Quelle Call Center insolvent

Begonnen von BerlinLK, 11:06:20 Do. 18.Juni 2009

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BerlinLK


hinter der gestrigen Überschrift "15 Arcandor-Tochtergesellschaften melden ebenfalls Insolvenz an"
verbergen sich auch die sogenannten "Quelle Communication Center" zum Beispiel in Berlin und
Magdeburg.

Da staunt der Wirtschaftsfachmann: trotz 5-maligen Betrug von Arbeitnehmern und Gesellschaft

1. wir schließen Call Center in Bayern mit halbwegs anständigen Löhnen
    (40 h bei 12 Eur/stunde, Urlaubbsgeld, Weihnachtsgeld , VML)
2. um Sie in Berlin wieder aufzubauen (mit dicken Fördermitteln aus EU, Bund und Land)
3. die AN bei einem Hungerlohn  6-7 Eur/h ohne sämtliche Zusätze knüppeln zu lassen
4. die AN erst mal 6 Monate über einen Bildungsgutschein kostenlos "auszubilden zu  lassen"
5. die selben, dann ergänzendes ALG2/Hartz4 beantragen müssen

reicht dies nicht aus, um KARTADT/QUELLE höhere Umsätze bescheren.
Warum wohl?

Wie pflegte der alte Henry Ford zu sagen?: "Autos kaufen keine Autos"
In diesem Sinne...

Wilddieb Stuelpner

Funktionsweise des parasitären, faulenden Kapitalismus erkannt. So eignet man sich einen eigenen Klassenstandpunkt an, indem man die gesellschaftlichen Eigentums- und Machtverhältnisse einzuschätzen weiß.

Die Zeche für diese Spekulationen zahlt wie immer der AN, die Arbeitslosen, wir alle, sobald wir einkaufen über die Mehrwertsteuer. Und Steuern verwendet man bekanntlich nicht zweckgebunden.

John_Doe

Betrifft das dann auch die Quelle Callcenter die in der Türkei sitzen? Also die Callcenter in denen die Mitarbeiter die Wetterverhältnisse aus Deutschland kennen. (Falls mal ein Kunde nachfragt....)
Betriebsbedingte Kündigungen in großem Umfang nicht mehr ausgeschlossen
Karstadt-Quelle schließt zwei Call-Center

Nach den katastrophalen Halbjahreszahlen zieht der angeschlagene Handelskonzern Karstadt-Quelle erste Konsequenzen und schließt im kommenden Jahr zwei Call-Center in Mainz und Köln. Betroffen sind davon insgesamt 420 Mitarbeiter. Auch die Schließung unrentabler Warenhaus-Standorte wird immer wahrscheinlicher, nähere Einzelheiten will Konzern-Chef Achenbach am kommenden Dienstag vorlegen.

HB ESSEN. Der angeschlagene Handelskonzern Karstadt-Quelle steht vor tiefen Einschnitten. Die Versandhandelstochter Quelle gab am Mittwoch die Schließung von zwei Call-Centern in Mainz und Köln mit zusammen 420 Mitarbeitern zum 31. März 2005 bekannt. Es werden 250 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Auch bei der Versandtochter Neckermann drohen angesichts sinkender Umsätze betriebsbedingte Kündigungen. Darüber seien die Mitarbeiter informiert worden, sagte Neckermann-Sprecher Erich Jeske.

Nach der Vorlage von katastrophalen Halbjahreszahlen scheine jetzt zudem die Schließung unrentabler Warenhaus-Standorte wahrscheinlich, berichtete das ,,Handelsblatt" am Mittwoch. In Unternehmenskreisen gelte es als sicher, dass bald einige Warenhäuser dichtgemacht würden. Nähere Einzelheiten will Karstadt-Quelle-Chef Christoph Achenbach am kommenden Dienstag in Essen vorlegen.

Die Quelle AG teilte in Fürth mit, die Call-Center in Mainz und Köln würden geschlossen, ihre Aufgaben in die Türkei verlagert. Dort seien die Kosten geringer. In Köln soll 130 Beschäftigten gekündigt werden, weitere 70 befristete Arbeitsverhältnisse liefen vor dem Schließungstermin 31. März 2005 aus. In Köln sollen rund 120 Mitarbeiter gekündigt werden, die übrigen 100 haben befristete Verträge. Quelle betreibt derzeit bundesweit noch acht Call-Center.

r-nst

Das Center in Istanbul wurde schon vor knapp 2 Jahren geschlossen, eben so Padborg, Leipzig und Nürnberg. Spätestens wenn es im Dezember heißt, "Der Kredit muss zurück gezahlt werden" wird wieder an den Schwächsten gespart. Zur Zeit gibt es kaum WC Papier oder Seife. Die Klimaanlage läuft auch auf Sparflamme und die Papierkörbe werden nur noch alle paar tage gelehrt.

