Kacksack-Thread...wenn alle Stricke reißen...hier auskotzen

Begonnen von Hedgegina, 21:41:48 Mi. 28.April 2010

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Kuddel

Boah! Ich wurde oft als Radikalinski gesehen, als ein Schwarzmaler und ähnliches.

Sorry, ich hatte wohl ne rosaroten Brille auf und habe nicht gesehen, wie sehr die Kacke am Dampfen ist. Die Realität ist ja um ein vielfaches radikaler und bösartiger, als ich es geahnt habe. Durchgeknallte multimilliardenschwere Oligarchen regerieren die Welt, Kriegstreiber sind am Drücker, X und meta übertrumpfen die russischen Trollfarmen, was wahr und wirklich ist kann man sich aussuchen je nach Gusto. Mit ungeheurer Dreistigkeit kommen die Ausbeuter und ihre Handlanger aus ihren Löchern gekrochen und fordern, wir sollten uns krank zur Arbeit schleppen, Kosten der Gesundheitsversorgung selbst übernehmen, uns keine Hoffnung mehr auf eine Rente machen, also alles in allem: malochen oder abkratzen.

Sowas hätte kein Satiriker gewagt zu bringen. Das ist das neue Normal.

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Boah! Ich wurde oft als Radikalinski gesehen, als ein Schwarzmaler und ähnliches.
Das finde ich schon ziemlich krass. Lag wohl daran, dass oftmals nicht zwischen einem Realist und einem Schwarzmaler unterschieden wird.

Wobei ich die Zuschreibung "Schwarzmaler" generell schon für äußerst problematisch halte. Damit wird letztendlich doch nur suggeriert, dass alles nicht so schlimm sei, wie man es selbst wahrnimmt und empfindet.

Als Radikalinski gesehen zu werden, könnte man doch irgendwie auch als Kompliment auffassen, finde ich. Doch da gehen die Meinungen wohl auseinander.

Wie dem auch sei:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Sorry, ich hatte wohl ne rosaroten Brille auf und habe nicht gesehen, wie sehr die Kacke am Dampfen ist. Die Realität ist ja um ein vielfaches radikaler und bösartiger, als ich es geahnt habe.
Ja, so ist sie, die Realität. Eine Realität, die nichts mit dem gemein hat, wie ich mir früher unsere Zukunft vorgestellt hatte.

Eine rosarote Brille? Nein, sehe ich nicht so. Woher soll man es auch wissen. War doch früher nicht so. Zumindest nicht so wie jetzt. Und ja, es gab Zeiten, da war alles noch sehr viel schlimmer.

Ich dachte immer, unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter, in eine bessere, positivere Zukunft. Davon ging ich aus und hielt es für selbstverständlich. Ich hatte das vorausgesetzt. Einfach, weil der Mensch die Fähigkeit besitzt, zu lernen. Und ja, zeitweilig sah es ja auch ganz danach aus.

Ich hätte nie damit gerechnet, dass all das, was wir mittlerweile hier in Deutschland und anderswo vorfinden, jemals Realität werden könnte. Tja, so kann man sich täuschen. Es ist einfach nur krass:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Durchgeknallte multimilliardenschwere Oligarchen regerieren die Welt, Kriegstreiber sind am Drücker, X und meta übertrumpfen die russischen Trollfarmen, was wahr und wirklich ist kann man sich aussuchen je nach Gusto. Mit ungeheurer Dreistigkeit kommen die Ausbeuter und ihre Handlanger aus ihren Löchern gekrochen und fordern, wir sollten uns krank zur Arbeit schleppen, Kosten der Gesundheitsversorgung selbst übernehmen, uns keine Hoffnung mehr auf eine Rente machen, also alles in allem: malochen oder abkratzen.
Was soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.

Es ist so schlimm, wenn eine Minderheit meint, die Mehrheit der Menschen für ihre eigenen egoistischen Interessen schikanieren zu können. Sie meinen tatsächlich, ihr Reichtum und ihre Macht gebe ihnen das Recht, über andere zu bestimmen. Und die Medien spielen vielerorts mit.

Doch vielleicht beginnt das Problem schon sehr viel früher. Nämlich dort, wo man meint, dass Reichtum und Status schon per se Anerkennung verdient hätten.

Man hat eine Leistungsgesellschaft aufgebaut, die nur von sehr wenigen Menschen in Frage gestellt wird.

Die möglichen Folgen sehen wir jetzt:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Sowas hätte kein Satiriker gewagt zu bringen. Das ist das neue Normal.
Warum lässt man sich all das gefallen!!!

BGS

Das frage auch ich mich schon lange. "Leever duad as slaaf" hiess es früher, in den Zeiten Störtebekers (Lieber tot als ein Sklave).

Das sollen angeblich finstere Zeiten gewesen sein, doch heute? Da werden die Ausbeuter und Menschenfeinde quasi angebetet vom verblödeten Volk.

Den "Reichen" gehört nur so lange etwas wie sie am Leben sind und ihre Schergen manipulieren und betrügen können.

Die "Leistungsgesellschaft" ist, schaut man genauer nach, eine Chimäre.

Solidarität ist wichtiger denn je.

Der Hafen ruft... .

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Du hast ja recht. Es ist eigentlich so einfach. Der zerstörerische Wahnsinn der Superreichen und des Kapitalistischen Systems könnte durch Solidarität der einfachen Menschen zu Fall gebracht werden.

Eigentlich wäre es eine Aufgabe der linken Bewegung, beim Aufbau von Solidarität und Zusammenhalt zu helfen.

Leider ist die linke Bewegung untauglich für so eine Aufgabe.

Man kann mit dem Proletariat nichts anfangen und hält es für sexistisch. Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.

Es ist ziemlich trostlos.

Hartzhetzer

ZitatDie "Leistungsgesellschaft" ist, schaut man genauer nach, eine Chimäre.

Leistungsgesellschaft bedeutet das ganz viele Menschen täglich ganz viel leisten müssen, damit sich einige wenige Menschen ganz viel leisten können.

Zitat.Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.

Sind ja auch nur Kasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden die schon lange ihren Frieden mit dem Kapitalismus und diesem System gemacht haben. Wenn sie für solche begriffe kämpfen müssen sie wenigsten nicht für eine bessere Welt ohne Kapitalismus kämpfen. Außerdem ist es ungefährlicher für so einen Ruß zu kämpfen, dafür braucht man sich nicht mit den Herrschenden Verhältnissen anzulegen.

ZitatWas soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.
Doch wenn man die von den Nationalstaaten durchgesetzte globale Kapitalistische Rechts- und Eigentumsordnung ernst nimmt dann gehört denen die Welt.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

ZitatKasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden

1. Sie definieren sich aber lautstark als links und so werden sie auch wahrgenommen.

2. Sie haben nahezu ein Monopol an Räumen und technischen Mitteln zur Organisierung: Politische Zentren, Treffpunkte, Infoläden, die technischen Fähigkeiten Plakate, Flyer und Sticker zu produzieren.

Hinzu kommt noch das Unwesen der Antideutschen in solchen Kreisen.

Eine neue angesagte politische Parole ist: "Raus aus der Szene, rein in die Klasse!"

So lange man keine Ahnung von der "Klasse" hat, sich vor der Kultur der Prolls fürchtet, sind solche Sprüche einfach nur heiße Luft.

counselor

Es ist eine Spielerei mit Identitäten, die da von den Pseudolinken betrieben wird.

Statt gegen die Ausbeutung im Kapitalismus soll sich der Kampf um Befreiung gegen eine vermeintliche Diktatur der "Heteronormativität" richten. Das verdrängt die klassenmäßige Orientierung.

Dort, wo Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt werden, sollten wir aber solidarisch sein. Meiner Meinung nach ist die sexuelle Orientierung eines Menschen das Ergebnis von Kampf und Einheit der Gegensätze im Körper eines Menschen und keineswegs alleine durch das "biologische" Geschlecht vorgegeben.

Es gibt eine gesellschaftliche Diskriminierung und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Und das sollten wir nicht hinnehmen.

Es ist aber falsch, wenn Menschen die sexuelle Orientierung ins Zentrum der Identität - des Denkens, Fühlens und Handelns - stellen. Denn nicht die Empfindungen und Definitionen sind primär, sondern die objektive Wirklichkeit der Klassengesellschaft und die bürgerliche Staats- und Familienordnung sind primär.

Die Selbstbeschäftigung mit der eigenen Identität lenkt davon ab, dass Menschen ihr Bewusstsein in der Wirklichkeit der Klassengesellschaft bilden. Statt gegen den Kapitalismus für eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Gesellschaft zu kämpfen, wird der Kampf in systemkonforme ungefährliche Bahnen gelenkt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Manchmal frage ich mich, warum das Offensichtliche oftmals nicht verstanden wird. Warum es oftmals so schwierig ist. Warum die banalsten linkspolitischen Ziele schlichtweg nicht umgesetzt werden können. Obwohl doch nahezu jedem klar sein sollte, dass es so, wie es jetzt ist, nicht weitergehen kann. Und doch ändert sich nicht allzu viel.

