Webhelp: Standortleiter untergräbt Betriebsratsarbeit

Begonnen von RoterProlet, 12:42:11 Mi. 12.August 2020

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RoterProlet

ZitatDrohen, beschimpfen, Vorteile gewähren – die Liste der Vergehen des Berliner Standortleiters der Webhelp Holding Germany GmbH ist lang. Er untergräbt willentlich Mitbestimmung und Betriebsratsarbeit. Die IG Metall Berlin hat deshalb Strafanzeige gestellt. Das geschieht sehr selten.

"We make business more human – mit Herz und Verstand", heißt es auf der Webseite der Webhelp Holding Germany GmbH. Berlin-Adlershof mit seinen rund 270 Beschäftigten ist einer von 110 Standorten weltweit und betreibt für seine Kunden Callcenter sowie Backoffice- und Verbindungsdienstleistungen. Menschlich geht es – zumindest in Berlin – im ,,Business" ganz offenbar nicht zu. Im Gegenteil hintertreibt der Standortleiter Mitbestimmungsrechte und behindert gezielt die Arbeit des Betriebsrates.

Beispiel Homeoffice. Unternehmen, die Homeoffice fahren wollen, müssen dazu eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat schließen. Das verweigert der Arbeitgeber. ,,Stattdessen beschimpfte der Standortleiter uns 60 Minuten lang, was in der Formulierung ,Ihr seid dreist, frech, ignorant und insgesamt scheiße' gipfelte, um es dann doch noch zu toppen mit ,,ich kann mich nur für Euch schämen", erinnert sich Betriebsrätin Doris Johnson. ,,Wir haben versucht ein sachliches Gespräch zu führen, es war unmöglich."

Bei ihr selbst hat er im März wieder einmal Gehalt einbehalten, weil er ihre Betriebsratsarbeit nicht nachvollziehen könne. Im Übrigen wurde auch bei einer Kollegin für März und April ein Großteil des Gehaltes einbehalten.

Vier Mitglieder haben in nur drei Tagen den Betriebsrat verlassen. Dann hat er Teilen der Belegschaft mitgeteilt, der Betriebsrat wäre aufgelöst worden. Einem weiteren Betriebsratsmitglied hat er zudem Vorteile in Aussicht gestellt, wenn er aus dem Gremium austrete. Der hat seinen Posten niedergelegt. Dies geschah wissentlich und beabsichtigt, um den Betriebsrat aufzulösen. Denn dadurch wurden Neuwahlen nötig. ,,Mit Verunglimpfungen, Attacken und Anreizen hat er die Auflösung des ihm unliebsamen Betriebsrates betrieben", sagt Alexander Wagner, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. ,,Damit verstößt er auf eklatante Weise gegen das Betriebsverfassungsgesetz."

Das sieht auch Birgit Dietze so, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin: ,,Mit dieser Mischung aus Druck, Drohungen und der Verweigerung von Mitbestimmungsrechten untergräbt er gezielt und absichtlich die innerbetriebliche Zusammenarbeit."

Die Liste der Vergehen und Grenzüberschreitungen ist viel länger. Gegen einige hat der Betriebsrat erfolgreich geklagt. Passiert ist jedoch nichts. Für Beschäftigte kommt der Gang zum Betriebsrat einem Spießrutenlauf gleich. Denn das Betriebsratsbüro liegt 700 Meter vom eigentlichen Standort entfernt – auch so ein Trick, um seine Arbeit zu behindern. ,,Wer während der Arbeit zum Betriebsrat will, muss also das Gebäude verlassen, sich dafür eine Genehmigung einholen und das alles vor dem Hintergrund, dass die meisten Beschäftigten befristete Arbeitsverträge haben und der Arbeitgeber maximalen Druck ausübt", erzählt Betriebsrätin Doris Johnson.

Ein Grundproblem ist, dass das Unternehmen eine Ausgründung von Atos ist, das wiederum aus dem Siemens-Konzern ausgegründet wurde. Mit jeder Ausgründung wird der Wettbewerb um Aufträge härter und diese Bedingungen schlagen auf die Beschäftigten, und im Fall von Webhelp auch auf den Betriebsrat, durch. ,,Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung leiden unter diesem Ausgründungs-Monopoli. Doch es gibt Grenzen und die sind in Berlin überschritten. Deshalb haben wir jetzt Strafantrag gestellt", sagt Birgit Dietze.

https://www.igmetall-berlin.de/aktuelles/meldung/webhelp-standortleiter-untergraebt-betriebsratsarbeit/
,,Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!"
Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD
Geboren am 16.04.1886 – Von den Nazis ermordet am 18.08.1944

Kuddel

Ich finde es löblich, daß die IG Metall aktiv geworden ist.
ZitatDie IG Metall Berlin hat deshalb Strafanzeige gestellt. Das geschieht sehr selten.

Ich frage mich, wieso die IGM sich hier zuständig fühlt. Ich dachte, Callcenter würden von Verdi betreut werden.

RoterProlet

Zitat von: Kuddel am 14:23:19 Mi. 12.August 2020
Ich frage mich, wieso die IGM sich hier zuständig fühlt. Ich dachte, Callcenter würden von Verdi betreut werden.

Hat mit der Geschichte des Standortes zutun, gehörte mal zu Siemens
,,Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!"
Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD
Geboren am 16.04.1886 – Von den Nazis ermordet am 18.08.1944


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