Aber Hauptsache die Manager und Vorstände können sich schön die Taschen prall füllen.

Kater

ZitatKreuzberger Callcenter bedroht

Auch die Quelle-Telefonzentralen sind stark betroffen. Allein in den Callcentern Kreuzberg und Cottbus stehen rund 1 900 Arbeitnehmer vor dem Aus, wie die Gewerkschaft Verdi angibt, in der gesamten Region sind es über 2 000.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1021/tagesthema/0061/index.html

Kater

ZitatBerlin verlangt Millionen-Förderung von Quelle zurück
Das Land hatte 1,3 Millionen Euro für die Schaffung von neuen Stellen bezahlt / Die 850 Mitarbeiter des Call-Centers in Kreuzberg bangen um ihre Jobs
Eva Dorothée Schmid

Nach dem Aus für Quelle verlangt der Senat Fördermittel zurück, die er 2006 einem Call-Center des Versandhauses in Höhe von 2,3 Millionen Euro Förderung zugesagt hatte. "Mit Post von heute hat der Insolvenzverwalter eine Rückforderung erhalten", sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) gestern. Die Mittel waren an die Schaffung von 400 unbefristeten Vollzeit-Arbeitsplätzen gebunden, die innerhalb von fünf Jahren entstehen und zehn Jahre lang erhalten bleiben sollten. Bisher wurden 1,3 Millionen Euro ausgezahlt, so Wolf.

Zurückgefordert werde der gesamte Betrag plus Zinsen. Wolf sagte, ihn habe geärgert, dass gesagt wurde, es seien nicht mal mehr Mittel für eine Auffanggesellschaft da. "Das halte ich für skandalös." Angesichts der vielen Arbeitsplätze, die bundesweit betroffen seien, müssten Bund und Länder nun überlegen, inwieweit sie für eine Auffanglösung für die Mitarbeiter sorgen könnten.

An der Tür des Quelle Call-Centers in Kreuzberg hing gestern ein Zettel, der die Mitarbeiter anweist, den Kunden Alternativ- und Ersatzartikel zu nennen, wenn die gewünschte Ware ausverkauft ist. Bald werden die 850 Mitarbeiter dort allerdings keine Alternativvorschläge mehr machen können: Quelle wird in den nächsten vier bis sechs Wochen abgewickelt, die Lager werden geräumt, alles muss raus. Was dann aus den Berliner Mitarbeitern des Quelle Call-Centers wird, weiß derzeit keiner.

Auch Bärbel Skribelka kann den verunsicherten Kollegen keine Antworten geben. Sie ist Vorsitzende des Betriebsrats und sagte: "Uns hat keiner informiert, was aus uns wird." Sämtliche Informationen zur Quelle-Pleite hätten sie nur aus den Medien. Die Betriebsrätin rechnet mit Einschnitten, hofft aber, dass es weitergeht, weil das Call-Center nicht nur für Quelle, sondern auch für HSE 24 und für Karstadt arbeitet sowie für andere Kunden. "Wir erwarten, dass der Insolvenzverwalter mit uns in Kontakt tritt und uns informiert, wie es weitergeht", sagte Skribelka. Viele Mitarbeiter sind optimistisch, dass sie ihren Job behalten werden. Rene Blaszyk zum Beispiel erzählte, vor einigen Tagen sei ein Mitarbeiter des Insolvenzverwalters da gewesen und habe von zwei Interessenten für den Standort Berlin gesprochen. Im Call-Center arbeiteten auch viele ältere Kollegen, "da wird man sicher versuchen, eine Lösung zu finden", meinte Blaszyk. Er hat gezielt bei Quelle angeheuert: "Das war ein Aushängeschild, ich dachte, das hat Zukunft, es gibt ja auch viele unseriöse Call-Center."

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte eine Kollegin von ihm. Niemand sitze da und heule. Sie ist seit genau einem Jahr im Call-Center beschäftigt, gerade wurde ihr Vertrag verlängert. Für das Weihnachtsgeschäft wurden vor Kurzem etliche Mitarbeiter neu eingestellt, meist mit Verträgen, die Ende des Jahres auslaufen. Arbeit gebe es jedenfalls genug, sagte ein Kollege.

