommen "Ich bin es nicht!" Selbst wenn du schon ziemlich tief drinsteckst, wirst du immer noch denken, du hast kein Problem damit oder es sei nicht sooo schlimm. Das ist der Unterschied einer Suchtkrankheit zu allen anderen Krankheiten: Du rutschst da rein und merkst erst, was los ist, wenn die Falle bereits zugeschnappt ist.

Wenn Alkohol für dich kein Problem ist, hast du keinen Grund, dir Gedanken zu machen. Du machst dir aber Gedanken. Also ...? Wie gesagt, antworte nicht mir, sondern nur dir selber. Aber ehrlich.

Und falls du zur Diagnose kommst "Na ja, vielleicht bin ich ja ein bißchen abhängig ...?", frage dich, ob du das bei einer Schwangerschaft auch sagen würdest.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 12:54:47 So. 04.April 2010
Danke an alle die hier schreiben !
Diese Artikel von euch zu lesen hat mir bis jetzt mehr gebracht , als die 4 Monate Therapie letztes Jahr !
bin gestern in meine neue Wohnung gezogen , konnte meine Sachen nicht selbst abholen , weil mir ein sehr netter Cop davon dringenst ab geraten hat .
mir wurden eine Menge meines Eigentums unterschlagen ,und da werd Ich dann wohl Dienstag erstmal zum Gericht (warum das immer so laufen muss??)
Donerstag habe Ich dann nen Termin bei der Arge ,wegen der Wohnung !
Dann hat meine Ex Mir gesagt Sie hätte den Hund ins Tierheim gebracht ! Scheisse ist !
ausgesetzt hat Sie ihn !!
wurde von der Polizei an meiner alten Wohnung eingefangen und über Zeitung sucht das Fundbüro nun den Besitzer !
Ich werde Dienstag dann mal nach dem Hund schauen und den Besitzer (meine Ex)  melden , vieleicht kriege Ich es bis dahin hin, das Ich ihn nehmen kann .

soweit erstmal meine Situation jetzt !
wird alles schon wieder !!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 16:04:11 So. 04.April 2010
Hallo Ziggy,

wie gehst du mit dem Thema "Suchtgefährdung" um?

Ich hätte diese Fragen beantworten können, als ich den Selbstversuch "kontrolliertes Trinken" gemacht habe:

Zitat von: Ziggy am 12:00:00 So. 04.April 2010
1. Welchen Grund hast du für deine Selbstversuche? Oder anders gefragt: Hat ein "normaler" Mensch Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen?

Nein, nur problematisches Trinkverhalten führt zu solchen Selbstversuchen. Alkoholmissbrauch, Suchtgefährdung und Abhängigkeit heissen die Probleme, nicht "normales kultiviertes Gläschen Wein".

Zitat2. Wie stellst du dir selbst das Ende deiner Nachforschungen vor? Wie sähe der schlüssige "Beweis" für dich aus?

Der für mich schlüssige Beweis dass ich nicht voll abhängig bin (sondern suchtgefährdet hart an der Grenze zum manifesten Alkoholismus) ist, dass ich es noch ohne fachliche Hilfe schaffe, aus eigener Kraft mit dem Trinken aufzuhören. An dem Punkt landete ich damals. Die Angst vor einer Suchtkarriere war auf einmal stärker als das Bedürfnis zu saufen.

Zitat3. Macht das Spaß? Oder ist es nicht vielmehr eine Quälerei. Kostet es nicht unnötig Energie? Kraft, die du woanders dringend bräuchtest?

Kontrolliertes Trinken ist tatsächlich Energieverschwendung. Allein die Frage, wann, wieviel und ob überhaupt getrunken wird, lässt die Gedanken letztlich um Alkohol kreisen. Ich wollte nicht mehr an Alkohol denken müssen, daher fand ich aufzuhören macht frei. Das hat sich bestätigt. Frei bedeutet, ohne Alkohol und ehrlich zu mir selbst leben.

Zitat1. Stimmst du mir zu, daß ein Alkoholiker im Anfangsstadium jede Menge Hinweise finden wird, die ihn daran zweifeln lassen, Alkoholiker zu sein?

Das bringt mich auf die Eingangsfrage. Gibt es in deiner Ordnung auch einen suchtgefährdeten Trinker?

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 17:24:58 So. 04.April 2010
Schwierig für mich zu beantworten. Ich denke wohl, daß es den suchtgefährdeten Trinker gibt. Aber die eigene Erfahrung dazu fehlt mir.

Die Forschung ist uneins in der Frage über die Entstehung von Alkoholismus. Manche sagen, man wird mit einem genetischen Defekt geboren, ist quasi "geborener" Alkoholiker. Andere vertreten die These, man entwickelt sich dahin. Wahrscheinlich stimmt beides. Ich zähle mich selbst zur ersten Gruppe.

Für mich war Alkohol niemals Genußmittel, sondern Wirkstoff, Hilfsmittel, Krücke. Ich trank gezielt, um Hemmungen abzubauen, in Stimmung zu kommen. Ich glaube nicht, daß ich jemals suchtgefährdet war, ich saß sofort in der Falle. Natürlich zeigte mir der Alkohol nicht sofort seine Krallen, seine dunklen Seiten, das kam erst mit der Zeit. Aber ich war sehr schnell hörig, sobald ich die Wirkung gespürt hatte.

Als mir dämmerte, ich könnte vielleicht Alkoholiker sein, war ich es längst. Tatsächlich habe ich allerlei angestellt, mir selbst und anderen das Gegenteil zu "beweisen", und - oh Wunder - es gelang auch ganz gut. Ich war wirklich gut darin, mir "Tests" auszudenken, die beweisen sollten, ich sei nicht abhängig. Ich glaube, das Schwierigste ist nicht, seiner Umwelt etwas vorzumachen, sondern sich selbst. Mir gelang das - wie gesagt - ganz gut. Ich war ein zäher Brocken, schwer zu fassen, aalglatt. Was bedeutet: lange Leidensgeschichte. Mein Einfallsreichtum, meine Tricksereien, meine Unfähigkeit, mein Schicksal zu akzeptieren, brachten mich mehr als einmal an den Rand des Wahnsinns und die Schwelle des Todes. In der Rückschau finde ich, das hätte ich alles "billiger" haben können.

Eine meiner größten, hm, Schwächen ist wohl, daß ich nicht einfach glaube, was man mir sagt. Bevor ich rückfällig wurde, besuchte ich regelmäßig Meetings. Wir kannten uns alle sehr gut. Einmal sagte einer der "alten Hasen" zu mir: "Ziggy, mein Freund, du bist auf einem gefährlichen Weg ...", und ich dachte "was für ein Arschloch. Na ja, viele Jahre Saufen machen die Birne weich und man sieht Gespenster..." Was war das Ende vom Lied? Er mit seinen vielen Jahren Erfahrung hatte gesehen, was mit mir los war (und nicht nur er), aber Ziggy war ja schlauer, stärker, ausgefuchster, nicht wahr? Und so lag ich bald wieder angezählt auf dem Boden ...

Alkoholismus ist tückisch. Du denkst, du hast alles unter Kontrolle, alles im Griff. Aber das denkst du nur.

Ein alter Fuchs hat mich gelehrt: "Wenn du Alkoholiker bist, und steigst mit dem Alkohol in den Ring, wirst du den Ring niemals als Sieger verlassen. Also bleibt nur eins: Steig nicht in den Ring! So bleibst du am Leben ..."

Man könnte meinen, ich sei, was das Thema Alkohol angeht, fixiert und verkrampft. Aber das stimmt nicht. Ich pflege heute ein völlig neutrales Verhältnis zu Alkohol, er ist weder Freund noch Feind. Wir leben friedlich nebeneinander her. Es macht mir auch nichts, wenn in meiner Gegenwart getrunken wird. Das ist nicht mein Bier. Die meisten Leute, die mich heute kennenlernen, haben keine Ahnung, daß ich Alkoholiker bin, und die, die es wissen, haben aufgehört, darüber nachzudenken. Ich führe ein völlig "normales", ja, beinahe langweiliges Leben. Aber mir gefällt's.

Aber, um die Kurve zu kriegen: Ich glaube nicht, daß Abhängigkeit da anfängt, wo man nicht mehr ohne kann. Für mich beginnt Abhängigkeit bereits da, wo ein Zweck dahintersteht. Wenn man Alkohol nicht mehr trinkt, weil er so gut schmeckt (tut er das?), sondern sich eine Wirkung erhofft, Entspannung, Lockersein, Enthemmung. Ab da ist Alkohol kein Genussmittel mehr, sondern Medikament, Freund und Helfer, wie die ganzen bunten Pillen, die der Onkel Doktor verschreibt, um dir durch den Tag und die Nacht zu helfen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 17:48:53 So. 04.April 2010
Wir sind ja hier in "Sucht und Abhängigkeit", das ist ein weites Feld, nicht nur auf Alkohol beschränkt ...

Nehmen wir doch mal eine andere Abhängigkeit, die keine ist: Rauchen.

Ich war 33 Jahre lang stolzer, unabhängiger Raucher! Ich hab meine letzten Kröten in den Automaten gesteckt, ich hab Leute angeschnorrt, die ich gar nicht mochte, ich stand bei Wind und Wetter draußen, ein ganzer Kerl, ich stand bei 200 Stundenkilometern im Auto und fischte die Kippe vom Sitz, jawohl ich, Herrschaften! Natürlich schmeckte es mir! Natürlich hätte ich jederzeit aufhören könne, wenn ich nur gewollt hätte. Aber ich wollte nicht!!! Braune Fingerkuppen, na und? Nachts um drei wegen Kippen noch zur Tankstelle, was soll daran komisch sein?

33 Jahre lang hab ich zwischen 80 und 120 Stück am Tag geraucht. Und das Nikotin in meinem Gehirn hat mir erzählt, es ist alles ok ...

Ich "willenschwacher" Alkoholiker habe vor 7 Jahren aufgehört zu rauchen. Das ist gut. Die schlechte Nachricht ist: Ich habe 13 Jahre meines Lebens dazu gebraucht, nach dem Trinken auch das Rauchen zu lassen ...

Hilf mir, @CN ... ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer ...?   ;D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 18:07:09 So. 04.April 2010
Also gut. Einen hab ich noch, worin sich vielleicht jemand wiedererkennt:

Ich treibe ja seit einigen Jahren einigermaßen Sport, um in Form zu bleiben, und auch, um  (ja ich bin eitel) gut auszusehen. Jetzt heißt es ja, man soll jeden Tag viel Wasser trinken, mindestens 2 Liter, besser 3 oder sogar 4 ...

Ich gebe zu, das gelingt mir nur höchst selten, im Sommer ja (aber da schwitze ich ja auch viel mehr wieder aus), aber im Winter? Also 2 Liter schaffe ich grade so, 3 Liter, wenn ich mich richtig anstrenge. Gut, zählen wir noch 2 bis 3 Tassen Kaffee dazu ...

Ist das nicht komisch?

Als ich noch Alkohol trank, lag mein Tagespensum bei 15 bis 20 Flaschen Bier pro Tag plus etliche Kurze, das sind alleine Flüssigkeitsmenge Bier zwischen acht und zehn Litern! Nehmen wir noch eine gar nicht seltene Flasche Berentzen dazu, sind wir bei bald elf ... ist das nicht seltsam? Ist das noch "Durst" oder was ...?

Ich habe unter normalen Umständen Mühe, 0,5l Apfelsaftschorle oder Spezi runterzuhauen (außer nach einer Radtour, da zischt das schon), aber 0,5l Bier war gar kein Problem, wenn ich ansetzte, musste die Bedienung schon loslaufen für's nächste.

Das nur mal so als Einspieler für zwischendurch.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 19:59:47 So. 04.April 2010
Zitat von: Ziggy am 17:48:53 So. 04.April 2010
Hilf mir, @CN ... ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer ...?   ;D

Wieso helfen? Bin ich hier der Sozialdienst? ;D

Im Grunde wissen wir doch, es kommt nicht auf die Füllhöhe an, sondern darauf was drin ist 8)

Auf mich trifft auch die Werbung zu:" Ich rauche gern". Alles sagen das sei Sucht, aber mir ist das in dem Fall herzlich egal. Die körperlichen Folgen des Rauchens sind die selben, ob man abhängig ist oder nicht. Für alles weitere bin ich heute zu bräsig; früh aufgestanden und Besuch in der Suchtklinik absolviert. Ich tauge jetzt nur noch fürs Glotzofon - So long!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 22:43:34 So. 04.April 2010
Hallo,
erstmal vorab: heute war ein guter Tag. Genauso wie gestern. Und vorgestern. Die Sonne war ein bisschen da! Und heute habe ich nur mit meinen Frettchen gesprochen - aber auch das ist ok. Wie die Tage morgen werden, und übermorgen...man wird sehen.

@Ziggy
Ich danke dir für die Anregungen aus deinem vorangegangenen Post. Du sagst, ich soll nicht dir antworten, sondern eher mir selbst, aber ich möchte beides tun. Oft ist das ja auch so, wenn man Sachen niederschreibt, wird einem Vieles noch klarer, als nur beim Denken.

Ich bin froh über die Anregungen und Hinweise, die ich hier bekomme. Ich weiß aber auch, dass dies Ferndiagnosen sind, da nur ich mir selbst in der Realität gegenübersteh. Ich bin ja aber gewissermaßen "befangen", da die Beurteilung der eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten so ziemlich das Schwerste ist, was ich mir vorstellen kann. Also schöne Scheiße ....  :)

Ziggy, ich weiß nicht, ob ich mir ehrlich geantwortet hab, aber glaub mir, ich bin mir der Gefahr, sich gerad bei eigenen Fehlern erst mal ein bisschen "großzügiger" beurteilen zu wollen, durchaus bewusst. Ich würde mein derzeitiges Handeln nicht als Experiment bezeichnen.

Zitat1. Welchen Grund hast du für deine Selbstversuche? Oder anders gefragt: Hat ein "normaler" Mensch Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen?

Richtig, ein "normaler" Mensch hat natürlich keinen Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen. Ich tu das zur Zeit, aus gutem Grund, daher bin ich , was das Trinkverhalten anbelangt, nicht "normal" - im Umkehrschluss.
So. Bis vor wenigen Wochen hab ich mich abends in der Woche fast regelmäßig zugebechert, um zu vergessen. Das mach ich jetzt nicht mehr. Und dahin will ich auch nicht mehr zurück. Denn das geht nicht mehr. "Es geht nicht mehr" - das ist genau das, was ich meinem Hausarzt dann mitgeteilt hab. Er fragte: "Was heißt das? Es geht nicht mehr, erklären Sie das bitte..." Und dann hab ich erzählt und erzählt.
Jetzt geht es aufwärts, seitdem, Ziggy. Das kontrollierte Trinken vom Wochenende war für mich nicht mühevoll. Im Gegenteil - ich hab erzählt, dass ich zum ersten Mal an dem Abend was mitgekriegt habe von meiner Umgebung...ich LEBE wieder.

Ob das ewig so weitergeht? Das weiß ich nicht. Ich hab gestern nichts getrunken, und heute auch nicht, genieße meinen Apfeltee. Obwohl ich früher in solchen Situationen wie heute getrunken hätte - alleine, Blick gelegentlich in die (beschissene) nahe Vergangenheit gerichtet, meine Frettchen sprechen zu mir... auch jetzt laufen mir die Tränen....

Mich kotzt das eigentlich an, das alles hier online zu erzählen. Ich kenne weder dich noch Carpe Noctem noch (Nahezu) niemanden aus diesem Forum hier persönlich. Sollte man sowas nicht für sich behalten? Ist das nicht beschämend, sich online in einem Forum auszuheulen? Mag sein. Aber mir hilfts und vielleicht ja noch jemandem...

Zitat2. Wie stellst du dir selbst das Ende deiner Nachforschungen vor? Wie sähe der schlüssige "Beweis" für dich aus?

Es gibt kein "Ende" meiner Nachforschungen -( und so würde ich das auch nicht bezeichnen. Leben umkrempeln oder sowas wäre da schon eher was).
Für mich endet das Leben mit dem Tod, bis dahin gibt es einen Weg. In diesem konkreten Fall - Problemfall: Alkohol -  geht der Weg so weiter - nämlich aufwärts, wenn ich wieder zu mir selbst und weg vom Koma-Kummer-Saufen finde; wenn es wieder abwärts geht, geht mein Weg zu face-to-face - meeting der AA. Und dann ist komplett Schluss mit Alkohol. Unschlüssig bin ich mir selbst, ob ich nicht jetzt schonmal zu so einem AA-Meeting gehe. Im Moment trau ich mich noch nicht so richtig.

Und nein - "Spaß" machen meine "Selbstversuche" nicht. Und zu einer unabhängigen, objektiven Selbsteinschätzung werde ich sicherlich nicht kommen...geht ja gar nicht, man urteilt ja immer subjektiv. Und ja  - man kann genauswenig ein bisschen Alkoholiker wie ein bisschen schwanger sein. Auf den Punkt gebracht: Wenn ich in der nächsten Zeit wieder besoffen in der Ecke liege, bin ich einer, wenn der Trend in die andere Richtung geht, bin ich keiner. Dass ich bei dieser noch ausstehenden Beurteilung gedanklich nicht pennen darf, ist wichtig.

ZitatWenn Alkohol für dich kein Problem ist, hast du keinen Grund, dir Gedanken zu machen. Du machst dir aber Gedanken.
Das ist so sicher - wie das Amen in der Kirche - Alkohol IST ein Problem für mich.

Ziggy, ich weiß nicht, wohin die Reise geht, aber ich bin vor einigen Wochen aufgewacht. Vielleicht muss ich einfach meinen eigenen Weg gehen. Ich denke, dass der im Moment gut so ist, wie er ist. Klar hab ich selbst den Eindruck, dass ich in letzter Zeit teilweise mit gefletschten Zähnen durch die Gegend renne, aber ich FÜHLE wieder was. Und das ist gut. Über Probleme, die morgen oder übermorgen auftauchen, mach ich mir dann Gedanken.

Zwei, nein drei hab ich noch: Am 24.04. werd ich abends feiern gehen bzw. den ganzen Tag aufgrund diverser Geschichten (Auftritte, Geburtstag etc.). Am 25.04. hab ich morgens ab 11.00 Uhr wieder Tanzworkshop. Muss also fitt sein. Ob ich das wohl hinkriege? Ich sag mal JA! (Die Prophezeiung, die sich selbst erfüllt, wir werden es sehen).

Türen gehen auf! Verrückte Dinge passieren - ich werd meinen Doc demnächst zu einem Gespräch vor einer Schulklasse begleiten, er kann sich vorstellen, dass ich den Kleenen (10. Klasse) ganz gut was rüberbringen kann, wenn ich etwas erzähle zu Dingen wie: Was geht ab im Leben? Wo will ich hin? Wie siehts mit dem Alkohol aus - wie geh ich mit ihm um/wie sollte ich mit ihm umgehen?
Ich werde berichten. Vielleicht bin ich ja auch nur ein exemplarisch "schwerer" Fall ,- mein Humor hat mich auf jeden Fall noch nicht verlassen. Und nicht mit dem Kopf schütteln, lieber Ziggy, ich weiß dass die AA sagen: Entweder man HAT ein Problem mit Alkohol oder man hat es nicht - IST Alkoholiker oder ist es nicht.

So. Nr.3: Ich freue mich, dass wir hier uns austauschen. Auch mal unterschiedlicher Meinung sind - und uns nicht die Köppe einhauen. Denn das ist GUT - das ist Austausch, Vorankommen, auch wenn ich im Moment möglicherweise als beratungsresistent wirke, gibt es ja durchaus die Möglichkeit, dass von anderen geäußerte Meinungen zutreffender sind als meine mit Wirkung für die Zukunft.

Gute Nacht
Hedgegina
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Irrlichtprojektor am 23:53:21 So. 04.April 2010
Freut mich das einige aus dem Teufelskreis Alk raus sind.
Ich kenne es, habe es erlebt, von der anderen Seite her, als Ausgesetzter eines ALK-Kranken. Zum Glück hat derjenige seinen Verstand vollends versoffen, leider nicht rechtzeitig oder früh genug, hat nèn Kleinhirnschaden (Ist das Glück? ; sonst würde ich vielleicht meine Anschauung ändern müssen)  und bekommt seine Umwelt nur noch Bruchstückhaft mit. So kaputt gesoffen das mensch meinen könnte ein Kleinkind wäre vor einem. Ich wünsche demjenigen noch ein paar schöne dahin siechende Jahre, damit er sich dann still und leise davon schleicht, ohne irgendwelche Spuren seines jämmerlichen Daseins zu hinterlassen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 08:42:27 Mo. 05.April 2010
ZitatUnd nicht mit dem Kopf schütteln, lieber Ziggy,

Ich schüttle bestimmt nicht den Kopf. Nur, wenn ich gefragt werde, ob ich was trinken will ...

Nein, ich finde das großartig, wie du an die Sache herangehst.

Muß mich heute etwas kümmern, unsere Nichte hatte gestern einen Autounfall. Nichts schlimmes, aber das Auto läuft auf uns, also gibt's da ein paar Dinge zu regeln. Und es muß jemand aus dem Krankenhaus abgeholt werden. An Tagen wie heute freu ich mich über meinen klaren Kopp.

Morgen ist schon wieder Schluß mit Lustig, hab Termin in der Agentur. Rest der Woche noch Urlaub, dann geht's wieder ran. Hoffe, das Wetter lässt mal eine ausgedehnte Radtour zu.

Noch schönen Ostermontag euch allen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 08:49:37 Mo. 05.April 2010
@IP

Ich kenne beide Seiten. Es ist furchtbar, hilflos zusehen zu müssen, wie sich ein Mensch, der einem nahesteht, langsam wegsäuft. Mein ganzes Wissen, meine ganze Erfahrung, nützt mir da leider gar nichts. Ich habe es mehrfach miterlebt, und war jedes Mal völlig machtlos. Da möchte man manchmal mit dem Schädel gegen die Wand rennen, aber es hilft nichts.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 10:13:33 Mo. 05.April 2010
Hallo,

speziell and Hedgie ^^ aber auch an alle anderen.

Diese Woche ist ja wieder CD-Stammtisch in Kiel. Ich habe heute morgen nach einer wirklich fatalen Nacht beschlossen, daß ich hoffe, wir lassen alle das Staropramne usw. weg da.

Ich MUSS und werde mich trockenlegen.

Ziggy hat es sehr gut formuliert... Ich kann nicht mit dem Alkohol weiter in den Ring steigen, ich verliere jedes mal.

Zeit, die AAs zu besuchen, und Hilfe zu suchen, ich schwimme gerade, aber der Stoff schwappt immer wieder in mein Maul und ich saufe ab.

Zeit, der Realität ins Auge zu sehen. Und meine neue Droge (Ich weiß, daß ich ein Suchtmensch bin) ist wieder die Musik. Hatte mal eine Banf und wir waren echt gut. Ich staube die Gitarre ab und krame die Songbooks raus und ich werde ein paar neue Lieder schreiben. Das ist der eine Vorteil: Ich habe jetzt wirklich ein paar Geschichten zu erzählen. Und verdammt soll ich sein, am Soul soll es nicht mehr mangeln.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 18:18:39 Mo. 05.April 2010
Hallo Hedgi!

Dein Weg erinnert mich an meinen eigenen, und der hat schliesslich zum Erfolg geführt. Mein Interesse an Alkohol und anderen bewusstseinsverändernden Mitteln ist mir abhanden gekommen. Selbsthilfe hat immer Vorrang. Du bist so ehrlich zu dir selbst, wie du nur sein kannst. Objektivität ist eine Fiktion.

Sich in einem Internetforum auszukotzen, hat durchaus Vorteile. Man schreibt alles auf, bekommt Überblick und die Kommentare von Menschen, die mehr Distanz zur Sache haben. Alles geschieht freiwillig, man geht also auch niemandem gegen dessen Willen auf den Nerv. Wenn du es so schaffst, dein Leben und deine Einstellung zum Alkoholkonsum neu zu ordnen, siehst du nach einer Zeit, dass es deine eigene Kraft war, die sich da raus gebracht hat. Solltest du fachliche Hilfe benötigen (auch Selbsthilfegruppen zähle ich dazu), weisst du wo sie zu finden ist.

Ich verstehe dich so, dass du zunächst aus eigener Kraft einen neuen Weg gehen willst. Wenn das klappt, hast du dir bewiesen wie gut deine Selbstheilungskräfte sind. Das kann dir nie wieder jemand nehmen. Wer Hilfe braucht, soll sie bekommen. Wer es ohne schafft, muss das auch dürfen. Jedem seinen persönlichen Weg, alles andere ist Schema F und passt einfach nicht auf alle.

Zu Schema F habe ich eine Geschichte:
Ich kenne einen Asiaten, der hat ADHS. In seinem Herkunftsland litt er zusätzlich an Hautausschlägen. Kein Medikament half, der Mann schmiss bereits in der Schule nur die Möbel durcheinander und war vollkommen unzugänglich. Die Fachleute waren verzweifelt. Vor einem Jahr kam er nach Deutschland. Hier ging der Ausschlag weg und er sagt, sein Körper lehne sich nur gegen Asien auf. Er macht jetzt eine Neurofeedback-Therapie und die Symptome des ADHS lassen sichtlich nach. Es dauert nicht mehr lange, dann ist der Mann gesund. Er ist schlicht und ergreifend den eigensinnigen Weg seines persönlichen Willens gegangen. Alles andere lief ins Leere. Nur sein Wille und sein Weg haben geholfen. Sowas erlebe ich häufiger bei Menschen, die einer Minderheit von "Schema F passt nicht auf mich" angehören. So ein Mensch ist übrigens auch mein Freund.

Ich wünsche dir alles Gute!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 14:41:23 Di. 06.April 2010
Kurzen Gruß in die Runde / alle Postenden hier - da ich nachher gleich weitermuss:

1. Wollt gestern eigentlich hier reingucken, hab aber beschlossen, mich für einen Tag "auszuklinken" und direkt nur das zu machen, worauf ich Bock hab: Spaziergehen, Füße hoch, Lesen, Spaghetti essen - keinen Alkohol trinken :)
Hab auch ein bisschen Angst gehabt, hier herein zu gucken, weiß auch nicht genau warum. Vielleicht Angst vor Kritik. Dass ich mich nicht so ausdrücken konnte, wie ich es meinte. Ich fühl mich aber gut jetzt!

2. Ich bin total begeistert über die Antworten, Ziggy alles gute für deine Nichte und viel Glück bei der Arsch-Agentur. IR und Carpe Noctem und Ziggy danke für die aufmunternden Worte, ihr wachst mir richtig ans Herz. Speziell CN, die ich doch einmal ein bisschen angefaucht hatte, als ich hier noch "Frischfleisch" war :) DANKE!

3. Auf diesen Weg wäre ich nicht gegangen, wenn es da nicht 2 Komponenten gäbe: a. Hedgi hat ihren verdammten Hintern hochgekriegt und b. Hedgi hat endlich einen Super-Arzt gefunden

4. Aloysius: Danke für den konstruktiven Anti-Alkohol Vorschlag für den CD-Stammtisch in dieser Woche! Find ich gut - mach ich mit und unterschreib ich sofort. Vielleicht haben wir dann ja auch gleich ein zusätzliches, konstruktives Thema! Ich kann nur sagen, hatte mich ja jüngst mit Weckerweg und der Streik-Interview-Feldforschungs-Truppe in der Pumpe getroffen, dat war ohne Alkohol...und da kam dann auch mal n bisschen was bei rum! Vielleicht magst du Aloy, ja auch ein bisschen was erzählen wie du das mit dem Alkohol siehst, ich höre auf jeden Fall zu. Wenn du AA besuchen willst, sag mal Bescheid.....was für mich das Tanzen ist, mag ja für dich das Mucken sein....

...ich schau heute abend wieder rein.

LG in die Runde (jetzt hätt ich vor lauter Hetze schon wieder fast "Rune" geschrieben.. :)

Hedgi
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 18:39:27 Di. 06.April 2010
Zitat von: Hedgegina am 14:41:23 Di. 06.April 2010
Speziell CN, die ich doch einmal ein bisschen angefaucht hatte, als ich hier noch "Frischfleisch" war :) DANKE!

Hedgi - du bist ne Zuckerschnegge :D Den Anpfiff habsch zwar nicht vergessen, aber es ging um Kritik an der Arbeitsweise im öffentlichen Dienst, nicht? Genau dieser hatte mich zu der Zeit kürzlichst gefeuert. Wegen obigem Mann übrigens ;)

Grütze - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 22:57:00 Di. 06.April 2010
ZitatHedgi - du bist ne Zuckerschnegge Cheesy Den Anpfiff habsch zwar nicht vergessen, aber es ging um Kritik an der Arbeitsweise im öffentlichen Dienst, nicht? Genau dieser hatte mich zu der Zeit kürzlichst gefeuert. Wegen obigem Mann übrigens Wink

den anlass weiß ich irgendwie auch schon gar nicht mehr...hatte das auch komplett innen falschen hals gekriegt. jo. dafür gibts jetzt einen lachsmiley, denn das ist genau das, was ich jetzt tu  :D :D

hm. alles ist gut.  :)
beim tanztraining hat heute übrigens wieder ein mädel sekt ausgegeben - das wird dann immer in so kleinen teegläschen getrunken. während meines anvisierten rückzugs aus dem "alkohol-business" hab ich denn da noch mal immer mitgenippt (haben ganz schön viele geburtstag bei uns gehabt in letzter zeit). heute bin ich gleich zum wasserhahn gerannt und hab mir leitungswasser eingeschenkt. das hat nur die - die direkt neben mir saß, mitbekommen, dass ich so fröhlich mit wasser zuprostet hab. die hat nette, ein bisschen neugierige fragen gestellt, hab aber selbst gesagt "ich mach mal ne pause, alk will ich halt im moment nicht". das war gut! - mitnippen wäre zwar auch gegangen - ohne nachher zu hause mir allein weiterhinzuzuprosten - hüstel (dat gab dat ja auch schon) - aber warum mitnippen, wenn einem nicht danach ist.

seitdem ich da son bisschen feinfühliger geworden bin, fällt mir übrigens erst auf, wie sozialisiert der alkohol ist. wie häufig im alltagsleben wegen irgendeiner tollen geschichte angestoßen wird. wie häufig auch bei uns (eigentlich ganz netten mädels) - "lustige" scherze gemacht werden : "na, da saufen wir schon wieder" "ui - die drehung krieg ich aber nachher nicht mehr hin - bin jetzt schon ganz kicherig" - "nicht dass wir noch auf entzug kommen, wenn nächste woche keine geburtstag hat und einen ausgibt"...usw....

ich bin da auch nicht böse drum. das sind halt die "normalen" die da solche sprüche reißen. dürfen die auch. ich hab jedoch - wie gesagt - ein bisschen ein sensibleres ohr entwickelt.

die zuckerschnegge fällt jetzt über ihre restlichen spaghettis her (dienstags findet bei mir immer irgendwie alles später statt) und plumpst dann zu bett.

juhu. ein weiterer guter tag. das gibt das doch gar nicht

;)
hedgi
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 10:52:30 Mi. 07.April 2010
ZitatZiggy alles gute für deine Nichte und viel Glück bei der Arsch-Agentur.

Nichte geht's prima. Die alte Karre hat einen Kratzer an der Stoßstange und brachte 200 EUR. Ein geiles Wetter heute, werde mal Auto und Roller waschen und den Rest des Tages am Balkon genießen. Heute abend mache ich noch für uns beide die Steuererklärung, die wird morgen eingereicht, das bringt auch noch mal mindestens 300 bis 400 Mücken.

Termin im Arschamt war super. Ich hab 'ne halbe Stunde gequasselt, der hat nur genickt. So schnell will der mich auch nicht wiedersehen  ;D
Es gibt doch da so 'nen Wisch zum Unterschreiben, wo man sich mit Datenweitergabe etc. einverstanden erklärt. Ich hab da alles, was mich stört, geschwärzt, bevor ich's unterschrieben habe. Da meint er doch glatt "So binden Sie uns aber die Hände bei der Vermittlung!" Da hab ich gegrinst und gesagt "Ich nehm's mit Datenschutz sehr genau. Seien Sie also versichert, daß ich scharf reagiere, wenn Sie die weiße Linie übertreten."

Darf gar nicht darüber nachdenken, wie das aussähe, wenn ich solche Termine im Halb- oder Vollsuff absolvieren müsste.

Eben Post gekriegt von meiner Rechtsschutz: Meine Kündigungsschutzklage wird am 2. Juni verhandelt. Also läuft das auch.

Meine Holde ist heut mit ihrem Bruder bei der ARGE, die sind in letzter Zeit auch sehr handzahm, nachdem sie Ende letzten Jahres eine volle Breitseite gekriegt haben. Absolut stressfrei das alles.

Schöner könnt's im Moment nicht sein.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 11:20:18 Mi. 07.April 2010
Ich bin jetzt den zweiten Tag trocken.

War erst mal eine beschissene Nacht, halt Entzug, sag ich mal. Eingeschlafen irgendwann um 4 Uhr. Habe das neue Dan Brown Buch komplett durchgelesen.

Heute CD-Stammtisch in Kiel ohne Alk.

Jeder tag ein Schritt weiter, gerade trinke ich einen Pott schwarzen Kaffee und bewundere das herrliche Gefühl, das man hat, wenn der Kopf komplett klar wird und mans ieht:

Das hast du alles so lange nicht wahrgenommne. Und was ist das für eine komische Energie? Ich geh mal raus und werde ein bißchen mit Bäumen jonglieren^^

Ich investiere jetzt in gute Säfte, man, das schmeckt. Kippen hab ich gleich mit weggeschmissen. Das wird dann in ner Woche oder so noch eine Geschmacksexplosion geben, wenn die Zunge wieder original funktioniert.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 12:01:50 Mi. 07.April 2010

@aloysius
ZitatHeute CD-Stammtisch in Kiel ohne Alk.

:o dat war doch morgen, ab 19.00 Uhr - ??

ZitatDer April-CD-Stammtisch findet statt:

Donnerstag, 8. April 2010 um 19 Uhr

Wäre schön, wenn mehr als die üblichen Verdächtigen kommen  rolleyes

Wohl noch winterzeit bei dir, wa?  :D



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 13:11:03 Mi. 07.April 2010
shit

hast recht
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:15:08 Mi. 07.April 2010
Ehrlich: Irgendwie beneide ich euch um euren Stammtisch da oben.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 22:09:23 Mi. 07.April 2010
Ehrlich: Du bist einer der Leute, die mir auch echt fehlen.

Aber zumindest hast du wirklich etwas bewirkt, das uns hier sehr weiter hilft
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 22:18:59 Mi. 07.April 2010
ZitatBis ins Koma: Deutschland hat ein Alkoholproblem

Viele Bundesbürger schauen zu tief ins Glas. Auf umgerechnet fast zehn Liter reinen Alkohol bringt es jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr.

Berlin. Viele Deutsche trinken zu viel – immer öfter sogar, bis sie ins Koma fallen. Jeder Bundesbürger nahm im Jahr 2008 im Durchschnitt umgerechnet 9,9 Liter reinen Alkohol zu sich. Das geht aus dem Jahrbuch Sucht 2010 hervor, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Auch wenn der Verbrauch im Vergleich zu 2007 gleichblieb: ,,Es ist natürlich viel zu hoch", sagte DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann. Das Problem der Medikamentenabhängigkeit wird nach Ansicht der Experten ebenfalls größer.

Deutschland liegt beim Alkoholkonsum weltweit in der Spitzengruppe. Nach Luxemburg, Irland, Ungarn und Tschechien kommt Deutschland auf Platz fünf. Die DHS beruft sich auf einen Vergleich der Weltgesundheitsorganisation WHO unter 34 Ländern von 2003, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.

Drastisch nimmt das Komatrinken zu: Rund 109300 Menschen kamen 2008 mit akutem Rausch ins Krankenhaus. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes doppelt so viele wie im Jahr 2000. Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. Die DHS sieht eine regionale Häufung bei Krankenhausfällen eher in Bayern als im Norden. Der Umgang mit Alkohol könne dort ein anderer sein, sagte Gaßmann. Er fordert eine großangelegte Kampagne gegen Alkohol.


Die Suchtexperten zeigten sich besorgt über etwa zwei Millionen Menschen, die von Medikamenten abhängig seien. Dies sei immer mehr ein Problem Älterer, vor allem von Frauen. Fünf Prozent aller Arzneimittel könnten potenziell süchtig machen, sagte DHS-Experte Armin Koeppe. 40 Prozent der über 65-Jährigen nähmen acht Wirkstoffe und mehr ein.

Von Komatrinken sind vor allem Jugendliche, aber auch Senioren betroffen. Im Jahr 2008 mussten rund 25700 Kinder und Jugendliche ins Krankenhaus gebracht werden, eine Steigerung um fast das Dreifache im Vergleich zu 2000. Noch deutlicher ist der Anstieg bei Senioren. Rund 430 Menschen zwischen 80 und 85 Jahren wurden eingeliefert, mehr als dreimal so viele wie im Jahr 2000.


http://www.abendblatt.de/ratgeber/article1448988/Bis-ins-Koma-Deutschland-hat-ein-Alkoholproblem.html (http://www.abendblatt.de/ratgeber/article1448988/Bis-ins-Koma-Deutschland-hat-ein-Alkoholproblem.html)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 22:29:23 Mi. 07.April 2010

Autor: Ziggy
ZitatEhrlich: Irgendwie beneide ich euch um euren Stammtisch da oben.

Wenn du mal hier oben bist - immer reinschauen!

@Eivisskat
Das hab ich heute auch gesehen. Wir saufen uns die Welt schön...und ich kann es ja niemandem verdenken...vor allen Dingen heftig der Anstieg der Betroffenen bei Senioren, im Fernsehen sagten sie was von Gründen wie Vereinsamung. Spitzenmäßig ist auch die regionale Häufung in Bayern, heiomei...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 22:45:28 Mi. 07.April 2010
Da hast du Recht @hedge, wir saufen uns die Welt schön und inzwischen nimmt das katastrophale Ausmaße an, je schlimmer die Welt, desto mehr wird scheints gesoffen, Tabletten genommen usw, usw.

Mir tun auch ganz besonders die alten Menschen Leid, bei denen scheint mir das Ganze am traurigsten ...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 22:57:57 Mi. 07.April 2010
ZitatMir tun auch ganz besonders die alten Menschen Leid, bei denen scheint mir das Ganze am traurigsten ...

yep. das kann ich nur unterschreiben. ich finde, dass das leben ein ziemliches tempo vorlegt - aus dem grund hab ich auch manchmal selbst angst, alt zu werden. nicht mehr so schnell laufen zu können. hinfallen - und sich gleich was brechen...etc.

zum thema welt schönsaufen:
das gab bei mir letztens so eine situation, ein tag, da haben mich ziemlich viele leute geärgert, ich hab trotzdem/gerade aus dem grund an dem abend keinen tropfen angerührt. war die richtige wahl. ich hatte an dem darauffolgenden tag termin beim arzt, der es noch deutlicher machte: dichtsaufen ist der falsche weg - ist wie aggression gegen sich selbst - wut muss raus! zurückbrüllen, sich nicht blöd anmachen lassen, leuten sagen "sag mal - seid ihr bescheuert, mich hier so zu behandeln!"
da hat er den nagel aufn kopf getroffen, denke ich.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:03:02 Mi. 07.April 2010
Zitat von: Eivisskat am 22:45:28 Mi. 07.April 2010
je schlimmer die Welt, desto mehr wird scheints gesoffen, Tabletten genommen

Medikamente sind wirklich ein Risiko. Angeblich machen Neuroleptika nicht abhängig - man vertritt diese Ansicht in Fachkreisen übrigens nur, weil es dafür keinen Schwarzmarkt gibt! - allerdings sagen mehrere psychisch Kranke, dass sie das Absetzen von Seroquel mit üblen Entzugserscheinungen durchstehen mussten. Meine Schwester hat mir davon selbst berichtet, so auch ein ehemaliger Psychotiker, mit dem ich gestern ausgegangen bin.

