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Handel & Dienstleistung => On the Road => Transport & Verkehr => Brummi => Thema gestartet von: Kuddel am 19:55:42 Do. 10.Januar 2019

Titel: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: Kuddel am 19:55:42 Do. 10.Januar 2019
www.youtube.com/watch?v=uUF7tANvEqo

Mag die Protestaktion klein sein, so ist die Bedeutung riesig!

Osteuropäische Trucker haben bisher nur in Osteuropa protestiert.
Die westeuropäischen Kollegen betrachten sie eher mit Mißtrauen und sehen in ihnen Konkurrenz.
So versuchten die Osteuropäer hier ihr Geld zu verdienen, blieben dabei weitgehend unsichtbar. Jetzt zeigen sie sích erstmals selbstbewußt und kämpferisch als Teil der europäischen Ausgebeuteten. Sie sind seit Jahren Teil des hiesigen Proletariats, sie wollen nicht länger unsichtbar und wehrlos sein.

Es beginnt ein ein neues Kapitel.
Titel: Re: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: BGS am 22:00:03 Do. 10.Januar 2019
Endlich beginnt ein neues Kapitel!

MfG

BGS
Titel: Aw: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: Kuddel am 09:04:03 Fr. 31.März 2023
Osteuropäische Trucker protestieren in Deutschland:

https://twitter.com/FaireMobilitaet/status/1641530608252755974

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/40-lkw-fahrer-aus-osteuropa-streiken-bei-darmstadt,video-181504.html
Titel: Aw: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:25:33 Fr. 31.März 2023
(https://abload.de/img/_76a55740ei19.jpg) (https://abload.de/image.php?img=_76a55740ei19.jpg)

Osteuropäische Trucker streiken auf Raststätte Gräfenhausen
https://www.echo-online.de/lokales/kreis-darmstadt-dieburg/landkreis-darmstadt-dieburg/osteuropaeische-trucker-streiken-auf-raststaette-graefenhausen-2434242


Aufstand der Ausgebeuteten
https://www.fr.de/wirtschaft/lkw-fahrer-streiken-georgien-usbekistan-ausbeutung-92184735.html
Titel: Aw: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: Kuddel am 14:49:17 Sa. 01.April 2023
https://twitter.com/FaireMobilitaet/status/1641880156057882624

https://twitter.com/FaireMobilitaet/status/1641952136966598658

Dieser Wilde Streik erschüttert die herrschenden Zustände und hinterläßt Risse in einer Normalität, in der Hunderttausende zu würdelosen Arbeitsbedingungen auf deutschen Autobahnen schuften.

Man hat sich seit Jahren gefragt, wie lange der Wettlauf nach unten beim LKW Transport noch weitergehen mag, bis es endlich knallt.

Die osteuropäischen Transportsklaven werden kaum wahrgenommen, als wären sie unsichtbar. Jetzt zeigen sie sich.

Ich staune, wer nun alles zusammenkommt, um zu helfen und sich einzumischen.

Faire Mobilität
dgb-news
Verdi-Kraftfahrerkreise
FNV-niederländische Gewerkschaft
RTDD-internationale Stiftung ,,Road Transport due Diligence"
Betriebsseelsorge
Jan Cremers, niederländischer Dozent, Soziologe und Politiker (Partei der Arbeit, niederländische sozialdemokratische Partei, Europäisches Parlament)

Ach ja, die Bullen sind auch da, verhalten sich aber eher vornehm zurückhaltend.
Zitat35 Lkw hatte die Polizei am Donnerstag gezählt. ,,Im Moment gibt es für uns keinen Grund einzugreifen", sagt Hochstädter. Manchmal kochten zwar die Emotionen bei den Fahrern hoch, aber so lange keine Straftaten begangen würden, müsse die Polizei nicht einschreiten. ,,Wir schauen aber ab und an vorbei", so Hochstädter. Und das bleibe auch übers Wochenende so.
Echo-Online

Ich finde das Konstrukt Faire Mobilität recht merkwürdig. Ich kenne ein paar Leute, die bei Faire Mobilität arbeiten. Ich finde sie nicht nur menschlich sympathisch, sie sind auch sehr engagiert bei der Arbeit mit Arbeitsmigranten. "Seit August 2020 hat der DGB einen gesetzlichen Anspruch auf Finanzmittel aus dem Bundeshaushalt, um Faire Mobilität weiterführen und ausbauen zu können." Der Staat finanziert Gewerkschaftsarbeit? Findet das keiner komisch? Wird das nicht diskutiert?

Insgesamt unterstelle ich all den oben angeführten eine ehrliche Motivation, den Streikenden zu helfen. Sie wollen dazu beitragen, daß die Betroffenen ihre Rechte durchsetzen.

Ich habe einen etwas anderen Ausgangspunkt. Ich freue mich über den Funken des Widerstands und möchte, daß daraus ein Flächenbrand wird. Die radikale Ausbeutung der Berufskraftfahrer betrifft Hunderttausende! Ich würde versuchen, Fahrer anderer Unternehmen und anderer Nationalitäten aufzurufen, es den Georgischen und Usbekischen Fahrern gleichzutun und ebenfalls die Arbeit niederzulegen.