Mehr Kunden als sonst hätten nun angerufen, sie wollten wissen, ob sie noch bestellen können oder ob sie ihre Ware kriegen. Beides sei der Fall, nur Ratenzahlung sei nicht mehr möglich, so der junge Mann, der auch sagte, er verdiene 8 Euro pro Stunde. "Ich muss wohl diese Woche noch aufs Arbeitsamt, vielleicht ist ja zum 1. November schon alles vorbei." Er wartet auch noch auf seinen Lohn für Überstunden und Samstagszuschläge vom Mai. "Das ist in die Insolvenzmasse eingegangen, wer weiß, wann ich das kriege und wie viel", sagte er. "Jeder zweite Anrufer spricht uns auf die Lage an, die sind echt lieb, die bedauern das, weil sie schon seit Jahren bei Quelle bestellen, und sie sprechen uns Mut zu", sagte eine 24-Jährige, die erst seit zwei Wochen im Quelle Call-Center arbeitet.

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Groß und modern

Das Quelle Communication Center in der Zeughofstraße 1 in Kreuzberg ist das größte und modernste Telefondienstleistungszentrum des Konzerns. Auf 5 600 Quadratmetern arbeiten laut Betriebsrat rund 850 Mitarbeiter in einer eigenständigen Tochterfirma.

Das Call-Center wurde erst Anfang 2007 eröffnet. Zuvor betrieb Quelle in Friedrichshain ein Service-Center mit rund 300 Mitarbeitern.

Das Land Berlin hat das Call-Center mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Gestern wurde dem Insolvenzverwalter eine Rückforderung des gesamten Betrags plus Zinsen zugesandt. Die Mittel stammten aus dem Fond der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur.

In Brandenburg gibt es in Cottbus ein weiteres Call-Center mit Quelle als Hauptkunden. Dort arbeiten 638 Menschen. Die Cottbuser Verdi-Gewerkschaftssekretärin Ines Barow sieht Chancen für den Erhalt des Standortes, er arbeite branchenunabhängig und übernehme nicht nur Quelle-Aufträge.

Betroffen von der Pleite sind auch die fünf Berliner Quelle-Service-Center am Senftenberger Ring, in der Augsburger Straße, in der Wilhelmstraße, in der Frankfurter Allee sowie in der Rathausstraße.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1022/berlin/0037/index.html

Wilddieb Stuelpner

Berliner Zeitung-Online vom 21.10.2009: Quelle-Insolvenz - Quelle-Aus: Insolvenz-Verwalter reich

Ulrike Ruppel

Der Anwalt Klaus Hubert Görg verdient am Arcandor-Verfahren Millionen.

Mindestens 7000 Menschen macht das Quelle-Aus arbeitslos – Klaus Hubert Görg (68) verdient daran Millionen. Dem Kölner Rechtsanwalt obliegt die Insolvenzverwaltung des gesamten Arcandor-Konzerns. Ob er bei der Investorensuche erfolgreich ist – wie beim Verkauf der Touristik-Sparte Thomas Cook – oder nicht: Sein Einsatz lohnt sich immer.

Laut ,,Financial Times" erwartet er für das Thomas-Cook-Geschäft ein Honorar von 10 bis 15 Mio. Euro. Im Fall Quelle dürfte sein Lohn siebenstellig ausfallen, schätzt Insolvenzexperte Prof. Hans Haarmeyer (Münster). Das ,,Handelsblatt" zitiert Kollegen, die Görgs Methoden skeptisch sehen: Anwalt Michael Hennes (Kanzlei KS, Essen) weist darauf hin, dass der von Görg beantragte 50-Mio.-Staatskredit Quelle nicht gerettet habe, ihm aber ,,vergütungserhöhend" zugutekommen könnte.

Unabhängige Fachleute verteidigen Görg gegen die Vorwürfe. ,,Aufgabe des Insolvenzverwalters ist es, die Werte, so gut es geht, zu erhalten", so Prof. Christoph Paulus (HU Berlin). ,,Davon profitieren die Gläubiger, das Unternehmen, er selbst – also alle." Auch Haarmeyer sieht keine Unregelmäßigkeiten.

Görg-Sprecher Thomas Schulz nennt Spekulationen über Summen ,,Blödsinn": ,,Die Vergütung wird am Ende des Verfahrens mit dem Gericht festgelegt." Nach Auskunft des Amtsgerichts Essen floss bis jetzt noch kein Geld. Nicht einmal ein Antrag Görgs liege vor.

