chefduzen.de - Forum der Ausgebeuteten

Industrie & Handwerk & Agrar => Globalisiert => Thema gestartet von: Kuddel am 09:04:19 So. 06.September 2015

Titel: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:04:19 So. 06.September 2015
Über den arabischen Raum wird nur berichtet, wenn es um religiösen Wahn, Anschläge, Bürgerkrieg und Krieg geht.
Daß die Bevölkerung gleichzeitig für die Ermöglichung eines halbwegs erträglichen Alltags und für mehr Freiheit kämpft, wird jedoch kaum wahrgenommen.

Zitat Libanon
Libanesische Polizei räumt besetztes Umweltministerium

"Ihr stinkt": Wegen zu viel Müll auf den Straßen gibt es seit Wochen Proteste gegen Libanons Regierung. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des Umweltministers.


In Beirut haben Polizisten das Umweltministerium gestürmt. Zuvor hatten Demonstranten das Gebäude besetzt, um gegen die Müllkrise im Land zu protestieren. Nachdem im Juli eine überquellende Deponie geschlossen wurde, türmt sich der Abfall in den Straßen. Seit Wochen demonstrieren Tausende dagegen.

Die Aktivisten nennen ihre Bewegung "Ihr stinkt. Gegen Mittag drangen einige von ihnen in das Umweltministerium ein und besetzten es. Sie fordern den Rücktritt von Umweltminister Mohammed Maschnuk und haben ihm ein Ultimatum bis Dienstagabend gestellt. Nach etwa sechs Stunden räumte die libanesische Polizei das Gebäude und vertrieb die Demonstranten. Dabei sollen die Einsatzkräfte gewalttätig geworden sein, berichten die Aktivisten auf ihrer Facebook-Seite.

Die Wut der Libanesen richtet sich gegen die gesamte politische Führung. Sie protestieren gegen Korruption und Misswirtschaft der Verwaltung. Zudem kritisieren sie die politische Blockade, die seit einem Jahr die Präsidenten-Wahl verhindert. Zur Lähmung der Politik trägt auch der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien bei. Mehr als 1,5 Million Syrer sind seit Ausbruch des Krieges in den Libanon geflüchtet. Sie machen inzwischen ein Viertel der Bevölkerung aus und gelten als billige Arbeitskräfte. Die Infrastruktur ist überlastet. Immer wieder kommt es zu Spannungen. Viele Libanesen fürchten, dass mit den syrischen Nachbarn der Terror des "Islamischen Staats" ins Land kommt.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/beirut-proteste-libanon-besetzung-umweltministerium-muell (http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/beirut-proteste-libanon-besetzung-umweltministerium-muell)

ZitatTausende Iraker demonstrierten gegen Korruption

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimages.derstandard.at%2F2015%2F08%2F28%2Fbadgdad-protest.jpg&hash=a208df853839d3ba8fe711420445e362b9aa4c8e)

Bagdad – Tausende Iraker haben am Freitag in Bagdad gegen die Korruption und Ineffizienz der Verwaltung demonstriert. Bei ihrem Protestzug durch die irakische Hauptstadt schwenkten sie die irakische Flagge und riefen Parolen gegen die Korruption. Erstmals nahmen nach einem Aufruf des einflussreichen schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr auch dessen Anhänger an dem Protestmarsch teil.

Nach wochenlangen Protesten hatte Ministerpräsident Haider al-Abadi vor zwei Wochen ein Reformpaket zum Kampf gegen die Korruption und zur Verschlankung der Verwaltung vorgelegt, das vom Parlament einstimmig angenommen wurde. Ein Drittel der Kabinettsposten wurde gestrichen.

Am Freitag ordnete Al-Abadi an, Straßen in Bagdad und anderen Städten wieder zugänglich zu machen, die auf Geheiß einflussreicher Politiker für die Öffentlichkeit geschlossen worden waren. Außerdem verfügte er, dass Vermietungen und Verkäufe staatlicher Gebäude überprüft werden sollten. Unrechtmäßig erworbene Immobilien sollen demnach an den Staat zurückgegeben werden. Dies dürfte auch politischen Entscheidungsträgern missfallen, die auf dubiosen Wegen an Immobilien gelangt waren.
http://derstandard.at/2000021449543/Tausende-Iraker-demonstrierten-gegen-Korruption (http://derstandard.at/2000021449543/Tausende-Iraker-demonstrierten-gegen-Korruption)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:15:43 So. 08.November 2015
ZitatMarokko: Proteste gegen hohe Wasser- und Stromkosten

In der marokkanischen Küstenstadt Tangier sind gestern Abend Hunderte Menschen gegen hohe Wasser- und Strompreise auf die Straße gegangen. ,,Schande, Schande, sie haben uns an den Kolonialismus verkauft", skandierten die Demonstranten in der Innenstadt.

Bereits in der vergangenen Woche hatten Tausende gegen die gestiegenen Rechnungen protestiert. Es war die größte Demonstration seit dem Höhepunkt der Demokratiebewegung 2011. Es ist in Marokko sehr selten, dass Menschen zu Protestkundgebungen auf die Straße gehen.

In Tangier wie auch im benachbarten Tetouan ist die Tochter Amendis des französischen Veolia-Konzerns seit 2002 für das Wasser-, Abwasser- und Stromgeschäft verantwortlich. Eine weitere Tochter ist unter anderem in der Hauptstadt Rabat dafür zuständig. Die marokkanische Regierung hat bereits angekündigt, die Rechnungen von Veolia zu überprüfen, und hat vor weiteren Protestkundgebungen gewarnt.
http://orf.at/stories/2308766/ (http://orf.at/stories/2308766/)

ZitatProteste in Beirut: Warten auf eine Lösung der Müllkrise

(https://www.boell.de/sites/default/files/styles/630x420/public/uploads/2015/10/beirut3-2.jpg?itok=LWeACJlO)

In Beirut gehen die Menschen auf die Barrikaden, sie rufen ,,Weg mit der Regierung" und ,,Thaura" - Revolution. Einige treten in den Hungerstreik, andere werfen Steine. Die Polizei reagiert mit Tränengas und Verhaftungen. Die Regierung sieht sich dennoch nicht im Zugzwang.


Seit nunmehr drei Monaten protestieren die Libanes/innen gegen eine Müllentsorgungskrise und einen Gestank, der einfach nicht aufhören will. ,,You stink" heißt die Kampagne, die eine Gruppe junger Aktivist/innen im Libanon ins Leben gerufen hat. Sie richtet sich nicht allein gegen die bestialischen Gerüche des in den Straßen dahinvegetierenden Mülls, sondern auch gegen ein anrüchiges politisches System, das vor Korruption nur so strotzt.

Die Müllkrise ist ein Symptom der Regierungskrise, die das Land seit Jahren heimsucht. Seit im Juli 2015 endgültig der Vertrag für die längst überfüllte größte Mülldeponie ausgelaufen ist, kann man das Versagen der politischen Spitze nicht mehr übersehen.

Die Müllberge in den Straßen und der Gestank, der von ihnen ausgeht, reiben den Libanes/innen das Unvermögen der Regierung wortwörtlich unter die Nase: Die verschiedenen Fraktionen sind zerstritten, das Parlament verlängerte sich 2014 selbst die Amtszeit, und die im gleichen Jahr angesetzten Präsidentschaftswahlen fanden nicht statt, sondern wurden in den vergangenen 16 Monaten immer wieder vertagt, da man sich nicht auf einen Präsidenten einigen kann.

Der Innenminister macht Party in Griechenland

In dem Staat ohne Staatsoberhaupt wollen die Menschen also längst mehr als ein funktionierendes Abfallmanagement. Die Liste der Anklagen gegen die politische Elite ist lang: Da wäre zum einen der amtierende Umweltminister Akram Chehayeb, dessen einzige Idee zu sein scheint, die im Juli geschlossene Mülldeponie wieder zu öffnen. Sie war 1990 vorübergehend errichtet worden und sollte eigentlich nur bis 2004 genutzt werden. Dass hier gefährliche Schadstoffe und Gase in das Grundwasser einsickern – und schlicht und einfach auch kein Platz mehr ist –, muss selbst Chehayeb eingestehen. Dennoch erwägt er keine andere Lösung, als neue Deponien auszuweisen.

Zum anderen ist da der Innenminister Nouhad Machnouk, der Gewalt gegen die Demonstrant/innen als einziges Kommunikationsmittel mit dem Volk versteht. Um seine Glaubwürdigkeit ist es endgültig geschehen, seit er am 22. August 2015 aus seinem Urlaub anordnete, den Protesten in Beiruts Innenstadt mit Tränengas und Wasserwerfern beizukommen. Währenddessen strahlten die Fernsehsender ein Video aus, das ihn in leichtbekleideter Gesellschaft auf Strandparties in Mykonos zeigte. Machnouk hielt es offenbar nicht für nötig, seinen Trip zu unterbrechen.

(https://www.boell.de/sites/default/files/uploads/2015/10/libanon3-2.jpg)
Protestversammlung im Zentrum von Beirut. Urheber: Alisha Molter. All rights reserved.

Auf Demonstrant/innen gerichtete Gummigeschosse, das in der Luft Rumfeuern mit scharfer Munition, die hohen Zahlen an Verletzten und Verhafteten tragen dazu bei, dass mittlerweile Tausende Demonstrant/innen den Rücktritt des Innenministers fordern. Die Liste geht weiter: Nehmen wir den Ministerpräsidenten Tamaam Salam, der ,,weil es noch keinen guten Vorschlag" zur Lösung der Krise gäbe, die Kabinettssitzung erneut vertagen lässt.

Oder den Parlamentarier General Michel Aoun, der die Anti-Regierungs-Proteste nutzt, um sich als Alternative zu dem politischen Chaos zu inszenieren. Im Libanon muss das Staatsoberhaupt maronitischer Christ sein, und als Anführer der größten christlichen Partei, dem Free Patriotic Movement, sieht Aoun sich als den einzigen rechtmäßigen Präsidentschaftsanwärter an, der (wenn es nach ihm ginge) eigentlich nur noch vereidigt werden muss – wäre da nicht die Demokratie im Wege.

Aouns Sympathieverkündigungen mit den Protesten wirken umso absurder, wenn man seine Position bedenkt. Aoun, der selbst für das erneuerungsarme politische Establishment des Libanons bereits ein gesegnetes Alter erreicht hat und sich in einer Koalition mit der schiitischen Hisbollah befindet, ist ein Urgestein eben jener politischen Elite, gegen die die Demonstrant/innen wettern.

Politiker profitieren von aufgeschobenen Entscheidungen


Die Entscheidungs- und Handlungsunfähigkeit des ohnehin schon zerstrittenen Kabinetts tritt durch die aktuelle Krise besonders zutage und macht die Libanes/innen wütend. Denn die Auswirkungen auf die Umwelt sind immens und die Schadstoffe, die durch den in Flüsse und Wälder geschütteten Müll langsam ins Grundwasser einsickern, lassen sich nicht vertagen.

Im Libanon gründen sich daher ständig neue Bürger/innen-Kampagnen. "Akkar is not a Dump"- Akkar ist keine Müllkippe" ist eine davon. Die Bürger/innen der strukturschwachen Kommune Akkar im Norden des Landes haben sich gegen die Pläne des Umweltministers vereinigt, eine Mülldeponie vor ihrer Haustüre einzurichten. Sie alle wollen endlich eine nachhaltige Lösung der Müllkrise – und dass die Politiker/innen zur Rechenschaft gezogen werden.

Doch die halten zusammen. Man sollte meinen, es sei auch in ihrem Interesse, wenn eine Lösung gefunden wird. Es entsteht der Verdacht, dass die Verantwortlichen aus der aktuellen Müllkrise Profit ziehen. So wurde etwa der Vertrag zwischen der nationalen Müllentsorgungsfirma Sukleen und der Regierung nie öffentlich präsentiert, und es mangelt an Transparenz.

Bekannt ist lediglich, dass Sukleen dem Staat 160 US-Dollar pro Tonne in Rechnung stellt. Das ist das Dreifache dessen, was im internationalen Vergleich für die Müllentsorgung anfällt. Aktivist/innen vermuten, dass die Politiker durch spezielle Vertragsklauseln selbst von dem Umsatz des Unternehmens profitieren, denn obwohl das Geschäft mit dem Müll so lukrativ ist, ist augenfällig, dass Sukleen nie Mitbewerber zu fürchten hatte, weil keine andere Firma sich um den Auftrag bewirbt.

Nase zu und durch?

Wer jetzt denkt, dass die Libanes/innen sich beschweren, aber selbst ideenlos daneben stehen, irrt. Viele der aktiven Gruppen schlagen konkrete Lösungen vor oder legen selbst Hand an. Privatpersonen haben begonnen, ihren Müll zu trennen und zu recyceln. Aktivist/innen fordern, den Gemeinden mehr Entscheidungshoheit einzuräumen und werben für die Vorteile des Recyclings.

Doch solange die politische Führungsriege Sitzungen zur Müllkrise vertagt und Aktivist/innen lieber wegsperrt als ihre Vorschläge anzuhören, werden die Proteste weitergehen.
https://www.boell.de/de/2015/10/20/proteste-beirut-warten-auf-die-loesung-die-nicht-kommt (https://www.boell.de/de/2015/10/20/proteste-beirut-warten-auf-die-loesung-die-nicht-kommt)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 17:35:49 Mo. 14.Dezember 2015
ZitatErfolgreicher Proteststreik im öffentlichen Dienst Marokkos

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2015%2F12%2Fmarokkostreik.jpeg&hash=e0fb4a8908f3757d68859cb60eb9529dd57535e1)

Marokko: Streik im Öffentlichen Dienst (Dezember 2015)4 Gewerkschaftsverbände in Marokko hatten zum 10. Dezember zu einem landesweiten Proteststreik aufgerufen. UMT, CDT, UGTM und FDT forderten die Wiederaufnahme dessen, was sie sozialen Dialog nennen. Die Verbände berichteten von einer Streikbeteiligung von rund 80% der Beschäftigten: Diese haben, unabhängig davon, ob sie die Orientierungen der Gewerkschaften teilen, allen Grund zum Protest, deren größter die rasante Teuerung im Lande ist, der wiederum ein Angriff auf die Renten gegenübersteht – was ausserdem ein klarer Bruch früherer Vereinbarungen ist. Die kurze Meldung ,,Morocco: Workers Send Clear Message to Government in National Strike" des IGB vom 11. Dezember 2015 fasst diese Sachlage zusammen und kritisiert die marokkanische Regierung für die Verweigerung jeglicher Verhandlungen seit 2013. Siehe dazu auch zwei weitere Beiträge
http://www.labournet.de/internationales/marokko/gewerkschaften-marokko/erfolgreicher-proteststreik-im-oeffentlichen-dienst-marokkos/ (http://www.labournet.de/internationales/marokko/gewerkschaften-marokko/erfolgreicher-proteststreik-im-oeffentlichen-dienst-marokkos/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:14:44 So. 13.November 2016
ZitatKrise in Ägypten
Kein Zucker, keine Perspektive

Die Wirtschaft liegt am Boden, Lebensmittel sind knapp: In Ägypten brodelt es mal wieder. Um Milliarden vom IWF zu bekommen, akzeptiert Präsident Sisi die harten Sparvorgaben – und unterdrückt die Proteste der Bürger.


Die Ägypter sind wütend und erbittert. Zucker ist knapp, Getreide kaum erhältlich, Benzin massiv teurer geworden. Subventionen auf Lebensmitteln sind gekürzt oder gestrichen. In sozialen Medien wurde zu Massendemonstrationen aufgerufen, die am 11. November hätten stattfinden sollen. Die Muslimbrüderschaft wittert ihre Chance, an die Macht zurückzukehren.

Doch Präsident Abdel Fattah el-Sisi wehrt den Anfängen. In Kairo und in anderen Großstädten unterdrücken Sicherheitskräfte die Demonstrationslust. So ließ Sisi am Freitag die Metrostation am Tahrir-Platz im Herzen der Hauptstadt schließen – dort, wo vor fünf Jahren der Aufstand gegen den damaligen Präsidenten Hosni Mubarak begonnen hatte. Maskierte Polizisten mit Sturmgewehr besetzten den Platz.

Im ganzen Land, von Alexandria am Mittelmeer bis Zagazig in Unterägypten, dominieren Uniformierte die Szene. Denn Sisi hat guten Grund, nervös zu sein. Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein für das Überleben seines Regimes. In zwei Jahren finden die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Will er sie gewinnen, muss er jetzt Strategien gegen die Wut der Bürger entwickeln und durchsetzen. Sonst drohe in den nächsten Monaten ein neuer Volksaufstand, sagen Experten voraus.

Der Präsident, meint zum Beispiel der israelische Ägyptenexperte Yoram Meital, müsse sich entscheiden. Um sein Regime zu retten, könne Sisi entweder die Polizeistaatsmethoden verschärfen und seine politischen Gegner unterdrücken. Oder er könne Demonstrationen zulassen und die Bürger in die Politik einbeziehen.

Sicher ist bloß: Die Wirtschaftskrise zwingt ihn zu raschem Handeln. Nachdem sich Sisi während Monaten geweigert hatte, die Bedingungen des International Währungsfonds (IWF) zu akzeptieren, hat Kairo jetzt das Diktum akzeptiert. Dem Nilland wird ein Kredit von rund zwölf Milliarden gewährt.

Die schwer angeschlagenen Ökonomie erhält damit zwar wirtschaftlich etwas Luft. Aber die vom IWF verlangten Sparmaßnahmen erhöhen die politischen Spannungen. Experten wie Meital warnen: ,,Ägyptens Präsident Sisi geht ein hohes Risiko ein." Allerdings bleibe ihm keine andere Wahl, als die IWF-Bedingungen zu akzeptieren, nachdem der saudische Geldsegen versiegt ist. Jetzt könne das Regime nur noch auf ein Wunder hoffen, um zu überleben.

Dass Ägypten auf Gelder aus dem Ausland angewiesen ist, um wirtschaftlich zu überleben, ist nicht neu. Aber nach dem Sturz des Langzeitpräsidenten Hosni Mubarak im Jahr 2011 ist die Abhängigkeit weiter gestiegen. Imageprobleme der Tourismusindustrie, weniger Überweisungen ägyptischer Fremdarbeiter am Golf und eine enttäuschende Entwicklung am Suezkanal haben dazu geführt, dass seit dem Sturz Mubaraks die Hälfte der Währungsreserven abgeflossen ist.

Sparkurs verschärft die Armut

Sisi konnte anfänglich auf die Hilfe Saudi Arabiens und anderer Golfstaaten zählen. In den vergangenen zwei Jahren überwiesen sie rund 30 Milliarden Dollar nach Kairo, um Ägyptens Ökonomie vor dem Kollaps zu retten. Selbstlos war die Hilfe freilich nicht. Vor allem Saudi Arabien wollte seinen wichtigsten Partner in der Region nicht im Stich lassen.

Doch Riad wurde von Sisi enttäuscht. Statt wie Saudi-Arabien den Sturz des syrischen Präsidenten voranzutreiben, sieht der Politiker im Fortbestehen des Assad-Regimes die Lösung der syrischen Krise. Statt im Jemen auf Seiten Saudi-Arabiens zu kämpfen, beschränkt sich Kairo auf logistische Hilfe. Statt dem wachsenden Einfluss Teherans in der Region entgegenzuwirken, ist der ägyptische Präsident an guten Beziehungen zu den Ayatollahs interessiert. Und weil er vom Westen beschuldigt wird, Menschenrechte zu verletzen und ein diktatorisches Regime aufzuziehen, sucht er die Nähe zu Moskau. So bestellte er neulich bei Russlands Wladimir Putin KA-52 Angriffshubschrauber.

Für Sisis außenpolitischen Kurs muss Ägypten einen hohen Preis bezahlen. Vor zwei Monaten kürzte Riad die Hilfe massiv. Weil damit auch das subventionierte saudische Öl wegfiel, musste Sisi auf die knappen Währungsreserven zurückgreifen, um das Öl zu Weltmarktkreisen zu beschaffen.

In der Not wandte sich Sisi an den IWF. Nachdem er während mehr als zwei Jahren nichts von Wirtschaftsreformen hatte wissen wollen, bleibt ihm jetzt keine andere Wahl, als die Bedingungen zu akzeptieren. Er befahl die Einführung der Mehrwertsteuer, erhöhte den Benzinpreis und die Stromtarife, um die Staatskasse vor dem Ruin zu retten. Zudem setzt er jetzt die bisher überbewertete Landeswährung den Marktkräften aus. Der bisher fixe offizielle Wechselkurs des ägyptische Pfunds stürzte ab und verlor 50 Prozent seines Wertes. Weil das die Importe verteuern wird, ist mit einem starken Inflationsschub zu rechnen.

Für die Bürger, von denen rund 40 Prozent pro Tag lediglich zwei Dollar zur Verfügung haben, ist die IWF-Medizin zwar bitter; sie wird die Armutsprobleme verschärfen. Mit der Umsetzung der IWF-Reformen hofft Sisi aber, Vertrauen in die ägyptische Wirtschaft aufzubauen.

Doch den Investoren sei das nicht genug, sagt Samer Atallah, Ökonomieprofessor an der American University in Kairo. Sie zweifeln nämlich am wirtschaftlichen Sachverstand Sisis und fordern zum Beispiel Informationen über den Verbleib der 30 Milliarden Dollar, die Saudi Arabien und andere Golfstaaten nach Ägypten überweisen haben. Sie würden auch gerne wissen, weshalb die von Sisi einst hoch gelobte Erweiterung des Suezkanals zum wirtschaftlichen Flop wurde.

Kurz: Die mangelnde Transparenz, so ein westlicher Diplomat in Kairo, werde Investoren weiterhin abschrecken – IWF-Reformen hin oder her. Zudem befürchten Wirtschaftshistoriker eine Wiederholung der 1977er Jahre. Damals hatte Anwar Sadat auf Druck der Weltbank das Pfund ebenfalls abgewertet und Subventionen gekürzt. Doch als die Masse dagegen protestierte und, machte Sadat die Reformen nach weniger Tagen wieder rückgängig.
http://www.handelsblatt.com/politik/international/krise-in-aegypten-kein-zucker-keine-perspektive/14835858.html (http://www.handelsblatt.com/politik/international/krise-in-aegypten-kein-zucker-keine-perspektive/14835858.html)

Wir sollten aufhören auf den religiösen Unsinn in diesen Regionen zu starren. Die wachsenden ökonomischen Probleme bringen neue Kämpfe hervor!
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:47:39 Di. 15.November 2016
ZitatSoziale Proteste in Marokko
"Wir sind alle Mouhcine Fikri!"

Der Fall eines tragisch zu Tode gekommenen Fischhändlers steht symptomatisch für die weit verbreitete Armut innerhalb der marokkanischen Gesellschaft. Die Wut ist groß. Das Königshaus versucht daher mit allen Mitteln, die Unruhen im Zaum zu halten, um einen zweiten Arabischen Frühling zu verhindern. Aus Rabat informiert Matthew Greene.


(https://de.qantara.de/sites/default/files/styles/slideshow_wide/public/uploads/2016/11/07/rabatjusticeformouhcinefikri.jpg?itok=Y9-XZwPH)

Die Proteste nach dem Tod des Fischhändlers Mouhcine Fikri am 28. Oktober hielten Marokko rund zwei Wochen lang in Atem. Es waren die bislang umfangreichsten Demonstrationen, die Marokko seit dem Arabischen Frühling 2011 erlebt hatte, als die "Bewegung des 20. Februar" zu Massendemonstrationen für demokratische Reformen aufgerufen hatte.

Als Antwort auf den Tod des Fischhändlers in der nördlichen Hafenstadt Hoceima gingen auch am 10. November wieder Tausende Demonstranten auf die Straße, um gegen die grassierende soziale Ungerechtigkeit in Marokko zu protestieren. In den sozialen Medien waren Liveaufnahmen von der Kundgebung in Hoceima zur Erinnerung an den Tod des 31-jährigen "Märtyrers" Mouhcine Fikri zu sehen. Die Demonstranten, unter ihnen viele Jugendliche, trugen eine Kerze oder eine Blume in der Hand.

Fikri war in Hoceima in der Presse eines Müllwagens zerquetscht worden. Elf Verdächtige, darunter Behörden- und Ministeriumsmitarbeiter, wurden bislang festgenommen - unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Die Veranstalter der Proteste fordern insbesondere Aufklärung darüber, wer die Müllpresse in Gang setzte. Fotos und Filme des grausamen Ereignisses, die von Zuschauern mit Mobiltelefonen aufgenommen wurden, hatten sich daraufhin schnell über soziale Medien wie Facebook und Twitter verbreitet und eine Flut wütender Reaktionen ausgelöst.

Aufgrund der massiven Demonstrationen, die sich anschließend über das ganze Land verbreiteten, sah sich der sogenannte "Makhzen" (das politische Netzwerk der königstreuen Elite) rasch dazu veranlasst, die Wogen zu glätten, um der Protestbewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die marokkanischen Behörden stuften den Todesfall als fahrlässige Tötung ein und versprachen, die Verantwortlichen juristisch zur Rechenschaft ziehen zu wollen.

Alles Lüge?

Bereits wenige Tage vor der Veröffentlichung dieser Erklärung war Fikris Familie vom Innenminister ein Beileidsschreiben des marokkanischen Königs Mohammed VI. übermittelt worden. Das Ministerium versprach der Familie, gegen die Verantwortlichen mit aller Härte des Gesetzes vorzugehen. Dies blieb nicht ohne Folgen: Einige Familienmitglieder Fikris äußerten inzwischen den Wunsch, den Tod ihres Verwandten nicht politisch zu missbrauchen. Während seines Auftritts im marokkanischen Staatsfernsehen behauptete Fikris Bruder gar, die sozialen Medien versuchten in diesem Fall massiv "politisch zu manipulieren". Manche politische Beobachter gehen davon aus, Fikris Bruder habe sich nur aufgrund des politischen Drucks durch hohe Beamte auf seine Familie zu dieser Aussage hinreißen lassen.

(https://de.qantara.de/sites/default/files/styles/editor_large/public/uploads/2016/11/15/afp-protest.jpg?itok=Zo3A9WEC)
Soziale Proteste in Hoceima; Foto: AFP

Explosion aus Wut und Protest: Zwei Wochen nach dem grausamen Tod eines Fischverkäufers in einem Müllwagen in Marokko kam es im Norden des Landes abermals zu Protesten von Tausenden Demonstranten gegen soziale Ungerechtigkeit. Zu sehen waren Porträts des Opfers und Berber-Fahnen der Rif-Republik, die zwischen 1923 und 1926 bestand, bevor sie von den Besatzungsmächten Spanien und Frankreich gewaltsam aufgelöst wurde. Der Protest richtete sich gegen "Korruption" und die "Missachtung der einfachen Bürger durch die Behörden".

Marokkos Monarchie versucht um jeden Preis, die Protestwelle in den Griff zu bekommen, damit diese nicht das Ausmaß der Unruhen von 2011 erreichen. Die Proteste hatten damals den König zu Verfassungsreformen veranlasst, einen Teil seiner absoluten Macht musste der an eine gewählte Regierung abtreten. Mohammed VI. betrachtet sich selbst als Garant für eine stabile politische Ordnung in einem unsicheren geopolitischen Umfeld – als Regent, der für wirtschaftliche Reformen bürgt und für sozialen Frieden sorgt. So zumindest sein Selbstverständnis.

Unvermeidliche Politisierung

Jetzt, wo viele Marokkaner ihre Wut und ihre Frustration auch auf das Fehlverhalten der Polizei und die Korruption auf höchster staatlicher Ebene ausdehnen, ist es zu spät, die zunehmende Politisierung von Fikris Tod ungeschehen zu machen. Einige lokale Medienvertreter betrachten den tragischen Vorfall als verstörendes Symbol für die Armut und Unterdrückung, gegen die zehntausende Marokkaner Tag für Tag ankämpfen.

Zweifelsohne weist Fikris Tod auch Parallelen zum Fall Mohamed Bouazizi auf, dem tunesischen Straßenverkäufer, der sich nach einem ähnlichen Streit mit der Polizei selbst tötete - ein entscheidender Auslöser für die Proteste des Arabischen Frühlings. Berichten zufolge bezogen sich zahllose Demonstranten in Hoceima auf Bouazizis Heimatstadt, indem sie sangen: "Sidi Bouzid ist nicht weit von hier."

Wie 2011 in Tunesien traf Fikris Tod den Nerv insbesondere der jüngeren Bevölkerung, die von Arbeitslosigkeit, stagnierenden Löhnen sowie finanzieller Ungleichheit betroffen ist und die nun ihrem Missfallen über staatliche Korruption und Vetternwirtschaft freien Lauf ließ. Westliche Journalisten nehmen die politische Situation in Marokko seit dem Ausbruch der jüngsten Unruhen genauer unter die Lupe, um einschätzen zu können, ob aufgrund der Vergleichbarkeit der Umstände zwischen den Todesfällen von Bouazizi und Fikri womöglich eine ähnliche Bewegung wie die im Rahmen des Arabischen Frühlings zustande kommen könnte.

In einem kürzlich geführten Interview mit dem amerikanischen Radiosender "Democracy Now" meinte die marokkanische Anthropologin Miriyam Aouragh, die meist von Jugendlichen ausgehenden Demonstrationen stellten teilweise eine "fortgesetzte Explosion aus Wut und Protesten des Jahres 2011" dar. Bereits in den vergangenen fünf Jahren war es in Marokko immer wieder zu Protesten gegen die öffentliche Versorgungs- und Energiebetriebe, die Ausbildungspolitik, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Besetzung der Westsahara gekommen.

(https://de.qantara.de/sites/default/files/styles/editor_large/public/uploads/2016/11/07/demonstrators_in_morocco_protest_the_death_of_fikri_0.jpg?itok=huhEt5zR)
Demonstranten in Marokko; Foto: picture-alliance

Aufschrei der Ausgegrenzten: "Jetzt, wo viele Marokkaner ihre Wut und ihre Frustration auch auf das Fehlverhalten der Polizei und die Korruption auf höchster staatlicher Ebene ausdehnen, ist es zu spät, die zunehmende Politisierung von Fikris Tod ungeschehen zu machen. Einige Kommentatoren der örtlichen Medien betrachten den tragischen Vorfall als verstörendes Symbol für die Armut und Unterdrückung, gegen die zehntausende Marokkaner Tag für Tag ankämpfen", schreibt Greene.

Eine Neuauflage des Arabischen Frühlings?

Es wäre jedoch zu voreilig, eine Neuauflage des Arabischen Frühlings zu erwarten. Schließlich wurden den vielen öffentlichen Versammlungen bereits kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der ersten Proteste durch die Sicherheitskräfte enge Grenzen gesetzt, um eine weitere Ausbreitung der Unruhen zu verhindern. Und Vieles spricht heute dafür, dass Fikris Tod keine landesweite Revolution auslösen und der Funke auch nicht auf den Rest Nordafrikas überspringen wird. Aber immerhin konnte als Konsequenz aus dem Todesfall eine Diskussion über die Gestaltung der Wirtschaftspolitik des Landes angestoßen werden. Auch die Liberalisierungsprogramme und die Privatisierung der Wirtschaft werden inzwischen offen kritisch hinterfragt.

Fikri wurde von den Behörden beschuldigt, Schwertfisch im geschätzten Wert von 11.000 Dollar zum Verkauf angeboten zu haben. Laut marokkanischem Gesetz ist der Handel mit dieser gefährdeten Fischart in dieser Jahreszeit aber verboten. Manche fragen nun, warum Fikri diese Regel verletzt hat, auch wenn niemand behauptet, er habe wegen dieses Gesetzesverstoßes den Tod verdient.

Die Verteidiger des Fischhändlers behaupten allerdings, durch die marokkanischen Fischereiverträge mit der Europäischen Union würden die lokalen Fischvorkommen ausgeplündert, was in Küstenstädten wie Hoceima, die historisch und kulturell mit dem Meer verbunden sind, zur Zerstörung der lokalen Fischereiindustrie führe.

Während der COP-22-Konferenz, die gegenwärtig im marokkanischen Marrakesch stattfindet, wird eine ganz ähnliche Kritik an den Handels- und Investitionsabkommen mit europäischen Staaten laut. Kritisiert werden auch die umfangreichen öffentlichen Kredite, die die marokkanische Regierung zur Finanzierung großer Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien aufnimmt. Durch diese Abkommen, argumentieren Kritiker, würden im Austausch gegen ausländische Investitionen die natürlichen Reichtümer Marokkos ausgebeutet, und den vielen Mouhcine Fikris bleibe zum Überleben nichts anderes übrig, als das Gesetz zu brechen.
Matthew Greene
© Qantara.de 2016
Übersetzt aus dem Englischen von Harald Eckhoff

https://de.qantara.de/inhalt/soziale-proteste-in-marokko-wir-sind-alle-mouhcine-fikri
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:18:27 So. 28.Mai 2017
ZitatMarokko: Jagd auf Anführer der Proteste

In Al Hoceima in Marokko soll der Anführer der Proteste Nasser Zefzafi festgenommen werden, aber er konnte laut Medien vor Ort vor den Sicherheitskräften auf das Dach eines Hauses fliehen und entkommen. Unterstützt wird der 39-Jährige von seiner Familie und von Freunden.


Die Behörden beschuldigen Zefzafi, das Freitagsgebet in der Moschee von Al Hoceima gestört zu haben. Tatsächlich fordert Zefzafi – der zuvor einen Telefonladen hatte – das Recht, den König von Marokko kritisisieren zu dürfen.

Schon lange organisiert Nasser Zefzafi – auch über die sozialen Netzwerke im Internet -Proteste in Al Hoceima, einer Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern im Norden von Marokko, wo im Oktober 2016 ein Fischhändler unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war.

Bilder aus den sozialen Netzwerken zeigten damals, wie der Fischhänder Mouhcine Fikri vermutlich gestorben ist: Er wurde in einer Müllpresse zerquetscht. Polizisten hatten illegale Ware des Fischhändlers beschlagnahmt und in einen Müllwagen geworfen.

Mehrere Personen wurden wegen des Todes des Fischhändler verurteilt. Doch die Proteste in Al Hoceima, wo viele wie Nasser Zefzafi als Muttersprache Berberisch sprechen, sind nicht zu Ende.
http://de.euronews.com/2017/05/27/marokko-jagd-auf-anfuhrer-der-proteste (http://de.euronews.com/2017/05/27/marokko-jagd-auf-anfuhrer-der-proteste)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 15:56:23 Mo. 29.Mai 2017
ZitatProteste in Marokko weiten sich auf weitere Städte aus.

Rabat – Die seit Monaten anhaltenden Proteste im Rif drohen auf das übrige Land überzugreifen. Wie euronews meldet, wurden erstmalige politisch motivierte Proteste in zahlreichen Großstädten des Königreiches gemeldet. Neben der Hafenstadt Tanger und der Wirtschaftsmetropole Casablanca soll es nun auch zu Demonstrationen in der Hauptstadt Rabat gekommen sein. Über Art und Umfang der Demonstrationen außerhalb der Protesthochburg Al Hoceima ist wenig bekannt


(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/05/maghreb-post-nachrichten-news-Proteste-Al-Hoceima-ausschreitungen.jpg)
Demonstrationen in Al Hoceima teilweise gewalttätig.

In der Region Al Hoceima kam es zu Beginn des Ramadans und damit am letzten Wochenende erneut zu Konfrontationen zwischen den meist jungen Demonstranten und den Sicherheitskräften. Es soll zu Straßenkämpfen gekommen sein, bei denen sowohl Demonstranten als auch Sicherheitskräfte verletzt wurden. Während die Demonstranten die Sicherheitskräfte mit Steinen bewerfen, reagieren diese mit Schlagstöcken und Wasserwerfern. Es soll zu zahlreichen Verhaftungen gekommen sein. Auch zu Sachbeschädigungen soll es infolge der Zusammenstöße gekommen sein. Am letzten Sonntag sollen die Demonstrationen allerdings friedlich geblieben sein.