Zitat von: Kuddel am 13:44:36 Do. 09.Januar 2025Es ist eigentlich so einfach. Der zerstörerische Wahnsinn der Superreichen und des Kapitalistischen Systems könnte durch Solidarität der einfachen Menschen zu Fall gebracht werden.

Eigentlich wäre es eine Aufgabe der linken Bewegung, beim Aufbau von Solidarität und Zusammenhalt zu helfen.

Leider ist die linke Bewegung untauglich für so eine Aufgabe.

Man kann mit dem Proletariat nichts anfangen und hält es für sexistisch.
Es ist auch meine Meinung, dass eine fehlende Solidarität ein großes Problem darstellt. Man kann nämlich noch immer an der gegenwärtigen Situation was ändern. Auch wenn zur Zeit alles recht festgefahren scheint.

Ich frage mich so oft, warum das, was eigentlich so einfach ist, nicht klappt. Und das finde ich besonders frustrierend an der Situation, gerade weil es so einfach ist.

Das Problem ist halt, dass auch diejenigen, die die Macht haben, genau wissen, dass alles so einfach ist. Und somit alles dafür tun, dass sich an der gegenwärtigen Situation nichts ändert. Deswegen ist ja auch die Gesetzgebung und die parlamentarische Demokratie für uns oftmals so ein großes Problem.

Und wenn dann noch die akademische Linke meint, Solidarität mit der Arbeiterklasse hätte man nicht nötig, dann hat man erst recht ein Problem. Man kann dann nämlich an der gegenwärtigen Situation nicht mehr allzu viel ändern.

Wenn ein Großteil der Linken der Meinung ist, dafür nicht mehr zuständig zu sein, freuen sich die Rechten.

Solidarität und Zusammenhalt sind nunmal Grundvoraussetzungen, wenn man ein anderes System möchte. Was das Ziel linker Politik doch eigentlich sein sollte.

Zitat von: Kuddel am 13:44:36 Do. 09.Januar 2025Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.
Das ist schon krass. Da hat man wohl Grundsätzliches nicht verstanden.

Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei "heteronormative cis-Männer" um einen soziologischen Fachbegriff handelt. Der vielleicht auch in akademischen Kreisen nur dann bekannt ist, wenn man vom Fach ist. Oder politisch "links" ist!

Warum akademische Linke meinen, mit solchen Wörtern um sich werfen zu müssen, kann ich nicht nachvollziehen. Man könnte es nämlich auch viel einfacher sagen, so dass es jeder versteht. Ging früher doch auch! Ich finde, man sieht hier sehr deutlich, dass es nicht um die Sache an sich geht. Sondern um Wichtigtuerei oder darum, sich als etwas Besseres zu fühlen. Im besten Fall wird einfach irgendein Begriff unreflektiert übernommen. So zumindest mein Eindruck!

Zumal hier zudem die Gefahr besteht, dass Themen der Arbeiterklasse schlichtweg ignoriert werden. Man darf nämlich nicht das große Ganze aus den Augen verlieren. Es geht bei linker Politik nämlich um sehr viel mehr.

Zitat von: Hartzhetzer am 10:44:45 Fr. 10.Januar 2025Sind ja auch nur Kasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden die schon lange ihren Frieden mit dem Kapitalismus und diesem System gemacht haben.
Zitat von: Kuddel am 11:20:29 Fr. 10.Januar 20251. Sie definieren sich aber lautstark als links und so werden sie auch wahrgenommen.
Mag ja sein, dass es sich hierbei um Pseudolinke handelt, was aber nichts an dem Problem ändert, dass sie sich selbst als politisch links definieren und somit auch als solche wahrgenommen werden.

Schon allein deswegen sollte man das alles sehr ernst nehmen. Es ist nämlich genau das, was sich sehr viele Menschen unter linker Politik vorstellen.

Meiner Meinung nach geht es hierbei nämlich in eine ähnliche Richtung, wie wenn man behauptet, SPD und die Grünen seien politisch links. Die Folgen sind zumindest ähnlich. Linke Politik wird auf Grund dessen bei vielen Menschen als etwas Negatives wahrgenommen, womit man nichts zu tun haben möchte.

Die Menschen werden schlichtweg getäuscht. Egal, ob das nun Absicht ist oder nicht. Das Resultat scheint aber nahezu dasselbe zu sein.

Zitat von: Kuddel am 11:20:29 Fr. 10.Januar 20252. Sie haben nahezu ein Monopol an Räumen und technischen Mitteln zur Organisierung: Politische Zentren, Treffpunkte, Infoläden, die technischen Fähigkeiten Plakate, Flyer und Sticker zu produzieren.

Hinzu kommt noch das Unwesen der Antideutschen in solchen Kreisen.

Eine neue angesagte politische Parole ist: "Raus aus der Szene, rein in die Klasse!"

So lange man keine Ahnung von der "Klasse" hat, sich vor der Kultur der Prolls fürchtet, sind solche Sprüche einfach nur heiße Luft.
Ich sehe darin auch ein großes Problem. Ich frage mich, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Das mit den Antideutschen überrascht mich nicht in diesem Zusammenhang. Passt schon irgendwie, wenn auch sonst alles Mögliche durcheinander gerät und somit voller Widersprüche steckt. So zumindest mein Eindruck!

Besonders problematisch ist halt auch, dass diese Gruppen die meisten Ressourcen besitzen. Das, gepaart mit ein paar unbedachten politischen Parolen, macht alles nur noch schlimmer.

Zitat von: Hartzhetzer am 10:44:45 Fr. 10.Januar 2025
ZitatWas soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.
Doch wenn man die von den Nationalstaaten durchgesetzte globale Kapitalistische Rechts- und Eigentumsordnung ernst nimmt dann gehört denen die Welt.
Ja, wenn man sie ernst nimmt, was man meiner Meinung nach jedoch nicht tun sollte. Die Welt gehört nämlich allen Menschen oder niemandem. Je nachdem, wie man es sieht.

Denn letztendlich geht es auch hier wieder nur darum, dass den Reichen und Mächtigen und somit nur sehr wenigen Menschen, angeblich die Welt gehört.

Wenn man alles ernst nimmt, was so gesagt und beschlossen wird, dann kann man es auch gleich sein lassen. Denn das käme einer Kapitulation gleich. Doch ohne mich!

Was ist, kann auch (wieder) anders sein.

Kuddel

ZitatEs ist auch meine Meinung, dass eine fehlende Solidarität ein großes Problem darstellt.

Solidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

In den Unterschichten spiegeln sich auch die Konflikte und Widersprüche dieser Gesellschaft. Unter armen Menschen gibt es auch Konkurrenz und Gewalt. Arme beklauen auch Arme. Es gibt häusliche Gewalt, es gibt Suchtprobleme. Es gibt Migranten, die sind rechts. Es gibt migrantische Rassisten.

Man muß lernen mit der schwierigen Situation umzugehen. Man muß nicht alles hinnehmen.

counselor

ZitatSolidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

Am einfachsten ist es noch, Solidarität mit einem Kollegen zu üben, der von den Vorgesetzten ungerechtfertigt angegriffen wurde.

Ansonsten hängt es sehr von den eigenen Moralvorstellungen ab, mit wem man solidarisch ist.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Wenn es Konflikte mit dem Vermieter oder dem Ausbeuter gibt, bin ich auf Seiten des Betroffenen, auch wenn er mir nicht sympathisch ist, nicht meine moralischen und politischen Ansichten teilt.

counselor

Gegen die Visagen der Klassengesellschaft (Arbeitgeber, Vermieter, Bullen etc.) sollten wir natürlich solidarisch sein.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 09:31:31 Sa. 11.Januar 2025Solidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

In den Unterschichten spiegeln sich auch die Konflikte und Widersprüche dieser Gesellschaft. Unter armen Menschen gibt es auch Konkurrenz und Gewalt. Arme beklauen auch Arme. Es gibt häusliche Gewalt, es gibt Suchtprobleme. Es gibt Migranten, die sind rechts. Es gibt migrantische Rassisten.

Man muß lernen mit der schwierigen Situation umzugehen. Man muß nicht alles hinnehmen.
Ja, leider ist das mit der Solidarität oftmals nicht so einfach. Was auch eine Ursache dafür sein könnte, warum es so schwierig ist, die politische Theorie in der Praxis anzuwenden.

Ich muss zugeben, dass mir Solidarität ja auch nicht immer so leicht fällt. Ist halt schon ab und an sehr schwierig, finde ich.

Ja, Konflikte und Widersprüche findet man leider auch in der Unterschicht. Sonst hätte man ja nicht die Probleme mit Mobbing und so. Kommt leider überall vor! Menschen sind nunmal nicht perfekt.

Die politische Theorie aber auch nicht, sonst wäre sie an das wirkliche Leben angepasst. Wenn das überhaupt möglich ist. Sie ist halt nur eine Theorie.

Die Frage ist, wie kann man lernen, mit der schwierigen Situation umzugehen.

