Stern'scher Schmierenjournalismus

Begonnen von Kuddel, 11:25:28 So. 29.Juni 2008

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Aloysius

Reden wir drüber

Kuddel


Aloysius

Reden wir drüber

Eivisskat

Unser aller ReGIERung hat wieder einen Jubel-Artikel in Auftrag gegeben, aber diesmal treibt es der Stern zu weit und mensch fragt sich, ob diese Satire wirklich nötig und noch zu toppen ist.

Mannmannmann, genau wie diese "Danke Deutschland"-Anzeige, die der W. Schmückler gerade so angreift, kommt mir inzwischen alles so vor wie im Film, ir-real...

::)

Zitat
Warum Deutschland so stark ist

2011 hat Deutschland die Früchte geerntet: für kluge Reformen, für eine innovative Wirtschaft. Von Rezession trotz Dauerfinanzkrise keine Spur. Damit das so bleibt, brauchen wir Europa. Und den Euro. Von Thomas Straubhaar

http://www.stern.de/wirtschaft/news/wochenmarkt-die-wirtschaftskolumne-warum-deutschland-so-stark-ist-1767059.html

Kuddel

ZitatBerlin vertraulich!
Gabriel wird schlanker und schicker

Wozu Babypausen doch gut sind! SPD-Chef Gabriel nutzt sie, um pausenlos zu twittern oder Interviews zu geben - was ihn offenbar in Form zu bringt.
http://www.stern.de/politik/deutschland/berlin-vertraulich-gabriel-wird-schlanker-und-schicker-1878144.html

Enthüllungsjournalismus!

Kuddel

ZitatIntegrations-Buch "Neukölln ist überall"
Buschkowsky ist nicht Sarrazin

Wenn Buschkowsky und Sarrazin über Integration schreiben, kracht es. Beide provozieren. Beide polarisieren. Nur, dass Buschkowsky weiß, wovon er spricht.

Am Dienstagabend wird der Autor bei Maischberger im Studio sitzen - und polarisieren. Wie einst Sarrazin. Aber das Plakative, Alarmistische, Apokalyptische ist nur ein Teil seines Buches, es ist der Teil, der besonders öffentlichkeitswirksam ist. Wer die 400 Seiten komplett durchliest, weiß: Buschkowsky ist nicht Sarrazin. Und schon gar kein Rassist. Sondern einer, der mit dem politischen Schatten der Integration ringt. Täglich.
http://www.stern.de/politik/deutschland/integrations-buch-neukoelln-ist-ueberall-buschkowsky-ist-nicht-sarrazin-1899751.html

kotz     kotz      kotz

Kuddel

Stern-online hat seit einiger Zeit ein neues Layout. Weiß, sachlich, übersichtlich. Mit gelegentlichen Schwarzweißbildern soll es noch sachlicher aussehen. Letztendlich haben nahezu alle Onlinemagazine ein ähnliches Layout. Aber inhaltlich sind die Unterschiede minimal. spon sticht noch etwas heraus mit seiner aggressiven neoliberal-faschistischen Propaganda.

Der Stern ist schlichtweg ein großkotzig daherkommendes Nichts. Jeglicher Journalismus hat sich aus diesem Medium verflüchtigt. Mehrheitlich sind die Beiträge redaktionell kaum getarnte Werbung: Essen & Trinken, Mode, Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Gesundheitstips der Krankenkassen, Reisen und Autos. An zweiter Stelle gehören die Bereiche, die in keinem seriösen Medium etwas verloren haben: Sport und Klatsch und Tratsch über Promis (deren Namen ich oftmals nicht kenne). Die einzigen inhaltlichen Berichte werden schließlich von Praktikanten mit Rechtschreibschwäche aus Agenturmeldungen zusammengekloppt.

Und über allem prangt noch gern ein Bild von Ulrich Jörges, dem Chefredakteur. Der glotzt einen durch seine doof-Brille mit dem Blick des vor-mir-investigativen-Journalisten-erzittern-die-Herrschenden an und sagt dann Dinge, wie: "die Grünen frustriert. Sie müssen sich nun einer neuen Machtoption zuwenden: Schwarz-Grün. Fangt in Hessen damit an."