Laut Vergütungsordnung für Insolvenzverwalter hängt ihr Honorar von der Höhe der Insolvenzmasse ab. Im Gegensatz zu den Arcandor-Unglücksmanagern Thomas Middelhoff (bekam für seinen vorzeitigen Abgang angeblich vier Mio. Euro) und Karl-Gerhard Eick (kassierte für 185 Tage im Amt 15 Mio. Euro) wandere nur ein kleiner Teil des Geldes in die Tasche des Insolvenzverwalters. Haarmeyer: ,,Rund 80 % gehen in den Apparat der Kanzlei, nach Steuern verbleiben ihm im Schnitt 10 %."

Nach dem Quelle-Aus, das in Berlin bis zu 850 Arbeitsplätzen kostet, will das Land Fördermittel zurückverlangen, so Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). In das Kreuzberger Callcenter seien 1,3 Mio. Euro geflossen. Wolf sagte, er sei mit der Bundesagentur für Arbeit im Gespräch, um eine Auffanggesellschaft für die Beschäftigten zu schaffen.

Kater

ZitatQuelle schließt Call-Center in Berlin
Über 600 Mitarbeiter betroffen / Geschäftsbetrieb läuft längstens noch bis Januar
Sebastian Wolff

BERLIN. Wegen der Pleite des Versandhändlers Quelle verlieren jetzt auch hunderte Mitarbeiter in Berlin ihre Jobs: Das Quelle-Call-Center im Stadtteil Kreuzberg mit rund 620 Beschäftigten soll bis spätestens Anfang nächsten Jahres geschlossen werden. Der Geschäftsbetrieb soll längstens bis Ende Januar fortgeführt werden, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters bestätigte. Die weiteren Schritte sollen mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden. Das Quelle-Callcenter in Kreuzberg ist für Bestellungen von Quelle-Kunden aus Deutschland, aber auch für weitere Kunden wie den Fernseh-Einkaufskanal HSE 24 tätig.

Auch das Quelle-Call-Center in Magdeburg mit rund 520 Beschäftigten wird geschlossen. Hauptgrund für die Schließung der beiden Call-Center ist laut dem Sprecher des Insolvenzverwalters die zu einseitige Auftragslage. Beide hätten zu eng am Quelle-Geschäft gehangen.

Kritik am Insolvenzverwalter

Mehr Glück haben - zumindest vorläufig - die Mitarbeiter in den Call-Centern Cottbus und Emden. Sie sollen vom Outsourcing-Dienstleister Walter Services übernommen werden. Diese beiden Call-Center arbeiten hauptsächlich für den Einkaufssender HSE24, den Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in der vergangenen Woche an den Finanzinvestor Axa Private Equity verkauft hatte. Von den zusammen fast 600 Arbeitsplätzen in Cottbus und Emden seien damit etwa 500 langfristig gesichert, hieß es. Hinsichtlich der Zukunft des Call-Centers in Görlitz mit 25 Mitarbeitern würden derzeit Gespräche mit dem Freistaat Sachsen über die Möglichkeit eines sogenannten Management-buy-out geführt - also einer Übernahme des Call-Centers durch seine leitenden Mitarbeiter.

Schwer enttäuscht über die beschlossene Schließung des Berliner Call-Centers äußerte sich der Beauftragte für besondere Dienstleistungen der Gewerkschaft Verdi, Jürgen Stahl. "Ich bin überrascht, dass es nun so schnell passiert", sagte Stahl der Berliner Zeitung. Für die Mitarbeiter gebe es nun wenig Hoffnung: "Wir hatten darauf gesetzt, dass die Beschäftigten in eine Transfergesellschaft überführt werden können, wo sie sich weiter qualifizieren hätten können, doch diese Hoffnung hat sich zerschlagen, weil bei Quelle dafür keine Gelder mehr vorhanden sind", sagte Stahl. Auch die Hoffnung, es werde sich womöglich ein Investor für das Berliner Call-Center finden, habe sich nicht erfüllt.

Die Mitarbeiter werden jetzt nur noch für den Abverkauf der letzten Waren benötigt und werden jetzt Stahl zufolge nach und nach gehen müssen - weil die Zahl der Bestellungen und die Lagerbestände zurückgehen.

