Werkstätten für Behinderte WfbM

Begonnen von counselor, 14:16:47 Fr. 16.Juni 2017

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counselor

Zitat Von Schreinerarbeiten über Kunsthandwerk - ,,Behindertenwerkstätten werden immer wichtiger"

SaArbrücken. Behinderten-Werkstätten werden für eine wachsende Zahl von Menschen die einzige Möglichkeit sein, am Arbeitsleben teilzunehmen. Davon ist Rüdiger Clemens, neuer Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (LAG WfbM), überzeugt.

Quelle: https://www.saarbruecker-zeitung.de/wirtschaft/sz-wirtschaft/behindertenwerkstaetten-werden-im-saarland-immer-wichtiger_aid-36485639

Wird Zeit, eine angemessene Bezahlung der Behinderten zu fordern oder die Werkstätten zu schließen zugunsten echter Inklusion der Behinderten in Betriebe der freien Wirtschaft. Schweden hat es vorgemacht!
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

BGS

Es wäre also möglich, wirklich zu helfen. Gäbe es hierfür eine Bereitschaft, an Geld fehlt es nicht.

Mal wieder versteckte Ausgrenzung und systematisches Mobbing "made in Germany" >:(

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

Ein behindertes Kind schreibt über den Betrug an Behinderten in Deutschland, die nicht umgesetzte UN-Behindertenrechtskonvention und träumt von einem Generalstreik:

ZitatOffener Brief von Joscha Röder an Greta Thunberg

Bonn (kobinet) Die 15jährige Inklusionsbotschafterin Joscha Röder aus Bonn träumt manchmal von einem Generalstreik aller Kinder und Jugendlichen für all ihre Rechte, um die sie großteils betrogen werden. Und so wurde sie auf die 16jährige Umweltaktivistin Greta Thunberg aus Schweden aufmerksam, der sie nun einen offenen Brief sowohl in Englisch als auch in Deutsch geschrieben hat. Die kobinet-nachrichten veröffentlichen im folgenden den offenen Brief an Greta in deutsch.

Offener Brief von Joscha Röder

Bonn, 2.2.2019

Liebe Greta,

ich bewundere und beneide Dich. Ich wollte schon im August 2018 streiken, aus anderem und doch ähnlichem Grund: Nichteinlösung der UN-Konvention zur Integration Behinderter. Meine Eltern erlaubten es nicht, wegen der Schulpflicht.

Ich (15) bin wie Du Asperger Autistin (Inselbegabungen in Fremdsprachen). Ich gehe zu einer Gesamtschule. In Englisch und Spanisch durfte ich zwei Klassen überspringen. Als ich die zehnte Klasse bestanden hatte, sollte ich wieder zurück in die Neunte und zwei Jahre sinnlos wiederholen. Greta, das ist nur einer der Punkte, wo es schiefgeht.

Es ist wie beim Klimaschutz: Die Erwachsenen betrügen uns um unsere Zukunft. Inklusion ist ein RECHT, und zwar für alle, Nichtbehinderte und Behinderte. Jeder darf nach seiner Begabung in seinem eigenen Tempo lernen (Paragraph 24). – Bildung wird als wichtig deklariert. Aber wir haben Schule und Unterricht wie vor 50 Jahren. Schulgebäude kaputt, große Klassen, zu wenig Lehrer, starrer Lehrplan ohne individuellen Unterricht. Menschen, die nicht der NORM, dem NORMALEN entsprechen, separiert auf Förderschulen.

Inklusion ist ein schlechter Witz. Ich habe schon vor eineinhalb Jahren darüber geschrieben. Hier kannst Du das lesen:

http://www.zeit.de/2017/28/inklusion-autismus-kinder-mit-behinderung-schule-paedagogik

Und hier hören:

www.youtube.com/watch?v=MKEcPK26ssE&feature=youtu.be

Deine und meine Gemeinsamkeit: Wir brauchen Bildung. Wissen, wie wir mit dieser von den bisherigen Generationen versauten Umwelt und Natur leben können. Es nützt nichts, wenn wir Themen wie endoplasmatisches Reticulum lernen - und keine Ahnung haben von Sonnen- und Windenergie statt fossiler Energien.