Seit etwa nem halben Jahr gibt es einen Arbeitskampf im deutschen Einzelhandel. Im Sudan sind die seit Jahren schwelenden Konflikte eskaliert und Demonstranten von Regierungstruppen zusammengeschossen worden. Die USA nähern sich Zahlungsunfähigkeit. All das tritt zurück hinter Infos über den Nachwuchs von William und Kate und das Fishnet Outfit von Rihanna.


Rudolf Rocker

Ja, dieser "heile Welt- Journalismus" hat mmn. maßgeblich zum Ergebnis der Wahlen beigetragen.

Beim Friseuer oder Arzt kriegt man ja gelegentlich diese tollen Printausgaben vom Stern, Spiegel oder Focus.
Ich hab die meistens in zwei Minuten durch und frage mich dann immer wer so dämlich ist und für diesen Müll auch noch Geld bezahlt!
Jede zweite Seite ganzseitige Werbung, dazwischen nichtsagende Artikel oder Werbung die wie ein Artikel aufgemacht ist (für die CDU z.B.)

Kuddel

Und Wikipedia weiß folgendes über den Stern-Chefredakteur zu berichten:
ZitatIm Mai 2006 geriet Jörges in die Kritik mit einem Kommentar zu Hartz IV unter der Überschrift ,,Der Kommunismus siegt – Arbeit wird verhöhnt, Nichtstun belohnt". Er sprach darin und in einer Sendung von Sabine Christiansen in der gleichen Woche von ,,2.000 Euro Sozialleistungen", die Familien mit mehreren Kindern unter ,,günstigsten Umständen" bekommen könnten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Ulrich_J%C3%B6rges

Strombolli

Da gibt es eine App und schon machen wir den Revolutionsflashmob und gehen anschließend McDoof aufmischen, dass sie doch nicht das schnellste Restaurant der Welt sind.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Rudolf Rocker

An den Schaltzentralen der Medien sitzen loyale Gefolgsleute des Neoliberlismus.
Man kann nur hoffen, das die Auflagen so weit in den Keller rauschen, das diese Verlage pleite gehen!
Dann spüren sie ihren so geliebten Neoliberalismus wenigstens mal am eigenen Leib!

Tiefrot

Das funktioniert nur, wenn Deutschmichel mal sein Denkorgan (wieder) benutzen würde.
Davon sehe ich aber noch nicht sehr viel.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Es ist interessant sich die Köpfe hinter diesen Machwerken anzusehen.

Der Herausgeber des STERN seit dem 1. Mai 2013
Andreas Petzold


Arbeitete in der Presseabteilung der Bundeswehr und schrieb für die Zeitschrift Heer.
Stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Quick.
Stellvertretender Chefredakteur der ostdeutschen Zeitschrift Superillu.




Im beigen Kleid: Liz Mohn







Kuddel

Die gehaltvollsten Überschriften bei stern.de heute:

ZitatLeute von heute
Boris Becker twittert vom Krankenbett
ZitatAkne Pickel
Pubertätsproblem Nr. 1




Strombolli

Für mich werden das alles Witzfiguren bleiben. Leider durch Geburt oder schmutzige Beziehungen mit Macht ausgestattet. ... Ich erkenne sie nicht an, richte mich nicht nach ihnen, ihre Eskapaden sind mir egal, genau wie ihre Wohnungen, Freundinnen, Klamotten, Autos, Sexualpraktiken...

Es ist Endzeit. Letztlich haben sie längst verkackt und zögern ihren Untergang durch Maßlosigkeit heraus. Mal sehen wie lange noch. Ich habe ja noch Hoffnung, zu erleben, wie sie geplündert und enteignet werden, um Nahrung winseln usw..
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Kuddel

@ Strombolli:   Gelegentlich magst du über's Ziel hinausschießen, aber meist halte ich deine mit Herzblut verfaßten Kommentare für treffend und erfrischend.

Ich bin wirklich fassungslos ob des Zustands unserer Medien dieser Tage. Für mich ist es aber auch eine Art Zeitreise. Es erinnert mich alles schwer an meine Jugendzeit. Meine Kindheit (in Westdeutschland) spielte sich in den 60ern ab, die 70er waren meine Teeniejahre. Wenn man jung, wach und lebendig war, fühlte man sich wie ein Alien, ausgesetzt auf einem fremden, lebensfeindlichen Planeten. Was Radio, Printmedien und Fernsehen (in 3 Programmen) zu bieten hatten, war in jeder Beziehung widerlich und eine Beleidigung von Geist und Geschmack. Die Erwachsenen waren erzogen im und geprägt vom Faschismus.

