Jüdischer Widerstand gegen Hitler

Begonnen von Kater, 13:35:17 Mi. 12.April 2006

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Kater

ZitatDas Erste | Mittwoch, 12.04.06 | 23:15 Uhr

Mit dem Mut der Verzweifelten
HR/SWR (Stern.)  | Länge: 60 Minuten    

Jüdischer Widerstand gegen Hitler
Film von Rena und Thomas Giefer

Der Getto-Aufstand in Warschau gilt für viele bis heute als nahezu einziges Beispiel eines bewaffneten Kampfes von Juden gegen die Vernichtungspolitik der Nazis - eine aussichtslose Verzweiflungstat, als es nur noch die Alternative gab, im Gas oder im Kampf zu sterben. Nahezu alle anderen Hinweise auf jüdischen Widerstand, den es aus der ideologischen Sicht der arischen Herrenmenschen eigentlich gar nicht geben durfte, wurden schon von den Nazis sorgfältig unterdrückt und umgelogen.
Tatsächlich aber wurde ein großer Teil des Widerstandes gegen Hitler von Juden mit getragen. In fast allen europäischen Ländern lag der Anteil der Juden am Widerstand weit über ihrem Anteil an der Bevölkerung. Dies trifft für die "Internationalen Brigaden" des Spanischen Bürgerkriegs ebenso zu wie auf die westeuropäischen Résistance in Belgien, Holland und Frankreich, aber auch die bewaffnete Untergrundeinheiten im Baltikum, in Polen und in der Sowjetunion. Die Dokumentation ,,Mit dem Mut der Verzweiflung - Jüdischer Widerstand gegen Hitler" verknüpft erstmals Zeugnisse und Aussagen von jüdischen Untergrundkämpfern an den verschiedenen Fronten Europas. Mit eindrucksvollen, weitgehend unbekannten Beispielen wird ein geographischer Bogen gespannt von den Partisanen in den russischen Wäldern bis zur westeuropäischen Résistance, von den Gettokämpfern in Polen bis zu jüdischen Widerstandskämpfern in Algerien. So berichtet Walter Sack, einziger Überlebender der ,,Gruppe Baum" über den zivilen Widerstand in Deutschland.
Der wichtigste und am besten dokumentierte Gettoaufstand fand bekanntlich in Warschau statt. Aber Warschau ist nicht das einzige Beispiel. In Bialystok gab es eine Gruppe mutiger junger Frauen, die teilweise direkt im Ghetto operierten, teilweise mit falschen Papieren auf der arischen Seite lebten. Nach dem misslungenen Aufstand und der anschließenden Liquidierung des Gettos führten sie ihre illegale Arbeit fort, bis die Rote Armee Bialystok befreite. Vier dieser Frauen sprechen über ihre dramatischen Erinnerungen. Der erfolgreichste Aufstand in einem Vernichtungslager wurde von den Häftlingen in Sobibor organisiert. Thomas Toivi Blatt erzählt von der bewaffneten Revolte und dem anschließenden Ausbruch einiger 100 Gefangener, von denen manche noch am Leben sind. Toivi Blatt, einer der Aufständischen, wohnt heute in den USA und begleitete die Autoren nach Sobibor und in seinen Heimatort Izbica. Serge Bouder und seine Mitkämpfer scheiterten zwar mit ihrem Ausbruchsversuch aus dem Sammellager Drancy bei Paris. Wenige Meter vor Vollendung ihres Fluchttunnels wurden sie entdeckt. Immerhin aber konnte Bouder der Vernichtung entgehen. Heute lebt er in Paris und hat sich als erfolgreicher Geschäftsmann zur Ruhe gesetzt. Für den so genannten ,,zionistischen Rettungswiderstand", der vor allem von Deportation bedrohte Juden versteckte oder sie mit falschen Papieren ausstattete, steht Dr. Eytan Guinat, einer der Begründer der ,,Movement de la Jeunesse Sioniste". Junge Frauen dieser Organisation brachten ganze Kindergruppen über die Schweizer Grenze. Marianne Cohn, eine der Kurierinnen, wurde bei einer Aktion gestellt und ermordet.
Die eindrucksvollen Schilderungen der Zeitzeugen, die ihre Geschichten teilweise an den Originalschauplätzen erzählen, werden ergänzt durch Fotos, Briefe, Archivmaterial, durch Spielfilmausschnitte und filmische ,,Erinnerungsbilder". ,,Kommunistische Juden", Zionisten oder mutige Einzelkämpfer - sie alle verbindet, dass sie in schier auswegloser Lage, weitgehend auf sich allein gestellt, einem übermächtigen grausamen Feind gegenüberstanden. Der Film erzählt die Geschichte einiger weniger jüdischer Kämpfer und erinnert damit an die vielen namenlosen Helden, die mit dem Mut der Verzweiflung kämpften, um die Selbstachtung nicht zu verlieren und Menschenleben zu retten.  

http://programm.daserste.de/detail1.asp?id=X000263431&sdatlo=12.04.06&sender=1&dpointer=32&anzahl=41&ziel=32

Kater

Wiederholung der Dokumentation auf ARTE:

Mittwoch, 24. Januar 2007 um 20.40 Uhr

und 28.01.2007 um 18:05

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