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Industrie & Handwerk & Agrar => Betriebe Regional => Thema gestartet von: WeckerWeg am 14:26:02 Do. 02.April 2009

Titel: Villeroy & Boch will Werk in Lübek schließen
Beitrag von: WeckerWeg am 14:26:02 Do. 02.April 2009
Moin,

habs heute erst aus den Kieler Nachrichten erfahren. Es ist wohl schon seit über einer Woche bekannt, dass "Villeroy & Boch" sein Sanitärkeramikwerk in Lübeck schließen. Dort arbeiten etwa 190 Leute, die Waschtische und WC´s produzieren. Weltweit arbeiten bei Villeroy & Boch 9250 Menschen, insgesamt ist derzeit von 900 Kündigungen die Rede. Ausserdem gibt es Kurzarbeit für 1800 der 2800 ArbeiterInnen in Deutschland. Die Unternehmer wollen durch Umstrukturierungen 50 Millionen Euros sparen.

In Lübeck soll es am Samstag, den 4. April 2009 um 9 Uhr eine Demonstration ab dem Holstentor geben. Organisiert wird sie von der IGBCE und dem DGB. Die IGBCE konnte es sich leider nicht verkneifen gleich über möglichen Verzicht zur Rettung des Werkes zu reden.

Im Saarland sollen 220 Leute entlassen werden, in Luxemburg soll das Werk Rollingergrund dicht gemacht werden.

Hier ein paar Artikel und Links zum Thema:

Zitatln-online/lokales vom 02.04.2009 07:00
Große Demonstration für Erhalt der 190 Jobs bei Villeroy & Boch
Lübeck - Die Mitarbeiter von Villeroy & Boch kämpfen für ihre Jobs: Für Sonnabend ist eine Demo angesetzt.

Die Nachricht von der beabsichtigten Schließung des Villeroy & Boch-Sanitärwerkes in Dänischburg ist bei den 190 Beschäftigten wie eine Bombe eingeschlagen. Doch die Belegschaft will nicht kampflos hinnehmen, dass die Konzernleitung in Mettlach/Saar die Produktion Ende September für immer schließen will.

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) und der Deutsche Gewerkschaftsbund Lübeck rufen am kommenden Sonnabend zu einer Protestdemonstration für den Erhalt der Arbeitsplätze auf. Treffpunkt ist um 9 Uhr vor dem Holstentor. Von dort startet ein Protestzug zum Kundgebungsort Schrangen. Hier werden ab 10 Uhr unter anderen der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner, Andreas Suß (IGBCE-Gewerkschaftssekretär) sowie Hans-Joachim Vorbeck das Wort ergreifen. „Es ist noch nichts entschieden! Helfen Sie uns, die Sanitärfabrik zu retten“ heißt es in einem Aufruf zu der Veranstaltung.

„Das Aus des Werkes hätte Auswirkungen auf die gesamte Region“, sagte gestern der Lübecker DGB-Chef Uwe Polkaehn. „Vom Werk hängen direkt und indirekt mehr als 1000 Menschen ab. Es liegt noch längst nicht alles in Schutt und Asche. Deshalb müssen wir durch eine möglichst große Beteiligung an der Protestveranstaltung dazu beitragen, dass Konzernleitung und Aufsichtsrat ihren verheerenden Beschluss zurücknehmen.“

Vorbeck und Suß halten das Aus für Dänischburg auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen für falsch. „Es gab wegen der guten Arbeit Extraprämien für die Mitarbeiter. Das gab es sonst nirgends.“ Außerdem stünden im Werk Dänischburg modernste Maschinen. Die Produktion könne leicht auf die von der Konzernleitung geforderte Jahresstückzahl von einer Millionen (jetzt maximal 600 000) aufgestockt werden. Auch über etwaige Abstriche beim Einkommen könne man reden. „Aber derzeit herrscht Funkstille“, so Suß.

http://www.ln-online.de/artikel/2568905/Gro%DFe_Demonstration_f%FCr_Erhalt_der_190_Jobs_bei_Villeroy_%26_Boch.htm (http://www.ln-online.de/artikel/2568905/Gro%DFe_Demonstration_f%FCr_Erhalt_der_190_Jobs_bei_Villeroy_%26_Boch.htm)

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.ln-online.de%2Fimages%2Fmeldungen%2F98_0_3995423_1_tidaenisch_420.jpg&hash=af18892547ea05f08e66f1dce1566762633e2740)
So sieht es aus, das Werk in Lübek.