Was aber gut war, war die Möglichkeit sich dem zu entziehen. Man brauchte sich nur die Haar wachsen zu lassen und wilde Musik hören und konnte der Welt damit signalisieren, daß man nicht zu ihr gehört und niemals dazugehören möchte. Man hatte Leidensgenossen und die Hoffnung, daß sich dieser Spuk bald erledigen könnte. Letztere speiste sich durch eine Vielzahl an Gruppierungen und Bewegungen, die diesem verkacktem System und seiner ungenießbaren Kultur den Krieg erklärt hatten.

Heute ist die Ungenießbarkeit der Kultur und der Medien überaus vergleichbar. Auch habe ich wieder eine Hoffnung den Zusammenbruch dieses Wirtschaftssystems zu erleben. Doch dieses Mal spiest sich die Hoffnung nicht aus so tollen Organisationen und Bewegungen, sondern aus der Tatsache, daß das System sich selbst das Wasser abgräbt und sich selbst zerstört.

Es gibt nur keine ernstzunehmende Subkultur, die einen als Alien in einem lebensfeindlichen Umfeld leichter überleben lassen. Sich eine Hornbrille, Vollbart und Wollmütze zulegen? Ich verachte die hohle Hipsterkultur, den Bionade Biedermeier, noch mehr, als faschistoiden Normalbürger von damals!

Kuddel

Nach unten gibt es keine Grenzen...

ZitatKein Protest gegen Rentenpaket
Nimm doch mein Geld, Mami!

Das Rentenpaket ist ein teures Geschenk an die Alten, zu Lasten der Jungen. Doch die 20- bis 40-Jährigen wehren sich nicht. Eine Anklage an die eigene Generation von Laura Himmelreich
http://www.stern.de/politik/deutschland/kein-protest-gegen-rentenpaket-nimm-doch-mein-geld-mami-2112524.html

In Klartext: Das Geld, das die Elterngenration eingezahlt hat, gehört ihr nicht. Richtig wäre Sozialkahlschlag bei den Rentnern. Warum protestieren die Jungen nicht für den sozialen Absturz der Alten!?!

Man sollte die Sternredaktion dem Erdboden gleichmachen! Und was man mit Laura Himmelreich machen sollte, soll sich jeder selbst überlegen.

Kuddel

Stern und Spiegel kupfern ja derart penetrant voneinander ab, daß man manchmal nicht mehr weiß, was man gerade vor der Nase hat.
Das "Nimm doch mein Geld, Mami!" vom Stern heißt jetzt beim Spiegel "Warum Senioren weiterarbeiten - und damit den Jüngeren helfen"



1. Den "Demographiefaktor" gibt es nicht. Es handelt sich um reine Propaganda, von Thinktanks wie Bertelsmann erdacht, um Sozialkahlschlag und Rentenkürzung argumentativ zu untermauern. Daß die demographische Entwicklung zu weniger Einzahler in die Rentenkassen führt, wird locker durch die Steigerung der Produktivität wettgemacht. Doch die Propagandalüge hält sich, weil kein Journalist es für nötig hält diese "Fakten" zu hinterfragen. So wurde dieser Mist auch munter in diesem Forum wiederholt.

2. Die Alten arbeiten nicht weiter, weil sie "den Jüngeren" oder anderen Bevölkerungsgruppen helfen wollen, sondern weil ihr Geld nicht reicht. Ihre Maloche hilft nicht den Jüngeren, sondern allein der Wirtschaft.

Rudolf Rocker

Von sämtlichen Medien; ob Spiegel, Stern, Süddeutsch, taz, ZDF oder ARD kommt nur noch eine neoliberale Dauerwerbesendung! kotz

Diese verkackten Journalistenzombies sollen mal 45 Jahre auf dem Bau malochen gehen!
Das will ich mal sehen!
Nee, da bewegt man sich lieber in irgendwelchen Möchtegern- Eliten, säuft Champagner und frisst Kaviar wärend die Edelnutte unterm Tisch...