Mein Schatz berichtet mir heute, dass der Suchtdruck durch Truxal nachlässt. Die Nebenwirkungen sind scheusslich, aber der Suchtdruck geht weg. Ich konnte nur fragen, ob er ernsthaft sein Leben lang an diesen chemischen Keulen hängen will? Nee, fieses Zeug. Er müsse den inneren Schweinehund besiegen. Ich meinte nur, bei sovielen Probleme wie du schon hattest, wären die meisten Leute von der Brücke gehüpft. Du lebst! Du BIST der Stärkere. Jetzt schon.

Scheiss Tabletten.

@Hedgi:
Das mit der Zuckerschnegge war ehrlich gemeint, hab mir den Keks gefreut über dein Posting! Ihr wachst mir auch ans Herz. Ohne euch würde mir echt was fehlen :)

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 23:52:08 Mi. 07.April 2010
Zum Thema Schönsaufen... Ich habe für mich festgestellt, daß es hilft, den Frust oder die Wut rauszusingen und -spielen.

Das sind Momente, die wirklich wieder magisch sein können
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 02:10:13 Do. 08.April 2010
Kann ich bestätigen. 1 bis 2 Stunden abrocken bauen jede Menge Frust ab.

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fsbedv.de%2Fcdforum%2Fguitars.jpg&hash=253db31e00c9d781a1b9266b5067cb13fe6a7697)

Was bei mir außerdem noch ausgezeichnet wirkt, ist z.B. Wandern. Hat ein bißchen zu Unrecht das "Opa-latscht-durch-Wald-und-Flur"-Image. Ich habe das anläßlich meines BS-Vorfalls vor gut 3 Jahren für mich entdeckt, weil ich sonst keinen Sport machen konnte. Einen ganzen Tag nur draußen sein, nur mit der Natur und mir selber, da vergesse ich alle Probleme. Und Bettschwere habe ich dann abends auch. Ich wohne ja in einer wirklich schönen Landschaft, muß nur zur Türe raus und bin ein paar Minuten später in den Weinbergen. Ein bißchen was in den Rucksack gepackt kostet das keinen Cent, und es ist Therapie pur.

Ach, einen hab ich noch: Vor ein paar Wochen war ich ja schon mal im  Arschamt und musste mal aufs Klo. Da hing ein Schild: "Beim Verlassen der Toilette bitte Licht ausmachen!"

Gestern war ich da ja wieder, und auch wieder auf 'm Klo, da hing das Schild immer noch, aber direkt darunter nun ein neues, darauf stand in großen Buchstaben: "Licht erst ausmachen, wenn niemand mehr auf Toilette ist!"

Soll noch einer sagen, die lernen nicht dazu.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Moviemaker am 10:46:23 Do. 08.April 2010
Wenn ich Frust abbauen will, geh ich joggen, mit Musik im Ohr.
Beides Faktoren, die wirklich helfen, krisen zu überbrücken!
Und in Kombination besonders effektiv.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 19:01:36 Do. 08.April 2010
Zitat von: Ziggy am 02:10:13 Do. 08.April 2010
Vor ein paar Wochen war ich ja schon mal im  Arschamt und musste mal aufs Klo. Da hing ein Schild: "Beim Verlassen der Toilette bitte Licht ausmachen!"

Gestern war ich da ja wieder, und auch wieder auf 'm Klo, da hing das Schild immer noch, aber direkt darunter nun ein neues, darauf stand in großen Buchstaben: "Licht erst ausmachen, wenn niemand mehr auf Toilette ist!"

Soll noch einer sagen, die lernen nicht dazu.

Ich bin mal gespannt, ob die in der Suchtklinik auch dazulernen. Auf jedem Scheisshaus hängt ein Schild "Bitte keine Tampons und Kondome im Klo runterspülen".

Beziehungen zwischen Patienten sind verboten (sprengen die Gruppendynamik). Beziehungen zu Aussenstehenden sind erlaubt, aber man darf sich während der Besuchszeit nur im öffentlichen Bereich aufhalten, Rückzugsmöglichkeiten sind nicht gestattet ("Sie dürfen nicht mit aufs Zimmer! Sie müssen sich auf dem überschaubaren Klinikgelände aufhalten!"). Woher sollen also Kondome kommen? Holen sich die Männer damit einen runter? Poppen alle mit ihren Ehepartnern im kollektiven Waschkeller? Wohl kaum. Offenbar sind schnelle Nummern mit anderen Patienten erlaubt, solange keine gegenseitigen Gefühle dabei aufkommen. Gefühle haben ihren regelkonformen Platz in der Beziehung zu Aussenstehenden, wo hingegen der Sex unterbunden ist. Beides zusammen wäre ja auch zu gesund. Das ist eine Klinik, da hat man gefälligst krank zu sein.

Als Besucher machen mich solche Schilder krank. Daran sehe ich, wie künstliche Spaltungen von Intimität, die ja im richtigen Leben durchaus als gesund gilt, in Sex ohne Gefühle und Gefühle ohne Sex als disziplinarisches "Teile und Herrsche" zu einem Verhalten zwingen, das viel kränker macht als man eigentlich ist. Ich sehe das als dem kurativen Zweck zuwiderlaufende Wirklichkeitsferne. Letztlich besteht ein Verbot, gesunde Beziehungen zu pflegen, oder - strenger interpretiert - die Unterstellung der Unfähigkeit zu einer solchen, und zwar gegenüber beiden Beteiligten. Damit postuliert sich implizit eine Pathologisierung der sowieso schon ausgegrenzten Angehörigen (die Ferndiagnosen lauten: selbst Konsument, coabhängig, oder überfürsorglich), unausgesprochen, und damit nicht auf Augenhöhe diskutabel: Denn keiner der Fachleute würde sich zu dem Eingeständnis versteigen, sexuelle Handlungen etwa unter verheirateten Paaren zu verbieten. Man verweisst dann sicher diplomatisch auf die Heimfahrten in der dritten Phase, nach Absolvierung der Kontaktsperre von 6 Wochen in der ersten Phase und den restriktiven Besuchsregeln in den 3 Monaten der 2. Phase. Macht 4,5 Monate de facto Sexverbot mit dem Partner.

Kann mir vielleicht jemand der mal in einer solchen Klinik behandelt wurde, erklären ob das einen therapeutischen Gehalt hat, disziplinarische Massnahmen zur Frusttoleranzsteigerung sein soll, oder nur unreflektierte Realitätsferne bzw. einen absolutistischen Herrschaftsanspruch, getragen von möglichst künstlichen Restriktionen, darstellt? Diese Frage ist durchaus ernst gemeint. Danke!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 17:28:13 Fr. 09.April 2010
@all in diese Runde:

erstmal DANKE an den Thread-Ersteller für die nackten Wahrheiten und Berichte und "Hut ab" für die anderen, die sich nicht scheuen über dieses Thema so ehrlich und schonungslos zu erzählen.

Einige Darstellungen habe ich mehrfach gelesen und mich irgendwie wiedererkannt. Es ist verdammt schwer, hier zu sitzen, mit dem Eingeständnis das etwas nicht stimmt.

Ich will es mal kurz machen, bevor ich es mir anders überlege und das wieder lösche.

Bei mir gibt es seit Jahren immer die gleiche Wahl: entweder löte ich mir abends die Birne zu oder ich lasse es und nehme statt der Flasche Wein (mehr geht gottseidank nicht rein um die nötige "Bettschwere" zu erreichen) eine kleine Zauberpille namens "Faustan" .

Eins von beiden muß sein, beides zusammen nehme ich nie. Ich habe es natürlich auch ohne probiert, mit dem Ergebnis, dass ich jeden Sonnenaufgang schlaflos entgegen sehen kann.

Diese "Entscheidungsfindung" zieht sich dann über den ganzen Tag. "Trink ich heute oder nehme ich ne Pille"
Beim Alkohol ist das so eine Sache, ich bau den ganz schlecht ab und habe den ganzen Tag ein flaues Gefühl im Magen und schreckliches Sodbrennen.
Mit den Tabletten geht es besser aber mit denen muß ich haushalten.

In meiner Umgebung (Familie, Freunde) ist das Thema tabu und da wird sich auch kein Kopp gemacht wenn mittags um 12 schon die Korken knallen.
Ich trinke aber selber nur am Abend und werde dadurch oft als Spaßbremse betrachtet. Ich glaube (Ziggy hat das so schön ausgedrückt) das ist meine Krücke.

Wie ich das ändern kann - weiß ich nicht. Aber nun ist es raus und ich bin etwas erleichtert.

Danke fürs "Zuhören"



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 18:44:51 Fr. 09.April 2010
Hallo Zoe,

du hast genau meine letzten Abende beschrieben, seit ich aufgehört habe, Alkohol zu trinken (Tabak gleich mit abgesetzt, wenn schon, denn schon).

Ich bin jetzt seit Dienstag trocken und es war echt brutal, bis in die Morgenstunden wach zu liegen, aber es ist es jetzt doch wert.

Der Kopf wird klarer, und ich beginne zu realisieren, wo meine baustellen nun ernsthaft sind und fange an, an ihnen nach und nach zu arbeiten.

Der Bierdurst lässt sich - ein Tipp einer guten Freundin, di evor ein paar Jahren aufhörte - mit Cola (ohne Zucker) ein bißchen kompensieren. Gestern hab ich einen 6er Pack alkoholfreies Bier im Einkaufswagen gehabt, aber wieder zurück gestellt. Das ist mir zu gefährlich. Wenn ich da wieder auf den Geschmack komme, dann kanns sein daß ich nachts noch rüberlauf zum Imbiß und mir doch wieder paar 'richtige' Biere hole.

Der zunehmend klare Kopf und das ganze Körpergefühl sind auch ein echter Kick. Habe jetzt gestern auch wieder mal die Gitarre rausgekramt und bißchen gespielt und gesungen. Kommt jetzt alles wieder.

In den letzten Jahren war ich so wie du drauf - schon gesehen, daß mein Verhalten nicht gesund ist... aber zu unentschlossen (oder zu schwach?), etwas zu tun.

Ich hoffe, wir helfen dir dabei, den nächsten Schritt zu machen.

Es ist es wert.

Schmeiß den Mist weg und fang so schnell an wie möglich.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:21:04 Fr. 09.April 2010
<Klugscheißmodus ON>
Alkoholfreies Bier gibt es nicht (herstellungsbedingt)! Korrekt müsste es "alkoholarm" heißen, aber der Gesetzgeber ist da nachsichtig. Für den Normalo spielt das keine große Rolle, für den Süchtling schon. Getränke mit einem Alkoholgehalt bis 0,5 % dürfen bei uns als alkoholfrei deklariert werden, ein Zeichen dafür, wie ernst die Politik das Thema Suchtkrankkheiten nimmt. Auch manche Fruchtsäfte enthalten Alkohol bis 0,3 %, bedingt durch Gärprozesse.

Ich habe meinen letzten Rückfall übrigens mit Karamalz angefangen.
<Klugscheißmodus OFF>

In den ersten Tagen der Entgiftungsphase habe ich immer möglichst wenig Kaffee getrunken, dafür Unmengen Wasser und (Tipp!) Tee. Gibt tolle Geschmäcker und Wirkstoffe.

@Aloysius
Trinken UND Rauchen parallel aufhören hätte ich im Leben nicht geschafft. An den Kippen MUSSTE ich mich festhalten, sonst hätte ich weitergesoffen. Ich war allerdings Selbstdreher damals und meine gedrillten Dinger sahen alle recht seltsam aus ... ich habe einmal 4 Tage und Nächte wachgesessen und halluziniert. Wenn ich da keine Kippen gehabt hätte, wär ich wahrscheinlich gesprungen.

Viel Glück, Alter!

@CN
Das ist eine brutale Familiengeschichte mit Helden-Opa. Da hat's mir den Magen umgedreht, als ich das las.

Hallo @Zoe, willkomen im Club.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:26:05 Fr. 09.April 2010
Hi Zoe!

Vielen Dank für dein Vertrauen :) Du erwähnst eine "Zauberpille" namens Faustan mit dem Wirkstoff Diazepam (ein Benzodiazepin):

Zitat von: Zoe am 17:28:13 Fr. 09.April 2010
Bei mir gibt es seit Jahren immer die gleiche Wahl: entweder löte ich mir abends die Birne zu oder ich lasse es und nehme statt der Flasche Wein (mehr geht gottseidank nicht rein um die nötige "Bettschwere" zu erreichen) eine kleine Zauberpille namens "Faustan" .

Benzodiazepine (kurz "Benzos" genannt) machen abhängig. Die Entgiftung bzw. das Ausschleichen von Medikamenten kann - je nach Dosis und Präparat - bis zu 9 Monate dauern. Die körperlichen Entzugssymptome sind um vieles schlimmer als bei Alkohol, eher vergleichbar mit Heroinentzug. Weil dies nicht selten lebensbedrohlich sein kann, schleicht man Benzos und Schmerzmittel lieber langsam aus, etwa wie Methadon.

Zusammen mit Alkohol führt Diazepam zum Kontroll-, Realitäts- und Gedächtnisverlust. Ich habe auf 2 Valium 5 + 2 Flaschen Prosecco damals sowohl die Grafitti an der Wand belabert ("Keiner versteht mich, *bräh* alles Kagge") als auch eine gute Bekannte erst abgeknutscht (sozusagen "mit alles") und dann ihr eine runtergehauen. Was ich sonst noch gemacht habe, unterliegt der hauseigenen Zensur, bzw. ist dem gnädigen Vergessen anheimgefallen ;D Nur soviel: Ich musste am nächsten Tag (nicht am Morgen, da ging noch gar nichts!) zur Telefonzelle krauchen und meine beste Freundin anrufen, um zu fragen was ich gemacht hatte. Sie: "Willste das wirklich wissen? Ich an deiner Stelle würde lieber gar nicht fragen..." - Ich: "Los spucks aus, notfalls mach ich um den Laden einen Bogen bis Gras drüber gewachsen ist." - Sie berichtete mir minutiös, woraufhin ich mir schwor, den Laden bis in alle Ewigkeit nur noch weiträumig zu umfahren. Die Woche drauf erschein ich zur nächsten Party, entschuldigte mich lapidar und beliess es fortan beim Bier.

Letztlich ist die Bekämpfung von Suchtdruck ausgerechnet mit Benzos sowas wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Mein Freund will auch immer mal wieder Tavor oder Dia, bekommt aber nix und muss sich anhören, das sei Suchtverlagerung. Ich sag dann immer, sei froh dass du von dem Zeug nicht auch noch abhängig bist. Dann hätteste richtig "Spass".

Zitat von: Ziggy@CN
Das ist eine brutale Familiengeschichte mit Helden-Opa. Da hat's mir den Magen umgedreht, als ich das las.

Jo, davon kann einem übel werden. Die Verleugnung ist das Schlimmste. Mein Vater z.B. sieht das distanzierter und sagt, mein Opa und dessen ganze Sippe sei ein Dummbrotverein. Ich denke, aus der rostigen Historie des Hauses geht hervor, weshalb ich das Hinterfragen von Regeln und (Familien-)Normen für kerngesund halte. Sich unreflektiert fügen macht krank.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 23:36:37 Fr. 09.April 2010
Jo da melde Ich mich auch mal wieder !

so worum geht es , da Ich wohl den Stein des Annstosses gegeben habe zu diesem Thread ! möchte Ich jetzt hier mal den Stand der Dinge durchfunken <<<<<<1

Bin in meiner neuen Wohnung eingezogen !
bin wieder voll am saufen ! ( heisst bei mir 12-15 halbe Litter Bier)
Habe extremste Entzugserscheinungen , wenn Ich morgens so um 6 wach werde (körperlich sind es Schweißanfälle und und schwere Unterleibskolicken!)
Psychisch geht es von ernst gemeinten suizid bis bis nochmal suizid !(hat mit der Geschichte zu tun , die mich hierhinn gebracht hat )


Mir geht es echt wahnsinnig dreckig !
Ich habe seit einer Woche nix mehr gegessen (kann einfach nicht mehr !)
Heute das erste mal ein paar Nudeln ! , weil Ich leben will !!

@CN
in den LWL kliniken habe Ich dafür gesorgt , das Regeln (in Bezug auf Paare ) geändert wurden !!  glaube mir , Ich sehe es heute als Fehler an !

@alle
Ist nicht immer Sonne im Leben !
und mal ne Woche ,oder Zwei , macht noch keinen trocken !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
da gehört mehr zu , ohne jetzt entmutigen zu wollen !,
aber den Fehler mit "ach schau , ich kann ja ohne " haben schon viele gemacht , und schwer bereut !!!
Erkenntniss ist alles , und dann ist noch nicht geholfen !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:48:51 Fr. 09.April 2010
Zitat von: Tafel am 23:36:37 Fr. 09.April 2010
bin wieder voll am saufen ! ( heisst bei mir 12-15 halbe Litter Bier)

Prost!

ZitatHabe extremste Entzugserscheinungen , wenn Ich morgens so um 6 wach werde (körperlich sind es Schweißanfälle und und schwere Unterleibskolicken!)

Klingt, als ob eine klinische Entgiftung mit Dystra / Carba (je nachdem was die anbieten) ganz hilfreich wäre. Auf eigene Faust absetzen ist ja wohl durch...

ZitatPsychisch geht es von ernst gemeinten suizid bis bis nochmal suizid !(hat mit der Geschichte zu tun , die mich hierhinn gebracht hat )

Suizidgedanken, Suizidabsichten, oder Suizidversuche? Wie weit biste in Wahrheit?

ZitatMir geht es echt wahnsinnig dreckig !

Das liegt an der Sucht!

ZitatIch habe seit einer Woche nix mehr gegessen (kann einfach nicht mehr !)

Wieviel Winterspeck haste noch in Reserve?

ZitatHeute das erste mal ein paar Nudeln ! , weil Ich leben will !!

Leben? Leben! Ok, bis morgen Kollege, dein Lebenszeichen wird erwartet! Haben die auf der Engiftungsstation Internet? ;)

Zitat@CN
in den LWL kliniken habe Ich dafür gesorgt , das Regeln (in Bezug auf Paare ) geändert wurden !!  glaube mir , Ich sehe es heute als Fehler an !

Warum als Fehler? Dazu möchte ich gerne mehr wissen!

Hau mal rein Tafel, Tiefpunkte sollen manchmal arg helfen :)

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 00:00:55 Sa. 10.April 2010
ZitatWas ich sonst noch gemacht habe, unterliegt der hauseigenen Zensur, bzw. ist dem gnädigen Vergessen anheimgefallen

Jo Carpe

Ich selbst habe Mir geschworen , das Ich mich bei einem schweren Rückfall mit 2 Pullen Wodka selbst umlege !!! Ich habe es auch versucht , nach der ersten Flasche und vorher 13 Bier , bin ich morgens um 8 topfit wach geworden (totale Erinnerungslücke , aber meine Nachbarn erzählen da schon was !!) (von "du wolltest sterben " "wir wollten den Notarzt rufen" "Du Psycho wolltest mir in die Fresse Hauen, wenn ich nicht mit dir trinke " "Junge suche dir Hilfe ") das weiss Ich alles gar nicht mehr !!!
war vor 2 Tagen , und ich denke heute psychisch besser dar zu stehen !
Ich wollte sterben , warum auch nicht , wenn du alles was du liebst verloren hast ?
aber Ich komme ,Ich komme langsam wieder hoch , auch wenn es scheissenschwer ist !!! Ich komme wieder ,und lass mir das was Mir wieder fahren ist kein 2. mal antun !!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 00:23:59 Sa. 10.April 2010
Doppepost
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 01:14:58 Sa. 10.April 2010
ZitatHau mal rein Tafel, Tiefpunkte sollen manchmal arg helfen

Innerhalb von noch nicht mal eineindhalb Jahren drei mal von kommplett 0 was aufzubauen , wenn alles fertig ist kannst ja gehen , mit perfiden Mitteln wirst du gegangen !!  drei mal !!!  Wo bitte mein Freund kann dass helfen ??
jetzt bin Ich beim 4. Neuanfang , und das einzigste was mir Kraft gibt ist purer Hass , aber jetzt mach ich es für Mich !
Aber im Ernst , Wut kann ein guter Antrieb sein , aber Hass ??
Ey wenn Ich aleine schon erzähle was am Amt los war (wegen "wir haben die Wohnung ja gar nicht genehmigt !"  "schau ins Grundgesetzt , dann wissen Sie wer das genehmigt !" ) nur nen Beispiel !
aber sonne Pisse macht mich in der jetzigen Lage kapputt !!

Ich habe es aber trotzdem ganz gut erwischt hier !
das ist mikey

MC´M kannten mich nie (http://www.youtube.com/watch?v=AMoxPId9hJE#)

mein Nachbar von unten , der mir hier die Wohnung besorgt ha , der besorgt im übrigen Alles , kenne ihn seit 16 jahren , alles !!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 09:44:11 Sa. 10.April 2010
Hallo,
hey Zoe,
danke für dein offenes Post. Ich hoffe, dass du den Absprung schaffst von Benzos/Alkohol. Wenn einem jemand zuhört, so wie hier in diesem Thread, hilft das ja auch oft schon ein bisschen, und man nimmt vielleicht noch Ideen mit, was man ändern kann. Meine Begegnung mit Diazepam war vor 10 Jahren im Zuge von Panikattacken, die aus heiterem Himmel bei mir auftauchten. Mein Hausarzt hat mir damals für die regelmäßige Einnahme Baldrianpillen verschrieben, und für einen akuten Panikattacken-Anfall Diazepam. Nur auf dem Rezept wurde das Baldrian leider vergessen, und da ich Dödel mit dem Namen Diazepam rein überhaupt nichts anfangen konnte, dachte ich, ich soll das jetzt regelmäßig einnehmen (war glaub ich in Tropfenform). Hab zum Glück nach ein paar Tagen selbst gemerkt, dass das/mit mir irgendwas nicht stimmen kann und der Irrtum klärte sich auf....
....CN hat ja immer gut Ahnung, was sich hinter diesen Medikamentennamen so verbirgt, seh mal zu, dass du den Absprung schaffst.

hey cn:
ZitatIch denke, aus der rostigen Historie des Hauses geht hervor, weshalb ich das Hinterfragen von Regeln und (Familien-)Normen für kerngesund halte. Sich unreflektiert fügen macht krank.

Find ich klasse, wie du das machst. ich finde, wenn man gerade im Kindesalter Mist erlebt, gibt es die Richtungen: a. Ich gebe diesen Mist weiter, und werde genauso beschissen wie viele andere, oder b. ich werde trotz/gerade wegen dem Negativ-Erlebten ein geiler Mensch. Du scheinst dich für Weg b. - der mehr Kraft kostet - entschieden zu haben. Und gerade der eigenen Familie kann man nicht entrinnen, die sind und bleiben irgendwie mit einem verwandt....da kann man machen was man will. Da kommen bestimmte Verhaltensmuster immer wieder auf den Tisch..und täglich grüßt das Murmeltier...

Den Anti-Alk-Stammtisch am Donnerstag in der Bambule haben wir übrigens ganz gut umgesetzt. Ich hab mich an Apfelschorle gehalten, und habe dann, als ich wusste, ich würde bald gehen, ein Staropramen-Bier getrunken. Was rein wusel-dusel technisch ziemlich reingehauen hat. Dann aber weder in der Bambule noch zu Hause weitergetrunken. Vorerst scheine ich übern Berg. Gibt es sowas wie psychische Abhängigkeit? Dass man immer trinkt, wenn eine bestimmte Situation/eine bestimmte Uhrzeit/eine bestimmte räumliche Umgebung vorliegt? Vielleicht ist das bei mir sowas. Denn das ist ja das, was ich zur Zeit ändere: Nicht mehr allein zu Hause trinken, wenn unterwegs und am Feiern, keinen Vollrausch mehr (wenn überhaupt, dann spät zu Alkohol wechseln). Bei mir klappt das im Moment. Ich werd weiter berichten.

Und heute gehts mit der Tanztruppe unterwegs, da hab ich andere Sorgen :)

Gutes Wochenende euch allen, und vor allem gute 24 Stunden.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 15:06:14 Sa. 10.April 2010
Zitat von: Tafel am 01:14:58 Sa. 10.April 2010
aber jetzt mach ich es für Mich !

Dazu würde jeder trockene Alki sagen: "Das ist der richtige Weg!"

Erinner dich kurz an Ziggys Worte (sinngemäss zitiert):
Die Frau die dich trockenlegt, kann dich auch wieder nass machen. Variable Faktoren zum trocken sein bringen keine Stabilität, du brauchst eine Konstante, und das bist DU.

ZitatEy wenn Ich aleine schon erzähle was am Amt los war (wegen "wir haben die Wohnung ja gar nicht genehmigt !"  "schau ins Grundgesetzt , dann wissen Sie wer das genehmigt !" ) nur nen Beispiel !

Kann da nicht mal wer mitgehen? Man macht dann auf existenzielle Notlage, Extremsituation, Anspruchsdurchsetzung mit 4 Mann. So eine Sache ist es wert, dem FM u.U. den Sessel wackeln zu lassen. Wenn du niemanden an deinem Wohnort hast der sowas kann, gebe ich dir per PM eine Telefonnummer.

Zitat von: HedgeginaFind ich klasse, wie du das machst. ich finde, wenn man gerade im Kindesalter Mist erlebt, gibt es die Richtungen: a. Ich gebe diesen Mist weiter, und werde genauso beschissen wie viele andere, oder b. ich werde trotz/gerade wegen dem Negativ-Erlebten ein geiler Mensch. Du scheinst dich für Weg b. - der mehr Kraft kostet - entschieden zu haben. Und gerade der eigenen Familie kann man nicht entrinnen, die sind und bleiben irgendwie mit einem verwandt....da kann man machen was man will. Da kommen bestimmte Verhaltensmuster immer wieder auf den Tisch..und täglich grüßt das Murmeltier...

Nun denn, ich war schon in der Klapse, will aber nicht wieder da rein. Ein Kinderwunsch kam nie auf. Was aber die grösste Lachnummer an der Geschichte ist, dass ausgerechnet meine Mutter, Abkömmling aus dieser Vereinigung der F-Nummern, meine Beziehung mit einem süchtigen Psychotiker für pathologisch hält. Der fällt doch in dem Laden gar nicht auf ;D

ZitatGibt es sowas wie psychische Abhängigkeit?

Aber sicher! Was glaubst du denn, welche Mechanismen dafür sorgen, dass man nach dem körperlichen Entzug wieder rückfällig werden kann? Die psychische Abhängigkeit ist auch der Grund, weswegen Ziggy sagt, man müsse sich als Mensch verändern um clean / trocken zu leben. Und jetzt viel Spass beim Tanzen, Zuckerschnegge :)

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 17:45:09 Sa. 10.April 2010
@Aloysius

finde ich mutig von dir, gleich zwei Probleme anzugehen und ich drücke natürlich die Daumen, dass du durchhältst. Wie bekommst du die Schlaflosigkeit in den Griff?

@CN

danke für die ausführliche Beschreibung dieser Zauberpillen. Ich wußte zwar das die Benzos abhängig machen aber man redet sich ja bekanntlich die Dinge schön. Und eine am Abend.... naja

Um deine bucklige Verwandschaft biste aber auch nicht zu beneiden aber wie du das händelst finde ich absolut cool ;D

@Hedgepina

tanz dir den Kopf frei und du merkst, dass du lebst. Ich habe ja früher viel gezeichnet und gemalt und die Ideen waren immer da. Heute laufe ich um die leere Leinwand und mir kommt nur Scheiße in den Sinn.

Aber eine gute Nachricht habe ich heute auch: Ich war vorhin einkaufen und auf meinem Zettel war der Wein gestrichen. Ich habe also für das WE keinen Stoff. Mal sehen ob die Pillen auch in der Schachtel bleiben.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 19:01:29 Sa. 10.April 2010
@CN
ZitatWas aber die grösste Lachnummer an der Geschichte ist, dass ausgerechnet meine Mutter, Abkömmling aus dieser Vereinigung der F-Nummern, meine Beziehung mit einem süchtigen Psychotiker für pathologisch hält. Der fällt doch in dem Laden gar nicht auf
Ich find dich so klasse!

@Tafel
Als ich während und direkt nach meinem letzten Rückfall ins AA-Meeting kam und schweißnass und zitternd rauskotzte, wie's mir grade so geht, da sagte einer der Anwesenden, der mich schon recht gut kannte: "Ziggy, ich danke dir für deinen Rückfall. Ich war im Zweifel, aber DU hast mir jetzt die Augen geöffnet, was passiert, wenn ich zweifle. Du hast mich vor einem Rückfall bewahrt. Dafür danke ich dir."

@Tafel, Ich danke DIR, daß du hier bist und von dir erzählst. Denn du hilfst mir, heute trocken zu bleiben. Du beseitigst meine Zweifel.

@Hedgegina
Ich erlebe beinahe täglich Situationen, die mir zeigen, wie die Krankheit in mir lauert und auf ihre Chance wartet. Mit zunehmenden Jahren wird es schwächer, aber es ist da. Natürlich entwickelt man eine gewisse Routine mit den Jahren (wird "staubtrocken" sozusagen), aber ein Moment der Unachtsamkeit, ein Moment der Schwäche, des Nachgebens ... Ob man 1 Tag oder ein Jahr oder 20 Jahre trocken ist, das nächste Glas ist immer nur eine Armlänge entfernt. Und je länger man trocken ist, desto schlimmer wirkt sich ein Rückfall aus. Mir selbst blieb diese bittere Erfahrung erspart, aber ich kenne/kannte Leute, die wirklich lange trocken gewesen sind, bevor es sie "erwischte". Einer war dabei, ein sehr guter Freund, der hatte viele Jahre auf dem Buckel, arbeitete sogar als Therapeut, wusste über Medikamente wahrscheinlich soviel wie @CN, ein absoluter Vollprofi, der wurde rückfällig und "behandelte" sich selbst mit Distraneurin, er starb an Alkohol- und Medikamentensucht. Ich traf seine Frau auf der Straße, die erzählte mir von seinem Ende, ins Meeting hat er's in der Endphase nicht mehr geschafft. Mit ihm starb auch ein Teil in mir. Er war mein AA-Sponsor gewesen, als ich selbst ein Frischling war.

Die Krankheit schläft nur. Ein Schluck, und sie ist wieder hellwach.

@Zoe
Wenn du gewohnt bist, "Absacker" zu nehmen, wirst du einen Weile Probleme haben, wenn du sie nicht mehr nimmst, das ist völlig klar. Aber du wirst noch größere Probleme bekommen, wenn du sie weiter nimmst.

Als mich Phasen der Schlaflosigkeit heimsuchten, drehte ich irgendwann mal den Spieß um und sagte zu mir selber: "Na, wollen wir mal sehen, wie lange wir das durchhalten!" und drehte richtig auf, ich WOLLTE nicht schlafen, entwickelte stattdessen verstärkt Aktivität. Ich lief nachts durch die Straßen, völlig sinnlos, stundenlang, bis zur Erschöpfung. Natürlich ist das krank. Irgendwann klappte ich dann auch zusammen und schlief wie ein Stein. Und hatte NICHT GETRUNKEN! Und das war für mich die Hauptsache. Im Meeting hat mal einer gesagt: "Schlaflosigkeit ist halb so wild, pennen kannst noch genug, wennde tot bist!" Versteh das bitte nicht als "Verniedlichung" deines Problems, aber vielleicht hilft es, wenn du deine Einstellung dazu etwas änderst. Der Punkt ist einfach: Jetzt brauchst du vielleicht was, um ins Bett zu kommen, dann brauchst du was, um aus dem Bett zu kommen, dann brauchst du was, um auf die Straße zu gehen, zum Einkaufen, aufs Amt ... es ist progressiv, irgendwann geht halt dann gar nichts mehr ohne. Wenn du die Krücken wegwirfst, wirst du lernen, ohne Krücken zu laufen. Gezwungenermaßen. Aber ist es nicht immer so, daß wir uns nur durch Zwänge wirklich weiterentwickeln? Kennst du einen Menschen, der durch Lobhudelei einen Evolutionssprung machte? Ich nicht. Wenn zu mir einer gesagt hätte "Ohne Saufen ist viel schöner!", hätte das gar nichts bewirkt. Da musste schon viel mehr passieren.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 19:06:13 Sa. 10.April 2010
Zitat von: Zoe am 17:45:09 Sa. 10.April 2010
Heute laufe ich um die leere Leinwand und mir kommt nur Scheiße in den Sinn.

Dann mal doch in drei Teufels Namen die Scheisse! Auf dem Blatt, aus dem Kopf. Ich mag gar nicht sagen, was ich früher so alles gemalt und geschrieben habe --- O_Oh... ^^

ZitatIch habe also für das WE keinen Stoff. Mal sehen ob die Pillen auch in der Schachtel bleiben.

Viel Erfolg! Ich drücke Daumen :)

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 14:15:56 So. 11.April 2010
@Ziggy

du hast völlig recht, die Krücken müssen weg sonst kommt der Rollstuhl und dann die Kiste. Das schlimme ist, es fängt so harmlos an und endet im Fiasko. Ich habe früher ein "normales" Trinkverhalten gehabt. Also mal abends ein Glas Wein oder Bier aber nur am WE oder wenn ich unterwegs war. Die letzten 2 Jahre, jeden Tag, mit steigenden Konsum.

Jetzt trinke ich nicht mehr sondern ich schütte. Es ist wie ein Endspurt. Die Flasche wird nicht vor zehn Uhr abends geöffnet und ist aber spätestens elf Uhr alle. Das ist wie eine Sturzbetankung, obwohl mir das Zeug nicht schmeckt. Und wenn ich den Mist nicht mehr schlucken kann dann kommt die Pille dran.

ZitatJetzt brauchst du vielleicht was, um ins Bett zu kommen, dann brauchst du was, um aus dem Bett zu kommen, dann brauchst du was, um auf die Straße zu gehen, zum Einkaufen, aufs Amt ..

Ja, genau das ängstigt mich und ich habe auch keine Lust wie ein Zombie durch die Gegend zu laufen. Am schlimmsten sind die Panikattacken.

@CN

ZitatDann mal doch in drei Teufels Namen die Scheisse! Auf dem Blatt, aus dem Kopf. Ich mag gar nicht sagen, was ich früher so alles gemalt und geschrieben habe --- O_Oh... ^^

ich habe mir gestern den ganzen Kram (Skizzen und Bilder) mal wieder reingezogen und mir fest vorgenommen wieder etwas zu machen.
wie sieht es bei dir aus?

Übrigens bin ich gestern clean geblieben. Ich habe mir fast 2 Liter Wasser eingeflöst, Bilder angesehen und um 2:30 Uhr die Kiste angemacht und irgendwelchen langweiligen Blödsinn angeschaut. Gegen 3:40 Uhr besuchte ich dann mein Bett. Ich lag zwar wach aber das war egal. Irgendwann bin ich dann weggedöst und heute gegen 11:00 mit klaren Kopf erwacht.

Es war ein gutes Gefühl und ich hatte sogar Lust ein paar Dinge zu erledigen, die ich sonst vor mir herschiebe.

Heute abend gibt es O-Saft und ein Buch zum Lesen.

LG Zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 14:31:13 So. 11.April 2010
ZitatHeute abend gibt es O-Saft und ein Buch zum Lesen.

Halt durch! Das hört sich doch schon gut an, dass du gestern abend clean geblieben bist! Ich finde, nach den ersten paar Tagen ohne Dröhnung merkt man, was fürne super Sache das ist..

Halt Durch!  :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 16:31:58 So. 11.April 2010
Zitat von: Zoe am 14:15:56 So. 11.April 2010
ich habe mir gestern den ganzen Kram (Skizzen und Bilder) mal wieder reingezogen und mir fest vorgenommen wieder etwas zu machen.
wie sieht es bei dir aus?

Da war lange Zeit Sendepause. Nach 15 Jahren Schreibabstinenz kam dann Ende 2008 ein Gedicht zustande, das ebensoviel verbirgt wie offenbart. Es stellt die damalige Situation genau dar. Das hängt jetzt über meinem Schreibtisch.

Früher waren da solche Sachen wie z.B. dieser Abzug auf die Scheinwelt des bedröhnten Ausgehens:

Surreales Nachtlokal

Die alternde Diva auf der Suche nach Halt in einem verwitterten Nachtlokal. Die surrealen Filme, die zwischen den Leuten ablaufen. Der flüssige Regisseur aus dem gesprungenen Shaker. Bunt und schnell wie die Weiblichkeit in ihrer potentiellen Farbe der Saison. Der Gigolo in der verzerrten Ecke hinten in Rot mit dem fein verdrahteten Gesicht aus gezwirbeltem Schnauz lässt lässig raffiniert verzahnte Wortgebilde fallen und die zellulitische Hure in Laufmaschenschwarz mit dem flüssigen Hirn liest die Fragmente auf. Das Kriechen in den Strukturen des Alphabetsalates. Die Suche nach Sinn in den Hohlwegen der Phrasen mittels lackierten Nägeln, illuminiert durch Glanz von Stroboskop und Chemie. Die Konturen des Puzzles verformen alles zu amorphen Monstrositäten aus Cellophan. Das graue Gehirnkaugummi zieht zähe Fäden. Spiralen übersteigen wuchernd das Blau der trüben Wolken, wickeln die Szene Kreise ziehend in Chaos. Ein hunterttausendster Traum aus flüssigem Gold zerspringt unter klirrendem Eis. Das Erwachen ist verschoben auf ein Nichts aus ernüchterndem Morgendunst. Der Anzug neben der Corsage hüstelt gekünstelt. Der Maßstab reckt sich dem Weltenei entgegen und der Kreis schliesst sich. Als die Turmuhr fünf mal schlägt, droht der Antagonist der Illusionen die Szene mit Alpdruck zu übermannen. Schleichend fängt er Element um Element ein. Es gibt kein Entrinnen und der Spiegel zerbricht geräuschlos.


Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 18:55:49 So. 11.April 2010
Das ist mein surreales Nachtlokal (von vor 13 Jahren :)

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs3.directupload.net%2Fimages%2F100411%2Ftemp%2Fji7r5my4.jpg&hash=a852a26cb0ad17e516136b078ae3e580768e3c32) (http://s3.directupload.net/file/d/2126/ji7r5my4_jpg.htm)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 12:20:14 Mo. 12.April 2010
@Hedgegina

ZitatHalt Durch!  Smiley

Ich versuche es!

Gestern nichts angerührt. Heute ist der Tag verschissen. Bin unruhig und mies drauf.

@CN

dein Text ist so schön melancholisch und passt heute zu meiner Stimmung.

Ich werde weiter berichten. Muss jetzt erstmal pausieren

LG Zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 21:33:15 Di. 13.April 2010
... drei ... vier ... ein Lied ...