Politiker müssen handeln – und zwar jetzt, sofort. Auch die Schulministerien. Die Gesetze sind von 1998 - und immer noch ist kein Recht auf Inklusion eingearbeitet!

Greta, hilf mir: Wie schaffe ich zu streiken? Glaubst Du, Du kannst das Thema Inklusion / Bildung / Schulen in die Streiks der Kinder und Jugendlichen einbeziehen? Mehr soziale Verantwortung, mehr Teamarbeit von allen Menschen, egal wie verschieden sie sind...

(Wenigstens zwei Beispiele für den Betrug: In meiner Stadt Bonn geben die Ämter an, dass 83 Prozent der behinderten Schüler in die Oberstufe normaler Schulen gehen. In Wahrheit schaffen es nur 65 Schüler insgesamt – von mehr als 20.000! Der Rest landet in der Behindertenwerkstatt. – Ich kann Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Latein – und soll doch als Küchenhilfe arbeiten, obwohl ich mir kein Brot machen kann. Ich sehe die Welt zweidimensional, wie ein Foto. Trotzdem muss ich das Volumen einer Vase berechnen können, um Abitur zu machen. Das ist wie wenn ein Rollstuhlfahrer Stabhochsprung machen muss, um mit den anderen leben zu dürfen.

Du hast sehr viel Arbeit. Dennoch: Antwortet Ihr (Du und Deine Eltern) mir kurz? Ich bin keine Trittbrettfahrerin. Ich kämpfe schon seit Jahren um Teilhabe. Auch beim Bundespräsidenten im Bundesrat.

Herzliche Grüße an Dich!

Deine Joscha
(Asperger Autistin, körper- und sehbehindert – und dennoch ein Mensch)

P. S. Ich träume manchmal, wir machen einen Generalstreik. Alle Kinder und Jugendlichen - für all ihre Rechte, um die sie großteils betrogen werden! Träumst Du auch?

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39528/Offener-Brief-von-Joscha-R%C3%B6der-an-Greta-Thunberg.htm

Auch psychisch kranke Kinder und Jugendliche werden -oft aufgrund der massiven Nebenwirkungen der Medikamente (Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsprobleme etc.)- in Förderschulen abgeschoben und landen danach direkt in den Werkstätten. Das sind Zustände, die mit der UN-Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar sind.
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counselor

ZitatEinblick in Werkstättenwelt

Osnabrück (kobinet) "Endstation Behindertenwerkstatt? Eine Geschichte über Quoten, Geld und kleine Erfolge", so titelt Cornelia Achenbach von der Neue Osnabrücker Zeitung einen ausführlichen Beitrag über die Situation behinderter Menschen in Werkstätten für behinderte Menschen und das dazugehörige System. Rund 2.250 Menschen arbeiten dem Bericht zufolge in den Werkstätten in Stadt und Landkreis Osnabrück, die alle von der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO) betrieben werden. In den vergangenen fünf Jahren sei die Beschäftigtenzahl nach Angaben des Landkreises um rund fünf Prozent gestiegen. 14 Menschen mit Behinderung hätten im vergangenen Jahr in Stadt und Landkreis Osnabrück den Sprung aus Werkstätten geschafft.

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39618

Zitat2.250 Beschäftigte in Stadt und Landkreis - Endstation Behindertenwerkstatt? Eine Geschichte über Quoten, Geld und kleine Erfolge

Osnabrück. Einmal Behindertenwerkstatt – immer Behindertenwerkstatt? Nur äußerst wenigen Menschen mit Behinderungen gelingt der Übergang von den Werkstätten in einen regulären Job, im Gegenteil: Die Zahl der Beschäftigten in den Behindertenwerkstätten ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen – trotz Inklusion. Wie läuft es in Stadt und Landkreis Osnabrück? Eine Geschichte über niedrige Quoten, hohe Summen und kleine Erfolge.