Regierung fahndet nach Anführer der Protestbewegung.

Die Zentralregierung in Rabat hatte vor wenigen Wochen bereits angekündigt, dass man zwar die Forderungen für nachvollziehbar und legitim halte, aber die Art und Weise missbilligt und zur Zurückhaltung und Beruhigung aufrufe. Jetzt scheint die Regierung erste Versuche zu starten die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Mittlerweile setzen die Sicherheitskräfte teils schweres Gerät ein. Aber auch erste Verhaftungen hat es gegeben. Ende letzter Woche wurden 20 Aktivisten in Al Hoceima verhaftet. In der Zwischenzeit sind weiter zwei Personen ebenfalls Verhaftet worden.

Haftbefehl gegen Zefzafi Nasser ausgestellt.

Gegen den vielleicht prominentesten Aktivisten Zefzafi Nasser wurde am letzten Freitag Haftbefehl erlassen. Hintergrund des Haftbefehls soll eine Störung des Freitagsgebets in einer Moschee, durch Nasser, gewesen sein. Es soll das Gebet unterbrochen, die Forderungen der Demonstranten wiederholt und den Abbruch des Gottesdienstes herbeigeführt haben.

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/05/Bildschirmfoto-2017-05-29-um-12.27.37-300x215.png)
Zefzafi Nasser

Er erneuerte seine Forderung nach einer Abschaffung des Militärprotektorats Al Hoceima sowie das Recht auch die Monarchie und damit König Mohammed VI. kritisieren zu dürfen. Daraufhin wurde die Fahndung nach dem Aktivisten ausgeschrieben, der sich bisher der Verhaftung entziehen konnte.
https://www.maghreb-post.de/proteste-in-marokko-weiten-sich-auf-weitere-staedte-aus/ (https://www.maghreb-post.de/proteste-in-marokko-weiten-sich-auf-weitere-staedte-aus/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 18:15:05 Mo. 29.Mai 2017
ZitatMonatelanger Protest im tunesischen Süden auch durch Militäreinsatz nicht zu stoppen

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2017%2F05%2Fjugendprotest-s%25C3%25BCdtunesien-mai-2017.jpg&hash=c841358e7f01a38f6252545940ad3dc835ac80bf)

Die Jugendporteste im Süden Tunesiens haben sich nach dem Tod eines Demonstranten radikalisiert - hier am 24.5.2017,,Alles begann am 23. April, als 1.200 Demonstranten aus dem südtunesischen Gouvernement Tataouine einen Sitzstreik auf den größten Ölfeldern Tunesiens in der Sahara veranstalteten. Der Funke des zivilen Ungehorsams sprang auf die Stadt Tataouine über, wo Männer, Frauen und arbeitslose junge Leute die Demonstranten in der 120 Kilometer weiter südlich gelegenen Region El Kamour unterstützten. Die Region grenzt an ein Militärgebiet und ist Standort internationaler Öl- und Gasunternehmen. So sind dort u. a. die österreichische OMV und das kanadische Unternehmen Winstar vertreten" – so beginnt der Beitrag ,,Tunesiens Rebellion der Entrechteten" von Houda Mzioudet am 19. Mai 2017 bei Qantara externer Link, worin zur Kursänderung der Regierung noch hervor gehoben wird: ,,Unter anderem sollten 350 Arbeitsplätze bei den Ölgesellschaften geschaffen und der Gouverneur von Tataouine abgelöst werden. Das Angebot wurde abgelehnt. Präsident Beji Caid Essebsi trat daraufhin am 10. Mai vor die Fernsehkameras und kündigte den Einsatz von Militärkräften zum Schutz der Ölfelder an, während er gleichzeitig das verfassungsmäßige Recht der Demonstranten auf Protest anerkannte.  Der plötzliche Umschwung der Regierung von einer "Beschwichtigungspolitik gegenüber den Demonstranten" durch unzureichende Angebote hin zu einer "offenen Eskalation" des Konflikts löste unter den Tunesiern landesweit Schockwellen aus".
http://www.labournet.de/internationales/tunesien/soziales/tunesien-erwerbslosenproteste/monatelanger-protest-im-tunesischen-sueden-auch-durch-militaereinsatz-nicht-zu-stoppen/ (http://www.labournet.de/internationales/tunesien/soziales/tunesien-erwerbslosenproteste/monatelanger-protest-im-tunesischen-sueden-auch-durch-militaereinsatz-nicht-zu-stoppen/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 15:41:06 Fr. 02.Juni 2017
ZitatTunesien
Tausende protestieren gegen Korruptionsamnestie
Tunesiens Regierung will korrupten Eliten die Strafen erlassen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-05/tunesien-proteste-korruption-gesetz-amnestie (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-05/tunesien-proteste-korruption-gesetz-amnestie)

(die Meldung ist einige Wochen alt)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:48:03 Sa. 03.Juni 2017
ZitatProteste im Norden Marokkos
Tausende demonstrieren gegen Regierung

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fbilder4.n-tv.de%2Fimg%2Fincoming%2Fcrop19870315%2F0404997206-cImg_16_9-w680%2F0c265065b3bf6bdaaa134eee33ac65f5.jpg&hash=bc0e3d9ea17badd064507218d7bf7be8b2f7de00)

Seit dem Tod eines Fischers im vergangenen Jahr kommt es im Norden Marokkos immer wieder zu Demonstrationen. Nun wird der Anführer des Protests festgenommen - was noch mehr Menschen auf die Straßen lockt.


Am sechsten Tag in Folge sind in Marokko Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Die Proteste konzentrieren sich auf die Stadt Al-Hoceïma in der nördlichen Rif-Region, wie zahlreiche arabische Medien, darunter Al-Jazeera, berichten. Die Demonstranten fordern demnach die Freilassung ihres Anführers Nasser Zefzafi, der am Montag gemeinsam mit weiteren Protestführern festgenommen wurde. Die Protestierenden, unter denen laut Al-Jazeera viele Frauen und Kinder waren, skandierten "Wir sind alle Zefzafi" und "Stoppt die Militarisierung".

Bei den aktuellen Protesten wurden nach offiziellen Angaben 40 Menschen festgenommen. Menschenrechtsgruppen nennen eine deutlich höhere Zahl.
Töteten Polizisten einen Fischer?

Gegen den 39-jährigen Zefzafi wurde Haftbefehl erlassen, nachdem er während des Freitagsgebets in einer Moschee den Prediger unterbrochen und weitere Proteste gefordert haben soll. Der Imam hatte ihn persönlich angegriffen, Zefzafi rief lautstark: "Ist das eine Moschee für Gott oder eine Anbetungsstätte der Zentralmacht?". Zefzafi gilt als Gesicht des Protests in der nördlichen Rif-Region, die seit Oktober vergangenen Jahres von sozialen Unruhen heimgesucht wird.

Damals wurde der 31-jährige Fischer Mouchcine Fikri in der Presse eines Müllwagens zerquetscht, nachdem Polizisten seinen Fang beschlagnahmt und in die Presse geworfen hatten. Mit Verweis auf ein Fangverbot hätten die Polizisten den Schwertfisch beschlagnahmt und wollten ihn in der Müllpresse vernichten. Fikri versuchte, seinen wertvollen Fang zu retten. In Marokko kursieren Gerüchte, wonach die Polizisten angeordnet hätten, die Presse zu starten, nachdem Fikri hineingesprungen war.

Sein Fall entwickelte sich anschließend zu einer Art Sinnbild für die Willkür und den Machtmissbrauch der Polizei und die wirtschaftliche Hoffnungslosigkeit in vielen Regionen Marokkos. In der nördlichen Rif-Region ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch, Korruption grassiert und die Gesundheitsversorgung ist im Landesvergleich unterdurchschnittlich.
http://www.n-tv.de/politik/Tausende-demonstrieren-gegen-Regierung-article19870292.html (http://www.n-tv.de/politik/Tausende-demonstrieren-gegen-Regierung-article19870292.html)

ZitatDreitägiger Generalstreik und Proteste im Norden Marokkos

In der Stadt Al-Hoceima, im Norden Marokkos, haben Demonstranten zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen. Zahlreiche Läden und Handwerker beteiligten sich am Freitag an dem Ausstand, nachdem die Behörden Anfang der Woche einen führenden politischen Aktivisten wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit festgenommen hatten. Regierungschef Saad Eddine El Othmani versprach, auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen, gleichzeitig aber auch für Sicherheit und Ordnung im Land zu sorgen.
https://deutsch.rt.com/newsticker/51718-dreitagiger-generalstreik-und-proteste-marokko/ (https://deutsch.rt.com/newsticker/51718-dreitagiger-generalstreik-und-proteste-marokko/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 18:06:45 Mo. 05.Juni 2017
ZitatDer Maghreb in der Krise

In Marokko, Tunesien und Algerien wächst die Wut junger Menschen. Überall herrscht Unmut über stagnierende Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und Selbstbereicherung der politischen Klassen.


Aufstand im Rif, Revolten in Tataouine, gewalttätige Wirtschaftskrise in Algerien – möge Gott den Maghreb schützen", twitterte eine besorgte Aktivistin. Ähnlich wie sie bangen sich dieser Tage viele in Nordafrika um die Zukunft ihrer Region.

Zwar ist dem Maghreb ein Staatszerfall wie in Libyen, Jemen, Syrien oder Irak erspart geblieben. Aber die Frustration seiner Bürger, die vor sechs Jahren die Lawine des Arabischen Frühling auslösten, existieren fort, egal ob in der Monarchie Marokkos, der Öl-Diktatur Algeriens oder der jungen Demokratie Tunesiens. Überall herrscht der gleiche Unmut über stagnierende Wirtschaft und hohe Arbeitslosigkeit, die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land, endemische Korruption und Selbstbereicherung der politischen Klassen.

,,Lasst die Gefangenen frei oder sperrt uns alle ein", skandierten die Menschen diese Woche im Norden Marokkos, wo die Konfrontation eskaliert, seit die Regierung den populären Führer der Protestbewegung Hirak, Nasser Zefzafi, festnehmen ließ. Die Geschäftsleute der vernachlässigten Rif-Region riefen einen dreitägigen Generalstreik aus, während die Proteste gegen Korruption und Behördenwillkür jetzt auch auf die Städte Casablanca, Rabat, Marrakesch und Taza übergreifen. Für Anfang nächster Woche wurde das Parlament zu einer Sondersitzung zusammengetrommelt. Marokkos Innenminister eilte mit großem Gefolge in die Krisenregion und versprach Investitionen von einer Milliarde Euro.

Die meisten in der marokkanischen Rif-Region jedoch trauen den Versprechen der plötzlich auftauchenden Politiker nicht. Ähnlich wie in Tunesien, als eine aufgebrachte Menge in der 500 Kilometer von Tunis entfernten Stadt Tataouine Premier Youssef Chahed ausbuhte und aus der Stadthalle jagte, als er ,,2000 Arbeitsplätze sofort" versprach. Seit Wochen harren Abertausende junger Leute im Süden Tunesiens in Protestlagern aus, um die Vernachlässigung ihrer Region anzuprangern. Viele, die in den Straßen von Tataouine vor dem Gouverneurspalast kampieren, haben Universitätsdiplome. ,,Wir haben die Nase voll, wir sind alle in den Zwanzigern und alle arbeitslos", schimpfte ein junger Aktivist. ,,Tunesien befindet sich in einer delikaten Lage", erklärte Parlamentspräsident Mohamed Ennaceur während einer Sondersitzung der Volksvertretung. Die Regierung müsse sich endlich der Probleme annehmen, ,,die den Tunesiern den Eindruck vermitteln, es habe sich seit dem 14. Januar 2011 nichts geändert", forderte die Zeitung ,,La Presse". ,,Sonst ist das Schlimmste zu befürchten."

Ähnliche Übel plagen das Nachbarland Algerien, auch wenn dessen Staatshaushalt – anders als Marokko und Tunesien – seit Jahrzehnten auf üppige Öl- und Gaseinnahmen zählen kann. Doch seit sich der Ölpreis mehr als halbierte, steigt im Inneren der Druck. Die Regierung muss Subventionen kürzen und Wohnungsprogramme streichen. Ein Drittel aller jungen Leute unter 30 sind mittlerweile arbeitslos, was sich im Frühjahr in einer Serie von Ausschreitungen entlud, vor allem in der Hauptstadt Algier und in der Kabylei. Der greise Präsident Abdelaziz Bouteflika ist durch einen Schlaganfall gelähmt. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 1999 strich Algerien zwischen 800 und 1000 Milliarden Petrodollar ein. Eine nennenswerte Industrie oder ein nennenswerter Agrarsektor jedoch sind nicht entstanden, auf denen der Nachwuchs seine berufliche Zukunft aufbauen könnte. Stattdessen versickerte das Geld in den Taschen der Regime-Cliquen.

,,Bouteflika ist halbtot und klammert sich immer noch an die Macht", kritisierte eine junge Frau in Algier. ,,Es ist traurig, aber wahr: Die alte Generation versteht uns nicht. Und wir trauen ihr nicht mehr, weil sie uns betrogen hat."
http://www.fr.de/politik/proteste-der-maghreb-in-der-krise-a-1290046 (http://www.fr.de/politik/proteste-der-maghreb-in-der-krise-a-1290046)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:27:51 So. 11.Juni 2017
ZitatProteste in Al Hoceima halten an – Regierung bestätigt 86 Verhaftungen.

Regierung bestätigt aktuell 86 Verhaftungen von Demonstranten.


(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/06/maghreb-post-nachrichten-Al-Hoceima-Rif-Marokko.jpg)

Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräfte häufen sich.

Rabat – Die Rif – Region kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Seit Monaten protestieren die Menschen in der Rif – Region und vor allem in Al Hoceima. Seit Beginn des Ramadan gehen die Menschen jede Nacht, nach dem Iftar (dem Fastenbrechen) auf die Straße und wiederholen ihre Forderungen nach sozialer-, wirtschaftlicher und politischer Entwicklung.

Die Konfrontation zwischen den Demonstranten und den Sicherheitskräften in der Region scheint sich zu verschärfen. Seit die Regierung bekannte Aktivisten verhaftet hat, häufen sich gewaltsame Zusammenstöße. Zahlreiche Videos auf Facebook zeigen Konfrontationen in den Straßen einzelner Stadtteile. Leider ist den Videos nicht zu entnehmen, wo genau und zu welchem Zeitpunkt diese aufgenommen worden sind. Dennoch wird klar, dass die Gefahr gewachsen ist, dass der bisher überwiegend friedliche Protest gegen die empfundenen Lebensumstände in eine gewaltsame Konfrontation abgleitet.

Regierung bestätigt aktuell 86 Verhaftungen von Demonstranten.

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/06/maghreb-post-nachrichten-Regierungssprecher-Mustapha-Khalfi--478x420.jpg)
Regierungssprecher Mustapha Khalfi

Während die Demonstranten in der Rif – Region die Freilassung der bisher festgenommenen Aktivisten fordern, darunter auch Nasser Zefzafi, hat der Regierungssprecher Mustapha Khalfi bestätigt, dass inzwischen 86 Demonstranten verhaftet worden sind. Bisher war lediglich bekannt, dass ca. 40 Personen verhaftet und zum Teil auch wieder entlassen wurden. Die neue Zahl bestätigt die Befürchtungen, dass sich die Situation nicht entspannt hat. Diese neuen Zahlen wurden im Rahmen der wöchentlichen Sitzung des Koalitionsausschusses bekannt.

Gegen den bekannten Aktivisten Nasser Zefzafi ist bereits vom Generalstaatsanwalt in Casablanca Anklage erhoben worden – maghreb-Post berichtete. Weitere Beschuldigte stehen vor regionalen Gerichten.

Foltervorwürfen soll nachgegangen werden.


Der Regierungssprecher ging auch auf die öffentlich gewordenen Vorwürfe der Folter von inhaftierten Demonstranten ein. Er sagte, dass jeder Demonstrant, der beklage, dass er gefoltert worden ist, medizinisch untersucht wird und verwies auf die Anweisung von König Mohammed VI. – maghreb-post berichtete. Er betonte, dass die Gesetze, in Fällen von nachgewiesener Folter, Anwendung finden werden.

Premierminister reist in die Rif – Region


Khalfi bestätigte, dass Regierungschef Saad-Eddine El Othmani plant, in die Rif – Region und nach Al Hoceima zu reisen. Den genauen Zeitpunkt der Reise gab der Regierungssprecher nicht bekannt.
https://www.maghreb-post.de/proteste-in-al-hoceima-halten-an-regierung-bestaetigt-86-verhaftungen/ (https://www.maghreb-post.de/proteste-in-al-hoceima-halten-an-regierung-bestaetigt-86-verhaftungen/)


ZitatProteste in der Hauptstadt Rabat – Marokko.

Erinnerungen an den Arabischen Frühling werden wach.


www.youtube.com/watch?v=lHdQ9dRt8wo (http://www.youtube.com/watch?v=lHdQ9dRt8wo)

Demonstrationen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat.

Rabat – Am heutigen Sonntag finden zur Stunde Demonstrationen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat statt. In mitten des Stadtzentrums sind mindestens mehrere zehntausend Demonstranten auf der Straße. Die Demonstranten haben sich in der Avenue Mohammed V. versammelt und die Menschenmenge reicht vom historischen Stadtkern Bab el Had, am Parlamentsgebäude und am Hauptbahnhof vorbei bis kurz vor die Mauern des Regierungsbezirks und des königlichen Palastareals.

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/06/maghreb-post-nachrichten-news-Demonstrationen-Rabat-Parlament.jpg)
Avenue Mohammed V. Rabat Marokko vor dem Parlament

Proteste gegen Korruption, Behördenwillkür und für politische wie wirtschaftliche Teilhabe, Freiheit und Würde. Freilassung der verhafteten Demonstranten gefordert.

Die Demonstranten in der Hauptstadt rufen die gleichen Forderungen aus, wie es die Protestbewegung in der Region Al Hoceima seit nun mehr als sieben Monaten tut. Seit Beginn des für Muslime heiligen Monats Ramadan haben sich die Proteste intensiviert. In der Stadt Al Hoceima kommt es nun häufig zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und den Sicherheitskräften – maghreb-post berichtete.

Bisher hatten sich die Proteste mehr oder weniger auf die Rif – Region beschränkt. Vereinzelt kam es zu Demonstrationen in Tanger, Casablanca und Rabat. Die heutige Demonstration in Rabat ist aber die größte Protestkundgebung außerhalb der Rif – Region, vielleicht die größte des Landes bisher. Die Demonstranten fordern Freiheit und Würde. Ebenso wenden sich die Menschen gegen Korruption und Behördenwillkür.
Erinnerungen an den Arabischen Frühling werden wach.

Die Bilder ähneln denen, die man aus dem Jahr 2011 kennt. Marokko erlebte den sog. arabischen Frühling praktisch nur am Rande. Durch eine Verfassungs- und Gebietsreform konnte der beliebte König Mohammed VI. die Lage damals stabilisieren. Dadurch hatte sich die politische Elite Zeit verschafft und die Ruhe wieder hergestellt. Das Volk gab der Regierung und dem Königshaus einen Vertrauensvorschuss, auch weil König Mohammed VI. mit hohem Tempo Veränderungen angegangen ist und es in Teilen des Landes zu spürbaren Verbesserungen gekommen ist. Aber an wesentlichen Berührungspunkten zwischen Staat und Volk hat sich offensichtlich nicht ausreichend viel getan. Nun droht die Bevölkerung die Geduld zu verlieren.#

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/06/maghreb-post-nachrichten-news-Demonstration-Rabat-Marokko.jpg)
Hauptstraße in Rabat Marokko

Die heutigen Demonstrationen haben aber eine neue Dimension. Während es üblich ist zwischen Regierung und König zu unterscheiden und meist den König zu loben, lauten die heutigen Parolen anders. Es heißt immer weniger ,,Es lebe der König", sondern zunehmend ,,Es lebe das Volk". ,,Aus jeder Stadt sind wir gekommen und die Freiheit wollen wir", der Slogan der heutigen Demonstration. Die Demonstration war im Vorfeld angekündigt und von der Regierung genehmigt worden.
https://www.maghreb-post.de/proteste-in-der-hauptstadt-rabat-marokko/ (https://www.maghreb-post.de/proteste-in-der-hauptstadt-rabat-marokko/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:31:37 So. 11.Juni 2017
(https://www.welt.de/img/newsticker/news1/mobile165437088/3001620207-ci23x11-w960/Demonstranten-in-Marokko-mit-der-Flagge-der-Berber.jpg)
Demonstranten in Marokko mit der Flagge der Berber
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 10:45:08 Fr. 16.Juni 2017
ZitatProteste in Marokko und Tunesien:
Enttäuschte Hoffnung nach dem Arabischen Frühling


(https://de.rt.com/deutsch/images/2017.06/article/59429ef7c4618801568b4571.jpg)
Demonstranten in der marokkanischen Region Rif protestieren gegen Korruption und Machtmissbrauch in der nordafrikanischen Monarchie.

Die seit Wochen andauernden Proteste in Marokko und Tunesien eskalieren, einige Demonstranten sind bereits ums Leben gekommen. Vor allem Bewohner abgelegener Gegenden fühlen sich von der Zentralregierung im Stich gelassen. Jüngst war Emmanuel Macron zu Gast.

In einem einfachen Zelt inmitten einer steinigen Wüste sitzt bei 38 Grad Hitze eine Gruppe junger Tunesier auf dem Boden und spricht über Würde. Und über Arbeit. Knapp hundert Meter entfernt patrouillieren Soldaten am Zaun eines Ölpumpwerks.

   
ZitatDas Öl gehört uns", sagt Nisam Laban. Vor sechs Wochen haben die jungen Männer ihr Protestlager an den Anlagen im Süden Tunesiens errichtet, die Leitungen unterbrochen und die Straße blockiert. Sie fordern ihren Anteil an den Ressourcen der Region. "Wir bleiben hier, bis wir Arbeit haben - oder im Gefängnis landen."

Ende Mai sind die sozialen Unruhen in Südtunesien eskaliert. Die Nationalgarde rückte an, schoss mit Schrotmunition und Tränengas. Die Demonstranten bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen. Mehrere Zelte des Protestlagers gingen in Flammen auf, ein Fahrzeug der Nationalgarde überrollte einen Demonstranten. Dieser starb. Daraufhin gab es auch in weiteren Städten im Süden des Landes Proteste und Straßenschlachten. Unruhestifter setzten Fahrzeuge und Gebäude von Polizei und Nationalgarde in Brand und errichteten Straßensperren mithilfe brennender Autoreifen.

Leere Versprechen - Profite konzentriert bei internationalen Firmen

"Die Menschen hier wollen ein besseres Leben", sagt der 27-jährige Ingenieur Nisam. Nach der Revolution von 2011 hätten die Leute zunächst Hoffnung gehabt, aber neue Jobs habe es letztlich kaum gegeben. Immer wieder habe die Regierung in der rund 600 Kilometer entfernten Hauptstadt Tunis Versprechen gemacht.

   
ZitatAber wer streicht die Gewinne ein? Es sind internationale Firmen und Geschäftsleute aus den Küstenstädten, die ihren eigenen Leuten die Arbeit hier geben.

In den marginalisierten Regionen im Süden und Westen Tunesiens fühlen sich die jungen Menschen von der Politik betrogen. Je weiter sich die Straße von der Küste entfernt und in Richtung des Protestlagers verläuft, desto mehr verblasst das Grün der Bäume und Sträucher am Straßenrand, bis es nur noch Sand und Steine gibt. Die Gegend ist so trostlos, dass Star-Wars-Regisseur George Lucas dem wüsten Heimatplaneten von Luke Skywalker den Namen der tunesischen Region gab: Tataouine.

Die Arbeitslosigkeit ist hier nach offiziellen Angaben mit rund 32 Prozent eine der höchsten in Tunesien. Fast 60 Prozent der Akademiker finden keine Arbeit. Jetzt treffen die Demonstranten das Land an einer empfindlichen Stelle: Fast die Hälfte der nationalen Ölproduktion findet im Süden statt. Das österreichische Energieunternehmen OMV zog vor kurzem mehr als 700 Mitarbeiter aus der Region ab.

Dabei hatte die Regierung schon 2011, direkt nach den Aufständen gegen Langzeitmachthaber Zine el Abidine Ben Ali, ein Weißbuch zur regionalen Ungleichheit erstellt und einen Maßnahmenkatalog angekündigt, um die Situation der Menschen zu verbessern. Doch auch in den Folgejahren kämpfte Tunesien mit wirtschaftlichen Problemen. Die angestrebte Entwicklung blieb größtenteils aus.

Die internationale Denkfabrik International Crisis Group (ICG) kam vor kurzem zu einer negativen Analyse der aktuellen Lage in Tunesien.

   
ZitatTrotz der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit leidet das Land immer mehr an einer sozial-regionalen Ausgrenzung, die durch Korruption vorangetrieben wird.

Dies führe zu regionaler Ungleichheit und Diskriminierung von Menschen in marginalisierten Regionen. In Tataouine, das in einem Dreieck zwischen der libyschen und algerischen Grenze liegt, leben viele Menschen auch von geschmuggelten Waren und Schwarzarbeit.

Auch in Marokko macht die Regierung Versprechen, betont aber auch Sicherheit

Mit dieser Entwicklung steht Tunesien nicht alleine da. Auch in Marokko gibt es seit Monaten Unruhen. Zuletzt sind in der nördlichen Hafenstadt Al-Hoceima wieder Tausende junger Menschen auf die Straße gegangen. Zwar gab es auch in Marokko nach den Aufständen 2011 Reformen, jedoch ist der Großteil der Macht weiter auf das Königshaus konzentriert, die wirtschaftliche Entwicklung auf die großen Städte wie Casablanca, Rabat und Tanger.

In der überwiegend von Berbern bewohnten Region Rif um Al-Hoceima fühlen sich die Menschen ohnehin im Stich gelassen. Seit im Oktober vergangenen Jahres ein junger Fischhändler in einer Müllpresse starb, in der die Behörden den illegal gefangenen Schwertfisch des Mannes vernichten wollten, haben sich die Proteste noch einmal intensiviert. Regierungschef El Othmani versprach zwar in der vergangenen Woche, "mit Augenmaß" auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen und die Entwicklungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Arbeit genau zu beobachten, gleichzeitig kündigte er aber auch an, die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Kurz vorher hatte die Polizei unter anderem die Führungsfigur der Protestbewegung verhaftet.

In der tunesischen Wüste hat sich das Protestlager vor dem Ölpumpwerk langfristig eingerichtet. In den Ecken der Zelte stapeln sich Wasserflaschen, Milch und Gemüse. Darauf liegen Spielkarten und eine Playstation. An den Zeltschnüren trocknet Fleisch in der prallen Sonne. Mit drei Stöcken im Sand haben die Demonstranten eine behelfsmäßige Moschee zum Gebet abgesteckt.

Bis zu 1.000 Männer hielten sich hier zu den Hochzeiten der Protestbewegung auf, aus allen Teilen der Provinz Tataouine und selbst von der Ferieninsel Djerba. Jetzt, am Anfang des Fastenmonats Ramadan, der die Familien mit erheblichen Mehrausgaben und steigenden Lebensmittelpreisen belastet, sind viele kurzzeitig zu ihren Familien gefahren.

   
ZitatAber wir bleiben hier, bis wir endlich Arbeit bekommen", sagt Ingenieur Nisam. "Vielleicht ist das der Beginn einer neuen Revolution." Und dann ruft er den Wahlspruch aus, den sich die jungen Männer in dem Protestlager auch auf T-Shirts haben drucken lassen: "Nicht aufgeben!"

Am Mittwoch verurteilte ein Gericht im Norden Marokkos 25 Angeklagte zu jeweils eineinhalb Jahren Haft wegen Störung der öffentlichen Ordnung und Beteiligung an einer "bewaffneten und nicht genehmigten" Demonstration. Mehrere weitere Angeklagte fassten Bewährungs- und Geldstrafen aus.

Golf-Krise, Libyen und Terrorismus: Macrons Gespräch mit Mohammed VI.

Am Mittwoch besuchte der französische Präsident Emmanuel Macron auf seiner ersten Auslandsreise den marokkanischen König Mohammed VI.

Dabei standen der andauernde Konflikt in Libyen und die Krise am Golf nach den jüngst erhobenen Vorwürfen gegen Katar im Vordergrund. Zudem standen Gespräche über Radikalisierung und Terrorismus auf der Tagesordnung. Mehrere Anschläge in Europa sollen Marokkaner begangen haben.


Macron sagte nach den Gesprächen:

   
ZitatDer marokkanische König ist besorgt um die Zukunft dieser Region. [...] Der König glaubt, dass es legitim ist, dass Proteste stattfinden und diese von der Verfassung geschützt sind.

Mohammed VI. selbst gab Journalisten keine Gelegenheit zur Nachfrage.
https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/52460-proteste-in-marokko-und-tunesien/
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:00:20 Mo. 26.Juni 2017
Ich glaube, man kann die Bedeutung der Unruhen im Nordafrikanischen Raum nicht hoch genug einschätzen.
Ich setze hier mal einen recht ausführlichen Bericht rein:

ZitatSozialrevolte in Marokko

(https://www.heise.de/scale/geometry/750/q75/tp/imgs/89/2/2/2/4/0/8/6/marocco-f28e31a8ef8e0b23.jpeg)

Proteste im Rif weiten sich auf andere Landesteile aus

Die massenhaft getragene Sozialrevolte im Norden Marokkos zieht zunehmend breite Kreise. Auch beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron - seinem Antrittsbesuch bei den Regimes in Nordafrika - am 14. Juni bildete sie ein Thema, das angesprochen wurde. Dies hinderte den jungforschen französischen Präsidenten nicht daran, die Monarchie in Marokko unter dem Strich im Namen Frankreichs und der EU zu unterstützen.

Ein von zahlreichen Menschenrechts-, Solidaritäts- und Antirassismusgruppen in Frankreich getragener Appell bzw. Offener Brief an Macron, im Vorfeld seines Besuches, änderte daran nichts.

Just am Tag des Staatsbesuchs aus Frankreich fielen die Urteile in einem Massenprozess gegen 25 Aktivisten der sozialen Protestbewegung, welcher in der Provinzhauptstadt Al-Hoceima stattfand. 28 von insgesamt 32 Angeklagten wurden dabei zu je anderthalb Jahren Haft verurteilt.

Kapuze über den Kopf und verschleppt


Die Anklagepunkte lauteten dabei auf illegale Versammlung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, in einigen Fällen wurden auch Gewalttätigkeiten gegen die Polizei behauptet. In Wirklichkeit ging die Gewalt natürlich, wie in einem autoritären Regime - das erst 2016 durch die Anti-Folter-Kommission der UN in Genf verurteilt wurde - üblich, vor allem von eben jener Polizei aus. Dabei handelt es sich nur um eine Spitze des Eisbergs der Repression.

Je nach Angaben wurden seit Ende Mai dieses Jahres über 100 (so die staatstragende marokkanische Presse) oder auch über 200 Personen aufgrund ihrer Teilnahme an den Protesten festgenommen und inhaftiert. Menschenrechtsvereinigungen zufolge muss in einigen Fällen von regelrechtem Kidnapping gesprochen werden, wenn Demonstrationsteilnehmer von Unbekannten - die sich nicht als Polizisten auswiesen - eine Kapuze über den Kopf gestülpt bekamen und/oder einfach mitgenommen und verschleppt wurden.

Einer der durch die Basis anerkannten Anführer der seit nunmehr acht Monaten andauernden, massiven Protestbewegung wurde seinerseits am 29. Mai festgenommen. Es handelt sich um den 39jährigen Erwerbslosen Nasser Zefzafi. Er hatte sich zunächst einem Zugriff durch die Staatsorgane ein paar Tage lang entziehen können.

Kritik am Imam: "Reaktionäre Inhalte"

Ihm wurde vorgeworfen, zuvor eine Predigt des Imams in der Hauptmoschee von Al-Hoceima unterbrochen zu haben, da er ihm sozialkonservative bis reaktionäre, gegen gesellschaftliche Veränderungen gerichtete Inhalte vorwarf. Zefzafi droht mehrjährige Haft.

Das Ergebnis der Festnahme Zefzafis, die zeitgleich mit der bisher massivsten Massenverhaftungswelle im Zusammenhang mit den Protesten, Ende Mai, erfolgte - seitdem kam es zu neuen Festnahmen - war jedoch vor allem eine breite Solidarisierung mit dem Repressionsopfer. Demonstrationsteilnehmer und -teilnehmerinnen bekundeten massenhaft: "Nehmt uns alle fest!"

Zefzafi wurde als aktives Sprachrohr der Protestbewegung durch eine junge Frau abgelöst, die 36jährige Nawal Benaissa; eine Mutter von vier Kindern, die sich mit Zustimmung ihrer Familie, trotz des Risikos einer jederzeitigen Festnahme, dem Protest anschloss.

In einer von konservativen Alltagspraktiken dominierten Region wie dem nordafrikanischen Rif-Gebirge ist es bemerkenswert, in welchem Ausmaß Frauen eine aktive Rolle in dieser Protestbewegung spielen und eigenständig agieren.

Die Ursachen der Protestbewegung


Zu den strukturellen Ursachen zählt natürlich die Benachteiligung und Unterwicklung dieser berbersprachigen Region - des Rif-Gebirges - im Norden Marokkos. Laut offiziellen Angaben haben 63 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Region keine offizielle wirtschaftliche Aktivität.

Den Behörden des Zentralstaats ist diese Region traditionell ein Dorn im Auge, da sie über starke anti-despotische, aber auch anti-koloniale Kampftraditionen verfügt. In den 1920er Jahren führte hier Spanien mit Unterstützung durch Frankreich - und Deutschland - einen besonders brutalen Kolonialkrieg, zudem auch Giftgaseinsätze gehörten.

Die französische kommunistische Linke glorifizierte damals den Anführer der Rif-Berber, Abdelkrim, als Helden. Aber auch die damaligen Surrealisten beteiligten sich seinerzeit an der Solidaritätskampagne für den antikolonialen Kampf im Rif-Gebirge. Bis heute markierte diese Kampftradition die, arme und von den Zentren des Landes eher abgelegene Region. Die marokkanische Monarchie stört sich daran umso mehr.

Die Basisbewegung, die seit Mitte Mai dieses Jahres stark anschwoll, hat zu einer Hegemoniekrise des monarchischen Systems in Marokko geführt. Der Protest oder jedenfalls die Solidarität griffen inzwischen auch auf andere Landesteile neben dem berbersprachigen Norden über. Am Sonntag, den 11. Juni kam es so zu einer massiven Unterstützungsdemonstration in der Hauptstadt Rabat.

"Hirak"

Im marokkanischen Dialekt-Arabisch wird die Protestbewegung allgemein als Hirak bezeichnet, eine Abwandlung vom Hocharabischen harakat (für "Bewegung"). Das, was die Bewegung bekämpft, wird dagegen vor allem mit dem Begriff der hogra belegt - vom Hocharabischen ihtaqara (für "verachten, missachten"). Es handelt sich dabei um einen Begriff zur Bezeichnung der Praktiken eines von Autoritarismus, Korruption und Selbstbedienung geprägten Regimes, der ursprünglich rund um die Jugendrevolte gegen das damalige Ein-Parteien-System im Nachbarland Algerien 1988 aufkam und dort nach wie vor sehr gebräuchlich ist.

Im Zuge der Demonstrationen im Frühjahr 2011 in Marokko, die im Zusammenhang mit den Ereignissen des so bezeichneten "Arabischen Frühlings" in Tunesien, Ägypten und anderen Ländern einsetzten, fand der Begriff auch in marokkanischen Gefilden Verbreitung.

Die Anfänge des aktuellen Protests

Begonnen hatte die Protestwelle der letzten Monate am Wochenende des 29./30. Oktober 2016. Damals kam ihr Ausbruch dem Regime gewissermaßen ganz besonders "ungelegen". Drohten sie ihm doch die große internationale Show kaputt zu machen, die das monarchische, feudal-kapitalistische Regime sich damals so schön ausgemalt hatte.