Immerhin: In diesem Konflikt haben die Fahrer aus ihren Erfahrungen gelernt:
ZitatZuvor sollen sie den Streikenden angeboten haben, nach Polen zu kommen und sich mit ihnen zu einigen, was die Fahrer ablehnten, weil sie kein Vertrauen mehr haben. Die Bosse stehen schräg gegenüber, neben ihren Luxusautos. (...)

Die vielen blauen, dicht an dicht stehenden Lastwagen gehören zu der polnischen Firmengruppe Mazur und sollen sich so lange nicht bewegen, bis die Beschäftigten das ihnen zustehende Geld oder zumindest einen Großteil davon bekommen.

Die Fahrer kennen sich zum Teil und sind einander verbunden. Einer meint, er fahre nur bei einer Einigung los. Die Polizei ist vor Ort und beobachtet die Lage. Die Situation wirkt grotesk – und bildet doch die Realität in der ausbeuterischen europäischen Arbeitswelt ab
https://www.fr.de/wirtschaft/aufstand-der-ausgebeuteten-92185718.html

Die FR ergänzt:
ZitatAm Freitag geht der Streik weiter, die Firma hat kein annehmbares Angebot gemacht. Andernorts soll das Versprechen zu zahlen, wenn der Lkw ausgeladen wird, nicht gehalten worden sein. Weitere Fahrer steuern mit ihren Lkw Gräfenhausen-West an, am Abend werden insgesamt 55 gezählt. Sie unterstützen den Aufstand und wollen nicht weichen.
Titel: Aw: Osteuropäische Trucker protestieren in Brüssel
Beitrag von: Kuddel am 19:03:06 Sa. 24.Juni 2023
Osteuropäische Fahrer, Dumpinglöhne und das EU Recht

Der Rechtsstreit eines rumänischen Truckers hat 8 Jahre gedauert, bis er Recht bekam. (Maschinenübersetzung aus dem Flämischen)

ZitatTransportunternehmen Essers schuldig der sozialen Ausbeutung

Nach einem acht Jahre dauernden Verfahren hat das Gericht dem Lkw-Fahrer Stefan Popescu Recht gegeben. Das Limburger Transportunternehmen Essers muss dem Opfer von Sozialdumping einen belgischen Lohn zahlen.


Der rumänische Lkw-Fahrer Stefan Popescu arbeitet seit 2010 über eine rumänische Tochtergesellschaft für das Transportunternehmen Essers in Genk. Bald werden ihm zusätzliche Aufgaben übertragen. Nicht nur in der Verwaltung, sondern auch als persönlicher Fahrer der Familie Essers.

Allerdings erhält Popescu die ganze Zeit über einen rumänischen Lohn, während er Vollzeit in Belgien arbeitet. Dieser Lohn, etwa 300 Euro im Monat, liegt weit unter dem belgischen Mindestlohn. Als er sich an seinen Arbeitgeber wendet, um seinen Vertrag zu regulieren, wird er abgewimmelt. Im Februar 2015 schickt Essers ihn wieder nach Rumänien. Kurz darauf reicht Popescu eine Klage ein.

Heute, nach acht Jahren Prozessdauer, gibt ihm das Arbeitsgericht - die Berufungsinstanz für Arbeitsrechtsfälle - Recht. Das ist die Wahrheit", antwortet Stefan Popescu. Endlich wird das anerkannt.

Präzedenzfall

Nachdem ein rumänisches Gericht zuvor entschieden hatte, dass nicht die rumänische Niederlassung von Essers, sondern Essers Belgien der Arbeitgeber von Popescu ist, folgt das belgische Gericht nun dieser Argumentation. Unter anderem deshalb, weil er alle seine Anweisungen von Genk aus erhielt, seinen Arbeitsplatz in Genk fast immer verließ und weil die Gehaltsberechnung in Belgien erfolgte, unterliege er dem belgischen und nicht dem rumänischen Arbeitsrecht, so die Argumentation. Essers musste Popescu daher auch nach belgischen Maßstäben beurteilen.

Dies ist ein sehr wichtiges Urteil", sagte Koen Ryckenboer von ACV-Transcom. Es ist ein Präzedenzfall für alle ausländischen Arbeitnehmer, die hauptsächlich in Belgien arbeiten, aber mit einem Vertrag in ihrem Herkunftsland und daher zu einem niedrigeren Lohn. In Zukunft können sie vor einem belgischen Gericht den ihnen zustehenden Lohn einfordern. Entscheidend für den Kampf gegen Sozialdumping'.

Sozialdumping ist ein hartnäckiges Problem in der Transportbranche. Popescus Fall wurde durch Aussagen von Kollegen bei Essers gestützt, die ebenfalls zu extrem niedrigen Löhnen arbeiten mussten.

Betrügerischer Plan

Wenn ich hart arbeite, versprach mir Essers einen belgischen Vertrag", sagt Popescu. Ein leeres Versprechen. Aber was noch wichtiger ist, so die Anwälte Jan Buelens und Laura Adriaensens, er hatte ohnehin Anspruch auf einen belgischen Lohn. Die von Essers errichtete Konstruktion war ein betrügerischer Plan, um den Mitarbeitern die niedrigsten Löhne zu zahlen.
https://visie.net/artikel/maandloon-van-300-euro-transportbedrijf-essers-schuldig-aan-sociale-uitbuiting?fbclid=IwAR3EmltHd-od9f0qtYn4OmJW8o59x_d32zIwCKY3vXEotmdCkhTMQVfUfvI