Quelle: https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/1638425/endstation-behindertenwerkstatt-eine-geschichte-ueber-quoten-geld-und-kleine-erfolge
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ZitatNur 31 Vermittlungen in fast 5 Jahren im Saarland

Berlin/Saarbrücken (kobinet) Das Saarland steht behindertenpolitisch derzeit vor allem wegen des Kampfes von Markus Igel für eine bedarfsgerechte Finanzierung seiner Persönlichen Assistenz im Fokus der öffentlichen Interesses. Der saarländische Landtagsabgeordnete der Linken Ralf Georgi forderte nun von der saarländischen Landesregierung mittels einer Anfrage im Landtag Informationen zum Thema Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Dabei ging es ihm insbesondere um die Vermittlungsquoten der Werkstätten für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Dr. Martin Theben hat sich die Antwort angeschaut und ist angesichts der geringen Vermittlungszahlen von 31 Personen in fast fünf Jahren schockiert.

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39651/Nur-31-Vermittlungen-in-fast-5-Jahren-im-Saarland.htm

Bei den Werkstätten geht es hauptsächlich darum, billig arbeiten zu lassen. Dabei entblöden sich die Werkstätten nicht, Arbeitsordnungen zu erlassen, in denen sie die behinderten Mitarbeiter als "Nutzer" bezeichnen.
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Zitat Werkstätten-Skandal: Fall Rogg: Ermittlungen laufen weiter

(R.K.) Fünf Monate nach der fristlosen Entlassung von Roselyne Rogg als Geschäftsführerin der Duisburger Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM), laufen nach wie vor die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen sie und auch gegen den ehemaligen Duisburger Sozialdezernenten Reinhold Spaniel wegen Untreue.

https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/duisburg-ermittlungen-gegen-die-ehemalige-werkstaetten-chefin-laufen-weiter_aid-36938711
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Zitat168 Euro Durchschnittslohn in Thüringer Werkstätten

Erfurt (kobinet) Während man bundesweit von einem Durchschnittslohn von ca. 180 Euro pro Monat für behinderte Beschäftigte in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ausgeht, ist dieser Satz in den 31 Thüringer Werkstätten mit ca. 10.200 beschäftigten behinderten Menschen wohl noch geringer. Wie die Ostthüringer Zeitung berichtet, gab das Thüringer Sozialministerium für 2016 das Durchschnittseinkommen in den Thüringer Werkstätten mit 168 Euro an.

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39702
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ZitatFür Bodo Ramelow sind Werkstätten Inklusionsbetriebe

Berlin /Erfurt (kobinet) Am Rande der Kundgebung des Netzwerk UNgehindert am Freitag in Berlin zu 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention sorgte eine Meldung auf der Facebookseite des Freistaates Thüringen für erhebliches Kopfschütteln, die Markus Walloscheck aus Erfurt mitgebracht hatte. Dort heißt es zum Besuch des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow bei der Zweigwerkstatt der Werkstätten des Erfurter Christophoruswerks: "In seinem Grußwort ging der Ministerpräsident auch auf die aktuelle Debatte über die Behindertenwerkstätten ein. So sagte Ramelow, man könne heftig darüber diskutieren, ob das Wort Werkstatt das ausdrückt, was solche Behinderteneinrichtungen heute sind: ein Inklusionsbetrieb."

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39820
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ZitatSkandal weitet sich aus - Luxus, Schampus, Geldverschwendung auf Kosten Behinderter

Duisburg.   Der Finanzskandal um die fristlos entlassene Geschäftsführerin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung weitet sich aus.

Teure Luxus-Möbel in ihrem Büro am Kalkweg, Fortbildungsveranstaltungen mit reichlich Champagner-Konsum zu 120 Euro die Flasche, kostspielige Hotelübernachtungen zu 300 Euro pro Übernachtung, prominente Gastredner, die für einen 30-Minuten-Auftritt 21.000 Euro Honorar bekommen, kostspielige Berater über viele Jahre hinweg, üppige Geschenke an den Aufsichtsrat und andere, üppige Geschäftsessen: Der Skandal um Roselyne Rogg, die im Sommer fristlos entlassene Geschäftsführerin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, weitet sich aus.

Quelle: https://www.nrz.de/staedte/duisburg/luxus-schampus-geldverschwendung-auf-kosten-behinderter-id217087663.html (Paywall)

ZitatSkandal bei Duisburger Behinderten-Werkstatt : Wie die Ex-Geschäftsführerin das Geld verprasste

Duisburg Im Skandal um die frühere Geschäftsführerin der Duisburger Werkstätten für Menschen mit Behinderungen hat das Rechnungsprüfungsamt abenteuerliche Zahlen vorgelegt. Es geht um Luxusmöbel, teure Hotels und viel Champagner.

Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/duisburg-wie-roselyne-rogg-das-werkstatt-geld-verprasste_aid-38555797
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ZitatSkandal in Duisburg : Ex-Mitarbeiter berichten von Trip nach Kalifornien auf Werkstattkosten

Duisburg Nach der jüngsten Berichterstattung über die Gehaltsaffäre bei der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, berichten ehemalige Mitarbeiter über eine kostspielige USA-Reise. 19 Leute begleiteten eine Behindertensportlerin im Jahr 2015 zu den Paralympics.

Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/werkstatt-skandal-duisburg-mitarbeiter-erinnern-an-trip-nach-kalifornien_aid-38739529
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ZitatKompromiss für etwas mehr Geld für Werkstattmitarbeiter*innen

Berlin (kobinet) Der Deutsche Bundestag hat letzte Woche das Gesetz zur Anpassung der Berufsausbildungsbeihilfe und des Ausbildungsgeldes beschlossen. Dadurch erfolgt auch eine Erhöhung des Ausbildungsgeldes von 80 auf 117 Euro zum 1. August 2019 und die schrittweise Erhöhung des Grundbetrages beim Arbeitsentgelt in Werkstätten für behinderte Menschen. Beim Grundbetrag ist die Regierungskoalition den Bedenken der Werkstätten für behinderte Menschen entgegengekommen, wie es in einer Presseinformation der CDU/CSU Bundestagsfraktion heißt. Der Beschluss wurde u.a. von Corina Rüffer von den Grünen heftig kritisiert.

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/40377
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counselor

ZitatWerkstätten sollen Weg in allgemeinen Arbeitsmarkt ebnen

Berlin (kobinet) Vor kurzem hat der Deutsche Bundestag das Ausbildungsgeld erhöht und eine Anpassung des Arbeitsentgelts in Werkstätten für behinderte Menschen diskutiert und beschlossen. Die behindertenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Corinna Rüffer, hat sich während der Debatte besonders ins Zeug gelegt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit ihr folgendes Interview darüber, was die Änderungen genau bedeuten und was eigentlich getan werden müsste.

Quelle: https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/40456
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counselor

Zitat"Der Kapitalismus kann Menschen mit Behinderungen nicht gebrauchen"

André Thiel setzt sich seit vielen Jahren für Inklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ein. Außerdem kämpft er auf dem Rechtsweg für eine gerechte Behandlung von Beschäftigten in Werkstätten für behinderte Menschen. Das JOBinklusive-Team steht seit längerem mit ihm in Kontakt. Wir haben ihn um ein Interview gebeten.

Quelle: https://jobinklusive.org/2020/10/21/der-kapitalismus-kann-menschen-mit-behinderungen-nicht-gebrauchen/
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Kuddel

ZitatAusbeutung in Behindertenwerkstatt?

Müssten Menschen mit Handicap nicht besser bezahlt werden?
https://www.ardmediathek.de/video/zur-sache-rheinland-pfalz/ausbeutung-in-behindertenwerkstatt/swr-rheinland-pfalz/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0Njk3NTk/

Kommentar bei Twitter: Die Gewerkschaft Verdi stellt sich gegen Mindestlohn in Werkstätten, weil deren Auftrag angeblich nur pädagogisch sei?
Frage an die Expert*innen: Wie viele Grundwerte von Gewerkschaftsarbeit wurden hier gleichzeitig mit Füßen getreten?

counselor

Zitat von: Kuddel am 11:26:00 Sa. 29.Mai 2021
ZitatAusbeutung in Behindertenwerkstatt?

Müssten Menschen mit Handicap nicht besser bezahlt werden?
https://www.ardmediathek.de/video/zur-sache-rheinland-pfalz/ausbeutung-in-behindertenwerkstatt/swr-rheinland-pfalz/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0Njk3NTk/

Kommentar bei Twitter: Die Gewerkschaft Verdi stellt sich gegen Mindestlohn in Werkstätten, weil deren Auftrag angeblich nur pädagogisch sei?
Frage an die Expert*innen: Wie viele Grundwerte von Gewerkschaftsarbeit wurden hier gleichzeitig mit Füßen getreten?