Seit einem Jahr hatte es die internationale Klimakonferenz COP22, zu der Vertreterinnen und Vertreter von 196 Staaten erwartet wurden, vorbereitet. Diese fand vom 07. bis 18. November in Marrakesch statt. In ihrem Vorfeld hatte Marokko sich als internationalen Musterschüler in Sachen Klimaschutz zu profilieren versucht und angekündigt, seine CO2-Emissionen bis im Jahr 2030 um 32 Prozent zu reduzieren. Riesige Solarenergie-Anlagen, die durch das Klima vor allem im wüstenhaften Süden Marokkos oder im Atlasgebirge begünstigt werden, sollen es möglich machen.

Dass Opposition, etwa gegen die Klimapolitik der Großmächte, im Vor- und Umfeld der Konferenz weitgehend unterdrückt wurde, und etwa die sehr aktive Vereinigung ATTAC-Marokko mit Versammlungsverboten überzogen wurde -, sollte dabei in den Hintergrund rücken. (Eine oppositionelle Kundgebung fand jedoch am 11. November statt, an der auch Vertreterinnen der französischen Linken teilnahmen. Auch zuvor war es zu eigenständigen Aktivitäten aus der marokkanischen Zivilgesellschaft gekommen).

Auszeichnung "Légion d'honneur" für einen Folterer?

Ebenso sollte der neue Prestigegewinn Marokkos vergessen machen, dass die bisweilen beobachtete Unterdrückung elementarer Menschenrechte Marokko noch vor kurzem internationale Negativschlagzeilen bescherte. Aufgrund einer Folterklage, die durch einen französisch-marokkanischen Doppelstaatsbürger erhoben worden war, wurde etwa der Chef des marokkanischen Nachrichtendiensts DGST - Abdellatif Hammouchi - im Februar 2014 vorübergehend in Frankreich festgesetzt. Die Justiz hatte ein Ausreiseverbot über ihn verhängt.

Die französische Staatsmacht bemühte sich aufgrund massiven Drucks des marokkanischen Regimes daraufhin allerdings nicht nur alsbald darum, den Affront vom Tisch zu wischen und ihm die Ausreise doch noch zu ermöglichen.

Ein Jahr später, im Februar 2015, ordnete die Pariser Regierung ferner auch an, Hammouchi das französische Verdienstkreuz Légion d'honneur zu verleihen. In jüngster Zeit machte Nachrichtendienst-Boss Hammouchi übrigens davon reden, indem er nun die marokkanischen Polizisten darauf drillen will, "sensibel für das Thema Menschenrechte" zu werden ...

Der Auslöser: Tod eines Fischhändlers im Müllwagen

Es hätte also alles so schön sein können. Hätte. Doch dann drohten ihm die innenpolitischen Proteste glatt einen Strich durch die Rechnung zu machen. Am 28. Oktober vorigen Jahres hatte der dreißigjährige, sozial prekäre Straßenhändler Mouhcine Fikri einen schrecklichen Tod gefunden. Die Polizei hatte seine Ware beschlagnahmt; offiziell, weil deren Verkauf gegen ein saisonales Fangverbot (es handelte sich um Schwertfisch) verstieß.

Eine solche Schutzbestimmung gilt allerdings deswegen, weil es gilt, die lokalen Fischbestände gegen das Leerfischen durch meist internationale Fangflotten zu schützen. Die bescheidene Ware des Straßenhändlers kam jedoch in Wirklichkeit, wie die Untersuchung einer marokkanischen Zeitung ergab, gar nicht von solchen Fabrikschiffen, wie sie oft aus Ländern der EU in marokkanische Gewässer einlaufen.

Sie stammte von kleinen Fischerbooten örtlicher Anwohner, die dann, wenn sie nur einzelne Exemplare herausziehen, nicht gegen die geltenden Schutzregeln verstoßen.

In Wirklichkeit ging es allerdings wohl auch gar nicht um diesen Vorwurf der Beteiligung an einer illegalen Praxis. Sondern wohl schlicht darum, dass die Polizei alltäglichen Schikanen gegen die prekären Straßenhändler ausübt, vor allem dann, wenn diese kein Schmiergeld abdrücken.

Um sich der, durch die Polizisten angeordneten Zerstörung seiner Ware zu widersetzen, kletterte der junge Mann ihr auf das Müllfahrzeug hinterher. Dabei wurde er durch den Luftzug hinabgesaugt, während zwei seiner Gefährten sich durch einen Sprung vom Fahrzeug retten konnten. Er wurde am Ende im Inneren des Müllwagens zermalmt. Umstritten bleibt, wie es genau dazu kommen konnte, und warum Mitarbeiter der Müllabfuhr auf den Auslöser drückten.

Schnell ging die Nachricht um, einer der beteiligten Polizisten habe in marokkanischem Dialektarabisch "Zermalme seine Mutter!" ausgerufen, dies wurde jedoch später durch anwesende Augenzeugen dementiert. Unfall oder vorsätzliche Tötung?, diese Frage ist nicht gänzlich geklärt - die Todesumstände des 30jährigen Fikri sind auf jeden Fall tragisch genug.

Großdemonstration in Al-Hoceima

Bilder von dem Vorfall (also von der entstellten Leiche des jungen Mannes) tauchten alsbald in den "sozialen Medien" auf und machten quer durch Marokko die Runde. Daraufhin setzten Demonstrationen ein, die vierzig marokkanische Städte erfassten. Aber auch in französischen Städten wie Montpellier, Paris und Lille sowie in Belgien und den Niederlanden wurde, meist vor konsularischen Einrichtungen Marokkos, protestiert.

Am 04. November 2016 kamen zu einer erneuten Großdemonstration in der Hafenstadt Al-Hoceima (diese zählt zwischen 200.000 und 30.000 Einwohner/innen) stattliche 60.000 Menschen zusammen.

Islamistische Verdammungsversuche

Ungünstig gestimmt über die Proteste äußerten sich unterdessen die Salafisten, denen ihr Bonus als vermeintlich "radikalste Opposition" flöten zu gehen droht.

Die Bartträger wetterten über undisziplinierte Elemente in den Demonstrationen im nordmarokkanischen Berbergebiet (wobei sie allerdings umgekehrt lobend den Ordnerdienst hervorhoben, welcher für Disziplin gesorgt habe) und über die "Urheber einer Fitna". Als Fitna bezeichnet man in der muslimischen Überlieferung eine Periode der Zwietracht "unter Muslimen", eines schädlichen und grundsätzlich negativen Bruderkriegs unter Gläubigen.

Es hat ihnen nicht geholfen: Allen islamistischen Verdammungsversuchen und aller Repression des Regimes zum Trotz hat sich die soziale Protestbewegung nun über relevante Teile des Landes ausgebreitet. Der Geist ist aus der Flasche...
https://www.heise.de/tp/features/Sozialrevolte-in-Marokko-3748009.html (https://www.heise.de/tp/features/Sozialrevolte-in-Marokko-3748009.html)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 15:41:43 Do. 29.Juni 2017


Hier auch ein ausführlicher Bericht mit guten Hintergrundinfos...

ZitatProteste in Marokko:
,,Der König spricht lieber mit Le Président"


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.alsharq.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2017%2F06%2FMarokko-Protest-e1498577267513-638x300.jpg&hash=7d849c59efc38f315ea740f94105ff3b0aa393c9)

Viele der ursprünglichen Forderungen, die während der Proteste Ende letzten Jahres entstanden und sich noch ausschließlich gegen die ,,Hugra" richteten, also den Amtsmissbrauch der Politik, wurden ausgeweitet und beinhalten nun den Anspruch auf allgemeine Sozialleistungen wie Bildung und medizinische Versorgung. Selbst wenn konstitutionelle Forderungen und territoriale Ansprüche noch nicht explizit gestellt werden, scheint die Bewegung zu einem republikanischen Weltbild zu tendieren, das mit der konstitutionellen Monarchie Marokkos schwer zu vereinbaren ist. ,,Im marokkanischen Staat gibt es etwas Verfaultes, das nicht mit einem Budget zu lösen ist. Es braucht politische Veränderungen", sagte eine Aktivistin. Auch wenn Hirak bislang keine solchen Forderungen gestellt hat, scheint es nur eine Frage der Zeit – und eine bewusste, strategische Entscheidung, um das Momentum der Demonstrationen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Vermutlich wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern. Als vor kurzem der französische Präsident Emmanuel Macron in Marokko zu Besuch war und sich an Stelle des Königs zu den Protesten äußerte, war die Wut darüber groß. ,,Der König spricht lieber mit Le Président als mit dem Rif", hieß es. Zum ersten Mal wurden Rufe nach Gewalt laut: ,,Silmiyya, c'est fini!" (,,Friedlich ist vorbei!").

Hunderte Festnahmen bei Demos am Ende des Ramadan

Mittlerweile ist die Protestwelle weit über den Rif hinausgewachsen und hat auch die Zentren der marokkanischen Elite erfasst – Städte wie Rabat und Casablanca zum Beispiel. Etwa 100 führende Mitglieder der Bewegung wurden festgenommen, seit die Proteste wieder an Fahrt gewonnen haben.

,,Im marokkanischen Staat gibt es etwas Verfaultes, das nicht mit einem Budget zu lösen ist. Es braucht politische Veränderungen", sagte eine Aktivistin. Auch wenn Hirak bislang keine solchen Forderungen gestellt hat, scheint es nur eine Frage der Zeit – und eine bewusste, strategische Entscheidung, um das Momentum der Demonstrationen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Vermutlich wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern. Als vor kurzem der französische Präsident Emmanuel Macron in Marokko zu Besuch war und sich an Stelle des Königs zu den Protesten äußerte, war die Wut darüber groß. ,,Der König spricht lieber mit Le Président als mit dem Rif", hieß es. Zum ersten Mal wurden Rufe nach Gewalt laut: ,,Silmiyya, c'est fini!" (,,Friedlich ist vorbei!").

...
...
http://www.alsharq.de/2017/nordafrika/marokko/hirak-proteste-in-marokko-der-koenig-spricht-lieber-mit-le-president/ (http://www.alsharq.de/2017/nordafrika/marokko/hirak-proteste-in-marokko-der-koenig-spricht-lieber-mit-le-president/)

Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:12:22 Fr. 21.Juli 2017
In Marocco bleibt's unruhig:

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912668%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC1147F1E680_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=13192978b67f7b252490c9d986993dd4e8bcfb28)(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912674%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC1D258690E0_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=36da723ee5474b23f4dac94aaceae2cc58f25d5e)(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912677%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC19CC696740_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=60015e16b252bbfac940c3f7ff90ed81d978b801)(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912662%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC1220656600_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=25a654c6165670f7b90e92b83febacff2f985e63)(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912679%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC175480A130_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=8b7e217e0f74e7a25a67b0f2d93454ea5fbc2f49)(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fs4.reutersmedia.net%2Fresources%2Fr%2F%3Fm%3D02%26amp%3Bd%3D20170721%26amp%3Bt%3D2%26amp%3Bi%3D1193912663%26amp%3Bw%3D780%26amp%3Bfh%3D%26amp%3Bfw%3D%26amp%3Bll%3D%26amp%3Bpl%3D%26amp%3Bsq%3D%26amp%3Br%3D2017-07-21T151638Z_27470_MRPRC13D0EE84C0_RTRMADP_0_MOROCCO-PROTESTS&hash=7fc5b4dc4bc59e9154522442adec67fa65e43c58)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:15:43 Sa. 22.Juli 2017
! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=EdSdGgiDKzM#)

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=f3z-NQD5UPI#)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:09:30 Di. 01.August 2017
Auch wenn es in unseren Medien kaum erwähnt ist, Marokko kommt nicht zur Ruhe.

ZitatDer marokkanische König ,,begnadigt" über 1.000 Häftlinge – darunter auch viele aus der Protestbewegung des Nordens: Keine Organisatoren dabei

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2016%2F11%2Fmarokko_fikri.jpg&hash=69be8d97280687bc910c516355d13193a5629a99)

Marokko: Justice NOW for Mouhcine FikriAm Samstagabend, 29. Juli 2017, verkündete Mohammed VI. in seiner Ansprache zum 18. Jahrestag seiner Thronbesteigung die Freilassung von rund 1.120 Häftlingen, darunter etwa 120 aus der in der nordmarokkanischen Rif-Region seit Monaten protestierenden Hirak-Bewegung. Die Hirak-Anwälte bewerteten dies als ersten, aber längst nicht ausreichenden Schritt, da die Forderung sei, alle Inhaftierten frei zu lassen. Erst am 20. Juli, nach etwa zwei Wochen, in denen die enorme Polizeipräsenz dazu geführt hatte, dass es weniger Demonstrationen gab als im Mai und Juni, war eine angekündigte Demonstration mit einem uniformierten Massenaufgebot verhindert worden. Ob des Königs Versuch, auch mit heftiger Kritik an ,,den Behörden" versehen, erfolgreich sein wird, die Bewegung zu spalten?
http://www.labournet.de/internationales/marokko/soziale_konflikte-marokko/der-marokkanische-koenig-begnadigt-ueber-1-000-haeftlinge-darunter-auch-viele-aus-der-protestbewegung-des-nordens-keine-organisatoren-dabei/ (http://www.labournet.de/internationales/marokko/soziale_konflikte-marokko/der-marokkanische-koenig-begnadigt-ueber-1-000-haeftlinge-darunter-auch-viele-aus-der-protestbewegung-des-nordens-keine-organisatoren-dabei/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:24:36 So. 17.September 2017
Über Marocco schwappte in den letzten Wochen eine gewaltige Welle der Repression.

Nordafrika kommt jedoch nicht zur Ruhe:


ZitatTunesien
Proteste gegen umstrittenes Amnestie-Gesetz


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.deutschlandfunk.de%2Fmedia%2Fthumbs%2F2%2F2cc011b155d63b3f38efc5aa44a543c1v1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg%3Fkey%3D80fed5&hash=2b9acccf8271a302357f61605fd834ad782aa267)

In Tunesien haben tausende Menschen gegen ein Amnestie-Gesetz protestiert, das in Korruption verwickelte Angehörige der früheren Führung vor Strafverfolgung bewahren soll.

Die Demonstranten zogen in der Hauptstadt Tunis über eine zentrale Straße, darunter auch führende Politiker der Opposition. Das Parlament hatte das umstrittene Gesetz am vergangenen Mittwoch verabschiedet, durch das korrupte Mitglieder des Regimes des 2011 gestürzten Präsidenten Ben Ali straffrei bleiben sollen. Die Regierung argumentiert, mit dem Amnestie-Gesetz würden die Vergangenheit abgeschlossen und die Wirtschaft angekurbelt. Kritiker fordern hingegen eine Aufklärung und Verfolgung der Vorgänge. Korruption gilt in Tunesien weiterhin als großes Problem.
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 14:02:20 Mi. 18.Oktober 2017
ZitatPiketty: Der Nahe Osten ist die Region mit der größten Ungleichheit weltweit
12. Oktober 2017 Thomas Pany

(https://www.heise.de/scale/geometry/700/q75/tp/imgs/89/2/2/9/6/8/1/7/Burj_Dubai_001-63bd1b56416259a1.jpeg)
Burj Khalifa, Dubai.

"Die obersten zehn Prozent haben mindestens 61 Prozent Anteil am Gesamteinkommen." Der französische Wirtschaftswissenschaftler kümmert sich um einen großen blinden Fleck der Nahostberichterstattung

Nur wenige Wirtschaftswissenschaftler werden wie der Franzose Thomas Piketty zu einem weltweit bekannten Star. Sein Buch Das Kapital im 21. Jahrhundert wurde mit der englischen Übersetzung im Jahr 2014 zu einem Bestseller. Bis März dieses Jahres wurden laut Piketty zwischen 2,6 und 3 Millionen Exemplare verkauft. Sein thematischer Schwerpunkt ist die Ungleichheit beim Vermögen und Einkommen, dabei legt er ein besonderes Augenmerk auf historische Entwicklungen.

Zum Phänomen Piketty gehört, dass wahrscheinlich nur eine Minderheit der Käufer den schön gestalteten, dicken Ziegel (im Print angeblich 816 Seiten) zu Ende gelesen haben dürfte. Dessen Botschaft packte der Spiegel zum Erscheinen der deutschen Ausgabe in die Kernaussage "Etwas ist faul im kapitalistischen System."

Zum Phänomen Piketty gehört daher auch, dass seine Thesen sofort Kritiker an die Decke gehen ließen, Widerspruch kam schnell, eine unübersehbare Zahl an Einwänden zu seiner Methodik und seinen Schlüssen, dazu eine Woge an Polemik. Seinem öffentlichen Image nach ist er ein kontroverser Ökonom, umso exponierter, da er sich, anders als viele Ökonomen, auf der linken Seite des Spektrums platziert. Im französischen Präsidentschaftswahlkampf unterstützte er offen den (erfolglosen) sozialdemokratischen Kandidaten Benoît Hamon, zeigte aber auch Sympathien für Jean-Luc Mélenchon

Die Abschaffung der Vermögenssteuer als historischer Fehler


Piketty meldet sich nach wie vor zu aktuellen Themen zu Wort. Er hat einen Blog bei Le Monde. Kürzlich postulierte er dort, dass er den Abbau bzw. Beseitigung (i.O. "suppression") der Vermögenssteuer für einen "historischen Fehler" hält halte.

Die Reaktionen auf das Wagnis, finanzielle Vorteile und Privilegien der Begüterten derart zur Debatte zu stellen, kamen reflexartig. Sie zielten ad Personam und waren en gros ablehnend: "Piketty ist kein Wirtschaftswissenschaftler" oder "Nein, Herr Piketty, der Abbau der Steuer war kein Fehler", etc..

Zum Phänomen Piketty gehört zuletzt auch, dass seine Thesen nicht neu sind. Er insistiert. Die Vermögenssteuer als Instrument zur Nivellierung der Ungleichheit hatte er schon in seinem "Kapital" vorgestellt und schon damals gab es harte Kritik von Kollegen: "Das Steuerkonzept von Piketty - ein großer Irrtum!"

Nur Südafrika kann es mit der Ungleichheit im Nahen Osten aufnehmen

Der Text ist weitaus länger und hier nachzulesen: https://www.heise.de/tp/features/Piketty-Der-Nahe-Osten-ist-die-Region-mit-der-groessten-Ungleichheit-weltweit-3859568.html (https://www.heise.de/tp/features/Piketty-Der-Nahe-Osten-ist-die-Region-mit-der-groessten-Ungleichheit-weltweit-3859568.html)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:39:27 So. 22.Oktober 2017
Das rebellische Nordmarokko beunruhigt den Staat

Marokko galt bislang als relativ ruhig. Doch eine Drehreise unserer Korrespondentinnen zeigt, wie sehr es im Land gährt - und wie die Behörden darauf reagieren. Ihr Bericht von einer Drehreise ins marokkanische Rif-Gebirge liest sich fast wie ein Thriller.


Uns war allerdings bewusst, dass es schwierig werden könnte. Die Mitglieder der Oppositionsbewegung Hirak sitzen fast alle seit Monaten im Gefängnis. Ihre Familien stehen unter hohem Druck. Viele haben nicht auf unsere Anrufe und Anfragen geantwortet. Der Staat hat in den letzten Monaten hart durchgegriffen.

Unser Hotel wird die ganze Nacht bewacht, ins Restaurant folgen uns Polizisten in Zivil. Als wir am nächsten Morgen Al Hoceima verlassen, folgen uns zwei Wagen.

Uns hat Marokko definitiv ein anderes Gesicht gezeigt als bei vorherigen Drehs. Die Konstanz, mit der wir am Drehen gehindert wurden, zeigt wie nervös die Regierung ist. Sie haben offensichtlich Angst, dass die Forderungen von Hirak auch im Rest des Landes Gehör finden könnten. "Im Moment wird innere Sicherheit größer geschrieben als Pressefreiheit", sagt uns ein Kenner des Landes.

Ausschnitte aus:
http://www.heute.de/wie-zdf-reporterinnen-bei-der-drehreise-durch-das-marokkansiche-rif-ueberwacht-wurden-48148744.html (http://www.heute.de/wie-zdf-reporterinnen-bei-der-drehreise-durch-das-marokkansiche-rif-ueberwacht-wurden-48148744.html)

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=J9XmhhW9JEU#)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:11:26 Mo. 27.November 2017
ZitatProteste in der tunesischen Stadt Sejnane.

Die Revolution von 2011 enttäuscht die Menschen. ,,Es geht uns nicht besser."


November 23, 2017

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/11/maghreb-post-nachrichten-tunesien-Proteste-Armut.png)
,,Arbeit, Freiheit, nationale Würde, Wir sind alle Radhia Mechergui"

Versuchte Selbstverbrennung löst Proteste gegen Armut in Tunesien aus.

Tunis – Am gestrigen Mittwoch, dem 22. November 2017, trat die gesamte tunesische Stadt Sejnane in einen Generalstreik. Ausgelöst wurden die Proteste, nach dem sich eine Frau versucht hat selbst zu verbrennen. Der Frau wurde die Sozialhilfe entzogen. Die Demonstranten protestierten gegen die Armut in ihrer Region.

Öffentliche Einrichtungen, Geschäfte und Unternehmen wurden bestreikt.

Am gestrigen Mittwoch blieben Schulen, Unternehmen und Verwaltungen den gesamte Tag geschlossen. Mit Ausnahme von Apotheken, Krankenhausnotfallstationen und Bäckereien kam das gesamte öffentliche Leben in der Stadt zum erliegen, so ein Gewerkschaftsfunktionär und ein Aktivisten gegenüber der African Free Press AFP. In den soziale Netzwerken machen Videos von den Demonstrationen die Runde und zeigen eine große Masse an Menschen, die sich den Protesten auf der Straße angeschlossen hatten.

,,Arbeit, Freiheit, nationale Würde, Wir sind alle Radhia Mechergui"

,,Arbeit, Freiheit, nationale Würde, wir sind alle Radhia Mechergui", skandierten die Demonstranten auf den Straßen von Sejnane. Radhia Mechergui ist eine fünffache Mutter aus der Stadt, deren Ehemann krank ist und Sozialhilfe in Höhe von 150 Dinar (51 Euro) monatlich erhielt. Nachdem die Zahlung durch die Behörden eingestellt wurde und mehrere Widersprüche durch die Mutter unbeantwortet geblieben waren, versuchte sie sich im Gebäude der Präfektur selbst anzuzünden und umzubringen. Der Selbstmordversuch misslang, doch die Mutter von fünf Kindern liegt seit dem mit schweren Verletzungen im örtlichen Krankenhaus.

Entzug der Sozialhilfe war ungerechtfertigt – Sozialkasse muss Verantwortung tragen.

Nach einer ersten Untersuchung durch den Vizepräfekt der Region erklärte dieser, dass die Behörden keine Grundlage gehabt habe, der Frau die Sozialhilfe zu verweigern. Der Unterpräfekt von Sejnane sagte, ,,dass es keinen Grund gab, diesen Zuschuss zu stoppen". Sie profitierte von diesem Zuschuss bis 2016, bis das zuständige Amt für Sozialhilfe der Region beschlossen hatte, die Zahlungen zu stoppen ... . Es gab wirklich keinen Grund der Frau, die sich in einer schwierigen sozialen Lage befand, der Unterstützung zu berauben", so der Vizepräfekt Ali Hamdouni gegenüber AFP weiter. ,,Die Sozialhilfe muss die Konsequenzen dessen tragen, was sie angerichtet hat."

Die Revolution von 2011 enttäuscht die Menschen. ,,Es geht uns nicht besser."


Der Druck auf dem Kessel steigt in Tunesien. Viele Menschen hatten nach der friedlichen Revolution in Tunesien große Hoffnungen. Viele sind nach fast sieben Jahren enttäuscht. Gegenüber der AFP machte der örtliche Generalsekretär der UGTT Amor Barhoumi klar, dass der ,,Akt der Verzweiflung und der Wut von Radhia Mechergui der Funke ist, der den Zorn der Menschen in Sejnane entzündet hat". Denn ,,die Straße kocht. In Solidarität mit Radhia und weil alle bisherigen Regierungen, die es seit der Revolution gegeben hat, nichts für Sejnane getan haben. Der Aktivist Riadh Ben Cherif ergänzte: ,,Nach der Revolution freuten wir uns und dachten, dass sich die Dinge ändern würden. Aber es wird immer schlimmer". Er beklagt, neben anderen Übeln ,,eine steigende Armut, eine wachsende Zahl von Kindern, die die Schule abbrechen müssen sowie mangelnde Freizeit- und Kulturangebote.

In einem Bericht der Organisation FTDES, einer tunesischen NGOs, dass in einer Untersuchung die wirklichen Veränderungen in Tunesien seit dem Stürz der Diktatur von Ben Ali, analysierte, wurde deutlich, dass es Tunesien heute nicht wirklich besser geht. Das Ergebnis ist, trotz eines demokratischen Fortschritts, haben ,,Arbeitslosigkeit, Armut sowie soziale und regionale Ungleichheiten zugenommen". Daraus leitet die Organisation eine Warnung ab, dass diese negative Entwicklung das Risiko für politische Instabilität in Tunesien erhöht..
https://www.maghreb-post.de/proteste-in-der-tunesischen-stadt-sejnane/ (https://www.maghreb-post.de/proteste-in-der-tunesischen-stadt-sejnane/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:42:10 Mi. 27.Dezember 2017
Nach einer anhaltenden Repressionswelle in Marokko, kam es wieder zu einer Erruption von Protesten:

ZitatMarokko – Tod zweier Brüder in einem illegalen Bergwerk löst Proteste aus.

Jerada gibt es in ganz Marokko.


(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/12/Maghreb-post-Marokko-Jerada-Berbau-1-696x373.jpg)

Nach dem Tod zweier Brüder, bei Grabungen in einer geschlossenen Mine, protestieren die Bürger des Ortes.

Oujda – In der Nähe der Stadt Oujda, im Nordosten Marokkos, kam es zu einer Tragödie, die die Menschen aufwühlt. In der kleinen Stadt Jerada starben zwei Brüder, im Alter von 23 und 30 Jahren, bei Tunnelgrabungen in einer geschlossenen Kohlemine. Das Unglück ereignete sich am vergangenen Freitag gegen sieben Uhr früh. Die insgesamt drei jungen Männer versuchten einen Verbindungstunnel zwischen zwei Belüftungsschächten zu graben, als sie plötzlich von eindringendem Grundwasser überrascht wurden. Nur einer der drei Männer konnte, nach Angaben des Nachrichtenmagazins Telquel, durch den Zivilschutz und durch die Feuerwehr gerettet werden. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich schwierig, weil der Unglücksschacht 70 Meter tief gewesen sein soll. Die beiden Brüder schafften es nicht und könnten nur noch Tod geborgen werden.

Tod der Brüder löst Proteste in Jerada aus.

Der Tod der jungen Männer löste nun Proteste aus, die seit letztem Freitag anhalten. Die Tragödie reist alte Wunden auf und löst Wut sowie Frustration über die wirtschaftliche Situation in dem Gebiet aus. Rund um die Stadt Oujda lebten viele Ortschaften bis in die 1990 Jahre gut vom Bergbau. Der Bergbau in der Region geht teilweise noch auf die Besatzungszeit unter Spanien zurück. Das Gebiet ist reich an Erzen und Kohle. Jerada war eine lebendige Bergarbeiterstadt, bis der Bergbau unwirtschaftlich wurde und die Mine 1998 endgültig schloss. Seit dem ist es nicht gelungen neue wirtschaftliche Perspektiven für die Menschen zu entwickeln, obwohl es einige Projekte gegeben hat. Viele junge Menschen sind gezwungen die geschlossene Mine illegal weiter auszubeuten um Einkünfte zu erzielen. Die Behörden schauten meist weg. Dabei riskieren die jungen Menschen Gesundheit und bisweilen ihr Leben. Nach Angaben der Hohen Kommission für Planung (HCP), die marokkanische Statistikbehörde, ist Jerada eine der ärmsten Gemeinden Marokkos.

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2017/12/Maghreb-post-Marokko-Jerada-Berbau-2.jpg)
Sicherheitskräfte in Jerada greifen nicht ein – Demonstranten sind friedlich.

Die Zentralregierung in Rabat beobachtet die Lage in Jerada offensichtlich aufmerksam. Bei der gestrigen Beerdigung der verunglückten Brüder waren neben mehreren hundert Trauergästen (einige Medien berichten von mindestens tausend Teilnehmern) auch Sicherheitskräfte vor Ort. Man fürchtet Proteste und Unruhen. Doch die stattgefundenen Protestversammlungen blieben bisher friedlich, auch wenn die Menschen weiterhin ihre Wut zum Ausdruck bringen. Der marokkanische Premierminister Saad-Eddine El Othmani stellte sich im Parlament den Fragen der Abgeordneten zur Situation in Jerada und lud die Volksvertreter und Sprecher der Gemeinde zu Gespräch ein. Offensichtlich will man frühzeitig der Situation Aufmerksamkeit widmen, um ein zweites Al Hoceima zu verhindern.

Jerada gibt es in ganz Marokko.

Orte wie die von Oujda 60 km entfernte Kleinstadt Jerada gibt es in ganz Marokko. Hier sind Ortschaften im Rif aber auch im Hohen Atlas von Schließungen ehemaliger Bergbauunternehmen betroffen. Viele Unternehmen wurden noch unter der Kolonialzeit gegründet und verloren unter marokkanischem Management ihre Wettbewerbsfähigkeit. Aber auch der Preisverfall am Weltmarkt hat die Regionen getroffen. Gerade Kohle erlitt durch Australien einen rapiden Preisverfall, so dass es sich vielerorts nicht mehr rentierte eigenen Bergbau zu betreiben. So paradox es klingt. Es ist tatsächlich billiger Kohle per Schiff um die ganze Welt zu transportieren, als diese in Marokko, Frankreich oder Deutschland selbst abzubauen. Viele Orte, wie das an Erzen reiche Midelt im Hohen Atlas, die Kohlestadt Jerada oder das nahe gelegenen Taourit, kämpfen mit dem Strukturwandel. Außer dem Phosphatabbau konnte in Marokko kaum Rohstoffabbau bzw. Bergbau am Leben gehalten werden.
https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-tod-zweier-brueder-in-einem-illegalen-bergwerk-loest-proteste-aus/ (https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-tod-zweier-brueder-in-einem-illegalen-bergwerk-loest-proteste-aus/)

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=ISqUlB8It9I#)



Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:53:03 Mi. 10.Januar 2018
Nordafrika bleibt unruhig und spannend:

ZitatZum neuen Jahr Steuererhöhungen, Preiserhöhungen: Massenproteste in mehreren Städten Tunesiens – Todesopfer durch Polizeieinsatz

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2018%2F01%2Fdouz_9.1.18.jpg&hash=2bbafbb195258f8267f7f391a40546422e256326)
Demonstration gegen Teuerung in Douz in Tunesien in der Nacht zum 9.1.18

Die tunesische Regierung hatte zum 1. Januar 2018 zahlreiche Maßnahmen verkündet, um den Auflagen ihrer Kreditgeber zu entsprechen: Diverse Steuererhöhungen, die selbstverständlich zu Preiserhöhungen führten – nicht zuletzt bei Benzin und anderen Energiepreisen, Erhöhung der Importzölle auch auf Lebensmittel und weitere antisoziale Maßnahmen stellten einen ganzen Katalog der Grausamkeiten dar, der über eine Bevölkerung verhängt wurde, die ohnehin bereits durch massive Erwerbslosigkeit ernste Probleme in der Lebensführung hat. (Siehe den Verweis auf unsere Berichterstattung über die Erwerbslosenproteste seit 2016 am Ende des Beitrags). Nachdem bereits am Sonntagabend in der Hauptstadt eine Demonstration von der Polizei ,,aufgelöst" worden war, kam es am Montag, 08. Januar 2018 in mehreren Städten zu massiven Protesten, an denen sich viele Tausend Menschen beteiligten. In Tebourba, westlich von Tunis, besetzten DemonstrantInnen ein Behördengebäude, worauf die Polizei einen Großangriff organisierte, bei dem – offiziell an den Folgen des Einsatzes von Tränengas – ein Demonstrant starb, was weitere Proteste im Verlauf der vergangenen Nacht hervor rief. Die Proteste werden – laut verschiedenen Meldungen – vor allem von einem Netzwerk "Fech Nestannew" (Worauf warten wir) organisiert.
http://www.labournet.de/?p=126328 (http://www.labournet.de/?p=126328)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:06:48 Mi. 10.Januar 2018
ZitatTunesien
200 Festnahmen bei gewaltsamen Demonstrationen


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.deutschlandfunk.de%2Fmedia%2Fthumbs%2Fc%2Fc30325fb5f02dec0a7d9797908a11a42v1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg%3Fkey%3D82c7df&hash=2643f7a9ca7b1a2b088b7e5e70f8030f63178230)

In Tunesien ist es die zweite Nacht in Folge zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen.

Es gab zahlreiche Verletzte, darunter auch etwa 50 Polizisten. Wie das Innenministerium mitteilte, wurden mehr als 200 Menschen festgenommen. Die Proteste richten sich gegen steigende Lebenshaltungskosten und die Sparpolitik der Regierung. In einer Vorstadt von Tunis wurde ein Supermarkt geplündert. Auch in anderen Städten kam es zu Ausschreitungen.
Gestern war bei Protesten ein Mann getötet worden.
http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-200-festnahmen-bei-gewaltsamen-demonstrationen.2932.de.html?drn:news_id=837489 (http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-200-festnahmen-bei-gewaltsamen-demonstrationen.2932.de.html?drn:news_id=837489)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 13:12:36 Do. 11.Januar 2018
ZitatErneut hunderte Festnahmen bei Protesten

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.deutschlandfunk.de%2Fmedia%2Fthumbs%2F8%2F80883435f0ca313eebc28d5a5f355a76v1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg%3Fkey%3D82c720&hash=a9ed1e1d691109813c50e720b7ba6ff67233fb83)
Proteste in Tunesien gegen die Sparpolitik der Regierung

In Tunesien hat es auch in der vergangenen Nacht wieder gewaltsame Proteste gegeben.

Korrespondentenberichten zufolge wurden Sicherheitskräfte in der Stadt Siliana mit Steinen und Brandsätzen angegriffen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Auch aus anderen Landesteilen wurden Zusammenstöße gemeldet.
Das Innenministerium sprach von mehr als 300 Festnahmen.

Es war bereits die dritte Nacht in Folge mit Ausschreitungen dieser Art. Die Proteste richten sich gegen steigende Lebenshaltungskosten und die Sparpolitik der Regierung.
http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-erneut-hunderte-festnahmen-bei-protesten.2932.de.html?drn:news_id=837814 (http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-erneut-hunderte-festnahmen-bei-protesten.2932.de.html?drn:news_id=837814)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:53:25 Fr. 12.Januar 2018
ZitatNach über 600 Festnahmen weiß die tunesische Regierung Bescheid: Hinter den Protesten steckt die Front Populaire. Oder, vielleicht auch: Schmuggler...

Jugendprrotest in Tunesien im Februar 2016 - gegen ErwerbslosigkeitWährend die Proteste gegen die Teuerung in Tunesien sich sowohl immer weiter ausbreiten und jetzt in allen Regionen des Landes stattfinden, als auch immer härtere Konfrontationen mit Polizei und Armee erleben, haben die (nicht nur) tunesischen Medien vor allem das Thema Plünderungen als Schlagzeile, ganz im Sinne der Regierung. Und während die Zahl der Festgenommenen jede Nacht um Hunderte ansteigt, weiß die konservative Regierung jetzt (endlich), was hinter den ganzen Protesten steckt. Natürlich nicht ihre eigene Politik, die die Teuerung fördert, sondern die linke Opposition der Volksfront. (Und falls das nicht besonders plausibel sein sollte, gibt es als Ersatz-Schuldigen auch noch Schmugglerbanden). Während die Polizei und andere Repressionsorgane auf der einen Seite Demonstrationen und Proteste verhindern sollen, sind sie andrerseits damit beschäftigt, das Jugend-Netzwerk ,,Worauf warten wir?" zu ,,enttarnen", das sich als eine der wesentlichen Kräfte bei der Organisierung der Proteste profiliert hat.
http://www.labournet.de/?p=126475 (http://www.labournet.de/?p=126475)

ZitatJahrestag der Revolution Proteste in Tunesien

In ganz Tunesien gehen junge Menschen wieder auf die Straße. Die Regierung beklagt Plünderungen. Probleme bereitet dem Land vor allem die Wirtschaft.