Nun, ich zog los, eine schmutzige Straße entlang
Ich zog los, ganz alleine
Und die Sonne ging unter als ich den Hügel überquerte
Und die Stadt leuchtete auf, die Welt wurde still

Ich lerne fliegen, aber ich habe keine Flügel
Runter kommen ist am schwersten

Nun, die guten alten Tage mögen nicht wieder kommen
Und die Felsen mögen schmilzen und das Meer möge brennen

Ich lerne fliegen, aber ich habe keine Flügel
Runter kommen ist am schwersten

Nun, manche sagen das Leben wird dich nieder schlagen
Dein Herz brechen, deine Krone stehlen
Also zog ich los, nur Gott weiß wo hin
Ich denke ich werde es wissen wenn ich dort bin

Ich lerne fliegen, um die Wolken herum
Aber was hoch geht muss wieder runter kommen

Ich lerne fliegen, aber ich habe keine Flügel
Runter kommen ist am schwersten

Tom Petty & The Heartbreakers - Learning to Fly (http://www.youtube.com/watch?v=WowZLe95WDY#)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alan Smithee am 07:43:50 Mi. 14.April 2010
Vorsicht mit dem Fliegen:

Ikarus (bekannt auch unter seinem latinisierten Namen Icarus, griechisch Íkaros) war in der griechischen Mythologie der Sohn des Dädalus  (griechisch: Daidalos; lateinisch: Daedalus). Beide wurden als Strafe für den Ariadnefaden von König Minos im Labyrinth  des Minotauros auf Kreta gefangen gehalten. Da Minos die Seefahrt kontrollierte, erfand Daedalus Flügel für sich und seinen Sohn. Dazu befestigte er Federn mit Wachs an einem Gestänge. Vor dem Start schärfte er Ikarus ein, nicht zu hoch und nicht zu tief zu fliegen, da sonst die Feuchte des Meeres beziehungsweise die Hitze der Sonne zum Absturz führen würde. Zuerst ging alles gut, aber nachdem sie Samos und Delos zur Linken und Lebinthos zur Rechten passiert hatten, wurde Ikarus übermütig und stieg so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs seiner Flügel schmolz, die Federn sich lösten und er ins Meer stürzte. Der verzweifelte Daedalus, der sicher in Sizilien  ankam, benannte das Land Ikaria zur Erinnerung an sein Kind. Dort errichtete er einen Tempel für Apollon und hängte seine Flügel als Opfer für den Gott hinein. Der Ikarus-Mythos wird im Allgemeinen so gedeutet, dass der Absturz und Tod des Übermütigen die Strafe der Götter für seinen unverschämten Griff nach der Sonne ist. Nach Ovid (s. u.) ließen die Götter Ikarus aus Rache sterben, weil Dädalus seinen Neffen und Schüler Perdix aus Neid auf sein Können ermordet hatte.

Quelle: Wikipedia

- sind wir nicht alle ein wenig Ikarus???
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 19:14:19 Fr. 23.April 2010
So wollte mich dann auch noch mal melden , nachdem die letzten Wochen doch sehr extrem waren !
habe jetzt eine neue Wohnung (fragt mich nicht wie ich das immer mache)
Strom bei Yxxxxxx angemeldet (fragen halt nicht nach schufa)
runter auf 4 halbe Bier am Tag (entzug ist schon was böses)
will Ich auf 0 fahren !
gehe wieder regelmässig zu meiner Nachsorge Tante (die hat mir viel von der Seele genommen)
ab und an esse ich sogar was (habe es echt gut erwischt mit den Leuten im Haus)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 09:28:27 Sa. 24.April 2010
Welcome back! Schön von dir zu lesen.

Zitatrunter auf 4 halbe Bier am Tag (entzug ist schon was böses)
will Ich auf 0 fahren !
Das hab ich auch versucht, hat nur leider nie geklappt bei mir. Bei mir geht nur Alles oder Nichts. War beim Rauchen genauso. Für mich ist "kontrolliert" Trinken oder Rauchen noch quälender als schlagartig aufzuhören. Schlagartig aufhören bedeutet: Totalabsturz und mühsam berappeln. "Kontrolliert Trinken" bedeutet: In der Illusion leben, man kriegt das schon irgendwie hin, was weiter bedeutet: Täglich dahin siechen und kriechen, um am Ende sowieso zu loosen.

Das gilt aber nur für mich selber. Will dich nicht entmutigen. Andere haben das vielleicht anders erlebt und können darüber berichten. Ich wünsche dir jedenfalls, daß du's "hinkriegst".

Und: Ja, Entzug ist was Hundsgemeines. Aber wenn's einfach wäre, würden wir ja alle wieder anfangen, nicht wahr?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alex22 am 12:05:58 Sa. 24.April 2010
Tafel
Du bist ein Kämpfer. Ich glaube, was Du mit machst ist vielen nicht verständlich. Die Kraft, die Du brauchst kann auch durch uns kommen, die wir an Dich und Deinen Kampf denken und Dir auch so fern, doch nahe sein wollen.
Du schaffst es sicher!
Wenn Du kannst, dann geh viel Spazieren, nimm Johanniskraut und finde verständige, bzw interessante Leute.
Es gibt davon mehr als ich mir dachte.
;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 15:00:09 Sa. 24.April 2010
Dank an euch , habe gute Leutz hier im Haus !
hilft !!
zum Thema was mit gemacht ,sage ich nur mal soviel :

Das schlimmste was dir in der Hölle noch passieren kann ist die Rache einer abgewiesenen Frau !

in meinem Fall sind es 2 Frauen , und die haben sich zusammen getan !
so ein Psycho ist echt schwer zu ertragen ,
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 18:30:03 So. 25.April 2010
So ihr Lieben, da will ich auch mal einen aktuellen Lagebericht wiedergeben.
So weit ganz gut durchgehalten.

Am Mittwoch (14.04.) hat es mich dann zurückgeholt.

Ich mußte früh am Morgen schon an nichts anderes mehr denken, als mir einen kleinen Schluck zu gönnen.
Also habe ich mir (eine) Flasche Rotwein geholt und gewartet bis es endlich "Zeit" ist.

Als es abend wurde, schnell das Ding geöffnet und das erste Glas auf Ex.
Das zweite folgte kurz darauf. Das dritte habe ich bis zur Hälfte geschafft und mußte kotzen (sorry, wegen der drastischen Ausdrucksweise)

Den Rest der Flasche habe ich weggeschüttet und mir geschworen, dass dies der letzte Tropfen war.
Dannach habe ich mich ziemlich elend und beschissen gefühlt.

Seit dem habe ich nichts mehr angefaßt. Es spukt zwar ständig im Kopf aber ich will es nicht mehr.
Die Pillen sind bis heute im Schrank geblieben. Ich weiß nicht, ob ich mich besser fühle oder ob das noch ne Weile braucht. Zur Zeit schlafe ich miserabel bin übellaunig und unkonzentriert.

Danke fürs zuhören!
Werde weiter berichten.
LG Zoe

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 18:47:07 So. 25.April 2010
Zitat(sorry, wegen der drastischen Ausdrucksweise)

nein das ist genau richtig , kotzen kotzen kotzen , mit nichts anderem kann man das beschreiben !!!!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 18:56:25 So. 25.April 2010
Glückwunsch @Zoe, weiter so!

So ein Tabletten-Entzug ohne ärztl. Hilfe und Ausschleichen ist sehr schwer und belastend.

Wundere dich also nicht über viele und langwierige Nebenwirkungen, körperlicher, geistiger und seelischer Art.

Es ist aber durchaus zu schaffen und gerade die Widerwärtigkeit und dieses Ekel-Igitt-Gefühl gegen Alkohol, Tabletten, Zigaretten...ist dabei sehr hilfreich und macht es leichter.

Alles Gute!

:)

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 19:30:34 So. 25.April 2010
tafel und zoe: ich drück euch die daumen, dass ihr das alles schafft. auch psychokram und allsowas, den kann man nicht brauchen, und der kommt dann noch obendrauf dazu. seid tapfer und haltet durch.  :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 23:59:34 Sa. 01.Mai 2010
Ich lese hier sehr gerne mit, und habe grossen Respekt vor Eurer Offenheit und Eurem Willen.

Daher auch mein Beitrag, den ich aus Angehörigensicht schreibe. Eigentlich suche ich auch ein bisschen Rat.

Ich habe einen Bruder, der an paranoider Schizophrenie leidet. Dazu kommt sein Alkoholismus. Fiese Mischung. Er hat auch leider wenig Krankheitseinsicht, erfasst es nicht als Krankheit und insofern sieht er es phasenweise nicht ein, danach zu leben. Sprich er nimmt dann seine Medis nicht und dämpft den psychischen Druck dann durch Alkohol. Mein Eindruck ist, dass die Psychosen auf Alk dann so richtig in Fahrt kommen und im krassen Gegensatz zu sonst wird er dann sehr mitteilsam.

Nun muss man dazu sagen dass ich in unseren jungen Jahren, wo unsere sch* Familienverhältnisse uns ohnehin das Leben schwer machten, natürlich sehr überfordert war mit seiner negativen Entwicklung und Krankheit. Insofern hatten wir damals einige Konflikte und haben uns auseinandergelebt. Mittlerweile versuche ich in einem für mich machbaren Rahmen zu helfen und wir kommen leidlich miteinander zurecht. Ich habe ausserdem sehr grosses Mitgefühl für ihn entwickelt, da ich heute ja auch viel besser durchblicke was alles zu seinem Zustand beigetragen haben könnte. Leider kann ich dabei auch Themen wie Missbrauch nicht ausschliessen.
Wo ist jetzt der Zusammenhang mit Alkohol - nun, ich bin wie gesagt weicher geworden und habe mich mehr geöffnet, wo ich meine Familie früher aus Selbstschutz sehr auf Abstand halten musste. Und diese Offenheit benutzt mein Bruder manchmal, um richtig abzukotzen. Dies geschieht immer dann wenn er ordentlich einen im Kahn hat. Er ruft dann vorzugsweise spätabends an und erzählt endlose psychotische Monologe mit furchtbarem, aber auch bizarrem Inhalt. Ich werde davon so ratlos und erschrocken, auch mitleidig, dass ich nur noch heulen will weil er so kaputt ist. Da es mir so leid tut wie er als Kind in unserer Familie behandelt wurde, fällt es mir extrem schwer, solche Gespräche abzulehnen. Heute zum Beispiel bin ich nicht rangegangen weil ich weiss was es bedeutet wenn er zu später Stunde anruft. Und prompt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir denke, diese Dinge haben ja auch alle einen gewissen Hintergrund und mit igrendwem MUSS er doch mal drüber reden. Dann wieder denke ich, was ein Quatsch, er ist gerade krank und es kann niemand leisten sich das reinzuziehen.
Ihr seht, ich schwanke extrem zwischen da-sein-wollen und Selbstschutz und finde manchmal keinen Mittelweg. Egal wie, ich sitze immer da und hab wieder die Trauer um ihn volle Breitseite. Ob ich ihn nun anhöre oder nicht abnehme.

Diejenigen hier die von ihren Erfahrungen mit Realitätsverlust durch Alk/Drogen/Krankheit geschrieben haben - was denkt Ihr darüber. Hat es Euch geholfen dass sich jemand den kram reinzieht? Oder ist das ein so selbstbezogener Zustand dass es eigentlich schnurz ist ob da nun jemand zuhört oder nicht.

Die ganze Geschichte kann mich manchmal tagelang mit runterziehen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 01:32:13 So. 02.Mai 2010
Ich kann's nur aus meiner Sicht sagen:

Eine Zeitlang war für mich das Telefon das wichtigste. Ich hatte Leute, die ich Tag und Nacht anrufen konnte, jederzeit, ich konnte quatschen, soviel und solange ich wollte - solange ich nicht besoffen war! Hatte ich gesoffen und man merkte es, wurde sofort aufgelegt. Und ich denke, das war auch richtig so.

Natürlich hatte ich meine weinerlichen Phasen, wo ich nach Mitleid heischte, aber da wurde Kampflinie gefahren. Es hieß klipp und klar: "Wenn du ein Problem hast, Hilfe brauchst - ruf an! Wenn du nur Mitleid suchst, lass es!"

Als mein Schwiegervater am Alkohol starb - oder besser: verreckte -, fühlte ich mich unsagbar schuldig. Ich bildete mir ein, es wäre meine Aufgabe gewesen, ihn zu "retten". Aber die knallharte Wahrheit ist: Wenn ich meinen Alkoholismus nicht besiegen kann, kann ich seinen erst recht nicht besiegen. Und obwohl ich seit über 20 Jahren trocken und ein bißchen nüchtern bin, bin ich heute nicht so größenwahnsinnig, zu glauben, ich hätte gesiegt. Nein, es ist ein Waffenstillstand, mehr nicht ...

Ich kann einem Alkoholiker, der weitersaufen will, nicht helfen! Ich kann ihm zuhören, ja, solange, bis er mich auf sein nasses Niveau runterzieht. Am Ende sitzen wir beide da mit der Buddel in der Hand ...

Meine klare Ansage heute ist: "Wenn du ernsthaft aufhören willst und Hilfe suchst, bin ich da. Wenn du weitersaufen willst, tu es, und lass mich in Ruhe. Ich bin nicht für dein Leben verantwortlich." Ich habe gelernt, aufzulegen, wenn es bei mir an die Substanz geht. Bisher ist da niemand gestorben dran. Am Saufen schon.

Jeder Mensch - krank oder nicht - hat m.E. im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich merke, daß jemand sich vor seiner Verantwortung drückt und auf mich abwälzen will, sind die Schotten erstmal dicht. Aber richtig.

Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Aber ich wüsste, was ich täte.

Ich denke, folgender entliehener Spruch bringt meine Haltung auf den Punkt: "Es ist keine Schande, krank zu sein. Aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun!"
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 13:42:20 So. 02.Mai 2010
Moin Ziggy,

der Knackpunkt ist der, dass mein Bruder tatsächlich teilweise keine Verantwortung übernehmen KANN. Dort wo ich ihm sagen kann "das ist Dein Bier, geh die Sache vernünftiger an" habe ich nicht so das Problem, mich abzugrenzen. Wenn aber eindeutig kranke Situationen mit Realitätsverlust eintreten ist es schwer auf seine Eigenverantwortung zu pochen. Ist für mich schwierig einzuschätzen, was seine Krankheit ist und was vielleicht auch schon (obendrein) deliriöse Suffzustände - oder beides?

Aber dennoch, Dein Beitrag hat mir ein bisschen beim abregen geholfen. Es bleibt als Masstab in diesen Situationen ja nur man selbst. Und ich habe gestern eben wieder festgestellt dass ich bei religiös-sexuellen-gewaltsamen Wahnvorstellungen nicht das verständnisvolle Gegenüber sein kann. Es übersteigt meine Kräfte und macht mich zu traurig.

Ich denke ich werde es in Zukunft so machen wie heute auch - ich gehe spät abends nicht ran, und rufe dafür morgens zurück. Den Anruf hatte er schon fast vergessen, meinte nur er habe wohl nicht schlafen können. Paar Takte Smalltalk, Verabredung zum Vorbeischauen am Mittwoch, alles wieder gut.

Der Rest, meine Empfindungen und Belastungen durch seine Lebenssituation und sein Leiden und wie ich mit ihm umgehe, das kann ich nur für mich selbst ausbaldowern.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 14:22:28 So. 02.Mai 2010
Zitatder Knackpunkt ist der, dass mein Bruder tatsächlich teilweise keine Verantwortung übernehmen KANN

Das ist ja in Ordnung. Deswegen sagte ich ja im Rahmen seiner Möglichkeiten. Umgekehrt kannst du ihm helfen im Rahmen deiner Möglichkeiten.

Du kannst aber nicht sein Leben leben, das muß er selber. Und wenn er professionelle Hilfe braucht, dann braucht er die eben. Anrufe, Gespräche, Ausweinen, Zuschütten etc. verschaffen immer nur kurzfristig Erleichterung, lösen das Problem aber nicht.

Ich denke, dein Bruder hat großes Glück, daß es da einen Menshen gibt, der sich echt Gedanken um ihn macht. Vielleicht kannst du diesen Umstand aber auch für dich nutzen, um ihn ein bißchen in die "richtige" Richtung zu drehen. Eigentlich hasse ich sowas ja, weil es streng genommen Manipulation ist, aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel. Schön ist es nicht, das steht fest.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 06:35:06 Mo. 03.Mai 2010
Wie ist denn das eigentlich mit Alkohol und Psychosen.

Mein Bruder hat seine psyische Erkrankung durch Cannabis...naja, nicht bekommen, aber vermutlich dadurch endgültig (frühzeitig, sagt sein Psychiater) ausgelöst. Hat Psychosen bekommen und die gingen nie mehr weg. Er ist sie nur los wenn er seine Medis nimmt.

Jetzt aktuell ist es so dass er eingestellt ist, also einen Wirkspiegel im Blut hat. Somit ist er nicht akut psychotisch, im Normalzustand. Sobald er aber trinkt, gehen entsetzliche Filme in seinem Kopf los (das was er dann immer mitteilen muss). Das war zwar auch früher schon so, aber ich habe den Eindruck dass es sich verändert hat. Früher musste er dafür a. Medis verweigern und b. über Wochen recht viel trinken und es war dann auch eine Dauerpsychose.

Jetzt kommt es mir eher so vor als wenn er trotz Medis schon eine Psychose bekommt wenn er sich nur einen Tag ordentlich betrinkt. Nach ausschlafen ist er zwar durch den Wind, aber der Film läuft nicht mehr und kommt erst zurück wenn er wieder trinkt. Also quasi so Kurzpsychosen für die Dauer des einzelnen Rausches.

Kann das sein? Ist das dann noch die Schizophrenie oder hat sich nebenbei noch eine Art Delirium aufgebaut?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 06:58:26 Mo. 03.Mai 2010
Was sagt denn der Arzt, der ihm die Medikamente verschreibt dazu, hast du schon mal mit dem Arzt gesprochen?

Und nimmt er die Medi in der verschriebenen Menge und wer passt auf, dass er sie nimmt und nicht mit Alkohol mischt, was natürlich fatale Folgen hat. War er wg. der Trinkerei schon in einer (Entzugs)-Therapie?

Eventuell muss auch die Dosierung verändert werden, ein anderes Medikament her oder (auch gut möglich...) ein anderer Arzt.

Und geht Jemand mit zu den Arztbesuchen, falls er die nicht mehr allein schafft oder sich nicht merken kann, was der Arzt vorschreibt?

Es ist sehr schwierig einen kranken Menschen in der Familie zu haben, bei psych. Erkrankungen ist es noch schwieriger, weil man nie einschätzen kann, wie weit die gehen, wie sie sich verändern.

Man sollte sich auf jeden Fall professionelle Hilfe & Rat holen bei der Betreuung bzw. gelegentlicher Hilfestellung, sonst geht's zu sehr an die Subtanz und man kann auch viel falsch machen, weil man sich selbst überschätzt.

Eine gewisse Abgrenzung von dem Problem (z.B. abends nicht ans Telefon gehen) kann durchaus angebracht sein und eventl. sogar dem Bruder bei der Heilung/auf die Sprünge helfen.

Alles Gute!



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alan Smithee am 14:25:33 Mo. 03.Mai 2010
Weia, Meds gegen Psychosen und Alk zusammen => Übelst!

Ich finde nicht, dass man ihn getrost so weitermachen lassen kann. Er hat absolut keine Kontrolle über sein tun, und das kann richtig böse enden! Ich kann mich da Eivisskat nur anschließen, er braucht ganz akut Hilfe. Wenn du nicht in der Lage bist, ihn an die Hand zu nehmen und mal was anzuleiern (für was ich absolut Verständnis habe), dann gibt es sicherlich bei dir in der Umgebung sowas wie eine sozialpädagogische Praxis / Dienst. Dort einfach mal anrufen und sehen, ob und was die weiterempfehlen...

Ansonsten gibt es vielleicht eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranken. Musst mal in die Richtung googeln... ;)

Ob das jetzt noch die Schizophrenie ist oder schon so eine Art Delirium, lässt sich für Laien so auf die Ferne natürlich nicht sagen. Aber da er zwischendurch wenn er nüchtern ist wieder einigermaßen "runterkommt", dann hat es wohl doch mit dem Alk zu tun. Wie gesagt: bei Meds gegen Psychosen in Verbindung mit Alk kann so einiges abgehen..(Nimmt er zufällig ein Mittel, das mit "Z" anfängt, und dessen Wirkstoff mit "O" anfängt?)

Das greift ziemlich heftig in die Hirnlandschaft ein; da reicht eigentlich schon ein MonCherie, und das Kopfkarusell geht ab. Bekannte von mir nimmt das schon länger; wirksam, aber nur ohne Alk!



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 17:32:39 Mo. 03.Mai 2010
Also, mein Eindruck, nachdem ich das alles nochmal langsam hab auf mich wirken lassen:

Dieses Problem ist unter den gegebenen Umständen nicht in den Griff zu kriegen, im Gegenteil, das wird böse enden. Nach meiner Überzeugung muss er in eine Fachklinik, und zwar schnell und für längere Zeit. Entgiftung und Langzeittherapie. In "freier Wildbahn" wird das nicht klappen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 19:01:22 Mo. 03.Mai 2010
Namd Jaybird!

Heute abend das erste mal nach Antritt der neuen Stelle (würg - die ist nicht ernst zu nehmen, ich muss aber trotzdem morgens um 5:45 Uhr aus den Federn) hier gelesen. Und schon finde ich etwas, wo ich vom Fach bin und ein paar Fragen beantworten kann.

Erst mal zu deiner Initialanfrage:

Doppeldiagnosen Psychose und Substanzabusus / Sucht beruhen oft auf der Idee des BEtroffenen, sich mittles substanzkonsum eine Art Selbstbehandlung angedeihen zu lassen. Bei der Neigung zur Psychose (fachlich: Vulnerabilität) besteht eine besonders feine, ja geradezu übersensible, Wahrnehmungsfähigkeit. Die Abgrenzung ist gestört, also wird zu Mitteln gegriffen, die die Ich-Grenzen wieder etwas besser abdichten. Mit der Zeit kann aber gerade dieses Verhalten zu Cannabis induzierten Psychotischen Störungen (F12.5) oder Alkohol induzierten Psychotischen Störungen (F10.5) führen. Chronifiziert sich die Psychose, was bei comorbiden Patienten auf Grund deren besonders ausgeprägten Eigenwilligkeit und Angewiesenheit(!) darauf, beide Erkrankungen (Substanzabusus und Realitätsverlust durch Psychose) zur Flucht vor Eigenverantwortung (i.d.R. als Folge unverarbeiteter Traumatisierung) "bei Bedarf aus dem Hut zaubern" zu können, höchst wahrscheinlich ist, bestehen 2 Diagnosen nebeneinander (Paranoide Schizophrenie F20.0 und Substanzabusus Cannabis F12.1 bzw. Alkoholabhängigkeit F10.2). Es entsteht ein Teufelskreis. Angehörige sind damit noch mehr überfordert als Fachleute. Es ist eine besonders anspruchsvolle Aufgabe, hierfür überhaupt die richtigen Fachleute zu finden. die Patienten verlieren nicht selten obendrein ihre Wohnung.

Zitat von: Jaybird am 06:35:06 Mo. 03.Mai 2010
Wie ist denn das eigentlich mit Alkohol und Psychosen.

Es gibt spezielle Fachkliniken zur Entwönungsbehandlung für comorbide Patienten. Die fachliche Qualität der Angebote ist sehr unterschiedlich, oft erkennt man erst bei Antritt der Therapie das Niveau. Die Psychiatrie reagiert i.d.R. sehr ungeduldig auf Substanzabusus bei der Behandlung von Psychosen. Patienten die wegen aufkommendem Suchtdruck frühzeitig ihre Entlassung aus der stationären Behandlung erwirken, werden zu Drehtürpatienten, die immer wieder in Behandlung müssen. Zunehmend nimmt das dortige Personal sie nicht mehr ernst, weil sie als Behandlungsverweigerer gelten. Es kann vorkommen, dass irgendwann die Kommunikation wzischen Patienten und Personal so gestört ist wie die die Anpassungsbereitschaft der Patienten auf Null abgesunken, dass eine Diagnose Dissoziale Persönlichkeitsstörung F60.2 zusätzlich fälschlicher Weise(!!!) gestellt wird.

Die Suchthilfe geht konfrontativ vor, was der erhöhten Sensibilität und Abgrenzungsstörung des Psychotikers wiederum nicht gerecht wird. Gerade traumatisierte Patienten reagieren auf die peinliche Befragung in der Fachklinik mit Retraumatisierung und daraus resultierender Belastungsstörung F43.0 oder F43.2, man diagnostiziert jedoch eine akute Psychose weil F20.0 auf dem Zettel steht. Die Folge ist u.a. dass der Patient interkurent in die Psychiatrie eingewiesen wird, da eine akute Psychose neben akuter Suizidalität die Kontraindikation schlechthin darstellt. Zudem verabfolgt man eine horrende Überdosis Neuroleptika, nicht selten Typika und Atypika zusammen (was nicht statthaft ist, siehe hierzu Aderhold u.a.). Daraufhin ist der Patient nicht mehr er selbst, weshalb man sich als Angehöriger natürlich fragt, wer oder was da therapiert wird. Fest steht jedenfalls,dass an der zugrunde liegenden Traumatisierung niemand mehr rütteln möchte. Wieviel Hilfe so eine Suchttherapie dann sein kann, ist schnell beantwortet: Strukturierungs- und Selbstreflektionentraiining der oberflächlichen Art.

ZitatMein Bruder hat seine psyische Erkrankung durch Cannabis...naja, nicht bekommen, aber vermutlich dadurch endgültig (frühzeitig, sagt sein Psychiater) ausgelöst. Hat Psychosen bekommen und die gingen nie mehr weg. Er ist sie nur los wenn er seine Medis nimmt.

Cannabis kann die Anlage zur Psychose zum Ausbruch bringen. Neuroleptika können lediglich die Symptome dämpfen, jedoch nicht die Krankheit als solche heilen.

ZitatJetzt aktuell ist es so dass er eingestellt ist, also einen Wirkspiegel im Blut hat. Somit ist er nicht akut psychotisch, im Normalzustand. Sobald er aber trinkt, gehen entsetzliche Filme in seinem Kopf los (das was er dann immer mitteilen muss). Das war zwar auch früher schon so, aber ich habe den Eindruck dass es sich verändert hat. Früher musste er dafür a. Medis verweigern und b. über Wochen recht viel trinken und es war dann auch eine Dauerpsychose.

Wenn er ein Atypikum wie z.B. Risperdal oder Zyprexa (Olanzapin) einnimmt, sind das sog. Dopamin-D2-Rezeptorenblocker. Für Laien erklärt findet bei Psychose eine Überaktivität des Neurotransmitters Dopamin im Hirn statt. Dieses Dopamin dockt an Rezeptoren an den Synapsen an, welche durch o.g. Medikamente zum Teil blockiert werden. Das Vertrackte daran ist, dass das menschliche Gehirn sich anpassen kann und - nach wissenschaftlichen Vermutungen - neue Rezeptoren bildet. Daher kann ohne Dosissteigerung durchaus ein Rezidiv auftreten oder aber eine Absetzpsychose bei abruptem Absetzen des Medikaments.

ZitatJetzt kommt es mir eher so vor als wenn er trotz Medis schon eine Psychose bekommt wenn er sich nur einen Tag ordentlich betrinkt. Nach ausschlafen ist er zwar durch den Wind, aber der Film läuft nicht mehr und kommt erst zurück wenn er wieder trinkt. Also quasi so Kurzpsychosen für die Dauer des einzelnen Rausches.

Jede psychoaktive Substanz, die zusätzlich zur neuroleptischen Medikation eingenommen wird, versändert den Wirkspiegel des Medikaments im Blut. Cannabis udn Alkohol setzen ihn z.B. herab. Zusammen mit der oben beschriebenen Gewöhnung an die Medikamentenwirkung sowie eine zunehmende Toxinintoleranz bei chronifiziertem Alkoholismus, kommt es schneller zu den für Psychosen typischen kognitiven und affektiven Störungsbildern.

ZitatKann das sein? Ist das dann noch die Schizophrenie oder hat sich nebenbei noch eine Art Delirium aufgebaut?

F20.0 ist keine Ausschlussdiagnose für das Korsakow-Syndrom. Aber was er hat, scheint mir nicht Korsakow zu sein.

Insgesamt rate ich dir dasselbe wie die anderen auch, und zwar sowohl als Fachfrau als auch in meiner Rolle als Angehörige eines comorbiden Partners (F20.0 F12.1):

Es gibt fast nirgendwo Selbsthilfegruppen für Angehörige comorbider Patienten. Ich lebe in einer Grossstadt udn habe hier keine gefunden, obwohl 50% der Schizophreniepatienten eine Substanzproblematik aufweisen! Die Suchthilfe ist auf dem psychiatrischen Auge blind, die Psychiatrie auf dem substanzproblematischen. Der Sozialpsychiatrische Dienst könnte eine Anlaufstelle sein, vielleicht hilft dir auch eine Angehörigengruppe für Coalkoholiker, um dich besser von deinen Schuldgefühlen abgrenzen zu können. Das allein kann diese Art Gruppe mit Sicherheit leisten. Darüber hinaus empfehle ich dir das => Psychose-Forum (http://www.psychose-forum.de) und den dazugehörigen Chat, wo auch Angehörige udn Doppeldiagnostiker willkommen sind. Ich hab dort mehr Frieden und Unterstützung mit meiner merkwürdigen Rolle gefunden als bei ausgewiesenen Fachleuten, welche uns Angehörige immer gern mit pathologisieren. Fachleute kategorisieren Angehörige von Suchtkranken gerne in eine der 3 Schubladen - Coabhängig, Überfürsorglich oder selbst Konsumierend. Nahe Bezugspersonen von Psychotikern werden gerne unter dem Aspekt betrachtet, ob bei ihnen auch irgendwo eine Schraube locker ist. Falls dir sowas passiert, wende dich am bsten sofort an das o.g. Forum oder den Chat, oder aber schreib hier weiter.

Deinem Bruder gegenüber halte ich eine Absprache für sinnvoll. Du könntest mit ihm vereinbaren, dass du mit ihm telefonierst wenn er nüchtern ist. Erklär ihm, weswegen du abends nicht mehr abhebst und stell dein Telefon ab einer von dir selbst bestimmten Uhrzeit stumm. Er wird anfangs ungern darauf eingehen, aber wenn es ihm wichtig ist mit dir sprechen zu können, wird er sich daran gewöhnen. Wenn du anfängst, dir selbst zu helfen, sendest du entsprechende Signale an ihn und hast bessere Chancen, ihn mit dfachlicher Unterstüptzung oder dem Support deines Seslbshilfeumfeldes (welches du wahrscheinlich aus dem Off aufbauen musst wie ich auch) zu einer Behandlung zu motivieren. Ich wünsche dir viel Erfolg und Geduld!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 20:03:08 Mo. 03.Mai 2010

Vulnerabilität: sehr interessant!

Da leiden bestimmt sehr Viele drunter und in diesen wilden Zeiten bestimmt immer mehr.

Mir ist jedenfalls gerade ein Licht aufgegangen, was mir seit Jahrzehnten (na gut, seit Jahren... ;) ) das Leben schwer macht und was ich immer versuchte zu unterdrücken bzw. "abzudichten".

Wieso erklärt der Arzt diese Diagnose nicht, sondern pflastert sie mit schweren Tabletten zu?

Dank @Carpe!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 20:39:49 Mo. 03.Mai 2010
Zitat von: Eivisskat am 20:03:08 Mo. 03.Mai 2010

Vulnerabilität: sehr interessant!

Da leiden bestimmt sehr Viele drunter und in diesen wilden Zeiten bestimmt immer mehr.

Es ist mehr eine Veranlagung. Das Resultat, nämlich Verletzlichkeit und Dünnhäutigkeit, kann durch erschwerte und härtere Lebensumstände besonders provoziert werden. Ellenbogenmentalität bekommt solchen Menschen gar nicht!

ZitatMir ist jedenfalls gerade ein Licht aufgegangen, was mir seit Jahrzehnten (na gut, seit Jahren... ;) ) das Leben schwer macht und was ich immer versuchte zu unterdrücken bzw. "abzudichten".

Geht mir im Grunde nicht anders ;)

ZitatWieso erklärt der Arzt diese Diagnose nicht, sondern pflastert sie mit schweren Tabletten zu?

Weil er Gespräche nicht so profitabel abrechnen kann wie die sog. Pharmakotherapie. Er ist kein Therapeut, seine Existenzberechtigung bezieht er aus dem Verschreibendürfen von Medikamenten. Therapeutisch sind Ärzte Rohrkrepierer. Die Pharmaindustrie belohnt ein konsequentes Verschreibungsverhalten u.a. mit Eintrittskarten zu wichtigen fachkongressen, die sich ein Arzt ohne Gratifikationen seines Pharmareferenten gar nicht leisten könnte, ohne die er aber fachlich den Anschluss verliert. Siehe auch hierzu Aderhold u.a..

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 21:05:59 Mo. 03.Mai 2010
ZitatDie Pharmaindustrie belohnt ein konsequentes Verschreibungsverhalten u.a. mit Eintrittskarten zu wichtigen fachkongressen,


Jedes Mal wenn ich bei meinem Arzt im Sprechzimmer sitze, warten dort ebenfalls 1 oder 2 Pharma-Vertreter, die dann obendrein VOR den wartenden Patienten und während sie die Sprechstundenhilfen umgarnen, abgefertigt bzw. eher denen und vom Arzt umschleimt werden  ::) ...


Und Dank für deine einfühlsamen Worte!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 21:42:55 Mo. 03.Mai 2010
Zitat von: Eivisskat am 21:05:59 Mo. 03.Mai 2010
Und Dank für deine einfühlsamen Worte!

Es freut mich aufrichtig, dir etwas Hilfreiches sagen zu können! Du kannst dich in anderen Internetplattformen zu dem Thema einlesen, wo man sich auf die menschliche Seite stellt und nicht auf den biologistischen Standpunkt, z.B. hier:

http://psychiatrie.de/diagnosen/schizophrenie/ (http://psychiatrie.de/diagnosen/schizophrenie/) und weitere Texte, u.a. zum Thema Trialog
http://www.soteria.ch/ (http://www.soteria.ch/) => Das Menschenbild des Soteria-Konzepts gefällt mir sehr gut!
... usw.

@Ziggy:
Es hat sich gelohnt, mit meinen Beiträgen zum Thema Doppeldiagnose auf den richtigen Zeitpunkt zu warten! Er ist jetzt.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 22:01:51 Mo. 03.Mai 2010
Zitathttp://www.soteria.ch/ => Das Menschenbild des Soteria-Konzepts gefällt mir sehr gut!

Kurz überflogen finde ich das "Psychosen-Verständnis" von den Schweizern auch sehr gut & menschlich.
Es gleicht ein wenig dem Ansatz von HSP (Hochsensibilität) nach Elaine Aaron  http://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilit (http://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilit)ät, wobei es z.B. vielen Menschen bereits besser geht, wenn sie sich als solche eingestuft verstehen.

Die Links werde ich mir gründlich ansehen, vielen Dank!  :)

Und um diesen kleinen Abstecher mit dem Thread-Thema zu verbinden, ist zu sagen, dass sehr viele Menschen überhaupt erst über diese "Krankheit" in die Sucht und Abhängigkeit geraten, weil sie versuchen, sich den Normalos durch Trinken oder Drogen gleichzumachen oder anzunähern, wie sie es nüchtern nur schwer schaffen würden.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 11:27:23 Di. 04.Mai 2010
Hallo besonders an Carpe Noctem,

so genau hat das noch nie jemand ausserhalb meines eigenen Kopfes beschrieben! Das ist genau das Problem, dass die eine Facette (Empfindsamkeit) die andere (Sucht) massiv beeinflusst und umgekehrt.

Er hat, abgesehen von der regelrechten Erziehung zum Dröhnen durch unseren Vater - was sicherlich verschärfend hinzukommt, tatsächlich die Neigung, sich durch Substanzen abzugrenzen. Ich muss dazu sagen dass er schon lange nicht mehr kifft oder andere illegale Drogen nimmt. Er hat aber einen Überververbrauch an allen legalen Substanzen, Nikotin, Koffein und natürlich Alkohol. Er sagt auch selbst in vollem Ernst "och eigentlich gehts mir schon viel besser seit ich wieder mehr trinke". Das meint vermutlich genau das Problem dass Du ansprichst, Selbstabgrenzung durch Alkohol.

Nun vergisst er selber offenbar, welche Zustände er im Suff durchlebt, das sind ja teilweise echte Horrorfilme. Ich kann mir nicht vorstellen dass er da in dem Moment nicht massiv verquält ist. Er begreift es nur nicht als Problem, weil es am nächsten Tag wieder vergessen ist.

Ich weiss dass es spezielle Kliniken gibt, in denen mit dieser Doppeldiagnose gearbeitet wird. In zweien davon war er auch schon, aber hat es dort nicht lange ausgehalten. Von einer langen, eventuell konfrontativen Therapie keine Spur, und ich weiss auch nicht so recht ob man das mit jedem so durchziehen kann. Vielleicht ist sein Dilemma ja tatsächlich so festgefahren dass er wirklich therapieunfähig ist. -unwillig ist er jedenfalls.

Wie würde man so jemanden denn optimalerweise angehen? Kann man überhaupt eine längere Zwangstherapie machen? Ich dachte bisher immer, Therapie setzt Bereitschaft voraus.

Zu Eivisskat noch: er bekommt derzeit kein Z*, hat er aber auch mal. Derzeit nimmt er aber etwas was wohl verwandt sein soll, mag sein dass das ähnlich verstärkend wirkt.

Und zum Psychosenverständnis: ich denke schon dass dieses Thema eine viel umfassendere Sicht gut vertragen könnte. Mit dezidiert antipsychiatrischen Auslegungen habe ich aber aus Angehörigensicht eher schwierige Erfahrungen gemacht. Ich lasse mich gerne korrigieren, aber meist lese ich dort primär Beschwerden darüber, was alles nicht gut genug läuft, aber noch nie etwas darüber was man denn statt dessen tun soll wenn jemand wirklich massiv den Realitätsbezug verliert, Stimmen hört, sich vor Angst einscheisst und was da noch alles sein kann, Eigengefährdung usw. Da ist diese Bewegung oft ihrerseits auf einem Auge ziemlich blind, nämlich was solche Zustände für das Umfeld bedeuten können. Die Idee vom "so sein lassen" erschliesst sich mir da in der Praxis eher nicht, und ich denke schon auch dass eine Wahrnehmung die einen im weitesten Sinne lebensuntüchtig macht, als krankhaft ausgelegt werden kann ohne dass das gleich negativ oder abwertend gemeint ist.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 21:34:03 Di. 04.Mai 2010
Zitat von: Jaybird am 11:27:23 Di. 04.Mai 2010
so genau hat das noch nie jemand ausserhalb meines eigenen Kopfes beschrieben! Das ist genau das Problem, dass die eine Facette (Empfindsamkeit) die andere (Sucht) massiv beeinflusst und umgekehrt.

Schätzungsweise hast du - wie auch Eivisskat - den Zusammenhang genau wahrgenommen, erst gespürt und mit der Zeit geistig erfasst. Vielen Menschen geht es so, dass sie Leute in ihrem Umfeld zu verstehen versuchen und dann, mit ihren gewonnenen Erkenntnissen, über Fachbücher hermachen (Thomas Bock ist hier besonders zu empfehlen!) wo sie dann ihre Erkenntnisse als bereits erfundenes Rad in anderen Formulierungen wiederfinden. So erging es mir z.B. bei Büchern von Bock. Der Mann ist eine Fundgrube an Fachlichkeit und Einfühlungsvermögen, ein Künstler.

ZitatEr hat, abgesehen von der regelrechten Erziehung zum Dröhnen durch unseren Vater - was sicherlich verschärfend hinzukommt, tatsächlich die Neigung, sich durch Substanzen abzugrenzen. Ich muss dazu sagen dass er schon lange nicht mehr kifft oder andere illegale Drogen nimmt. Er hat aber einen Überververbrauch an allen legalen Substanzen, Nikotin, Koffein und natürlich Alkohol. Er sagt auch selbst in vollem Ernst "och eigentlich gehts mir schon viel besser seit ich wieder mehr trinke". Das meint vermutlich genau das Problem dass Du ansprichst, Selbstabgrenzung durch Alkohol.