Zitatn-online/lokales vom 24.03.2009 00:00
Villeroy & Boch: Wie geht es jetzt weiter?

Lübeck - Betriebsrat und Gewerkschaft wollen das Aus für das Werk nicht wehrlos hinnehmen. Die KWL möchte die Fläche kaufen.

Das Werk in Dänischburg steht vor dem Aus: Die 155 Mitarbeiter von Villeroy & Boch sind schockiert. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Vorbeck: „Wir werden uns nicht kampflos ergeben.“ Die Arbeitnehmervertretung will erst einmal klären lassen, ob die überfallartige Ankündigung der Werksschließung überhaupt zulässig ist. Auch über öffentliche Proteste wird im Werk nachgedacht.

Unterstützung kommt vom DGB Lübeck. „Wir wollen versuchen, die Totalschließung zu vermeiden“, erklärt Regionalvorsitzender Uwe Polkaehn. Er hofft, dass die Mitarbeiter „nicht in Schockstarre verharren, sondern sich mit Wut im Bauch wehren“. Polkaehn bezeichnet die Entscheidung der Firmenzentrale in Mettlach als „Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter“. Inklusive der Zuliefererbetriebe wären 1000 Mitarbeiter betroffen. Die Entscheidung des Unternehmens sei „unverschämt, dreist, frech“.

Lübecks Politiker gehen mit der saarländischen Firmenleitung hart ins Gericht. „Ich bin enttäuscht von Villeroy & Boch“, sagt Peter Reinhardt (SPD). Die Hansestadt könne nicht so schnell neue Firmen und neue Jobs ansiedeln, wie Konzerne bestehende Arbeitsplätze abbauen würden. „Wenn den guten Mitarbeitern von Villeroy & Boch in Lübeck sogar Erfolgsprämien gezahlt werden, wenn der Standort immer schwarze Zahlen produziert, ist das Verhalten der Konzernspitze nur als unmoralisch zu bezeichnen“, kritisiert Andreas Zander (CDU).

Bei der Arbeitsagentur Lübeck wurde man genauso überrascht wie die Arbeitnehmer. „Wir haben das aus der Zeitung erfahren“, sagt Sprecherin Olga Nommensen. Die Agentur werde jetzt auf den Betrieb zugehen, um zu klären, ob alle gleichzeitig entlassen werden oder eine Transfergesellschaft geplant ist. Betroffen sind neben Lübeckern und Ostholsteinern auch etliche Beschäftigte aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein Sozialplan existiert noch nicht. Betriebsratsvorsitzender Vorbeck: „Wir haben gestern ein Gremium für die Verhandlungen gebildet.“

Dirk Gerdes, Chef des Koordinierungsbüros Wirtschaft Lübeck (KWL), sieht in dem Rückschlag auch eine Chance. „Der Standort ist ideal und zukunftsträchtig für Logistikunternehmen“, so Gerdes: „Wir signalisieren seit Jahren, dass wir die Fläche gern kaufen würden.“ Die Lage auf der Achse nach Skandinavien wäre für das Logistikgewerbe wichtig. „Dadurch könnten die weggefallenen Arbeitsplätze mehr als kompensiert werden“, erklärt Gerdes.

Damit rennt der Wirtschaftsförderer bei der Stadt offene Türen ein. „Wir werden alle Pläne nach Kräften unterstützen“, sagt Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU) zu. Ein Logistikunternehmen an dem Standort wäre kein Problem, allerdings sind große Lebensmittelmärkte auf dem Gelände ausgeschlossen. So will es das Einzelhandelsentwicklungskonzept. Es verbietet große Märkte à la Citti oder Plaza, um den Einzelhandel in der Innenstadt zu schützen. Auf dem Areal in Dänischburg gibt es Baurecht für großflächigen Handel auf 25 000 Quadratmetern, so Bausenator Franz-Peter Boden (SPD). Baumarkt, Möbel, Sanitär und Zubehör seien dort erlaubt.