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fstatic3.fr.de%2Fstorage%2Fimage%2F5%2F6%2F1%2F4%2F1044165_608x342-912w_1qlRjz_BcPQgY.jpghttp%3A%2F%2Fstatic3.fr.de%2Fstorage%2Fimage%2F5%2F6%2F1%2F4%2F1044165_608x342-912w_1qlRjz_BcPQgY.jpg&hash=43c3dc679d72a721f49df5bcaf0348641c9d02b6)

Die Bilder sind fast die gleichen wie vor sieben Jahren. Damals standen jungen Menschen auf der Avenue Bourguiba, der Prachtstraße im Zentrum von Tunis, und forderten den «Sturz des Regimes» - heute fordern sie den «Sturz des Finanzgesetzes». Die Demonstranten beklagen gestiegene Preise und zu hohe Steuern. Bei nächtlichen Demonstrationen in verschiedenen Orten des Landes kommt es zu Randale und Plünderungen. Die Polizei greift hart durch.

Mehr als 600 Menschen wurden bei den teils gewaltsamen Protesten in den vergangenen Tagen nach Angaben des Innenministeriums festgenommen. Es handele sich um Plünderer, die die sozialen Proteste gegen die Inflation und das seit Jahresbeginn geltende Finanzgesetz ausnutzten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Allein in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag seien 328 Menschen festgenommen worden, weil sie öffentliches oder privates Eigentum beschädigt oder sich an Plünderungen beteiligt hätten.

Bereits die dritte Nacht in Folge war es im ganzen Land zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften gekommen. Auch in Vororten der Hauptstadt Tunis setzte die Polizei wieder Tränengas ein. Auf Videos, die in den Sozialen Netzwerken kursierten, ist zu sehen, wie teils vermummte Menschen Straßensperren errichteten und anzündeten oder Supermärkte ausräumten und Fernseher und andere Elektrogeräte fortschleppten.

Ministerpräsident Youssef Chahed hatte zu Beginn der neuerlichen Protestwelle die Menschen um Verständnis für die Einführung des neuen Finanzgesetzes gebeten. Die Lage sei außergewöhnlich und das Land habe Probleme. «Aber wir glauben, dass 2018 das letzte schwierige Jahr für die Tunesier wird», sagte Chahed. Die Steuererhöhungen würden helfen, die Wirtschaft zu stabilisieren. Am Abend warf Regierungschef Chahed kriminellen Netzwerken und Oppositionspolitikern vor, die Unruhen anzustacheln.

    Fotostrecke: Proteste in Tunesien http://www.fr.de/fotostrecken/cme26466,1044157 (http://www.fr.de/fotostrecken/cme26466,1044157)


Nach der Revolution 2011 hatte Tunesien weitreichende demokratische Reformen eingeleitet und der Staat gilt als Musterland des sogenannten «Arabischen Frühlings». Doch das kleine nordafrikanische Land bekommt seine großen wirtschaftlichen Probleme nicht in den Griff. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, fast jeder Dritte Hochschulabsolvent findet keine passende Anstellung.

Die Staatsverschuldung ist auf knapp 70 Prozent des Bruttoinlandprodukts gestiegen. Wichtige Investitionen bleiben aus, die Korruption grassiert. Islamistische Organisationen versuchen, aus dieser Lage Profit zu schlagen, was wiederum Investoren abschreckt.

Am kommenden Sonntag (14.1.) jährt sich der Jahrestag der Revolution zum siebten Mal. Am 14. Januar 2011 hatte der langjährige Machthaber Zine el Abidine Ben Ali nach 23 Jahren an der Spitze des Staates Tunesien fluchtartig verlassen. Zuvor hatte es mehrwöchige Demonstrationen im ganzen Land gegeben. Die Unruhen in Tunesien sprangen damals auch auf andere arabische Staaten wie Ägypten und Syrien über, ohne dass dort die Hoffnungen auf Liberalisierung und Demokratisierung erfüllt wurden. (dpa)
http://www.fr.de/politik/jahrestag-der-revolution-proteste-in-tunesien-a-1424402 (http://www.fr.de/politik/jahrestag-der-revolution-proteste-in-tunesien-a-1424402)


Auch in Tunesien: Die Erbärmlichkeit linker Parteien:
ZitatEin Sprecher des linken Parteienbündnisses Tunesische Volksfront sagte, es sei »illegitim«, Staatseigentum zu zerstören, appellierte aber an Regierungschef Youssef Chahed, »Lösungen für die jungen Tunesier« zu finden.
https://www.jungewelt.de/artikel/325115.mehr-als-600-festnahmen-in-tunesien.html (https://www.jungewelt.de/artikel/325115.mehr-als-600-festnahmen-in-tunesien.html)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:08:38 So. 14.Januar 2018
Und wer sagt denn, daß gewaltsame Proteste nichts bringen?

ZitatEin Mindesteinkommen für bedürftige Familien, kostenlose medizinische Behandlung für Arbeitslose, leichter erhältliche Wohnkredite: Dies sind einige der Maßnahmen, mit denen die tunesische Regierung auf die Proteste reagiert, die seit einer Woche durch das ganze Land rollen.
http://www.dw.com/de/tunesien-das-d%C3%BCrre-erbe-der-revolution/a-42143689 (http://www.dw.com/de/tunesien-das-d%C3%BCrre-erbe-der-revolution/a-42143689)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:00:40 Mo. 15.Januar 2018
Zitat,,Die tunesische Regierung hat nach teils gewaltsamen Protesten gegen die Erhöhung von Steuern und Preisen mehr Hilfen für Bedürftige angekündigt.Insgesamt sollten die Hilfsprogramme um umgerechnet rund 60 Millionen Euro aufgestockt werden, teilte das Sozialministerium mit. Das betreffe rund 250.000 Familien. Präsident Essebsi wird nach Angaben der Behörden heute erstmals überhaupt den von Armen bewohnten Stadtteil Ettadhamen in der Hauptstadt Tunis besuchen. – Zuletzt haben viele Tunesier ihrer Enttäuschung über wachsende wirtschaftliche Probleme Luft gemacht. In der vergangenen Woche wurden rund 800 Demonstranten in Gewahrsam genommen. Bei gewalttätigen Zusammenstößen wurden fast 100 Sicherheitskräfte verletzt" – aus der Meldung ,,Regierung will Sozialprogramme aufstocken" am 14. Januar 2018 im Deutschlandfunk http://www.deutschlandfunk.de/proteste-in-tunesien-regierung-will-sozialprogramme.1939.de.html?drn:news_id=838774 (http://www.deutschlandfunk.de/proteste-in-tunesien-regierung-will-sozialprogramme.1939.de.html?drn:news_id=838774) in der die Information über die gewaltätigkeit der Polizei ,,vergessen" wurde.
http://www.labournet.de/?p=126575 (http://www.labournet.de/?p=126575)


(https://abload.de/img/tunesien-275_v-modpre50kzh.jpg) (http://abload.de/image.php?img=tunesien-275_v-modpre50kzh.jpg)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:12:34 Mo. 15.Januar 2018
Ein sehenswertes Video bei Labournet.TV

http://de.labournet.tv/neue-protestwelle-tunesien (http://de.labournet.tv/neue-protestwelle-tunesien)




(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.deutschlandfunk.de%2Fmedia%2Fthumbs%2F9%2F90a6a67f4f3af5fa9559983746f95eddv1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg%3Fkey%3D4eae05&hash=7d852fda69dfa3d2b43f0ff31725c626cab375ce)


Hier ein Analyse der Hintergründe:

In die Sackgasse gedrängt
15.01.2018

TUNIS/BERLIN (Eigener Bericht) - In Tunesien, einem Standort deutscher Niedriglohnproduktion, dauern die Proteste gegen ein mit empfindlichen Preiserhöhungen verbundenes Finanzgesetz an. Das Gesetz ist dem Land vom IWF aufgezwungen worden, um die Folgen einer Strukturkrise zu bekämpfen. In deren Entstehung ist die Bundesrepublik involviert: Deutsche Unternehmen und die Bundesregierung haben dazu beigetragen, Tunesien sehr einseitig auf recht wenige Exportsektoren auszurichten - insbesondere die Textil- und Kabelproduktion -, die dem Land keinerlei wirkliche Entwicklungschancen bieten. Zugleich hat die hohe Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen Tunis zur Gewährung von Steuervorteilen für Investoren gezwungen, die das Land mit in eine Schuldenfalle getrieben haben. Tunesien habe im vergangenen Jahr gut ein Fünftel seines Haushalts an ausländische Gläubiger zahlen müssen, heißt es in einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Linkspartei). Im Rahmen des G20-"Compact with Africa" richtet Berlin Tunesien weiterhin gemäß den Interessen deutscher Investoren zu.

Proteste

In Tunesien halten die Proteste gegen das neue Finanzgesetz an, das zu Jahresbeginn auf Druck des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Kraft getreten ist. Das Gesetz soll dazu beitragen, die Staatseinnahmen zu erhöhen, um den zuletzt beträchtlich gestiegenen Schuldenstand des Landes zu senken. Tunesiens Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren eingebrochen - vor allem, weil erstens die ausländischen Investitionen geschrumpft sind und zweitens der Tourismus infolge mehrerer jihadistischer Terroranschläge zurückgegangen ist. Das Finanzgesetz wälzt die Lasten nun mit der Kürzung von Subventionen und mit Mehrwertsteuererhöhungen auf die Bevölkerung ab, die jetzt unter anderem für Benzin, Lebensmittel und Medikamente mehr bezahlen muss als zuvor.[1] In der vergangenen Woche ist es zu heftigen Protesten gekommen, gegen die Polizei und Militär brutal vorgingen; über 800 Menschen wurden festgenommen, ein Demonstrant kam ums Leben. Am gestrigen Sonntag dauerten die Demonstrationen gegen das Finanzgesetz an.

Teil europäischer Wertschöpfungsketten

Die eigentlichen Ursachen der aktuellen Krise in Tunesien liegen allerdings nicht nur im jüngsten Einbruch der Wirtschaft begründet; sie reichen tiefer und haben strukturelle Wurzeln. Unlängst hat sie eine von der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Linkspartei) publizierte Analyse beschrieben. Wie die Analyse bestätigt, ist die Wirtschaft des Landes in den vergangenen Jahrzehnten "infolge einer Strategie zur Integration der Wirtschaft in globale Wertschöpfungsketten" sehr "einseitig auf einige wenige Exportsektoren ... ausgerichtet" worden. Dabei handelt es sich um Branchen wie "Textilien" sowie "mechanische und elektrische Geräte", die klar "von europäischen Unternehmen dominiert" werden.[2] Tatsächlich spielen deutsche Firmen dabei eine herausragende Rolle. Rund 250 Unternehmen aus der Bundesrepublik haben insgesamt mehr als 350 Millionen Euro in dem Land investiert; der Nürnberger Kabelhersteller Leoni ist laut eigenen Angaben der aktuell größte Arbeitgeber dort. Neben weiteren Kabelproduzenten (Dräxlmaier, Kromberg & Schubert) sind vor allem Textilunternehmen (Van Laack, Rieker), der Plüschtierproduzent Steiff sowie verschiedene Elektronikfirmen (Marquardt, Mentor, Wisi) in Tunesien präsent. Wie die Luxemburg-Stiftung konstatiert, ist durch die Auslandsinvestitionen "eine Wirtschaftsstruktur entstanden, die auf einer Spezialisierung auf Branchen mit geringen Wertzuwächsen basiert"; zugleich sind die auswärtigen Investoren "auf Profitmaximierung mittels Kostenreduktion" bedacht. Profite werden regelmäßig - und mutmaßlich nicht immer legal - aus Tunesien an die Hauptstandorte der Auslandsinvestoren transferiert; eine weitergehende ökonomische Entwicklung durch die Investoren findet nicht statt.

Steuerdumping und Schuldenfalle


Hinzu kommt, heißt es in der Analyse, dass Tunesien unter dem Druck der Standortkonkurrenz die ausländischen Investoren mit "Niedrigststeuerpolitik (Steuerdumping)" anzulocken bzw. im Land zu halten sucht.[3] Tatsächlich konstatiert etwa die bundeseigene Wirtschaftsagentur Germany Trade & Invest (GTAI): "Investoren können in Tunesien von niedrigen Steuersätzen profitieren." Zudem könnten "bei Investitionen in die Ausbildung junger Menschen" sowie in die "Steigerung der Wertschöpfung" oder "der Exportkapazitäten" häufig "hohe Zuschüsse in Anspruch genommen werden".[4] Dies hat, wie die Analyse der Luxemburg-Stiftung feststellt, zu einem Rückgang der Staatseinnahmen und "zu einer Verschlechterung der sozioökonomischen Existenzbedingungen der Bevölkerung" geführt.[5] Hinzu kommt demnach "die Schuldenfalle": Die Standortkonkurrenz und die mangelnden eigenen Entwicklungschancen in den globalen Wertschöpfungsketten haben Tunis strukturell in die Verschuldung getrieben. Diese habe sich inzwischen verselbständigt, heißt es in der Analyse. So hätten "1,7 Milliarden US-Dollar eines Kredits von insgesamt 2,9 Milliarden US-Dollar", den das Land 2016 im Rahmen einer IWF-Maßnahme aufgenommen habe, ausgegeben werden müssen, um "einen älteren Stand-by-Kredit des IWF zu tilgen". 2017 sei Tunesien darüber hinaus gezwungen gewesen, "ein Fünftel des Haushalts ... an ausländische Gläubiger" zu zahlen. Eine gedeihliche Entwicklung sei damit faktisch unerreichbar.

Investitionsförderung

Bundesdeutsche Unternehmen nutzen Tunesien seit Jahrzehnten als Niedriglohnstandort - Leoni etwa seit 1977 - und haben damit maßgeblich dazu beigetragen, Tunesien auf seine heutige ökonomische Position festzulegen. Die Bundesregierung hat ihre Aktivitäten in dem Land stets unterstützt; so hat sie etwa ein Jahr nach dem Sturz von Staatspräsident Ben Ali Anfang 2011 eine sogenannte Transformationspartnerschaft mit Tunesien vereinbart, die deutschen Firmen zahlreiche lukrative Vorteile sicherte (german-foreign-policy.com berichtete [6]). Ihr jüngster Schritt schließt unmittelbar daran an: Im vergangenen Jahr haben Berlin und Tunis angekündigt, im Rahmen des "Compact with Africa" der G20 die Rahmenbedingungen für Auslandsinvestitionen in Tunesien weiter zu fördern.[7] Deutsche Wirtschaftskreise monieren schon seit langer Zeit, "die Umsetzung von Gesetzen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts verzöger[e]" sich in Tunis allzu oft.[8] Der Schwerpunkt des "Compact" liegt nun zunächst auf Reformen im Finanz- und Bankensektor.[9]

Waffen für Tunesien

Während die Proteste der Bevölkerung anhalten, kann sich Tunis bei ihrer Niederschlagung auch auf deutsche Waffen stützen. So hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Genehmigungen für den Export von Rüstungsgütern nach Tunesien auf mehr als 58 Millionen Euro erhöht. Geliefert werden durften beispielsweise zwölf automatische Gewehre der süddeutschen Waffenschmiede Heckler & Koch. Darüber hinaus haben deutsche Stellen zahlreiche Lehrgänge für tunesische Polizisten durchgeführt, die insbesondere die Grenzabschottung intensivieren sollen, teilweise aber auch für andere Zwecke dienlich sind. Die Bundesregierung hat angekündigt, die tunesische Polizei auch in Zukunft trainieren zu wollen.[10]



[1] Sandra Louven: Der Preis der Freiheit. handelsblatt.com 12.01.2018.

[2], [3] Maha ben Gadha, Peter Schäfer: Auslandsverschuldung lähmt Tunesien. Migration, Entwicklungshilfe und der Handlungsdruck der Bundesregierung. Berlin, März 2017.

[4] Fausi Najjar: Deutsche Investoren im Maghreb zum Teil unterrepräsentiert. gtai.de 12.01.2018.

[5] Maha ben Gadha, Peter Schäfer: Auslandsverschuldung lähmt Tunesien. Migration, Entwicklungshilfe und der Handlungsdruck der Bundesregierung. Berlin, März 2017.

[6] S. dazu Profite sichern und Zum Wohle des tunesischen Volkes (II).

[7] S. dazu Einflusskampf um Afrika.

[8] Fausi Najjar: Deutsche Investoren im Maghreb zum Teil unterrepräsentiert. gtai.de 12.01.2018.

[9] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Niema Movassat, Annette Groth, Heike Hänsel, Andrej Hunko und der Fraktion Die Linke. Deutscher Bundestag, Drucksache 18/13697, 23.10.2017.

[10] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Christine Buchholz, Heike Hänsel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Die Linke. Deutscher Bundestag, Drucksache 19/333, 28.12.2017.


https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7500/ (https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7500/)


Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 14:07:00 Mo. 15.Januar 2018
Protest mit Hand und Fuß:
ZitatDiese Demonstrationen gewannen Zulauf und wuchsen sich in einigen Fällen zu Diebstählen, Plünderungen und Brandstiftungen aus. Dutzende Polizeiautos wurden demoliert, zwei Polizeiwachen niedergebrannt, weitere acht geplündert.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-01/tunesien-proteste-arabischer-fruehling-preissteigerung (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-01/tunesien-proteste-arabischer-fruehling-preissteigerung)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:40:09 Fr. 19.Januar 2018
Marokko fehlt weiternin in der Berichterstattung:

ZitatProteste in Jerada gehen in die dritte Woche.

Oujda – Die Proteste in Jerada gehen an diesem Wochenende in die dritte Woche. In der ehemaligen Kohlestadt, ca. 60 km von Oujda entfern, protestieren die Menschen gegen die wirtschaftliche Lage in der Region. Auslöser der Proteste war der Tod zweier junger Männer, die bei Arbeiten in einer illegalen Kohlemine ertrunken waren – maghreb-post berichtete. Jerada ist eine Stadt, die nach der Schließung der Kohlemine vor Ort kaum wirtschaftliche Chancen bietet. Daher arbeiten viele Menschen in illegalen Gruben. Dabei bringen sie sich immer wieder in Gefahr. Viele Menschen erkranken an der sog. Staublunge oder verunglücken, weil sie die gegrabenen Stollen nicht ausreichend absichern können. Der Tod zweier junger Menschen brachte das Fass der Frustration zum Überlaufen und löste die bislang friedlichen Proteste aus.

Demonstranten mit klaren Forderungen und intelligentem Vorgehen.


Die Protestbewegung und die Menschen in Jerada achten sehr darauf, dass die Demonstrationen friedlich bleiben. Hier hat man aus den Ereignissen in Al Hoceima offensichtlich Lehren gezogen. Auch die Mittel der Proteste werden intelligent ausgewählt. Neben den bekannten Protestmärschen durch die Stadt, organisieren sich die Menschen in ihren Stadtteilen und stimmen dort ihre Forderungen und Aktionen aufeinander ab. So kann es an einem Tag sein, dass die Bewohner für eine Stunde die Lichter ausschalten oder am nächsten Tag die Geschäfte geschlossen bleiben. Auch das direkte Gespräch mit Verantwortlichen wird gesucht. Die Forderungen sind in einer Liste zusammengetragen und priorisiert. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen, z.B. durch den Aufbau eines Gewerbeparks, soll die Regierung in die Krankenhäuser und Schulen investieren. Bei den Protesten werden kaum Symbole verwendet, die den Politikern oder den Sicherheitskräften Anlass zu Aktionen liefern. So kam es auch bisher zu keinen Festnahmen im direkten Zusammenhang mit den Protesten.
https://www.maghreb-post.de/politik/marokko-proteste-in-jerada-halten-an/ (https://www.maghreb-post.de/politik/marokko-proteste-in-jerada-halten-an/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 18:12:29 Mi. 24.Januar 2018
ZitatWeiter Proteste gegen wirtschaftliche Lage

In Tunesien ist es erneut zu Protesten gegen den Sparkurs der Regierung und die hohe Arbeitslosigkeit gekommen.


Im Ort Metlaoui im Süden des Landes blockierten Demonstranten Korrespondentenberichten zufolge Straßen und setzten Reifen in Brand. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menschenmenge zu zerstreuen. Auch im nahegelegenen Mdihla kam es nach Augenzeugenberichten zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

In Tunesien kommt es seit Jahresbeginn zu Protesten, die sich gegen Preissteigerungen und Steuererhöhungen richten.
http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-weiter-proteste-gegen-wirtschaftliche-lage.1939.de.html?drn:news_id=841843 (http://www.deutschlandfunk.de/tunesien-weiter-proteste-gegen-wirtschaftliche-lage.1939.de.html?drn:news_id=841843)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:11:41 So. 04.März 2018
ZitatLinke kämpfen um Führung der Proteste in Tunesien

Mit Beginn des Jahres brachen in mehreren Städten Tunesiens Proteste aus. Sieben Jahre nach dem Sturz des langjährigen Diktators Ben Alí gehen erneut Zehntausende auf die Straße. Die Proteste knüpfen an den Arabischen Frühling an und könnten die gesamte Region erneut erschüttern.


Die wütenden Proteste füllen die Straßen von zumindest 20 tunesischen Städten und richten sich gegen das kürzlich verabschiedete Finanzgesetz, das zu weiteren Preissteigerungen bei Benzin, Wohnen und Lebensmitteln führt. Das verschärft die bereits bestehende Massenarbeitslosigkeit, Armut und soziale Ungleichheit.

Am 8. Jänner wurde der 55-jährige Khamis bin Sadiq al-Yafrani während eines Protests in der Stadt Tebourba getötet. Laut Regierung starb er an einem Tränengas-Angriff, doch Aktivisten sagen, Khamis sei von einem Polizeiauto überfahren worden (in sozialen Medien kursieren zahlreiche Bilder).
Repression

Die Polizei attackiert Protestierende mit Tränengas, diese wehren sich mit Steinen und Molotowcocktails und blockieren Hauptverkehrsstraßen mit brennenden Reifen. Das Militär unterstützt die lokale Polizei bei der Bewachung von Regierungsgebäuden und Banken.

Mehr als 500 Protestierende wurden bereits verhaftet. Menschenrechtsaktivisten berichten von willkürlichem Vorgehen der Polizei. Ahmed Sassi, ein bekannter Aktivist und arbeitsloser Philosoph, wurde in seinem Zuhause in Tunis verhaftet. Während die Staatsgewalt gegen Aktivisten vorgeht, porträtieren die Medien die Proteste als reine Vandalen-Akte.
Opposition

Doch die andauernden Proteste sind nicht nur ein Ausbruch von Wut und Gewalt. Während der letzten drei Jahre gab es vermehrt Proteste wegen der sozioökonomischen Lage – von Menschen die sich von der propagierten ,,demokratischen Wende" ausgeschlossen fühlen. Sie fordern Veränderungen, ein Ende der Korruption und mehr soziale Gerechtigkeit.

Die Austeritätsmaßnahmen werden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Union im Austausch für Kredite diktiert. Diese wiederum gehen für Kreditrückzahlungen an internationale Banken drauf. Außerdem treibt das wachsende Handelsdefizit den Wert der Tunesischen Währung runter, erhöht die Kosten der Kreditrückzahlungen und untergräbt die Kaufkraft der breiten Bevölkerung.

Auch wenn es ein generelles Misstrauen gegenüber politischen Parteien gibt – speziell von der verarmten und arbeitslosen Jugend – spielte die Linke eine wichtige Rolle beim Ausbruch der Demonstrationen. Linke Aktivisten agitierten gegen die Pläne der Regierung und bestärkten, dass die Wut in den Straßen ausbrechen kann. Die Volksfront und andere Oppositionsparteien riefen für den 14. Jänner, dem Jahrestag der Tunesischen Revolution, die Diktator Ben Ali stürzte, zu einem Massenprotest in der Hauptstadt auf.

Die fortgesetzten Proteste zeigen, dass keiner der Missstände, welche die Tunesier zur Revolution angetrieben haben, beseitigt wurde. Die Revolution ist ein langwieriger Prozess und die Arbeiterklasse Tunesiens braucht eine Führung, die im Stande ist, den Kampf zu organisieren.
Aus dem Englischen übersetzt von Judith Litschauer. Der Originalartikel erschien zuerst auf socialistworker.co.uk
https://diefreiheitsliebe.de/politik/linke-kaempfen-um-fuehrung-der-proteste-in-tunesien/
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:54:15 Sa. 07.April 2018
Es entwickelt sich scheinbar eine permanente Rebellion in Marokko.

ZitatRabat – Vertreter zahlreicher politischer Richtungen und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) hielten am letzten Freitag eine Pressekonferenz zur Situation in Jerada ab. Danach wurden seit Beginn der Proteste mindestens 70 Personen verhaftet.

,,Es wurden mindestens 70 Personen verhaftet, was für eine Kleinstadt wie Jerada (Nordosten Marokkos) sehr viel ist", sagte Abdeslam Laâziz, Generalsekretär des Ittihadi National Congress (CNI, Oppositionspartei) während der Pressekonferenz in der marokkanischen Hauptstadt Rabat.

Seite Mitte Dezember protestieren die Bürger von Jerada für Reformen in ihre Region und eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Bis Mitte März waren die Proteste friedlich. Dann kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, die eine nicht genehmigte Demonstration auflösen wollten.
https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-mindestens-70-festnahmen-in-jerada/ (https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-mindestens-70-festnahmen-in-jerada/)

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=rpU02RWoNgk#)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:57:32 Di. 05.Juni 2018
ZitatJordanien: Regierung stürzt nach IWF-Unruhen

Bei einem der wichtigsten US-Verbündeten im Nahen Osten sind Unruhen gegen ein IWF-Programm ausgebrochen.


Vor dem Hintergrund tagelanger Proteste gegen Preissteigerungen und Steuererhöhungen in Jordanien ist Ministerpräsident Hani Mulki am Montag zurückgetreten. Nach Angaben aus Regierungskreisen übergab er König Abdullah II. sein Rücktrittsgesuch, das dieser akzeptierte. Der Monarch beauftragte demnach den Bildungsminister Omar al-Rassas mit der Bildung einer neuen Regierung. Mulki hatte seine Regierung im Mai 2016 gebildet.

Abdullah hat zwar ein relativ intaktes Verhältnis zur neuen US-Regierung. Insgesamt gehörte er jedoch eher zum Clinton-Lager. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Abdullah des öfteren als einen der Garanten der Stabilität im Nahen Osten gepriesen.

Seit Mittwoch hatten tausende Jordanier bei landesweiten Protesten gegen die Sparmaßnahmen der Regierung protestiert und Mulkis Rücktritt gefordert. Täglich gingen mehr Menschen auf die Straße. In der Hauptstadt Amman zogen am Samstag etwa 3000 Demonstranten vor den Amtssitz des Regierungschefs, am Sonntag waren es rund 5000. Ihrer Rücktrittsforderung verliehen sie Nachdruck mit Parolen wie: ,,Das jordanische Volk wird sich nicht beugen" oder ,,Das Volk will den Sturz der Regierung".

Die Wut der Demonstranten richtete sich gegen einen Gesetzentwurf der Regierung, mit dem diese Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) umsetzen wollte.

Gewerkschaften unterstützten die Protestbewegung und riefen für Mittwoch zu einem neuen landesweiten Streik auf. Bereits im Januar waren Demonstranten in Jordanien auf die Straße gegangen, als die Preise für Brot und Benzin sowie die Steuern auf Zigaretten und Internetanschlüsse erhöht wurden. Der Benzinpreis wurde zuletzt zum fünften Mal in diesem Jahr heraufgesetzt, Stromrechnungen stiegen seit Februar um 55 Prozent.

Der IWF hatte 2016 für Jordanien eine Kreditlinie von 723 Millionen Dollar (617 Millionen Euro) bewilligt. Im Gegenzug verpflichtete sich das Königreich zu sogenannten Strukturreformen, um unter anderem seine Staatsschuld von 94 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2015 bis zum Jahr 2021 auf 77 Prozent des BIP herunterzudrücken.
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/06/04/jordanien-regierung-stuerzt-nach-iwf-unruhen/
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:25:29 Do. 28.Juni 2018
! No longer available (http://www.youtube.com/watch?time_continue=27&v=hSa3dy77TmQ#)

ZitatMarokko – Urteile gegen ,,Hirak" – Aktivisten lösen Betroffenheit im In- und Ausland aus

(https://www.maghreb-post.de/wp-content/uploads/2018/06/Demonstrationen-in-Rabat-e1530173751101.jpg)

Menschen in zahlreichen Städten Marokkos protestierten gegen die Verurteilungen von Nasser Zafzafi und seinen Mitstreitern.


Rabat – Am späten Abend des vergangenen Dienstags wurden in Casablanca die Urteile gegen 53 Aktivisten der Protestbewegung im Rif, die 2016 und 2017 zu den schwersten Unruhen in Marokko seit 2011 führten, gesprochen. Die Schwere der Urteile hat viele Bürger im Königreich und im Ausland betroffen gemacht. Die ,,Hirak"-Aktivisten wurden alle zu Haftstrafen von einem bis zu 20 Jahren verurteilt. Insbesondere gegen Nasser Zafzafi, der als bekannteste Stimme der Proteste, mit Zentrum Al Hoceima, gilt, wurde das Urteil mit Spannung erwartet. Er und weitere fünft Aktivsten bekamen 20 Jahre Haft.
https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-urteile-gegen-hirak-aktivisten-loesen-betroffenheit-im-und-ausland-aus/ (https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-urteile-gegen-hirak-aktivisten-loesen-betroffenheit-im-und-ausland-aus/)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:36:52 Mo. 16.Juli 2018
Den westlichen Medien ist es gelungen von den arabischen Staaten ein Bild zu vermitteln, als seien dort alle Menschen religiöse Fanatiker. Auch werden keine Unterschiede gemacht zwischen den herrschenden Eliten und ihrer Ideologie und der Bevölkerung, die ganz andere Interessen und Einstellungen hat.

Die sozialen Probleme sind für die Menschen dort von zentraler Bedeutung und nicht politische Ideologie oder Religion. Die sozialen Spannungen sind der Sprengstoff, der die autoritären Regime bedroht. Ihre Macht ist längst nicht so unumstößlich, wie man gemeinhin glaubt.

Die Proteste im Iran sind nicht verschwunden:
ZitatZahlreiche Verletzte bei Protesten wegen Wassermangel in Iran

Nach tagelangen Protesten in Teheran ist es am Wochenende auch in anderen Teilen Irans zu gewalttätigen Unruhen gekommen. Über Tote und Verletzte gab es widersprüchliche Angaben.

Der iranische Innenminister Abdulresa Rahmani Fasli bestätigte am Sonntag, dass bei Unruhen in der südwestlichen Provinz Chusestan auch die Polizei eingreifen musste. Auslöser der Proteste waren Probleme mit der Wasserversorgung. «Die Polizei hat auch einen Schuss abgegeben, es gab einen Verletzten, aber keinen Toten», sagte der Minister laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Fars.

Die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, ein Demonstrant sei schwer verletzt worden und mehrere Polizisten hätten leichte Verletzungen durch Wurfgeschosse davon getragen. Zuvor hatte der von Saudi-Arabien finanzierte Fernsehsender Al-Arabija berichtet, die iranische Polizei habe bei den Protesten mindestens vier Personen getötet.
...
In sozialen Netzwerken wurden Berichte von Unruhen verbreitet, bei denen Parolen gegen die Regierung und das islamische System laut wurden. Auf Handy-Videos war zu sehen, wie Polizisten Tränengas gegen Demonstranten einsetzen. Augenzeugen berichteten von Schüssen der Polizei, dabei soll es auch Tote gegeben haben.
...
Die Finanzkrise in Iran und der massive Verfall der nationalen Währung um mehr als 50 Prozent hatte Anfang der Woche zu Massenprotesten im Grossen Basar in der Hauptstadt Teheran geführt. Tausende von Händlern protestierten gegen die aus ihrer Sicht konfuse Devisenpolitik der Regierung von Präsident Hassan Rohani.

Bei den Protesten im Basar skandierten laut Berichten aus sozialen Medien auch wieder junge Iraner Parolen gegen das islamische Regime.
...
https://www.nzz.ch/international/zahlreiche-verletzte-bei-protesten-wegen-wassermangel-in-iran-ld.1399814 (https://www.nzz.ch/international/zahlreiche-verletzte-bei-protesten-wegen-wassermangel-in-iran-ld.1399814)

Im Irak sieht es ähnlich aus:
ZitatTote im Irak bei Protesten gegen Arbeitslosigkeit

Nicht genügend Jobs, eine schlechte Stromversorgung, steigende Lebenshaltungskosten: Diese Themen treiben die Iraker auf die Straße. Bei den Protesten sind nun mehrere Menschen getötet worden.


Die Demonstrationen erstrecken sich über mehrere Städte. In Amarah seien in der Nacht zwei Demonstranten erschossen worden, sagte der Sprecher der örtlichen Gesundheitsbehörde, Ahmed al-Kanani. Amarah ist die Hauptstadt der an den Iran grenzenden Provinz Maisan im Süden des Landes. Bis zu 40 weitere Menschen wurden bei Zusammenstößen von Demonstranten mit der Polizei verletzt, wie örtliche Medien unter Berufung auf die regionalen Gesundheitsbehörden berichteten. Die Demonstranten forderten unter anderem Arbeitsmöglichkeiten sowie eine bessere Stromversorgung.
...
Die Gewalt eskalierte nach mehreren Treffen von Premierminister Haider al-Abadi mit Regierungsvertretern in der Provinz Basra am Freitag. Unter anderem hatte al-Abadi den Chef der staatlichen Energieversorgung sowie hochrangige Militärvertreter getroffen. Kurz nach den Gesprächen stürmten Demonstranten das Hotel, in dem die Treffen stattgefunden hatten.

Sturm auf Regierungsgebäude

In der Provinz Maisan wurde ein Mensch getötet, als Demonstranten versuchten, Regierungsgebäude zu stürmen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden demnach 15 Menschen verletzt. Auch in der Stadt Kerbala stürmten Demonstranten ein lokales Regierungsgebäude. In der Provinz Di Kar wurden den Berichten zufolge 25 Bereitschaftspolizisten verletzt, als sie einen Ansturm von Demonstranten auf das Haus des Gouverneurs abwehrten. Mehrere Demonstranten seien festgenommen worden.

Zuvor hatten Demonstranten den Flughafen der Stadt Nadschaf gestürmt und den Luftverkehr zum Stillstand gebracht, wie Augenzeugen berichteten. Demnach seien Dutzende Demonstranten, einige davon mit irakischen Flaggen, in das Gebäude eingedrungen. Berichten zufolge verließen sie aber den Flughafen nach Ankunft der Sicherheitskräfte. In der gleichnamigen Provinz wurde eine Ausgangssperre verhängt.
...
https://www.dw.com/de/tote-im-irak-bei-protesten-gegen-arbeitslosigkeit/a-44678549 (https://www.dw.com/de/tote-im-irak-bei-protesten-gegen-arbeitslosigkeit/a-44678549)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:12:24 Di. 17.Juli 2018
ZitatErneut Proteste gegen schlechte Lebensbedingungen im Irak

Basra (Reuters) - Im Irak haben sich auch am Dienstag Demonstranten in der Nähe des Ölfeldes Subair versammelt, um gegen schlechte Lebensbedingungen zu protestieren.