Zitat von: Kuddel am 14:38:43 Sa. 11.Januar 2025Wenn es Konflikte mit dem Vermieter oder dem Ausbeuter gibt, bin ich auf Seiten des Betroffenen, auch wenn er mir nicht sympathisch ist, nicht meine moralischen und politischen Ansichten teilt.
Ich finde, das ist doch genau das, worauf es ankommt. Denn genau das macht ein Klassenbewusstsein aus. Wenn man das erstmal kapiert hat, dann ist es vielleicht nicht mehr ganz so schwierig mit der Solidarität.

Wenn man es nämlich schafft, selbst dann solidarisch zu sein, wenn man jemanden nicht sympathisch findet.

Sich für jemanden einzusetzen, den man sympathisch findet, das habe ich schon so oft gemacht, war überhaupt kein Problem. Sehr viel schwieriger ist es doch, wenn man sein eigenes Verhalten eben nicht davon abhängig macht.

Kuddel

Eingentlich ist das hier ein Thread, um sich auszukotzen. Nun ist es wieder eine politische Diskussion.

"Solidarität" ist leicht gesagt, sie aber zu leben heißt, zu lernen und mit Widersprüchen umzugehen.

Wenn ich die Hausbesetzungen Anfang der 80er erinnere, war es ein entscheidendes Problem, daß wir eine egalitär anarchistische Einstellung hatten. Man war handlungsunfähig, wenn Leute die einfachsten Regeln des Zusammenlebens gebrochen haben. Man hielt Maßregelungen bis hin zum Rausschmiß für autoritär und das wollte man ja nicht sein. So ließ man sich von egoistischen Arschlöchern auf der Nase herumtanzen. Die Engagierten und sozial und politisch Aktiven zogen deshalb nach und nach aus.

Hinzu kam, wir hatten wenig Ahnung von psychischen Krankheiten. In den 70er und 80er Jahren war es ein Tabuthema. In den Familien hatte man ein simples Bild, es gab die Normalen und die Verrückten. So war es jedenfalls in meiner Verwandschaft, alles andere wurde verschwiegen und verleugnet.

Man hatte es massiv mit psychischen Problemen in den besetzten Häusern zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was eine Psychose ist. Auch heute stehe ich der Krankheit recht hilflos gegenüber, aber mir ist sie nicht mehr unbekannt. Damals schwappten die Ideen der Antipsychiatrie zu uns herüber mit der Folge, daß jegliche Psychopharmaka radikal abgelehnt wurden.

Es brauchte keine Bullen mehr. Die Leute mit politischen Ambitionen haben die Häuser verlassen und es blieben die Dickfelligen, Egoistischen und psychisch Gestörten. Da war nix mehr mit "Häuserkampf". Bei uns hat diese Entwicklung knapp 3 Jahre gebraucht. 10 Jahre später hatte ich Kontakt zu einem besetzten Haus in Ostdeutschland. Da lief alles im Schnelldurchlauf. Dort schaffte man diese Entwicklung in weniger als einem Jahr.

Arbeitskämpfe.
Ich habe Arbeitskämpfe erlebt, in denen einzelne Streikende T-Shirts rechter Bands getragen haben. Linke Unterstützer, die das sahen, bekamen eine Krise. Ich fand es nicht schlimm, denn dieses Streik- und Protestaktionen vermittelten das starke Gefühl der Solidarität und jeder wußte, daß das nicht von rechts kam.

Migranten. Auch hier gibt es etwas zu lernen. Ich habe eine Zeit in London gelebt. Ein Busfahrer hat sich jemandem gegenüber wie ein Arsch verhalten. Mein Londoner Kumpel hat die Fahrer gleich angeblafft und nach Strich und Faden zusammengeschissen. Ich kam damit nicht klar, weil es ein schwarzer Busfahrer war. Ich mußte darüber nachdenken. Auf ein Arschlochverhalten wurde angemessen reagiert. Ich kam damit nicht klar wegen der Hautfarbe. Rassismus übewindet man erst, wenn man Migranten nicht anders behandelt als die Einheimischen. Wenn Migranten oder nicht-Weiße sich daneben benehmen, sollte man genauso reagieren wie bei jedem anderen. Als ein schwarzafrikanischer Gast einer Besetzerkneipe trotz Ermahnung Frauen blöd anmachte und angrabschte, hat er aufs Maul gekriegt und ist rausgeflogen. Das war richtig so.

Stadtteilarbeit. Wenn man in einem "Problemviertel" aktiv wird, wird man es als Linker mit schwierigen Situationen zu tun bekommen. Gerade ein linksakademisches Milieu ist oftmals den sozialen und kulturellen Problemen nicht gewachsen, mit denen man konfrontiert ist. Es gibt dort Drogenprobleme, mafiöse Strukturen, Gewalt, reaktionäre Ideologien und Organisationen unter Migranten. Dort muß man lernen sich zu bewegen und sich eine Anerkennung zu erarbeiten. Absolut problematisch ist, wenn die gebildenten weißen linken Aktivisten ihren Lifestyle als richtig heraushängen lassen und andere Verhaltens- und Lebensweisen als reaktionär und sexistisch abtun. Die Menschen spüren, wenn sie von oben herab behandelt werden, sei es von deutschen Institutionen oder von deutschen Linken.

Sicherlich sind Frauenrechte ein Thema. Da wäre es wichtig, migrantischen Frauen eine Stimme und ein Forum zu geben, damit sie selbst formulieren können, was ihre Probleme und ihre Forderungen sind. Das letzte was sie brauchen, sind deutsche Feministinnen, die ihnen sagen, wie sie zu denken und zu handeln haben.

Das wachsende Problem mit fiesen Drogen ist auch voller Widersprüche. Die Kommune und der Staat reagieren mit polizeistaatlichen Mitteln. Das sind Mittel, die selbst oftmals rassistisch sind und Mittel, die sich gegen die Armen als solche wenden. Wenn wir uns gegen die Besetzung von Stadtteilen durch Bullen wehren, ist es keine Solidarität mit Mafiastrukturen.

Ich sehe das größte Problem darin, daß deutsche, gebildete Linke es nicht schaffen, sich mit Menschen in Armut (egal ob migrantisch oder nicht) auf Augenhöhe zu treffen. Erst wenn man ein Vertrauensverhältnis und persönliche Freundschaften hat, hat man ein Chance sich auch über andere Themen auseinanderzustzen.

Ich denke, man sollte Solidarität als Symbol der gemeinsamen Selbstverteidigung nach außen (also gegen Bullen, Spekulanten, Ausbeuter, Naziangriffe) zeigen, auch wenn es untereinander diverse Unterschiede und Konflikte gibt.

Soweit meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema SOLIDARITÄT.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025"Solidarität" ist leicht gesagt, sie aber zu leben heißt, zu lernen und mit Widersprüchen umzugehen.

Vielen Dank für deine Gedanken  :)

Solidarität ? Ja, wirklich leicht gesagt und gerade in der Hausbesetzerscene in praktischer
Anwendung (Tag und Nacht) bringt viel aber fordert den einzelnen genau so viel ab.

Deine Erfahrungen zum Häuserkampf haben mich sehr berührt, weil meine Erfahrungen sehr ähnlich
sind, allerdings hatten wir irgendwie ein anderen Umgang mit Drogenabhängigen und Gemütserkrankten
u.s.w. Im SSK gab es eine Plenumsmäßig ausentwickelte Hausordnung und ein geregelten Tagesablauf.

Morgens 9 Uhr mussten alle im Gemeinschaftsraum vertreten sein, es sei denn Mitbewohner waren krank.
Da wurde dann die Tätigkeiten ausgelotet und vergeben.. Sozi oder Arbeitsamt ? Nö, auf Staatskram
wenig Bock aber alle Konzentration gegen den Landschaftsverband Rheinland, die für die
Landeskrankenhäuser und Landesjugendheime zuständig waren.

Die waren Anfang der 80ziger echt übel drauf.."Was nicht funktioniert, wird entweder bearbeitet
a la Erziehungsmaßnahme oder wer nun als Schwererziebarer "gestempelt" war, konnte durchaus in
die Klapse abgeschoben werden, was dann garantiert einer sogenannten "Chemokeule" nach sich zog..

Damals wurden in den Landeskrankenhäusern E-Schocks als "Disziplinierungsbehandlung" eingesetzt
oder medikamentös überdosiert, das man an Nebenwirkungen zu leiden hatte.

Ich lebte 2 Jahre im SSK, war vom Heim abgehauen und fand da Unterkunft und mit 15 war das natürlich
voll spannend Leute gefunden zu haben, die den Hauptverantwortlichen für die Missstände auf dem
Kieker hatten, die mir in der Heimerziehung auch Leid angetan haben.

Mensch war beim LVR nur ein Aktenzeichen..

Überlebt haben wir durch Umzüge Renovierung Entrümpelung und Gebrauchtmöbelverkauf.
Weiter gabs ja noch Tätigkeiten im Hause und da ich eine Zeit lang vor Buletten
aufpassen musste also mich weniger draußen bewege, habe ich "Telefondienst" gemacht.