Kuddel

Stern und Spiegel waren schon immer Konkurrenzblätter. Sie galten als "Linksliberal", der Stern zeigte mehr Titten, der Spiegel versuchte mit deutschlehrerhaftem Klugscheißerstil zu punkten. Es war schon immer Schmierenjournalismus, der unter den Patriarchen Henri Nannen (Stern) und Rudolf Augstein (Spiegel) gepflegt wurde. Diktatoren in der Redaktion und Wendehälse in der Politik. Im Faschismus kamen sie klar (Augstein erhielt das Eiserne Kreuz und Nannen war während der Olympischen Spiele 1936  Stadionsprecher in Berlin, im Zweiten Weltkrieg in der Propagandakompanie) im demokratisch gewendeten Nachfolgesystem machten sie Karriere. Es war nicht sonderlich mutig vorsichtig Kritik zu äußern in Zeiten, in denen im demokratisch getünchten Staat in Wirtschaft, Politik, Gerichten, Polizei und Militär in unterschiedlicher Menge weiterhin Nazis saßen und gleichzeitig in der Bevölkerung eine riesige Protestbewegung wuchs. Immerhin ging Spiegelchef Augstein für seine Kritik 103 Tage in den Bau ("Spiegelaffaire"), was jedoch eher hilfreich für seine Karriere war.

               
Henri Nannen (Stern)         Rudolf Augstein (Spiegel)            Augstein einige Jahre vorher  


Ich möchte an dieser Stelle den Gründern und Betreibern der Nachdenkseiten, Albrecht Müller und Wolfgang Lieb, ganz vehement widersprechen, denn sie schwärmen von Willi Brand und den guten Zeiten von Stern und Spiegel.

Mir ist zwar auch nicht entgangen, daß sich dort alles zum schlechteren verändert hat, daß SPD und der "linksliberale Journalismus" dem Kapitalismus bis zum Anschlag in den Arsch gekrochen sind. Aber auch Willi Brand war ein Arsch, die SPD war schon immer scheiße und Stern und Spiegel waren stets Kackmagazine.

Auch das kleinere Übel ist noch ein Übel!

Deshalb bin ich hocherfreut über folgende Meldung:

ZitatHenri-Nannen-Preis
Preisträger Appelbaum will Henri-Nannen-Skulptur einschmelzen



Edward-Snowden-Vertrauter Jacob Appelbaum: Hier spricht der Internetaktivist bei der Re:publica 2014 in Berlin
(Foto: Getty Images)

Gerade wurde er mit dem renommierten Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet, nun schämt sich Internetaktivist Jacob Appelbaum, die Ehrung entgegengenommen zu haben. Er werde die Skulptur einschmelzen lassen - aus Protest gegen den Namensgeber.

Der US-amerikanische Internetaktivist Jacob Appelbaum hat im Rahmen des Festivals "Theater der Welt" in Mannheim den Henri-Nannen-Preis, mit dem er für seine Beteiligung an der Aufdeckung des NSA-Skandals im Spiegel mit neun anderen Kollegen ausgezeichnet wurde, kritisiert.

Er schäme sich, dass er ihn angenommen habe. Eigentlich habe er das Wort schon bei der Verleihung ergreifen wollen, habe aber dem sozialen Druck nicht standgehalten. "Er war kein Mitläufer, sondern ein Mitgestalter", sagte Appelbaum über Nannens Rolle im Nationalsozialismus.

Er werde die ihm verliehene Skulptur einschmelzen lassen und das mögliche Preisgeld antifaschistischen Organisationen spenden. Nannen kommentierte als Journalist die Olympischen Spiele 1936 und arbeitete für die Deutschen als Kriegsberichtserstatter.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-an-nazi-vergangenheit-preistraeger-appelbaum-will-henri-nannen-preis-einschmelzen-1.1974178

dagobert

Zitat von: Rudolf Rocker am 14:03:51 Sa. 24.Mai 2014
Von sämtlichen Medien; ob Spiegel, Stern, Süddeutsch, taz, ZDF oder ARD kommt nur noch eine neoliberale Dauerwerbesendung! kotz
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=22958.msg294344#msg294344
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