Die Polizei sprach von rund 250 Menschen, die am Haupteingang bei Basra zusammengekommen seien. Sie ging mit Schlagstöcken und Gummischläuchen gegen die Menge vor. Im Süden des Landes, wo die gewaltigen Ölfelder liegen, weiten sich die Proteste seit mehr als einer Woche aus. Viele Iraker werfen ihrer Führung vor, den Reichtum aus den Ölvorkommen nicht mit der Bevölkerung zu teilen. Das Ölfeld bei Basra wird von einem Konsortium ausgebeutet, das der italienische Energiekonzern ENI anführt. ENI erklärte, die Ölförderung laufe normal. 
https://de.reuters.com/article/irak-proteste-idDEKBN1K70LI
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 10:19:40 Mi. 18.Juli 2018
Irak:

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcdn4.spiegel.de%2Fimages%2Fimage-1317393-galleryV9-sobe-1317393.jpg&hash=fe898bba0a2e326c8247fb95573fbafd688e88dc)
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcdn1.spiegel.de%2Fimages%2Fimage-1317394-galleryV9-scum-1317394.jpg&hash=a3adad46ffa1d54d7596a3a98d799b0ff5d24a1f)
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcdn4.spiegel.de%2Fimages%2Fimage-1317397-galleryV9-snma-1317397.jpg&hash=d8bb8eac6859fb31464e206f6d105d411d213c82)
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcdn2.spiegel.de%2Fimages%2Fimage-1317399-galleryV9-jzwa-1317399.jpg&hash=30e281c2a561fc74a6d95f0bd8ea06a95d4f2aea)
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcdn2.spiegel.de%2Fimages%2Fimage-1317395-galleryV9-vphq-1317395.jpg&hash=01984a6d1d87adfd38aad2f97670dc1f8212a08e)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:11:22 So. 22.Juli 2018
Irak:
ZitatProteste im Irak:
Zahl der Toten steigt auf 9


(https://static.euronews.com/articles/stories/03/22/79/76/880x495_cmsv2_422087c6-0404-545e-a91f-f8e5e7fb52b6-3227976.jpg)

Bei Protesten gegen die hohe Arbeitslosigkeit und Korruption ist im Irak ein Demonstrant erschossen wurden.

Die Kugel wurde offenbar aus den Reihen einer paramilitärischen Einheit abgefeuert. Damit steigt die Zahl der Todesopfer in dem seit zwei Wochen brodelnden Konflikt auf neun.

Die Bewegung entfachte im Süden des Landes rund um die Ölmetropole Basra. Mittlerweile hat sie die Hauptstadt Bagdad erreicht.

Die Menschen demonstrieren für bessere Lebensbedingungen und gegen die Institutionen sowie die Führung des Landes. Dieser werfen sie Miss- und Vetternwirtschaft vor.

Vor allem der Südirak ist reich an Öl, doch ein Großteil der Bevölkerung bitterarm. Stromausfälle sind an der Tagesordnung, es gibt kaum sauberes Wasser – bei Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius.

Regierungschef Haider al-Abadi zeigt sich gesprächsbereit gegenüber friedlichen Demonstranten. Gleichzeitig will er hart gegen ,,Unruhestifter" vorgehen und hat mehrere Terrorabwehrgruppen in den Süden geschickt.
http://de.euronews.com/2018/07/21/proteste-im-irak-zahl-der-toten-steigt-auf-9 (http://de.euronews.com/2018/07/21/proteste-im-irak-zahl-der-toten-steigt-auf-9)

In den Nordafrikanischen Staaten versuchen die Herrschenden mit aller Gewalt die Kontrolle zu behalten:
ZitatDie Bundesregierung will die Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer anerkennen – obwohl Menschenrechtler von Folter und Unterdrückung berichten.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/asylpolitik-tunesien-marokko-algerien-berichte-ueber-folter-in-sicheren-herkunftslaendern/22817420.html?ticket=ST-8140833-7NTmda3PN07eH5ekINyS-ap3 (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/asylpolitik-tunesien-marokko-algerien-berichte-ueber-folter-in-sicheren-herkunftslaendern/22817420.html?ticket=ST-8140833-7NTmda3PN07eH5ekINyS-ap3)

Auch in Marokko bleibt es unruhig:
ZitatMassenproteste in Marokko gegen Verurteilungen

In Marokko hat es am Sonntag erneut Massenproteste gegeben. Die Menschen traten für 53 Aktivisten ein, die Ende Juni zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt wurden. Seit 2016 demonstrieren die Marokkaner gegen staatliche Willkür. Den Führungsfiguren der Bewegung war "Gefährdung der Staatssicherheit" vorgeworfen worden.
http://de.euronews.com/2018/07/15/massenproteste-in-marokko-gegen-verurteilungen (http://de.euronews.com/2018/07/15/massenproteste-in-marokko-gegen-verurteilungen)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:42:27 Mo. 23.Juli 2018
Die irakische Regierung wird von der Iraqi Civil Society Solidarity Initiative (ICSSI) aufgefordert, die folgenden 5 Maßnahmen unmittelbar zu verwirklichen:

http://www.labournet.de/?p=135005 (http://www.labournet.de/?p=135005)

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.iraqicivilsociety.org%2Fwp-content%2Fuploads%2F2018%2F07%2F37225273_1646986365426886_7561403303154679808_n.jpg&hash=936ba6c049ebfe363b5937a9ff7dd393f34d940e)

http://www.iraqicivilsociety.org/archives/8895 (http://www.iraqicivilsociety.org/archives/8895)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 15:23:56 Mo. 30.Juli 2018
Zitat Proteste im Irak
,,Das ganze System soll gestürzt werden"


...Doch die Wut der Menschen scheint nicht zu stoppen zu sein. Innerhalb weniger Tage weiteten sich die Proteste auf insgesamt neun Provinzen im Süden des Irak aus und erreichten sogar die Hauptstadt Bagdad. Seitdem kommt das Land nicht mehr zur Ruhe. Die irakische Menschenrechtskommission registrierte inzwischen 14 Tote und rund 300 verletzte Demonstranten.

Denn es scheint um weit mehr zu gehen: Eine generelle Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment des Irak, und zwar ganz grundsätzlich. Denn die Demonstrationen konzentrieren sich auf das schiitische Herzland, die eigentliche Machtbasis der Führungsriege in Bagdad. Aber erstmals laufen die Proteste nicht entlang religiöser Grenzen, es geht nicht darum, ob jemand Schiit ist oder Sunnit. Es sind die sozialen Missstände, die alle vereinen. Die junge irakische Demokratie steckt in ihrer bisher größten Krise, und es ist völlig unklar, ob die Politik sie lösen kann und will. Steuert der Irak auf eine neue Revolution zu?

Erinnerungen an Beginn des Arabischen Frühlings


,,Es geht den Menschen nicht mehr allein um Strom und Wasser", sagt Yousef Ibrahim, Irakexperte bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Amman. ,,Das ganze System soll gestürzt werden." Diese Eskalation erinnert an die Anfangszeit des sogenannten Arabischen Frühlings im Jahr 2011. Als es die ersten Todesopfer gab, richtete sich der Volkszorn mit aller Gewalt gegen die repressiven Herrscher. Allerdings ist der Irak seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 keine Diktatur mehr, wie es Libyen und Tunesien in dieser Zeit waren. Der Irak ist eine parlamentarische Demokratie mit freien Wahlen.

,,Die Proteste zeigen, wie groß die Frustration mit dieser Demokratie und ihren Eliten ist", sagt Ibrahim. ,,Die Menschen wollen Veränderungen, einen grundlegenden Wandel." Nach drei Jahren Kampf hat die irakische Armee die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) endlich besiegt. Doch nach über 15 Jahren Krieg und Misswirtschaft sind die strukturellen Probleme enorm. Die öffentlichen Dienstleistungen wie die Versorgung mit Strom und Wasser funktionieren nicht.

Die Arbeitslosigkeit ist vor allem bei jungen Leuten hoch. Laut einer Regierungsstudie lebt ein Viertel der Bevölkerung in Armut. Die politische Elite ist zudem maßlos korrupt. Nicht umsonst steht der Irak auf Platz 169 von insgesamt 180 Ländern im aktuellen Korruptionsindex von Transparency International. Gleichzeitig ist der Irak aber eines der ölreichsten Länder der Erde. Die Erdölexporte verdoppelten sich in den vergangenen zehn Jahren auf heute 3,5 Millionen Barrel pro Tag.

Erdölregion gehört zu den ärmsten Gegenden


Bei der Bevölkerung kommt dieser Reichtum jedoch nicht an – nicht einmal in den Erdöl produzierenden Regionen wie Basra. Dort fiel im Juli der Strom nur deshalb aus, weil die Regierung in Bagdad ihre Rechnungen an den Iran nicht bezahlte. Teheran hatte die Elektrizität geliefert und nach fehlender Bezahlung kurzerhand abgeschaltet. Generell zählt Basra zu einer der ärmsten Gegenden des Irak. Sie wird zwar wegen ihrer vielen Kanäle das ,,Venedig des Mittleren Ostens" genannt. Aber die sind verdreckt und voller Müll.

Premierminister Haidar al-Abadi hat bereits eine finanzielle Soforthilfe im Wert von 2,6 Milliarden Euro zugesagt. Aber das gibt den seit Jahren vernachlässigten Regionen ihren Glauben an das System nicht zurück. Im Gegenteil: Sie halten die Milliarden nur für ein weiteres Täuschungsmanöver der Regierung.

,,Alles deutet eigentlich auf einen radikalen Wechsel hin", sagt Thirsa de Vries von Pax, einer holländische Friedensorganisation, die verschiedene Projekte im Irak unterstützt, ,,aber eine Revolution ist schwierig. "Hinter der Protestbewegung stünde keine organisierte Zivilgesellschaft, keine Partei und auch keine religiösen Gruppierungen. ,,Es sind ganz normale Menschen, die vereint gegen die Misere kämpfen wollen."
https://www.welt.de/politik/ausland/article180161492/Tote-und-Verletzte-bei-Massenprotesten-im-Irak.html (https://www.welt.de/politik/ausland/article180161492/Tote-und-Verletzte-bei-Massenprotesten-im-Irak.html)

Das klingt doch vielversprechend.
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:47:33 Fr. 03.August 2018
Zitat   Proteste in Isfahan weiten sich aus

Die Protestaktionen im Iran gegen die Verteuerung der Lebenshaltungskosten, die Korruption und die Unterbrechungen der Strom und Wasserversorgung nehmen zu.


(https://anfdeutsch.com/uploads/de/articles/2018/08/20180803-20180802-20180802-20180802-20180802-unnamed9a9d9d-image8eaf7b-image36d4c5-image8def45-image95072a-image.jpg)



Die Aktionen im iranischen Isfahan gehen am dritten Tag in Folge weiter und haben sich auf weitere Städte ausgeweitet. Bei den Aktionen in der Siedlung Shapur Jadid in Isfahan wurden Parolen wie ,,Hau ab Khamenei", ,,Tod dem Diktator" und ,,Der Feind ist hier, nicht in Amerika" gerufen.

Die Sicherheitskräfte griffen die Protestaktion mit Gasgranaten an. Die Jugendlichen entzündeten daraufhin Autoreifen. In manchen Straßen mussten sich die staatlichen Kräfte aufgrund des Widerstandes der Protestierenden zurückziehen. Über der Siedlung stieg Rauch auf, die Straßen in Şapur Cedid glichen einem Kriegsgebiet. Auch am dritten Tag wurden viele Personen festgenommen.

In der Vorstadt Karaj von Teheran fanden ebenso Protestaktionen statt. Dabei wurde gerufen, ,,Hohe Preise! Inflation! Wir tolerieren diese Katastrophe nicht mehr", ,,Tod dem Diktator", ,,Das Volk leidet und Khamenei hält sich für Gott", ,,Haut ab, Mullahs". Die Aktionen gingen bis in die Abendstunden weiter und es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

In Maschhad gingen die Menschen ebenfalls auf die Straße und protestierten gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik des iranischen Staates.

Im Iran existieren neben der extremen Hitze, der Trockenheit, dem Wertverlust der iranischen Währung gegenüber dem Dollar und der Korruption viele weitere politische und gesellschaftliche Probleme. Deswegen finden seit Wochen Protestaktionen und Streiks statt. Die Lastwagenfahrer sind erneut seit einer Woche im Streik und lähmen das öffentliche Leben im Land. Die Schlangen an den Tankstellen werden immer länger. Die Märkte sind leer und die iranische Regierung ist in Sorge. Vor Jahren hatte die damalige Herrschaft des Schahs durch Proteste der Ölarbeiter einen schweren Schlag erlitten.

Die Aktionen im iranischen Isfahan gehen am dritten Tag in Folge weiter und haben sich auf weitere Städte ausgeweitet. Bei den Aktionen in der Siedlung Shapur Jadid in Isfahan wurden Parolen wie ,,Hau ab Khamenei", ,,Tod dem Diktator" und ,,Der Feind ist hier, nicht in Amerika" gerufen.

Die Sicherheitskräfte griffen die Protestaktion mit Gasgranaten an. Die Jugendlichen entzündeten daraufhin Autoreifen. In manchen Straßen mussten sich die staatlichen Kräfte aufgrund des Widerstandes der Protestierenden zurückziehen. Über der Siedlung stieg Rauch auf, die Straßen in Şapur Cedid glichen einem Kriegsgebiet. Auch am dritten Tag wurden viele Personen festgenommen.

In der Vorstadt Karaj von Teheran fanden ebenso Protestaktionen statt. Dabei wurde gerufen, ,,Hohe Preise! Inflation! Wir tolerieren diese Katastrophe nicht mehr", ,,Tod dem Diktator", ,,Das Volk leidet und Khamenei hält sich für Gott", ,,Haut ab, Mullahs". Die Aktionen gingen bis in die Abendstunden weiter und es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

In Maschhad gingen die Menschen ebenfalls auf die Straße und protestierten gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik des iranischen Staates.

Im Iran existieren neben der extremen Hitze, der Trockenheit, dem Wertverlust der iranischen Währung gegenüber dem Dollar und der Korruption viele weitere politische und gesellschaftliche Probleme. Deswegen finden seit Wochen Protestaktionen und Streiks statt. Die Lastwagenfahrer sind erneut seit einer Woche im Streik und lähmen das öffentliche Leben im Land. Die Schlangen an den Tankstellen werden immer länger. Die Märkte sind leer und die iranische Regierung ist in Sorge. Vor Jahren hatte die damalige Herrschaft des Schahs durch Proteste der Ölarbeiter einen schweren Schlag erlitten.
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:30:55 Sa. 04.August 2018
ZitatBei Protesten im Iran haben Demonstranten eine Religionsschule in der Nähe der Hauptstadt Teheran attackiert.

Wie die Nachrichtenagentur Fars unter Berufung auf den Leiter der Einrichtung meldet, hatten rund 500 Angreifer versucht, die Türen des Gebäudes einzutreten und Feuer zu legen. Polizei-Einheiten hätten die Menge auseinandergetrieben und mehrere Personen festgenommen. - In vielen iranischen Städten
gibt es seit Tagen immer wieder Proteste. Ausgelöst durch die wirtschaftliche Lage im Land richten sie sich inzwischen gegen das politische System insgesamt.
https://www.deutschlandfunk.de/iran-bericht-demonstranten-attackieren-religionsschule.2932.de.html?drn:news_id=910656 (https://www.deutschlandfunk.de/iran-bericht-demonstranten-attackieren-religionsschule.2932.de.html?drn:news_id=910656)

Ich kenne die Hintergründe nicht. Es gab auch in Nordafrika Demonstrationen gegen geligiösen Wahn, gegen den Einfluß reaktionärer Religiöser in der Politik. Für große Teile der Bevölkerung ist Religion Privatsache. In Islamisten sehen sie auch nur rechte, machtgeile Arschlöcher, die ihnen das Leben schwer machen.

Unsere Qualitätsmedien vermitteln kontinuierlich den Eindruck, alle Menschen aus arabischen Ländern seien vom Islamismus infiziert.
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 17:22:21 Mo. 10.September 2018
ZitatIm südirakischen Basra gehen die Proteste weiter: Behördengebäude und Büros religiöser Milizen gestürmt

Protest in Basra (Irak) geht trotz Polizei weiter.

,,Demonstranten haben in der irakischen Stadt Basra das iranische Konsulat angegriffen und in Brand gesetzt. Irakische Sicherheitskräfte gaben Schüsse ab, um die Proteste aufzulösen. Der Iran verurteilte den Angriff, durch den das Gebäude erheblich beschädigt worden sei. Jedoch seien weder Diplomaten noch Angestellte verletzt worden, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi am Abend in Teheran. "Wir erwarten die umgehende Verhaftung und Bestrafung der Angreifer", sagte Ghassemi. Es sei die Pflicht der irakischen Regierung, die Sicherheit der diplomatischen Missionen zu garantieren. Der Angriff sei geplant worden mit dem Ziel, die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Nachbarländer zu untergraben. (...) Am Freitagabend war eine Ausgangssperre für die Stadt verhängt worden. Kurz vor 21 Uhr erklärten die Behörden, es würden alle, die sich auf der Straße befänden, festgenommen. Die seit Juli anhaltenden Proteste in der ölreichen Region, die sich auch auf andere Städte ausweiteten, richten sich gegen Korruption, Misswirtschaft und die massiven Probleme bei der Versorgung mit Trinkwasser. Mehr als 30.000 Menschen in Basra mussten behandelt werden, weil sie verunreinigtes Wasser getrunken hatten..." – aus der Meldung ,,Demonstranten setzen iranisches Konsulat in Brand" am 08. September 2018 in der tagesschau externer Link – die dezent darüber hinweg geht, dass die später im Text erwähnten ,,anderen Gebäude" die bereits am Vortag angegriffen worden seien, neben Behörden der Regionalregierung vor allem Quartiere verschiedener religiös orientierter Milizen gewesen sind... Zu den Protesten (nicht nur) im Südirak und ihren Ursachen vier weitere Beiträge, sowie der Hinweis auf unseren bisher letzten Bericht zu Ursachen und Ereignissen...
siehe http://www.labournet.de/?p=137205 (http://www.labournet.de/?p=137205)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:56:56 Fr. 14.September 2018
"Der nächste Aufruhr in Basra ist nur eine Frage der Zeit"

Guter Hintergrundbericht:

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wut-ist-der-schluessel (https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wut-ist-der-schluessel)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:29:26 Mi. 12.Dezember 2018
ZitatAus Angst vor Protesten wie in Frankreich hat Ägypten den Verkauf gelber Warnwesten beschränkt.

Der Verkauf der Westen sei nur noch mit Genehmigung der Behörden möglich und werde von der Polizei kontrolliert, sagten fünf Einzelhändler aus Kairo am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

"Diese Westen zu verkaufen ist gefährlicher als Drogen zu verkaufen", sagte ein Händler. Mitarbeiter der nationalen Sicherheit hätten ihn aufgefordert, keine gelben Westen mehr anzubieten, sagte ein anderer Verkäufer.

Auch gegen die Importeure der Warnwesten wurden offenbar Beschränkungen verhängt.
https://www.dailysabah.com/deutsch/naher-osten/2018/12/12/angst-vor-protesten-aegypten-beschraenkt-verkauf-von-gelben-warnwesten (https://www.dailysabah.com/deutsch/naher-osten/2018/12/12/angst-vor-protesten-aegypten-beschraenkt-verkauf-von-gelben-warnwesten)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:15:35 Di. 25.Dezember 2018
ZitatTunesien:
Ausschreitungen nach Selbstverbrennung eines Journalisten

Ein tunesischer Journalist hat sich selbst angezündet. Er sei enttäuscht von der Entwicklung des Landes, sagte er in einem Abschiedsvideo. Daraufhin gab es Proteste.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/tunesien-selbstverbrennung-journalist-proteste (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/tunesien-selbstverbrennung-journalist-proteste)
Titel: Re:Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:56:23 Do. 27.Dezember 2018
ZitatFür den 14. Januar, den achten Jahrestag der Revolution, rief die tunesische Journalistengewerkschaft SNJT zu einem Generalstreik auf.

Tunesien ist das einzige der Länder des Arabischen Frühlings, das sich von einer Autokratie zu einer liberalen Demokratie entwickelt hat. Allerdings sind die Lebensbedingungen der meisten Menschen aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und steigender Inflation schlecht.
https://www.tagesschau.de/ausland/selbstverbrennung-tunesien-101.html (https://www.tagesschau.de/ausland/selbstverbrennung-tunesien-101.html)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:31:53 Sa. 23.Februar 2019
ZitatProtest gegen Bouteflikas fünfte Kandidatur

Trotz des geltenden Demonstrationsverbots sind in Algerien Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen die Kandidatur von Präsident Bouteflika für eine fünfte Amtszeit.
https://www.tagesschau.de/ausland/algerien-proteste-101.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:05:12 Di. 26.Februar 2019
ZitatAlgerien
Studenten schließen sich Protest gegen Präsident Bouteflika an

In Algerien haben sich tausende Studenten den Protesten gegen eine weitere Amtszeit von Präsident Bouteflika angeschlossen.


Korrespondenten zufolge gab es in mehreren Städten des Landes Demonstrationen. In der Hauptstadt Algier versuchte die Polizei demnach vergeblich, die Studenten daran zu hindern, durch die Innenstadt zu ziehen. Am vergangenen Wochenende gingen landesweit zehntausende Menschen auf die Straße. Der seit 20 Jahren regierende Bouteflika hat angekündigt, bei der Präsidentenwahl Mitte April erneut anzutreten. Der 81-Jährige ist nach einem Schlaganfall im Jahr 2013 gesundheitlich angeschlagen.
https://www.deutschlandfunk.de/algerien-studenten-schliessen-sich-protest-gegen-praesident.2932.de.html?drn:news_id=981095
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:11:58 Sa. 02.März 2019
Zitat Proteste in Algerien
In Wut vereint


(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/algerien-131~_v-modPremium.jpg)

Erneut sind die Menschen in Algerien auf die Straße gegangen, um gegen Präsident Bouteflika zu protestieren. Sie wehren sich gegen eine fünfte Amtszeit des 82-Jährigen. Es gab Verletzte und Festnahmen.


In Algerien haben erneut Zehntausende Menschen gegen die nächste Kandidatur von Präsident Abdelaziz Bouteflika protestiert. In der Hauptstadt Algier kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

Tränengas gegen Demonstranten


Die Polizei setzte an mehreren Stellen in der Stadt Tränengas ein, um die Menschen zurückzudrängen. In der Innenstadt blockierten Sondereinsatzkräfte einen Protestmarsch. Demonstranten seien daran gehindert worden, den Sitz der Regierung zu erstürmen, teilten die Behörden mit. Während eines Demonstrationszugs zum Präsidentenpalast kam es zu Zusammenstößen.

Mehrere Autos wurden beschädigt und Schaufenster von Geschäften zerstört. Auch ein kleiner Brand wurde gemeldet. Die Demonstranten schwenkten algerische Flaggen und riefen nach Angaben von Reportern Slogans wie "Mörderregime" oder "Das Volk fordert den Sturz des Regimes".
(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/algerien-127~_v-videowebl.jpg)

Proteste gegen politische Klasse


Im autoritär geführten Algerien gibt es trotz des Ölreichtums große soziale Probleme: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Korruption in Politik und Verwaltung weit verbreitet. Viele Algerier werfen Bouteflika vor, er ignoriere drängende Probleme wie Arbeitslosigkeit und Armut. Die Demonstrationen wurden über soziale Netzwerke im Internet organisiert.

Nach offiziellen Angaben wurden bei den Demonstrationen in Algier 56 Polizisten und sieben Demonstranten verletzt. 45 Menschen seien festgenommen worden. Auch aus anderen Orten in Algerien wurden Demonstrationen gemeldet.

(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/algerien-129~_v-videowebl.jpg)

Erstmals Aufmacher im Staatsfernsehen

Die algerischen Medien berichteten bisher nur spärlich über die Proteste gegen Bouteflika. Das Staatsfernsehen machte die Demonstrationen gestern erstmals zum Aufmacher der Hauptnachrichtensendung - allerdings wurde der Anlass nicht genannt.

Der 82-jährige Bouteflika steht seit bald 20 Jahren an der Spitze des nordafrikanischen Staates. Er gilt gesundheitlich als schwer angeschlagen, will aber trotzdem im April für eine fünfte Amtszeit kandidieren. Seit einer Woche kommt es fast täglich zu Protesten in Algerien. Ministerpräsident Ahmed Ouyahia warnte im Parlament indirekt vor einem Bürgerkrieg in Algerien.

(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/sendungsbild-465129~_v-videowebl.jpg)
https://www.tagesschau.de/ausland/algerien-125.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:38:29 Di. 05.März 2019
(https://de.qantara.de/sites/default/files/styles/slideshow_wide/public/uploads/2019-03/bei_einem_marsch_nahe_der_grande_poste_in_alger_centre_-_foto_sofian_0.jpg?itok=t0XvEfDv)

Die Demonstrationen in Algerien gegen die umstrittene Präsidentschaftskandidatur des greisen Staatschefs Abdelaziz Bouteflika weiten sich zu einer regelrechten Massenbewegung aus.

Ein lesenswerter Hintergrundbericht:
https://de.qantara.de/inhalt/massenproteste-in-algerien-vor-der-praesidentenwahl-aufstand-gegen-bouteflikas-fuenftes?nopaging=1
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:47:53 Di. 05.März 2019
ZitatProteste in Paris vor Präsidentenwahl in Algerien

Amtsinhaber Abdelaziz Bouteflika hat angekündigt für ein fünftes Mandat anzutreten. Protest formiert sich nicht nur in Algerien sondern auch in Frankreich.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-europa/proteste-in-paris-vor-praesidentenwahl-100.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 10:19:45 Do. 07.März 2019
Wenn's Massendemonstrationen und Randale gibt, berichten auch unsere tollen Medien.
Ansonsten sind denen die Menschen in der Region, ihre Lebensumstände, ihre Diskussionen und Selbstorganisation scheißegal.

Der Arabische Raum ist aus Mediensicht ein Ort zurückgebliebener Kulturen, islamistisch und terroristisch.
In Wirklichkeit gibt es dort weitaus stärkere Bewegungen gegen Autoritäten, Machtmißbrauch und Korruption, gegen soziale Ungerechtigkeit, als bei uns. Sie werden uns wohl demnächst Entwicklunghilfe geben müssen in puncto Demokratisierung.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:37:38 Sa. 09.März 2019
ZitatAlgerien:
195 Festnahmen bei Protesten gegen Abdelaziz Bouteflika

Die Proteste gegen den algerischen Präsidenten weiten sich aus. Ein Polizeikommandeur ging von einer halben Million Demonstranten allein in der Hauptstadt Algier aus.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-03/algerien-abdelaziz-bouteflika-protest-algier-traenengas
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:23:47 Di. 12.März 2019
,,Des entreprises privées et publiques s'impliquent" von Badreddine KHRIS am 11. März 2019 bei Liberté Algerie  ist ein Überblick über die Ausbreitung der Streikbewegung im ganzen Land bis einschließlich zum Montag. Insbesondere von politischer Bedeutung ist die Streikbeteiligung der Beschäftigten ,,strategischer Unternehmen" für Algerien, wie Sonelgaz und Sonatrach, die sich an immer mehr Standorten in den Streik begeben. Aber auch der Hafen von Annaba wird bestreikt, wie auch Algérie Télécom und die größte Autofabrik des Landes.

https://www.liberte-algerie.com/actualite/des-entreprises-privees-et-publiques-simpliquent-311309

ZitatEin erstes Zugeständnis des algerischen Regimes an die Massenproteste und den Massenstreik:
Kein 5. Mandat für Bouteflika. Aber ,,das System" will weiter machen...


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2019%2F03%2Falgierdemo-26.2.2019.jpeg&hash=09a117d7083aa891cf0285b0ea53865e04b488e3)
Eine Demonstration in Algier, nicht nur an den Freitagen wird gegen das "5. Mandat" für Bouteflika protestiert...


Nach wochenlangen, ständig anwachsenden Massenprotesten im ganzen Land, angesichts eines massiv Gestalt annehmenden Generalstreiks, nicht nur in staatlichen und privaten Unternehmen, sondern in der ,,Zivilgesellschaft", sowie der Besetzung geschlossener Universitäten, hat das Regime in Algerien seine (bisher einzige) Option Bouteflika zurückgezogen. Es ist ein erstes wichtiges Zugeständnis an eine Bewegung, die längst nicht mehr nur die Rücknahme der Kandidatur des einstigen Machthabers fordert, sondern ein Ende des ,,Systems". Aber das Zugeständnis ist Verbunden mit dem Signal "wir bestimmen weiter". Denn: Welchen anderen Grund gäbe es, wegen des Rückzugs einer Kandidatur die ganze Wahl auszusetzen? Die neue Regierungsspitze verspricht demokratische Wahlen noch in diesem Jahr, nach einer (von wem organisierten?) Nationalen Demokratiekonferenz  – ob dies das Eingeständnis sein soll, bisher seien die Wahlen eben nicht demokratisch gewesen, sei zunächst einmal dahin gestellt. Ob dies ausreichen wird, die Bewegung zufrieden zu stellen, wird sich zeigen. Einstweilen versuchen die verschiedenen Träger eben dieses Systems ihre Haut zu retten.
http://www.labournet.de/?p=145594
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:16:16 Fr. 15.März 2019
(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/algerien-demo-101~_v-modPremium.jpg)

Übergangsregierung statt Wahlen

Nach der Verschiebung der Wahl auf unbestimmte Zeit bleibt Algeriens Präsident Bouteflika vorerst im Amt. Seit Tagen gibt es Proteste gegen diese Maßnahme - Hunderttausende gehen auf die Straße.


Auf einem Protest-Plakat stand heute: "Wir wollten eine Wahl ohne Bouteflika, jetzt bekommen wir Bouteflika ohne eine Wahl."

Auf die Frage, warum sie protestiert, sagt eine Demonstrantin in Algier: "Damit sie alle abhauen - ohne Ausnahme!" Auf die Frage, wer denn dann Algerien führen solle, antwortet sie: "Alle hier. Es gibt genug kluge Leute in der Bewegung."

https://www.tagesschau.de/ausland/demos-algerien-101.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:29:05 Do. 21.März 2019
ZitatAlgerien:
Ölarbeiter im Streik


(https://gallery.mailchimp.com/aad840f755c59eb83507caa26/images/6662a21e-a7cf-43da-92f1-ecfa21712aec.png)
15. März 2019, Demonstration der Arbeiter des Hassi R'Mel Ölfeldes in Algerien.

In Algerien geht die Bewegung gegen Bouteflika und die Korruption des Regimes weiter. Seit dem 22. Februar 2019 gibt es in vielen Städten Demonstrationen, Hunderttausende gingen auf die Straße. Angestoßen von Studierenden wurden die Proteste bald von anderen Bevölkerungsteilen unterstützt, auch von Arbeiter_innen, die an einem fünftägigen landesweiten Streik teilnahmen, der am 10. März 2019 begann.

Der Aufruf zu einem landesweiten Streik wurde über Soziale Medien verbreitet und seine Organisation fand teilweise unabhängig von Gewerkschaften statt. Dem Streikaufruf folgten Lehrer_innen, Transportarbeiter_innen, aber auch Arbeiter_innen der Ölfelder Hassi Messaoud und Hassi R'mel, die der staatlichen Ölgesellschaft Sonatrach gehören.

Das Unternehmen beschäftigt über 100.000 Menschen und seine Produktuion ist von zentraler Bedeutung für die Ökonomie des Landes. Am 17. März 2019 schickte das Unternehmen den Beschäftigten ein offizielles Memo mit Drohungen, falls sie an den Protesten teilnehmen würden. Über diese Drohungen setzten sich viele Arbeiter_innen hinweg: sie führten am selben Tag einen Protest durch.

zum Video: https://de.labournet.tv/algerien-oelarbeiter-im-streik
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:36:14 Fr. 22.März 2019
ZitatWas kommt nach Bouteflika: Militär rasselt in Algerien mit den Säbeln

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.tageblatt.lu%2Fwp-content%2Fuploads%2F2019%2F03%2F490_0008_15082857_329CE800E36C3843-e1553247461621.jpg&hash=239ccb6238deb20ba3fdb3aa356611ecdd4b6de4)

Auf der anderen Seite des Mittelmeers, im nordafrikanischen Algerien, braut sich ein neuer politischer Brandherd zusammen. Seit einem Monat demonstrieren in diesem flächenmäßig größten Land Afrikas Hunderttausende gegen die Herrschaft des schwerkranken Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, der seit 20 Jahren im Amt ist.

Die Menschen, die in Algier und in vielen anderen Städten seit Wochen auf die Barrikaden gehen, fordern einen "Systemwechsel" in Algerien – also einen politischen Neustart ohne Beteiligung von Bouteflikas Machtclique, zu der auch die Generäle gerechnet werden. Doch dazu scheint die algerische Führungsriege nicht bereit zu sein. Die Massenproteste werden also weitergehen. Die Spannungen im 40-Millionen-Einwohner-Land, in dem knapp die Hälfte der Menschen jünger als 25 ist, könnten steigen. Es wird erwartet, dass am heutigen Freitag, dem wichtigsten Gebetstag der Muslime, erneut Millionen demonstrieren.

"Die Herrschenden haben sich bisher geweigert, dem Volk zu antworten", erklärte Abderrazak Makri, Chef der größten islamistischen Bewegung des Landes, der Partei MSP. Er forderte eine Übergangsregierung, die nicht vom bisherigen Machtapparat geführt wird, sondern von der Protestbewegung. Andere Oppositionsführer äußerten sich ähnlich.
http://www.tageblatt.lu/headlines/was-kommt-nach-bouteflika-militaer-rasselt-in-algerien-mit-den-saebeln/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:33:02 Mi. 03.April 2019
ZitatPräsident Bouteflika gibt endgültig auf

Nach wütenden Protesten auf der Straße hatte zuletzt auch die algerische Militärführung verlangt, den Präsidenten Abdelaziz Bouteflika des Amtes zu entheben. In einem Schreiben erklärt der 82-Jährige jetzt seinen sofortigen Rücktritt. Nun steht dem Land eine knapp drei Monate lange Übergangsphase bevor.
https://www.deutschlandfunk.de/algerien-praesident-bouteflika-gibt-endgueltig-auf.1766.de.html?dram:article_id=445351

ZitatFür die überwiegend jungen Demonstranten ist der Rücktritt wie ein Märchen. Aber bei aller Euphorie versuchen sie realistisch zu bleiben. ,,Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht den Krieg", sagte ein aufgekratzter junger Mann in Algier. Das Ausscheiden Bouteflikas sei nur ein erster Schritt. Die Menschen auf der Straße wollen am liebsten das gesamte Regime beseitigen, das informelle Geflecht von Armee, Geheimdienst, Politikern und reichen Geschäftsleuten. Aber sie wissen gleichzeitig, wie schwierig ,,wahre Demokratie" zu erreichen ist.

Bisher hat die Opposition selbst noch keine eigenen Kandidaten benannt. Die Massenproteste der letzten Wochen fanden mehr oder weniger spontan statt. Die Demonstrationen organisierte sie über soziale Netzwerke. Die Opposition ist ein loses Bündnis unzähliger Vereine und Plattformen. ,,Eine Zivilgesellschaft, wie wir sie in Europa und auch von anderen nordafrikanischen Ländern kennen, existiert nicht", sagt der Mitarbeiter einer deutschen Nichtregierungsorganisation in Algerien.
https://www.welt.de/politik/ausland/article191311377/Algerien-Uebernimmt-nach-dem-Ruecktritt-Bouteflikas-das-Militaer.html

Politik und Medien hierzulande kommen ebensowenig wie bei den Gelbwesten damit klar, daß es sich um eine Basisbewegung ohne Führer handelt, bei der die tradionellen Parteien und politischen Organisationen als Vertreter keine wesentliche Rolle mehr spielen.

Wir sollten vielleicht den fürchterlichen Begriff einer "Zivilgesellschaft" kritisch diskutieren.