Naja, stink langweilig, den Morgen bis Nachmittag "den Graul machen", sprich wenn
das Telefon klingelte wurde es richtig spannend. Anrufer_innen waren dann meistens
frisch aus dem Heim oder Klapse abgehauen und mussten unverzüglich abgeholt werden.

Zum Thema Klapse gab es auch Todesfälle (Überdosis etc.), was ganz schön an die
Nieren ging und nur noch mit der Beurteilung "LVR sind auch für Mord verantwortlich"
ertragbar war. Ein Opfer Namens Peter Adler lernte ich im SSK kennen, geistig fit,
geht in die Stadt, Polizeikontrolle, zurück in die Klapse. 2 Tage später war er tot
Todesursache: Überdosis Halloperidol und an Längstmuslkelkrampf qualvoll verreckt.

Wir Hausbesetzer_innen sind zwar lose zusammen gekommen und Außenstehende laberten immer von den
"Anarchos" aber wenn ich heute so darüber nachdenke, habe ich das ganz anders erlebt, wie es
uns nach gesagt wurde. Disziplin, Eine Hand für den SSK und eine Hand für sich und millitant
wurde es auch manchmal (Mögliche Räumung etc..).

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025Solidarität als Symbol der gemeinsamen Selbstverteidigung
Jo, damit kann man echt was anfangen.. Sorry für mein Laberflasch. ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Hartzhetzer

Danke das ihr hier eure Interessanten Erfahrungen erzählt.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

Nachwort

Es ist normal, daß Kämpfe auch verloren werden und daß Bewegungen zerfallen. Damit ist nicht aller Tage Abend. Ich finde es aber schade, wenn man dann in alle Himmelsrichtungen läuft und sich verliert.

Es ist ein großer Fehler, daß man sich nicht um einen kritischen Rückblick bemüht. Zum einen war nicht alles verkehrt, zum anderen kann man gerade aus den Fehlern lernen. Es gab nie eine Veranstaltung, eine Diskussionsrunde, eine Broschüre oder sonstige kritsche Rückschau. Ich habe mir diese Gedanken allein machen müssen, manchmal mit Freunden drüber gequatscht. Ich habe den Eindruck, Bewegungen sind heute schnellebiger, aber die kritische Analyse fehlt weiterhin.

Die frühen 80er bestanden nicht nur aus Hausbesetzungen, es war auch eine Rebellion gegen Autoritäten und Spießigkeit, es ging um Atomkraft und Umweltzerstörung, um US Imperialismus und Kriegstreiberei. Es waren bewegte und bewegende Zeiten und manchmal lag ein Hauch Revolution in der Luft.

Ich habe wohl nie in so kurzer Zeit so viel erlebt und gelernt. Es gab Gründe, warum die Bewegung den Bach runter gegangen ist. Ich begegne heute immer wieder Leuten, die meinen, es war die tollste Zeit jemals. Das sind zumeist die, die sich im Zusammenleben als egoistische, ignorante Arschlöcher aufgeführt haben.

Onkel Tom

Naja,ich habe dazu nur meine Erfahrungen als Vergleich zu deinen erläutert und
nun daran zu popeln, was da so schief laufen kann, habe ich kein Interesse, solange
solch "freiwilliger Zwangsgemeinschaften" nicht existieren oder danach fragen.

Was hat der Leser davon, das ich wegen einer pädophilen Drekschau völlig unschuldig
aus dem SSK a la "Ich würde demjenigen nur was unterstellen" raus geflogen bin ?

Gemeinschaften kann man nicht einfach "auf dem Plan stellen" sondern sie müssen
sich selbst zu etwas entwickeln, existent bleiben zu können.
Die Fehler, die man selbst erfahren hat, kann man eventuell als externe Beratung
investieren, wenn die Fehler ähnlicher Richtung wie die Erinnerung wiederholen etc.

Zitat von: Kuddel am 10:22:23 Mo. 13.Januar 2025Es waren bewegte und bewegende Zeiten und manchmal lag ein Hauch Revolution in der Luft.

d,accord.. Kein Zuckerlecken aber spannend bis sportlich u.s.w.  ;)


Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Leider ist es mit der Solidarität oftmals sehr schwierig.

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025Eingentlich ist das hier ein Thread, um sich auszukotzen. Nun ist es wieder eine politische Diskussion.
Na ja, ich denke, beides kann man nicht unbedingt voneinander trennen. Nämlich dann, wenn man feststellen muss, dass irgendwas nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte.

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025"Solidarität" ist leicht gesagt, sie aber zu leben heißt, zu lernen und mit Widersprüchen umzugehen.
Oh ja, dem kann ich voll und ganz zustimmen. Ich finde Solidarität oftmals sehr schwierig. In der Theorie klingt alles sehr einfach, doch wenn es dann darum geht, das, was ich denke und für richtig halte, in die Praxis umzusetzen, dann habe ich echt ein Problem.

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025Rassismus übewindet man erst, wenn man Migranten nicht anders behandelt als die Einheimischen. Wenn Migranten oder nicht-Weiße sich daneben benehmen, sollte man genauso reagieren wie bei jedem anderen.
Das musste ich auch erst lernen. Noch immer ist es ab und an so, dass ich Migranten und nicht-Weißen gegenüber toleranter bin als gegenüber Deutschen.

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025Ich denke, man sollte Solidarität als Symbol der gemeinsamen Selbstverteidigung nach außen (also gegen Bullen, Spekulanten, Ausbeuter, Naziangriffe) zeigen, auch wenn es untereinander diverse Unterschiede und Konflikte gibt.
Das ist es, worauf es ankommt. Vielleicht sollte man versuchen, diverse Unterschiede und Konflikte zurückzustellen, wenn es um ein gemeinsames Ziel geht.

Zitat von: Kuddel am 13:08:47 So. 12.Januar 2025Soweit meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema SOLIDARITÄT.
Deine Gedanken und Erfahrungen finde ich sehr interessant.

Es ist schon irgendwie krass, auf welche Probleme man im Zusammenhang mit der Solidarität stoßen kann. Situationen, mit denen man zuvor überhaupt nicht gerechnet hat.

Und irgendwie bringst Du mich gerade mal wieder zum Nachdenken. Denn, wenn ich all das bedenke, dann ist es mit meiner Solidarität nämlich nicht allzu weit her. Da ist so vieles, worüber ich noch nie ernsthaft nachgedacht habe. Schlaue Sprüche am Computer, ja, doch in der Praxis gelingt es mir meist nicht. Es ist oft aber auch echt schwierig, mit der Solidarität.

Zitat von: Onkel Tom am 21:35:43 So. 12.Januar 2025Solidarität ? Ja, wirklich leicht gesagt und gerade in der Hausbesetzerscene in praktischer
Anwendung (Tag und Nacht) bringt viel aber fordert den einzelnen genau so viel ab.
[...]
Im SSK gab es eine Plenumsmäßig ausentwickelte Hausordnung und ein geregelten Tagesablauf.

Morgens 9 Uhr mussten alle im Gemeinschaftsraum vertreten sein, es sei denn Mitbewohner waren krank.
Da wurde dann die Tätigkeiten ausgelotet und vergeben..
[...]
Wir Hausbesetzer_innen sind zwar lose zusammen gekommen und Außenstehende laberten immer von den
"Anarchos" aber wenn ich heute so darüber nachdenke, habe ich das ganz anders erlebt, wie es
uns nach gesagt wurde. Disziplin, Eine Hand für den SSK und eine Hand für sich und millitant
wurde es auch manchmal (Mögliche Räumung etc..).
Das mit dem geregelten Tagesablauf und der Disziplin hätte ich so nicht erwartet. Aber es kommt wohl darauf an, wie was organisiert ist. Gab es denn auch Rückzugsmöglichkeiten, wenn man allein sein wollte?

Ansonsten denke ich, dass es sehr schön, aber auch sehr anstrengend sein kann. Ich kenne eigentlich mehr oder weniger nur Vereinzelung. Bis auf sehr wenige Ausnahmen, was sich allerdings auf wenige Tage (Seminare) oder maximal einige Monate (Uni Streiks) beschränkt hat. Ist aber alles schon sehr lange her. Ich fand es dann aber immer sehr schön, mit Menschen zusammen zu sein.

Zitat von: Kuddel am 10:22:23 Mo. 13.Januar 2025Es ist normal, daß Kämpfe auch verloren werden und daß Bewegungen zerfallen. Damit ist nicht aller Tage Abend. Ich finde es aber schade, wenn man dann in alle Himmelsrichtungen läuft und sich verliert.
Ja, das kenne ich sehr gut. Was letztendlich dazu geführt hat, dass ich oftmals überhaupt nicht mehr politisch aktiv war. Politische Aktivitäten waren für mich somit eher die Ausnahme. Dass mit dem "sich verlieren" beschreibt es sehr gut.

Und es ist ja auch so, dass ein Streik (an der Uni) irgendwann abgeschlossen ist. Man kann ja nicht immer weiter streiken, egal wie engagiert und motiviert man ist.