Es ist nicht selten, dass bereits Suchtgeschichten in der Familie "vorgelebt" werden. Bei uns gab es das auch. Ich kenne z.B. jemanden mit Doppeldiagnose, dessen alkoholkranker Vater im Suff massiv gewalttätig war, u.a. die gesamte Familie vergewaltigt hat, ungeachtet Alter und Geschlecht. Die Kinder erlitten daraufhin zusätzlich eine Heimkarriere.

ZitatNun vergisst er selber offenbar, welche Zustände er im Suff durchlebt, das sind ja teilweise echte Horrorfilme. Ich kann mir nicht vorstellen dass er da in dem Moment nicht massiv verquält ist. Er begreift es nur nicht als Problem, weil es am nächsten Tag wieder vergessen ist.

Verdrängung gehört zur Sucht, Ambivalenz zur Psychose. Ich sag ja, die Leute zaubern aus dem Hut was sie gerade brauchen, um eine Situation X im Alltag zu "überleben". So wie damals die Vergewaltigungen durch den Herrn Vater z.B. :( Das misshandelte Kind existiert noch als Ego State (ein besonderes Konzept im Rahmen der Traumaforschung) abgespalten (dissoziiert) und will nur in den Rausch flüchten. Möchtest du den Betroffenen zur Therapie motivieren, musst du sowohl das geschlagene Kind in seinem seelischen Hunger nach Geborgenheit und Schutz ansprechen, als auch den Erwachsenen, der Verantwortung übernehmen muss. Sag nur nie genau was du tust, das wäre distanzlos. Motivationsarbeit erfolgt meist eher indirekt. Weiter unten mehr dazu...

ZitatIch weiss dass es spezielle Kliniken gibt, in denen mit dieser Doppeldiagnose gearbeitet wird. In zweien davon war er auch schon, aber hat es dort nicht lange ausgehalten. Von einer langen, eventuell konfrontativen Therapie keine Spur, und ich weiss auch nicht so recht ob man das mit jedem so durchziehen kann. Vielleicht ist sein Dilemma ja tatsächlich so festgefahren dass er wirklich therapieunfähig ist. -unwillig ist er jedenfalls.

Der Kostenträger bezahlt 3 - 6 Monate, bei DD eher sogar 6 + 3 Monate Adaption. Das reicht allerdings nicht, weil unter dem Zeitdruck ein traumatisierter Mensch nicht - frisch seines Schutzgiftes beraubt! - ad hoc die inneren Ressourcen aufbauen kann, um einer Retraumatisierung zu entgehen. Das wirft ihn zurück, alles dauert länger. Vertrauen ist der Schlüssel zu jeder Therapie, und die braucht besonders viel Zeit, wenn 2 derart massive Störungsbilder ineinander verzahnt (und nicht etwa nebeneinander, wie wir ja gelernt haben) vorliegen. Hier ist der Kostenträger eindeutig der Hemmschuh, denn es muss alles abrechenbar sein. Speziell Menschen mit DD fallen aber - wie oben beschrieben - i.d.R. durch alle Lücken im System, was oft schon 5 - 10 mal passiert ist bevor eine Therapie angetreten wird. Durchziehen kann man mit diesen Menschen viel, aber bitte in deren Tempo! Nähe und Distanz kann ein Psychotiker üblicher Weise optimal selbst regulieren, da muss man nicht viel nachjustieren. Zeit ist der wesentliche Faktor, und der ist ein knappes Gut in den Kliniken.

ZitatWie würde man so jemanden denn optimalerweise angehen? Kann man überhaupt eine längere Zwangstherapie machen? Ich dachte bisher immer, Therapie setzt Bereitschaft voraus.

Zwang geht gar nicht, ausser bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung nach den jeweiligen PsychKG der Bundesländer. Aber selbst dann ist ein humaner Umgang mit dem Menschen m.E. zwingend erforderlich, da das Gesetz ihn in dem Moment zum Objekt fachlichen Handelns degradiert, wo er in einem Extremzustand agitiert ist.

Optimaler Weise geht man einen solchen Menschen so an, wie oben genannt. Geh am ehesten von einer Traumatisierung aus und sieh dir an, welche dissoziierten Teile der Gesamtpersönlichkeit Befriedigung ihrer Bedürfnisse suchen. Verbinde die Erkenntnisse mit dem Ansinnen Hilfe anzunehmen, wie im Vertrieb: Ich will was von dir, du ggf. von mir, ich sehe Interessenüberschneidungen, verknüpfe diese sinnvoll und verticke dir eine win-win-Situation. So in der Art. Ich kann das mehr im Blindflug aus dem Bauch (psychosebegabte Wahrnehmung, feine Antennchen usw.) so dass ich eine Patentanleitung hier nicht bieiten kann. Psychovertrieb ist eine Gabe, keine Technik. Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch. Niemals(!!!) ist er Objekt fachlichen Handelns. Die bestmögliche Hilfe auf höchstem Niveau zu finden, das sollte Etappenziel sein. Helfe zu wählen und berücksichtige immer das Tempo des anderen... Ich könnte Beispiele anführen, aber was nützt dem Hungrigen ein Kochbuch?

ZitatUnd zum Psychosenverständnis: ich denke schon dass dieses Thema eine viel umfassendere Sicht gut vertragen könnte. Mit dezidiert antipsychiatrischen Auslegungen habe ich aber aus Angehörigensicht eher schwierige Erfahrungen gemacht. Ich lasse mich gerne korrigieren, aber meist lese ich dort primär Beschwerden darüber, was alles nicht gut genug läuft, aber noch nie etwas darüber was man denn statt dessen tun soll wenn jemand wirklich massiv den Realitätsbezug verliert, Stimmen hört, sich vor Angst einscheisst und was da noch alles sein kann, Eigengefährdung usw. Da ist diese Bewegung oft ihrerseits auf einem Auge ziemlich blind, nämlich was solche Zustände für das Umfeld bedeuten können. Die Idee vom "so sein lassen" erschliesst sich mir da in der Praxis eher nicht, und ich denke schon auch dass eine Wahrnehmung die einen im weitesten Sinne lebensuntüchtig macht, als krankhaft ausgelegt werden kann ohne dass das gleich negativ oder abwertend gemeint ist.

Als Angehörige sind wir mit dem System des Trialog besser beraten als mit Klinischer Psychiatrie oder Antipsychiatrie. Pathologisierungen *kränken* uns nur, machen aber weder den Patienten gesund noch helfen sie uns, Ressourcen zu erhalten, zu bündeln und uns zu regenerieren. Ich empfehle allen in der undankbaren Rolle der Angehörigen - sowie auch Betroffenen und gerade auch Fachleuten - die HP von Susanne Heim aus Köln:

http://heim.sozialpsychiatrie.de/ (http://heim.sozialpsychiatrie.de/)

Sie schreibt auch über Psychose-Seminare, die den Gedanken des Trialogs in die Praxis umsetzen. Da ich eine Art lebender Trialog bin (früher Klapsenpatientin, heute Fachperson und Angehörige), empfinde ich dies als Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Genau darin liegt die Chance zur Genesung für alle Beteiligten.

Schönen Abend euch allen!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 09:49:31 Do. 06.Mai 2010
Er hatte schon mal eine lange Therapie genehmigt bekommen und vor Ort dann aber erst Anstrengungen zur Entlassung, und (da dies nicht klappte) eine Art Hospitalismus vorgezogen. Da ging nix mehr. Nach 5 Wochen haben dann die Ärzte/Psychologen im Konsil beschlossen dass er nicht zu erreichen ist > Entlassung.

Ich wüsste auch ehrlich gesagt derzeit nicht wie ich ihm etwas "andrehen" sollte. Er zeigt so dermassen NULL Interesse oder Wunsch nach einer Verbesserung, dass man ganz ratlos wird wo man da anknüpfen soll. Er wohnt fast 70 km entfernt, ich bin schon froh wenn ich ihm durch Besuche so eine Art Regelmässigkeit geben kann. Auch versuche ich ehrlich zu sein, und ich merke eben an mir selbst dass ich auch in dieser Familie eine Rolle hatte, so wie er seine. Und die kann immer noch auf ihn "anspringen", regeln wollen, angepisst sein weil er so unvorstellbar lottert (sprich fremdes Eigentum wirklich kaputtwohnt),die Fahrerei kostet auch sehr viel, ich bin da immer schon so beschäftigt mich selbst am Riemen zu reissen und nicht in alte Muster zu verfallen. Da muss ich wohl ehrlich sagen, die Kraft ihn über diese Distanz zu einer Selbstverantwortung zu bewegen habe ich nicht.

Aber ich sehe sehr deutlich was Du beschreibst und kann es fast 1:1 auf ihn anwenden. Ich bin derzeit selber total eingebunden, bin ja ausgewandert in ein Nachbarland, hier was neues aufgebaut, ganz guten Job erwischt, dem ich derzeit hinterherziehen muss...ich kann es jetzt nicht leisten, obwohl ich sehr gerne positive Verantwortung übernehmen würde.

Ich hoffe, nach dem Umzug Zeit zu finden für den Trialog, ich habe davon schon oft gelesen und hatte mir schon eine Gruppe herausgesucht.

PS ich weiss nicht ob das Thema vielleicht schon den Rahmen des Threads sprengt?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 18:38:42 Do. 06.Mai 2010
Moin ihr da draußen,

erstmal Danke für eure aufmunternden Worte und diesen Thread. Es ist schon komisch, ohne diese Beiträge hier würde ich wahrscheinlich noch genauso vor mich hindümpeln und gar nicht merken, dass was faul ist.

Ich glaube, die letzten Wochen ziemlich hart an mir gearbeitet zu haben. Nach dem 14.04. habe ich mir einen konsequenten Plan gemacht, damit ich nicht ständig dem Kreislauf der Gedanken erliegen muß.

Ich teile mir den Tag jetzt sinnvoller ein. Nach dem Job gehe ich die liegengebliebenen Arbeiten zu Hause an und arbeite mich Stück für Stück durch den Papierkram. Bei einigermaßen schönen Wetter setze ich mich aufs Fahrrad und radle durch die Gegend, um am Abend möglichst ausgepauert zu sein. Es klappt ganz gut und ich bin schon mehrfach abends ruhig und ohne Streß eingeschlafen.

Meine Ernährung habe ich auch etwas umgestellt. Ich esse häufiger aber wenig, anstatt wie vorher nur einmal am Tag. Momentan fühle ich mich körperlich recht gut aber irgendwie leer im Kopf. Selbst das Schreiben hier geht mir nicht so flüssig wie sonst von der Hand. Es ist wie Zeitlupe.

Ich habe auch wieder mit dem Zeichnen angefangen, aber naja, es will noch nicht so richtig.

Mehr gibt es momentan nicht zu berichten. Ich schnappe mir jetzt das Fahrrad und dreh noch eine Runde.

Viel Glück für jeden der es versucht und auch an die Co-Abhängigen

LG Zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 18:59:25 Do. 06.Mai 2010
Zitat von: Jaybird am 09:49:31 Do. 06.Mai 2010
PS ich weiss nicht ob das Thema vielleicht schon den Rahmen des Threads sprengt?

Nein, bestimmt nicht! Wir verhalten uns kultiviert, tauschen Wissen und Erfahrungen aus, beschreiben Entwicklungen und betrachten sowohl Sucht als auch damit verknüpfte weitere Probleme aus mehreren Perspektiven. Was wir hier tun, ist die fortschrittlichste Art mit sowas überhaupt umzugehen:

Trialog!  :)

Es sind alle Sichtweisen auf Augenhöhe vertreten: Betroffene, Angehörige, Fachleute, Doppeldiagnosen (bedenke: ca. 50% aller Psychotiker haben Substanzabusus, viele Alkoholiker haben Depressionen und Ängste). Glaub mir, dieser Austausch ist das Beste was ich zur Zeit zu den Themen kenne. Nirgendwo läuft das so gut, so respektvoll und so umfassend wie ausgerechnet in diesem Forum.

@Zoe:
Du beeindruckst mich - Hut ab! Trotzdem kann ich mir die Frage nicht verkneifen, ob du dich evtl. zu einem Meeting der AA durchringen könntest?! Gerade für Menschen, denen eine klare Tagesstruktur bei der Bewältigung von Suchtverhalten besonders gut hilft, scheint mir die gerade Linie dieser Organisation geeignet. Du wühlst nicht viel im "Schlamm", sondern bist tätig arbeitest damit an dir. Ich kann mir vorstellen, dass ein schlichtes (nicht zu verwechseln mit dummes, primitives!) und rationales Konzept zur Selbstbildveränderung dazu passt. Vielleicht kommt Ziggy der Erfahrungsprofi noch mit einem Beitrag dazu...

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 19:35:57 Do. 06.Mai 2010
Ich kann den Besuch einer Selbsthilfegruppe nur empfehlen.
Mir selbst haben die AA geholfen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, daß ich ohne die AA das erste Jahr ganz bestimmt nicht überstanden hätte.

Ich habe aber auch schon erlebt, daß jemand sich bei den AA nicht wohl fühlte, und es dann mit dem Kreuzbund o.ä. Gruppen "geschafft" hat, da hilft nur ausprobieren, reinschnuppern ... auch innerhalb der AA gibt es Gruppen, wo ich mich wohler fühle, und solche, wo es mich nicht so hinzieht. Aber egal, der Besuch eines Meetings hat mir immer was gebracht. Eine Gruppe ist immer besser als Einzelkampf. Und ganz am Anfang war für mich vor allem anderen der wichtigste Aspekt die überwältigende Erkenntnis: DU BIST NICHT ALLEIN! DU BIST NICHT DER EINZIGE!

Ein ganz besonderer Vorteil einer "Stammgruppe" ist, daß man sich nach einer Weile recht gut kennt, und Verhaltensauffälligkeiten eines Einzelnen recht schnell bemerkt werden. Wenn man so will, war "meine" Gruppe immer eine Art "Fühler" für mich, ob ich noch richtig ticke. Außerdem lernt man in der Gruppe, andere zu respektieren und andere Meinungen und Macken zu tolerieren. Das war für mich ganz wichtig, weil ich dazu neige, andere dominieren zu wollen, zu manipulieren. In der Gruppe habe ich gelernt, mich zurückzunehmen, mich unterzuordnen und andere zu akzeptieren, wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen.

Nach 2 Stunden Meeting fühlte ich mich jedenfalls immer besser als vorher, das steht fest.

Eine ganz große Erfahrung war für mich das deutschsprachige Ländertreffen der AA, das einmal im Jahr in einer europäischen Stadt stattfindet (es gibt auch Welttreffen, aber da war ich noch nicht). 1988 war mein erstes in Basel, ging über 3 Tage, wir waren 5000 Leute und es trägt mich heute noch, weil ich da unwahrscheinliche Leute getroffen habe und tiefe Gefühle erlebte. Ein solches Treffen ist ein Jungbrunnen, es wirkt lange nach, ein Urknall, ein unbeschreiblicher Motivationsschub!

Und natürlich gibt's AA auch online:
http://www.anonyme-alkoholiker.de/ (http://www.anonyme-alkoholiker.de/)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 19:58:00 Fr. 07.Mai 2010
@CN
ZitatDu beeindruckst mich - Hut ab! Trotzdem kann ich mir die Frage nicht verkneifen, ob du dich evtl. zu einem Meeting der AA durchringen könntest?!

Danke Carpe! Mit den AA das klappt bestimmt bei vielen, die bereit sind eine Kommunikation einzugehen. Ich glaube für mich ist das nichts. Die Vorstellung, dass die Leute, mit denen ich da reden soll alle das gleiche Problem haben weckt in mir die Assoziation von einer "Schlangengrube". Auch denke ich, dass ich da nicht ehrlich sein werde, denn ich neige dazu alles herunterzuspielen oder in Witzeleien überzugehen.

Ziggy schreibt, dass er dazu neigt Leute zu manipulieren. Das ist auch meine spezielle Eigenschaft. Ich merke auch meißtens, was die Leute von mir erwarten und ich bediene das.

Von Haus aus bin ich ziemlich labil und unzuverlässig aber  es gibt auch gewisse Sachen, die ich durchziehe und ich hoffe schon, das mir diese Sache jetzt auch gelingt.

Heute war ich einkaufen und als ich um die Ecke in Richtung Spirituosen kam sah ich zwei Männer am Schnapsregal stehen. Sie unterhielten sich sehr angeregt aber ich konnte nicht verstehen was sie sagten. Das Bild was sie abgaben machte mich ziemlich traurig. Abgerissen, aufgedunsene Gesichter, kaum noch Zähne auf der Leiste, naja eben so der typische Anblick den man jetzt immer häufiger sieht. Diese Bilder präge ich mir sehr genau ein, um mich selbst zu schützen.

LG Zoe

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:37:23 Fr. 07.Mai 2010
Meine ersten Meetings sahen so aus, daß ich nur da saß und zuhörte. Ich saß da und dachte "Na gut, das sind vielleicht alles Alkoholiker, aber so schlimm wie ich ist keiner von denen. Was ich gemacht habe, hat keiner von denen gemacht ..." Man muß wissen, daß ich im Suff absolut gewaltbereit war und meine Ehefrau oft verprügelte. Und nicht nur das ... Ich hatte Dinge getan, die so schrecklich waren, so unaussprechlich, daß ich mich niemanden öffnen konnte, niemandem mitteilen. Es war die Hölle. Ich wollte sprechen, aber ich konnte nicht! So ging das eine ganze Weile.

Mein Schlüsselerlebnis war, als eines Tages ein Alkoholiker auf der Durchreise unser Meeting besuchte. Ich sah ihn das erste Mal, man sah ihm den erfolgreichen Geschäftsmann an, ich persönlich hakte ihn unter "Weichei" und "Proseccotrinker" ab. Als das Wort an ihm war, erzählte er seine Geschichte, ruhig, sachlich, emotionslos, eine gute Stunde lang. Als er fertig war, zitterte ich am ganzen Leib und schwitzte und musste beinahe kotzen - er hatte gerade eben "meine" Geschichte erzählt. Und er hatte mir eine Kleinigkeit voraus: Er hatte im Suff seine eigene Mutter vergewaltigt ... so etwas war mir erspart geblieben, aber ich wusste, es hätte auch mir passieren können.

Ab da redete ich. Und redete. Und redete. Und die Gesichter, die Blicke, die mir begegneten, waren nicht verachtend, sondern voller Verständnis, mitfühlend, machten Mut. Und mit jedem Wort, das ich redete, verarbeitete ich meine böse Vergangenheit, verarztete meine wunde Seele. Ich wählte mir einen "Sponsor", ich machte Inventur, reinen Tisch, es war eine befreiende Erfahrung. Meine Schuldgefühle schwanden, und nach so vielen Jahren konnte ich plötzlich nachts wieder durchschlafen, angstfrei, ohne Panikattacken.

Die Tatsache, daß in einer AA-Gruppe Leute sitzen, die alle das gleiche Problem haben, ist das Erfolgsgeheimnis. Ich kann dort über Dinge reden, da würde ein Psychiater verständnislos den Kopf schütteln, aber die anderen Suchtbolzen, die verstehen mich. Und ich verstehe sie. Das ist der Trick. Ich war mehrfach in der Psychiatrie. Auch da gibt es Selbsthilfegruppen. In der Mitte sitzt gottgleich der Onkel Doktor, um ihn herum die armen Seelen. Und er Onkel Doktor sagt ihnen, was sie machen sollen. Irgendwann geht die Türe auf, und man rennt zum nächsten Kiosk, um sich mal wieder ordentlich einen hinter die Binde zu gießen, das hält ja keine Sau aus ...

Bei den AA sagt dir keiner, was du tun sollst. Jeder spricht nur von sich selbst. Wenn jemand nicht reden möchte, schweigt er. Aber irgendwann redet jeder. Weil etwas in ihm ist, das reden will, das herausmuß! Früher oder später kommt der passende Augenblick, und es ist die Erfahrung, daß es befreit, daß es wirkt.

Auch ich habe am Anfang nicht immer die Wahrheit gesagt, vieles beschönigt, ins Lächerliche gezogen. Aber das legt sich ganz von alleine. Heute mache ich auch meine Späße, aber die sind völlig anderer Art, nicht aus Verlegenheit, sondern aus "Spaß an der Freud", wie man so sagt, alles ist echt, es fühlt sich einfach wunderbar an. Das ist Leben!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 06:27:15 Di. 11.Mai 2010
der beste thread , den ich zu diesem thema je gelesen habe !
danke an alle !
bin in 2 stunden auf qualifizierter entgiftung , ich habe soooo eine macke mitgekriegt !

wollte nur fürs erste tüss sagen , bleibt sauber und haltet eure kisten fest !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 11:53:43 Di. 11.Mai 2010
Alles Gute für Dich!

Hoffe bald wieder von dir zu hören!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 13:18:29 Sa. 15.Mai 2010
so Ichrecht gut  melde mich jetzt hier mal aus der Entgiftung , obwohl es sehr schwer ist I-net zu bekommen !

1. Tag war recht hart !
2. Tag ging es mir auch noch schlecht , so scheiss Tremor , aber da qualifizierte Entgiftung gibt es auch Programm und nicht nur Pillen und Saft ,!
3. Tag schon besser ! Liegt aber wohl auch an den Mittelchen die den Entzug mildern .
4. Tag recht gut und Pillen halbiert ! sehr schön !! Gespräch mit einer Psychologin gehabt , der ich schilderte wie es zu dem schweren Rückfall kam und die Mir dann auch gleich was gegen Depressionen geben wollte , habe Ich abgelehnt ! meine Antwort :Ich muss mich ja mit diesen Dingen mal auseinander setzen , und das am besten Zeitnah und da helfen mir keine Mittel mit denen Ich diese Problematik vor mir her schiebe (war übrigens eine Oberärtztin )
Sie sagte dann das Sie mir dann auch nicht helfen kann !
na dann !

5. Tag   Mir geht es super    mein Wille und und der Wille meines Körpers nähern sich wieder an !
nen wlan hab ich auch gefunden ect ect

Ps. das Essen ist überdurchschnittlich gut ,war überrascht ! habe nach 10 killo verlust schon wieder 4 drauf !
bis denne
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alex22 am 20:01:17 Sa. 15.Mai 2010
Danke für Deinen Bericht.
Du wirst es schaffen, Du bist nicht allein.

Mir hat bei Depression das Johanniskraut geholfen. Es macht nicht abhängig und unterstützt den Willen. Anders als die "Hämmer" der Pharmamedizin.
Viel Erfolg. Auch ich bin in Gedanken bei Dir.  ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 20:31:37 Sa. 15.Mai 2010
Zitat von: Tafel am 13:18:29 Sa. 15.Mai 2010
Gespräch mit einer Psychologin gehabt , der ich schilderte wie es zu dem schweren Rückfall kam und die Mir dann auch gleich was gegen Depressionen geben wollte , habe Ich abgelehnt ! meine Antwort :Ich muss mich ja mit diesen Dingen mal auseinander setzen , und das am besten Zeitnah und da helfen mir keine Mittel mit denen Ich diese Problematik vor mir her schiebe (war übrigens eine Oberärtztin )

Diese Einstellung ist doch klasse! Du weisst ja aus Erfahrung, wie deine Probleme zusammenhängen. Jetzt beide Quellen angehen zu wollen, ist eine hervorragende Idee! Ich bin überzeugt, du hast recht. Die Depression lässt sich nicht betrunken bewältigen, und deine Sucht nicht ohne die Depression mit anzugehen. Ich ziehe den Hut vor dir, du machst das richtig. Suchttherapie hat immer Eigenverantwortung zum Ziel, und sich den Schwierigketen zu stellen anstatt davor wegzulaufen, ist das Mittel der Wahl. Den Zeitpunkt und deine Belastbarkeit bestimmst letztlich du, denn es ist dein Leben um das es geht!

ZitatSie sagte dann das Sie mir dann auch nicht helfen kann !

Das wiederum ist typisch für die Psychiatrie und auch für die Suchthilfe. Als Mensch mit Doppeldiagnose (Depri-Saufen oder Schizo-Kiffen, das ist egal) fällt man durch die Maschen, wenn man eigene Krankheitsdefinitionen und individuelle Lösungsansätze vorbringt. Ich könnte mich gerade wieder überkotzen wenn ich das lese! Die Ärzte haben vermutlich selbst zu viel Angst vor psychischen Beeinträchtigungen, zumal sie ihre Patienten auf der Schnelldurchlaufstation kaum kennen. Man packt Medikamente drauf und lässt sich von der Pharmaindustrie dafür belohnen. Ohne Medikamente sind die Ärzte offenbar hilfloser als ihre Patienten. Das ist eine Schande! Gerade bei Depression gibt es eine ganze Palette an Therapiemöglichkeiten, die man mit dir besprechen und dir anbieten könnte.

Die müssen eines mal ganz klar erkennen:

Der Patient weiss im Grunde seiner Seele, wann er von wem wieviel wovon braucht. Du bist mündig. Es geht um dein Leben und es ist deine Verantwortung. Möge man dir diese bitteschön vollumfänglich zumuten! Du bist der Experte für deine Erkrankung, also stellst du auch die Führungshand für deine Genesung. Fachleute haben dabei behilflich zu sein, nicht zu bevormunden. Wenn die das nicht auf die Reihe kriegen, brauchen sie eine Fortbildung oder einen Job an der Kasse bei Lidl.

Ich vertraue darauf, dass du den für dich richtigen Weg gehst. Die meisten Doppeldiagnostiker sind eigenwillig genug dafür und lassen sich nicht mehr als unbedingt nötig vom System einreden. Heya!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 14:39:33 So. 16.Mai 2010
ZitatDiese Einstellung ist doch klasse! Du weisst ja aus Erfahrung, wie deine Probleme zusammenhängen. Jetzt beide Quellen angehen zu wollen, ist eine hervorragende Idee! Ich bin überzeugt, du hast recht. Die Depression lässt sich nicht betrunken bewältigen, und deine Sucht nicht ohne die Depression mit anzugehen. Ich ziehe den Hut vor dir, du machst das richtig. Suchttherapie hat immer Eigenverantwortung zum Ziel, und sich den Schwierigketen zu stellen anstatt davor wegzulaufen, ist das Mittel der Wahl. Den Zeitpunkt und deine Belastbarkeit bestimmst letztlich du, denn es ist dein Leben um das es geht!
^
Sehe Ich auch so ! da Ich mich mit Mir am besten auskenne , und im Prinzip weiß was gut für Mich ist und was nicht !, und Ich bin eh ein absoluter Pharmafeind ,weil Ich bei Kollegen und Freunden gesehen habe was diese kleinen Glückspillen bei sachfremder ,oder besser nicht therapeutisch begleiteter Anwendung führen können !!!
Grausam sage Ich euch grausam ! vor allen Dingen wenn diese Mittel dann abrupt abgesetzt werden müssen , weil sie nicht mehr verschrieben werden ,wegen Abhängigkeit .
Nicht wenige therapieren sich mit Alkohol weiter bis zur Selbstaufgabe ,sofern nicht schon vorher geschehen !


so weiter :

6. Tag .  Ist Sontag und scheissenlangweilig !
               Entzugserscheinungen sind ohnehin nicht mehr vorhanden ,Mir gehts also bestens !
               vorallem nachdem Ich festgestellt habe das Ich für zweifufzich am Tag son UMTS-Stick mieten kann
               (Junx da ist die Sonne für mich aufgegangen !!!! ;D)
               Essen war wie gewohnt weit über Krankenhausdurchschnitt
               Die Pfleger sind wie immer sehr freundlich und behandeln einen nicht wie Dreck (habe es schon anders erlebt)
               Alles in Allem alles gut   Freitag geht es nach Hause und darauf freue Ich mich schon !
               bis dahin spreche Ich dann wohl aktzeptabel auch Polnisch  ;D

              Bis Morgen dann
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 15:10:39 So. 16.Mai 2010
ZitatWie Altersdrogen die Gesellschaft verändern

90 Prozent der Deutschen entscheiden sich jeden Morgen für eine Tasse Kaffee, denn das "schwarze Gift" regt das Gehirn zu höheren Leistungen an, stimuliert die Muskeltätigkeit und fördert die Verdauung. Wer sich abends so richtig entspannen will, greift zu Zigaretten, Wein und Bier. Am nächsten Morgen helfen Kopfschmerzmittel, den Tag im Büro zu überstehen. Geschluckt wird, was "hilft" - mit den entsprechenden Konsequenzen: Der massenweise Konsum von Alltagsdrogen bedroht die Gesundheit.

...



Als Droge gelten laut der WHO Wirkstoffe, die in einem lebenden Organismus Funktionen verändert. Diese Doku bietet eine Einleitung in das komplexe Thema dieser Substanzen, die zum Ziel haben, einen veränderten,  eingeschränkten, Bewusstseinszustand hervorzurufen.

,,Diese Gesellschaft würde ohne Drogen überhaupt nicht funktionieren"

– Dr. Gunter Amendt, Sozialwissenschaftler

Ziel der Einnahme ist es, den gegenwärtigen Zustand leichter zu ertragen. Morgens trinken wir Kaffee, damit wir funktionieren. Über den Tag gibt es Zigaretten für den kurzfristigen Kick und Abends müssen wir uns von diesem künstlichen Anspannungszustand wieder befreien, indem wir zur Entspannung Alkohol wie Wein oder Bier zu uns nehmen. Zusätzlich konsumieren wir gefährliche Medikamente, die uns sugerieren, dass wir keine Verantwortung für unseren Körper übernehmen müssen und jedes Problem durch das Schlucken von Pillen gelöst werden kann.


http://kontrollsysteme.wordpress.com/2010/05/15/wie-alltagsdrogen-die-gesellschaft-steuern/ (http://kontrollsysteme.wordpress.com/2010/05/15/wie-alltagsdrogen-die-gesellschaft-steuern/)




Sehr guter Video (Günther Amendt treffend wie immer... :D)

http://video.google.com/videoplay?docid=1924069789472038967# (http://video.google.com/videoplay?docid=1924069789472038967#)



http://www.youtube.com/watch?v=ddTjIPhLDJg&feature=player_embedded (http://www.youtube.com/watch?v=ddTjIPhLDJg&feature=player_embedded)

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 19:17:37 So. 16.Mai 2010
Man  man habe Mir gerade den ganzen Thread nochmal durch gelesen , und habe sowas wie eine persöhnliche Zeitreise gemacht !!

Sehr interessant !
hat mich aber in keinster Weise runter gezogen , im Gegenteil !
sehr hilfreich .

Nun Ich habe hier selbstverständlich auch MENSCHEN getroffen die am absolutem Ende angekommen sind und wo man weiß das diese sehr bald wieder hier aufschlagen (leider)
Ich sehe in dem Rückfall und der jetzt stattfindenden Entgiftung (und das ist EXAKT das richtige Wort dafür!!!) die Beendigung meiner im letzten Jahr begonnenen Therapie !

bis denne oder nachher , weil viel Langeweile

(//)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alex22 am 23:03:42 So. 16.Mai 2010
ZitatZiel der Einnahme ist es, den gegenwärtigen Zustand leichter zu ertragen. Morgens trinken wir Kaffee, damit wir funktionieren. Über den Tag gibt es Zigaretten für den kurzfristigen Kick und Abends müssen wir uns von diesem künstlichen Anspannungszustand wieder befreien, indem wir zur Entspannung Alkohol wie Wein oder Bier zu uns nehmen. Zusätzlich konsumieren wir gefährliche Medikamente, die uns sugerieren, dass wir keine Verantwortung für unseren Körper übernehmen müssen und jedes Problem durch das Schlucken von Pillen gelöst werden kann.

Ich denke das ist Unsinn.
Meine ganze große Familie kann gut ohne Kaffee und Zigaretten.
Wir nehmen keine Drogen. Selten Wein und ganz ganz selten Schnaps oder so...
Eine Flasche Bier ist gut. Das Bier wird durch die Menge nicht besser.

Freiheit bedeutet keinem Herren dienen zu müssen.
Ich bewundere jeden, der die Ketten sprengt.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 18:11:17 Mo. 17.Mai 2010
Hallo Tafel!

Kommen auf eure Entgiftungsstation auch die AA, Blaukreutzer, Guttempler und die ganzen anderen Selbsthilfegruppen, um sich dort vorzustellen? Vielleicht gefallen die dir ja besser als die Weisskittel mit ihrem Medikamentenfetisch. In der Selbsthilfe glaubt man dir nämlich, wenn du sagst, du weisst selber am besten welcher Weg zu dir passt.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 18:37:02 Mo. 17.Mai 2010
Ach ich weiss nich, immer dieses Ärzte-Bashing...fair bleiben sag ich, leicht haben die es auch nicht.

Aber nun erstmal wie es bei uns weitergeht. Situation ist wieder verschärft. Nach der kurzfristigen Ausnüchterung (ca ne Woche) macht mein Bruder da weiter wo er aufgehört hat. Wohnungszustand ist die reine Verwahrlosung.

Meine Mutter drängt auf ne schnelle Einweisung, wo ich aber das Problem sehe dass er dann nach einigen Tagen wieder frisch ist und rauskommt und das Spiel geht von vorne los. Eine längere Einweisung wäre besser, das scheint aber gegen seinen Willen nicht möglich zu sein. Abstürzen lassen geht bei ihm nicht, ich habe die ernsthafte Befürchtung dass bei ihm Erfrieren im Park warscheinlicher ist als das berühmte "Aufwachen durch Tiefpunkt". Ihn familiär aufnehmen kann keiner leisten, das wäre die reine Selbstgeisselung. In Wohneinrichtungen leidet er wie ein Hund. Und alleine baut er halt immer so ab.

Im Moment wirkt das ganze wieder so hoffnungslos. Keine Ahnung was man tun kann.

Hab gerade so eine Phase wo ich meine gesamte Familie am liebsten vergessen würde.

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 19:10:30 Mo. 17.Mai 2010
Zitat von: Jaybird am 18:37:02 Mo. 17.Mai 2010
Ach ich weiss nich, immer dieses Ärzte-Bashing...fair bleiben sag ich, leicht haben die es auch nicht.

Wenn die ohne Medikamente hilfloser sind als ihre Patienten, ist das eine Schande. Und dabei bleibe ich. Es war wirklich nicht einfach, in dieser Stadt (ca. eine halbe Million Einwohner) einen einzigen akzeptablen Psychiater zu finden. Und ich benötige künftig einen, wenn auch nicht für mich selbst. Nach langer Suche bin ich endlich fündig geworden.

ZitatAber nun erstmal wie es bei uns weitergeht. Situation ist wieder verschärft. Nach der kurzfristigen Ausnüchterung (ca ne Woche) macht mein Bruder da weiter wo er aufgehört hat. Wohnungszustand ist die reine Verwahrlosung.

Habt ihr es schonmal mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst oder Ambulant Betreutem Wohnen versucht? Zugegeben, die Fachleute müssten sich langsam und vorsichtig "anschleichen", aber unversucht lassen würde ich das nicht.

ZitatMeine Mutter drängt auf ne schnelle Einweisung, wo ich aber das Problem sehe dass er dann nach einigen Tagen wieder frisch ist und rauskommt und das Spiel geht von vorne los. Eine längere Einweisung wäre besser, das scheint aber gegen seinen Willen nicht möglich zu sein. Abstürzen lassen geht bei ihm nicht, ich habe die ernsthafte Befürchtung dass bei ihm Erfrieren im Park warscheinlicher ist als das berühmte "Aufwachen durch Tiefpunkt". Ihn familiär aufnehmen kann keiner leisten, das wäre die reine Selbstgeisselung. In Wohneinrichtungen leidet er wie ein Hund. Und alleine baut er halt immer so ab.

Wahrscheinlich ist das "ganze Programm auf einmal" eine zu hohe Anforderung. Gerade Psychotiker brauchen viel Zeit, sich langsam an Veränderungen zu gewöhnen. Hilfen müssen in der Regel bei so ablehnenden Menschen wie deinem Bruder - wenn sie überhaupt ankommen sollen - eingeschlichen werden. Wenn er bedrängt wird, reagiert er vermutlich paranoid, aversiv oder zum Steinerweichen ambivalent. Er wäre überfordert und torpediert dem entsprechend jeden Interventionsversuch.

ZitatIm Moment wirkt das ganze wieder so hoffnungslos. Keine Ahnung was man tun kann.

Ich schätze mal, du benötigst genau das, was du momentan am wenigsten hast: Eine Engelsgeduld. Also lass es andere machen, die er noch nicht durchgebracht hat. Erhol dich zwischendurch von ihm, sonst zieht er dich auf die kranke Seite und nicht du ihn auf die gesunde. Vor allem, such dir bitte eine Entlastungsmöglichkeit! Hast du as Forum / den Chat schon mal getestet, den ich kürzlich verlinkt habe?

ZitatHab gerade so eine Phase wo ich meine gesamte Familie am liebsten vergessen würde.

Dann ist jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt für dich, etwas für ihn zu tun. Besinn dich mal drauf, dass er - trotz seiner desolaten Verhältnisse - bis dato immer überlebt hat. Dir bleibt also Zeit, dich auf seine Ressourcen zu verlassen (Comorbide sind oft hoch begabte Gratwanderer!) und dir selbst was Gutes zu tun!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 06:24:02 Di. 18.Mai 2010
Hallo,

ich war ja hier im Thema eine Weile still. Hatte noch mal einen Rückfall, und es gipfelte jetzt am Samstag/Sonntag in einer wüsten ich sga mal Durchgesoffenen Doppelschicht am PC mit reichlich Bier und einer Flasche Teachers.

Sonntag Nachmittag war mir dann klar:

Es geht absolut nicht mehr und das Gift kann ich nicht kontrollieren, es kontrolliert mich und es zerfißt mich und mein Leben.

Habe schon mal geschaut auf der Homepage der ANonymen Alkoholiker. Da werde ich wohl heute mal Kontakt aufnehmen, auch wenn ich in deren Zwölf-Schritte-Programm diese Einbinduhg von Gott nicht gut finde. Aber er hilft wohl als Kücke, bis man selber stabiler ist, ich weiß es nicht.

Die Entzugssymptome rein körperlich sind schon geschwunden, aber es ist eh der Psychokrieg mit mir selbst, der nach so einem, zwei Tagen, wenn das kleinen Teufelchen mit dem kleinen Engelchen anfängt zu diskutieren, "Hey komm, ein zwei Bier, du weißt, wie gut dir das jetzt schmecken würde. Alles ganz locker..."

Na, ihr kennt das ja sicher.

Werde aber uf jeden schon mal die 12 Schritte Liste anfangen und ganz allgemein mehr raus aus der Mühle hier zuhause und unter Leute. Das schafft schon mal viel.

Der WeckerWeg, die Hedgegina und die Pinnswin werden mich wohl jetzt mehr an der Backe haben ^^
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 08:08:54 Di. 18.Mai 2010
@Aloysius

Meinst das du den Krieg gewinnen kannst ohne fremde Hilfe und nur mit den AA,s ?
Das habe Ich mir auch jahrelang eingeredet und bin dann zu dem Schluss gekommen das es nicht ohne Therapie geht ,welche Mir auch sehr geholfen hat !
Ich wünsche dir auf alle Fälle und vom ganzen Herzen viel Glück bei deinem Vorhaben !!!!