Ein Witz. Der militärisch-industrielle Komplex bestimmt die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen im Staat und dann gibt es als kritische Gegenstimme oder gar als Regulativ die "Zivilgesellschaft". Und die hat man definiert als Vereine, Stiftungen und NGOs.
ZitatZivilgesellschaft ist ein Bereich, in dem freiwillige Vereinigungen (Vereine), Stiftungen, Initiativen, Nichtregierungsorganisationen bzw. Non-gouvernemental Organizations (NGOs), Nonprofit-Organisationen (NPOs) tätig sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zivilgesellschaft

Alles schön unter staatlicher Kontrolle und mit Geldgebern, deren Motive oftmals alles andere als humanistisch sind. Diese Organisationen spielen eine wichtige Rolle bei einem "Regime Change", einem gesteuerten Sturz einer Regierung, der in der Form, bzw. Ziel nicht im Interesse der einheimischen Bevölkerung ist.

Wenn aber die revoltierende Bevölkerung den Stiftungen und NGOs für unbedeutend für ihren Kampf halten und sich nicht länger vertreten und führen lassen wollten, bricht eine gewisse Panik unter den Herrschenden hierzulande aus. Das ist eine neue Entwicklung.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:45:05 So. 07.April 2019
Man blickt nach Algerien wegen der Streikwellen und riesigen Demos.

Der Blick nach Marokko sollte aber nicht vergessen werden. Die momentane Ruhe trügt.
Der nächste Flächenbrand kommt bestimmt. Die NZZ macht sich Gedanken...

ZitatMarokkos Lehre aus dem Arabischen Frühling: Proteste im Keim ersticken
Seit zwei Jahren wird die Küstenstadt Hoceima im Norden Marokkos belagert, um Proteste zu verhindern. Die Forderungen der Einwohner könnten dem Regime gefährlich werden.


Der erste Eindruck aus der Ferne: Hoceima muss gefährlich sein. Dass die Küstenstadt näher rückt, merkt man daran, dass die Strassensperren der Polizei immer dichter stehen. Die Berge des Rif im Norden Marokkos waren schon immer eine aufrührerische Gegend. In den Gesichtern der Beamten lässt sich lesen: Die Lage ist ernst. Sie sind extra aus weiter entfernten Städten beordert worden. Manche sind in voller Montur, schwarz, mit Schusswesten, Schlagstock hinterm Rücken oder Maschinengewehr im Anschlag. Die Behörden fahren hier grösstmögliche Sicherheitsmassnahmen auf. Ein Zeltlager aus schwarzen Militärjurten mitten in der Stadt vermittelt das Gefühl: Polizei und Militär haben alles unter Kontrolle.
...
Die Protestbewegung (...) wird in Marokko nur Hirak genannt, «Bewegung».
...
Die Bewegung sitzt im Gefängnis

«Die Regierung fürchtet, dass sich junge Leute aus den umliegenden Orten wie Imzouren oder Ait Hicham hier sammeln und wieder demonstrieren», erklärt Jamal Mahdali, Philosophielehrer am Gymnasium. Er ist so etwas wie der intellektuelle Architekt des Hirak, der dafür sorgte, dass die Bewegung friedlich blieb und politisch die richtige Message sendete: Unsere Forderungen sind legitim. Als junger Mann sass er selbst zwei Jahre im Gefängnis und wurde gefoltert, weil er zu einem politischen Lesezirkel ging. «Damit niemand demonstriert, brauchen sie vierzigtausend Beamte, für vierhunderttausend Einwohner, in der ganzen Region», sagt Mahdali etwas ironisch.
...
Das ist das eigentliche Problem, das der Makhzen mit der Bewegung hat: Sie ist in grossen Teilen gar nicht Rif-typisch. Ihre politischen Anliegen sind solche, wie sie Leute überall in Marokko haben. Deshalb sprang der Funke der Massenproteste ab 2016 auch schnell auf die grossen Städte über, auf Casablanca, Rabat, Tanger, Fes. Überall solidarisierten sich die Leute mit den Rifianerinnen und Rifianern. Aktivistinnen genauso wie einfache Leute, Junge, Alte, Arme und Reiche. Menschenrechtsorganisationen bekannten sich zum Hirak, auch solche, die sich für politische Minderheiten einsetzen, oder die, die am Arabischen Frühling von 2011 beteiligt gewesen waren. Sogar die marokkanische #MeToo-Bewegung unterstützt den Hirak.

«Neue Proteste könnten ins ganze Land strahlen, wie 2016», das denkt auch der Philosophielehrer Jamal Mahdali. Denn im Grunde bewegt viele Marokkanerinnen und Marokkaner dasselbe: Sie fordern grundsätzliche Rechte und Freiheiten für alle. So grundsätzlich wie ein Ende der Polizeigewalt, ein Spital, eine Universität und ein paar Fabriken.
Der ausführliche Bericht gibt interessante Einblicke in die Situation und Stimmung im Land: https://www.nzz.ch/international/marokko-will-proteste-im-keim-ersticken-ld.1456389
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 04:16:26 Do. 11.April 2019
ZitatWeiter Proteste in Algerien

Nach wochenlangen Massenprotesten trat Algeriens Präsident Bouteflika zurück. Doch auch mit dem Übergangspräsidenten sind die Bürger des Landes nicht zufrieden.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/gegen-interimspraesidenten-weiter-proteste-in-algerien-100.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:45:47 So. 14.April 2019
ZitatAlgerische Richter wollen Wahlaufsicht boykottieren
Einflussreiche Richter unterstützen Algeriens Demonstranten und protestieren in ihren Roben. Damit bestärken sie auch Zweifel an den geplanten Präsidentschaftswahlen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-04/algerien-proteste-richter-praesidentschaftswahl-boykott
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:58:16 Di. 16.April 2019
ZitatWeder die Gewaltorgie der Polizei, noch die Drohungen der Armeeführung (frisch mit deutschen Waffen ausgerüstet), haben genutzt: Millionen auf den Straßen Algeriens
http://www.labournet.de/?p=147426

https://www.dw.com/de/wieder-massendemos-in-algerien/a-48355474
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:56:38 Sa. 20.April 2019
ZitatNeue Proteste in Algerien - 18-Jähriger gestorben

An diesem Freitag, dem 9. Protest-Wochenende in Folge, haben wieder Zehntausende in Algerien für Reformen demonstriert.


Ein 18-Jähriger, der in der vergangenen Woche bei den Protesten zusammengeschlagen worden war, ist seinen Verletzungen erlegen. Das meldet das staatliche Fernsehen. Einige sagen auch, der junge Mann sei auf dem Weg zu den Protesten von einem LKW gefallen und dabei verletzt worden.

Ein Demonstrant erklärte: "Wir sind hier, weil wir das Regime von der Wurzel her bekämpfen wollen. Junge und alte Leute sind dabei, wir werden nicht müde und machen jeden Freitag weiter, bis das Regime stürzt. Sie müssen alle weg. "

Viele Algerier wollen einen anderen Präsidenten als den 77-jährigen Abdelkader Bensalah, einen Vertrauten von Langzeit-Staatschef Abdelaziz Bouteflika.

Neben den Protesten in der Hauptstadt Algier gab es auch Demonstrationen in Oran, Constantine, Annaba, Bordj Bou Arreridj, Sétif, El Oued. "Barakat ce système" - "Es reicht mit diesem System" war einer der Slogans.
https://de.euronews.com/2019/04/19/neue-proteste-in-algerien-18-jahriger-gestorben

https://youtu.be/NkTblo0RtBo

https://youtu.be/cAhe06ccL0w
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:05:25 Di. 23.April 2019
ZitatZehntausend Menschen auf den Straßen der marokkanischen Hauptstadt: Gegen die Terror-Urteile für soziale AktivistInnen – für ihre Freilassung

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2019%2F04%2Fsolidemo-rabat-21.4.2019.jpg&hash=6e745508954655984f6c1167507412a17317d950)

Am Sonntag, 21. April 2019, haben in Rabat rund 10.000 Menschen für die Freilassung der verurteilten sozialen AktivistInnen der Hirak-Bewegung im Rif demonstriert, nachdem zwei Wochen vorher die marokkanische Justiz die Terror-Urteile bestätigt hatte. Die vier ,,Hauptangeklagten", Nasser Zefzafi, Nabil Ahamjik, Ouassim Boustati und Samir Ighid, bleiben zu 20 Jahren Haft verurteilt und auch die weiteren Urteile – drei Aktivisten wurden zu 15 Jahren, sechs zu zehn Jahren und sieben zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt – der königlichen Terrorjustiz waren bestätigt worden.
http://www.labournet.de/?p=147669
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:14:19 Mo. 29.April 2019
ZitatDas iranische Regime überfällt eine Gewerkschaftsversammlung: Festnahmen sollen einen 1. Mai im Zeichen des Kampfes für einen höheren Mindestlohn verhindern

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2019%2F04%2FParvin-Mohammadi-march.jpg&hash=ae0d25e796e1d0cbb1b9d8bf3acb768d90c9469f)
Parvin Mohammadi am 26.4.2019 in Teheran festgenommen 
- wegen Teilnahme an einer Versammlung zur Vorbereitung des 1. Mai


Am 26. April 2019, mitten in der Arbeit zur Vorbereitung des diesjährigen 1. Mai, wurden 12 Aktive der Free Workers Trade Union of Iran (FWTUI) festgenommen, neun Kollegen und drei Kolleginnen. Sie hatten sich mit Dutzenden weiterer Aktiven der Gewerkschaft im Jahan Nama Park versammelt und wurden dabei von ,,Sicherheitskräften" überfallen. Vier der festgenommen GewerkschafterInnen – nämlich Parvin Mohammadi, Haleh Safarzadeh, Valeh Zamani und Alireza Saqafi – wurden in das berüchtigte Gohardasht-Gefängnis gebracht und verlängern nun die aktuelle Liste im Gefängnis befindlicher gewerkschaftlicher AktivistInnen. Deren Zahl, in Verbindung mit der wachsenden Zahl von Protesten, ohnehin kontinuierlich anwächst. Der diesjährige 1. Mai soll den unabhängigen Gewerkschaften des Iran zufolge vor allem im Zeichen des Kampfes um eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns stehen, der etwa der Kermanshah Electrical and Metal Workers Union zufolge bei etwa 400 Dollar im Monat liegen müsste, um damit leben zu können – real beträgt der Mindestlohn bisher gerade einmal 110 Dollar im Monat. Der Bericht ,,Iran Arrests Labor Activists Ahead of International Labor Day" am 27. April 2019 bei Radio Farda erinnert im Weiteren auch an all die anderen Inhaftierten der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung des Iran.
http://www.labournet.de/?p=147938
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:26:58 Fr. 17.Mai 2019
ZitatPartner der Generäle

In Algerien dauern die Massenproteste gegen die herrschenden, von Deutschland geförderten Generäle an. Trotz des Fastenmonats Ramadan gingen am vergangenen Freitag und an diesem Dienstag Zehntausende allein in der Hauptstadt Algier auf die Straße. Für den morgigen Freitag werden erneut Demonstrationen erwartet. Algeriens Streitkräfte, die ungebrochen die Macht in den Händen halten, werden seit Jahren aus der Bundesrepublik unterstützt. Hintergrund ist das deutsche Bestreben, Flüchtlinge an der Reise nach Europa zu hindern. Berlin hat dazu dem Bau mehrerer Werke in Algerien zugestimmt, in denen Rüstungsgüter hergestellt werden, darunter Radpanzer für die algerischen Streitkräfte. In die Joint Ventures ist Algeriens Verteidigungsministerium eingebunden. Ab nächstem Jahr soll Rheinmetall Algérie auch den Radpanzer Boxer montieren dürfen. Beaufsichtigt hat die Kooperation etwa auch der aktuelle Machthaber, Generalstabschef Ahmed Gaïd Salah. Berliner Regierungsberater warnen schon lange, mit der Zusammenarbeit trage man zur Verfestigung der Militärherrschaft bei.

(...)
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7938/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:31:02 Di. 28.Mai 2019
Die Deutsche Welle, ein Propagandasender. Die FAZ, ein rechtes Blatt. Und doch ein lesenswerter Artikel:
ZitatAlgerien und Sudan
Dazugelernt - arabische Proteste heute

Die Proteste in Algerien und im Sudan halten an. Die Demonstranten fordern Reformen statt politischer Kosmetik. Sie vermeiden die Fehler ihrer Vorgänger, meint Rainer Hermann von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".


(https://www.dw.com/image/48870245_303.jpg)

In Algier sind die Menschen den 14. Freitag in Folge auf die Straße gegangen, um eine Entmachtung der herrschenden Elite und tiefgreifende Reformen durchzusetzen. Sie fordern nun auch den Rücktritt des Übergangspräsidenten Abdelkader Bensalah. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum rief unterdessen eine Oppositionsgruppe zum Generalstreik auf, da sich das Militär bei den Gesprächen über die Bildung einer Übergangsregierung nicht bewegt. Daher setzen die Demonstranten ihre Sitzblockaden und Proteste seit mehr als fünf Monaten fort. Die Langzeitherrscher beider Staaten, Abdelaziz Bouteflika und Omar al-Baschir, sind Geschichte. Die Proteste dauern aber unverändert an. Beides zeigt: In der arabischen Welt haben die Demonstranten von heute aus dem Scheitern der Massenproteste im Jahr 2011 gelernt.

2011 sind die Proteste in allen Ländern - bis auf Tunesien - gescheitert. Aus einer Reihe von Gründen: Sie waren von einer großen emotionalen Euphorie getragen, folgten aber keinem politischen Plan. Der "tiefe Staat" aus Militärs und Sicherheitsleuten sorgte rasch für Chaos, indem er den Strom abschaltete und das Benzin verknappen ließ. Länder der Konterrevolution wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate intervenierten, um einen Sieg der Revolution zu vereiteln. Enttäuschung griff um sich, der Rückhalt für die Revolution kippte, und die Menschen riefen schließlich nach dem Militär. Die Stunde der Restauration schlug.

Bewegungen lassen sich nicht mehr spalten

Die Oppositionsbewegungen haben daraus ihre Lektionen gezogen. Sie haben begriffen, dass einige Wochen Proteste und der Sturz eines Machthabers nicht ausreichen, um ein Regime, dessen Beharrungskräfte dermaßen stark sind, radikal zu verändern. Sie wollen nun mit den Vertretern des Regimes an einen Tisch sitzen, und dort wollen sie sich nicht mehr austricksen lassen. Zudem lassen sich die Demonstranten nicht mehr - wie 2011 - in Säkulare und Islamisten spalten.

Das alles macht die Militärs der Länder ratlos. Um sich zu schützen, arrangieren sie sich mit den Ländern der Konterrevolution. Die Regime haben jedoch wenig dazu gelernt. Sie taktieren wie 2011 und machen Politik wie immer, auch die Strukturen des Staats haben sich nicht verändert.

Trauerspiel in Libyen


Heute wollen die Demonstranten Erfolg haben, wo die Demonstranten von 2011 gescheitert sind. Sie halten den Druck der Straße aufrecht, und sie geben sich nicht mit Ankündigungen zufrieden. Sie wissen, dass sie den Zusicherungen ihrer Militärs nicht vertrauen können, und sie wissen, wie stark die beharrenden Kräfte des Status quo sind. Die Chancen stehen daher gut, dass sie mehr erreichen werden als die Proteste vor acht Jahren.

Die Selbstzerfleischung in Libyen ist unterdessen in eine grausame neue Phase getreten. Der UN-Sonderbeauftragte Ghassan Salame warnt, dass das Land Selbstmord begeht und den durch seine Petro-Dollars auch noch selbst finanziert. Bis zu zehn Länder liefern unablässig Waffen und Geld nach Libyen, beraten die Konfliktparteien militärisch, so Salame. Damit wird in Libyen weiter Blut fließen. Bereits jetzt ist in dem Land, das voller Waffen und politischem Geld ist, wieder ein Vakuum entstanden, in dem sich islamistische Extremisten ausbreiten. Umso wichtiger ist es, dass im Sudan und in Algerien ein Übergang gelingt und wenigstens dort die großen Probleme gelöst werden.
https://www.dw.com/de/dazugelernt-arabische-proteste-heute/a-48870165
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 08:54:19 Sa. 08.Juni 2019
ZitatHunderttausende demonstrieren gegen Regierung in Algerien

Nach der Entscheidung, die für Anfang Juli angesetzte Präsidentschaftswahl zu verschieben, sind in Algerien am Freitag Hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen.


(https://static.az-cdn.ch/__ip/702Ip9nznEW1OStZ_EGECmxP0xg/15bcc36a82e58091bd851d868f0de2ddfb7bcb79/n-medium2x-16x9-far)

Im ganzen Land protestierten die Menschen gegen die Regierung von Übergangspräsident Abdelkader Bensalah. Die Demonstranten bezeichneten Teile der Regierung als "Betrüger" und "Verbrecher".

Algerien befindet sich seit Monaten in einer politischen Krise mit anhaltenden Massenprotesten. Seit 16 Wochen demonstrieren die Algerier regelmässig jeden Freitag gegen die Machtelite des nordafrikanischen Landes.

Im April war der Langzeitpräsident Abdelaziz Bouteflika nach 20 Jahren im Amt auf Druck der Proteste und des algerischen Militärs zurückgetreten. Bensalah war zum Übergangspräsidenten ernannt worden und hatte für den 4. Juli eine Neuwahl angesetzt. Anfang der Woche teilte der algerische Verfassungsrat mit, dass die Wahl mangels Kandidaten verschoben werden müsse.

Bensalah, dessen Amtszeit laut Verfassung am 9. Juli ausläuft, hatte daraufhin am Donnerstagabend erklärt, zunächst auf unbestimmte Zeit im Amt zu bleiben.

Menschenrechtsaktivisten berichteten von mehreren Verhaftungen von Demonstranten durch die Sicherheitskräfte am Freitag.
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/hunderttausende-demonstrieren-gegen-regierung-in-algerien-134587669
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 08:21:55 Sa. 15.Juni 2019
ZitatAlle sollen abtreten

Auch während des Ramadan ist in Algerien landesweit protestiert worden. Die Armee neigt zur Verbrüderung und greift bisher nicht ein


Mit dem von mächtigen Demonstrationen erzwungenen Amtsverzicht von Präsident Abdelaziz Bouteflika Anfang April geriet auch sein Bruder Saïd in Hausarrest. Der hatte die nie demokratisch legitimierte Position eines ,,außerordentlichen Beraters" inne und galt als eigentlicher Machthaber. Wegen ,,Angriffs auf die Autorität der Armee" und eines mutmaßlichen ,,Komplotts gegen die Autorität des Staates" kam Saïd am 4. Mai nun gar in Untersuchungshaft – ebenso zwei Generäle. Die am 9. Mai wegen der Ermittlungen als Zeugin geladene Generalsekretärin des Parti des Travailleurs (PT), Louisa Hanoune, wurde gleichfalls festgenommen. Sie steht unter Verdacht, an einer ,,Verschwörung" beteiligt zu sein. Angeblich ging es um die Verhängung des Ausnahmezustands. Dass dabei die Mitwirkung des besonders in Großbetrieben verankerten, zur IV. Internationale gehörenden PT gefragt war, ist nicht unwahrscheinlich. Weil die gegen den Neoliberalismus kämpfende Partei als mächtigste linke Opposition Algeriens gilt, haben in Frankreich 3.000 Persönlichkeiten einen Appell für die sofortige Freilassung Hanounes unterschrieben, darunter Jean-Luc Mélenchon von La France insoumise.

Es gab noch weitaus mehr Verhaftungen von Ministern, hohen Beamten, Geheimdienstlern und Unternehmern, die der Vorteilsnahme oder Korruption angeklagt sind. Um Fluchtversuche aus diesem Kreis zu vereiteln, ist derzeit die Grenzkontrolle verschärft und privater Flugverkehr ausgesetzt. Es war nicht vorhersehbar, ob die juristische Offensive gegen Profiteure des Systems die Demonstrationen nach dem 4. Mai, dem Beginn des Ramadan, zum Erliegen bringt. Gemeinhin fühlen sich die Algerier durch das Fasten tagsüber geschwächt. Dank der Erdölrendite muss kaum gearbeitet werden. Es herrscht allgemeine Trägheit, bis nachmittags heftige Küchenaktivitäten entfaltet werden. Über die sozialen Medien einigte man sich, die Demonstrationszeit während des Ramadan auf zwei Stunden zu begrenzen.

Weder Polizei noch Armee haben bislang die seit dem 22. Februar landesweit stattfindenden Großdemonstrationen gewaltsam unterbunden. Stattdessen verbrüdern sich immer wieder Uniformierte und Aufbegehrende. In Tlemçen legte eine ganze Polizeieinheit bei Beginn einer Demonstration gar Waffen und Körperschilde ab.

Tod eines Märtyrers

Und so füllten trotz großer Hitze an allen Freitagen im Mai wieder Zehntausende aus allen Altersgruppen die Stadtzentren. Außerdem veranstalteten jeden Dienstag Studenten ihre Meetings, während samstags die Justizbeamten für die Unabhängigkeit ihrer Korporation marschierten. Wie wenig die bislang gegeben war, zeigte sich daran, dass der im Vorjahr entlassene Oberstaatsanwalt, der gegen einen korrupten Industriellen vorgehen wollte, wieder in seine Funktion zurückkehren durfte. Dabei sind die jetzt angelaufenen juristischen Verfahren offenbar nur möglich, weil es die Armee als allein funktionierende Autorität so will. Freilich gibt es keine Garantie, dass es nicht doch wieder um Clan-Kämpfe geht, bei denen der eine den anderen ausschalten will. Eine Nagelprobe für die Unabhängigkeit der Justiz wird der Fall des ersten Märtyrers sein, den die Demonstranten beklagen: den Menschenrechtsaktivisten Kamel Eddine Fekhar, der am 31. März in der Oasenstadt Ghardaia aus einem Protestzug heraus verhaftet wurde, in einen Hungerstreik trat und wegen mangelnder medizinischer Hilfe am 28. Mai starb.

Obwohl auch hohe Militärs verhaftet wurden, erscheint nicht etwa Interimspräsident Abdelkader Bansalah als starker Mann, sondern Ahmed Gaïd Salah als Oberbefehlshaber der Streitkäfte. Das staatliche Fernsehen, das seit April von den Demonstrationen wie Podien der politischen Diskussionen berichtet, strahlt täglich Reportagen über Reden des Generals aus, die der vor Militäreinheiten in verschiedenen Landesteilen hält. Die Botschaft dieser Nachrichtenblöcke lautet: Wir warnen vor jedweder Einmischung aus dem Ausland und beschwören die Gewaltfreiheit der Transformation. So martialisch die zugleich gesendeten Bilder über Armeemanöver wirken – im Hinblick sowohl auf die maßgeblich vom Ausland angeheizten Bürgerkriege in Libyen, im Jemen und in Syrien als auch die eigene Selbstzerfleischung in den 1990er Jahren, kann hier von einem Grundkonsens mit den Demonstranten ausgegangen werden.

Keine Einigkeit herrscht hingegen über die von der Verfassung im Fall der Demission eines Präsidenten vorgeschriebene Einhaltung der Frist von drei Monaten, an deren Ende ein neuer Staatschef gewählt sein muss. Demnach wäre ein Votum spätestens am 4. Juli fällig. Die Menschen auf den Straßen bringen immer wieder zum Ausdruck, dass die bisherigen Verhaftungen nicht ausreichen, mindestens tausend oder zweitausend Mitglieder der politischen Klasse gehörten auf die Anklagebank. Das Volk sei nicht bereit, aus diesen Zirkeln den nächsten Präsidenten zu wählen. Auch der Armeechef Gaïd Salah müsse letzten Endes abtreten, da er ebenfalls zum Filz des Bouteflika-Erbes gehöre. Vertreter der Armee verkünden ständig, dass sie nicht noch einmal wie 1992 die Verfassung brechen wollten, als sie seinerzeit die zweite Runde einer Parlamentswahl verhinderten, aus der wohl die Islamische Heilsfront FIS als Sieger hervorgegangen wäre.

Kampf um die Demokratie

Wenn damals der Bruch der Verfassung verhinderte, dass sich eine Mehrheit der Wähler durchsetzte, würde diesmal Verfassungstreue dem Willen einer Mehrheit widersprechen. Diese sieht in einer fristgemäßen Wahl die Gefahr, dass sich bis zum Wahltag kein neues System zur Abstimmung stellt. Da die politische Klasse Algeriens Magna Charta am laufenden Band gebrochen habe, argumentieren die Demonstranten, sei es zynisch, diese ausgerechnet jetzt zu bemühen. Es gibt zudem Bürgermeister, die erklären, sie würden in ihren Rathäusern keine Wahlurnen aufstellen lassen. Und der Richterbund ergänzt, er weigere sich, momentan eine Präsidentenwahl zu überwachen.

Von den ursprünglich über 60 Personen, die sich zur Abstimmung stellen wollten, haben bis auf zwei Aspiranten alle ihre Kandidatur zurückgezogen. Dass man das Volk nicht an die Urnen tragen kann, hat schließlich auch die Wahlkommission verstanden. Am 2. Juni erklärte sie die beiden – anonym gebliebenen – Kandidaturen für ungültig und eröffnete damit die Möglichkeit, den Wahltermin nochmals zu verschieben, was inzwischen geschah. Da die Vertrauenskrise das gesamte Parteiensystem betrifft, müssen die Algerier in der gewonnenen Zeit neue Formationen bilden. Ob das gelingt, ist fraglich.

Es handelt sich nicht um einen zivilen Aufstand gegen eine vom Westen gern pauschal als Diktatur definierte Ordnung, sondern um einen Kampf, mit dem die Demokratie als solche gesichert werden soll. Was dann anbrechen könnte, wäre ein zweiter ,,algerischer Frühling". Der erste stand 1988 an, als das Mehrparteiensystem, die Assoziations- und Pressefreiheit legitimiert wurden. Diese Freiheiten konnten sich – wie anderswo auch – nicht makellos durchsetzen. Sie reichen momentan nicht einmal aus, eine Kontrolle des politischen Systems durch das Volk zu sichern.
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/alle-sollen-abtreten
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 08:52:14 Sa. 06.Juli 2019
ZitatZehntausende Algerier demonstrieren am Nationalfeiertag
In der Hauptstadt Algier fanden Proteste gegen die Regierung statt. Nach dem Sturz von Ex-Präsident Bouteflika ist ein demokratischer Machtwechsel nicht gesichert.
https://www.zeit.de/politik/2019-07/algerien-nationalfeiertag-proteste-regierungswechsel-bensalah
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:30:17 Do. 18.Juli 2019
ZitatIn Algerien haben rund tausend Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte für eine unabhängige Justiz demonstriert.

Sie forderten, dass 30 Menschen aus dem Gefängnis freigelassen werden, die während der landesweiten Proteste im Juni verhaftet wurden, weil sie die in Algerien verbotene Fahne der Berber gezeigt hatten. Viele Menschen in Algerien werfen der Regierung vor, Bürgerrechte zu missachten. Der umstrittene Langzeit-Präsident Bouteflika war im April infolge der Proteste zurückgetreten. Es gibt aber auch Kritik am neuen Interimspräsidenten, dem bisherigen Parlamentschef Bensalah und der gesamten Führungselite des Landes.
https://www.deutschlandfunk.de/algerien-proteste-gegen-politische-einflussnahme-auf-die.1939.de.html?drn:news_id=1027065
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 15:58:40 Sa. 07.September 2019
Zitat Alte Machtelite im Visier
Algerier protestieren 29. Freitag in Folge

Die alte Machtelite regiert Algerien auch nach dem Rücktritt von Langzeitherrscher Abdelaziz Bouteflika weiter. Der Protest dagegen bricht jedoch nicht ab.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/29--freitag-in-folge-algerier-protestieren-erneut-100.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:24:19 Di. 10.September 2019
ZitatJordanien
Streik für 50 Prozent mehr Lohn


Am Sonntag, 8. September, begannen in Jordanien Tausende Lehrer an staatlichen Schulen mit einem unbefristeten Streik für 50 Prozent mehr Lohn. Am 5. September hatte es bereits Protestaktionen für diese Forderungen in der Hauptstadt Amman gegeben, wobei die Polizei Demonstranten mit Tränengas angriff. Die Regierung hatte Lohnerhöhungen versprochen, sieht sich jetzt aber nicht in der Lage, diese Versprechungen einzuhalten.
https://www.rf-news.de/2019/kw37/streik-fuer-50-prozent-mehr-lohn
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:45:07 Sa. 21.September 2019
ZitatZwei Männer kommen bei Zusammenstössen mit der Polizei in Algerien ums Leben

Bei Zusammenstössen mit der Polizei sind in Algerien zwei junge Männer ums Leben gekommen. Zu den Unruhen in dem Ort Oued Rhiou im Nordwesten des Landes kam es, nachdem ein 15-Jähriger bei der Kollision seines Motorrads mit einem Polizeifahrzeug getötet worden war, wie die lokalen Justizbehörden am Donnerstag berichteten.

Bei anschliessenden Krawallen seien Strassen mit Barrikaden gesperrt und öffentliche Einrichtungen zerstört worden, hiess es weiter. Zudem habe es den Versuch gegeben, eine Zentrale der Sicherheitskräfte zu stürmen, um den Verursacher des Verkehrsunfalls zu fassen. Das Innenministerium in Algier leitete eine Untersuchung ein.

In Algerien herrscht angesichts der angespannten politischen und wirtschaftlichen Lage vor allem unter Jüngeren grosse Unzufriedenheit. Seit Monaten kommt es immer wieder zu Massenprotesten gegen die Führung des Landes. Sie gingen auch nach dem Rücktritt von Langzeitherrschaft Abdelaziz Bouteflika im vergangenen April weiter. Die Demonstranten fordern grundlegende politische Reformen. Am 12. Dezember soll die verschobene Präsidentenwahl nachgeholt werden.
https://www.nzz.ch/international/algerien-zwei-tote-bei-zusammenstoessen-mit-polizei-ld.1509926



ZitatAlgerien
Zehntausende Menschen protestieren


(https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/1/165395e5132abf3b7e1bc12bc27f162bv1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=4f6826)

In Algerien sind erneut Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen die politische Führung des Landes zu demonstrieren.

In der Hauptstadt Algier kam es dabei zu Festnahmen, wie Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Trotz einer hohen Anzahl von Sicherheitskräften sei es den Demonstranten gelungen, zentrale Plätze im Stadtzentrum zu erreichen. Es waren die größten Kundgebungen seit mehreren Wochen in dem nordafrikanischen Land. Das Militär hatte zuvor versucht, die Demonstrationen zu blockieren.

Amnesty International kritisierte, die Regierung müsse den friedlichen Demonstranten zuhören statt zu versuchen, die Proteste kleinzuhalten.
https://www.deutschlandfunk.de/algerien-zehntausende-menschen-protestieren.1939.de.html?drn:news_id=1051399

ZitatZuckerbrot und Peitsche in Algerien oder geordnete Proteste und angeordnete Präsidentschaftswahl
https://weltexpress.info/zuckerbrot-und-peitsche-in-algerien-oder-geordnete-proteste-und-angeordnete-praesidentschaftswahl/

ZitatAlgerien – Wahltermin stellt Protestbewegung nicht zufrieden.

Algier – Die Demonstrationen in dem nordafrikanischen Land gehen weiter.
https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/algerien-wahltermin-stellt-protestbewegung-nicht-zufrieden/

ZitatÄgypten:
Es reicht, Sissi!
Nach Jahren harter Unterdrückung gibt es wieder Proteste in Ägypten. Die Wut der Demonstranten auf Präsident al-Sissis Regime ist groß genug für großes Risiko.


(https://img.zeit.de/politik/ausland/2019-09/aegypten-praesident-al-sissi-protest-korruption-militaerregime-bild/wide__820x461__desktop)
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/aegypten-praesident-al-sissi-protest-korruption-militaerregime

ZitatIn Ägypten haben sich in mehreren Städten Hunderte Menschen zu Protestaktionen gegen Präsident Abdel Fattah al-Sisi versammelt. Oppositionsmedien berichteten von Demonstrationen in Kairo, Alexandria, Suez und Mansura.
https://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-proteste-107.html

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:49:06 So. 22.September 2019
ZitatNeue Proteste in Ägypten – Polizei geht gegen Demonstranten in Suez vor

Im ägyptischen Suez ist die Polizei offenbar erneut gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen.


(https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/f266f62087ae1da3506f09e5c1a0b9ccv1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=d2acd7)

Am Abend gingen laut der Nachrichtenagentur AFP den zweiten Tag in Folge Menschen auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren. Die Rede ist von rund 200 Teilnehmern. Die Sicherheitskräfte hätten Tränengas, Gummigeschosse und scharfe Munition eingesetzt, heißt es. Es soll Verletzte geben.

In Kairo waren gestern rund um den zentralen Tahrir-Platz verstärkt Polizeikräfte im Einsatz. Dort, in Suez und anderen Städten hatte es am Freitag erstmals seit Jahren wieder regierungskritische Proteste gegeben. Die Teilnehmer forderten den Rücktritt von Staatschef al-Sisi. Laut AFP gab es mehr als 70 Festnahmen. Der Initiator der Proteste, der in Spanien lebende Unternehmer Mohamed Ali, rief für Freitag zu Massenkundgebungen auf.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch appellierte an die Behörden, das Recht auf friedlichen Protest zu schützen. Festgenommene Demonstranten sollten freigelassen werden.
https://www.deutschlandfunk.de/medienbericht-neue-proteste-in-aegypten-polizei-geht-gegen.1939.de.html?drn:news_id=1051735
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:12:36 Mi. 25.September 2019
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2015%2F06%2FelSisi-demo030615.jpg&hash=bb5191aef8e7c0bfb2f95bf975e60c9fa37dcf50)

ZitatÄgypten:
Die Angst vor al-Sisi ist überwunden

Nach sechs Jahren Ruhe erschüttern Proteste zum ersten Mal das Regime von Abdel Fattah al-Sisi in Ägypten. Zum Widerstand hatte ein Unternehmer aus dem Exil aufgerufen. Jetzt wehrt sich das Regime mit allen Mitteln.


"Sag es, hab keine Angst, al-Sisi muss weg!", skandieren Demonstranten am Tahrirplatz in Kairo. An diesem symbolträchtigen Ort, an dem am "Tag des Zorns" im Januar 2011 der Arabische Frühling auch in Ägypten seinen Anfang nahm, scheint es nach Jahren der Herrschaft von Abdel Fattah al-Sisi wieder möglich zu sein, gegen die Regierung zu protestieren. Es waren solche Rufe, die im Jahr 2011 zum Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak geführt hatten.

Die Repressionen des al-Sisi-Regimes hatten politischen Widerstand bis jetzt verhindert. Al-Sisi war nach dem Putsch gegen den inzwischen verstorbenen Mohammed Mursi, den Vorsitzenden der Partei der Muslimbrüderschaft, mithilfe des Militärs an die Macht gekommen. Proteste und Kritik unterdrückte seine Regierung weitgehend. Tausende Muslimbrüder, Regierungskritiker, Blogger und Aktivisten wurden inhaftiert. Dass Sätze wie "Sisi, hau ab!" nun zu hören sind, ist ein Zeichen dafür, dass die Ägypter keine Angst mehr vor Repressionen haben. Denn eigentlich sind Kundgebungen ohne Genehmigung der Behörden im Ägypten al-Sisis verboten.

(https://www.dw.com/image/50523369_401.jpg)

Die unabhängige ägyptische Internet-Nachrichtenseite Mada Masr berichtet von Demonstrationen am späten Freitagabend auf dem Tahrir-Platz in Kairo sowie in Alexandria, in Suez, in Mansoura und in Mahalla-al-Kubra im Nildelta. In Kairo hielten sich die Sicherheitskräfte zunächst zurück, setzten später aber Tränengas ein. Innerhalb weniger Minuten waren im Internet Videos zu sehen, die von den staatlichen Medien erst weitgehend ignoriert, dann aber als Störung von der Seite des Staatsfeinds, der Muslimbrüder, abgestempelt wurden.
(...)
Halten die Proteste an?