Zitat von: Kuddel am 10:22:23 Mo. 13.Januar 2025Es ist ein großer Fehler, daß man sich nicht um einen kritischen Rückblick bemüht. Zum einen war nicht alles verkehrt, zum anderen kann man gerade aus den Fehlern lernen. Es gab nie eine Veranstaltung, eine Diskussionsrunde, eine Broschüre oder sonstige kritsche Rückschau. Ich habe mir diese Gedanken allein machen müssen, manchmal mit Freunden drüber gequatscht. Ich habe den Eindruck, Bewegungen sind heute schnellebiger, aber die kritische Analyse fehlt weiterhin.
Ja, das wäre ein sehr guter Ansatz. Ich denke aber auch, dass es für viele Menschen schwierig sein kann, öffentlich Fehler zuzugeben. Es ist ja immer viel einfacher, von Erfolgen zu erzählen. Ich denke, da muss insgesamt ein Umdenken stattfinden. Ohne Fehler geht es halt nicht. Wenn man das kapiert hat, dann wäre auch ein kritischer Rückblick eher möglich.

Zitat von: Kuddel am 10:22:23 Mo. 13.Januar 2025Die frühen 80er bestanden nicht nur aus Hausbesetzungen, es war auch eine Rebellion gegen Autoritäten und Spießigkeit, es ging um Atomkraft und Umweltzerstörung, um US Imperialismus und Kriegstreiberei. Es waren bewegte und bewegende Zeiten und manchmal lag ein Hauch Revolution in der Luft.
Ja, es war so ganz anders. Es war eine Aufbruchstimmung, die ich mittlerweile sehr vermisse. So viele Menschen, die was verändern wollten. Mittlerweile sind wir eine kleine Minderheit, was ich sehr schade finde. Und was es alles andere als einfach macht.

Zitat von: Kuddel am 10:22:23 Mo. 13.Januar 2025Ich habe wohl nie in so kurzer Zeit so viel erlebt und gelernt. Es gab Gründe, warum die Bewegung den Bach runter gegangen ist. Ich begegne heute immer wieder Leuten, die meinen, es war die tollste Zeit jemals. Das sind zumeist die, die sich im Zusammenleben als egoistische, ignorante Arschlöcher aufgeführt haben.
Das ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Aspekt. Auch etwas, worüber ich noch nie nachgedacht habe. Hausbesetzungen kannte ich zwar, doch war ich nie mittendrin. Ich habe nie in einem besetzten Haus gewohnt. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, finde ich es sehr schade, dass ich diese Erfahrung nie gemacht habe. Ich kenne das echte Zusammenleben mit anderen Menschen überhaupt nicht. Auch wenn es ab und an richtig scheiße ist, so kann ein Gemeinschaftsgefühl doch auch sehr schön sein, finde ich.

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 02:43:06 Mi. 15.Januar 2025Gab es denn auch Rückzugsmöglichkeiten, wenn man allein sein wollte?

Ja, die gab es auch für diejnigen, die mal eine kleine Pause zu Aktivitäten haben
wollten. Jedoch wurde nach ca. 3 Tagen Aktivitäten-Abstinenz schon nachgefragt,
warum man sich nicht beteiligt. Somit wurde verhindert, das sich Leute "einnisten"
und nur auf kosten der anderen urlauben etc..

Man konnte als Bewohner auch in der Morgenrunde z.B. eine Woche Urlaub beantragen,
was bei Zustimmung im Wahlverfahren den Bewohner von allen Aktivitäten frei stellte.

Ich empfinde heute, das dies damals sehr gut durchdacht war, um das Dasein des SSK
nicht in den Schleif- oder Schlafmodus geraten konnte. Wir haben uns die Aktivitäten
auch nicht wie "nach Lust und Laune" betrachtet,sondern eher "Das ist unser Job".

"Gegammel" von einzelnen war dadurch also nicht möglich und dadurch gab es auch
kaum Krach im Bezug wer macht wie viel und wer hat kein Bock auf Beteiligung.

Um im Kreise des SSK aufgenommen zu werden, musste man erst 3 Wochen Probezeit
absolvieren und danach wurde darüber abgestimmt, ob Kanidat zum SSK passt oder nicht.
Beteiligte sich Kanidat nach der Probezeit nicht mehr, wurde auch darüber abgestimmt,
ob Kanidat noch bleiben und sich bessern kann oder ob er seine Koffer packen muss.
Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Ich danke Dir für die Infos. Das klingt auf jeden Fall sehr interessant. Eigentlich mag ich keine Regeln. Andererseits sehe ich hier, dass es ganz ohne Regeln vermutlich nicht funktioniert. Zumindest dann nicht, wenn man langfristig irgendwas gemeinsam mit anderen machen möchte. Tja, es ist schon irgendwie kompliziert.

Onkel Tom

Das Entstehen solch einer Gemeinschaft ist rasannt und erst mal kompliziert
aber wenn sich alle einig sind wie das "Wie" gewuppt wird, schafft es Platz
für gemeinsame Energie und ja,die Mommente habe ich genossen.
Der Club existiert immer noch..
Lass Dich nicht verhartzen !

counselor

ZitatEigentlich mag ich keine Regeln. Andererseits sehe ich hier, dass es ganz ohne Regeln vermutlich nicht funktioniert.

So sehe ich das auch. Es kommt darauf an, dass die Regeln demokratisch diskutiert und beschlossen werden und dass eine faire Streitkultur gepflegt wird. Ohne solche Regeln gäbe es unsere Nürnberger Montagsdemo sicher nicht mehr.

Ich musste das auch erst lernen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Zitat von: counselor am 16:03:50 Mi. 15.Januar 2025ch musste das auch erst lernen.

Naja, bei mir kann man das wohl als "sonderbare verkettung von Zufällen" einordnen, das ich schon
sehr früh mit auferlegten und selbst befürwortenden Spielregeln "betraut" wurde und somit später
weniger "nachlernen" musste..

Kaum aus Muttis Bauch geschlüpft, gab es erst mal 2 Jahre Säuglingsheim und danach ab zur Mutter,
was in die Hose ging.
Mit meinem 5.ten Lebensjahr von den Bullen von Mutti wegen Kindesmisshandlung abgeholt, wurde ich
nach einer Fotosession in der Bullenwache in ein Kinderheim verfrachtet. Hmm, habe das mit der
Bullerei wie ein Video im Langzeitgedächnis, als wäre es erst gestern passiert..

Jo, da habe ich das erste Mal in meinem Leben die "Ordnungshüter" zu Gesicht bekommen.
Danach ging meine Karriere von Heim zu Heim los..

Auferlegte Spielregeln, an die sich jeder Heimkamerad zu halten hatte und wenn nicht,
wurde mehr oder weniger bestraft. Zu der Zeit gab es in Heimen noch den Unterschied,
ob Erzieher_innen erst nach dem 2.ten Weltkrieg ins Erziehungswesen gingen oder noch
in der Nazizeit schon dort unterwegst waren..
In dem Heimerziehungswesen wurde meiner Erfahrung nach garantiert nicht "entnazifiziert".

Wir Kinder hatten das natürlich schnell raus, da NS-Erzieher_innen perverser drauf waren,
wenn es um Bestrafung ging. Fazit: "spurte, friss oder stirb".

Mit 14 tauchten in mir Fragen nach Alternativen auf, um diesen Zwängen etwas Abstand finden
zu wollen. Fast 10 Jahre immer das gleiche und in den letzten Jahren davon begriffen, das
Spielregeln ähnlich wie beim Mobcenter nur zu ihren Vorteilern konzipiert waren..

Auf dieses voll fremdbestimmte Leben, was dann auch noch "laut Akte" optimiert wurde, hatte
ich keinen Bock mehr drauf. Ich fing das schreibseln an.. Mit Freuden kaufte ich mir ein
A4-Block mit Rechenkästchien und befüllte nach und nach mehrere Erzählungen aus der
Heimerziehung. Das schmeckte den Leuten, die "für mich zuständig" waren, nicht und somit
ging es los, was mich später zum SSK führte.

Hmm, also auch Spielregeln, beziehungsweise eine Hausordnung aber anbei gab es 2 gepflegte
Handlungsweisen, wenn jemand sich nicht daran hielt. Es gab nur Verwarnung oder gleich den
unverzüglichen rausschmiss..

Der einzige Unterschied zwischen auferlegter und abgestimmter Spielregeln ist, das bei
Erstellung oder Optimierung deine Stimme gefragt ist a la dafür oder dagegen.

Spielregeln schützen jedoch nicht vor Inszenierungen, worauf eine Gruppe mehrheitlich
reinfallen kann..

Dat beste, was ich erlernt habe, "Füge anderen nicht das zu, was Du selber nicht magst".
Viele verkennen das und wenige erkennen das, was fruchtbaren Boden für Freunschaften
bereiten kann.. Und selbst da entwickeln sich Spielregeln, wie man miteinander umgehen
kann..
Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Das ist schon sehr krass, was Du so erlebt hast. Ich fand ja meine Kindheit und Jugend schon schlimm, aber kein Vergleich mit Deinen Erfahrungen.