Nun kurz von meinem 7. Tag in der Entgiftung berichtet :

7.Tag Kein Entzug mehr und Pillen auf Null runter (Geil)
          Essen war wie immer nix zu beanstanden .
          Ergotherapie ne Stunde gemacht , dann Stunde Schwimmen .
          Danach erstmal zwei Stunden Powerrauchen und Gequatsche mit den Mitpatienten bis zum Mittagessen !
          achso Visite noch dazwischen !
          danach war Ich bischen Spazieren (Ich höre die Vögel wieder zwitschern )
          Abends dann noch ne Vorstellung der AA,s  (nix für ungut , aber wenn mann zum xten mal die Bill und Bob Story hört wirkt das doch sehr ermüd-
          end !!)
          werde ,wenn Ich hier raus bin so oder so Kontakt mit denen aufnehmen !
 
         das zu Gestern . Jetzt erstmal gepflegt Frühstücken !!
         bis dann
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 08:32:10 Di. 18.Mai 2010
Im Moment mach ich noch Bestrandsaufnahme und schliesse so ziemlich gar nichts aus.

Kann sein, daß ich eine Entgiftung wie du mache, ich weiß es noch nicht.

Oder ich latsch hier in Kiel in die Brücke, das ist ein sehr guter Laden
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 08:35:16 Di. 18.Mai 2010
ZitatIm Moment mach ich noch Bestrandsaufnahme und schliesse so ziemlich gar nichts aus.
Wie sieht so eine "Bestandsaufnahme" aus ?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 08:50:29 Di. 18.Mai 2010
Ich mache hier auch was das Chaos in der Wohnung angeht Klar Schiff, und mache eine Liste, mit Terminen, die ich habe, Dinge, die ich erledigen muss, suche mir verschiedene Kontaktstellen usw heraus.

Aber ich denke, es war eine rhetorische Frage, hm?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 14:19:43 Di. 18.Mai 2010
@Aloysius
Lasse dich durch den Begriff "Gott" nicht irremachen. Unter Gott verstehen die AA einfach eine "höhere Macht", etwas, das größer ist als wir selbst. Du kannst dir darunter vorstellen, was immer du willst. Oder es auch sein lassen. Die AA sind keine Religionsgemeinschaft! Niemand sagt dir, was du glauben sollst. Aber viele AA finden die Vorstellung einer höheren Instanz gut und hilfreich.

@Tafel
ICH z.B. habe es nur mit den AA geschafft, ohne Therapie in einer Anstalt oder Klinik. Es gibt keinen Königsweg. Jeder tickt anders und begreift Hilfe anders. Es spielt auch immer eine Rolle, welches Umfeld ich zu Hause habe. Liege ich ständig mit meiner Frau im Clinch, ist es sicher hilfreich, da mal wegzukommen und Ruhe zu finden, denn der Kampf gegen die Sucht fordert den "ganzen Kerl". Es gibt aber auch Fälle, wo die Familie den entscheidenden Rückhalt gibt.

Ich war damals völlig alleine und ging täglich zu den Meetings, Sonntag sogar zweimal! Das war mein Weg. Es gibt aber tausend andere, und was bei mir funktioniert, kann für einen anderen grundfalsch sein. Es gibt nicht die eine glückseligmachende Methode. Das wäre ja einfach. Es gibt Typen, die muß man manchmal in den Arm nehmen, andere brauchen einmal richtig brutal in die Fresse.

Für mich gilt ein Zitat von James T. Kirk: "Ich brauche meinen Schmerz, um zu wissen, wer ich bin!"

Eine "Bestandsaufnahme" ist für mich eine Inventur. Ich muß mir klar werden über meine Fehler, und ich muß dabei gnadenlos ehrlich mir gegenüber sein. Einige meiner Fehler waren z.B.
- notorisch lügen. Unwahrheiten über andere verbreiten.
- weglaufen, wenn's schwierig wird. Feige sein.
- eigene Fehler vertuschen.
- gerne im Mittelpunkt stehen wollen.
- andere dominieren wollen, Menschen manipulieren. Mein Wille zählt, sonst nichts. Ich war mein eigener Gott.
- Maßlosigkleit in allen Dingen. Nicht nur beim Trinken, sondern auch im Gefühlsleben: Krankhafte Eifersucht, Kontrollwahn, Größenwahn, übersteigerte Eitelkeit ...

... um nur einige zu nennen. Alle diese "Defekte" begünstigen mein Suchtverhalten. Deshalb müssen sie von mir abgestellt werden. Mein Dasein als trockener Trinker auf dem Weg zur Nüchternheit ist ein Streben nach Vollkommenheit. Streben nach Vollkommenheit bedeutet: Fehler eingestehen und möglichst abstellen.

Die Genesung beginnt damit, daß man kapituliert und sich die eigene Machtlosigkeit der Sucht gegenüber eingesteht. Daß man sich selbst eingesteht, sein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Das ist der erste und wichtigste Schritt. Schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist unabdingbar auf dem Weg zur wirklichen Gesundung.

Ich habe damals ganz einfach Inventur gemacht: Ein leeres Blatt Papier genommen und einen Stift, einen senkrechten Strich, der das Blatt in 2 Hälften teilte, und dann links meine Schwächen, rechts meine Stärken aufgeschrieben, gnadenlos ehrlich. Dieses Papier hat nie ein anderer Mensch zu Gesicht bekommen, aber ich wusste danach ganz genau, wer ich war.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 15:26:47 Di. 18.Mai 2010
ZitatIch war damals völlig alleine und ging täglich zu den Meetings, Sonntag sogar zweimal! Das war mein Weg.

Du hast nicht zufällig gestern eine AA Vorstellung gemacht ?

Der Mensch sagte nämlich exakt das gleiche !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 15:38:11 Di. 18.Mai 2010
Nein, das war ich nicht.

ZitatAbends dann noch ne Vorstellung der AA,s  (nix für ungut , aber wenn mann zum xten mal die Bill und Bob Story hört wirkt das doch sehr ermüdend !!)

Völlig klar. Aber eine Vorstellung ist eine Vorstellung, und ein Meeting ist ein Meeting. Und wie ich schon sagte: Es gibt solche AA-Gruppen und solche. Nicht überall gefällt es mir. Um wirklich ungezwungen sprechen zu können, muß die Chemie schon stimmen. Und man darf nie vergessen, daß man immer unter Kranken ist, manche mehr, manche weniger. Es gab z.B. vereinzelt Fälle, da wurde die Anonymität nicht gewahrt, das kann für Leute in hohen gesellschaftlichen Positionen oder Ämtern u.U. ernste Folgen haben. Anonymität ist wichtig. Wenn jemand in der Runde spricht, muß er sich darauf verlassen können, das das Gesagte diesen Tisch nie verlässt. Dazu gehört großes Vertrauen, und es gibt keine 100%ige Garantie.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 16:00:05 Di. 18.Mai 2010
Zitat Aloysius
ZitatDer WeckerWeg, die Hedgegina und die Pinnswin werden mich wohl jetzt mehr an der Backe haben ^^

Ogottogottogott  ;D

Passt schon, Aloy. Ich war ja auch ein bisschen stiller hier. Bin immer noch aufm Weg. Hab ein bisschen in der Welt rumgerockert, kann nicht klagen. Einpennen und eigene Ziele aus dem Auge verlieren, das darf jedoch ich auch nicht.... mir hilft nach wie vor mein Hobby, das Tanzen, sehr.

LG
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 10:51:42 Sa. 22.Mai 2010
So Junx Ich habs geschafft und bin wieder Daheim !
körperlich bin Ich wieder zu 95% hergestellt und fühle mich auch geistig wie neu ,
eigendlich genau der Zustand , den Ich das ganze letzte Jahr geniessen durfte !
Scheiss Rückfall , hat mich wieder Wochen meines Lebens gekostet !!!

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:51:01 Do. 03.Juni 2010
Ladies-

So als Angehörige usw. muss ich jetzt auch mal was Positives vom Stapel lassen!

Letztes Wochenende war 36 Stunden Heimfahrt am Start. Wir hatten eine tolle Zeit :D Die Einzelheiten sind zum Teil nicht ganz jugendfrei, deswegen bemüht eure Phantasie und fragt nicht so neugierig ;D

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Micxs am 13:33:47 Fr. 04.Juni 2010
Mal meine Erfahrungen zu einer anderen Art von Abhängigkeit. Tablettensucht. Ich hatte nach Burnout und Nervenzusammenbruch im Jahr 2001 verschiedene Symptome die von dem behandelnden Arzt als paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurden. Meiner Ansicht nach war es allerdings totale Erschöpfung gepaart mit tiefen Depressionen. Ich hab mich auch mit Selbstmordgedanken in eine Psychiatrie einliefern lassen. Dort verschlechterte sich mein Zustand erheblich, da ich die falschen Medikamente (Atosil, Haloperidol) und Diagnose bekam. Nach 10 Tagen verließ ich mit verschlechtertem Zustand diese Einrichtung auf eigene Verantwortung.

Danach versuchte man noch ein paar andere Medikamente an mir, die aber alle keinerlei Besserung brachten. Dann begann man mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Das Mittel was mir verschrieben wurde, hieß Zyprexa (Olanzapin). Dies ist ein Medikament welches die Gefühlswelt abdämpft und eine Art Nebel um einen herum aufbaut. Manche Drogis würden sagen: "Vollrausch auf Alk". Man ist eigentlich immer müde und gedämpft. Die Gefühlswelt wird abgeschaltet. Als Nebenwirkung: Gewichtszunahme, Leberschäden, Diabetes und sehr unangenehm sind die aufkommenden Aggressionen und Wutanfälle. Warum ich dieses Mittel nahm? Weil ich trotz stetiger Müdigkeit massive Schlafprobleme habe und dieses Mittel einen traumlosen, tiefen aber nicht unbedingt erholsamen Schlaf fördert. Ich benutzte es als Schlafmittel. Mit der Zeit stellten sich dann die Nebenwirkungen immer heftiger ein. Aggressionen und Wut sowie erhebliche Gewichtszunahme (von 70kg auf 105kg).

Die Gespräche mit der Psychologin um ein anderes Mittel zu bekommen verliefen immer ähnlich. Die Psychologin besteht auf ihrer Fehldiagnose und Fragen nach Alternativmedikamenten wurden mit ähnlichen Medikamenten und Wirkstoffen beantwortet. Die Konsequenz daraus ist, das ich nun seit 3 Tagen ohne Medikamente lebe. Vorteil : Aggressionen werden weniger, neue Freiheit (da Medikamentenunabhängig), Gewichtsabnahme, Träume wieder, Freude und die Sicht für schöne Dinge kehren wieder, Zuversicht und auch Glücksgefühle kommen wieder, Antriebslosigkeit verschwindet. Nachteil: Schlaflosigkeit (aber ich denke das legt sich auch wieder)

Mein Eindruck war es immer das man gar nicht an einer Besserung meines Zustandes interessiert war und mich mein Leben lang in diesem benebelten Zustand halten wollte. Ich betrachte mich auch mittlerweile als Versuchskaninchen, denn die Arten von Medikamenten die ich bekam sind alle nicht unstrittig.

Was mir in dem Bezug extrem aufgefallen ist ist die Aggressionssteigerung der Medikamente, sowie die strikte Weigerung meiner Ärztin mir weniger schädliche Medikamente zu verschreiben. Ich steckte also in einer Art Abhängigkeit zu einem Medikament welches ich eigentlich immer loswerden wollte und meine Ärztin redete mir das immer wieder aus. Ich lebe nun seit 3 Tagen ohne Medikamente und fühle mich sauwohl. Am 15. hab ich den letzten Termin und dann sehen die mich hoffentlich nie wieder.

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 14:22:41 Fr. 04.Juni 2010
Zitat von: Carpe Noctem am 22:51:01 Do. 03.Juni 2010
Ladies-

So als Angehörige usw. muss ich jetzt auch mal was Positives vom Stapel lassen!

Letztes Wochenende war 36 Stunden Heimfahrt am Start. Wir hatten eine tolle Zeit :D Die Einzelheiten sind zum Teil nicht ganz jugendfrei, deswegen bemüht eure Phantasie und fragt nicht so neugierig ;D

Grüsse - CN


Glückwunsch an Carpe, dass die pharmazeutischen Erzeugnisse in diesem Fall eine der wichtigsten bzw. DIE wichtigste menschliche Ernergie nicht unterdrücken konnten.  :D

Bei vielen Menschen geht ja dank der Psychopillen-Scheiße bei dem Thema gar nichts mehr...Stichwort Libidoverlust.


@Micxs: Dank für den interessanten Beitrag und schön, dass es dir nach 3 Tagen gleich besser geht. Manche Pillen und ihre dämpfende Wirkung bleiben allerdings bis zu 2 Wochen im System und die wirklichen Probleme fangen erst an, wenn sie komplett abgebaut sind, also aufpassen.


Ein interessanter Artikel zum Thema Psychopharmaka ist dieser hier. Er beleuchtet die Sache von einem ganz neuen Blickwinkel:

ZitatPsychopharmaka: Die unbewiesene Medizin

Alternative Medizin ist immer wieder scharfen Anschuldigungen durch Verfechter der Schulmediziner ausgesetzt: Ihre Wirkung sei nicht bewiesen, alles nur Aberglaube und Betrug. Das allerdings gilt vielmehr für viele Medikamente in der Schulmedizin - vor allem Psychopharmaka.

Evidenzbasierte Medizin - Medizin auf Basis von überprüfbaren Beweisen, das ist es, was die Pharmakonzerne für sich in Anspruch nehmen. Schließlich ist es schwer genug, eine Zulassung für ein Medikament zu bekommen, muss es sich doch zunächst in zahllosen aufwändigen Studien bewähren. Ein Medikament, was das schafft, wirkt ganz sicher, so möchte man meinen. Was aber, wenn diese Studien vor allem eine finanzielle Hürde sind, um Mitbewerber auszuschalten und über die Wirksamkeit weit weniger aussagen, als wir denken?

Randomisierte kontrollierte Studien kosten häufig mehrere Millionen Euro - und werden deshalb zu 80 Prozent von der Pharmaindustrie gesponsert. Deren Interessen liegen auf der Hand: Nichtpharmakologische und billige Therapien sind am Markt nicht erwünscht. Viele Erfolg versprechende Therapien werden daher nur schlecht oder sogar nie überprüft und schaffen es trotz hoher Wirksamkeit niemals auf den großen Markt - für immer der Anschuldigung ausgesetzt, die Wirksamkeit sei ja nicht bewiesen. Viele Wissenschaftler und Patientenorganisationen auf der ganzen Welt fordern deshalb schon lange ein neutrales Budget für eine freie Forschung, die unabhängig ist von den kommerziellen Interessen der Pharmaindustrie.

Wie sehr sich diese Interessen auswirken, wird immer wieder in Meta-Studien klar:
In vergleichenden Studien schneidet das Präparat des Sponsors in neun von zehn Fällen besser ab als das Vergleichspräparat. Dabei kommt es zu absurden Situationen, wenn zwei Pharmaunternehmen gleichzeitig Studien präsentieren, die nachweisen, dass ihr Präparat besser sei, als das des jeweils anderen.
Die von der Pharmaindustrie bezahlten Tests führen dreimal häufiger zu "wunschgemäßen Ergebnissen" als solche von anderen Geldgebern.

Jahrelang verschwanden alle Studien mit unliebsamen Ergebnissen ganz einfach und wurden nie veröffentlicht. Dadurch erfuhr die Öffentlichkeit nur von angeblich positiven Ergebnissen und die Berichterstattung gaukelt eine überwältigende Beweisfülle für ein Medikament vor, selbst wenn 70% der durchgeführten Studien zu negativen Ergebnissen gelangten. Ein Sachverhalt, der dazu geführt hat, dass Studien heute in vielen Ländern frühzeitig mit ihren Zielkriterien registriert werden müssen - sonst lehnen alle führenden Fachmagazine die Publikation der Ergebnisse ab. Für mache in der Vergangenheit zugelassene Medikamente gibt es mehr negative als positive Wirksamkeitsstudien - die wurden nur nicht publiziert.

Psychopharmaka - Nicht besser als Placebos?

Heiß umkämpft sind die Psychopharmaka - ein Milliardenmarkt, der sich gegen immer mehr Selbsthilfe-Seminare und Therapieangebote durchsetzten muss. Für Furore sorgte Anfang des Jahres eine amerikanische Meta-Studie, die nachwies, dass die häufigsten Antidepressiva in den meisten Fällen nicht besser Wirken als ein Placebo - eine Schlagzeile die erstaunlicherweise bis in die Newsweek schaffte.

Passend zur Debatte erschien das Buch "Anatomy of an Epidemic" von Robert Whitaker - die erste umfassende Meta-Analyse der Langzeit-Wirkungen von Psychopharmaka. Der Autor kommt darin zu Schlüssen, die der Industrie nicht schmecken werden: Schizophrenie-Patienten beispielweise geht es offenbar viel besser ohne Medikamente als mit, und ADHS-Medikamente haben nicht nur keine erwiesene Wirkung, sondern scheinen später auch zu biopolaren Störungen zu führen. Und dergleichen Beispiele gibt es viele.

Whitakers Motivation zu diesem schwierigen Buch ergab sich aus einer einfachen Beobachtung:

"Wenn unsere Medikamente zur Prävention psychischer Erkrankungen so wirksam sind, dachte ich mir, warum sind so viele Menschen nicht mal fähig zu arbeiten? Ich dachte, wir sollten mal auf die langfristigen Ergebnisse schauen und uns fragen: Was zeigen die Beweise? Gibt es eine langfristige Verbesserung oder nicht?", so der Autor im Interview mit salon.

Die erfundene Pandemie

Seine Ergebnisse zeigen, dass sich alles im Gegenteil sogar noch drastich verschlimmert hat - und dass die Pharmakonzerne dies auch wissen. Aber der Markt ist zu lukrativ, um aufgegeben zu werden. Ein Markt, der laut Whitaker von der Pharmaindustrie und den zugehörigen Psychiatern überhaupt erst erfunden wurde, als die Psychotherapie in den 1970ern immer mehr Verbreitung fand.



weiter: http://www.sein.de/geist/therapie/2010/psychopharmaka-die-unbewiesene-medizin.html (http://www.sein.de/geist/therapie/2010/psychopharmaka-die-unbewiesene-medizin.html)

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Micxs am 14:46:42 Fr. 04.Juni 2010
Bei vielen Menschen geht ja dank der Psychopillen-Scheiße bei dem Thema gar nichts mehr...Stichwort Libidoverlust.


@Micxs: Dank für den interessanten Beitrag und schön, dass es dir nach 3 Tagen gleich besser geht. Manche Pillen und ihre dämpfende Wirkung bleiben allerdings bis zu 2 Wochen im System und die wirklichen Probleme fangen erst an, wenn sie komplett abgebaut sind, also aufpassen.


Ja die Einlagerungswirkung/Depotwirkung ist mir bewußt. Hatte ich im Jahre 2001 noch die maximal Dosis (20mg), so hab ich im Laufe der Jahre die Dosis konsequent heruntergefahren. Die letzten Jahre und auch den letzten Monat hatte ich schon die minimal Dosierung von 2.5mg. Stichwort "Ausschleichen". Die Besserung war schon nach einem Tag zu spüren weil ich halt die Dosierung schon maximal heruntergefahren habe. Nun warte ich ab wie sich das entwickelt, sieht aber sehr gut aus. Und mit Libido hab ich keine Probleme, funktioniert noch :)

Danke für den Hinweis zu dem Artikel. Einiges kannte ich schon und war mir bewußt, nur ist jetzt die Zeit die Erkenntnis in Handeln umzusetzen.



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:11:28 Fr. 04.Juni 2010
Zitat von: Eivisskat am 14:22:41 Fr. 04.Juni 2010

Glückwunsch an Carpe, dass die pharmazeutischen Erzeugnisse in diesem Fall eine der wichtigsten bzw. DIE wichtigste menschliche Ernergie nicht unterdrücken konnten.  :D

Bei vielen Menschen geht ja dank der Psychopillen-Scheiße bei dem Thema gar nichts mehr...Stichwort Libidoverlust.

Ja, Neuroleptika führen meist zu Libidioverlust, vor allem in hohen Dosierungen. Es scheint aber so zu sein, dass sich der Körper nach einigen Monaten oder einem Jahr daran gewöhnt und die Libido wiederkommt. Das bestätigen viele Betroffene. Ich finde es ziemlich spooky, dass genau das gleiche auch mit den Dopamin-D2-Rezeptoren passiert, welche durch Risperdal geblockt werden. Das Gehirn bildet neue. Es kommt also bei plötzlichem Absetzen gerne mal zu psychotischen Schüben. Ebenso kann es bei langfristiger Neuroleptikaeinnahme zu Psychosen kommen, wobei die Maximaldosis des Medikaments dann schon erreicht ist.

Trotzdem bin ich sehr glücklich über die Regenerationsfähigkeit eines gesunden Körpers. Es geht halt nix über eine puschelige Nacht wenn man so lange verzichtet hat :D

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 14:26:55 Sa. 05.Juni 2010
ZitatEs geht halt nix über eine puschelige Nacht wenn man so lange verzichtet hat Cheesy

Das kann ich unterschreiben  ;D Hat bei mir zwar nix mit pharmazeutischen Erzeugnissen zu tun, aber diesen Satz von Carpe musste ich nochmal wohlwollend hervorheben, weils mir im Moment ähnlich geht.  ^-^
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 02:28:16 Mi. 09.Juni 2010
Ist ein heikler Aspekt, oder auch tragikomisch:

Was hat es Eurer Erfahrung (selbst oder Umfeld) nach mit dem Einscheissen erwachsener Alkoholiker auf sich? Ist das einfach die totale Überdröhnung, dass man wirklich gar nix mehr im Griff hat (rein körperliches Phänomen), oder spielen da auch psychologische Aspekte eine Rolle, im Sinne von Regression, für null und nix verantwortlich sein usw.

Wer hier mitgelesen hat ahnt dass es um meinen Bruder geht, und der Punkt ist dass er eigentlich nicht so brutale Mengen trinkt dass man sowas vermuten würde, aber es passiert trotzdem. Bleibt als Erklärung nur die Doppelwirkung mit (Rest-)Medis oder eben noch ganz andere Verwicklungen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 21:07:59 Do. 10.Juni 2010
Hi Jaybird,

nimmt er Diazepam oder andere Benzos? In Kombination mit einer ansonsten eher "normalen" Trinkmenge an Alkohol führen sie nämlich zu Realitäts- und Kontrollverlust. Bei Neuroleptika ist hingegen mit derartigen Aussetzern nicht zu rechnen.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 05:07:36 Fr. 11.Juni 2010
Mir ist es im Vollrausch tatsächlich (zwar selten, aber doch) passiert, ohne daß ich noch irgendwelche Medikamente genommen hätte, und ich weiß von anderen Säufern, daß es denen auch passiert ist. Hinterher natürlich mit das Peinlichste, was man sich denken kann.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 07:57:13 Fr. 11.Juni 2010
ZitatMir ist es im Vollrausch tatsächlich (zwar selten, aber doch) passiert

Das ist mir gottseidank erspart geblieben ,aber an den permanenten Dünnschiss kann Ich mich sehr gut erinnern !
Ein "normaler" Mensch kann sich gar nicht vorstellen , was es heisst einen Stuhlgang mit normaler Konsistenz zu haben  ;D

Bin heute seit genau exakt einen Monat trocken und sehr stolz drauf !
Leben pur sach Ich nur , Wohnung mit wenig Mitteln eingerichtet und sehr schön noch dazu (da gilt mein Dank natürlich meinen Genossen aus der Linken , die sich echt den Arsch für mich auf gerissen haben . und anderen !!)
In der Liebe läuft auch wieder alles super !!!! ;D ;D

Kurz :   Alles gut !!
wobei Mir sehr wohl bewusst ist das es sehr gefährlich sein kann , deshalb auch Selbsthilfegruppe und Therapienachsorge !

bis dann mal und auch dank noch an euch , habt mich auch sehr aufgebaut ! ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 10:05:36 Fr. 11.Juni 2010
Der Mann einer Bekannten pisste im volltrunkenen Zustand regelmäßig in den Kleiderschrank...fand die Toilette nicht mehr. Das war auch sehr schlimm.



Glückwunsch @Tafel, wir freuen uns mit dir!

:)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 11:43:35 Fr. 11.Juni 2010
Zitat von: Eivisskat am 10:05:36 Fr. 11.Juni 2010
Der Mann einer Bekannten pisste im volltrunkenen Zustand regelmäßig in den Kleiderschrank...fand die Toilette nicht mehr. Das war auch sehr schlimm.

Ist mir auch einmal passiert, allerdings nicht zu Hause, sondern anlässlich einer Übernachtung bei einem befreundeten Paar. Es war mitten in der Nacht, ich "musste mal" raus, fand aber in der Stockdunkelheit keinen Lichtschalter oder sonstwas. Da öffnete ich die erste Tür, die ich fand ... die Freundschaft war danach beendet. Eine von vielen.

Und noch an eine andere Begebenheit mit "Pissen" erinnere ich mich mit Grausen: Ich hatte mich im Vollsuff zuhause nass gemacht (im Wortsinn) und die Hose ausgezogen, um sie über ein elektrisches Heizgerät - so ein altes mit vier rotglühenden Röhren unter einem Schutzgitter - zu legen. Und legte mich wieder schlafen. Meine kurz danach heimkommende Ehefrau rüttelte mich schreiend wach: Die ganze Bude war verqualmt, die Hose brannte auf dem Rost, gottseidank konnten wir schnell löschen, aber der Gestank hielt sich noch sehr lange. An diesem Tag machten meine Schutzengel wieder mal Überstunden. Nicht, daß mich das beeindruckt hätte ... erst Jahre später dämmerte mir, wie knapp das war. Puuuh.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 12:56:18 Fr. 11.Juni 2010
ZitatAn diesem Tag machten meine Schutzengel wieder mal Überstunden. Nicht, daß mich das beeindruckt hätte ... erst Jahre später dämmerte mir, wie knapp das war. Puuuh.

Da sachse wat !!

Ich bin ambitionierter Mountenbiker , und da mit dem Pegel auch die Risikobereitschaft steigt ,die Reaktion und Kontrolle aber im selben Maße abnimmt !
habe Ich da auch schon seeeehr derbe Stürze mit genommen !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 13:33:44 Fr. 11.Juni 2010
Wahre Geschichte:

Ich übernachtete mal in einer kleinen Pension und schlief wieder mal meinen Rausch aus. Und als ich da mal nachts raus musste, fand ich wieder mal keinen Lichtschalter (komisch, jetzt merke ich erst, wie oft mir das passiert ist. Hm. Grübel.). Jedenfalls tastete ich mich raus auf den Gang und da irgendwie an der Wand lang (es war so eine alte Absteige mit nur einer Toilette am Gang draußen). Jedenfalls trete ich plötzlich auf eine Stufe, verliere erschrocken irgendwie das Gleichgewicht und falle übers Treppengeländer und stürze anderthalb Stockwerke tief, schlage auf, rapple mich wieder hoch, finde einen Lichtschalter, tappe die Treppe wieder hoch, geh pissen und wieder ins Bett. Am nächsten Morgen tun mir alle Knochen weh und ich erinnere mich und da ist diese "heiße Welle" in mir und die Haare stellen sich auf ... wie ich dann zum Frühstück runterkomme, sagt die Pensionswirtin "Sag bloß, du bist heute nacht die Treppe runtergepurzelt, das war ja ein Mordskrach!" "Ja", sage ich "den Krach hab ich auch gehört. Keine Ahnung, was da los war ..."

Ich kann es heute noch nicht fassen, daß ich mir da nicht den Hals gebrochen habe! Das waren bestimmt 4 Meter unkontrolliert freier Fall!

Ich hab mal aus Spaß in einem Meeting gesagt: "Ich möchte mal zu gerne wissen, was aus meinen ganzen Schutzenengeln geworden ist. Die sind bestimmt alle im Irrenhaus."

Einmal wollte ich besoffen vor einer herannahenden Straßenbahn noch schnell die Straße überqueren. Ich hatte so Westernstiefel an mit hohen Absätzen. Prompt trete ich damit in die Schiene, verhake mich und falle sowas von auf die Schnauze, blicke entsetzt nach rechts, bin zu keiner Bewegung mehr fähig, die Trambahn kommt schnell näher, es quiiiieeeetscht, ich sterbe tausendmal und denke "DUBISTTOTDUBISTTOTDUBISTTOT!", und da steht das Monstrum und ich kann nicht glauben, daß ich noch lebe, und ich hab nich mal 'n Kratzer, und der Fahrer ist fix und fertich und die Leute auch. Junge, Junge ...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 12:49:42 So. 13.Juni 2010
Zitat von: Carpe Noctem am 21:07:59 Do. 10.Juni 2010
Hi Jaybird,

nimmt er Diazepam oder andere Benzos?

Hallo,

keine Benzos oder dergleichen, er nimmt Seroquel, und das meinem Eindruck nach derzeit sehr unregelmässig. Dosierung in mittlerer Höhe.

Allerdings habe ich auch nach nochmaligem Nachdenken durchaus den Eindruck von Regressionserscheinungen bzw. einer Kombination aus diesen und dem Gesaufe (die Menge finde ich hier nicht so entscheidend, da er Alk einfach nicht verträgt. Er ist nach 3 Halben schon sehr weggetreten, auch wenn er körperlich noch mehr runterkriegt.). Unsere Mutter hat sich nach 12 Jahren Verausgabung (und entsprechender Abhängigkeit meines Bruder von ihr) einen gewissen Abstand erkämpft und ist letztes Jahr nach Berentung auch in eine andere Stadt gezogen. Sie ist zwar 1-2 mal wöchentlich bei ihm, ich bin mir aber nicht sicher ob er in seinem ohnehin nicht so guten Zustand eventuell auch darauf reagiert.

Ich weiss, es klingt so nach Küchentischpsychologie, aber er war bei seinem letzten Alleinwohn-Versuch, als er noch fast täglich bei ihr aufschlagen konnte, nicht annähernd so am Verwahrlosen. Und das abwohl die Rahmenbedingungen (Wohnung und Gegend sind jetzt wesentlich angenehmer, er hat einen viel präsenteren Betreuer) an sich besser, nicht schlechter sind als damals.

Keine Ahnung ob das Sinn macht...eine weitere These wäre schlichtweg eine Verschlimmerung der Schizophrenie.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 23:14:24 Mo. 14.Juni 2010
Zitat von: Jaybird am 12:49:42 So. 13.Juni 2010
keine Benzos oder dergleichen, er nimmt Seroquel, und das meinem Eindruck nach derzeit sehr unregelmässig. Dosierung in mittlerer Höhe.

Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread präsent, zumal wir hier schon seit Monaten Erfahrungen und Tipps zusammenstellen, aber hatte ich dir nicht mal geraten, dich im Psychose-Forum oder PsychoseChat zu erkundigen? Vielleicht weisst Seroquel Wechselwirkungen mit Alk auf?!

ZitatAllerdings habe ich auch nach nochmaligem Nachdenken durchaus den Eindruck von Regressionserscheinungen bzw. einer Kombination aus diesen und dem Gesaufe (die Menge finde ich hier nicht so entscheidend, da er Alk einfach nicht verträgt. Er ist nach 3 Halben schon sehr weggetreten, auch wenn er körperlich noch mehr runterkriegt.). Unsere Mutter hat sich nach 12 Jahren Verausgabung (und entsprechender Abhängigkeit meines Bruder von ihr) einen gewissen Abstand erkämpft und ist letztes Jahr nach Berentung auch in eine andere Stadt gezogen. Sie ist zwar 1-2 mal wöchentlich bei ihm, ich bin mir aber nicht sicher ob er in seinem ohnehin nicht so guten Zustand eventuell auch darauf reagiert.

Woraufhin du aber letztlich feststellen musst, dass dein Einfluss sowaohl auf die Trinkmenge, als auch auf die galloppierende Inkontinenz sowie auf das Mutter-Sohn-Verhältnis eher gering ist? Bitte halte dir nochmal vor Augen, dass du NICHT dafür verantwortlich bist, was er tut und lässt.

Zitateine weitere These wäre schlichtweg eine Verschlimmerung der Schizophrenie.

Ja. Wenn jemand nach zunehmender Verwahrlosung noch anfängt, mehr oder weniger regelmässig unter sich zu lassen, dann kann zurecht von einer Verschlimmerung seines Zustandes die Rede sein.

Ich kannte mal einen Alkoholiker, der zudem noch gekokst hatte und ansonsten - schätze ich mal - eine Art bipolarer Störung aufwiess. Der lief also ebenfalls unter Doppeldiagnose bei genauerem Hinsehen. Man könnte jetzt sagen, er hatte ähnlich erschwerte Umstände wie dein Bruder. Der Mann hat aufgehört zu saufen, nachdem er zu Hause in seinem Bett wach wurde und feststellte, dass er in seiner eigenen Scheisse lag. Er hatte nachts im Suff ins Bett gekackt und das erst nicht gemerkt. Als er dann morgens sah was er da angerichtet hatte - alles war voller Kacke und stank durchdringend in der gesamten Wohnung - da erkannte er, dass er die Kontrolle über sein Leben verloren hatte und war sich selbst so peinlich, dass er zur Entgiftung fuhr. Der Mann hat eine Therapie absolviert und im Anschluss die übliche Menge an Rückfällen, aber er hat Distanz zu seinem Saufen aufgebaut. Ohne das Erlebnis, sich im Schlaf eingeschissen zu haben, wäre er vielleicht an den 3 Flaschen Vodka täglich irgendwann verreckt. Ständig "nur" ins Bett zu pissen wenn er voll war, hat ihn nicht wach werden lassen. Es musste wirklich erst die ganze Kloake sein.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 05:19:03 Di. 15.Juni 2010
Richtig. Solche Negativerlebnisse sind es, die einen Alkoholiker "wach" werden lassen, der persönliche Tiefpunkt.

Wenn also das Einscheißen letztlich dazu dient, ihm seine Situation klar vor Augen zu führen, und daraus ein Umdenken entsteht, dann soll es wohl so sein.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 14:32:10 Di. 15.Juni 2010
Warum so nachdrücklich, CN? Ich bin nicht blöde, kenne diese Seiten und weiss dass sich seine Medis nicht mit Alkohol vertragen. Das Einkoten ist aber bei ihm komplett neu, daher meine Unsicherheit ob das alles rein biochemisch abläuft oder psychosomatisch hinzukam - oder eben ganz spezifisch die Schizophrenie sich verschlimmert, es gibt da ja soweit ich mich informieren konnte bei manchen Leuten "Sprünge" im Verlauf. Das ist schon wichtig für mich, zumindest ein bisschen einordnen zu können was eigentlich abläuft, weil mir das auch ein Gefühl dafür gibt was er in einer gegebenen Situation am meisten braucht, was mit ihm los ist - regelmässiger Medis, oder mehr Familienanbindung, oder neue Einstellung wegen Verschlechterung...nicht weil ich meine ihm das alles geben zu müssen.

Ich behalte im Moment nur meine Besuche ca. alle 10 Tage bei wie gehabt, biete ihm Spaziergang o.ä. an (meist Ablehnung) und trinke nen Kaffee, kurz schnacken. Zu mehr reicht es bei ihm nicht und bei mir auch nicht.

Den Rest macht derzeit der Betreuer, Amtsarzt war auch schon da.

Und ehrlich gesagt, nein, er wacht nicht davon auf. Das unterscheidet ihn ja vom "nur"-Alkoholiker.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Micxs am 16:20:22 Di. 15.Juni 2010
Ohhh weh, Alkoholiker und Dopaminblocker in Kombination ist ja mal ein typisches Doppelproblem. Bei den Drogis nennt man das Phänomen http://de.wikipedia.org/wiki/Multipler_Substanzgebrauch (http://de.wikipedia.org/wiki/Multipler_Substanzgebrauch)

Ich hatte ja schon einiges zu dem Dopaminblocker Zyprexa geschrieben. Die Wirkung, so die Aussage meiner Ärztin, von Seroquel ist eine ähnliche wie die des Zyprexa. Allerdings sollen die Nebenwirkungen (Diabetes, Gewichtszunahme usw.) nicht so intensiv ausfallen wie bei Zyprexa. Auch ich sollte das als Alternativmedikation nehmen, hab ich allerdings nach kurzer Recherche abgelehnt.

Die Kombination aus Alkohol und Zyprexa sind ergänzend in ihrer Wirkung. Daher denke ich das das bei dem Seroquel auch so sein wird. Heißt beide Wirkungen addieren sich in ihrer Gesamtheit. Der Dopaminblocker macht einen Antriebslos und Sinneseindrücke werden betäubt bzw. abgedämpft. Die Antriebslosigkeit führt zu Lustlosigkeit Dinge zu unternehmen. Das fehlen von Unternehmungen führt wiederum zur Verschlechterung des Zustandes. Ich hab selten Alkohol (Ich trink nur Bier) in übermäßigen Maße in Kombination mit Dopaminblocker getrunken, kann aber darüber sagen das die Kombination sich gegenseitig verstärkt. Wenn nun ein Alkoholiker auch noch scharfes Zeug trinkt und die Kombination der Wirkstoffe unterschätzt bzw. die Verstärkung der Wirkstoffe event. von ihm gewünscht ist, kann ich mir vorstellen das das zu Kontrollverlust führen kann.

Jetzt werdet ihr vielleicht fragen, was man tun kann. Die Frage ist wie weit du noch an den Menschen herankommst. Die Kombination aus Dopaminblocker und Alkohol führt dazu das es schwer wird den Menschen zu motivieren bzw. zu erreichen. Man erreicht ja schon Alkoholiker alleine nicht mehr. Ohne professionelle Hilfe wird das auch meiner Meinung nix werden. Allerdings ist der Zustand in dem sich so ein Mensch befindet nicht dazu geeignet das der Betroffene aus eigener Kraft aus diesem Teufelskreis entkommt, dazu braucht es den Willen und die Überzeugung. Und wenn beides dem Betroffenen fehlt wird er sich mit der Zeit selber zerstören (Vielleicht ist das auch sein eigentliches Ziel)

Ich lebe immer noch Medikamentenfrei und fühle mich immer noch gut dabei. Der Termin heute bei meiner Ärztin war der vorletzte und es gibt in 6 Wochen den letzten Termin. Und dann kann mich die Pharmaindustrie mal.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:34:36 Di. 15.Juni 2010
Zitat von: Jaybird am 14:32:10 Di. 15.Juni 2010
Warum so nachdrücklich, CN?

Weil ich den Eindruck hatte, dass du dir mehr Sorgen um ihn machst als um dich selbst, zumindest in Phasen wo er sich extrem verhält. Ich wollte dich nur antitschen, damit du deine Grenzen klar behältst. Möglich dass ich dabei ein bisschen zu wenig feinfühlig war. Es gibt auch bei mir Zeiten, wo ich mehr auf den Putz haue als nötig. Pardon dafür!

ZitatIch bin nicht blöde, kenne diese Seiten und weiss dass sich seine Medis nicht mit Alkohol vertragen.

Ich wollte dir nie den Eindruck vermitteln, dass ich dich für blöd halte. Ich weiss auch dass man mit Comorbiden immer das Problem hat, egal wo man auftaucht (Psychose-Forum oder Suchtberatung), aller Rat und alle Hilfe muss mit einem "Aber" versehen werden. Comorbide sind sowas von sauschwer zur Einsicht zu bringen, die haben es drauf ihr Umfeld wahnsinnig zu machen. Wo jeder andere schon gesagt hätte, halt die Bude sieht aus wie Sau und Kacke im Bett ist echt kein Film für länger, da halten die noch durch und man muss ratlos zugucken. Es ist oft eine Gratwanderung kurz vor PsychKG, aber ganz präzise auf der Kante. Fast ein Geniestreich in den Suizid auf Raten.