"An der Reaktion der ägyptischen Börse zeigt sich, wie fragil die Situation ist. Der Handel wurde komplett ausgesetzt. Dafür reicht es, wenn ein paar hundert Menschen auf die Straße gehen", erklärt Roll. Die Antwort der Regierung ist dem Experten zufolge bisher nicht nachhaltig. Komme es kommenden Freitag erneut zu Protesten, sehe es für das Regime nicht gut aus, so Roll. Doch die landesweiten Demonstrationen hätten gezeigt, dass man nicht mehr damit rechnen sollte, dass die erzwungene Ruhe dauerhaft hält.
(...)
https://www.dw.com/de/%C3%A4gypten-die-angst-vor-al-sisi-ist-%C3%BCberwunden/a-50549127

ZitatÄgypten
Mehr als 1.000 Festnahmen nach Protesten

Ägyptische Sicherheitskräfte haben nach den Protesten gegen Präsident Sisi am Wochenende mehr als eintausend Menschen festgenommen.


Das berichten mehrere arabische Menschenrechtsorganisationen. Von der Regierung gibt es dazu keine Angaben. Unter den Festgenommenen sind demnach prominente Oppositionelle, Wissenschaftler und Schriftsteller.

Seit kurzem gibt es in Kairo und anderen Städten erstmals seit Jahren wieder Proteste gegen die Regierung. Die Teilnehmer forderten den Rücktritt von Präsident Sisi. Inzwischen haben die Sicherheitskräfte ihre Präsenz an großen Plätzen in der Hauptstadt Kairo verstärkt.
https://www.deutschlandfunk.de/aegypten-mehr-als-1-000-festnahmen-nach-protesten.2932.de.html?drn:news_id=1052981

ZitatÄgyptens Präsident Al-Sisi geht seit Jahren mit harter Hand gegen Oppositionelle vor. Bei Protesten im Land werden nun erneut Hunderte verhaftet. Menschenrechtler laufen Sturm - aber US-Präsident Trump lobt den Ägypter und spricht von «Ordnung» nach dem Chaos.

Nach den regierungskritischen Protesten in Ägypten mit Hunderten Festnahmen hat Präsident Abdel Fattah al-Sisi Rückendeckung von US-Präsident Donald Trump erhalten. Al-Sisi habe für «Ordnung» in Ägypten gesorgt, nachdem dort zuvor Chaos geherrscht habe, sagte Trump am Montag (Ortszeit) bei einem Treffen mit Al-Sisi in New York. Trump bemühte sich auch, die Bedeutung der Proteste herunterzuspielen, und sagte, Demonstrationen gebe es überall.
https://de.qantara.de/content/mehr-als-1000-festnahmen-nach-protesten-in-aegypten-trump-lobt-al-sisi

ZitatTrump hatte schon Ende August beim G7-Gipfel in Biarritz für hochgezogene Augenbrauchen gesorgt, als er Sisi als "meinen Lieblingsdiktator" bezeichnete.
https://www.derstandard.de/story/2000109004734/trump-lobt-schon-wieder-einen-diktator-aegyptens-al-sisi-sorgt
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 21:55:16 So. 29.September 2019
ZitatProteste im Libanon

Der Libanon steckt in einer Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst und treibt sie auf die Straße.


Der Unmut über die wachsende Wirtschaftskrise hat Hunderte Libanesen auf die Straßen getrieben. In der Hauptstadt Beirut protestierten sie gegen Misswirtschaft und Korruption. Demonstranten blockierten Straßen, einige setzten Reifen und Abfall in Brand.

Der Libanon steckt in einer Finanzkrise. Das Land ist mit Schulden in Höhe von 86 Milliarden Dollar beziehungsweise mehr als 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts einer der am höchsten verschuldeten Staaten der Wel
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/finanz--und-wirtschaftskrise-proteste-im-libanon-100.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:31:46 Mo. 30.September 2019
ZitatFeministisches Manifest in Netz
Aufbegehren in Marokko

Marokkanische Frauen bekennen sich zu Abtreibung und außerehelichem Sex. Sie fordern die Abschaffung dafür verhängter Haftstrafen.
https://taz.de/Feministisches-Manifest-in-Netz/!5630595/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:34:24 Mo. 30.September 2019
(https://taz.de/picture/3705528/624/Beirut-Protest.jpeg)

Fridays for Future in Beirut.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:40:12 Di. 01.Oktober 2019
ZitatTränengas und Wasserwerfer gegen Protest in Bagdad
Irakische Sicherheitskräfte sind im Zentrum der Hauptstadt Bagdad mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Hunderte Demonstranten vorgegangen. Aus Krankenhauskreisen hieß es am Dienstag, mehr als 180 Menschen seien wegen Verletzungen nach dem Tränengaseinsatz behandelt worden. Augenzeugen berichteten, die Sicherheitskräfte hätten am Tahrir-Platz in Bagdad auch in die Luft geschossen, um den Protest aufzulösen. Bilder in den sozialen Medien zeigten dichte Nebelschwaden und Rauch. Auch Schüsse waren zu hören. Dem irakischen TV-Senders Al-Sharqiya zufolge kam es in anderen Städten ebenfalls zu Protesten gegen Korruption und politischen Stillstand. Im Irak herrscht in der Bevölkerung unter anderem wegen der schlechten Infrastruktur und Arbeitslosigkeit großer Frust. So gehört das Land zu den größten Ölproduzenten der Welt, leidet aber unter einem akuten Energiemangel. Viele Gebiete des Landes sind nach dem Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zerstört. Vor rund einem Jahr hatte Wut über Tausende Erkrankungen infolge von verschmutztem Trinkwasser in der südirakischen Stadt Basra Proteste ausgelöst. Kritiker machen für die Lage vor allem die grassierende Korruption verantwortlich. Politikern werfen sie vor, ihre Positionen dafür zu nutzen, um sich und ihre Gefolgsleute zu bereichern.
https://www.sn.at/politik/weltpolitik/traenengas-und-wasserwerfer-gegen-protest-in-bagdad-77051977

ZitatBei Ausschreitungen nach einer Demonstration in der irakischen Hauptstadt Bagdad hat es einen Toten gegeben. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten. Auch bei Protesten im Süden des Irak gab es einen Toten.

Die Sicherheitskräfte waren in der Hauptstadt mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Teilnehmer einer Kundgebung vorgegangen. Augenzeugen berichteten, die Polizisten hätten am Tahrir-Platz auch in die Luft geschossen, um die Proteste aufzulösen. Unter den Verletzten sind nach Angaben des irakischen Gesundheitsministeriums 40 Polizisten.

Einer der korruptesten Staaten der Welt


Die Demonstration mit mehr als tausend Teilnehmern richtete sich gegen Arbeitslosigkeit und Korruption, aber auch gegen chronische Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung. Es war die größte Kundgebung in Bagdad seit Oktober 2018. Damals kam der heutige Regierungschef Adel Abdel Mahdi ins Amt. Medienberichten zufolge gingen auch in anderen Städten des Landes Menschen auf die Straßen.

Der Irak belegt auf einer Skala der Organisation Transparency International den zwölften Platz unter den korruptesten Staaten weltweit. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Saddam Hussein durch eine von den USA angeführte Militärkoalition verschwanden nach offiziellen Statistiken umgerechnet mindestens 410 Milliarden Euro in den Taschen zwielichtiger Politiker und Geschäftsleute.
https://www.deutschlandfunk.de/irak-tote-bei-demonstrationen.1939.de.html?drn:news_id=1055044
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:39:37 Mi. 02.Oktober 2019
ZitatIn der Stadt Nassirija wurden jüngsten Angaben zufolge vier Menschen getötet. Die Opfer hätten Schusswunden erlitten. Damit sind bei den Kundgebungen seit gestern landesweit bereits neun Menschen ums Leben gekommen. In Bagdad feuerten Polizisten bei den Protesten gegen Korruption und Arbeitslosigkeit in die Luft und setzten Tränengas ein. Auch in den Städten Nadschaf und Basra gingen Menschen auf die Straßen. Die Demonstranten hatten sich unter anderem über soziale Netzwerke zu Protesten verabredet. Inzwischen soll in einigen Teilen des Irak der Zugang zum Internet blockiert worden sein.
https://www.deutschlandfunk.de/irak-sicherheitskraefte-gehen-erneut-gegen-demonstranten-vor.2932.de.html?drn:news_id=1055430
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:30:22 Do. 03.Oktober 2019
ZitatBagdad führt nach Protesten nächtliche Ausgangssperre ein
Kaum Jobs, viel Korruption: Im Irak sind Tausende auf die Straße gegangen – und teils mit der Polizei aneinandergeraten. Die Regierung verhängt eine Ausgangssperre.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/irak-bagdad-ausgangssperre-proteste-korruption


Hierbei
ZitatEnergiemangel trotz massiver Ölexporte

muß ich an folgendes denken:
ZitatZwischen 1845 und 1850 wurden die Iren von einer furchtbaren Hungersnot schwer gebeutelt. Sie kostete über eine Millionen Menschen das Leben und ging als 'Great Famine' in die Geschichtsbücher ein.
(...)
Ironischwerweise führten die englischen Großgrundbesitzer in dieser Zeit weiterhin munter Fleisch und Getreide nach England aus. Es gab also eigentlich genug für alle. Man könnte daher meinen, die Briten hätten die Sache schnell in den Griff bekommen können. Doch das Krisen-Management der englischen Regierung war katastrophal, ihre Maßnahmen oft kontraproduktiv. (...)
https://irlandnews.com/irland-info-alles-wichtige-uber-irland-fur-eilige/geschichte-der-grosse-hunger/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 14:10:03 Do. 03.Oktober 2019
ZitatDen zweiten Tag in Folge sind irakische Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Bagdad mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. In mehreren Teilen der Stadt, aber auch in anderen Provinzen des Landes gingen erneut Tausende auf die Straße, um gegen Korruption und politischen Stillstand zu demonstrieren.

Sicherheitskräfte versuchten mit Tränengas und Schüssen in die Luft, die Proteste aufzulösen. Auf Bildern des TV-Senders Al-Sharqiya war zu sehen, wie Demonstranten eine Straße sperrten und Reifen anzündeten.

(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/bagdad-195~_v-modPremium.jpg)

In Bagdad erreichten die Protestierenden trotz einer anfänglichen Blockade durch Sicherheitskräfte den zentralen Tahrir-Platz, weitere von ihnen versammelten sich später am Flughafen.

In der sogenannten Grünen Zone, in der neben irakischen Regierungsgebäuden auch mehrere Botschaften liegen, waren verstärkt Sicherheitskräfte im Einsatz.

Bei den Protesten wurden seit Beginn der Woche 19 Demonstranten getötet. Alleine seit Mittwoch starben mindestens zehn Menschen. Es gab zudem mehrere Hunert Verletzte.
https://www.tagesschau.de/ausland/irak-proteste-103.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:56:50 Fr. 04.Oktober 2019
ZitatIn Nassirija wurden sechs Demonstranten erschossen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Zudem habe es Opfer in Amara und Kut gegeben. Die Zahl der Toten insgesamt sei damit auf mehr als 30 gestiegen.
https://www.deutschlandfunk.de/medienbericht-zahl-der-toten-bei-den-proteste-im-irak.2932.de.html?drn:news_id=1055725
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:37:22 Fr. 04.Oktober 2019
(https://www.fr.de/bilder/2019/10/03/13063881/1487297205-bagdadrauch_041019-JNEPZqeeZa7.jpg)

ZitatDer irakische Frühling:
,,Das Volk will den Sturz der Regierung!"

In dem von Bürgerkrieg und Korruption gebeutelten Land kämpft die Bevölkerung für menschenwürdige Verhältnisse. Die politische Kaste ist so korrupt wie eh und je.


Die einen riefen ,,Raus mit dem Iran, Freiheit für Bagdad". Andere skandierten den Schlachtruf des Arabischen Frühlings: ,,Das Volk will den Sturz der Regierung!". Junge und Alte, Männer und auch einige Frauen strebten dem Tahrir-Platz der irakischen Hauptstadt zu, dem ,,Platz der Befreiung". In den Straßen konkurrierten Schwaden von Tränengas mit brennenden Barrikaden.

Den nun dritten Tag erschüttert der seit Jahren schwerste Aufruhr den Irak, vor allem die schiitische Bevölkerung in Bagdad und im Süden ist in Rage. Die gewalttätigen Unruhen haben mittlerweile elf der 19 Provinzen des Irak erfasst, ebenso die Pilgermetropole Nadschaf und die Hafenstadt Basra, in der es bereits 2018 wochenlang Tumulte gab. Öffentliche Gebäude wurden gestürmt und Geschäfte verwüstet. Nach offiziellen Angaben starben bisher mindestens 20 Zivilisten und ein Polizist, mehr als 400 Menschen wurden verletzt – die Polizei schießt scharf.

Regierung verhängt Ausgangssperre

In der Nacht zu Donnerstag verhängte die Regierung ,,bis auf weiteres" eine generelle Ausgangssperre und ließ in weiten Teilen des Landes das Internet kappen. Trotzdem gingen am Donnerstag offenbar erneut Abertausende auf die Straße, wieder kam es zu blutigen Schlachten mit der Polizei. Bagdads ,,grüne Zone", in der viele Ministerien und Botschaften liegen, wurde abgeriegelt. Aktivisten berichteten, es sei immer wieder intensives Gewehrfeuer zu hören.

Die Wut der Iraker richtet sich zum Teil gegen den beherrschenden Einfluss des Iran. Erster Zündfunke war offenbar die plötzliche Entlassung des populären Generals Abdulwahhab al-Saadi, der als Vizekommandeur der Antiterroreinheiten eine Schlüsselrolle beim Sieg über den ,,Islamischen Staat" spielte. Er hatte mehrfach das Treiben irantreuer Milizen kritisiert, die daraufhin seine Ablösung verlangten. Diese sogenannten Volksmobilisierungskräfte stehen formal unter irakischem Oberbefehl, werden aber faktisch von Teheran dirigiert. Sie haben eigene Kasernen, werden nach amerikanischen Erkenntnissen vom Iran mit Raketen aufgerüstet und formen einen immer mächtigeren Staat im Staate.

Ungehemmte Korruption der politischen Klasse

Die Unruhen werden aber auch befeuert durch die ungehemmte Korruption der politischen Klasse, die hohe Arbeitslosigkeit sowie das weitflächige Staatsversagen bei der Versorgung mit Strom, Wasser, Wohnungen, Schulen und Krankenhäusern. ,,Wir fordern Jobs und einen besseren öffentlichen Dienst – das fordern wir seit Jahren und die Regierung tut einfach nichts", sagte ein Demonstrant der BBC.

Andere meinten, sie fühlten sich wie Fremde im eigenen Land. Nach Informationen des sunnitischen Ex-Abgeordneten Hamid Al-Mutlaq wurde zum Beispiel der gesamte Bauetat 2019 für den Bau von Krankenhäusern veruntreut. Gesundheitsminister Ala Al-Alwan trat zurück, weil er, wie er sagte – so extrem unter Druck gesetzt und bedroht werde, dass er sei Amt nicht ausüben könne. Kein Wunder, dass weite Teile der Bevölkerung jedes Vertrauen in den Staat verloren haben.

Revolte im Irak ist größte Herausforderung für Adil Abdel Mahdi

Für den seit 2018 amtierenden 77-jährigen Ministerpräsidenten Adil Abdel Mahdi ist diese Revolte die bisher größte Herausforderung. Er war angetreten mit dem Versprechen, sich von keinem politischen Lager vereinnahmen zu lassen, die Korruption auszurotten und die Nation zu einen, kann sich aber gegen die mächtigen Mafiainteressen nicht durchsetzen. ,,Die verletzten Demonstranten und Sicherheitskräfte, alles Söhne unseres Landes, machen mich traurig", schrieb er auf Facebook, ,,genauso wie die Zerstörung und Plünderung von öffentlichem und privatem Eigentum"
https://www.fr.de/politik/irakische-fruehling-13063881.html

(https://abload.de/img/9ejvv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=9ejvv.jpg)

ZitatMittlerweile gibt es mehr als 46 Tote
https://www.derstandard.at/story/2000109475503/mehr-als-30-tote-bei-protesten-im-irak

(https://abload.de/img/ioq3gvjmzbag5cnl6btrjfknm.jpeg) (https://abload.de/image.php?img=ioq3gvjmzbag5cnl6btrjfknm.jpeg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: counselor am 19:53:16 Sa. 05.Oktober 2019
ZitatJUGEND VORNEDRAN - Aufruhr im Irak

Am Dienstag, dem 1. Oktober 2019, gab es in Bagdad, der Hauptstadt des Irak, riesige Demonstrationen, an denen etwa 800.000 bis 1 Million Menschen teilnahmen. Der Staatsapparat reagierte mit extremer Gewalt, der die Massen nicht einschüchtern konnte.

Quelle: https://www.rf-news.de/2019/kw40/aufstand-im-irak
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:28:54 So. 06.Oktober 2019
ZitatSituation im Irak eskaliert

Laut offiziellen Angaben wurden bei den Unruhen im Irak mehr als 90 Menschen getötet und fast 4000 verletzt. Die Regierung steht ohne Lösung da. Erste muslimische Hardliner treten auf den Plan.


Nach tagelangen blutigen Protesten im Irak hat die Regierung die Zahl der Opfer nach oben korrigiert. Seit Beginn der Demonstrationen am Dienstag seien 93 Menschen getötet worden, teilte die staatliche Menschenrechtskommission mit.

Abgeordnete gehen auf Demonstranten zu

Unterdessen traf sich eine Delegation des Parlaments mit 50 Vertretern der Protestierenden, um über deren Forderungen zu sprechen, wie ein Abgeordneter der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Wut der Demonstranten ist auch deshalb so groß, weil die Regierung seit Jahren Reformen und einen verstärkten Kampf gegen die Korruption verspricht, ohne dass sich die Lage bessert. Die großen politischen Blöcke im Parlament blockieren sich gegenseitig. Der Regierungschef verfügt über keine eigene Hausmacht.
https://www.dw.com/de/situation-im-irak-eskaliert/a-50709491
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 18:39:19 So. 13.Oktober 2019
Algerien. Die Protestbewegung nimmt wieder Fahrt auf und will statt Wahlen einen Systemwandel

https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/herbst-der-patriarchen
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:15:25 Mo. 14.Oktober 2019
Zitat Lagebericht Irak:
Proteste der Bevölkerung eskalieren

Die größten Bürgerproteste seit Amtsantritt des Premierministers bedrohen die Stabilität der Regierung und der Region
https://www.kas.de/web/syrien-irak/laenderberichte/detail/-/content/lagebericht-irak-proteste-der-bevoelkerung-eskalieren-1

Sehr gut!
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:54:01 Fr. 18.Oktober 2019
ZitatWirtschafts- und Finanzkrise
Tausende protestieren im Libanon

Im Libanon grassiert eine schwere wirtschaftliche Krise. Um die leeren Staatskassen zu füllen, soll unter anderem eine Gebühr auf WhatsApp-Anrufe erhoben werden. Dagegen und gegen weitere Steuerpläne der Regierung regt sich Widerstand auf den Straße.


(https://abload.de/img/1623219408-urn-newsmlrakfw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1623219408-urn-newsmlrakfw.jpg)

Beirut (dpa) - Angesichts heftiger Proteste gegen die Regierung im Libanon blieben viele Geschäfte und Schulen geschlossen. Dichte schwarze Rauchwolken lagen über Teilen der Hauptstadt Beirut, nachdem Demonstranten Straßenbarrikaden und Autoreifen angezündet hatten.

(https://abload.de/img/78908067-urn-newsml-dqzjt8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=78908067-urn-newsml-dqzjt8.jpg)

In der Nacht gingen Tausende Menschen in mehreren Städten auf die Straße. Sie protestierten unter anderem gegen eine von der Regierung geplante Gebühr auf Sprachanrufe über Dienste wie WhatsApp.

(https://abload.de/img/1802017826-urn-newsmli6j1p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1802017826-urn-newsmli6j1p.jpg)

Am Donnerstag hatte Informationsminister Dschamal Dscharra zunächst eine tägliche Gebühr von 0,20 US-Dollar auf die Nutzung von Kommunikationsdiensten wie WhatsApp bekanntgegeben. Nur Stunden später verkündete Telekommunikationsminister Mohammed Schukair, dass die Änderung nicht in Kraft treten werde. Die Proteste gingen dennoch weiter. Die Polizei setzte in Beirut Tränengas gegen die Demonstranten ein.

(https://abload.de/img/538914140-urn-newsml-j0k8n.jpg) (https://abload.de/image.php?img=538914140-urn-newsml-j0k8n.jpg)

Der Libanon mit 6,8 Millionen Einwohnern kämpft mit einer Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Staatsverschuldung liegt bei 86 Milliarden US-Dollar, was einer Quote von etwa 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Es ist eine der höchsten Schuldenquoten weltweit.

(https://abload.de/img/1398004501-urn-newsmld2kp0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1398004501-urn-newsmld2kp0.jpg)

(https://abload.de/img/1804557049-urn-newsml4gjll.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1804557049-urn-newsml4gjll.jpg)
https://www.merkur.de/politik/tausende-protestieren-im-libanon-zr-13129423.html

Es haben alle Medien an einem Zustand der Desinformation beigetragen. Man hatte nie ein Interesse daran, das Leben und die Altagsprobleme in arabischen Ländern zu zeigen. Man berichtete nur über Anschläge und Terror. Herausgekommen ist das Bild von arabischen Staaten, die allesamt von Islamisten und Terror regiert werden.

Das ist ungefähr so zutreffend, wie ein Deutschlandbild, das sich allein aus Berichten über NSU und Pegida ergibt.

In den arabischen Ländern leben Menschen mit völlig normalen Bedürfnissen und mit ökomischen Problemen. Wir werden noch öfter von solchen Protesten und Unruhen hören und es ist dabei egal, ob sie im arabischen Raum oder anderswo stattfinden. Die Ursachen sind überall ähnlich und haben herzlich wenig mit Religion zu tun.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:18:11 So. 20.Oktober 2019
ZitatProteste im Libanon
"Revolution, Revolution"

(https://www.tagesschau.de/libanon-191~_v-modPremium.jpg)

Die tagelangen Proteste im Libanon haben erste politische Folgen. Vier Minister der christlichen, rechtsgerichteten Libanesischen Kräfte wollen die Regierung verlassen. Doch den Demonstranten dürfte dies nicht reichen.

Erneut sind in Libanons Hauptstadt Beirut Tausende auf die Straße gegangen. Die Demonstranten versammelten sich mit Landesflaggen am Regierungspalast und riefen "Revolution, Revolution". Polizei und Militär waren dort aus Sorge vor möglichen Ausschreitungen verstärkt im Einsatz, Straßen wurden gesperrt. Auch im Süden des Landes kam es teilweise zu Demonstrationen.

Der Vorsitzende der rechtsorientierten Libanesischen Kräfte, Samir Geagea, kündigte den sofortigen Rücktritt aller vier Minister seiner Partei aus dem Regierungskabinett an. "Wir sind nun überzeugt, dass die Regierung nicht in der Lage ist, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Lage in den Griff zu bekommen", sagte er.

Warnung des Hisbollah-Chefs

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah warnte, dass ein Regierungswechsel die Krise nicht lösen werde. "Hört auf, in die Taschen der Armen zu greifen", sagte er im Fernsehen. Die Hisbollah, die mehrere Minister in der Regierung stellt, werde keine neuen Steuern zulassen.

Die Proteste im Libanon hatten am Donnerstag begonnen. Für großen Unmut sorgte die Regierungsankündigung, künftig eine tägliche Gebühr von 0,20 Dollar auf die Nutzung von Kommunikationsdiensten wie WhatsApp zum Telefonieren zu erheben. Die Wut richtet sich gegen die politische Führung. Ihr wird Verschwendung öffentlicher Gelder und Korruption vorgeworfen.

Premier sucht Weg aus der Krise

Premierminister Saad Hariri versuchte in Treffen mit Vertretern verschiedener Parteien, rasch einen Weg aus der Krise zu finden. Zuvor hatte er bereits Besserungen versprochen und seinen politischen Partnern 72 Stunden Zeit gegeben, nach Lösungen zu suchen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, dass Sicherheitskräfte mit übermäßiger Gewalt vorgegangen seien, um "einen überwältigend friedlichen Protest" zu beenden. Die Polizei habe große Mengen Tränengas eingesetzt und Protestler mit gezogenen Waffen in Gassen gejagt und auch geschlagen, so Amnesty.
https://www.tagesschau.de/ausland/libanon-189.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:44:01 Mo. 21.Oktober 2019
ZitatAlgerien: Von der Massenmobilisierung zum Generalstreik?

Prominente Personen der algerischen Protestbewegung, linke und berberische Organisationen, Verbände der Studierenden und unabhängige Gewerkschaften: Alle stehen auf der Liste des algerischen Militär-Regimes, zur Repression ausersehen.
http://www.labournet.de/internationales/algerien/gewerkschaften-dz/nach-dem-35-freitag-in-algerien-von-der-massenmobilisierung-zum-generalstreik/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:53:42 Di. 22.Oktober 2019
ZitatLibanon:
Proteste gegen Banken und die politische Elite

Die Regierung reagiert mit einem Reformpaket. Den Protestierern geht das nicht weit genug. Sie wollen eine Interimsregierung

Die Banken im Libanon waren die Profiteure der Wirtschaftspolitik der letzten Jahre. Die öffentlichen Schulden im Land übersteigen 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Zinszahlungen belaufen sich auf 50 Prozent der Staatseinkommen. Bemerkenswert ist folgende Beobachtung: "Viele dieser Banken gehören Politikern des Landes und ihren Verwandten." (Heiko Wimmen, International Crisis Group)

Heute Morgen gab es Proteste vor der Zentralbank in Beirut. "Wir bezahlen nicht für die Schulden, die ihr uns aufsattelt." Zu den Zielen der Empörung gehört Riad Salameh, der Chef der libanesischen Zentralbank, der eine Hauptrolle in einem System spielt, gegen das sich die gegenwärtigen Proteste im Libanon richten.

Wut gegen Austeritätspolitik

Man könnte sie mit Wut gegen Austeritätspolitik und gegen die korrupte Herrschaft von Eliten überschreiben. Unter dem weit gespannten Titel "Der gewaltsame Niedergang des neoliberalen Imperiums" bringt das französische Internetmagazin Mediapart die Proteste in Chile, Hongkong und auch in Spanien unter ein Dach.

Es springen auch Ähnlichkeiten der Proteste im Libanon zu denen im Irak und in Algerien ins Auge: Die Jugend prägt das Bild der Proteste auf den Straßen...
https://www.heise.de/tp/features/Libanon-Proteste-gegen-Banken-und-die-politische-Elite-4564703.html


Besonders wichtig ist mir folgender Absatz des Berichts:
ZitatProteste über konfessionelle und politische Grenzen hinweg

Bislang zeichnen sich die Proteste im Libanon allerdings dadurch aus, dass sie politische und konfessionelle Grenzen überbrücken, sie finden nicht nur in Beirut statt, sondern auch in anderen großen Städten. Die Proteste verweigern sich einer Parteizuordnung. Es geht gegen "Warlords und Milliardäre", so der frühere libanesische Minister und Ökonom Charbel Nahas.

Unsere Scheißdreckmedien reiten stets auf der Religionsanghörigkeit und auf "kulturellen Differenzen" herum. Dabei lösen sich all diese Unterschiede in gemeinsamen Kämpfen auf. Deshalb mag ich auch diese sozialarbeiterische antirassistische Politik nicht, die mit Buntheit und Vielfalt Zeichen setzen will. Blablabla. In gemeinsamen Kämpfen gegen Rassisten, gegen Behörden, Vermieter und Ausbeuter überwindet man die kulturellen und sonstigen Hürden und Gräben im Nu. Dieses kopftätschelnde und herablassende Sozialarbeitergetue nervt die Migranten sowieso nur.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:54:51 Do. 24.Oktober 2019
ZitatPlötzlich ist im Nahen Osten wieder ein Volk im Aufstand: Im Libanon fordern Hunderttausende friedlich den Rücktritt der Regierung. Das hat Auswirkungen bis in den Iran.
https://www.zeit.de/2019/44/libanon-protest-regierung-ruecktritt-naher-osten
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:18:02 Fr. 25.Oktober 2019
ZitatBagdad
Erneut Gewalt bei regierungskritischen Protesten im Irak

Im Irak sind bei regierungskritischen Protesten mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen.


Wie die staatliche Menschenrechtskommission in Bagdad mitteilte, wurden außerdem mehr als 90 Personen verletzt. Nach Angaben von Augenzeugen wurden an der sogenannten Grünen Zone in Bagdad Wasserwerfer eingesetzt, um mehrere tausend Demonstranten zurückzudrängen. Es wurden Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt. In der Grünen Zone befinden sich Regierungsgebäude und ausländische Botschaften.

Die Demonstranten kritisieren unter anderem Korruption, die hohe Arbeitslosigkeit und häufige Stromausfälle. Anfang Oktober waren bei Protesten gegen die Regierung mehr als 150 Menschen getötet worden.
https://www.deutschlandfunk.de/bagdad-erneut-gewalt-bei-regierungskritischen-protesten-im.2932.de.html?drn:news_id=1063014
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:12:27 Mo. 28.Oktober 2019
ZitatLibanon
Demonstranten errichten Straßensperren

Im Libanon gehen die Proteste gegen die Regierung weiter.


Demonstranten blockierten mit Sitzstreiks und Barrikaden wichtige Verkehrsadern. An den seit Tagen andauernden Protesten beteiligen sich Vertreter aller Altersgruppen und Religionen. Gestern bildeten sie eine 170 Kilometer lange Menschenkette, um ein Zeichen für die nationale Einheit des Libanon zu setzen. Die Demonstranten werfen der Regierung Korruption und Misswirtschaft vor und fordern ihren Rücktritt.
https://www.deutschlandfunk.de/libanon-demonstranten-errichten-strassensperren.2932.de.html?drn:news_id=1063927
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:55:27 Di. 29.Oktober 2019
ZitatIrak: Viele Tote bei Protesten

In zwei Nachbarländern Syriens gibt es Straßenproteste gegen die Regierungen. Auch die Interessen der USA sind im Spiel


In zwei Nachbarländern Syriens, im Libanon und im Irak, gibt es Proteste. In beiden Ländern spielt Iran eine wichtige Rolle. Daran ist schon erkennbar, dass die Proteste jeweils das Potential haben, von bestimmten Interessen weiter aufgestachelt zu werden. Zugrunde liegen den Protesten in beiden Ländern Versorgungsnöte, Korruption, Klagen gegen eine Eliten-Wirtschaft und miserable Aussichten für die Jugend. In beiden Ländern wird die Ablösung der Regierung gefordert.
https://www.heise.de/tp/features/Irak-Viele-Tote-bei-Protesten-4569812.html

ZitatTote und Verletzte bei Protesten in Kerbela

(https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/d/dcff2888f25378aadac35eba802ff4efv1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=3a72c2)

Bei Protesten gegen die Regierung im Irak sind erneut zahlreiche Demonstranten getötet worden.


In der irakischen Stadt Kerbela kamen nach Angaben von Rettungskräften mindestens 13 Menschen ums Leben, über 800 wurden verletzt. Sicherheitskräfte sollen das Feuer auf die protestierende Menge eröffnet haben. Auch in Nassirija wurden drei Demonstranten getötet. Schwerpunkt der anhaltenden Proteste ist Bagdad. Dort gilt inzwischen eine nächtliche Ausgangssperre.

Der Zorn der Demonstranten richtet sich gegen die weit verbreitete Korruption und die schlechte Wirtschaftslage im Land. Seit Anfang des Monats kamen bei den Kundgebungen mehr als 200 Menschen ums Leben.
https://www.deutschlandfunk.de/irak-tote-und-verletzte-bei-protesten-in-kerbela.1939.de.html?drn:news_id=1064295
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:47:12 Di. 29.Oktober 2019
Libanon
Mit Straßenblockaden legten die Demonstrierenden wichtige Verkehrsrouten lahm.

(https://cdn1.spiegel.de/images/image-1483466-860_poster_16x9-fymk-1483466.jpg)

https://www.spiegel.de/politik/ausland/libanon-demonstranten-errichten-strassensperren-a-1293702.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:54:58 Mi. 30.Oktober 2019
ZitatLibanon
Hariri gibt auf
Premier kündigt nach massiven Protesten gegen die Regierung seinen Rücktritt an.
https://www.fr.de/politik/hariri-gibt-13178415.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 22:31:02 Do. 31.Oktober 2019
ZitatProteste im Irak fordern den Iran heraus

Iran sorgt sich wegen der anhaltenden Proteste im Irak. Irans Oberster Führer warnt vor Feinden, die die "Region ins Chaos stürzen" wollten. Die Proteste richten sich auch gegen den Einfluss Irans.


(https://www.dw.com/image/51030340_303.jpg)

Iraker und Libanesen sollten ihre Forderungen im Rahmen der Gesetze stellen, forderte  der obersten iranische Führer, Ajatollah Ali Chamenei. Am Mittwoch betonte Chamenei: Sicherheit sei das Wichtigste für jede Nation.

Seit Wochen schon demonstrieren die Menschen im Irak und im Libanon gegen Korruption und Misswirtschaft. Im Libanon wurde Premier Saad Hariri zum Rücktritt getrieben. Im Irak lehnen die Demonstranten eine bloße Kabinettsumbildung ab. Sie fordern grundlegende Reformen.

Chamenei, der den Iran als "eine Insel der Stabilität" im Nahen Osten bezeichnet hat, warnt die Protestierenden im Irak und im Libanon vor "Chaos".(...)
https://www.dw.com/de/proteste-im-irak-fordern-den-iran-heraus/a-51068329

Tscha, Chile war auch eine Insel der Stabilität...

Jetzt saust in so manchem Land den Herrschenden die Muffe. Sehr ehrfreulich. Nichts ist für ewig...
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:56:22 Sa. 02.November 2019
ZitatIrak:
Toter und Verletzte bei Protesten gegen irakische Regierung

Sicherheitskräfte sind im Irak mit scharfer Munition und Tränengas gegen Demonstrierende vorgegangen. Allein am Hafen in Umm Kasr wurden 120 Menschen verletzt.


(https://img.zeit.de/politik/ausland/2019-11/irak-demonstratioen-bagdad-basra/wide__820x461__desktop)

Bei Protesten an dem wichtigen irakischen Hafen in Umm Kasr sind mindestens 120 Menschen verletzt worden. Augenzeugen berichteten, dass Sicherheitskräfte die rund 1.000 Demonstranten angegriffen hätten, die die Tore des Hafens seit drei Tagen blockieren. Sie setzten dabei Tränengas und scharfe Munition ein, berichtete das Irakische Hochkommissariat für Menschenrechte.

Die Sitzblockade nahe der südirakischen Stadt Basra ist Teil der Massenproteste gegen die Regierung des Iraks. Seit Anfang Oktober gehen in Bagdad und anderen Städten im Süden des Landes Hunderttausende Menschen gegen Korruption und Misswirtschaft auf die Straße.

Die Demonstrierenden richten sich gegen die politische Elite, die sie für die gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme im Irak verantwortlich machen. Die Regierung hat Reformen versprochen, die Demonstrierenden fordern jedoch weiterhin ihren Sturz.

Regierung verspricht Neuwahlen


In Bagdad kam es in der Nacht zum Samstag ebenfalls erneut zu schweren Zusammenstößen. Wie medizinische Kräfte der Nachrichtenagentur AFP sagten, wurde dabei ein Mensch getötet, zahlreiche wurden verletzt. Bei den teils gewaltsamen Protesten im Land wurden bereits mehr als 250 Menschen getötet, die meisten davon Demonstranten.

Als Reaktion auf die Proteste hat Präsident Barham Salih vorgezogene Wahlen und ein neues Wahlgesetz versprochen. Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi kündigte laut Salih an, zurückzutreten, sobald ein Ersatz für ihn gefunden sei. Das neue Wahlgesetz soll dem Parlament kommende Woche vorgelegt werden.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-11/irak-demonstrationen-bagdad-basra-verletzte
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:04:59 So. 03.November 2019
ZitatProteste im Libanon
Neue Köpfe reichen nicht mehr

Nach dem Rücktritt der Regierung haben die Proteste im Libanon zwar an Dynamik verloren - der Frust über jahrelange Misswirtschaft, Korruption und die Eliten bleibt aber groß. Das Land steckt in einer tiefen Krise.