Auch das von Villeroy & Boch wieder ins Spiel gebrachte „Skandinavische Center“ und das „House of living“ könnten dort entstehen. Allerdings wird das Vorhaben nördlich der Trave mit Schulterzucken bedacht. „Da glaubt in Kücknitz keiner mehr dran“, sagt Georg Sewe, Chef des Gemeinnützigen Vereins Kücknitz. Für den Stadtteil sei das Aus von Villeroy & Boch „ein Schock“. CDU-Ortsverbandschefin Helga Lietzke findet drastische Worte: „Für uns ist das eine Tragödie.“ Auf die gigantischen Pläne des Porzellanherstellers gibt sie nichts. „Das wird seit zehn Jahren erzählt. Es wäre zwar schön, wenn es kommt, aber da gibt es viele Fragezeichen.“

Was jetzt kommt ist vielleicht nicht mehr so Interessant, also "kann" man lesen ;)

Zitatln-online/lokales vom 21.03.2009 12:11
Villeroy & Boch schließt Lübecker Keramikwerk - 155 Jobs weg

Das Firmengelände an der Dänischburger Landstraße: Nur im linken Gebäude werden noch Sanitäranlagen produziert – im September ist auch damit Schluss. Foto: Maxwitat
Lübeck – Schwarzer Freitag für die Beschäftigten des Sanitärkeramikwerks in Lübeck-Dänischburg: Villeroy & Boch (V & B) will die Produktion von Waschtischen und WCs Ende September dieses Jahres einstellen. 155 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Das teilte das Unternehmen Freitagnachmittag auf einer Mitarbeiterversammlung mit. Das Outlet-Center für Geschirr in Dänischburg ist nicht betroffen.

Die Frauen und Männer waren geschockt, Tränen flossen und Wut machte sich breit. Die Belegschaft war von der verkündeten Schließung des Standortes Lübeck völlig überrascht worden. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Vorbeck sagte enttäuscht: „Noch auf der letzten Betriebsversammlung im November ist der Standort gelobt worden. Es ist schwer, das zu ertragen.“ Er selbst arbeitet seit 27 Jahren bei V & B. Vorbeck war gestern Morgen auf einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Stammsitz des Unternehmens in Mettlach/Saar informiert worden.

Als Grund für den Abbau von weltweit insgesamt 900 Stellen, davon 400 in Deutschland, führt V & B den dramatischen Nachfrageeinbruch auf den Weltmärkten an. Die Umsätze seien konzernweit bis Ende Februar 2009 um knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. „Mit den aktuell verabschiedeten Maßnahmen steuern wir dieser Marktentwicklung entgegen“, sagte V & B-Vorstandssprecher Frank Göring. Der Personalabbau solle „sozialverträglich“ gestaltet werden. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 9250 Mitarbeiter, davon 2800 in Deutschland. Für 2008 rechnet V & B mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe in Höhe von 848,6 Millionen Euro.

„Die Schließung des Werks in Dänischburg mit dem Verlust von 155 Arbeitsplätzen ist ein schwerer Schlag für Lübeck“, sagte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). Jetzt hofft er darauf, dass Gespräche über ein „Skandinavisches Center“ für Wohnen und Einrichten, das V & B zusammen mit Investoren auf dem Werksgelände in Lübeck realisieren will, zum Erfolg führen. Pläne für das Projekt, das mehrere hundert Arbeitsplätze schaffen sollte, gibt es allerdings bereits seit 2002.

Als „bittere Entscheidung für den Wirtschaftsstandort Lübeck“ sieht auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) den Beschluss aus Mettlach. Er hoffe, dass möglichst bald neue Arbeitsplätze durch das „Skandinavien Center“ in Dänischburg entstünden. Das Aus für die Sanitärkeramikproduktion sei ein herber Schlag für die Region, so der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, Bernd Rohwer. Zu begrüßen seien aber die Pläne des Unternehmens, den Standort Lübeck nicht gänzlich aufzugeben und ein neues, innovatives Konzept zu entwickeln und die Krise auch als Chance für eine strategische Neuausrichtung zu nutzen.

Weitere Artikel als Link:

http://tageblatt.editpress.lu/news/117/ARTICLE/13041/2009-03-26.html (http://tageblatt.editpress.lu/news/117/ARTICLE/13041/2009-03-26.html)

http://www.sr-online.de/nachrichten/740/892726.html (http://www.sr-online.de/nachrichten/740/892726.html)

http://www.sr-online.de/nachrichten/740/893817.html (http://www.sr-online.de/nachrichten/740/893817.html)

http://www.sol.de/news/Merzig-Villeroy-Boch-Entlassungen-Stellenabbau-Kuendigungen;art26205,2690638 (http://www.sol.de/news/Merzig-Villeroy-Boch-Entlassungen-Stellenabbau-Kuendigungen;art26205,2690638)