ZitatGruner + Jahr sagt Henri-Nannen-Preis ab

Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr wird den Henri-Nannen-Preis 2015 nicht vergeben. Dies bestätigte das Unternehmen heute (18.09.2014) gegenüber faz.net. Eine Feierlichkeit dieser Art sei angesichts der einschneidenden Sparmaßnahmen, die Gruner + Jahr kürzlich angekündigt hat, nicht passend, zitierte faz.net den Verlag. Gruner + Jahr betonte jedoch, dass der Henri-Nannen-Preis nicht auf Dauer aufgegeben werde.  
http://www.dnv-online.net/medien/detail.php?rubric=Medien&nr=93195

1. Der Henry-Nannen-Preis ist ein Selbstbeweihräucherungspreis der Neoliberalen Meinungsindustrie
2. Wer will sich noch mit einem Preis schmücken, der den Namen eines cholerischen Patriarchen mit brauner Vergangenheit trägt?
3. Die Medien brauchen keinen Journalismus mehr. Tickermeldungen und von politischen Thinktanks und der Wirtschaftlobby eingereichte Beiträge genügen.



Bilder von vergangenen Henry-Nannen-Preis Feierlichkeiten:



Kuddel

ZitatDas gestohlene Kapital

Die Illustrierte ,,Stern" gab es schon im Dritten Reich. Tim Tolsdorff zeigt in seinem Buch die Gemeinsamkeiten auf



Eine Form von Kontinuität: das Logo des Magazins 1938/39 und ab 1948 (rechts)

Wenn Henri Nannen, der langjährige, 1996 verstorbene Chefredakteur des Stern, gewürdigt wird, fehlt fast nie die Information, er habe die Zeitschrift ,,erfunden". Tatsächlich aber konnte von der Geburt eines neuen Titels nicht die Rede sein, als am 1. August 1948 die erste Ausgabe von Nannens Stern auf den Markt kam. Das Grundkonzept des damals in Hannover beheimateten Magazins, dessen erste Ausgabe auf dem Cover Hildegard Knef mit niedergeschlagenen Lidern zeigte, stammt vielmehr von einer Film- und Kulturillustrierten, die zwischen September 1938 und September 1939 erschien und ebenfalls Stern hieß. Dieses ,,Markenkapital" aus braunen Tagen war Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre die Basis für Nannens Erfolg im Wettbewerb mit mehr als 30 Illustrierten.

Diese These vertritt der Kulturwissenschaftler Tim Tolsdorff in dem auf einer Dissertation beruhenden Buch Von der Stern-Schnuppe zum Fix-Stern. Zwei deutsche Illustrierte und ihre gemeinsame Geschichte vor und nach 1945. Vor allem mit der von weiblichen Stars geprägten Titelseite knüpfte der zweite Stern an den ersten an, auch bei mehreren Rubriken, etwa den ,,Sternschnuppen", ließen sich Nannens Leute vom Vorläufer inspirieren. Der erste Stern erschien im ehemaligen Ullstein-Verlag, der ab 1937 als Deutscher Verlag firmierte, und er verkaufte in seinen besten Zeiten bis zu 750.000 Exemplare – ungefähr so viel wie der Stern von heute.

Ehemalige Funktionsträger

Vordergründig waren Zeitschriften und Illustrierte wie der ,,Ur-Stern" unpolitisch. Aber sie erfüllten eben, laut Tolsdorff, die Funktion, ,,das süße Gift der Integrationspropaganda weitgehend unbemerkt unter den Leser zu bringen", sie sollten die Leserschaft auf Umwegen überzeugen, nicht mittels platter Indoktrination. Heute hat das Wort Integrationspropaganda eine andere Bedeutung, es ist ein Kampfbegriff von Einwanderungsgegnern geworden.

1940, im Zeichen des Kriegs, wurde der Stern zu Erika – die frohe Zeitung für Front und Heimat, ein wahrhaft sprechender Titel, ihr Chefredakteur war Kurt Zentner. Er bekleidete diese Position interimsweise auch für einige Monate bei Nannens Stern – und war somit eine der Schlüsselfiguren für den Erfolg der wiedergeborenen Zeitschrift. Mindestens ebenso wichtig war laut Tim Tolsdorff der Verlagsmanager und Ex-SA-Mann Carl Jödicke, der in seinem Entnazifizierungsverfahren die Urheberschaft für die Erfindung des Stern für sich reklamierte.