ZitatDas Einkoten ist aber bei ihm komplett neu, daher meine Unsicherheit ob das alles rein biochemisch abläuft oder psychosomatisch hinzukam - oder eben ganz spezifisch die Schizophrenie sich verschlimmert, es gibt da ja soweit ich mich informieren konnte bei manchen Leuten "Sprünge" im Verlauf. Das ist schon wichtig für mich, zumindest ein bisschen einordnen zu können was eigentlich abläuft, weil mir das auch ein Gefühl dafür gibt was er in einer gegebenen Situation am meisten braucht, was mit ihm los ist - regelmässiger Medis, oder mehr Familienanbindung, oder neue Einstellung wegen Verschlechterung...nicht weil ich meine ihm das alles geben zu müssen.

Ich kann natürlich genauso wenig eine Ferndiagnose für deinen Bruder stellen wie jeder andere, aber eins kommt mir bekannt vor. Der Guteste zaubert vermutlich seine Krankheitsbilder aus dem Hut, wie er sie gerade benötigt um die Situation zu steuern. Deswegen weiss man auch nie genau, ob du auf die Sucht oder die Psychose hin intervenieren soll. Hierbei zeigt sich sehr deutlich, dass die Symtptome auch einem Zweck dienen. Sie dienen dazu, Konflikte zu steuern, zu "lösen" und / oder vor sich her zu schieben. Oft ergibt sich eine Psychose aus einem unlösbaren inneren Eklat, die Sucht kommt dazu als Verdrängungsmechanismus. Das ist sehr vereinfacht ausgedrückt, aber häufig hält ein Psychotiker mittels Substanzkonsum auch die dissoziierten Teile seiner Persönlichkeit "zusammen". Die Substanz wird dann zum Klebstoff für die untereinander kaum verbundenen Ego States (ein Fachterminus aus der Traumaforschung). Man könnte also sagen, ein gewisses dissoziatives Element spielt eine Rolle. Das deutet auf Traumatisierung hin. So sieht es die Tiefenpsychologie. Was wir als Angehörige sehen, sind verwirrende Symptome, deren Ausleben quasi mit aller Konsequenz vom Kranken verfochten wird, aber das scheint nur die Oberfläche zu sein.

Es gibt mehrere Ansätze, damit umzugehen. Wirklich Erfolg versprechend ist aber nur, wenn der Betroffene beide Erkrankungen in Behandlung bringt. Leider gehört dazu auch Medikation, weil ein Psychotiker kaum belastbar genug ist, eine konfrontative Suchttherapie durchzustehen. Leider gehört dazu auch, anfangs an der Oberfläche zu bleiben und alles was auch nur im geringsten nach Trauma riecht, ganz hinten an zu stellen. Anderenfalls droht eine Regression, sprich Retraumatisierung bis hin zur Suizidalität oder aber - als Konfliktbewältigungsstrategie! - ein psychotischer Schub der sich gewaschen hat: Paranoia als primitive Form der Projektion anstelle Introjektion, welche dem Patienten unerträglich erscheint.

Ganz tief unter der Fassade verborgen weiss (oder ahnt) der Betroffene all dies, weshalb er Jahre oder Jahrzehnte benötigt, um sich einer gründlichen Behandlung zu stellen. Es bedroht aus seiner Sicht sein Leben, nur eine einzige dieser "Stellschrauben", die er benötigt um seinen desolaten Zustand beisammen zu halten, in Bewegung zu setzen.

ZitatDen Rest macht derzeit der Betreuer, Amtsarzt war auch schon da.

Sei froh dass die ganze Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt ist!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 23:01:49 Do. 01.Juli 2010
Hier ist mein derzeitiger Stand:

Mein erster Ansatz, Kippen und Alk parralel abzusetzen ging schief

Nun bin ich seit frei Wochen runter von den Zigaretten. Läuft so gut das ist wiklich erstaunlich

Nächstes Projekt ist der Alk. Da schraub ich auch schon runter... na mal sehen, Wenn alle Stränge reissen, geh ich in eine professionelle Einrichtung.

Mal sehen

Erst mal am 4. Juli zu, Sommerfest des Kieler Fensters und sehen was da geht.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 15:40:07 Fr. 23.Juli 2010
Mein derzeitiger Stand :
Seit über zwei Monaten trocken !!
Mit dem Rauchen auf zu hören ist derzeit gar nicht !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 20:33:31 Di. 27.Juli 2010
Mahlzeit!

Lange weg gewesen (Sommer, Hitze, See, viel Arbeit in einem Kotz-McJob usw)... muss ich euch bald die Geschichte zuende erzählen, die ihr hier so ziemlich brühwarm mitbekommen habt. Kurz vorab: Das Ende ist ganz anders als erwartet. Aber heute muss ich hier noch viel Verpasstes lesen und / oder was essen und / oder früh ins Bett...

Bis bald - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 21:02:12 Di. 27.Juli 2010
Seid gegrüßt.

@Tafel
Ich freu mich so für dich.

@CN
Bin mächtig gespannt.

Ich selber konnte ja die Arbeitslosigkeit zum 1. Juli vermeiden, bin jetzt erstmal bei einem anderen Sklavenhalter untergekommen (aber immer noch beim selben Kunden). Im Herbst winkt möglicherweise eine Festanstellung (anderer AG, gleiche Tätigkeit, besser bezahlt).

Fest steht: Es wird ein Herbst der Entscheidungen. So oder so.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 21:10:52 Mi. 28.Juli 2010
hallo, möchte mich auch kurz melden.
seit mitte april bin ich clean.
keine tablos, kein alk.
fühle mich super und fahre täglich mit dem rad ein paar runden oder ich gehe schwimmen. das alles und auch die berichte hier haben mir sehr geholfen.
ich freue mich für jeden hier, der es durchhalten kann und ein neues lebensgefühl dabei entdeckt. ich möchte nie wieder so betäubt durchs leben stolpern, vor allem nicht in diesen zeiten. ich denke, da wird jeder wache verstand gebraucht.

lg
zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: admin am 21:12:31 Mi. 28.Juli 2010
Wunderbar! Hut ab!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Alex22 am 22:14:40 Do. 29.Juli 2010
Zoe die beste "Droge" ist die Wirklichkeit.

Ich mag schon kaum mehr Musik hören, wenn ich dafür den Wind und die Vögel hören darf.

Das Leben ist spannend
Und wir werden uns alle wieder sehen....

Ich freue mich für Dich
:)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 12:38:06 So. 01.August 2010
So, heute bin ich drei Monate weg von den Kippen, und habe mal alles an Alk raus aus der Bude und nun geht es per sofort in die nächste Entgiftung.

Wird wohl n harter Törn, aber muß einfach sein.

Im letzten Versuch hat es ja nicht so toll hingehauen, aber das war wohl zu heftig mit parallelem Kippen/Alk-Entzug.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 18:46:23 So. 08.August 2010
Namd!

Herzlichen Glückwunsch @all zu dem was ihr erreicht habt! Hut ab :]

Meine Geschichte hat sich etwas chaotisch entwickelt... Man sollte voranschicken, dass die Rolle "Angehöriger!" immer die undankbarste von allen ist. Betroffene können etwas ändern, denn Sucht ist eine Krankheit, deren Verlauf auf eigenem Handeln beruht udn das ist per se veränderbar. Fachleute können auch etwas tun, nämlich z.B. selbstherrlich entscheiden und auch abrechnen. Nebenbei bemerkt kann es letzteren egal sein, was bei ihrem Herumgemurxe rauskommt, man hat ja "professionelle Distanz" und das Geld kommt auf jeden Fall. Angehörige sind coabhängige Schädlinge, die man dem Patienten vom Leib halten muss, aber die man dringend braucht, sobald das System Lücken aufweisst: z.B. Wechsel des Kostenträgers funktioniert nicht nahtlos. Weil dann gerade mal ein paar Wochen keidner für die "Leistungen" aufkommt, werden keine erbracht und die Familie / Freundin muss herhalten. Ergo, immer wenn das System nicht weiter weiss, müssen diejenigen ran, die den Job i.d.R. nicht gelernt haben. Man kommt sich dann vor wie ein Putzlappen, der wird nur hervorgekramt wenn man es gerade für opportun hält, ihn zu benutzen. Schönen Gruss aus Absurdistan.

Diese oben beschrieben Situation hat mich den letzten Nerv gekostet! Ich habe zwar das gemacht, was man "uns Angehörigen" immer rät, nämlich was für mich getan, damit es mir "gut geht". Ich bin brav arbeiten, pflege mit Begeisterung mienen Garten, ziehe eine zuckerschnuffisüsse Katze gross (die ist frei geboren und mir zugelaufen, ein echtes Sonnenscheinchen sag ich euch!) und ich röste mir mit Freunden gemeinsam den Pelz am See. Trotzdem spukt im Hinterkopf "das Problem". Monsieur und ich hatten uns also - knackig ausgedrückt - an die Köppe gekriegt und das nicht zu knapp. Es hat richtig bös gescheppert am Telefon. Schlussendlich hab ich einen zickigen Spruch rausgefeuert und aufgelegt.

Der hat seinen Therapeuten nichts von dem Streit erzählt. Am Wochenende dachte er, er könnte einfach auf Heimfahrt hier einkehren, was ich aber telefonisch verweigert hatte. Somit rief er von mittags bis spätnachmittags alle 3 Nase lang auf meinem Handy an, aber ich hatte das stumm und lag am See 8) Irgendwann endeten die Anrufversuche... irgendwie spooky, dachte ich noch...

Montag abend rief ich an, sein Handy aus. Patientenleitung in der Klinik angerufen, der Nachtportier war ganz erstaunt:" Wie, ist der nicht bei Ihnen?" :o Nee, würde ich dann anrufen? ;D Am Donnerstag bekam ich dann - auf erneute Anfrage hin, denkt bitte jetzt nicht dass diese Klappspaten mich mal von sich aus verständigen! - die Auskunft, der saubere Herr befände sich im Knast. In welchem wüsste man nicht. Bekannt sei nur, dass er (schooon wieder!!!) nach Venlo gefahren und auf der Rückreise erwischt worden sei. Oha!

Mein Versnatd hat das binnen 10 Sekunden verarbeitet:

Er war für mich clean geworden, nicht für sich selbst. Deswegen warf er alles übern Haufen, als ich mal nicht parat stand. Gut, denn andernfalls hätte er mich fürs Cleansein bluten lassen bis ins Grab (Ziggy, du weisst was ich meine). ER hat also zu seiner Selbstbestimmung zurück gefunden, hat alle Verantwortung von der Backe, ist nicht mehr mit seiner Angst vorm Knast manipulierbar (35er geschmissen) und braucht für alle erhaltene Hilfe nicht mehr dankbar sein. In seiner verqueren Logik ist er also frei. Ich aber auch >:D

Irgendwann teilte man mir dann (auf erneute Anfrage natürlich >:() mit, Monsieur sitze im Lübecker Hof ein. Toll sag ich mir, guck im Netz nach: Die machen U-Haft, Strafhaft, Durchlieferungshaft. Nur eine Zentralnummer erhältlich, die ich anrufe um zu erfahren, wie ich an den Schlüssel komme. Der Guteste hatte ja noch meinen Zweitschlüssel, der mutmasslich in der Hab lag *grml* ... Der zentrale Abfertigungsfachbeamte blaffte mich an als sei ich selber ein Sträfling. Ich hatte die Ehre, mich von der JVA demütigen zu lassen. Darauf hab ich mich schon ein Leben lang gefreut, das ist doch was feines! ::) Ich müsse den Besuchsdienst anrufen. Dort müsse ich den Gefangenen bitten lassen, mich zu Besuch zu empfangen, um ihn dann freundlich zu fragen, ob ich mein von der JVA in sein Eigentum überführtes Eigentum (jaja, ist auch absurd, aber Rechststaat Deutschland will es so) auf seinen Antrag hin, den die JVA auch erst noch genehmigen muss, zurück erhalte. Der BEsuchsdienst hat morgens 2 Stunden telefonische Sprechzeit. In diesen 2 Stunden ist immer besetzt, wie ich herausfand.

Auf der Arbeit darf ich nicht privat telefonieren. Es war also unvermeidlich, mich mit meinem Handy auf dem Scheisshaus einzusperren, um in der JVA anzurufen. Im Büro geht das nicht, denn ich teile es mit einer Kollegin, die auch zugleich meine Nachbarin ist. Das heisst die wohnt im selben haus wie ich. Hab ich hier schon irgendwo geschrieben. Wär ja todschick, in ihrer Gegenwart mit dem Lübecker Hof zu telefonieren: "Hallo ist das der Knast? Sitzt bei Ihnen ein Herr XY ein, der hat meinen Schlüssel?" :baby: Ja, man lebt durchaus kultiviert als Akademiker ;D

Nachdem ich geschlagene 2 Wochen lang über diese Zustände geflulcht hatte wie ein Müllkutscher, kam ein Anruf vom Handy meines [insert-word-here] Freundes. Er sei entlassen worden. Ich bat ihn mir den Schlüssel zu bringen und die Geschichte mal genauer zu berichten:

Venlo stimmte, aber er ist nicht erwischt worden. Es folgt also keine neue Anklage, bleibt nur der zerschossene 35er und dass die Therapie, die er nur 1 Woche vor der planifizierten Entlassung(!!!) abgebrochen hat, nicht angerechnet wir, macht 1 Jahr 9 Monate. Verhaftet wurde er wegen einer alten Geldstrafe, von der alle dachten die sei längst abgezahlt. Da hatten aber 18 TS gefehlt, also EFS. Monsieur hatte sich gleich die alte Dosis reingeknallt, also 3 Tüten und war laut Polizeibericht "apathisch" aufgegriffen worden ;D

Ich hab ihn erst mal hier pennen lassen und am nächsten Tag seine Checkerei regeln geschickt: ARGE, Anwalt, Drobs, Arzttermin machen. Hat er auch alles getan. Leider kam ich dann freitags nachmittags von der Arbeit und fand einen Menschen vor, edr auf dem besten Weg zurück in seine Pschose war. Im Knast hatten die alles abgefragt, Krankheiten Medikament etc., aber keine Medikation erteilt. So flockige 3 Wochen nach dem Absetzen einer bis dato recht hoghen Dosis kam der Hirnstoffwechsel durcheinander, zumal der Stressfaktor durch den Druck des zu erwartenden Haftbefehls (wenn einer Therapie auf § 35 BtMG abgebrochen wird, ist die StA zum sofortigen Ausstellen des Haftbefehls berechtigt) nicht unerheblich ist. Da man fretags abends aber keine Medikamente mehr bekommt, ist in so einem Fall sicherer sich in die Offene Station der örtlichen Psychiatrie aufnehmen zu lassen. Dort bekommt man Medikamente, sonst nirgends. Der neue Arzt hat ja erst im September wieder Termine frei ::)

So, jetzt bin ich wieder Strohwitwe. Die Karriere "Gosse, Obdach, Klapse, Knast" ist noch nicht zuende, jeder Süchtel braucht schliesslich seine Umwege. Aber MEINE Freizeit kleistert er mir nicht mehr vollumfänglich mit seinejn Problemen zu! Nach der Venlo Aktion habe ich gesagt, jetzt löffel deine Suppe selber aus. Du hast dem Hilfesystem und auch mir einen Tritt in den Arsch verpasst der seinesgleichen sucht, also ist es dir wohl nicht gut genug. Dann mach selber! Du wirst nur gesund, wenn du deine Verantwortung für dich übernimmst. Und ICH will auch was von meinem Leben haben!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 21:38:58 So. 08.August 2010
ZitatZiggy, du weisst was ich meine

Ja.

Scheiße.

Aber du bist stark. Und - wenn ich das mal sagen darf - ich steh auf deine Schreibe.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 21:17:41 Mo. 09.August 2010
Zitat von: Ziggy am 21:38:58 So. 08.August 2010
Und - wenn ich das mal sagen darf - ich steh auf deine Schreibe.

Danke gleichfalls - You made my day 8)

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 20:13:30 Fr. 13.August 2010
Update.

Mein Bruder ist mittlerweile wegen seiner neulichen Suffeskapaden zwangseingewiesen worden. Zunächst hiess es, bis September, nun ist bis Februar velängert.

Allerdings ist das eher eine Einrichtung für schwere Fälle, also, ist er ja auch, aber eben mit der Kombi Sucht/Psychose und diesen Schwerpunkt bietet der Laden nicht, genau gekommen nicht mal auch nur EINS davon. Ist mehr so Spezialgebiet "Therapieresistente parken". Resultat: der Alkoholiker in ihm ist jetzt festgesetzt und mit zusätzlichen Beruhigungsmitteln versorgt. Kann man ja auch pro-Argumente finden. Ausgang nur mit Personal, nicht mal mit Angehörigen. Der Psychotiker in ihm zieht sich in dieser Umgebung gerade komplett in sich zurück und entwickelt eine Art auf- und abschwellenden Stupor. Merke: den Stupor bemängelt dort keiner, seine nächtliche Unruhe hingegen wurde sofort mit diesen Beruhigungsmitteln gekontert. Entscheidend scheint mir hier was besser handlebar ist, wer vor sich hin stiert stört halt nicht...

Naja, in mir löst es wieder einen Zwiespalt aus. Ich weiss nicht was man sonst tun könnte, Entlassung würde den Kreislauf von vorn anleiern, weswegen ich auch skeptisch bin dass unsere Mutter jetzt mit einem Patientenanwalt den Beschluss aushebeln will.

Ich merke nur, ich kann im Moment nichts tun. Ausser genau damit klarkommen lernen.  :(
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 08:03:47 Mi. 08.September 2010
hi , zum stand der Dinge !

bin seit mai trocken gewesen und seit freitag rückfällig ,
gleich gehts wieder in entgiftung !
dieses mal habe ich nicht so lang gewartet !
ich bin wohl nicht sehr stressresistennt!
auslöser war in diesem fall der arbeitsvertrag den man mir vorlegte , und den ich in dieser form so nicht unterschreiben konnte !
ich war aber davor auch schon psychisch sehr angeschlagen .
naja packen mers !!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 11:48:15 Mi. 08.September 2010
Erst mal meine besten Wünsche für dich.

"Auslöser" war aber wohl nicht der Arbeitsvertrag, das war wohl nur der berühmte "letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen" brachte.

Bei mir war es immer so, daß ich mich gedanklich längst mit dem Saufen beschäftigte, bevor ich es dann tatsächlich tat. Ich wartete dann eigentlich nur noch auf die richtige Gelegenheit. Und die kam dann natürlich auch immer. Meist ist man schon (oder noch) "trocken besoffen", bevor man dann tatsächlich trinkt.

Sol dich jetzt aber nicht weiter jucken. Wichtig ist alleine, daß du wieder auf die Beine kommst. Viel Glück!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 23:01:58 Do. 09.September 2010
VIEL GLÜCK AUCH AUS DEM VERSOFFENEN SKANDINAVIEN. OHNE IRONIE:

MfG

BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 09:44:10 Mi. 29.September 2010
So bin wieder daheim und gut drauf ! ;D

Die Alkoholentwöhnung war diesmal recht hart , was dem Umstand geschuldet war,das es kein Programm gab welches einen ablenken konnte !
Für Mich war dieser Umstand ein Segen , da Ich mich mal mit mir selbst beschäftigen musste .
Ich bin jetzt auf Antidepressiva eingestellt (wurde mir seit über einem Jahr angeraten ,aber von mir immer abgelehnt !)
Desweiteren habe Ich bei Gericht eine gesetzliche Betreuung beantragt (mit Gutachten vom Arzt)
um mir diesen ganzen Behördenscheiss vom Hals zu halten und mal die Privatinso in Angriff zu nehmen !

ZitatBei mir war es immer so, daß ich mich gedanklich längst mit dem Saufen beschäftigte, bevor ich es dann tatsächlich tat
Das ist auch so gewesen !
Stress gepaart mit einer depresiven Phase (plus) Famielienkrach (X) unmenschlichen Arbeitsbedingungen (hoch) vorgelegtem Knebelvertrag (=) Absturz.

man könnte auch sagen , das sich eine ganze Reihe negativer ereignisse sich zu einer ungünstigen Gesamtsituation addiert haben ! ;D

bis denne
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carlo am 21:46:03 Do. 20.Januar 2011
Seit 20 Jahren trocken und der wesentliche Punkt, den ich erkennen musste ist, dass es egal ist, warum ich abhängig wurde, ich musste akzeptieren, dass ich abhänigig bin. Man denkt viel zuviel nach, welches Ereignis einen in die Abhänigkeit führte, was das Faß zum Überlaufen brachte usw., das führt zu nichts. Selbst wenn man es lösen könnte, die Abhängigkeit bleibt
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 23:41:27 Do. 20.Januar 2011
Genau so ist es.

Solange man noch intensiv Ursachenforschung treibt, hat man die Tatsache der Abhängigkeit noch nicht völlig akzeptiert. Man kämpft noch. Unbewusst sucht man noch einen Ausweg, will nicht sein, was man doch aber offensichtlich ist, kann sich als Alkoholiker nicht annehmen, will "normal" sein. So schließt man nie Frieden mit sich selbst, der Rückfall ist programmiert.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 09:15:28 Fr. 21.Januar 2011
Wußte doch als ich mich bei CD angemeldet habe, warum, auch wenn ich diesen Thread erst jetzt finde.

In fast jedem Beitrag finde ich mich wieder, und ich werde sicher noch einige Fragen stellen eigene Erfahrungen posten.
Aber jetzt ist erst einmal etwas anderes angesagt.

schönen guten Morgen allen, wollte ich noch wünschen.  :D ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 22:25:08 Fr. 21.Januar 2011
Heya!

Von mir kommt evtl. auch bald wieder was zum beliebten Thema...

Heute kam schon wieder  ::) Post von der ARGE die für meinen Lieblingschaoten bestimmt war. Entweder er hat es verkifft dort bescheid zu geben, in welcher Notschlafstelle er derzeit nächtigt, oder die ARGE hats verpeilt. Ich bin jedenfalls stinkesauer geworden, dass schon wieder ::) Post von einem Kiffer kommt, der sich zugunsten des Kiffens und Obdachlosseins (Freiheiiiiittt!!! Wie in "Barveheart", soooo romantisch ::) ) seit Monaten ::) nicht mehr gemeldet hat. Ich bin doch nicht das Sekretariat oder die Papierablage? Wenn sich jemand nicht meldet, will ich Abstand gewinnen und das geht so nicht.

Jedenfalls platzte mir gepflegt der Arsch. Ich rief eine Tagesstätte für Obdachlose an, in der er täglich einkehrt, und fragte ob der saubere Herr zu sprechen sei. Der dortige Sozialarbeiter sagte, Monsieur habe sich vor 2 Wochen das letzte Mal blicken lassen und dabei erwähnt, dass er einen Aufenthalt in der Psychiatrie plane. Ob er inzwischen verhaftet sei, konnt mir der Sozialarbeiter natürlich nicht sagen. mir war aber klar, dass der Aufhebungsbescheid wegen Haftaufenthalt von der ARGE dann auch bei mir landen würde ::) Naja...

Ich ruf also in der Klapse an, Zentrale, ich hätte gerne Herrn XY gesprochen, können Sie bitte durchstellen? Jo, sitzt in der Geschlossenen, Moment bitte ::) Voila! Ich hatte den Oberchaoten dran. Und was erzählt der mir? Er habe sich sehr wohl versucht zu melden, aber meine Handynummer hätte sich geändert (hat sie tatsächlich, Sportsfreund, was meinste wohl warum?) und meine Festnetznummer, tja, die stand auf der Visitenkate, die ihm in der Notschlafstelle ein Mitübernachter aus dem Spind geklaut hat. Brief schreiben? Ja, da hätte ich recht, hätte er machen sollen... *grml* ...

Jetzt kommt der Part für dich, Ziggy:

Der Master of Destaster hat in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass er jedesmal wenn er kifft, seinen Kreislauf vergessen kann und obendrein Paranoia einsetzt. Der Zusammenhang wird von ihm nicht mehr verleugnet. Er kifft jetzt nicht mehr, sagt das sei wohl durch, er vertrage kein THC mehr. Ausserdem schafft er es zum ersten Mal, sich freiwillig 3 Wochen lang in der Psychiatrie behandeln zu lassen! Es sei nicht gut für ihn gewesen, in der Gosse / Notschlafstelle rumzuhausen, da habe das wieder angefangen. Verdrängen kann er auch nichts mehr. Er möchte gerne einen Platz im BeWo für Doppeldiagnose-Klienten und einen neuen 35er Antrag stellen.

Reicht der aktuelle Erkenntnisstand ggf. als Grundlage dafür, endlich mal FÜR SICH SELBST aufzuhören? Vorausgesetzt er kümmert sich auch um den erforderlichen Scheiss dann selber, und lässt nicht nur diverseste Sozialdienste rödeln.

Ich persönlich mach keinen Finger mehr krumm. Das weiss er auch. Er ist herzlichst dankbar für meinen Anruf und möchte wohl wieder Kontakt halten. Was ich will, stelle ich dann fest wenn ich sehe, wie tragfähig der Schmonsens ist. Momentan trau ich dem so weit wie ich ihn werfen kann. O-Ton: "Ich habe 4 Katzen, das reicht zum Durchfüttern" ;D

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 00:43:05 Sa. 22.Januar 2011
Prognosen sind Schall und Rauch. Ich habe Fälle erlebt, die schienen absolut aussichtslos, und wurden dauerhaft trocken und nüchtern. Andere wiederum schienen eine "sichere Bank", wurden rückfällig und starben.

Manche brauchten nur einen kleinen Schubs, um die Erkenntnis zu finden, andere wurden vom Schicksal mehrfach böse geschlagen und es half nichts.

Ich würde mich selbst als Experten bezeichnen, was die Krankheit Alkoholismus betrifft. Ich denke, daß ich die Krankheit verstehe, die Mechanismen, die ihr zugrunde liegen, die Prozesse, die ablaufen, die verschiedenen Stadien der Abhängigkeit. Das sind für mich alles durchschaubare Muster. Aber dann kommt diese unbekannte Komponente ins Spiel, nämlich der Mensch, und so kommt eine Unschärfe in die Gleichung, ein unberechenbares Element, und ich habe keine Ahnung, was hinten rauskommt.

Einfach ausgedrückt: Ich weiß, wie Alkoholismus grundsätzlich "funktioniert". Ich weiß genau, wie er bei mir funktioniert. Aber ich habe keine Ahnung, wie er bei einem anderen Menschen funktioniert. Weil alle Menschen verschieden sind, und jeder mehr oder weniger anders auf eine Substanz wie z.B. Alkohol reagiert. So werden viele überhaupt nicht abhängig davon, andere aber beinahe sofort, und bei jedem wirkt es sich anders aus. Und so gibt es wahrscheinlich auch millionen verschiedene Wege aus der Sucht. Deswegen würde ich auch nie mehr zu einem Trinker sagen "So wie du das anpackst, wird das nie was!" Oder: "Weiter so, du bist auf dem richtigen Weg!" Zu oft lag ich böse daneben, habe Signale, Zeichen falsch interpretiert.

Mein eigener Sohn ist Alkoholiker. Er hat alle Stadien durchlaufen, die ich auch durchlaufen habe, ja, er hat den entscheidenden Punkt am Weg passiert, den ich auch passiert habe, den Moment der Erleuchtung, der mich zur Besinnung brachte, aber bei ihm blieb es aus. Wir sind ähnliche Charaktere, geistige Zwillinge, haben ähnliche Erfahrungen gemacht, ähnliche Lernprozesse durchlaufen, kaputte Ehe, Gefängnis, Irrenhaus. Er hört mir zu, wenn ich spreche, meine Erfahrungen teile, wir verstehen uns oft ohne Worte. Aber dann, wenn ich von diesem einzigartigen Moment berichte, der alles verändert hat, mich selbst, mein ganzes Leben, mein Denken, Fühlen, Handeln ... dann sehe ich die Verständnislosigkeit in seinem Blick, klar, was sonst ... er hat diese Erfahrung nicht gemacht ... ich selbst habe früher diese Geschichte von anderen trockenen Alkoholikern gehört, und konnte mir darunter nichts vorstellen. Bis ich es selbst erlebte. Es ist die persönlichste, die erschütterndste Erfahrung in meinem Leben, ein Moment absoluter Klarheit, ein Blitz, der im Gehirn einschlägt und die Seele durchdringt. Ich kann mir keine größere Erfahrung vorstellen.

Man kann es nicht erzwingen, vorhersagen, beschreiben, erklären ... ich habe keine Ahnung, warum es mir passierte und anderen nicht. Ich kann kein Muster erkennen, kein System, es scheint absolut zufällig ... oder willkürlich, je nach Standpunkt.

Vielleicht muß ich meinem Sohn beim Sterben zusehen, ich weiß es nicht. Ich bin da. Wenn er mich braucht. Aber noch braucht er mich nicht. Vielleicht wird es nie passieren, vielleicht schon morgen.

Ich kenne beide Seiten des Alkoholismus. Ich weiß, wie es dem Trinker, der Trinkerin geht. Aber ich weiß auch, wie es sich anfühlt, hilflos zusehen zu müssen, wie sich ein lieber Mensch zu Tode säuft. Ich habe es mehrfach miterlebt. Und jedes Mal war ich machtlos, konnte nichts tun. All mein Wissen, meine Erfahrung, meine Überzeugungskraft ... nichts wert, wenn es darauf ankam. Anfangs wollte ich immer schier verzweifeln, aber ich habe gelernt, damit zu leben. Ich musste schmerzhaft lernen, daß der Alkohol nicht nur in mir stärker ist als ich, sondern auch in anderen, und ich musste als Angehöriger, Partner, Freund, Vater genauso kapitulieren wie als nasser Trinker.

Ich habe die "Gelassenheit" gelernt, die nötig ist, um selbst zu überleben. Ich habe gelernt zu warten, auf diesen Moment, wenn plötzlich nachts um drei das Telefon klingelt, und ein nasser Freund die Visitenkarte wiedergefunden hat, die ich ihm vor Jahren zugesteckt habe, genau so, wie ich Leute nachts angerufen habe, wenn ich so grauenhafte Angst hatte, daß ich zu nichts mehr fähig war, und die Stimme am Telefon mich bis zum Morgengrauen rettete. Manche Dinge vergisst man einfach nicht, nicht in alle Ewigkeit.

Aber ich habe auch gelernt, "loszulassen", im Hintergrund abzuwarten, bis ich gerufen werde. Oder auch nicht. In "Gelassenheit" steckt das Wort "lassen" drin, ich assoziiere das mit "loslassen", "fallenlassen", "sein lassen", wobei "sein lassen" nicht nur bedeutet, etwas sein zu lassen, sondern auch andere sein zu lassen, wie sie sind, "leben lassen", und, wenn es sein muß, auch "sterben lassen".
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 00:54:08 Sa. 22.Januar 2011
Dein Beitrag ist wirklich gut und dem Thema angemessen.

Herzlichen Dank.

MfG
BGS

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 08:58:10 Sa. 22.Januar 2011
@CN, du selbst kannst garnichts tun, ausser offen zu sein und wenn zu Dir Kontakt aufgenommen wird, einfach nur da zu Sein.

Der Süchtige muss alles selbst tun, letztendlich ist bzw. klingt es einfach, der süchtige ist in der VERANTWORTUNG, diese muss er selbst tragen und er entscheidet selbst.

@Ziggy, das ist gerade die besondere Härte wenn noch nahe stehende Familienangehörige betroffen sind und man kann nicht helfen, obwohl für einen selbst alles klar ist, Du schreibst es sehr schön, das man das Vorgehen für sich selbst weiß, wie man es gemacht hat und versucht dies weiterzugeben, man erkennt dann oft das es eben nicht funktioniert und fängt an sich mit Selbstzweifeln zu plagen, es geht einem schlecht und zieht einen mit runter, persönlich hilft mir mein Egoismus, dies dann zu überstehen, ich ziehe mich dann immer ganz tief in mich zurück und zeige nicht wie verletzt ich bin, das ist mein Weg.

Der sicher mit vielen von Euch viele Deckungsgrößen aufweist, aber sich in einigen Punkten unterscheidet.

Was für mich aber mittlerweile wichtig ist, das es mir gut geht, denn damit geht es meiner Familie gut bzw. ich kann meiner Familie helfen.
Die Gelassenheit, puuh eine Sache für sich wenn es einmal in einem kocht, aber was für mich fast noch wichtiger ist ist die Zufriedenheit, nicht so ein kurzes Glück, nein so eine innere und auf auch längere Zeit Beständigkeit in dieser Zufriedenheit, es gibt nämlich einige die sind glücklich aber nicht zufrieden.

Meine persönliche Feststellung ist, das ein trockener Alkoholiker manchmal das größte Ekel sein kann, aber das ist er nur in den Augen der anderen, zu sich selbst ist er ehrlich, daher sieht das oft so nach aussen aus. ;) Natürlich auch penibel und obergenau, aber das wollten wir doch beim saufen auch sein, ständig perfekt "besoffen", nur das jetzt der Suff nicht mehr da ist, zum Glück ist das penible und obergenau geblieben, den im Chaos ist oder wäre es viel schwerer.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 09:29:34 Sa. 22.Januar 2011
Ich unterscheide ebenfalls zwischen Glück und Zufriedenheit. Erlangung von Zufriedenheit ist für mich lebensnotwendig, wenn ich dauerhaft trocken und nüchtern leben will, ein Zustand der Balance, des "Mit-sich-selbst-im-Reinen-seins", das vorbehaltlose Akzeptieren der Realität, der Wahrheit, der eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten, die Akzeptanz, daß man nicht perfekt ist, sondern Macken hat, unvollkommen ist, und daß andere es aber auch sind. Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, und mich so akzeptiere, kann ich auch anderen gegenüber Toleranz üben. So gelingt es mir, ein ausbalanciertes Leben zu führen, zwar mit Ausschlagsspitzen nach oben und unten (sonst wär's ja sterbenslangweilig), aber immer im Rahmen eines großen Ganzen, als Teil davon.

Glück ist ein Bonus, ein Zubrot, das einem zufliegt und wieder verschwindet, etwas Flüchtiges. Zufriedenheit kann und muß man sich erarbeiten, sich "verdienen", Glück braucht so etwas nicht, es kommt und geht, scheinbar zufällig, es lässt sich nicht zwingen. Allerdings - das ist meine Erfahrung und Beobachtung - trifft das Glück eher die Menschen, die auch sonst "richtig" leben, die mit sich und ihrer Umwelt in Einklang sind. Glück muß man annehmen können und auch wieder loslassen (da ist es wieder!). Wer versucht, das Glück mit aller Macht festzuhalten, wird dabei unglücklich. Wobei ich unter Glück keine materiellen Dinge verstehe, sondern etwas Spirituelles. Ich betrachte Geld nicht als Glück, sondern als Fluch. Ich habe in einer geselligen Runde mal gesagt: "Etwas Schlimmeres als ein Million-Lotto-Gewinn könnte mir nicht passieren!" Und das meine ich ernst.

ZitatMeine persönliche Feststellung ist, das ein trockener Alkoholiker manchmal das größte Ekel sein kann, aber das ist er nur in den Augen der anderen, zu sich selbst ist er ehrlich, daher sieht das oft so nach aussen aus.

Das ist wohl wahr. Trotzdem gibt es dem Alkoholiker nicht das Recht, auf seinen Mitmenschen rumzutrampeln. Ich kenne Alkoholiker, die nehmen sich und ihre Krankheit so wichtig, daß alle anderen darunter leiden, und gar nicht selten höre ich von den Angehörigen: "Seit er nicht mehr säuft, ist er ein RICHTIGES Arschloch!" Also Vorsicht! Letztendlich ist meine Krankheit meine Privatsache. Ich habe nicht das Recht, meiner Umwelt damit ständig auf den Keks zu gehen.

Was ich meine, ist: Ich habe z.B. ein neutrales, entspanntes Verhältnis zu Schwulen. Es gibt aber diese Schwulen, die mir mit ihrem Schwulsein echt auf den Zeiger gehen, B-Promis wie Dirk Bach oder Hella von Sinnen zum Beispiel, oder Thomas Herrmanns, ich finde diese Menschen unglaublich anstrengend. Ich fand auch Harald Juhnke als Alkoholiker anstrengend, der eine Show daraus gemacht hat, bis ihm der Alkohol dann endgültig klar gemacht hat, daß das alles kein Spiel ist, und aus ihm einen dementen Dödel gemacht hat, einen Narren, einen hilflosen Deppen, eine tragische Figur.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 12:01:13 Sa. 22.Januar 2011
Dazu vielleicht noch der Gedanke, in wie weit habe ich überhaupt das Recht, einzugreifen in den Lebensweg & die Lebensaufgabe eines Süchtigen, den dieser (vermutlich und möglicherweise...) auf einer viel tieferen Ebene für sich gewählt hat, um für sich zu lernen, weiterzukommen, sein Selbst zu stärken.

Wo ist die richtige Balance zwischen Stärkung & Unterstützung des Süchtigen als menschenfreundliche Geste und wo beginnt eine Bevormundung, Überfürsorge und ständige Betriebssamkeit, die nur das eigene Ego füttern soll?
 
Oder noch weiter: Geht es bei der Begegnung mit dem Süchtigen vielleicht gar nicht so sehr um ihn, sondern geht es auch um MICH und den Spiegel, den er mir (ganz unbewußt...) vorhält, damit ICH lerne, mein Verhalten, mein Ego, mein Mitgefühl trainiere?


Wie auch immer... liegt ein jeder (Einzel-)fall völlig unterschiedlich, es ist sehr riskant zu verallgemeinern und zu raten ist sch**ss-schwierig, leider.

Die Begegnung mit der Sucht, von welcher Seite auch immer, ist eine echte Lebensaufgabe scheint mir.

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 12:33:28 Sa. 22.Januar 2011
ZitatOder noch weiter: Geht es bei der Begegnung mit dem Süchtigen vielleicht gar nicht so sehr um ihn, sondern geht es auch um MICH und den Spiegel, den er mir (ganz unbewußt...) vorhält, damit ICH lerne, mein Verhalten, mein Ego, mein Mitgefühl trainiere?

Es ist eine bewiesene Tatsache. Anderen helfen heißt auch und in erster Linie: mir selbst helfen. Zumindest in diesem Zusammenhang.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 12:42:37 Sa. 22.Januar 2011
Zitat von: Ziggy am 12:33:28 Sa. 22.Januar 2011


Es ist eine bewiesene Tatsache. Anderen helfen heißt auch und in erster Linie: mir selbst helfen. Zumindest in diesem Zusammenhang.

Kleines OT: Denk nur an die ganzen "ehrenamtlichen Tanten" bei den Tafeln oder Charity-Veranstaltungen...

:-X
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 12:53:46 Sa. 22.Januar 2011
Daraus könnte man einen eigenen Thread machen. Titelvorschlag "Schuld und Sühne". Oder meinetwegen auch "Erlösung". Großes Thema.

Tatsächlich gibt es Menschen, die Nächstenliebe leben. Sie geben und erwarten keine Belohnung, keine Gegenleistung. Ich kenne solche Menschen, und ich bewundere sie aufrichtig.

Dann gibt es die, die sich "freikaufen" wollen. Sie schleppen eine Schuld mit sich herum, und wollen diese durch gute Taten wettmachen. Was natürlich voraussetzt, daß sie an einen Gott glauben, der eine kaufmännische Grundausbildung hat mit dem Habitus eines Pfandleihers und dem Gewissen eines Joe Ackermann. Die Kirche hat mit solchen Menschen früher viel Geld ... ähm ... verdient.

Na ja, und dann gibt es noch diese Öffentlichkeitsfetischisten, Promis "Schaut, was für Wohltäter wir sind", Schauspieler, Heuchler, der ganze verachtenswerte Rotz.

Belassen wir's dabei.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 13:01:05 Sa. 22.Januar 2011
Das mit dem Ekel war, wie soll ich es sagen, so gemeint, das man charakterlich ein "Riesen Arschloch" sein kann (manchmal auch muß), das darf man natürlich nicht an anderen auslassen, es sind meist die innere Selbsterkenntniss die einem dazu führt, den Spiegel sich selbst vorzuhalten.