Der Bericht gibt die Stimmung in den Werkstätten gut wieder. Einerseits sind die Beschäftigten froh, dass sie Arbeit haben und nicht auf der Straße sitzen oder -wie im Nationalsozialismus- verfolgt werden. An dieser Stelle entsteht eine gewisse Dankbarkeit gegenüber dem bürgerlichen Staat. Andererseits gibt es viel Kritik an den Hungerlöhnen. Wegen dieser Hungerlöhne verlieren die Werkstätten auch ihre besten Beschäftigten. Die suchen sich dann Nebenjobs bzw Teilzeitjobs am ersten Arbeitsmarkt, je nachdem wie arbeitsfähig sie sind.

Die Äußerungen des Verdi-Funktionärs kann man so nicht stehen lassen. Die Werkstätten auf den pädagogischen Aspekt zu reduzieren greift zu kurz. Viele Behinderte verbringen Jahrzehnte in der Werkstatt. Die Werkstätten haben hier mehr als nur eine pädagogische Funktion, weil sie einen Lebensmittelpunkt der Beschäftigten bilden. Gemessen an dem Ziel der beruflichen Rehabilitation versagen die Werkstätten, weil kaum jemandem der Übertritt in einen Vollzeitjob auf dem ersten Arbeitsmarkt gelingt.

Jedenfalls kann das Werkstättensystem nicht so bleiben, wie es ist. Das Problem mit den Löhnen ist, dass die Werkstätten Produktionsarbeiten mit niedriger Wertschöpfung erledigen. Es gibt also tatsächlich nicht viel an die Beschäftigten zu verteilen. Im Endeffekt werden die Behinderten auch doppelt ausgebeutet, nämlich vom Werkstättenbetreiber und von den Kunden der Werkstätten, die die Preise (und damit auch die Löhne) rücksichtslos ins Bodenlose drücken. Andererseits ist aber auch der Staat mit €52,00 Arbeitsförderungsgeld als Lohnzuschuss recht knauserig.

Man könnte also zweierlei vom Staat fordern: Einerseits eine Regulierung des Marktes, auf dem Werkstätten ihre Leistungen anbieten, mit Mindestpreisen, andererseits eine Erhöhung des Arbeitsförderungsgeldes. Oder man fordert, die Behindertenwerkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt schrittweise abzuschaffen.
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counselor

Die Werkstatträte schlagen ein andere Reform vor:
ZitatBasisgeld

Und wieder ist ein Schritt gegen die Armut und für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung getan. Am 25.06.2019 stimmte die Mehrheit der Mitgliederversammlung von Werkstatträte Deutschland für das "Basisgeld zur Gleichstellung dauerhaft voll erwerbsgeminderter Menschen".

Das Basisgeld entstand aus dem ,,Grundeinkommen für voll erwerbsgeminderte Personen". Am Grundeinkommen arbeitete eine Arbeitsgruppe von Werkstatträte Deutschland über ein Jahr lang. Das Grundeinkommen entsprach 70% des gesamtdeutschen Durchschnittverdienstes und sollte allen Menschen mit einer dauerhaften Erwerbsminderung zustehen. Gleiches gilt nun für das Basisgeld.

Wieso also ein neuer Name?

Im Frühjahr 2019 diskutierten die Mitglieder und der Vorstand von Werkstatträte Deutschland "das Grundeinkommen für voll erwerbsgeminderte Personen".
Es gab einige Hinweise und Ideen, wie die Position besser werden könnte.
Unter anderem ging es um den Namen. Vielen Beschäftigten und auch einigen Politikern gefiel der Begriff ,,Grundeinkommen" nicht. Sie sagten, das Wort habe einen Beigeschmack. Also wurden andere Begriffe überlegt.
Auf Anhieb gefiel allen der Begriff ,,Basisgeld".
Es brauchte nur wenige Diskussionen und schon stand der neue Titel der Entgeltposition von Werkstatträte Deutschland fest

"Basisgeld zur Gleichstellung dauerhaft voll erwerbsgeminderter Menschen"

Mit diesem Namen wurde die Position dann auch im Juni 2019 von den Mitgliedern angenommen. Das Positionspapier befindet sich im Downloadbereich und kann HIER gelesen werden.