Zitat von: Onkel Tom am 14:04:19 Sa. 25.Januar 2025Naja, bei mir kann man das wohl als "sonderbare verkettung von Zufällen" einordnen, das ich schon
sehr früh mit auferlegten und selbst befürwortenden Spielregeln "betraut" wurde und somit später
weniger "nachlernen" musste..
Ich denke, mit "nachlernen" hat das nicht unbedingt was zu tun. Mit irgendwelchen Regeln ist ja jeder mehr oder weniger konfrontiert.

Meiner Meinung nach geht es doch eher dadrum, ob man bestimmte Regeln akzeptiert oder nicht. Ob man aktiv Widerstand leistet oder sich einfach nur denkt, die Regeln sind scheiße.

Das mit den Regeln ist aber schon irgendwie ein sehr kompliziertes Thema. Ich finde es zumindest schwierig, diesbezüglich das richtige Mittelmaß zu finden. Früher habe ich mich nahezu immer gegen irgendwelche Regeln gewehrt. Doch mittlerweile denke ich, ganz ohne Regeln funktioniert es halt auch nicht. Doch so manche Regeln, die sehr viele Menschen verinnerlicht haben, halte ich weiterhin für Quatsch. Vor allem geht es dabei ja auch um die Frage, wer diese ganzen Regeln bestimmt. Und irgendwie finde ich es schwierig, wenn Erwachsene meinen, Kindern und Jugendlichen alles Mögliche vorschreiben zu müssen. Man nennt es Erziehung, doch ich fand es fürchterlich und habe mich irgendwann dagegen gewehrt.

Als Kind war ich sehr zurückhaltend. Doch dann mit 14/15 hat sich bei mir so einiges geändert. Aus dem schüchternen Kind wurde ein Randalierer. Sowohl in der Schule als auch zu Hause. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich froh bin, dass niemandem was passiert ist. Meine Wutanfälle waren nämlich schon ziemlich schlimm. Wenn ich wütend war, warf ich im Klassenraum die Tische um und Stühle flogen durch den Raum. Zudem warf ich alles Mögliche aus dem Fenster, auch zu Hause.

In der Oberstufe habe ich dann nur noch verbal randaliert. Vor allem gegen autoritäre Lehrer. Mit Regeln hatte ich also schon immer gewisse Probleme, vor allem dann, wenn sie fremdbestimmt und für andere einfach nur bequem waren. Oder, ich sie schlichtweg für unsinnig hielt.

Eine Zeit lang fand ich Anarchie ziemlich gut. Doch mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Sie kann meiner Meinung nach nur kleinräumig funktionieren. Was aber überhaupt nicht mein Ding wäre. Ich mag diese Enge nicht, wenn sich alles auf eine bestimmte kleine Gruppe beschränkt. Von daher weiß ich auch nicht, ob die SSK was für mich wäre.

Was mir bei der SSK sehr gut gefällt ist aber, dass ihre Regeln demokratisch beschlossen werden. Ich finde das gut. Das macht schon einen sehr großen Unterschied, finde ich. Ich habe ihre Webseite besucht und fand es sehr interessant. Aus eigener Erfahrung kenne ich sowas nämlich überhaupt nicht.

Zitat von: Onkel Tom am 14:04:19 Sa. 25.Januar 2025Auf dieses voll fremdbestimmte Leben, was dann auch noch "laut Akte" optimiert wurde, hatte
ich keinen Bock mehr drauf. Ich fing das schreibseln an.. Mit Freuden kaufte ich mir ein
A4-Block mit Rechenkästchien und befüllte nach und nach mehrere Erzählungen aus der
Heimerziehung. Das schmeckte den Leuten, die "für mich zuständig" waren, nicht und somit
ging es los, was mich später zum SSK führte.
Ich finde das richtig cool. Hast Du schon mal daran gedacht, ein Buch zu schreiben? Du hast schon so viel erlebt, das wäre bestimmt sehr interessant. Oder ein Roman, denn Fantasie und Ideen hast Du ja auch. Ich denke schon länger darüber nach, irgendwann vielleicht ein Buch zu schreiben.

Zitat von: Onkel Tom am 14:04:19 Sa. 25.Januar 2025Dat beste, was ich erlernt habe, "Füge anderen nicht das zu, was Du selber nicht magst".
Viele verkennen das und wenige erkennen das, was fruchtbaren Boden für Freunschaften
bereiten kann.. Und selbst da entwickeln sich Spielregeln, wie man miteinander umgehen
kann..
Ich finde, das ist auf jeden Fall schonmal ein sehr guter Ansatz.

Dennoch ist mir das irgendwie zu wenig. Gerade auch in Bezug auf Freundschaften. Menschen sind nunmal sehr unterschiedlich. Was der eine gut findet, mag der andere vielleicht überhaupt nicht. Und umgekehrt.

Ich meine, für grundlegende Dinge, die jeden betreffen, mag das schon sehr hilfreich sein. Doch mir ist eine offene und ehrliche Kommunikation ziemlich wichtig.

Ich halte einen offenen Umgang miteinander für elementar. Dass man auch sagen kann, wenn einem was ärgert oder stört. So können dann vielleicht ganz von allein bestimmte Regeln entstehen, die aber noch nichtmal als solche benannt werden müssen. Das wäre doch eigentlich der Idealzustand, finde ich.

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 03:59:34 Mo. 27.Januar 2025Meine Wutanfälle waren nämlich schon ziemlich schlimm. Wenn ich wütend war, warf ich im Klassenraum die Tische um und Stühle flogen durch den Raum. Zudem warf ich alles Mögliche aus dem Fenster, auch zu Hause.
Oh ha, solche Revolteaktionen durfte man sich in der Heimerziehung nicht erlauben,
da Ausgerastete danach in Psychiatrien verschwanden. Desto jünger man war, desto
größer das Risiko.
Ich bin mit 15 mal richtig ausgetickt..

Da lebte ich im Landesjugendheim Erlenhof in Euskirchen.

Anno dazumal war es eine Kaserne, Exerzierplatz wurde durch ein kleines Freibad
ersetzt ansonsten unverkennbar, das es nun eine "Erziehungs-Kaserne" geworden war.
Heute gibt es den "Erlenhof" so nicht mehr und wenn Du den Karten-Gokkel nach
"Erlenhof Euskirchen Kölner Str. 250" befragst, gibbet eine Überraschung, was das
heute ist.

Ich hatte schon irgendwie zur Bestrafung schon die dritte Woche Küchendienst..
Morgens der erste, der um 5 oder 6 aufstehen musste, um wie Hampelmann das Frühstück
für ca. 12-16 Heimkameraden vor zu bereiten. Darunter auch 3x 4 Liter-Kaffekannen.
Mit angefressener Laune jeden Tach das gleiche und dies schiebt auch ins Abseits, weil
alle anderen wussten, das ich mich in einer "Erziehungsmaßnahme" befinde..
Das macht sich anbei auch in der Gruppendynamik bemerkbar und so wurde ich dann von
jemanden getriezt, der eh als "Kaspar" bekannt war. Als Kaspar wurden die bezeichnet,
die schwach auf der Brust waren und sich bei den stärkeren einschleimten, um von denen
"gewalttätigen" Schutz zu bekommen.. Also Typen unter aller Sau.

Der hatte es sich zur Belustigung aller anderen Marmelade etc. zwischen den Tellern
zerquetscht, in leeren Tassen gerotzt und zum Abschluss ein Stück Eierschale durch den
Küchenschalter geworfen. Diese Durchgabe war ca. 60x60 cm groß und durch eine Doppeltür
aus dem Speisesaal her zu öffnen..

Das Gelächter habe ich ja sofort schon registriert und wie ich dann sichten konnte, von
wem die Eierschale kam, hat es gekracht. Die zweite Runde Kaffee war gerade fertig..

Alles was ich an Porzelan in die Finger kriegen konnte flog durch den Schalter.
Die Kaffeekannen knalten auf den Tischen und es ergoss sich damit 4 Liter heißen Kaffee
über den Tischen. Darauf versuchten Heimkameraden die Türen zu zu drücken.

Ich sprang auf die Arbeitsfläche und trat das Teil aus den Angeln und weiter flog das
Porzelan. Dieser Wutausbruch dauerte ca. 2 Minuten. Hört sich wenig an aber voller
Adrenalin ist in 120 Sekunden viel passiert. Der Speisesaal sah aus..

Inzwischen kam ein Erzieher in die Küche und staunte, wie ich ab gehe und er "was
ist los ?" Ich nur zu dem Erzieher, vor dem alle hohen Respekt hatten "Ach lass mich in
Ruhe !", an ihm vorbei und habe mich in mein Zimmer verkrochen..

Alle anderen durften erst mal den Speisesaal wieder in Ordnung bringen und was im
Bezug Reinhaltung betraf, wurde da richtig geschrubbt und so. (Vom Boden essen könnte)


Nun ja, in einer Gruppe, egal was es für eine ist, setzen sich immer gruppendynamische
Prozesse durch. Vermutlich ein Ur-Erbe menschlicher Instinkte nach dem Motto "Man kann
nicht miteinander aber auch nicht ohne einander"..