Jödicke spielte vor allem deshalb eine entscheidende Rolle, weil er als Ullstein-Insider wusste, dass sein alter Verlag, dessen jüdische Besitzer während der NS-Diktatur ins Ausland flohen, sich den Titel Stern nicht hatte patentieren lassen. In diesem Sinne basiert der Stern von 1948 und später aus gestohlenem ,,Markenkapital".

Nicht zuletzt profitierten Nannen und seine Leute davon, dass die britischen Besatzer den alten Stern nicht kannten – eine der vielen Schwächen des Lizenzierungs- und Pressekontrollsystems in der britischen Zone, denen sich Tolsdorff in verdienstvollem Umfang widmet. Dass in den Redaktionen der jungen Bundesrepublik ehemalige Funktionsträger der NS-Elite, sei es aus dem Geheimdienstmilieu oder dem Propagandagewerbe, tätig waren, ist bekannt. Tolsdorff stellt in seinem Buch eine andere Kontinuität heraus: Der Stern sei ,,die einzige publizistische Marke, die die Zeitenwende des Sommers 1945 unter gleichem Namen überdauerte und ihre Ausstrahlung als Lesermagnet in der jungen Bundesrepublik noch übertraf". Aufschlussreich in diesem Zusammenhang eine generelle Einordnung des Autors: ,,Konzeptionelle Anknüpfungspunkte für Nachkriegszeitschriften" seien ,,eher im NS-Regime vor dem Krieg als am Ende der Weimarer Republik zu suchen".

In den ersten vier Jahren des zweiten Stern waren noch Überbleibsel der NS-Ideologie sichtbar. Henri Nannen forderte zum Beispiel 1952: ,,Hinaus aus Deutschland mit dem Schuft." Gemeint war der österreichisch-jüdische Journalist und Schriftsteller Hans Habe, der 1938 bereits aus Österreich fortgejagt worden war. Da merkte man Nannen an, dass er Mitglied in der der SS-Propagandakompanie Kurt Eggers gewesen war. Andere Reminiszenzen an die jüngere Vergangenheit klangen in der 17-teiligen Serie ,,Mein Leben gehört Dir" an, die sich Benito Mussolini und seiner Gefährtin Clara Petacci widmete – insbesondere deren Liebesleben. Weil die Berichterstattung Mussolinis Wirken beschönigte, rief sie den damaligen Presserat auf den Plan.

Eine so dichte Analyse, wie der Kulturwissenschaftler Tolsdorff sie hier abgeliefert hat, wünschte man sich auch für die Frühgeschichte anderer bundesrepublikanischer Presseerzeugnisse. Anlass zu Hoffnung besteht, dass jüngere Forscher neue Zugänge zur problematischen Nachkriegsgeschichte der Medien finden. Tolsdorff ist Jahrgang 1977. Alexander Korb, der gerade aufgedeckt hat, dass Hermann Proebst, der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung zwischen 1960 und 1970, ,,de facto zum NS-Herrschaftsapparat im besetzten Jugoslawien gehörte" (wie die Zeitung selbst es formulierte), ist Jahrgang 1976.

Ob Tolsdorffs Buch bei Gruner und Jahr Widerhall finden wird, ist fraglich. Rüttelt jemand am Mythos des Stern und seines vermeintlichen Schöpfers, reagiert der Verlag einsilbig. Das war zuletzt so, als der amerikanisch-jüdische Journalist Jacob Appelbaum bekannte, wegen Nannens Wirken als Propagandist in der NS-Zeit schäme er sich dafür, den Henri-Nannen-Preis bekommen zu haben. Hinzu kommt: Der Bertelsmann-Konzern hat gerade das letzte Viertel des Verlags Gruner und Jahr gekauft, jetzt wird also erst mal die Zukunft neu verhandelt.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/das-gestohlene-kapital

Kuddel

Ich mag mich wiederholen, aber das Anklicken von stern-online ist jedes Mal wie ein Schlag in die Fresse.
Sport, Promis, Skandale, darüber lacht das Netz, hype um Unterhaltungelektronik, Reisen, Essen, bei Youtube zusammengeklaute Clips.
Eine Beleidigung des Geistes und der menschlichen Würde.

Die anderen Qualitätsmedien unterscheiden sich davon kaum, bzw. sind auf bestem Wege zu gleichem Niveau.