Und Hilfe für andere, das habe ich für mich so ein wenig entschieden das ich bereit bin Hilfe anzubieten, diese aber nicht aufdrängle oder bevormunde, wenn ich gefragt werde antworte ich, sonst halte ich meine "Fresse".

Den gute gemeinte Rat"Schläge" brauche ich nicht auszuteilen und möchte ich zum großen Teil auch für mich garnicht haben, den wenn ich Hilfe benötige versuche ich es entsprechend zu formulieren.

Persönlich bin ich, bis auf meine Kinder, nicht in der Position, für andere eine Vormundposition einzunehmen, daher bin ich gänzlich ungeeignet z.B. für den Beruf des Richter, der Entscheidungen über andere zu treffen hat.

Und Lottogewinn ist sicher etwas feines, ich wüßte wem ich konkret wie helfen könnte und wenn das Geld alle ist, würde ich eher wie Oscar Schindler betrübt sein nicht mehr getan zuhaben. ;)

Ansonsten lebt man natürlich nicht von der Luft allein und das persönliche Auskommen von mir und Familie muss schon gesichert sein.

Hier kommen unsere beiden Urängste, Gier und Angst ins Spiel, Angst etwas zu verlieren und Gier nicht noch mehr zu besitzen und über den Besitz als Machtausdruck nicht mehr Macht zu besitzen und auch diese wieder mit einer Angst verbunden sie zu verlieren.

Das umgehen mit den Ängsten, in vielerlei Form hat mir persönlich sehr geholfen trocken zu werden und bis heute zu bleiben.
Was hatte ich Angst, es wird über mich gelacht, was hatte ich Angst das mein Partner es bei einem Lob nicht ehrlich meint, völlig zerfressen war ich von Ängsten, Angst mein Partner verlässt mich usw. usw. .
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 13:16:34 Sa. 22.Januar 2011
ZitatUnd Lottogewinn ist sicher etwas feines, ich wüßte wem ich konkret wie helfen könnte und wenn das Geld alle ist, würde ich eher wie Oscar Schindler betrübt sein nicht mehr getan zuhaben.

Ja, das ist ein hehrer Gedanke. Ich fürchte aber, daß ich mich verändern könnte, wenn ich die Kohle erst einmal in den Krallen habe. Das weiß man ja immer erst hinterher ...

Geld korrumpiert. Macht korrumpiert. Da sind schon andere abgedreht als ich.

Angst ist DIE Triebfeder des Menschen. Als ich "Inventur" machte, wobei ich wirklich tief unter der Oberfläche schürfte, fand ich beinahe ausnahmslos Angst als Motiv für alles, was ich getan hatte. Ich hatte im Laufe der Jahre so viele Ängste aufgebaut, daß mir heute noch schwindelig wird, wenn ich daran denke. Das Leben, das ich heute führe, ist nahezu angstfrei, und wenn mich heute eine Angst befällt, gehe ich ihr rational auf den Grund, und dann verschwindet sie meist von selbst. Die meisten und schlimmsten Ängste halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Unsere Fantasie gaukelt uns manchmal die schrecklichsten Dinge vor, und wir geraten in Panik. Bleiben wir aber ruhig (ich weiß, das sagt sich so), ist der Kampf meist entschieden, bevor es richtig losgeht. Früher stellte ich mich meinen Ängsten nicht, sondern versuchte, sie zu ersäufen. Leider konnten sie alle ausgezeichnet schwimmen ...
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 14:19:25 Sa. 22.Januar 2011
Hi!

Ihr habt das Thema wieder so angereichert, dass Stoff zum Nachdenken für Wochen, eher Monate zusammen kommt... Das hält mir einen Spiegel vor. Ich habe momentan überhaupt nicht die nötige Distanz, um so aufgeräumt darüber zu schreiben. Beim Lesen der Beiträge habe ich mich sogar spontan für meine gestrige Einlassung geschämt. Sowas unfachliches, unprofessionelles, unausgegorenes hier in Thread zu schmierpinseln... Einerseits ist schön, dass hier wieder geschrieben wird. Andererseits ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass mir zur Zeit nichts angemessenes aus der Feder läuft, um mich weiter daran zu beteiligen. Kanns aber gebrauchen.

Von mir kann ich nur sagen, dass ich verletzt und gekränkt bin. Es ist impulsgesteuert, aber ehrlich. Ich habe ein Kompliment bekommen, dass seinesgleichen sucht: Die Gosse ist besser als ich. Rational besehen müsste man sagen: "Die Sucht ist stärker gewesen", aber ich nehme den Umgang mit meiner Person leider noch persönlich. So viel Abstand zu mir selbst habe ich nicht, um da drüber zu stehen. Ich fühle mich entwertet. Vielleicht ist die einzige richtige Reaktion, nicht mehr einzugreifen. Mit Gelassenheit hat das wenig zu tun, mit Loslassen schon eher. Ich denke mein Hauptmotiv ist Selbstschutz. Ich fokussiere nicht auf die Sucht des anderen, ich will mein eigenes Leben nicht ramponieren. Geben ohne Bedingungen in ein Fass ohne Boden ist was für Menschen mit Heiligenschein. Ich habe keinen mehr. Ich lasse mich nicht mehr ausnutzen. Punkt.

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 20:29:56 Sa. 22.Januar 2011
ZitatBeim Lesen der Beiträge habe ich mich sogar spontan für meine gestrige Einlassung geschämt. Sowas unfachliches, unprofessionelles, unausgegorenes hier in Thread zu schmierpinseln...

Zum Schämen gibt es nun wahrlich keinen Grund. Du bist emotional aufgewühlt, das ist doch sehr menschlich. Ich finde, wenn du auch mal zugibst, verletzlich zu sein, und Schmerz zu empfinden, steht dir das gut zu Gesicht. Dein ausgeprägtes Fachwissen hast du schon zur Genüge unter Beweis gestellt.

Unprofessionell ... na, du machst mir vielleicht Spaß! Wir sind hier immer noch fühlende Wesen und keine Maschinen. Und das ist gut so.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 20:14:56 So. 23.Januar 2011
Hi Ziggy,

danke!

Grüsse - CN
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 15:54:30 Mo. 24.Januar 2011
Jo danke , das das Thema mal wieder hoch kommt !
zur Zeit , lebe Ich recht gemischt , mal sauf ich , mal nicht !
da ist ein Kopfkrieg , den man nicht in Worte fassen kann ,
da ist denn ein tag , da sauf ich , und den Rest der Woche , bin Ich damit beschäftigt , mich Selbst zu hassen , und da sauf Ich nix !
Zu Selbsthilfegruppen geh Ich nicht , weil mir mitlerweile jeder Umgang mit Menschen mehr als schwer fällt , obwohl Ich grad wieder eine sehr liebe Frau an meiner Seite habe , der Ich auch keinen erzählt habe , wie toll ich bin , sondern die nackte Wahrheit !
nunja Sie hilft mir viel , und wenn Ich da bin , gehts auch ohne Alk !
ist halt nur so , das wenn sich der Punkt des Abschieds nähert, das Ich da echt einen üblen druck bekomme , der sich fast in ein unermeßliches verlangen steigert , ! des wird dann befriedigt , und den Tag danach geht dann die Wut auf mich selbst los !
ok , die hällt mich dann tatsächlich ab , mehr zu saufen , aber mein Hirn ist immer kurz vorm zerbersten , des kann ja auch kein Zustand sein !!

naja übermorgen erstmal Termin beim Amt , vieleicht hat sich der ganze Schmonz ja dann eh erledigt !

P.s. @Carpe

Mal ab und an auch mit emotionen in die Tasten zu hauen , zeichnet doch einen Menschen als diesen aus !!
Ich fands schön !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 16:49:31 Mo. 24.Januar 2011
@Lefat, Angst loszulassen, abhängig von anderen Personen und den Umständen, nicht einfach aber machbar.  ;D (anders geschrieben, das schwierigste überhaupt)

Was mir geholfen hat, hast Du ja schon beschrieben, Offenheit, sehr offen und ehrlich mit sich umzugehen, wenn Dein neuer Partner das weiß bist Du für Dich auf einem guten Weg, denn ich kann mir vorstellen das hat "Kraft" gekostet.

Denke das schaffst Du. Ein wenig Ruhe und dann passt das schon, Selbsthilfegruppen, sind nicht verkehrt, oft reicht es wenn man zuhört, klick macht es bei mir immer erst ein paar Tage später.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 18:29:18 Mo. 24.Januar 2011
ach , des mit dem loslassen geht schon , meine Wenigkeit hat losgelassen , aber wie verückt !

des mit der neuen Partnerin , ist auch wieder sowas merkwürdiges , Ich wollte die ja gar nicht , Ich denke nämlich , das ich gar nicht mehr beziehungsfähig bin !
Ich hab mich also so schlecht gemacht wie es ging , dazu gehörte des Alkproblem natürlich auch !
naja , die hat nicht locker gelassen bis ich bei ihr auf der Couch sass !
aber von liebe , würd ich jetzt von meiner Seite aus nicht unbedingt sprechen !
Ich nehms als gegeben hin !

des ist übrigens der Text auf den die angesprungen ist , und nicht nur sie !

kommt mir bitte nicht mit Frauenfeindlich oder so !

ZitatIch bin nicht auf der Suche !
Wenn sich etwas ergeben sollte , Ok !
Ich selbst bin aber der Meinung nicht mehr beziehungsfähig zu sein ,weil die letzten Jahre doch recht hart waren .
Ich suche also nicht aktiv , und erlaube mir daher auch ein paar Ansprüche zu stellen !
1. Aussehen :
Ich weiß , der Charakter ist wichtig !
da Ich aber mitlerweile eh alle Frauen für charakterlos halte , ist das
Aussehen viel wichtiger ! Ein hübsches Gesicht ist ein Muss !
Figur erstmal nebensächlich , wenn nicht gerade fett !
Wenn Ihr euch für zu dick haltet, wird es wohl auch so sein !
2.Charakter:
Wie oben schon geschrieben , glaube Ich nicht ,das Frauen sowas
haben ! also drauf geschissen !
3.Sex:
Wäre nett ,wenn ne Frau ab und an mal die Schere macht , aber
zur Not gibts im Netz myriarden Pornos!!
4.Ansprüche:
Sollte Sie nicht haben , da Ich ausser mir selbst nix zu bieten habe !
(bedankt euch bei den letzten beiden Blutsaugern)
5.Kinder:
Ich habe einen Sohn , und ist der bei mir ,existiert ihr für Mich nicht mehr !
In dem Fall macht was ihr sonst auch macht !! fressen, kiffen oder
fremd gehen !! , geht mir in dieser Zeit nur nicht auf den Sack !!!
6. Die Fernbedienung bleibt grundsätzlich bei mir !!
Müßig das eigentlich zu erwähnen !!
7.Geld:
Kannst du ruhig schubkarrenweise ankarren !
8.Alter:
Es ist egal wie alt du bist , Hauptsache du hast den Körper eines
19 jährigen Models !

Sollte sich jetzt ein stumm-devot-stupides Topmodel angesprochen fühlen , dann bitte Blond und blaue Augen !

Ich finde das sind doch recht moderate Ansprüche und
Ich freue mich schon auf zahlreiche Zuschriften !

Sollte Ich nicht zurück schreiben , seht Ihr für mich schlicht aus
wie ein Eimer Scheiße ! versuchts nicht nochmal !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 18:30:05 Mo. 24.Januar 2011
ZitatZu Selbsthilfegruppen geh Ich nicht , weil mir mitlerweile jeder Umgang mit Menschen mehr als schwer fällt

Das ging mir genau so. Die letzten Tage meines Säuferdaseins verlebte ich in völliger Isolation, zugezogenen Vorhängen und abgeschalteten Geräten (kein TV, kein Radio, kein Telefon). Der letzte Mensch hatte mich gerade verlassen.

Tage später kam dann der endgültige Zusammenbruch. Es war der 25. Januar 1989 gegen 19:00 Uhr, als ich meinen kompletten Mageninhalt nach dem Genuß mehrerer Liter billigen Rotweins aus dem Tetra-Pack erbrach und mir schwarz vor Augen wurde. Meine Erinnerung setzt vier Tage später wieder ein. Meine Bude sah aus, als hätten  sie eine Sau geschlachtet, und überall war Erbrochenes, Urin und Scheiße. Und es stank fürchterlich.

Zwei Abende später saß ich in der Selbsthilfegruppe, schwitzend, frierend, zitternd, mit klappernden Zähnen und Gliedmaßen. Und meine Menschenscheu war plötzlich wie weggeblasen.

Morgen abend jährt sich das zum 22. Mal. Vergessen werde ich es nie.

Zitatnaja , die hat nicht locker gelassen bis ich bei ihr auf der Couch sass !

Helfersyndrom. Ich hatte viele solche. Ein Kranker zieht immer andere Kranke an.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 18:41:32 Mo. 24.Januar 2011
ZitatHelfersyndrom. Ich hatte viele solche. Ein Kranker zieht immer andere Kranke an.

das ist genau meine Befürchtung , obwohl ich nix sehe , was darauf hindeuten könnt !
die steht mitten im leben , lässt mich machen , was ich meine , quatscht mich nicht zu mit irgendwelchen Müll !
Stellt mir nen Laptop hin , mit dem Spruch , Surf doch mal nen paar stunden !
hat kohle !
nen Auto , mit dem sie mich jederzeit abholt ! (ca 50 km einfach)
sieht gut aus !
ist gebildet!
kann kochen !

eigentlich ne Traumfrau !
nur , was will die mit mir , des geht mir nicht in den kopf !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 18:47:46 Mo. 24.Januar 2011
Dein Wunschzettel ist geil.  ;D

Zitatdas ist genau meine Befürchtung , obwohl ich nix sehe , was darauf hindeuten könnt !
die steht mitten im leben , lässt mich machen , was ich meine , quatscht mich nicht zu mit irgendwelchen Müll !
Stellt mir nen Laptop hin , mit dem Spruch , Surf doch mal nen paar stunden !
hat kohle !
nen Auto , mit dem sie mich jederzeit abholt ! (ca 50 km einfach)
sieht gut aus !
ist gebildet!
kann kochen !

eigentlich ne Traumfrau !
nur , was will die mit mir , des geht mir nicht in den kopf !

Kenn ich! Genau das sind sie. "Was will die bloß mit mir!?" JAAAAA!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 19:09:55 Mo. 24.Januar 2011
ZitatDein Wunschzettel ist geil.

des ist kein Wunschzettel !

das sind Fakten !

Aber will Ich das den so ?

ne , will ich nicht , auf Augenhöhe , so läuft meiner Meinung nach ne Beziehung , anders komm ich gar nicht klar !
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 20:41:17 Mo. 24.Januar 2011
@Lefat, frage Sie doch , was Sie von und mir Dir will, da von Deiner Seite so wie es aussieht Neugier vorhanden ist, wäre es für Dich schon von Interesse.

Mittlerweile sehe ich vieles sehr pragmatisch (Kosten-Nutzen Frage). Und mein Spruch ist, was wollen Sie machen, mich einsperren?

Davor habe ich einfach keine Angst. Naja und was das mal trinken (saufen) und mal nicht angeht, Du kämpfst noch.

Ein bisschen besoffen (betäubt) geht nicht entweder oder, das war früher meine Devise, was es ist noch was drin in der Flasche, das geht garnicht.
Meine Devise ist es heute auch noch, nur bewußt das der Inhalt der Flasche, auch am besten dort aufgehoben ist.

Das mit Depressionen, so ist es bei mir, kenne ich, jetzt noch habe ich manchmal Phasen, da gehe ich zu meiner Frau Doktor und die hilft mir in Gesprächen. Aber da möchte ich auch keine sehen und alles ist zuviel, jedes aufstehen, alles egal was ist einfach zu viel, ich kann nicht sagen das ich da unglücklich bin, oder unzufrieden nein es ist eher so ein innerer Zustand, mittlerweile nach ein paar trockenen Jahren weiß ich das dies auszuhalten ist am Anfang war ich eher ratlos und wußte nicht wie ich damit umgehen sollte, denn was hört man relativ oft am Anfang der Trockenheit, höre auf und alles wird gut. Allerdings muss ich sagen es ist gut geworden, nicht weil ich gewartet habe, nein ich habe es einfach getan, das erste Glas stehen gelassen, mich so akzepiert wie ich bin und den Kampf aufgegeben (losgelassen), das Leben ist zum Glück Panta Rhei 8alles fließt) es geht hoch es geht runter, und dadurch merkt man das man lebt.

Natürlich rein Schiff gemacht, mein Lügengebäude eingerissen und geschaut ob überhaupt noch Fundament da ist. Und dann habe ich ehrlich und offen da aufgebaut.

Daher weiß ich Lefat Du schaffst das, Du musst Dich nicht mal anstrengen.  ;) ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 23:30:09 Mo. 24.Januar 2011
Danke Pfiffi , des zu lesen , hat mich aus einem Loch geholt !
schön das es noch Menschen gibt , damit seid ihr alle gemeint !

Fuck , jetzt hab ich meine Maus auf msn vergessen !

ja , aber des ist das , für mich ist noch nicht mal Sie wichtig , sondern immer nur Ich !
Ich , Ich , Ich !!

kotzen möcht Ich manchmal , ob meines üblen Narzismusses !

naja , aber auch daran arbeite Ich !

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 13:09:25 Di. 25.Januar 2011
ZitatIch , Ich , Ich !!

völlig logo, klar dreht sich alles nur um dich. Sauf ich heute, oder nicht. Wie gehts mir heute - scheiße - also Pulle raus.
ich bin verzweifelt
ich bin verloren
mir gehts mies
die Welt ist gegen mich und und und.

vielleicht hilfts dir: ich (ich,ich,ich) habe seit April vorigen Jahres meinen Rüssel in keiner Flasche mehr gehabt. Ob es anhält weiß ich nicht. Auf alle Fälle habe ich meine Energien zurückgewonnen und mein Denkapparat hat kaum noch Aussetzer. Es gab Zeiten, da habe ich keinen normalen Satz zustande bekommen und jetzt ist alles viel klarer und schöner.

Ich wünsche dir, dass du mit der Frau klar kommst aber lote erstmal aus, was SIE will. Dann erkennst du vielleicht warum sie bei dir ist.

Alles Gute!
Zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 16:53:30 Di. 25.Januar 2011
Ich versuch's mal sachlich, aber ehrlich:

Einer, der so drauf ist wie du grade, @Lefat, peilt erst mal gar nichts, geschwiege denn "lotet aus, was die Frau will". Dein Hirn schwimmt momentan in Stoff. Das Einzige, was du grade raffst, ist, daß du ein knallharter Egoist bist (was für einen nassen Alkoholiker völlig normal ist), aber die Gefühlslage und die Motive eines andern Menschen zu analysieren, bist du nicht in der Lage.

Wenn ich mir so durchlese, was du noch vor Monaten geschrieben hast, und vergleiche es mit dem, was aktuell von dir rüber kommt, würde ich sagen: Totalabsturz, und zwar auf allen Ebenen.

Meine Meinung (die du annehmen kannst oder auch nicht): Wenn du es nicht schaffst, dein Problem in den Griff zu kriegen, ist völlig egal, was die Frau von dir will oder auch nicht. Sie wird bald merken, daß sie nichts bewirken kann und resigniert von dannen ziehen.

ZitatDaher weiß ich Lefat Du schaffst das, Du musst Dich nicht mal anstrengen.

Es tut mir leid, aber das sehe ich völlig anders. Es wird mit jedem Mal schwerer. Und jeder neue Absturz ist schlimmer als der vorhergehende. Ein grundlegendes Merkmal der Krankheit ist, daß sie progressiv ist. Deshalb kann Alkoholismus auch nicht geheilt, sondern nur zum Stillstand gebracht werden. Der Prozess ist nicht umkehrbar. Und mit jedem neuen Rückfall beginnt man wieder da, wo man zuvor aufgehört hat. Und der Sturz in den Abgrund wird immer schneller. Und irgendwann einmal passiert man dann vielleicht auch den "Point Of No Return". Das war's dann.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 17:13:41 Di. 25.Januar 2011
@Ziggy, okay ist Interpretation, mit nicht anstrengen, habe ich einfach nur loslassen sagen wollen. Okay, ich verspreche mir mehr Mühe zu geben mich klarer auszudrücken, das die einzige Hilfe ist, klare unmissverständliche Absprache.  ;)

Sicher kann alles in die Hose gehen, und irgendwann der Punkt erreicht sein an welchem es kein zurück mehr geben kann, weil z.B. der Körper nicht mehr mitmacht, weil die Synapsen defekt sind und sich nicht erneuern, im Hirn nennt man das dann "Schleppscheiße" wenn man auf allen vieren rumkriecht, sofern man noch kann und ständig einscheißt.

Sicher bringt es nichts irgend etwas zu beschönigen. Aber wie ich schon geschrieben habe, es gibt kein dazwischen, entweder ich bin am saufen oder ich bin trocken, alles andere ist einfach sich selbst zu belügen, die anderen alle mit, aber mir z.B. so hart es klingt ist dies egal, weil ich bin für Sie nicht verantwortlich.

Ich weiß das klingt hart, das aber das ist mein EGOISMUS, mein ICH welches mich hier konsequent schützt.

Mit dem anderen ich, ich ich, geht es einfach nicht, den dieses andere ich:

ich saufe
ich lüge
ich betrüge mich
ich betrüge andere
ich nehme mir das was ich will,

dagegen ist mein jetztiges ICH eins welches ich für mich anders verstehe

ICH bin trocken
ICH wache früh auf und mir geht es gut
und das wichtigste für mich, was viele in meiner Umgebeung nicht verstehen (weiß nicht ob wollen oder können)
ICH muss nicht mehr saufen !!!!!!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 18:49:37 Di. 25.Januar 2011
Hmm Ich danke euch beiden für diese mehr als wahren Worte !

@Pfiffi

Zitatich saufe
ich lüge
ich betrüge mich
ich betrüge andere
ich nehme mir das was ich will,

Ja das beschreibt die Lage ganz gut , obwohl ich eben grad wieder nichts trinke !
des wird auch so bleiben , bis ziemlich genau Sonntag , da ist der Suchtdruck dann tatsächlich so immens groß , das Ich eigentlich nur durch Fremde davon abgehalten werden kann ! Ist situationsbedingt , würd ich sagen , aber an dem Punkt , ist der Druck um längen mächtiger , als mein eigener Geist , der da schon eh geschwächt ist , durch den Rest der Woche !  
wenn ich dann bischen Schwindeltabak da habe , ist des Thema Alk erstmal erledigt , aber leider verschiebt sich des dann einfach einen Tag weiter , und irgendwann ist halt nix mehr zu rauchen da und der Dämon ergreift besitz von mir ! ja es ist so , nen verdammter Dämon , ist dann in meinem Schädel , in meiner Seele , der etwas ganz anderes möchte , als ICH das will !

@Ziggy

ZitatWenn ich mir so durchlese, was du noch vor Monaten geschrieben hast, und vergleiche es mit dem, was aktuell von dir rüber kommt, würde ich sagen: Totalabsturz, und zwar auf allen Ebenen.

Der Ansicht möcht ich so nicht folgen ! , aber vieleicht verliere Ich auch tatsächlich den Bezug zur Realität !
Ich weiß des manchmal selbst nicht !
Die Lage sieht zur Zeit tatsächlich so aus , das Ich mir ein bis zwei mal die Woche die Kannte gebe mit auschschließlich bier , und den Rest der Woche damit beschäftigt bin mich mit Entzugserscheinungen rumzuärgern , und mich anderweitig abzulenken !
wie gesagt , machen mir Zwischenmenschliche kontakte Angst , und ich möcht eigentlich auch nicht meine Wohnung verlassen !
anders ist es , wenn Ich bei meiner Maus bin , da ist vom Druck zum saufen nix zu merken , im gegenteil , da in deren Wohnung nicht geraucht wird , komm ich sogar mit 3-4 Zigaretten am tag klar , und das obwohl ich mir normalerweise so 50-60 selbstgedrehte schwarz reinrauche !

ZitatMeine Meinung (die du annehmen kannst oder auch nicht): Wenn du es nicht schaffst, dein Problem in den Griff zu kriegen, ist völlig egal, was die Frau von dir will oder auch nicht. Sie wird bald merken, daß sie nichts bewirken kann und resigniert von dannen ziehen.

ja , das seh ich genauso , vieleicht ist des aber auch besser so , denn es müssen nicht noch mehr menschen zu schaden kommen !
Helfen kann Ich nur mir selbst , da stören andere Menschen nur ! des ist meine Meinung , ! unterstützen JA , Helfen NEIN !!

Megaherz - Shizophren (http://www.youtube.com/watch?v=b3N0ejzu-vw#)


des Lied bezieht sich eher auf mich selbst !
nicht das sich noch jemand angegriffen fühlt !


Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Lefat am 14:17:05 Mi. 26.Januar 2011
So , war dann heute mal beim Amt , mit meinem Betreuer !
Die wollte grad ihren Schranz mit Mehraufwandsentschädigung anleiern , da hab ich ihr erstmal klar gemacht , das Ich nen Job habe !
hat die sich gefreut ! naja , dann wollte die mir noch ein paar Stellenangebote ausdrucken , welche Ich aber freundlich abgelehnt habe !
war auch kein Ding , da Ich ja wenigstens ab und an mal arbeite !
habe also ein Einkommen , nicht viel , aber um die statistik zu puschen reichts , des hab Ich der auch so gesagt !
naja , und dann ging es ob meiner Krankengeschichte um einen Termin beim Amtsarzt !
da hat Sie meinen Betreuer wohl auf dem falschen Fuß erwischt  ;D
Ich hatte kurzzeitig die Befürchtung , der zieht die Schnalle gleich über den Tisch !

ER: In die grusi abschieben gibts nicht !
Sie: na soo schnell geht das auch nicht !
ER: Erzählen Sie mir nicht , wie schnell das geht , Ich bin seit xx Jahren Berufsbetreuer, da weiß man wie schnell das geht !!!
Sie: ja aber hier und äh und und und !

naja , amtsartzt ist auf jeden Fall abgebügelt !  genial der Mann !
naja und um ne neue EGV wollte die mir nicht unterschieben , sondern verhandeln !
Bewerbungen stehen gar nicht mehr drin !
auch da , alles paletti !  konnte Ich guten gewissens meinen Willi druntermachen !

Warum Ich das hier schreibe ?
Weil diese ganze Aktion mein Selbstwertgefühl enorm gesteigert hat , und Ich vor denen jetzt erstmal ruhe habe !
Kein Suchtdruck nix , wie weggeblasen !
so und gleich fahr ich zu meiner maus , und mach mir bis sonntag nen schönes Wochenende !



Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 08:26:35 Fr. 15.Juli 2011
Bin frisch getrennt. Hat lange gedauert bis ich selbst eingesehen habe, dass dies der beste Weg ist. Die schlimmsten Momente kommen, wenn man abends allein zu Hause sitzt, alles ist still und ruhig und man nochmal über alles nachdenkt, über die vielen Tränen, Streits, Verletzungen und dieses abgewichste Ausnutzen. Ich bin irgendwie nen Schritt weiter, denn Apfelschorle kommt gut dann.
War gestern bei einem Seelsorger, kirchliche Institution. Ich hatte null Erwartungen, war eher kritisch aufgrund des kirchlichen Hintergrunds, wollte das aber durchziehen um mir alles von der Seele zu reden denn alle meine Freunde haben das auch schon 20mal gehört.  :) War ne gute Sache. Bezahlung ist freiwillig - jeder gibt das was er kann - und wenn man nix geben kann ist auch nicht schlimm.

Alles wird gut.  :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 18:18:13 Fr. 15.Juli 2011
Erster Schritt ist getan, schaue bei Deinem "Haus" was noch da ist an Fundament und baue darauf auf. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Hedgegina am 18:23:43 Fr. 15.Juli 2011
Danke dir   :) :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 15:07:44 Do. 01.September 2011
Mache jetzt ernst mit dem Alkoholentzug. Dritter Tag.

Wobei mein Eindruck ist, daß für mich die Nächte eher das Problem sind. Ich trinke ja sonst in den Abend hinein, und bin dann irgendwann betrunken und schlafe dann tief

Jetzt trinke ich abends ein-, zwei Tassen Schlaf- und Nerventee und mache vorher langsam steigernd Fitnness, was auch ein tolles Gefühl gibt. Früher war ich ziemlich fit.

So kleine Highlights: Mit Geld in der Tasche im Supermarkt langsam an Bier, Wein und Schnaps vorbei. Draußen war ich wirklich stolz.

Nun komm ich auch zu Projekten, wie Küche klarmachen. Bücher durchsortieren, Na ja, solche Geschichten.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 15:17:06 Do. 01.September 2011
Daumen hoch, das wird, wichtig ist wie Du schon schön festgestellt hast, das Du Deine Zeit fü Dich mit einem Sinn erfüllst.
Langeweile ist tödlich und mitunter auch ein Weg zurück, hilft Dir jemand, hast Du Dir Hilfe gesucht, AA oder andere Gruppen?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 15:46:34 Do. 01.September 2011
Noch Freunde, mein Betreuer, und ich bin dabei, hier einen kleinen Hausmeisterposten im Haus auszuhandeln :)

Das Rauchen hab ich letzten Juni von einem auf den anderen tag aufgehört, und keinmal Schmachter gehabt.

Also: Es geht!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 16:29:51 Do. 01.September 2011
Schön das Du es realistisch siehst und Schritt für Schritt machst. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 17:56:07 Do. 01.September 2011
ZitatMit Geld in der Tasche im Supermarkt langsam an Bier, Wein und Schnaps vorbei. Draußen war ich wirklich stolz.

Kenn ich. Diese Spielchen hab ich auch gespielt. Aber uffgebasst: Du musst dir nichts beweisen. Und uns auch nicht.

Wünsche dir natürlich viel Glück.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 18:45:51 Do. 01.September 2011
Ja, ich hab es heute auch gemerkt, da war ich bei die Apotheke, und da hat es mich schon elendig gejuckt, einfach mal die Straße runter zu wandern, zur Feier des Tages einen Sixpack zu kaufen.

Da war ich dann doch froh, als ich merkte, ich muss mächtig aufpassen
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 19:04:55 Do. 01.September 2011
Das ist mir in meiner Zeit am Anfang des Trockenseins, auc hpassiert war einkaufen und befand mich unbewußt zwischen den Regalen mit den Alkoholika.
Upps habe ich mir da gedacht. Naja, wer sich in Gefahr begibt, kann darin auch umkommen. Das sollte man ein wenig im Hinterkopf haben, es sollte aber kein Kampf sondern einfach ein "Loslassen" sein, beim kämpfen verliert man egal in welcher Richtung.
Weil der Alkohol ist immer da, er ist gesellschaftlich etabliert im Rahmen auch sicher gut angesehen, aber das trifft auf mich nicht mehr zu.
Daher immer das erste einfach stehen lassen, dann kommst Du nie zum zweiten oder letzten. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 19:25:20 Do. 01.September 2011
Ja, nächste Woche haben wir ja den Stammtisch hier, den ich organisiere, aber die wissen schon Bescheid, daß ich auf Spezi unsteige :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 21:39:12 Do. 01.September 2011
Ich drücke Dir beide Daumen (aus der skandinavischen Ferne).

Herzliche Grüsse auch an den Stammtisch in Kiel, ich hätte schon Lust, mal wieder teilzunehmen, und mit "Spezi" anzustoßen.

Hier in der nordischen Einsamkeit mediitiere ich inzwischen regelmässig, abgesehen von Sport jeden zweiten oder dritten Tag.

Hätte ich früher nie gedacht, wie sich einige Dinge mit der Zeit doch ändern können. 
:)
MfG
BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 21:53:49 Do. 01.September 2011
Da haste wahr

Hare Hare Rama Rama :)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Jaybird am 21:11:13 Di. 17.April 2012
Ich habe mal eine Frage an "erfahrene Alkis"  ;)

In meinem Leben spielt Alk ebenfalls eine ungute Rolle. Weniger was Menge angeht, sondern die Funktion die er für mich hat(te). Ich komme aus einer Suchtfamilie und glaube mittlerweile, dass es mit diesem Background nicht zwingend eigener körperlicher Sucht bedarf, um auf Stimulantien anders zu reagieren als "Normalos".

Im Rückblick kann ich sagen dass ich a.) wenn ich denn getrunken habe, gleich die ganze Pulle leer wurde (kein Mass) und b.) jahrelang mein Feierabendbier und mein Weinchen als Beruhigungsmittel eingesetzt habe, insbesondere habe ich gegen traurige und stressende Familienprobleme sowie meine eigenen Depressionen angetrunken.

Seit letztem Sommer ist das nun anders. Ich vertrug immer schlechter, und es endete damit dass ich nach einem! Bier fast zwei Tage so elend war (Magenprobleme, flau, schwach, durcheinander) dass es mir zu dumm wurde. Ich war nicht beim Arzt, nehme aber an dass ich so eine Art Unverträglichkeit entwickelt habe. Da habe ich es eben sein lassen. Bin dabei geblieben, Null Nix Nada, und ich hatte auch keinerlei Jieper oder Druck deswegen.

Was aber schleichend total schlimm wurde ist...tja was eigentlich. Teils Depri. Nicht schwerst, aber konstant. Zweifel wegen verpasstem. Zweifel am eingeschlagenen Weg. Dünnhäutigkeit. Erschöpfung, nix mehr abkönnen. Gefühl, mich übernommen zu haben (trage eine gewisse Verantwortung). Stehe oft neben mir, kann bestimmte Verwandte nicht mehr ertragen usw.

Wenn ich das selber so lese denke ich, klar, hast Du immer gedämpft und jetzt spürst Du wieder alles. Belohnungssystem im Gehirn ist wohl auch etwas zerschossen? Einfach ist es aber dennoch nicht, vor allem die Frage ob das nun die Zeit ist um aufzuräumen (passt eigentlich nicht so wenn die Kräfte fehlen) oder ob ich erstmal abwarten sollte bis ich wieder ruhiger werde. Oder kommt das ruhige Fahrwasser nicht von allein wieder? Und ist das normal dass es sich über halbe und ganze jahre hinzieht?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 11:03:39 Mi. 18.April 2012
Glückwunsch zur "Unverträglichkeit", die dein Körper zu deinem Schutz kreiert hat, das wünschten sich sicher viele Betroffene.

Die Trauergefühle, Schuld, Angst, Wut, Scham, Depris etc. gehen nicht von allein weg, denn auch sie wollen dir etwas zeigen.

Es sind Gefühle, die gelebt & erfahren werden wollen, angesehen und eben gefühlt, denn dazu sind sie da.

Du selbst hast sie dir - meist bereits in der Kindheit - geschaffen und das ist nix schlechtes, sondern gehört zu dir und zu deiner Existenz, genau wie vermeintlich verlorene Gelegenheiten usw., die du un-bewusst und ohne es zu wollen erlebt hast.

Deswegen werden deine Gefühle solange wieder hochkommen, bis du sie zugelassen, angenommen & angesehen hast.

Und zwar gründlich, danach können sie sich auflösen und Platz schaffen für Positives, Energie und Freude, denn nun brauchst du sie nicht mehr!

Das kann dann auch eine Lösung der bisherigen Lebenssituation, Verwandte, Umfeld bedeuten, das dann einfach nicht mehr zu dir passt und das ist gut so, denn du machst gerade eine sehr wichtige Entwicklung mit und die Vergangenheit wird (von dir) gerade gründlich aufgelöst und Neues erschaffen.

Eine schwere Entwicklung obendrein und das ganz allein, das ist sehr mutig!

Du solltest dir dabei etwas professionelle Hilfe holen, für ein paar neue Denkansätze und vor allen Dingen Hilfe, diese alten Gefühle anzusehen und zuzulassen und zu verwandeln.

Dazu fällt mir eine Psycho-Therapie ein (da gibts ja verschiedene Möglichkeiten...), die dir ein Psychiater/Neurologe verordnen kann, eventl. auch der Hausarzt. Und/oder auch in einer Al-Anonym oder Ex-Trinker Vereinigung o.ä. sind deine Gefühle bekannt, werden verstanden und dort sollte man dir raten, bzw. eine Anlaufstelle nennen können.

Ich empfehle dir sehr, das durchzuziehen und deinen Weg, der so positiv begonnen hat, weiterzugehen, dich weiterzuentwickeln und ein ganz neuer Mensch zu werden.

Alles Gute  :)





Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: zak am 14:29:35 Mi. 18.April 2012
Dein Körper sagt dir doch, daß er nicht mehr so weitermachen möchte. Er gibt dir ein deutliches Zeichen, dass irgend etwas nicht stimmt. Du kannst eigentlich froh sein, dass er dir so ein eindeutiges Zeichen gibt. Er macht nicht mehr mit. Du hast dich viel zu lange in diesem Zustand  aufgehalten, aber wie lange hält man es unter Wasser aus? Irgendwann musst du Luft holen, sonst ertrinkst du. Aber auch an der Oberfläche erwartet dich nichts gutes, denn jetzt kannst du dich nicht mehr betäuben, siehst dich dem ganzen Elend gegenüber.

All die Probleme und Sorgen, sogar noch mehr als vorher, die Angst packt dich, du wirst nervös, kraftlos, schlapp, lätschig, depressiv. Die Probleme werden nicht kleiner, sie häufen sich scheinbar zu einem unüberwindlichen Berg an, der vor dir liegt. Vielleicht bist du auch noch arbeitslos und musst dich mit dieser ganzen unsäglichen Scheisse abmühen, um von den paar Kröten deine Familie und dich ernähren zu können. Zu den eigenen Selbstzweifeln kommt auch noch die entwürdigende Behandlung auf dem JC hinzu, das macht dich fertig, gibt dir den Rest.

Aber auch wenn du noch eine Arbeit hast, wird die Misere nicht besser. Vielleicht wirst du gemobbt oder dein Chef ist ein Choleriker, die Zukunft ist unsicher, du schleppst dich nur noch mit letzter Kraft zur Arbeit, allein das Aufstehen ist ein regelmäßiger Kampf. Je mehr du versuchst zu fliehen, desto größer werden die Probleme. Der Zustand klopft laut an deine Tür, du kannst ihn nicht mehr überhören.

Außen bist du trocken, aber innen ? Deine Seele ist noch feucht, der ganze Schmutz bleibt an ihr haften, wie der Dreck an nassen Klamotten. Wirkliche Trockenheit stellt sich erst ein, wenn man bewusster wird. Bewusster zu dir selbst, denn wer könnte für dich leben? Dein eigenes, bewusstes Leben leben, denn wer könnte für dich einspringen? Wer kann für dich lieben oder hassen? Du musst es alles selbst erfahren.

Was dir vielleicht fehlt ist Vertrauen. Damit kannst du warten und hoffen, deine Geduld bekommt eine andere Qualität. Nicht jeder Schritt führt zum ,,Ziel", aber irgendwann kommst du an. Eigentlich bist du schon fast angekommen, denn du hast erkannt, dass es so nicht weitergeht. Jetzt fehlt nur noch etwas Geduld, und wenn du eine falsche Richtung einschlägst, was soll`s ? Dann gehst du einen anderen Weg. Wer allzu viel Angst hat, in die Irre zu gehen, ist gar nicht erst fähig, sich auf den Weg zu machen.