Im Neuenstehen, kommt diese Situation im vollen Ausmaß zum Tragen, in dem sich die
Gruppenmitglieder aneinander kennen lernen und jede_r für sich auslotet, mit wem
es cool ist, Zeit zu verbringen und mit wem nicht.

In meinem Erwachsenenleben habe ich zu "aktiven Zeiten" diese Dinge immer wieder mit
erleben müssen, was manchmal auch dazu führte, das eine Gruppe auseinander geht oder
sich in Fraktionen aufteilt, bis hin zur "Zersetzung".
 
Zitat von: Wanderratte am 03:59:34 Mo. 27.Januar 2025Ich finde das richtig cool. Hast Du schon mal daran gedacht, ein Buch zu schreiben? Du hast schon so viel erlebt, das wäre bestimmt sehr interessant.

Der Gedanke schwirrt mir immer mehr durch den Kopf aber so eine Schwarte würde auch
viel Ärger erzeugen. Nö, muss ich nicht haben.  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Zitat von: Onkel Tom am 13:19:52 Mo. 27.Januar 2025
Zitat von: Wanderratte am 03:59:34 Mo. 27.Januar 2025Meine Wutanfälle waren nämlich schon ziemlich schlimm. Wenn ich wütend war, warf ich im Klassenraum die Tische um und Stühle flogen durch den Raum. Zudem warf ich alles Mögliche aus dem Fenster, auch zu Hause.
Oh ha, solche Revolteaktionen durfte man sich in der Heimerziehung nicht erlauben,
da Ausgerastete danach in Psychiatrien verschwanden. Desto jünger man war, desto
größer das Risiko.
Revolteaktionen, genau das war es. Revolte gegen Eltern, Lehrer und die meisten meiner Schulkameraden.

Naja, das hätte auch bei mir durchaus Psychiatrie oder Heimerziehung zur Folge haben können. Ich hatte wohl sehr viel Glück. Damals war mir das nicht bewusst. Doch wenn ich jetzt so zurückschaue, denke ich mir, es hätte alles auch ganz anders kommen können. Ich weiß es nicht, aber vielleicht hatten die Lehrer schlichtweg Angst. Einer ist mir mal hinterhergerannt, als ich voller Zorn aus dem Klassenraum rennen wollte. Noch an der Tür hat er mich erwischt und hielt mich fest. Daraufhin brüllte ich ihn an, was zur Folge hatte, dass meine Eltern zur Schule kommen sollten. Naja, es war kurz vor den Ferien, danach war es vergessen. Ich frage mich ja auch, wie es kam, dass ich quasi machen konnte, was ich wollte.

Zitat von: Onkel Tom am 13:19:52 Mo. 27.Januar 2025Anno dazumal war es eine Kaserne, Exerzierplatz wurde durch ein kleines Freibad
ersetzt ansonsten unverkennbar, das es nun eine "Erziehungs-Kaserne" geworden war.
Heute gibt es den "Erlenhof" so nicht mehr und wenn Du den Karten-Gokkel nach
"Erlenhof Euskirchen Kölner Str. 250" befragst, gibbet eine Überraschung, was das
heute ist.
Ach du scheiße, das passt ja perfekt.

Und ich dachte noch, mich erwartet vielleicht was Schönes, wenn ich danach suche.

So sehr viel hat sich also seit dem nicht verändert. Schon krass, irgendwie.

Zitat von: Onkel Tom am 13:19:52 Mo. 27.Januar 2025Dieser Wutausbruch dauerte ca. 2 Minuten. Hört sich wenig an aber voller
Adrenalin ist in 120 Sekunden viel passiert. Der Speisesaal sah aus..

Inzwischen kam ein Erzieher in die Küche und staunte, wie ich ab gehe und er "was
ist los ?" Ich nur zu dem Erzieher, vor dem alle hohen Respekt hatten "Ach lass mich in
Ruhe !", an ihm vorbei und habe mich in mein Zimmer verkrochen..

Alle anderen durften erst mal den Speisesaal wieder in Ordnung bringen und was im
Bezug Reinhaltung betraf, wurde da richtig geschrubbt und so. (Vom Boden essen könnte)
Ich finde, nach wenig hört sich das nicht an. In 120 Sekunden kann sehr viel passieren, wenn man so richtig wütend ist.

Schon krass, dass Du noch in etwa weißt, wie lange Dein Wutanfall ging. Ich hatte mir dabei bezüglich Zeit nie Gedanken gemacht. Ich weiß es zwar nicht, gehe aber davon aus, dass meine Wutanfälle nie so lange anhielten. In 120 Sekunden hätte ich vermutlich den gesamten Klassenraum verwüsten können. Bei euch fiel das Frühstück dann wohl aus, da alles kaputt war.

Ich verstehe sehr gut, dass Du so wütend warst. Was sich dieser "Kaspar" da erlaubte, das geht überhaupt nicht. Nur gut, dass die anderen aufräumen und putzen mussten. Und nicht Du! Immerhin haben sie Dich provoziert.

Ich war immer Mobbingopfer, von der ersten Klasse an. Keine Ahnung, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass ich dann irgendwann ausgerastet bin. Und mit meinen Eltern und meinem Bruder war es halt auch immer sehr schwierig.

Bist Du dann im Anschluss an diese Aktion aus dem Heim abgehauen? Um dem Ärger zu entkommen? Du hast ja geschrieben, dass Du mit 15 zur SSK geflüchtet bist.

Zitat von: Onkel Tom am 13:19:52 Mo. 27.Januar 2025Nun ja, in einer Gruppe, egal was es für eine ist, setzen sich immer gruppendynamische
Prozesse durch. Vermutlich ein Ur-Erbe menschlicher Instinkte nach dem Motto "Man kann
nicht miteinander aber auch nicht ohne einander"..
Ich finde, in unfreiwilligen Gruppen, wie Schulklassen usw., kann man doch meist sehr gut ohne einander.

Zumindest bin ich sämtlichen gruppendynamischen Prozessen immer viel lieber aus dem Weg gegangen.

Ob das richtig war, ich weiß es nicht. Ich bin mir da mittlerweile nicht mehr so ganz sicher. Immer ein Außenseiter zu sein, hat ja auch Nachteile. Man lernt nicht so richtig den natürlichen selbstverständlichen Umgang mit anderen Menschen. Ich denke, das fehlt mir jetzt.

Zitat von: Onkel Tom am 13:19:52 Mo. 27.Januar 2025
Zitat von: Wanderratte am 03:59:34 Mo. 27.Januar 2025Ich finde das richtig cool. Hast Du schon mal daran gedacht, ein Buch zu schreiben? Du hast schon so viel erlebt, das wäre bestimmt sehr interessant.

Der Gedanke schwirrt mir immer mehr durch den Kopf aber so eine Schwarte würde auch
viel Ärger erzeugen. Nö, muss ich nicht haben.  ;)
Warum denn Ärger? Es muss ja keine Autobiographie sein. Man könnte stattdessen einfach einen autobiographischen Roman schreiben, der dann aber auch jede Menge Fiktion enthält. So, dass niemand merkt, dass es letztendlich doch eine Autobiographie ist.

An sowas denke ich nämlich. Ich weiß aber auch noch nicht, ob ich das dann tatsächlich irgendwann mache. Interessant wäre es ja, da mein Leben schon immer sehr ungewöhnlich war und irgendwie auch besonders. Ich möchte das schon sehr gerne festhalten. Auch für andere.

Ob ich nämlich den Mut habe, eine Autobiographie zu schreiben, das kann ich aktuell noch nicht sagen.

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 03:49:02 Di. 28.Januar 2025ch war immer Mobbingopfer, von der ersten Klasse an. Keine Ahnung, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass ich dann irgendwann ausgerastet bin.
Das erging mir auch so. Ich hatte nie Bock darauf, ständig mit anderen Kräfte zu messen und habe es
ab ca.14 erlernt, mich mit Köpfchien um Aktzeptanz zu ringen.

Zitat von: Wanderratte am 03:49:02 Di. 28.Januar 2025Bist Du dann im Anschluss an diese Aktion aus dem Heim abgehauen? Um dem Ärger zu entkommen? Du hast ja geschrieben, dass Du mit 15 zur SSK geflüchtet bist.

Zunächst bin ich danach noch dort geblieben, da dieses Ereignis den anderen wohl belehrte a la:
"Der ist ein ganz friedlicher aber wenn der wütend wird, kannst Du ein blaues Wunder erleben."

Ich hatte in diesem Heim auch ein Kameraden, mit dem ich schon vom 5ten Lebensjahr gerne spielte
und wir waren zusammen richtige Lausbuben. Er sprach mich ca. eine Woche später an, das er
abhauen will aber alleine kein Bock dazu hat. So kam es auch vor, das man sich auch nicht
alleine vom Acker machte. Es war auch mit ein wenig Risiko verbunden, von dem Heim erst mal soweit
weg zu kommen, das der Zufall von einem Erzieher entdeckt zu werden geringer ist.
Es ist ja eh schon in der Pampa gelegen und nach Köln zu kommen, dauerte viel Fußmarsch oder halt
hatte Glück als Anhalter mit genommen zu werden.