Kuddel

Selbst mit Lupe sind nicht die geringsten Spuren von Journalismus mehr zu finden...

Zitat Dschungel-Schnellcheck, Tag 2
Helena, Fürstin der Finsternis
ZitatKultserie als Special
Großes Wiedersehen mit den "Friends" - nur einer ist nicht dabei
ZitatNFL
So spektakulär verliefen die Playoff-Spiele
ZitatH. U. Jörges' "Klartext"
Deutschland im Fadenkreuz des Terrors
ZitatTrendsport im Check
Das wohl schweißtreibendste Training überhaupt
Zitat Céline Dions Ehemann stirbt an Krebs
Das Ende einer großen, ungewöhnlichen Liebe
ZitatUrlaubsfotos
Warum Lena Meyer-Landrut Ferienwohnungen in Miami anpreist
ZitatAnna Ermakova
So macht sich Boris Beckers Tochter als Model
Zitat Sophia Thomalla beim Fernsehpreis
Früher kam sie mit Mutti, heute halbnackt
Zitat Große Frage, kleiner Zettel
Der süße Heiratsantrag von Ray aus Grimsby
ZitatMenü für Harry-Potter-Fans
Wie Sie ein zauberhaftes Dinner in Hogwarts verbringen können
Zitat Diäten im Check
Was ist dran an der Darmdiät?
ZitatGeo Saison"-Ranking 2016
Das sind die besten Hotels Europas
Zitat Privatjet "Skyacht One"
Die Luxusyacht über den Wolken
ZitatMercedes E-Klasse 2016
Die neue E-Klasse will endlich wieder Spitze sein
Danke!


Und bezeichnend finde ich folgendes:
Zitat Seltsame Perfomance bei Wahlkampf
Fremdschämen mit Donald Trump
Das könnte man bei jedem Qualitätsmedium finden. Eine pseudokritische "Anti-Trump" Meldung. Man kann sich so schön lustig machen über die doofen Amerikaner.
Das Problem ist aber nicht die komische Figur Trump. Sie ist nur das Produkt amerikanischer Innenpolitik, die nie thematisiert wird. Das Problem ist die Uninformiertheit, die Verblödung und ideologische Verblendetheit der Bevölkerung. Die Kombination aus Entpolitisierung und Hetze zeigt Folgen.
Das Bildungssystem wurde heruntergewirtschaftet. Ausreichende Bildung gibt es nur noch für Menschen mit Geld. Das privatwirtschaftliche Mediensystem besteht zu einem Teil aus religiös Durchgedrehten, evangelikal und reaktionär, aus fanatischen Hetzern bei Fox TV des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch und dem Wachsenden Einfluß der Tea Party Bewegung, die von den Kochbrüdern (Milliardäre) großzügig finanziert wird. Die Koch Brüder kaufen sich inzwischen bei den Medien selbst ein.

Im heutigen "Journalismus" gibt es scheinbar nur noch die Oberfläche und die Kategorien "Stilikone" oder "peinlich". Trump ist das Produkt der Medien und Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse. Plumpester Patriotismus, Sozialdarwinismus und Rassismus. Das ist nicht "peinlich", sondern die erschreckende Konsequenz des medialen Einflusses.  Das US Beispiel ist die Blaupause für das, was gerade bei uns abgeht.

Kuddel

Die privaten Medien befinden sich im Besitz einer handvoll reicher Familien.
Es ist eine abgesprochene Sache, daß Informationen von gesellschaftlicher Relevanz in den Giftschrank kommen und der Medienkonsument nur noch mit Konsumdreck und Informationsmüll bedacht wird.

Der Überschriftenmix aus Stern-online zeigt, wie man denkende Menschen beleidigen kann:
ZitatBeachvolleyball-Gold
Laura Ludwig: "Wir haben uns so geil belohnt"
ZitatDiese deutschen Olympia-Stars ziehen sich für den "Playboy" aus
ZitatJuniper, die Fuchs-Dame
Ein Instagram-Star zum Verlieben
ZitatNetzreaktionen auf Gabriels Geste
"Der #Stinkefinger ist ein No Go für einen erwachsenen Menschen"
ZitatHätten Sie's gewusst?
Sieben erstaunliche Fakten über den Orgasmus

counselor

Leider findet kapitalismuskritischer Journalismus nur in kleinen Nischen statt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ich versuche Änderungen in der Medienlandschaft zu beobachten und diese Entwicklung zu beschreiben.
Es ist zu billig zu sagen, der Stern war schon immer ein Drecksblatt, auch wenn das stimmen mag.
Die Onlinemedien verändern sich rasant.
Natürlich geht es bei den Medien um 2 Dinge:
1. Sie sollen Profit abwerfen
2. Meinungshoheit und Einflußnahme auf gesellschaftlich Zustände