Für die Mitarbeiter in Cottbus sehe es dagegen besser aus. Mit dem neuen Eigentümer Axa Private Equity sei sogar ein höherer Stundenlohn ausgehandelt worden: "Die Beschäftigten dort erhalten dann 7,50 Euro pro Stunde statt wie bisher nur 6,04 Euro." Den niedrigen Stundenlohn erhalten auch die Berliner Beschäftigten - weshalb viele von ihnen nach Darstellung Stahls im Prinzip umsonst gearbeitet haben: Bei 30 bis 35 Stunden pro Woche liegt der Hartz-IV-Satz höher, so Stahl.

Etwas Hoffnung machte den Berliner Call-Center-Beschäftigten dann wenigstens Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke): "Wir stehen sowohl mit der Regionalagentur für Arbeit als auch mit Berlin Partner in Verbindung", sagte Wolf. Die Regionalagentur habe derzeit 250 bis 300 offene Stellen in Call-Centern und auch mit Berlin Partner ließen sich Lösungen für Beschäftigte finden, die nicht übernommen würden.

Kritik äußerte Wolf an Insolvenzverwalter Görg: "Er hat seine Zusage, einen festen Ansprechpartner für die betroffenen Mitarbeiter zu stellen, nicht eingehalten", sagte der Senator. "Das zeigt, dass er keine große Verantwortung für die Arbeitsplätze empfindet."

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1118/wirtschaft/0027/index.html

oldfaithfull

..kommt alle her, die ihr mühselig und beladen seid, unser lieblingsbuff sucht grade wieder zig "kundenberater" bzw. "verarscher"...

ManOfConstantSorrow

ZitatFrust im Callcenter

Das Quelle-Callcenter in Kreuzberg war eine bunte neue Arbeitswelt mit Dumpinglöhnen. Jetzt warten dort die letzten "Call Agents" auf das Ende.


Der Treppenaufgang zum Quelle-Callcenter in Kreuzberg ist mit fröhlichen Motiven besprüht: lachende Menschen mit Headset im Gesicht, bunte Telefone, die nette Nachrichten anzeigen: "Hi Mom, I am outside in the garden, call you back in 15 minutes, Tom".

Der Gegensatz zum Büro drinnen könnte größer nicht sein. Verloren in einer riesigen runden Halle sitzen ein paar Menschen mit Headsets vor Computermonitoren und telefonieren. Aber fröhlich sehen sie dabei nicht aus. Denn mit dem insolventen Mutterkonzern Karstadt-Quelle stirbt auch das Berliner Quelle-Callcenter, das erst 2007 auf dem DeTeWe-Gelände entstand und je nach Auftragslage zwischen 580 und 1.300 MitarbeiterInnen beschäftigte. Jetzt sind es noch 300, jeden Tag werden es weniger.
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"Es ist ein langsames Sterben", sagt Regina Pfitzner*. Die 47-Jährige telefoniert seit 17 Jahren für Quelle. Von vielen langjährigen KollegInnen hat sie sich in letzter Zeit verabschiedet. Jetzt wird auch die frisch "Freigestellte" ihren Ausstand geben und sich die Papiere abholen, mit denen sie sich am nächsten Werktag beim Arbeitsamt melden muss. Pfitzner will raus aus der Branche, weg von der miserablen Bezahlung und den ständig wechselnden Arbeitszeiten, die ihr Familienleben strapazieren.

Holger Mandel hat schon lange genug. Noch sitzt der 43-jährige Kundenbetreuer an seinem Schreibtisch und nimmt Reklamationen und Nachfragen der Quelle-Kunden entgegen, wie seit sieben Jahren. Sein Arbeitsplatz ist großzügig, eine Blende mit schalldämpfendem rotem Gewebe dämpft die Stimmen der Nachbarn. Aus der Mitte der Halle wächst ein Baum zur Decke, die Teppiche sind blau, an den hellen Wänden hängen passende rote Gemälde. "Schönes Farbkonzept, was?," sagt Mandel sarkastisch.

Von der Oberfläche lässt er sich nicht täuschen. Mandel ist im Betriebsrat, er weiß, wie viele Kollegen nebenher "aufstocken" oder sich mit Zweitjobs abstrampeln müssen, weil der Lohn nicht reicht. Gerade 6,04 Euro die Stunde verdient ein "Call Agent" im ersten Level, der Kundenbestellungen entgegennimmt. Mandel, der zuvor im Quelle-Callcenter in Friedrichshain arbeitete, bekommt "seit dem Betriebsumzug 50 Cent weniger pro Stunde". Er sagt "Umzug", nicht Neugründung. Und meint: "Die Stadt hat sich von Quelle über den Tisch ziehen lassen."