Wie geht es nun weiter? Werkstatträte Deutschland wurde von der Politik eingeladen an einer neuen Entgeltordnung in Werkstätten mitzuarbeiten. Selbstverständlich wird der Vorstand das Basisgeld in die Diskussion einbringen und versuchen viele Anhänger zu finden.

Quelle: https://www.xn--werkstattrte-deutschland-zbc.de/neuigkeiten/2019-08/basisgeld
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Kuddel

ZitatLukas Krämer will ,,Hungerlöhne" in Behindertenwerkstätten abschaffen

Der 27-Jährige hat die Petition #StelltUnsEin gestartet, damit die Bezahlung in Behindertenwerkstätten an den gesetzlichen Mindestlohn angepasst wird. Doch es gibt auch Argumente, die dagegen sprechen.
https://www.fr.de/zukunft/stelltunsein-lukas-kraemer-will-hungerloehne-in-behindertenwerkstaetten-abschaffen-90792197.html

Ich bin zwar kein Fan von Petitionen, finde es aber gut, wenn die Diskussion dieses Themas in die Öffentlichkeit getragen wird.

counselor

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counselor

Zur Info: Die Werkstätten müssen 70 Prozent der Produktionserlöse in Form von Löhnen an die Behinderten auszahlen.
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counselor

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counselor

Interessantes Interview mit dem Geschäftsführer einer Werkstatt

https://youtu.be/D6KK3ucCgu8
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counselor

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Kuddel

Zitat von: counselor am 16:52:44 Do. 10.Juni 2021
Zur Info: Die Werkstätten müssen 70 Prozent der Produktionserlöse in Form von Löhnen an die Behinderten auszahlen.

Interessant.
Die Diskussion über Löhne in den "Randbereichen" wie Knästen und Behindertenwerkstätten ist selten. Bei den DGB Gewerkschaften habe ich sie noch nie wahrgenommen.
Bezahlung ist ja nicht nur eine Frage von Produktivität.
Arbeit in der Altenpflege oder in der Kita sind ja auch nicht "produktiv" wie Fließbandarbeit in der Produktion.


counselor

ZitatBei den DGB Gewerkschaften habe ich sie noch nie wahrgenommen.

Ich auch nicht. Vielleicht für den DGB nicht interessant. Behinderte Beschäftigte einer Behindertenwerkstatt dürfen nicht streiken und Verdi vertritt ehr die Hauptamtlichen (Tarifangestellten) in den Werkstätten.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Fritz Linow

Zitat10.5.21
Das Werkstätten-System muss sich ändern, um inklusiv zu sein

Werkstätten für behinderte Menschen gelten als sinnvoll und gut. Tatsächlich offenbaren sie die Schwächen des Sozialsystems. Die Löhne liegen dort oft deutlich unter 200 Euro im Monat. In Sachsen war die Lage bereits vor der Pandemie besonders ernst – laut einer kaum bekannten Statistik.
(...)
https://enorm-magazin.de/gesellschaft/gleichstellung/inklusion/werkstaetten-fuer-behinderte-menschen-warum-das-system-nicht-inklusiv-ist


counselor

Ich möchte auch einmal daran erinnern, dass die Zahlung existenzsichernder Löhne auch etwas mit Respekt vor der Leistung arbeitender Menschen zu tun hat. Wenn die Werkstättenbetreiber den Mindestlohn heute nicht aus dem Arbeitsergebnis (Produktionserlös) zahlen können, dann müssen die Werkstättenbetreiber bei Einführung des Mindestlohns alle die Preise für ihre Leistungen entsprechend erhöhen, so dass die Kunden der allgemeinen Preiserhöhung nicht ausweichen können (und letztlich den Mindestlohn aus ihren Gewinnen zahlen).
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counselor

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Kuddel

Und plötzlich taucht das Thema auch in den Mainstreammedien auf.
Hier im Spiegel:
ZitatSpezielle Betriebe sollen Menschen mit Behinderung fit für den Arbeitsmarkt machen. Doch die meisten arbeiten dort bis zur Rente – und verdienen kaum etwas.
https://www.spiegel.de/gesundheit/kampf-gegen-werkstaetten-fuer-menschen-mit-behinderung-ihr-nichtbehinderten-koennt-das-nicht-verstehen-a-6ed3ad3d-63ce-4615-aa0c-202875469152

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