Zitat von: Wanderratte am 03:49:02 Di. 28.Januar 2025Ob das richtig war, ich weiß es nicht. Ich bin mir da mittlerweile nicht mehr so ganz sicher. Immer ein Außenseiter zu sein, hat ja auch Nachteile. Man lernt nicht so richtig den natürlichen selbstverständlichen Umgang mit anderen Menschen. Ich denke, das fehlt mir jetzt.

Daher ich zu oft diesen Zwängen ausgesetzt war und mich auch teilweise geprägt hat, bemerke ich
den Unterschied schon. Heute habe ich das schnell raus, ob jemand in einer Zwangsgruppe oder z.B.
als Einzelkind groß geworden ist. Es hat Vor- und Nachteile "anpassungsfähig" zu sein.

Zitat von: Wanderratte am 03:49:02 Di. 28.Januar 2025Warum denn Ärger?
Das kommentiere ich nicht weiter..
Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Zitat von: Onkel Tom am 11:23:58 Di. 28.Januar 2025Das erging mir auch so. Ich hatte nie Bock darauf, ständig mit anderen Kräfte zu messen und habe es
ab ca.14 erlernt, mich mit Köpfchien um Aktzeptanz zu ringen.
Mit diesem ständigen "Kräfte messen" konnte ich als Kind und Jugendlicher auch nie was anfangen. Ich fand es einfach nur stressig, albern und doof.

Noch immer kann man ab und an so eine Art Spiel beobachten, bei dem z.B. ein Kind zum anderen sagt: Wer ist zuerst bei dem Baum. Und beide rennen los, weil jeder zuerst dort sein möchte. Dieses nervige Spiel gab es auch schon während meiner Kindheit und Jugend. Als mein Bruder das mit mir machen wollte, bin ich aber ganz normal weitergelaufen und dachte mir: Leck mich am Arsch. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, loszurennen, nur weil jemand anderes das will.

Ab der 11. Klasse konnte ich mir dann ein wenig Respekt verschaffen, weil ich mittlerweile die größte Klappe der Klasse hatte und mich auch für andere Schüler eingesetzt habe. Einer Freundin konnte ich beispielsweise die Versetzung retten, indem ich verhindern konnte, dass sie in Mathe eine 6 bekam.

In der Oberstufe liebte ich es, irgendwelche "verrückten" Sachen zu machen, vor allem weil es mich interessiert hat, wie Lehrer und Schüler darauf reagieren. Einmal schrieb ich bei einer Klausur nur meinen Namen drauf und gab sie sofort wieder ab. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ den Raum. Der Lehrer wäre beinahe ausgerastet, die Schüler hat es nicht interessiert.

Sehr schade, dass ich im Moment die Ausgabe der Stadtschülerzeitung nicht finde, für die ich einen Artikel über meine Schulzeit geschrieben habe. Da kam das alles vor.

Es ist alles schon so lange her. Aber wenn ich jetzt so daran denke, könnte es auch erst gestern sein. Es ist schon krass, irgendwie. Ich bin froh, dass ich so war.

Zitat von: Onkel Tom am 11:23:58 Di. 28.Januar 2025Zunächst bin ich danach noch dort geblieben, da dieses Ereignis den anderen wohl belehrte a la:
"Der ist ein ganz friedlicher aber wenn der wütend wird, kannst Du ein blaues Wunder erleben."
Das war sehr gut, dass die das kapiert haben. Ich war übrigens sehr positiv überrascht, dass die anderen den Speiseraum in Ordnung bringen mussten und nicht Du. Das hätte ich so nicht erwartet. Ich ging davon aus, Du hättest richtig Ärger bekommen.

Zitat von: Onkel Tom am 11:23:58 Di. 28.Januar 2025Daher ich zu oft diesen Zwängen ausgesetzt war und mich auch teilweise geprägt hat, bemerke ich
den Unterschied schon. Heute habe ich das schnell raus, ob jemand in einer Zwangsgruppe oder z.B.
als Einzelkind groß geworden ist.
Das ist sehr interessant. Woran merkst Du das? Inwiefern unterscheiden sich die Menschen voneinander?

Ich wollte ja immer viel lieber ein Einzelkind sein. Ich denke aber, das hätte zumindest in der Schule nichts an meinem Verhalten geändert. Ich hätte mich auch als Einzelkind nicht angepasst und bestimmt auch irgendwann damit begonnen, zu randalieren.

Naja, diese Schulklassen sind ja leider auch Zwangsgruppen, in denen man sich nahezu jeden Tag mehrere Stunden zwangsweise aufhalten muss. Ich war während meiner gesamten Schulzeit nur ein Jahr lang in einer tollen Klasse. Es gab kein Mobbing und ich fand zum erstenmal in meinem Leben Freunde. Es war die 11. Klasse. Ab der 12. Klasse gab es dann das Kurssystem, was hieß, die ganzen Idioten waren fortan wieder da.

Zitat von: Onkel Tom am 11:23:58 Di. 28.Januar 2025Es hat Vor- und Nachteile "anpassungsfähig" zu sein.
Ja, das sehe ich auch so. Es hat definitiv Vor- und Nachteile.

Im Idealfall kann man sich anpassen, wenn es unbedingt notwendig erscheint. Und man lässt es bleiben, wenn man es absolut nicht will. Beziehungsweise, man hat den Mut, es nicht zu tun, wenn Anpassung hinderlich ist.

Ein Problem mit der "Anpassungsfähigkeit" könnte sein, dass man sich vielleicht zu oft anpasst. Aus Bequemlichkeit oder aus Angst.

Als Kind und als Jugendlicher konnte ich mich überhaupt nicht anpassen. Es ging nicht, auch wenn ich es gewollt hätte. Manchmal vermisse ich diese Zeit. Ich hatte dadurch eine sehr freie Kindheit und Jugend.

Das konnte aber auch nur funktionieren, weil es mir komplett egal war, was andere über mich denken.

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 03:30:09 Mi. 29.Januar 2025Das ist sehr interessant. Woran merkst Du das? Inwiefern unterscheiden sich die Menschen voneinander?

Oha, nu bin ich etwas überfragt, da die Unterschiede wie zwei Petrischalen
befüllt mit bunten Zuckerperlen (Liebesperlen) befüllt sind die sich anhand
der Farben und Zusammenstellung unterscheiden, gleich kommt..

Ich bemerke es anhand vom Verhalten, Entscheidungen und Siturationen in
Zusammenkünften. Das verständlich in Zeilen zu bringen, wäre eine
Herausforderung, dies nicht als Vorab-Verurteilung etc. lesen zu lassen.

Anbei spielen die Eigenheiten des einzelnen auch eine wichtige Rolle.
Oft werden bei Gesprächen schon Signale deutlich, ob es sich um Einzelgänger
oder Gruppenmenschen handelt.
Egoismus zum Beichspiel ist ja bei beiden vertreten, jedoch im Detail etwas
unterschiedlich verlagert und davon muss man dann auch noch vorab den
instinktiven Ego wie Hungerbefriedigung etc. abziehen.
Vieles macht sich auch durch Signale statt Worte etc. bemerkbar.

Deinen Kindheitserfahrungen nach, kann ich dich dazu beglückwünschen, das
du vermutlich ein Elternhaus hattest, die auch etwas darüber aufpassten, das
Du nicht unter den Rädern geräts, also sich auch für dich einsetzten, wenn
es gefährlich würde, wie z.B. eines Schulverweis zu begegnen.
Liege ich da richtig ?

In der Heimerziehung fehlte dies gänzlich, da man eh nur ein Aktenzeichen war,
was Knete einbringt und wenn man nicht pflegeleicht war, wurde via
Erziehungsmaßnahme laboriert und funzte dies auch nicht, kam Erzieherschaft
auf die Idee "Das Kind muss mal untersucht werden, ob es in Kopf richtig tickt".

Mein Ausraster im Erlenhof war in dem Sinne auch riskannt, das es soweit kommen
könnte, von "weißen Bulli" abgeholt zu werden, doch dieser Erzieher, den ich da
anbrüllte "Lass mich einfach in Ruhe" hatte wohl auch was drauf, das er sofort
blickte, was da los war und warum. Sonst hätte er mich nicht verschont und die
anderen den Speisesaal schrubben lassen..

Zur Schule war ich anhand des Heimkind-Status bei NS-Zeit gelehrten Lehrer_innen
immer Außenseiter oder wurde auch von denen zum Außenseiter gemacht.
Bei den Lehrer-innen, die nach der NS-Zeit ihr Fach erlernten, war es weniger der
Fall und bei manchen klappte es, wie bei Familienkindern ebenso.

Mit 15 wurde es mir auch egal, wie andere über mich denken und habe mich nach
meiner jugendlichen Neugierde orientiert.. (probieren geht über studieren..)

Ejal, wie man was nimmt oder versucht.. "Ulli der Fehlerteufel" ist immer dabei,
das etwas anders ausartet, wie man es eigendlich wollte. Ein Lebensbegleiter,
der wohl zuverlässig dabei bleibt, bis man ins Gras beißt. Ohne Fehler wäre man
ja auch kein Mensch mehr.  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

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