Mit 1,3 Millionen Euro hatte der Senat das "neue" Kreuzberger Quelle-Callcenter gefördert, das laut dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit 1.000 Jobs in die Stadt bringen sollte. Am Ende waren es nur halb so viele, die meisten Mitarbeiter wurden aus "alten" Quelle-Callcentern in Friedrichshain, Leipzig und anderswo übernommen und neu eingestellt - zu schlechteren Konditionen.

"Die Bedingungen für Subventionen hat Quelle zu keinem Zeitpunkt erfüllt", sagt auch Jürgen Stahl von der Gewerkschaft Ver.di. "Die angebliche Neugründung war ein Betriebsübergang, um Dumpinglöhne einzuführen." Auch die Qualifizierung von Mitarbeitern, die der Senat mitbezahlt habe, sei nur mangelhaft durchgeführt worden. Die Verwaltung von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) bleibt dagegen auch nachträglich bei ihrer Einschätzung: "Die Förderung wurde nach sorgfältiger Prüfung des Antrages nach den zu dem Zeitpunkt geltenden Regularien gewährt" - auf Quelles Lohn-Tricksereien habe man mit einer Änderung der Förderrichtlinien reagiert.

Fest steht, dass die einstige Job-Hoffnung nun genauso dahin ist wie die Landesförderung. Dem Wirtschaftssenator bleibt nur, vom Insolvenzverwalter in Essen sein Geld zurückzufordern. Doch das dürfte angesichts der zu erwartenden geringen Insolvenzmasse aussichtslos sein. Man bemühe sich um Investoren für das Callcenter, heißt es aus der Wirtschaftsverwaltung. Um die Vermittlung der MitarbeiterInnen kümmerten sich Arbeitsamt und die landeseigene Berlin Partner GmbH vor Ort.

600 freie Callcenter-Stellen gibt es derzeit laut Wirtschaftsverwaltung in Berlin. Bei Quelle hängt die Glaswand des leeren Konferenzraums voller entsprechender Jobangebote. Regina Pfitzner hat sich die für alle Fälle mal angeschaut - falls es mit der Umschulung nichts wird.

Der Ring aus gläsernen Konferenzräumen, der sich um das Großraumbüro zieht, ist bereits halb leer. Auch die Managementebene ist ausgedünnt. Hinter einzelnen Scheiben feiern kleine Gruppen Abschied mit Kaffee und mitgebrachtem Kuchen. Silvia Berger* winkt überall hinein - und geht dann schnell weiter. "Für mich ist das Ende von Quelle sehr bitter", sagt sie. 19 Jahre ist sie schon dabei, hat Regina Pfitzner und viele andere eingelernt. Sie wird bis zuletzt bleiben und am 31. Januar 2010 das Büro besenrein an den Insolvenzverwalter übergeben. Es wird das vierte Büro sein, das sie auflöst - schneller Profit und schnelle Umstrukturierungen sind typisch für die Branche.

"Hier fällt mir der Abschied besonders schwer, weil das Büro so schön geworden ist", sagt Berger und zeigt die geschmackvoll eingerichtete Cafeteria mit den Snackautomaten, das Betriebsratsbüro und den Schulungsraum, den sie der Geschäftsleitung abgetrotzt haben, den "Chillraum" mit Sofas und Kuschelkissen und den "Schrillraum", wo ein Kicker und zwei Spielkonsolen vor allem männlichen Mitarbeitern zum Stressabbau dienten. Die Konsolen sind schon weg, kickern mag gerade auch niemand.

Seit 1. Dezember ist der Abverkauf der letzten Quelle-Waren zu Ende. Wer jetzt noch bleibt, wickelt still und effizient Reklamationen, Logistikanfragen oder Aufträge der Quelle-Tochter Home Shopping Europe (HSE) ab. Manchmal, sagt Berger, rufen Kunden an und sagen, dass sie sich ein Deutschland ohne Quelle gar nicht vorstellen könnten.

Es ist ein leiser Abschied, ohne Knall, ohne Aufstand. Vielleicht findet sich noch ein Investor, dann werden hier bald andere telefonieren. Immerhin nicht für noch weniger Geld: Ende September verkündeten Harald Wolf und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, künftig nur noch Jobs mit mindestens 10 Euro Stundenlohn zu fördern.

* Name von der Redaktion geändert
http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/frust-im-callcenter/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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