In dir steckt das Potential, die Wahrheit zu suchen. Aber die kannst du nur alleine finden. Versuche, den ganzen Müll aus der Vergangenheit abzuwerfen. Was hast du denn von der Vergangenheit? Die Eltern, die Lehrer, alle wollten dich formen und biegen, einen anständigen Menschen aus dir machen. Du solltest ein Ziel haben, wie z.B. ein Haus, eine Familie, ein gutes Einkommen usw. Der ganze Lebensweg ist darauf ausgerichtet. Aber durch diese Fixierung wirst du immer unsicherer, denn du siehst immer nur das Ziel. Wie kann ich aber Gegenwärtig sein, wenn ich immer nur an die Zukunft denke? Nicht nur die Vergangenheit verfolgt dich, sondern auch noch die Zukunft. Wo ist die Gegenwart? Ein wirklich sicherer Mensch braucht keine Vergangenheit, er braucht noch nicht mal irgendwelche Ziele, an denen er sich festhalten kann, er geht freihändig.

Sieh dir doch die Menschen an, deren einziger Lebensinhalt die Zukunft ist, das Streben nach einem Ziel: hier als Beispiel nur die Politiker und Banker, die nach Macht und Geld streben und was weiß ich nicht noch alles. Diese Typen nehmen die stärkste Droge, die es gibt, sie schwelgen im gewaltigsten Drogenrausch, den es gibt. Macht und Reichtum bewirken, dass man völlig neben sich steht, total weggetreten ist. Diese Irren leben so unbewusst, dass sie förmlich triefen vor Wahnsinn. Diese Fanatiker hocken alle zusammen, denn dort fühlen sich diese Verbrecher am wohlsten, sie sind unter ihresgleichen. Sie betrügen nicht nur uns, sondern auch sich selbst, denn ihre Motive werden nicht vom Herzen diktiert, sondern vom Plan, der mittlerweile noch nicht einmal einer zu sein scheint. Diese Typen haben jede Achtung verloren.

Vergiss den ganzen Vergangenheitsdreck, denn die gibt es nicht mehr, vergiss die Zukunft, denn die ist noch gar nicht. Und wenn du es nicht alleine schaffst, dann tu das, was Eiviskat dir schrieb, hol dir professionelle Hilfe. Letztendlich kannst aber nur du ganz alleine entscheiden, welchen Weg du gehst.   
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: eichkatz am 00:40:05 Do. 19.April 2012
Ich bin selbst Alkoholiker, seit knapp vier Jahren abstinent. Meine Erfahrung, die ich in Gesprächen in der Entwöhnung, einer Selbsthilfegruppe und mit FreundInnen häufig bestätigt bekommen habe: Es ist völlig normal (o.k. ein unsinniges Wort - es ist sehr häufig, eher der Regelfall als die Ausnahme), dass sich das Einleben in den Umgang mit mir selbst ohne Alkohol zieht.
1. ist das Gehirn an eine Menge positiv stimmender Botenstoffe gewöhnt, die es jetzt nicht mehr bekommt. Bis sich die Biochemie einpendelt, soll es so drei bis vier Monate dauern.
2. hat das Saufen die Wahrnehmung von miesen Stimmungen gedämpft (Pegeltrinken) oder einen einfachen Ausbruch aus diesen Stimmungen (exzessives Saufen, wie du es beschreibst). Aus eigener Erfahrung: Man kann so ganz gut verlernen, sich Deprimiertheit oder akuter Traurigkeit zu stellen. Es wiederneu zu lernen, ist schmerzhaft.
3. hat der Alkohol ein Bedürfnis befriedigt. Hemmungen ablegen können, so sein, wie ich mich gerne sehen würde, Alltagsprobleme wegschieben können und mich mit etwas arrangieren, wogegen ich mit klarem Kopf anrennen würde, eine verfahrene Situation erträglich machen... In unserer Gruppe damals war die "Leitfrage": O.K., Saufen ist nicht mehr, die Probleme mit mir und mit meiner Umwelt lösen sich trotzdem nicht in Wohlgefallen auf. Bloß kann ich sie jetzt anders angehen. Und wie?
Irgendeine Unterstützung (Therapie, Gruppe, FreundInnen, die genug nachvollziehen können) scheint mir ziemlich sinnvoll zu sein.
Was deine Alk-Unverträglichkeit betrifft, würde ich mich auf jeden Fall medizinisch durchchecken lassen.Es könnte auch sein, dass die Leber schlicht an ihre Grenzen gelangt ist, Alkohol nicht mehr so abbauen kann, wie sie es mal konnte. "Der Körper will was mitteilen" scheint mir potentiell ziemlich gefährliche Binsenweisheit zu sein. Aber auch die Leber kann sich wieder erholen.
Ich drück dir die Daumen!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 05:29:14 Di. 14.August 2012
Hab jetzt vor, meine Entgiftung anzugehen. Ist natürlich schwer, wenn man Tiere hat, die man nicht so einfach unterbringen kann

Habe gerade das örtliche Tierheim kontaktiert, und die haben eine Telefonliste mit Leuten, die da helfen.

Morgen bekomme ich Rückmeldung, wenn alles gut geht. Dann gehe ich zügig in die Klinik und entgifte.

Ich hoffe, alles geht gut
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 22:18:53 Di. 14.August 2012
Ich möchte Dir erneutl die Daumen drücken, und allen anderen Betroffenen natürlich auch, dass es klappt mit dem Aufhören.

Hier ist alles wie gehabt, wo ich wohne gibt es nichtmal eine Tanke, geschweige denn, dass Alk im Dorfladen erhältlich wäre.

Für ein spontanes Bier müsste man ca. 60 Euro Taxikosten aufbringen. Und teuer ist es + nicht besonders lecker.

Mache weiter regelmässig Sport, bei jedem Wetter wird gelaufen, im Winter Ski. Meditiere noch immer "Vipassana", also die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.

Alles Gute. Vermisse zwar nicht D., aber Euch vom Stammtisch in Kiel.


MfG
BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 22:30:39 Di. 14.August 2012
Für mich ist das größte Problem, meine Mietzen unterzubringen. Aber das örtliche Tierheim hat eine Liste von Leuten, die da gerne helfen, und die haben gesagt, sie melden sich, wenn sie was an der Hand haben.

Sobald das geklappt hat, gehe ich in die Klinik
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 20:42:40 Mi. 15.August 2012
@Aloysius

ich wünsche Dir viel Glück und Durchhaltevermögen. Für die nächtlichen Einschlafschwierigkeiten (die wirst Du auch noch nach der Entgiftung haben) empfehle ich Fahrrad fahren. Am besten so vor der Dämmerung suchst Du Dir eine Route aus, die Du auf längere Zeit ausbauen kannst (sonst wird es langweilig) Bei mir hat das ganz gut funktioniert. Ich trinke überhaupt nichts mehr und mir fehlt auch nichts.

Wenn ich mal richtig Stress habe kommt das alte Verlangen zwar schon mal durch aber ich lenke mich dann ab, indem ich mein Fahrrad schnappe und davon segle, egal was für ein Wetter ist.

Bei jedem ist das natürlich anders aber eine Empfehlung allemal wert.

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 22:17:21 Mi. 15.August 2012
Bei den AA hat man mir gesagt: "Move your body - your mind will follow!" - Bewege deinen Körper, der Geist wird folgen. Jede Art von (sportlicher) Aktivität hilft gegen die "bösen Geister". Bevor man rumsitzt und Trübsal bläst, rauf aufs Rad oder Laufschuhe an, raus an die frische Luft. Als ich noch sehr klapprig war, machte ich stundenlange Spaziergänge, manchmal durchstreifte ich die ganze Nacht die menschenleere Stadt, wenn ich nicht schlafen konnte, ließ meine Gedanken fliegen. Das Schlimmste ist Nichtstun.

Alles Gute, @Alois.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 23:17:37 Mi. 15.August 2012
Ich danke euch.

Habe früher eine Hobby-Fußballmanschaft gemanegt, und da war ich dann mindestens zweimal die Woche im Park und hab mit ein paar Leuten trainiert, das war echt gut. Ist ja auch ein gutes Gefühl, wenn man schön durchgeschwitzt und fertig nach Hause kommt und erst mal duscht und so.

Oder die Spiele am Wochenende, besonders Sonnatg früh um zaehn, da gehört dann auch etwas dazu, den Arsch ausm Bett zu kriegen um 8, egal ob Party oder nicht, und rüber zum Stadion.

Das wird alles wieder.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 06:39:51 Do. 16.August 2012
Wenn der Körper sehr schwach ist, kann man sich auch geistig beschäftigen. Mich quälte immer eine innere Unruhe, in meinem Kopf drehten sich alle Räder, und obwohl ich hundemüde war, fand ich keinen Schlaf, manchmal sackte ich zwar weg, aber dann plagten mich schlimme Alpträume. Und ich war noch zu schwach, um rauszugehen und was "zu machen". Zum Bücherlesen fehlte mir die innere Ruhe und Konzentration. Was mir aber geholfen hat, war, aufzuschreiben, was mich beschäftigt und umtreibt. Ich schrieb viele Blätter voll mit allem, was mir durch den Kopf geht, und so brachte ich langsam Ordnung ins Chaos. Es entstand eine Art Tagebuch, ich dokumentierte meinen Zustand, meine Gefühle. Später dann, als es mir langsam besser ging, hab ich anhand dieser Aufzeichnungen Songtexte geschrieben und in Musik umgesetzt. Eine sehr wirkungsvolle Therapie. Wenn ich heute, fast 25 Jahre danach, diese Musik höre, kriege ich immer noch Gänsehaut, und ich kann wieder spüren, was mich damals umgetrieben hat. So hilft mir das heute immer noch, meinen Weg trocken fortzusetzen. Denn die Versuchung ist ja allgegenwärtig, den Rest meines Lebens.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 07:26:01 Do. 16.August 2012
Habe zwar keine Songs oder Gedichte geschrieben, aber Tagebuch damals, und mir geht es heute so wenn ich dies immer mal wieder durchlese, das ich dann mir genau vorstellen kann was mich damals getrieben hat. Das aufschreiben der auch sei es noch so konfusen Gedanken war mir eine große Hilfe.

Habe ich damals zwar nicht so gesehen, aber man weiß das nie vorher. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 08:00:09 Do. 16.August 2012
Das erinnert mich an meine Zeit, als ich mit einem Freund Musik gemacht habe. Er ist jetzt der Erbe eines Unternehmens, das man durchaus als Millionenunternehmen bezeichnen kann.

Sein älterer Bruder war im Grunde der Kronprinz, aber es wurde ihm alles zuviel, und er warf sich vor einen Zug.

Seine Eltern ließen seinem jüngerem Bruder dann alla Freiheiten, und wir hatten eine geniale Zeit zusammen, er hat Schlagzeug gespielt, ich Gitarre, und wir hatten verschiedene Leute, die dabei waren.

Heute hat er die Firma übernommen, und er ist sehr glücklich.

Habe jüngst gelernt, daß Konten für Privatpersonen nur bis 10 Millionen gehen, dann muss man ein neues aufmachen

Schon crazy
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 10:32:40 Do. 16.August 2012
ZitatHabe jüngst gelernt, daß Konten für Privatpersonen nur bis 10 Millionen gehen, dann muss man ein neues aufmachen

Ja, ich kenn das Problem ... ich fang ja jetzt auch schon mit der zweiten Million an, die erste ist leider nix geworden. ;D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 11:26:28 Do. 16.August 2012
Da bin ich schon bei der 51. Million, soviele Konten habe ich schon "verschlissen". ;D

Allerdings warte ich auch noch auf die erste. Aber das wird noch. Wir sind doch jung, haben noch Zeit. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 15:47:00 Di. 23.Oktober 2012
Heute gebe ich meine beiden Katzen zur Pflege, gehe dann in den nächsten Tagen für einige Wochen zur Therapie meiner Alkoholkrankheit in stationäre Behandlung
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 15:49:53 Di. 23.Oktober 2012
Hallo Aloysius!

Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke Dir die Daumen!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Kuddel am 15:59:46 Di. 23.Oktober 2012
Alles Gute!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Pfiffi am 16:21:56 Di. 23.Oktober 2012
Geniesse es, lasse los und erhole Dich, nutze die Zeit für Dich ein wenig abzuschalten in Dich hinneinzuhören und Deine Krankheit anzunehmen.

Und natürlich loslassen lernen. Viele meiner schönsten Erfahrungen habe ich während meiner Langzeittherpie machen dürfen. ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 16:22:30 Di. 23.Oktober 2012
Auch von mir alles Gute!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Strombolli am 16:37:56 Di. 23.Oktober 2012
Tja Aloysius, viel Erfolg in der Therapie. Laß dich nicht negativ beeinflussen, runterziehen oder kleinmachen. Man ist trotz all seiner Schwächen ein Mensch!
Und das sollte das jeweilige Gegenüber respektieren.

Den Muschis einen Streichler, wir haben auch eine.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 18:51:10 Di. 23.Oktober 2012
Die besten Wünsche auch von mir.

MfG

BGS

Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 19:54:26 Di. 23.Oktober 2012
Die beiden Katzen sind versorgt,in einer 2er-WG, von zwei Studentinnen, die das ehrenamtlich machen.

Gibt doch immer noch liebe Menschen
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Carpe Noctem am 16:21:09 Mo. 29.Oktober 2012
Zitat von: Aloysius am 19:54:26 Di. 23.Oktober 2012
Die beiden Katzen sind versorgt,in einer 2er-WG, von zwei Studentinnen, die das ehrenamtlich machen.

Gibt doch immer noch liebe Menschen

Die lassen deine Katze dann hoffentlich auch kastrieren...?!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Strombolli am 22:49:48 Mo. 29.Oktober 2012
Ich kann es mir wieder nicht verkneifen: Muschis halten zusammen.  ;D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 09:45:46 Sa. 24.November 2012
Heute 12. Tag auf der Entgiftungsstation. Das Gröbste bezüglich körperlicher Entzug ist geschafft. Jetzt muß ich mir eine Gruppe für den Anschluß besorgen und eine Beschäftigung.

Denn wenn ich hier in meiner Wohnung versacke, dann sehe ich mich zügig wieder an der Flasche.

Die Klinik hier in Kiel ist sehr zu empfehlen -> ZiP
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 10:57:21 Sa. 24.November 2012
Wenn du keine Medikamente mehr nehmen musst, kannst du den rein physischen Teil abhaken. Allerdings gibt es recht starke Medikamente, die dann ebenso entzogen werden müssen, das heißt dann auch noch mal ein paar unruhige Tage überstehen. Aber das Wichtigste war ja sowieso die Einsicht "Ich muß was tun!" und dann der Schritt in die Klinik.

Was die Gruppentherapie danach betrifft, ich hab so ziemlich alles ausprobiert, Blaukreuzler, Kreuzbund, AA, was halt so im Angebot war. Hängengeblieben bin ich schließlich bei den AA, da fühlte ich mich am wohlsten, die kamen mir auch nicht mit der Glaubenskeule, aber das empfindet wohl jeder anders. Am schlimmsten war für mich die Klinikgruppe, da saß der Psychologe in der Mitte und wir armen Sünder im Kreis um ihn herum, und dann wurde Ursachenforschung betrieben, die größte Scheiße, die man sich denken kann. Irgendwann stellt sich heraus, daß man im Alter von 4 Jahren seinen Wellensittich verlor und deswegen war der Weg in die Sucht quasi unausweichlich ...

Aber egal, wo du schließlich landest, gewöhne dir eine gewisse Regelmäßigkeit an, und sei dabei knallhart. Laß dir selbst gegenüber Ausreden wie "Heute schlechtes Wetter, also keine Gruppe!" durchgehen, schließlich bist du ja auch bei jedem Wetter saufen gegangen, oder? Und laß dich auch nicht von einer Gruppe abschrecken, wenn da vielleicht ein oder zwei Leute sitzen, die dich nerven - schließlich gehst du ja nicht wegen denen da hin, sondern wegen dir, nicht wahr.

Ich will damit nur sagen, dein innerer Schweinehund, der kleine Stinker in dir, der ist noch da, der ist aktiv, der wirkt im Unterbewusstsein und lauert, und er versucht natürlich wieder, dich zum Trinken zu verleiten. Da hilft nur Wachsamkeit und Gegensteuern. Ich hatte speziell in der Anfangszeit große Tiefs, aber auch euphorische Hochphasen, da dachte ich, ich hab's geschafft, ich brauche die Gruppe nicht mehr ... da sollten dann aber die Alarmglocken läuten!

Ich drücke dir jedenfalls die Daumen, du wirst deinen Weg machen. So oder so.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 11:25:00 Sa. 24.November 2012
Hallo Aloysius!!

Ich drück Dir auch die Daumen und wünsche Dir alles Gute!!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 11:13:06 Sa. 01.Dezember 2012
Danke!

Dienstag oder Mittwoch bin ich wieder zuhause. Körperlich und - theoretisch - mental gut davor...

... aber gerade im Sky-Markt haben mich die diversen Alkoholika ganz heftig angelacht
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 11:37:53 So. 02.Dezember 2012
Zitat von: Aloysius am 11:13:06 Sa. 01.Dezember 2012
Danke!

Dienstag oder Mittwoch bin ich wieder zuhause. Körperlich und - theoretisch - mental gut davor...

... aber gerade im Sky-Markt haben mich die diversen Alkoholika ganz heftig angelacht

Das stell ich mir sehr sehr schwierig vor da Alkohol nahezu überall verfügbar und in gesellschaftlichen Ritualen fest verankert ist. Ich wünsche Dir die Kraft das erfolgreich zu überstehen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 12:12:58 So. 02.Dezember 2012
Zitat von: Troll am 11:37:53 So. 02.Dezember 2012
Zitat von: Aloysius am 11:13:06 Sa. 01.Dezember 2012
Danke!

Dienstag oder Mittwoch bin ich wieder zuhause. Körperlich und - theoretisch - mental gut davor...

... aber gerade im Sky-Markt haben mich die diversen Alkoholika ganz heftig angelacht

Das stell ich mir sehr sehr schwierig vor da Alkohol nahezu überall verfügbar und in gesellschaftlichen Ritualen fest verankert ist. Ich wünsche Dir die Kraft das erfolgreich zu überstehen.

Habe einen Zettel mitbekommen (Suchtprotokoll), wo ich alle 2 Stunden von 0 bis 10 ankreuzen soll, wie stark mein Suchtdruck ist, Situation und was ich dagegen gemacht habe.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 14:22:41 So. 02.Dezember 2012
Hast Du schon eine Gruppe und Beschäftigung für die Zeit nach der Klinik gefunden?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 14:36:58 So. 02.Dezember 2012
Hatten Leute aus verschiedenen SHG's da und man kann zur Stadtmission gehen, die haben komplette Infos

Momentan denke ich, daß die Blaue-Kreuz-Gruppen gut passen
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 14:48:04 So. 02.Dezember 2012
Gut, wichtig nicht alleine und verloren dazustehen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 18:31:29 So. 02.Dezember 2012
Falls du bei den Blaukreuzen aufschlägst, check mal, ob das noch so ist, daß die sich nach ner Weile als geheilt betrachten und dann Aussagen treffen wie "Ich war mal Alkoholiker ..."

Kannte mal einen, der sagte mir "Ich war Alkoholiker, aber Jesus hat mich geheilt." Lange überlebt hat er das allerdings nicht. Ist aber tiefgläubig von uns gegangen.

Hoffe, daß das inzwischen anders abgeht bei denen.

Ansonsten wirst du dich daran gewöhnen müssen - wo du auch hingehst, der Alkohol ist schon lange da! Friedliche Koexistenz ist angesagt. Versuch nicht, ein Feindbild zu installieren, das gibt es nämlich nicht, der Alkohol will nix von dir, sondern umgekehrt ... also ignorieren und sich mental auf andere Dinge konzentrieren. Wenn du dich auf einen Kampf einlässt, gehst du k.o. Garantiert. Wenn du dich schwach fühlst, mach einen großen Bogen, das ist keine Feigheit.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 15:57:24 Di. 04.Dezember 2012
Also, die Beiden, die die die Organisation vorgestellt haben, waren nicht auf dem Jesustrip, und haben mehrfach deutlich ghemacht, daß keiner von ihnen oder ihrer Gruppe jemals mit dem Thema Alkohol und Sucht durch ist
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 19:09:17 Di. 04.Dezember 2012
Dann ist es ja gut. Anscheinend dazugelernt.

Und wieder habe ich einen alten Weggefährten, einen wirklich guten Freund, der den trockenen Weg nicht einschlagen konnte, verloren. Leberzirrhose mit 54.
6 Monate zuvor erst ein weiterer Freund, Spätfolgen übermäßigen Drogenkonsums.

Das Eis ist dünn, auf dem man wandelt.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 06:53:29 Mi. 05.Dezember 2012
Habe auf der Entzugsstation eine ganze Reihe von sehr verschiedenen Menschen kennengelernt. Unter anderem eine ältere Frau, die auf einem Amt arbeitet, wo Zeitarbeitsstellen beantragt und bewilligt wertden müssen. Sie verzweifelt daran, daß fast nie wie vorgeschrieben die Stelen eingereicht werden, und Personal fehlt, um konsequent in Firmen zu fahren und nach dem rechten zu sehen. Die trank fast eine ganze Flasche Korn pro Tag.

Dann war da der Versicherungsvertreter mit eigener Agentur(Subunternehmer natürlich), der gleich zwei Süchte hatte:

- Alkohol (Er braucht 4 Promille, wenn er runter ist auf 2, fühlt er sich zittrig und der Affe sitzt ihm im Genick)

- Wenn er runter in dieser kritischen Phase ist, muß er zügig http://de.wikipedia.org/wiki/Diazepam (http://de.wikipedia.org/wiki/Diazepam) kriegen, und zwar nicht als Tablette, das kickt zu langsam, das muß als Saft gegeben werden.

Er macht jetzt gerade den Doppelentzug, und besonders erschreckend ist, was er so von sich gibt, wenn er beim "Ausschleichen" (Er bekommt regelmäßig ein Becherchen mit O-Saft und einer ihm unbekannten Dosis Diazepam) mal eher weniger erwischt. Gestern hielt er eine zehnminütige Rede über das faule Hartz4-Pack, die alle ihre Miete versaufen, dann ihre Wohnung verlieren, zu einem Freund ziehen, und nachher wohnen da 5 Mann. Die sollten sich eine Holzhütte im Wald bauen. Wer Hände und Füße haben, sollte kein Geld vom Staat kriegen. Dann gipfelte es in dem Satz: Alle an die Wand stellen und mit dem Maschinengewehr niedermähen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 18:37:05 Mo. 18.März 2013
Fange diese Woche den zweiten Anlauf an, wieder in die Uniklinik.

Muss nur noch eine Heizöllieferung abwarten.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 10:03:22 Di. 19.März 2013
Toi toi toi, hoffentlich klappts, wünsche dir alles Gute.

Zweiter Anlauf, da nehme ich an du hattest einen Rückfall oder ist das eine Weiterführung der bisherigen Therapie?
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 10:13:37 Di. 19.März 2013
Ja... beim ersten Anlauf waren da auch schon paar Wiederholer
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 16:04:41 Sa. 01.Juni 2013
So,

werde nun für ein Jahr weg in eine Einrichtung, um wieder fit zu werden, Entgiftung ist geschafft.

Die Hedgegina hat meine Mobilnummer  ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 16:13:42 Sa. 01.Juni 2013
Hallo Aloysius,

ich wünsch Dir alles, alles Gute und drück Dir ganz fest die Daumen das alles klappt!
Lass Dir die Zeit nicht langweilig werden!
Bis bald!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Aloysius am 16:54:43 Sa. 01.Juni 2013
Keine Sorge, alter Kauz :D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 17:14:43 Sa. 01.Juni 2013
 ;D
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 10:18:47 So. 02.Juni 2013
Auch von mir alles Gute! Lass dich nicht unterkriegen.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 11:13:45 So. 02.Juni 2013
Ein weiterer mutiger Schritt in die komplette Heilung, Aloysius, bravo!

Glückwunsch und alles, alles Gute!

:)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 11:44:28 So. 02.Juni 2013
Zitat von: Eivisskat am 11:13:45 So. 02.Juni 2013
Ein weiterer mutiger Schritt in die komplette Heilung

Heilung gibt es nicht, und komplett schon erst recht nicht.

Man kann die Krankheit lediglich zum Stillstand bringen und mit dem Status Quo leben. Aber auch nach jahrzehntelanger Abstinenz wird es kein "normales" Leben geben. Aus einem Alkoholiker wird niemals mehr ein Nichtalkoholiker werden. Dessen sollte man sich bewusst sein. Die Wissenschaft macht Fortschritte, es gibt brauchbare Ansätze, mehr aber auch nicht. Und ob Ersatzlösungen wünschenswert sind, soll jeder für sich selbst beurteilen. Ich weiß nicht, ob es gut für mich ist, wenn man Teile meiner Persönlichkeit durch Chemie oder chirurgische Eingriffe "korrigiert", damit die Gesellschaft mich akzeptiert, damit ich "normal" bin. Heute bin ich krank, aber ich fühle mich gesund, die Krankheit ist ein Teil von, mir der Alkoholiker ist ein Teil von mir, den Nichtalkoholiker Ziggy gibt es nicht, und ich will ihn auch nicht. Der Alkoholiker in mir, der macht mich erst zu dem, was ich bin. Die Erfahrungen mit Alkohol, das Leben am Abgrund, im Dreck, das hat mich geprägt, hat mich reifen lassen, der Kampf zurück ins Leben, das ist es, was mich ausmacht, was ich bin. Ich möchte all diese Erfahrungen nicht missen, Ich will kein anderer sein, als der, der ich bin. Mein Leben ist gut, so wie es jetzt ist. Ich fühle mich "wohl in meiner Haut", wie man so sagt.

Ich habe mein Leben im Laufe der Zeit so gestaltet, daß ich einfach keinen Alkohol mehr möchte, selbst wenn ich es könnte. Alkohol bedeutet mir nichts mehr, weil ich über einen langen Zeitraum mir einen Grad der Zufriedenheit erarbeitet habe, der weder durch Alkohol noch durch andere Substanzen verbessert werden könnte. Deshalb habe ich heute kein Verlangen, keinen Grund mehr, Alkohol zu trinken. Er hat mir einfach nichts mehr zu bieten, der Reiz ist weg. Wenn das Verlangen nach Alkohol wieder mal aufkommt, stimmt etwas nicht mit mir, und dann muß ich wieder etwas tun. So einfach ist das. Und so schwer.

Meine besten Wünsche.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Eivisskat am 15:17:27 So. 02.Juni 2013
ZitatIch habe mein Leben im Laufe der Zeit so gestaltet, daß ich einfach keinen Alkohol mehr möchte, selbst wenn ich es könnte. Alkohol bedeutet mir nichts mehr, weil ich über einen langen Zeitraum mir einen Grad der Zufriedenheit erarbeitet habe, der weder durch Alkohol noch durch andere Substanzen verbessert werden könnte. Deshalb habe ich heute kein Verlangen, keinen Grund mehr, Alkohol zu trinken. Er hat mir einfach nichts mehr zu bieten, der Reiz ist weg.


Ebenfalls Glückwunsch! Und wie "heil" soll´s/kann´s denn sonst noch werden?  ;)
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 15:20:04 So. 02.Juni 2013
Hallo Aloysius,

auch ich drücke Dir beide Daumen und beglückwünsche Dich zu Deiner Entscheidung. Herzlichste Grüße und die allerbesten Wünsche aus der Ferne.

MfG

BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 16:08:01 So. 02.Juni 2013
Zitat von: Eivisskat am 15:17:27 So. 02.Juni 2013
Ebenfalls Glückwunsch! Und wie "heil" soll´s/kann´s denn sonst noch werden?  ;)

Ich wollte nur dem Mißverständnis vorbeugen, das da lautet "Ich bin geheilt, ich kann wieder trinken." Ich habe zuviele Menschen deswegen sterben sehen. Mich selbst hat ein Rückfall damals beinahe das Leben gekostet. Wenn ich die Krankheit nicht hundertprozentig ernst nehme, gibt es nur einen Sieger, und ich bin das nicht. Es gibt keine Heilung, man muß es annehmen und sich damit arrangieren. Um in nackten Zahlen zu sprechen: Von 100 nassen Alkis schafft es nicht einmal einer, trocken zu werden, und von denen, die es doch schaffen, schafft es wiederum grade mal einer, trocken zu bleiben. Die anderen sterben direkt oder indirekt daran.

Es gibt kein "vielleicht" oder "ein bißchen" oder "ich war". Es gibt nur "ich bin's" oder "ich bin's nicht".
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 21:19:01 Do. 06.Juni 2013
Hallo liebe Sucht- und Nichtsuchtgemeinde,

muß meinen Senf heute auch mal wieder dazu geben. Ich war lange clean aber seit ca. 3 Monaten brauche ich wieder meine bunten Traumpillen da ich sonst nicht mehr schlafen kann. Zuviel geht mir durch die Birne wenn ich nachts im Bett liege. Man versucht es lange ohne dieses Zeugs und das funktionierte bei mir auch eine ganze Weile. Mein Fahrrad habe ich dieses Jahr auch nur von einer Ecke in die andere geschoben. Es fehlt der Antrieb. Aus meinem Job bin ich auch schon wieder rausgeflogen (zu unangepaßt). Mein nächstes Angebot ist natürlich bei einer dieser Klingelbuden. Da habe ich überhaupt keine Lust drauf. Naja, genug gejammert. Gehört eigentlich in den Kacksackthread.

Aloysius alles Gute.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Kuddel am 20:51:38 Fr. 07.Juni 2013
Hi Zoe,

komischerweise mußt' ich gestern an dich denken, bevor du hier gepostest hast.
Das "seit ca. 3 Monaten brauche ich wieder meine bunten Traumpillen" klingt durchaus bitter. Nicht schlafen zu können ist fürchterlich.

Ich bin kein Gegner von legalen und illegalen Drogen. Aber wenn man welche über einen längeren Zeitraum "braucht", ist es kein gutes Zeichen.

Letztendlich gehören aber auch antriebslose Zeiten zum Leben, auch wenn es gesellschaftlich als schon "krank" gilt.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen will/kann/soll. Mir ging die Meldung nah.
Ich wünsch dir alles Gute!
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Zoe am 23:31:12 Fr. 07.Juni 2013
Hey Kuddel,

danke für deine lieben Worte. Es ist schön zu wissen, das jemand an einen denkt. Du hast natürlich recht wenn du sagst, dass antriebslose Zeiten zum Leben dazu gehören. Ich mag diese "Hänger" nicht aber manchmal ist es beruhigend ein Mittel parat zu haben, um richtig Abschalten zu können. Ich habe dadurch diesen bleiernen Schlaf aber irgendwie ist er nicht erholsam. Leider ist auch der gute alte Dornfelder wieder mit im Spiel und ich weiß, dass dies keine gute Kombination darstellt aber momentan ist es so okay.

Liebe Grüße Zoe
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 21:01:48 Fr. 05.Juli 2013
Nachdem ich (aus gegebenem Anlaß) heute fast den Tag damit verbracht habe, den gesamten Thread nochmal durchzulesen, möchte ich mich wirklich herzlich bei allen Teilnehmern und ganz besonders bei Ziggi bedanken. Das Thema geht mir sehr nahe und ich bin sicher, daß diese Posts für viele eine echte Hilfe sind.

MfG

BGS   
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 21:08:46 Fr. 05.Juli 2013
Zitat von: Ziggy am 20:11:33 Di. 30.März 2010
Hi Leutz,

ich mache mal diesen Thread auf, um Leuten mit Suchtproblemen Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Hilfestellung zu geben.

Ich wollte eigentlich heute mit einem größeren Beitrag starten, aber das werde ich zeitlich nicht mehr hinkriegen.

Stattdessen einfach mal ein paar kurze Infos zu meiner Suchtgeschichte:

Ich bin Alkoholiker. Trocken seit dem 25. Januar 1989, hab also grade mein 21. Jubi "gefeiert". Davor jahrzehntelanger exzessiver Alkoholkonsum, typische Säuferkarriere, regelmäßig "harte" Getränke ab dem 12. Lebensjahr, kaputte Jugend, Schule ohne Abschluß, Lehre ohne Abschluß, Wehrdienst, gescheiterte Ehe, zweimal im Gefängnis, viermal im Irrenhaus, zweimal dem Tod grade noch von der Schippe gesprungen. Im Knast 1985 die Anonymen Alkoholiker kennengelernt, deren Meetings regelmäßig besucht, dann 14 Monate in Freiheit trocken geschafft. 1987 schwerer Rückfall, dauerte bis zu eben jenem 25.01.1989, seitdem dauerhaft trocken.

Das nur mal so als Einstieg. Ausführliches folgt noch. Wenn jemand einen besseren Tread-Titel hat, bitte Wortmeldung.


Hut ab!

MfG

BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 21:46:50 Mi. 30.April 2014


http://data6.blog.de/media/446/5362446_7a41c51be8_m.jpeg (http://data6.blog.de/media/446/5362446_7a41c51be8_m.jpeg)


MfG

BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Ziggy am 09:00:32 Fr. 02.Mai 2014
Bei dem Bild bleibt mir das Lachen im Halse stecken, da ist nämlich viel Wahres dran.

Tatsächlich dachte ich auch, ich sei noch etwas Besseres, weil ich noch nicht so tief gefallen war. Ja, ich hielt mich noch nicht einmal für einen Alkoholiker - das waren für mich die, die tagaus, tagein auf Bänken lebten, nur das hatten, was sie am Leib trugen und sich den billigen Fusel reinschütteten ... ich war da doch etwas anders, nicht wahr ...?!

Die traurige Wahrheit ist: Ich hauste in der Wohnung meiner Mutter, die sorgte für mich, kochte für mich, wusch meine Kleidung, hielt mein Zimmer sauber ... meine Arbeitslosenhilfe versoff ich komplett, musste sogar meine Mutter anpumpen. Aber in der Kneipe, da hatte ich das große Maul, da war ich wer ...

Wenn meine Mutter mich damals nicht am Leben gehalten hätte, wäre ich längst irgendwo da draußen jämmerlich verreckt. Aber alleine das einzusehen war ein schwieriger Prozeß, man macht sich selbst etwas vor, bis zum bitteren Ende. Aber natürlich, es tut weh, sich selbst die Wahrheit einzugestehen, wer will das schon, man fühlt sich wirklich nicht gut dabei. Aber genau das ist eine unabdingbare Notwendigkeit. Innerlich "Inventur machen" nennt sich das. Für mich war das der schmerzhafteste Schritt auf dem Weg in ein trockenes Leben. Ehrlich sein zu mir selber fällt mir auch heute nicht immer leicht. Ist aber zwingend Voraussetzung für dauerhaft trocken bleiben und immer weiter nüchtern werden.

Titel: Re:Sucht und Abh�ngigkeit
Beitrag von: Aloysius am 11:02:09 Do. 04.September 2014
Hallo meine Lieben,

jetzt sind es insgesamt 17 Monate geworden, die ich, erst die Entgiftung, dann die 14monatige stationäre Therapie, brauchte. Nun bin ich seit einem Monat wieder raus und fange wieder neu an.

Eine kleine Einzimmerwohnung, meine Erwerbsunfähigkeitsrente, udn nach und nach mein Leben wieder in den Griff kriegen.

Mir fällt auf, dass ich wirklich alle kleinsten Banalitäten wieder trainieren muss. Einen grossen Anteil daran hat auch die Art der Einrichtung. Es war eine geschlossene Einrichtujg, und wie man sagt, "niederschwellig". Das heist, ich habe dort mit Menschen für mehr ls ein Jahr zusammen gelebt und gearbeitet, deren Weg sie schon erheblich weiter Richtung Zerfressenheit geführt hat. Einer dachte, er wäre auf einem Schiff, ein anderer kann eine simple Bahnhofs-Wanduhr nicht mehr deuten.

Ich habe körperlich stark abgebaut, aber geistig bin ich jetzt so kar ujd fit wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Es war sehr sehr hart, aber ich würde es sofort wieder machen, im Nachhinein.
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 23:29:59 Do. 04.September 2014
Ich drücke Dir beide Daumen für einen Neuanfang. Evtl. ist es hifreich, die alte Umgebung zu wechseln (z. B. um nicht in die alten Verhaltensmuster zu geraten).

Herzlichst +

mfG

BGS
Titel: Re:Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: Troll am 10:30:49 Di. 10.März 2015
ZitatDeutschland auf Droge

Valium, Tavor & Co. Schon kurz nach der Entdeckung der Tranquilizer vor 50 Jahren besingen die Rolling Stones "Mother's little helper."

Eingesetzt bei Ängsten und Schlaflosigkeit werden die hochwirksamen Medikamente als Wundermittel gefeiert. Doch schon bald weiß man: Sie sind Segen und Fluch zugleich – denn die Beruhigungsmittel machen schnell süchtig.
....
....
Die Nebenwirkungen sind fatal, der Entzug ist hart.  Viele wurden abhängig auf Rezept. Wie sieht die Verschreibungspraxis dieser hoch wirksamen Medikamente aus? Ist die Aufklärung über das Suchtpotential ausreichend? die story "Deutschland auf Droge" geht diesen Fragen nach und erzählt den Leidensweg von Menschen, deren Leben durch die Tablettensucht aus den Fugen geriet.

Quelle: WDR (http://www1.wdr.de/fernsehen/dokumentation_reportage/die-story/sendungen/deutschland-auf-droge100.html)

DieStory · WDR · Deutschland auf Droge · Benzodiazepine (http://www.youtube.com/watch?v=hBelOR1r9uM#ws)


Nicht die Gesundheit ist  oder war das Ziel sondern die Arbeitsfähigkeit, dafür wurde das Gesundheitswesen eingeführt, Kollateralschäden inklusive.
Unsere Marktkonforme Demokratie (Leistungsgesellschaft)  pervertiert das Ganze noch.
Titel: Re:Sucht und Abh�ngigkeit
Beitrag von: Aloysius am 14:31:54 Do. 06.August 2015
Hallo!

Nun ist es 28 Monate her, daß ich in's ZIP gegangen bin zur Entgiftung, und ein Jahr, daß ich die stationäre Einrichtung verlassen habe, und es geht ständig bergauf.

Dieser Tage bekam ih die Zusatzkarte zu meinem Schwerbehindertenausweis, mit der Wertmarke - ich darf jetzt damit umsonst Bus & Bahn benutzen und eine Begleitperson mitnehmen auf die gleiche Karte. Hat lange gedauert, aber ich habe nicht nachgegeben und es war dann einfach eine Frage der Zeit.

Ich arbeite ehrenamtlich in einem Bürgertreff und betreue zweimal die Woche eine schwerkranke Frau, die bettlägerig ist. Nicht im pflegerischen, mehr im technischen und solche Dinge.

Nun sehe ich gerade, daß heute abend Stammtisch ist in der Bambule - da werde ich wohl mal auftauchen :)
Titel: Aw: Sucht und Abhängigkeit
Beitrag von: BGS am 15:04:27 So. 29.Oktober 2023
ZitatDas wissenschaftliche Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen

Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol


In bisherigen Empfehlungen hinsichtlich körperlicher Gesundheit im Umgang mit Alkohol stand
risikoarmer Konsum im Fokus (Seitz, Bühringer, Mann, 2008). Er umfasst für gesunde Men-
schen ohne zusätzliches genetisches oder erworbenes Risiko unter anderem eine maximale
Trinkmenge von 24 Gramm Reinalkohol pro Trinktag bei Männern und 12 Gramm bei Frauen.
Aufgrund des Standes der Wissenschaft sowie aufgrund von Prinzipien der Förderung von
physischer Gesundheit aktualisiert das Kuratorium einzelne Aspekte einer früheren Stellung-
nahme der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen,
2019) und kommt zum Schluss, dass Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol neu formuliert
werden müssen. Das Kuratorium stellt fest:

• Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel
sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke
bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht.
... .

Quelle: https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/WK_der_DHS_-_Empfehlungen_zum_Umgang_mit_Alkohol.pdf


MfG

BGS