Mit immer weniger Mitarbeitern und Journalismus Kohle machen, das haben wohl alle Onlinemedien gemein.
Auftritt und Strategie unterscheiden sich schon.

Der Stern ist dabei in die unterste Schublade gerutscht und versucht selbst den BILD Stil zu unterbieten.
Es ist wohl eher bei der britschen SUN abgekupfert.

Ein wirres Gewimmel an Bildchen und Schlagzeilen voller Sport, Produkten, Titten, Pseudopromies und zusammengeklauten Filmchen und Bildern aus dem Netz.
Hier sind keine Inhalte mehr zu finden, es gibt keinerlei Orientierung mehr zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, denn es gibt keine Infos. Es ist knallhart, in welcher Rasanz ein Medium, das einst als kritisches Medium galt, diesen Weg gezielt eingeschlagen hat.
Es geht um eine bewußte Entmündigung der Öffentlichkeit.

Fritz Linow

Der Hipstersack und Chefredakteur von stern.de Philipp Jessen nennt das ganze Netflix-Journalismus.

Zitat,,Wir wählen aus dem gesamten breiten Themenspektrum der Stern-Welt, fokussieren uns dabei aber jeden Tag aufs Neue ganz extrem auf einzelne Themenkomplexe. Wir erzählen unser Thema des Tages in allen Facetten – über den gesamten Tag verteilt. Zum Teil entkoppeln wir uns stark vom normalen, aktuellen Newsflow, um eine Geschichte, die gerade läuft, auszuerzählen."
http://meedia.de/2015/04/13/stern-de-macher-philipp-jessen-mit-netflix-journalismus-zum-erfolg/

Scheint erfolgreich zu sein. Finde das gar nicht so schlimm. Niemand liest doch den Stern oder geht auf stern.de in der Erwartung, dass es kritische Inhalte gibt, es sei denn man geht noch davon aus, dass gleich die Mondlandung im S-W-Fernseher gezeigt wird.
Da es nun aber wohl erfolgreich ist ( = viele Klickiklackis), werden andere dieses Konzept bald auch verstärkt nachmachen, soweit es das nicht schon in Form von Hintergrundberichten und so weiter gibt. Es wird nicht zwangsweise so ein Schrott dabei rauskommen wie es hier ganz nett zusammengestellt ist:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21376/der-neue-netflix-journalismus-des-stern/ 

Kuddel

Zitat von: Fritz Linow am 22:34:01 Fr. 26.Mai 2017
Niemand liest doch den Stern oder geht auf stern.de in der Erwartung, dass es kritische Inhalte gibt...
Diese leidige Diskussion hatte ich seinerzeit auch mit Schwarzrot. Das Argument "selbst schuld, wenn man das anklickt", find ich falsch. Ich bin gegen den Rückzug. Wohin sollen wir uns zurückziehen bei der Suche nach brauchbaren Informationen? Die bürgerlichen Medien gehen durch die Bank den Bach runter. Die Taz hat den Weg von der linksradikalen Postille zum neoliberalen Schmierblatt geschafft. Der Freitag wird immer öder. Bei Indymedia herrscht Totentanz. Die FAU hat die Printausgabe der Direkten Aktion eingestellt.

Man brauchte kein sonderlich kompliziertes Handwerkszeug, um die bürgerlichen Medien gegen den Strich zu lesen und sich damit ein Bild von der Welt zu machen. Sucht man heute nach nur annähernd brauchbaren Informationen, stellt man fest, daß sie hinter einer Paywall liegen. Bildung und Zugang zu Informationen sind zunehmend eine Geld-, bzw. Klassenfrage geworden.

Das will ich nicht hinnehmen, sondern angreifen. Der erste Schritt ist, das zu thematisieren.

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