(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/sendungsbild-538597~_v-videowebl.jpg)
https://www.tagesschau.de/ausland/libanon-proteste-105.html

ZitatProteste im Libanon
Das wahre Ende des Bürgerkriegs

Das Proporzsystem im Libanon hat die arabischen Aufstände 2011 überlebt. Die aktuellen Proteste zeigen, dass es nicht mehr tragbar ist.


Es ist das erste Mal seit dem Bürgerkrieg, dass sich eine Mehrheit der Libanes*innen über ihre konfessionellen Grenzen hinwegsetzt. 15 Jahre lang bekämpften sich verschiedene Fraktionen im Bürgerkrieg, der das Land entlang der Religionsgemeinschaften gespalten hat.
https://taz.de/Proteste-im-Libanon/!5635059/

ZitatAlgerien: Tausende gegen die herrschende Elite

Zum Jahrestag des Beginns vom Befreiungskampf gegen die französischen Kolonialherren vor 65 Jahren sind am Freitag erneut zehntausende Menschen in Algerien gegen die herrschende politische Elite auf die Straße gegangen.

Es war bereits der 37. Freitag in Folge, an dem sich die Menschen in Algerien zu Massenprotesten auf den Straßen versammelt haben. Die Demonstrationen begannen im Februar und führten bereits im April zum Rücktritt des Algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, nachdem sich das auch Militär von ihm abgewandt hatte.
https://perspektive-online.net/2019/11/algerien-tausende-gegen-die-herrschende-elite/

ZitatErneut Tote bei regierungskritischen Protesten im Irak
(https://www.welt.de/img/newsticker/news1/mobile202885958/5071626497-ci23x11-w1136/Medizinische-Versorgung-fuer-verletzte-Demonstranten.jpg)
Medizinische Versorgung für verletzte Demonstranten

Sicherheitskreise: Einsatz tödlicher Tränengas-Granaten durch Sicherheitskräfte


Bei Zusammenstößen zwischen regierungskritischen Demonstranten und der Polizei in Bagdad hat es erneut Todesopfer gegeben. Ein Demonstrant sei in der Nacht zum Samstag getötet worden und ein weiterer am folgenden Tag, teilten Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP mit. Im Irak hat sich Anfang Oktober eine Protestbewegung gegen die Korruption und hohe Arbeitslosigkeit im Land formiert. Seitdem wurden mehr als 250 Menschen bei den Protesten getötet.

Die Demonstranten versammelten sich am Samstag erneut auf dem Tahrir-Platz. Auf angrenzenden Brücken, die über den Tigris in die stark gesicherte Grüne Zone mit ihren Regierungsgebäuden und ausländischen Botschaften führt, gingen Sicherheitskräfte gewaltsam gegen die Regierungsgegner vor. Sie versuchten die Menge mit Tränengas zurückzudrängen, die Demonstranten zogen sich hinter Barrikaden zurück. Abgesehen von den zwei Todesopfern gab es nach Angaben von Rettungskräften Dutzende Verletzte.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen und von Rettungskräften wurden zuletzt mehrere Demonstranten durch Tränengas-Granaten der Sicherheitskräfte getötet. Diese seien deutlich gefährlicher als herkömmliche Tränengas-Granaten und können nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Schädel durchschlagen.

Die Protestbewegung wendet sich mittlerweile gegen die gesamte politische und religiöse Führungselite und fordert den "Sturz des Regimes". Studenten, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen haben sich dem Protest angeschlossen, am Samstag bekundeten auch rund 200 Behinderte mit einer Kundgebung ihre Unterstützung.

Die von der Regierung angebotenen Reformen und Pläne für eine vorgezogene Parlamentswahl stellten die Demonstranten nicht zufrieden. "Wir haben seit 16 Jahren Wahlen und wir haben nichts bekommen", sagte der 30-jährige Demonstrant Haidar. Der 22-jährige Mohammed warnte davor, sich mit "Fake-Reformen" zufrieden zu geben.

Auch in Städten im Süden des Landes gehen seit Oktober zahlreiche Menschen gegen die politische Elite auf die Straße, die sie für die gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme im Irak verantwortlich machen. Bei den teils gewaltsamen Protesten wurden bereits mehr als 250 Menschen getötet, die meisten davon Demonstranten. Tausende weitere erlitten Verletzungen.
https://www.welt.de/newsticker/news1/article202885960/Proteste-Erneut-Tote-bei-regierungskritischen-Protesten-im-Irak.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:05:56 Mo. 04.November 2019
ZitatVom Protest zum Widerstand:
Der größte Öl-Hafen des Irak blockiert, die Streikbewegung an den Schulen breitet sich aus


Bagdad und der ganze Irak erleben neue Proteste - Polizei erschießt zwei MenschenDer irakische Premierminister al Mahdi hat nach wochenlangen Protesten, die trotz blutiger Repression durch staatliche Sicherheitskräfte und Milizen immer größer wurden, seine Bereitschaft zum Rücktritt erklärt, wie es sein ,,Kollege" im Libanon bereits getan hat. Zwar gibt es offensichtlich auch hier – ebenfalls wie im Libanon – reaktionäre Kräfte, die diesen Schritt verhindern wollen, aber dies ist ja ohnehin auch im Irak nicht die entscheidende Absicht der millionenfachen Proteste. Auch hier ist die zentrale Forderung die nach einer Änderung ,,des Systems". Die auch hier auf die Abwehrhaltung jener Kräfte stößt, die gerade dieses System um jeden Preis erhalten wollen: Eine neue Regierung, samt dem Versprechen auf die Forderungen der Menschen einzugehen, und das soll es dann gewesen sein. Was jetzt zu einer Verschärfung auch des Widerstands führt, wie es die Blockade des Hafens von Basra deutlich macht – die Drohungen der (Konter-) Revolutionsgarden aus dem Iran kommen nicht von ungefähr und waren deutlich. Diese Hafenblockade aber ist auch ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Gewerkschaften im Irak – die sich gegen jede ,,ausländische Einmischung" (womit immer die USA und der Iran gemeint sind) abgrenzen – eine wachsende Rolle in dieser Widerstandsbewegung einnehmen.
http://www.labournet.de/?p=156727
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 14:36:21 Di. 05.November 2019
ZitatLibanon
Proteste gehen weiter
Demonstranten im Libanon wollen »Revolution« und »Sturz des Regimes«. Aufruf zum Generalstreik
https://www.jungewelt.de/artikel/366208.proteste-gehen-weiter.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:48:55 Mi. 06.November 2019
ZitatErneut Tote bei Protesten im Irak
Bei einer Sitzblockade in der irakischen Stadt Umm Kasr sind Berichten zufolge mehrere Menschen umgekommen. Die Regierung soll das Internet zum Teil abgeschaltet haben.


Bei der seit Tagen andauernden Sitzblockade in der Hafenstadt Umm Kasr im Irak haben Sicherheitskräfte scharfe Munition und Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt. Mindestens vier von ihnen kamen Augenzeugen zufolge am Dienstag ums Leben, etwa 100 weitere wurden demnach verletzt. Der Sender Al Jazeera berichtet von zwei Toten in Umm Kasr und einem Toten nördlich von Nasiriya. Der Betrieb des Hafens ist wegen der seit Donnerstag laufenden Blockade stark eingeschränkt.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-11/irak-demonstrationen-proteste-gewalt-tote

ZitatAlgerien
Demonstranten fordern eine "neue Revolution"
Aktivisten ziehen Parallele zu Widerstand gegen die Kolonialmacht.
https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/algerien-demonstranten-fordern-eine-neue-revolution/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:01:10 Do. 07.November 2019
ZitatProtest in Kuwait gegen Korruption

Hunderte Menschen haben in Kuwait gegen Korruption in den Behörden und staatlichen Institutionen protestiert. Die Demonstranten forderten bei Protesten gestern vor dem Sitz des Parlaments in Kuwait-Stadt unter anderem den Rücktritt von Parlamentspräsident Marsuk al-Ghanim, dem Abgeordnete korruptes Handeln vorwerfen.

Die Demonstranten folgten einem Aufruf des ehemaligen Abgeordneten Saleh al-Mulla in den Sozialen Netzwerken. Die Mobilisierung sei ,,ein Ausdruck der Unzufriedenheit der Menschen angesichts der Korruption", sagte Mulla.

,,Wir wollen, dass unsere Regierung aufhört, öffentliche Gelder zu stehlen", sagte der Demonstrant Ahmed al-Duwaihi der Nachrichtenagentur AFP. Auch im Libanon und im Irak hatten sich zuletzt Protestbewegungen gegen Korruption gebildet: In beiden Ländern gehen seit Wochen Menschen gegen ihre jeweiligen Regierungen auf die Straße.
https://orf.at/stories/3143402/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:30:09 Fr. 08.November 2019
Die Medien schauen angestrengt weg. Algerien kommt bei ihnen kaum vor.
Dabei wird dort gerade Geschichte geschrieben.

ZitatAlgerien:
"Schmeißt die Generäle auf den Müll"

(https://media-cdn.sueddeutsche.de/image/sz.1.4672681?v=1573144802)

Der Armeechef will Präsidentschaftswahlen abhalten und so die Dauerproteste gegen das alte Regime beenden. Aber das Volk spielt nicht mit und zieht Freitag für Freitag auf die Straße.


(...)Diese Elite hat über die Jahrzehnte ein undurchschaubares kleptokratisches System errichtet, das die Bürger, verängstigt und verächtlich zugleich, nur le pouvoir nennen: Die Macht.

Nutznießer dieses Systems ist eine Clique aus Politikern, Offizieren des Militärs und des Geheimdienstes sowie deren Entourage aus Geschäftsleuten. Sie teilen sich Macht und Reichtum. Die Algerier wollen dem Pouvoir ein Ende setzen seit der ersten Großdemonstration am 22. Februar - und rufen nach einer neuen Revolution. "Algerien wird seine Unabhängigkeit zurückgewinnen!", lautet einer der Slogans. Die Proteste sind seit ihrem Beginn nie zum Erliegen gekommen; Freitag für Freitag gehen Menschen auf die Straße.

Und jetzt erhalten sie sogar wieder mehr Zulauf. Allein in der Hauptstadt Algier waren es zuletzt mehr als 100 000 Demonstranten, an diesem Freitag dürfte die empörte Masse weiter anschwellen.(...)

(...)obwohl die Demonstranten jeden Freitag "Keine Wahlen!" skandieren(...)
https://www.sueddeutsche.de/politik/algerien-schmeisst-die-generaele-auf-den-muell-1.4672337

Es ist wahrlich radikal, wenn die Bevölkerung keine Wahlen will und sich schlichtweg der herrschenden Eliten entledigen will mitsamt der parlamentarischen Marionetten.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: counselor am 18:27:24 Mi. 13.November 2019
ZitatIRAK - Millionen aktiv gegen Armut, Staatsterror und Faschismus

Seit einer bis zu einer Million Menschen umfassenden Massendemonstration in Bagdad am 1. Oktober hält der Aufruhr im Irak an.

Quelle: https://www.rf-news.de/2019/kw46/zehntausende-gegen-zunehmenden-rechten-terror-des-staatsapparats
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:01:13 Sa. 16.November 2019
ZitatReif für die Revolution
Gibt es einen neuen Arabischen Frühling?

Es wird wieder protestiert in Ländern der arabischen Welt: Millionen Demonstranten auf den Straßen in Algerien, Hunderte im Irak. Gibt es einen neuen Arabischen Frühling?

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/reif-fuer-die-revolution-kommt-ein-neuer-arabischer-fruehling-100.html

ZitatProteste in Irak und Libanon
"Der gleiche Schmerz, die gleichen Rechte"

Die Wut auf korrupte Eliten eint sie: Demonstranten im Libanon und im Irak haben sich verbrüdert. Hier und da wehen beide Flaggen über den Protesten, Slogans greifen einander auf.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/proteste-in-irak-und-libanon-gegen-korrupte-eliten-100.html

Es entwickelt sich scheinbar das, worauf wir seit Jahren hoffen:
Die Globalisierung von unten. Eine Globalisierung der Proteste.
Das gilt nicht nur für die arabische Welt.

Hongkong:

(https://www.forumarbeitswelten.de/blog/content/images/2019/07/Hong_Kong_GJ.jpeg)

Paris:

(https://www.forumarbeitswelten.de/blog/content/images/2019/08/GJ_Paris.JPG)

Nantes:

(https://www.forumarbeitswelten.de/blog/content/images/2019/09/Nantes2.JPG)

(https://www.forumarbeitswelten.de/blog/content/images/2019/09/Nantes5-2.JPG)

Auch in Katalonien bezog man sich bei den Protesten auf die Kämpfe und Erfahrungen in Hongkong.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:15:39 Sa. 16.November 2019
Ha! Das ist auch anderen aufgefallen:
ZitatVon Chile bis Hongkong: Der Protest globalisiert sich
Am 17. November 2018 gingen in Frankreich 288.000 Menschen mit gelben Sicherheitswesten auf die Straßen. (...)Erst im Frühjahr 2019 flachten die Proteste ab. Doch gleichzeitig entstanden weltweit neue Massenproteste: vom Libanon über Hongkong bis nach Chile. Bleiben die Ursachen und Auslöser der Proteste sehr unterschiedlich, so ähneln sich die Bewegungen doch in ihren Formen und Forderungen.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-018263/von-chile-bis-hongkong-der-protest-globalisiert-sich/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:22:15 Sa. 16.November 2019
ZitatIm Iran ist es nach der Erhöhung der Benzinpreise in mehreren Städten zu Protesten gekommen.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtet, versuchten Demonstranten, ein Benzinlager in Brand zu stecken. Zudem blockierten Menschen zahlreiche Straßen und Autobahnen mit ihren Autos. Vor Tankstellen bildeten sich lange Schlangen.
https://www.deutschlandfunk.de/iran-proteste-nach-benzinpreiserhoehung.2932.de.html?drn:news_id=1070634
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:16:24 So. 17.November 2019
ZitatTödlicher Protest im Iran

Bei Demonstrationen gegen die Rationierung und Erhöhung von Benzinpreisen in mehreren Städten im Iran ist mindestens ein Mensch getötet worden. Die Polizei soll nur mit Warnschüssen eingegriffen haben.
https://www.dw.com/de/t%C3%B6dlicher-protest-im-iran/a-51275624

Zitat(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/iran-protest-121~_v-modPremium.jpg)

Weil sich über Nacht die Benzinpreise verdoppelt hatten, ist es im Iran zu landesweiten Protesten gekommen. Aufgebrachte Demonstranten blockierten vielerorts den Verkehr und gerieten vereinzelt auch mit der Polizei aneinander. Berichten zufolge wurde mindestens eine Person getötet. Die Polizei habe sich Straßenschlachten mit Randalierern geliefert und Tränengas eingesetzt, um die Menge zu zerstreuen, berichtete das staatliche Fernsehen.

Die Staatsanwaltschaft will gegen die Demonstranten hart durchgreifen. "Die Unruhestifter werden definitiv vom Ausland gelenkt und ihre Aktionen sind illegal und kriminell (...), daher werden wir gegen sie auch konsequent vorgehen", sagte Generalstaatsanwalt Mohammed Dschafar Montaseri.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-protest-117.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:24:43 So. 17.November 2019
ZitatNichts war im Libanon wichtiger als die Religion. Doch die junge Generation hat die Schnauze voll, Christen und Muslime lassen sich nicht mehr von korrupten Politikern gegeneinander ausspielen.
https://www.n-tv.de/politik/Warum-diesmal-alles-anders-werden-koennte-article21395520.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:01:38 Sa. 23.November 2019
ZitatArabellion, Teil zwei

Der Nahe Osten ist von einem tiefgehenden Wandel erfasst: Demonstranten von Bagdad bis Beirut gehen auf die Straße, um die Wertesysteme ihrer Länder nach europäischen Vorbild umzugestalten. Wird es enden wie 2011?


(https://media1.faz.net/ppmedia/aktuell/1593286276/1.6497215/format_top1_breit/protestierende-iraker.jpg)

Den gesamten Nahen Osten hat ein tiefgehender gesellschaftlicher Wandel erfasst. Noch viele Jahrzehnte wird er den Krisenbogen vom Persischen Golf bis in den Maghreb prägen und die Region grundlegend verändern. Die jüngsten Proteste im Libanon und im Irak, in Algerien und Sudan, nun auch in Iran sind nur eine weitere Etappe in diesem langen Transformationsprozess.

Erstmals hatte das Epochenjahr 2011 den Wandel sichtbar gemacht. Den Demonstranten ging es um Freiheit und Würde, um gute Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit und die Rechenschaftspflicht der Regierungen. Der erste Anlauf ist, bis auf Tunesien, gescheitert. Wenig bis nichts ist besser geworden. Die alten Eliten setzten sich noch einmal mit Gewalt durch.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/proteste-von-algerien-bis-iran-arabellion-teil-zwei-16497164.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:00:28 So. 24.November 2019
ZitatIrak
Mehrere Tote bei Protesten
Die Wut vieler Bürger im Irak auf die Regierung und Elite des Landes ebbt nicht ab. Im Süden des Landes wehrten sie sich gegen die Anordnung, die Schulen wieder zu öffnen. Bei Protesten gab es mehrere Tote.
https://www.tagesschau.de/ausland/irak-proteste-131.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:57:35 Mo. 25.November 2019
ZitatAnhänger der Hisbollah greifen Demonstranten an
In Beirut sind regierungskritische Demonstranten und Unterstützer der radikalislamischen Hisbollah zusammengestoßen.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-11/libanon-hisbollah-demonstranten-zusammenstoesse

Das erinnert daran, wie die Faschisten in Paris den Schwarzen Block in einer Gelbwestendemo angegriffen haben. Das ging nach hinten los. Sie haben nicht nur auf die Mütze gekriegt, sondern sie haben politisch völlig verschissen, selbst bei rechtsoffenen Gelbwesten.

Auch in der arabischen Welt haben die meisten einfachen Leute keinen Bock auf die Islamofaschisten. Das sind nur Handlanger der Eliten.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 21:07:33 Mi. 27.November 2019
ZitatDie iranische Regierung hat eingeräumt, dass die Demonstrationen in den vergangenen Wochen die größten seit 40 Jahren gewesen sind.

Innenminister Fasli sprach von 200.000 Teilnehmern. Zudem wurden nach Angaben eines Mitglieds des nationalen Sicherheitsrats rund 7000 Menschen verhaftet.
https://www.deutschlandfunk.de/iran-regierung-spricht-von-demonstrationen-mit-200-000.1939.de.html?drn:news_id=1074563
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:36:17 Sa. 30.November 2019
ZitatPulverfass Irak
Proteste im Irak gehen weiter
Im Irak haben sich auch nach der Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi die Proteste gegen die Regierung fortgesetzt. In Bagdad und im Südirak gingen die Menschen erneut auf die Straße, wie AFP-Reporter berichteten. In Nassirija im Süden des Landes verbrannten Demonstranten Autoreifen und umstellten eine Polizeiwache.
https://www.dw.com/de/proteste-im-irak-gehen-weiter/a-51481269

ZitatIran
Demonstranten unter Druck
Nach den Protesten im Iran ist für die Regierung in Teheran klar: Das Ausland steckt dahinter. Zwar scheint es im Land seit einer Woche wieder ruhig zu sein. Doch die Demonstranten zahlen weiter einen hohen Preis. Festnahmen sind an der Tagesordnung und die Regierung mobilisiert ihre Unterstützer.
https://www.deutschlandfunk.de/iran-demonstranten-unter-druck.799.de.html?dram:article_id=464737

ZitatAnti-Regierungsproteste in Algerien gehen in die 40. Woche

Erneut sind am vergangenen Freitag Tausende Algerier auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung und die geplanten Neuwahlen in dem maghrebinischen Land zu protestieren. Ein Großteil der Demonstranten befürchtet, dass die Präsidentschaftswahlen im nächsten Monat  manipuliert werden könnten. "Keine Wahl am 12. Dezember!" und "Nichts wird uns aufhalten!" waren die gängigen Slogans, die in der Hauptstadt Algier auf den Straßen zu hören waren. Die Forderungen der Demonstranten beinhalten ferner den Abgang des amtierenden Übergangspräsidenten Abdelkader Bensalah und des mächtigen Armeechefs General Ahmed Gaid Salah.

Unterdessen wurde Fouad Ouicher, Generalsekretär einer namhaften Jugendbewegung, die die Proteste in Algerien anführt, angeklagt, die nationale Einheit Algeriens zu untergraben, erklärte sein Anwalt am Sonntag. Neben der Beeinträchtigung der nationalen Einheit wird Ouicher vorgeworfen, unbefugt an Kundgebungen teilgenommen zu haben
https://de.qantara.de/content/anti-regierungsproteste-in-algerien-gehen-in-die-40-woche

Aus einem Interview mit dem libanesischen Regisseur Rabih Mroué:
ZitatDie Menschen in Libanon beobachten seit Jahren, wie ihr Land immer weiter Richtung Abgrund driftet. Politisch, ökonomisch, alles löst sich auf. Dann kam der Haushalt der Regierung heraus mit neuen Lasten für die Bevölkerung. Neue Steuern auf Benzin, auf Zigaretten, eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die Whatsapp-Steuer brachte das Fass dann zum Überlaufen.

Es gibt keine politischen oder religiösen Symbole, keine Führer. Das einzige Zeichen ist die libanesische Flagge, die für alle steht.

Der Bürgerkrieg hat seine abschreckende Wirkung verloren?

Mroué: Die jungen Leute, die diese Revolution hauptsächlich ausführen, wissen nichts mehr von diesen Wunden. Das hat die Politikerklasse vielleicht am meisten schockiert, dass diese Generation sich um ihre alten Rivalitäten nicht mehr kümmert. Sie schauen auf ihre Zukunft und können in diesem Staat keine mehr erkennen. Das lässt sie gemeinsam kämpfen. Und was immer Politiker noch sagen, sie werden dafür nur verspottet. Es gibt im Libanon keinerlei Vertrauen mehr in die politische Klasse.

Die schiitische Hisbollah und die schiitische Amal-Bewegung haben bereits Schläger geschickt, um Angst zu verbreiten. Aber die Reaktion zu ihrer und unserer Überraschung war, dass noch mehr Leute auf die Straße gingen. An einem Tag waren es 2,5 Millionen. Das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Gewalt funktioniert nicht.

Ich glaube, der Arabische Frühling ist noch lange nicht vorbei. Die Revolution wird zurückkehren. Das kann man gerade im Irak erleben. Die Regierung hat Hunderte Demonstranten getötet und Tausende verwundet. Aber der Widerstand hört nicht auf. Auch in Ägypten kann das nicht ewig so weitergehen. Zwar steckt General Sisi jeden ins Gefängnis, der ein freies Wort sagt, aber das wird sich rächen...
https://de.qantara.de/inhalt/interview-mit-dem-libanesischen-regisseur-rabih-mroue-erst-muesst-ihr-alle-verschwinden-alle
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:33:08 Fr. 06.Dezember 2019
https://youtu.be/e0CFK_ovyhg

ZitatBusfahrer in Teheran: ,,Die aktuellen Proteste im Iran sind das Resultat von über 3 Jahrzehnten Angriffen des iranischen Kapitalismus und seiner Regierungen auf die Rechte der arbeitenden Bevölkerung"
(https://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/11/iranprotest-benzinpreis-16.11.2019.jpg)
https://www.labournet.de/?p=158738
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:28:10 So. 08.Dezember 2019
ZitatProteste im Irak 
Was die Frauen tun, kommt einem Tabubruch gleich


(https://abload.de/img/arabgirlsitj18.jpg) (https://abload.de/image.php?img=arabgirlsitj18.jpg)

Der Premier ist zurückgetreten, doch die Proteste im Irak gehen weiter. Immer lauter fordern dabei auch Frauen ihre Rechte ein. Vollzieht sich in dem islamisch-konservativ geprägten Land eine Zeitenwende?
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_86896722/proteste-im-irak-was-die-frauen-tun-kommt-einem-tabubruch-gleich.html

Ich glaube, ich muß mich bei Gelegenheit mal über unsere Qualitätsmedien auslassen, die jetzt so tun, als wäre es ein unvorherstellbares Wunder, was sich jetzt in der Arabischen Welt abspielt. Schwachsinn! Wenn man sich jemals für die Länder interessiert hätte, würde man sich heute nicht so wundern.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:39:19 Do. 12.Dezember 2019
ZitatVon Protesten begleitet hat heute die mehrfach verschobene Präsidentschaftswahl in Algerien stattgefunden.

In der Hauptstadt Algier demonstrierten Tausende Menschen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen Aktivisten ein, die versuchten, ein zentral gelegenes Wahlbüro zu schließen. Es soll zahlreiche Festnahmen gegeben haben. Lokale Medien berichten, dass auch in den von Berbern dominierten Regionen mehrere Wahlbüros gestürmt worden seien.

Die Demonstranten sehen in den fünf zugelassenen Kandidaten Vertreter der alten Machtelite um den zurückgetretenen Präsidenten Bouteflika. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr.
https://www.deutschlandfunk.de/algerien-proteste-bei-praesidentschaftswahl.2932.de.html?drn:news_id=1079789
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 13:04:05 Sa. 14.Dezember 2019
Ich wollte mich nochmal zur Rolle unserer Medien äußern.
Sie haben es sich bisher keinesfalls einfach leicht nur gemacht mit einer oberflächlichen Berichterstattung, sondern sie haben bewußt ein völlig falsches Bild von den arabischen Ländern gezeichnet. Was übriggeblieben ist, ist der Eindruck von völlig rückständigen Menschen, die ein mittelalterliches Weltbild haben, religiös fanatisch sind und sich in schlabbrige Gewänder und Burkhas hüllen und jeden, der anderer Meinung oder ungläubig ist, einfach köpfen oder wegbomben.

(https://abload.de/img/wmegyy0jkv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=wmegyy0jkv.jpg)

Es gibt in diesen Ländern diverse Journalisten, die bereit sind über die Dinge zu berichten, die das Leben der Menschen ausmachen. Aber die Redaktionen der Print-, Radio-, TV- und Onlinemedien haben kein Interesse an solchen Berichten. Solche Reportagen werden nicht gekauft.

(https://abload.de/img/ap_342507801669-1024xjfjmf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ap_342507801669-1024xjfjmf.jpg)

Das Bild der Bart- und Burkhaträger der Arabischen Welt ist etwa genauso realistisch, wie das der lederhosen- und dirndeltragenden Deutschen.

(https://abload.de/img/arab-women-protest67jsp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=arab-women-protest67jsp.jpg)

Es gibt sogar in Afghanistan eine kleine Heavy Metall Szene. In Pakistan erfreut sich Wrestling enormer Beliebtheit. Die Bedeutung von Fußball, die Fan- und Hooliganszene in der arabischen Welt wurden nur in Ausnahmefällen (Selbstverbrennung des "blauen Mädchen" im Iran) erwähnt. Die Rolle von Mode und Social Media wurde ausgeblendet. Man weiß hier nichts über die Kultur der Undergroundparties. Es gibt eine boomende Hiphopszene, die musikalisch und inhaltlich beeindruckend ist. Die wachsende Bedeutung des Feminismus wird als Überraschung gehandelt, dabei haben bereits vor Jahren in den marokkanischen Riots die Mädels mit Steinen geschmissen. Die Mehrheit der Menschen hat dort keinen Bock auf die fundamentalistischen Spinner. Es ist die verhaßte Fratze der herrschenden Klasse.

(https://abload.de/img/protesting_lebanese_3bgj2p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=protesting_lebanese_3bgj2p.jpg)

Wie gesagt, die Berichterstattung ist nicht unvollständig ("Lückenpresse"), sondern gezielte Desinformation.

(https://abload.de/img/r2k8s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=r2k8s.jpg)

Es wird damit behauptet, es gäbe einen "Freien Westen", der fortschrittlich, liberal und modern ist und sich gegen eine intolerante und reaktionäre "Arabische Welt" wehren muß. Selbst der "Islamistische Terror" ist eine Propagandawaffe, weniger der arabischen Reaktionäre, sondern des Westens selbst: Der Anschlag vom Breitscheidplatz scheint unter massiver Mitwirkung westlicher Geheimdienste durchgeführt worden zu sein.

(https://abload.de/img/webp.net-resizeimagerujz7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=webp.net-resizeimagerujz7.jpg)

Es entspricht aber eher der Realität, daß der Westen weiterhin kolonialistisch und imperialistisch auftritt. Selbst die Bevölkerung hat man in den westlichen Ländern auf eine reaktionären Kurs eingestimmt.

(https://abload.de/img/maxresdefault3wj57.jpg) (https://abload.de/image.php?img=maxresdefault3wj57.jpg)

In der Arabischen Welt sind die Eliten erzreaktionär, sie sind die Freunde und Handelpartner der westlichen Wirtschaft und Eliten, sie werden mit Waffen, politischen- und Militär-Beratern versorgt. Diese Reaktionären Kräfte werden von den westlichen Regierungen geschützt und unterstützt.

(https://abload.de/img/lebanon-protest-womenlhjg9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=lebanon-protest-womenlhjg9.jpg)

Die Bevölkerung hat hingegen die Schauze voll von der Verarmung, der Unterdrückung, von der Zensur und kultutrellen Verelendung. Wir sollten den Aufstandsbewegungen unsere Solidarität zeigen. Unsere Feinde sind die Eliten dort wie hier und die Medien hier und dort.

(https://abload.de/img/prison-protestw6jyo.png) (https://abload.de/image.php?img=prison-protestw6jyo.png)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:23:02 Mi. 01.Januar 2020
Ich kann mich nur wiederholen:
Die Medien haben dafür gesorgt, daß wir keinerlei Ahnung haben von der arabischen Welt.
Es tut sich dort eine Menge.
Ich habe gestern die facebookseite des irakischen Fotografen Ali Dab Dab gefunden. Ein talentierter Fotograf und Chronist der Proteste und revolutionären Erhebungen. Seit gestern komme ich da nicht weg, ich klicke mich durch tausende Bilder, die mich sehr berühren. Ich habe ein paarhundert bereits auf Festplatte geladen und werde die nach und nach hier posten.

Die Eindrücke von den Kämpfen im Irak sprechen für sich.
Unsere Medien haben kein Interesse.

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:42:24 Mi. 01.Januar 2020
(https://abload.de/img/2eqjhl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2eqjhl.jpg)

(https://abload.de/img/1ndkco.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1ndkco.jpg)
Auch die Gegenseite versucht sich im Straßenkämpferlook

(https://abload.de/img/35kksz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=35kksz.jpg)
Nein, das ist nicht Hamburg beim G20. Das ist Baghdad.

(https://abload.de/img/48njr2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=48njr2.jpg)

(https://abload.de/img/20n3j18.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20n3j18.jpg)

(https://abload.de/img/11dckr9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=11dckr9.jpg)

(https://abload.de/img/9mijyt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=9mijyt.jpg)

(https://abload.de/img/100pk6c.jpg) (https://abload.de/image.php?img=100pk6c.jpg)

(https://abload.de/img/120ikkj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=120ikkj.jpg)
Das Team Gelbwesten Baghdad

(https://abload.de/img/136bkjp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=136bkjp.jpg)
Tuk Tuk Fahrer, Helden des Kampfes!

(https://abload.de/img/14i8kfz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=14i8kfz.jpg)

(https://abload.de/img/15bzklu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=15bzklu.jpg)

(https://abload.de/img/16xljws.jpg) (https://abload.de/image.php?img=16xljws.jpg)

(https://abload.de/img/17shk6z.jpg) (https://abload.de/image.php?img=17shk6z.jpg)

(https://abload.de/img/18ybkbd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=18ybkbd.jpg)

(https://abload.de/img/19v9knq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=19v9knq.jpg)
Lennonwall in Bagdhad

(https://abload.de/img/2124k5l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2124k5l.jpg)

(https://abload.de/img/5yvkfe.jpg) (https://abload.de/image.php?img=5yvkfe.jpg)

(https://abload.de/img/6m8jrt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=6m8jrt.jpg)

(https://abload.de/img/7xkj5i.jpg) (https://abload.de/image.php?img=7xkj5i.jpg)



Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:59:40 Mi. 01.Januar 2020
(https://abload.de/img/23oekjv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=23oekjv.jpg)

(https://abload.de/img/24udjk8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=24udjk8.jpg)

(https://abload.de/img/258wkek.jpg) (https://abload.de/image.php?img=258wkek.jpg)

(https://abload.de/img/26suklm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=26suklm.jpg)

(https://abload.de/img/27cujzh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=27cujzh.jpg)

(https://abload.de/img/285ek63.jpg) (https://abload.de/image.php?img=285ek63.jpg)

(https://abload.de/img/29tojq5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=29tojq5.jpg)

(https://abload.de/img/30zvj49.jpg) (https://abload.de/image.php?img=30zvj49.jpg)

(https://abload.de/img/31b5jx2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=31b5jx2.jpg)

(https://abload.de/img/32vhj28.jpg) (https://abload.de/image.php?img=32vhj28.jpg)

(https://abload.de/img/33odkwb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=33odkwb.jpg)

(https://abload.de/img/34n1jz4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=34n1jz4.jpg)

(https://abload.de/img/35j5jrr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=35j5jrr.jpg)

(https://abload.de/img/383hk69.jpg) (https://abload.de/image.php?img=383hk69.jpg)

(https://abload.de/img/39k1j0y.jpg) (https://abload.de/image.php?img=39k1j0y.jpg)

(https://abload.de/img/40e2k7n.jpg) (https://abload.de/image.php?img=40e2k7n.jpg)

(https://abload.de/img/41atkd3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=41atkd3.jpg)

(https://abload.de/img/42hxjv6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=42hxjv6.jpg)

(https://abload.de/img/431gjkt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=431gjkt.jpg)

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 13:42:42 Do. 02.Januar 2020
Ich möchte der nächsten Bilderserie ein paar Gedanken voranstellen.

Ich mag nicht:

Ich bin Fan von:

Es geht mir nicht um Militanz als Selbstzweck.
Es geht mir um Ernsthaftigkeit.
Man muß bereit sein, etwas zu riskieren, wenn man etwas erreichen will.
Man muß den inneren Herrn Wachtmeister zum Schweigen bringen, der immer sagt, "Das kannst du nicht machen, weil das verboten ist."
Man muß seine Angst überwinden.
Daß genau das möglich ist, sieht man in vielen Ländern der Welt.
Auch in Baghdad:

(https://abload.de/img/443rkcz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=443rkcz.jpg)
Sie unterstützte Tuk Tuk Fahrer

(https://abload.de/img/45jfkuz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=45jfkuz.jpg)
Sie war bei den Demosanis aktiv. Beide gelten als verhaftet/verschwunden

(https://abload.de/img/263v6k14.jpg) (https://abload.de/image.php?img=263v6k14.jpg)

(https://abload.de/img/461gk0s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=461gk0s.jpg)

(https://abload.de/img/47rqkds.jpg)

(https://abload.de/img/4860k55.jpg) (https://abload.de/image.php?img=4860k55.jpg)
Solidaritätskundgebung in London

(https://abload.de/img/492bkd7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=492bkd7.jpg)

(https://abload.de/img/50r3j1r.jpg) (https://abload.de/image.php?img=50r3j1r.jpg)

(https://abload.de/img/51ehkuv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=51ehkuv.jpg)

(https://abload.de/img/522fjmb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=522fjmb.jpg)

(https://abload.de/img/53k1kcu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=53k1kcu.jpg)

(https://abload.de/img/54nwjem.jpg) (https://abload.de/image.php?img=54nwjem.jpg)

(https://abload.de/img/56a6k68.jpg) (https://abload.de/image.php?img=56a6k68.jpg)

(https://abload.de/img/579ukxc.jpg) (https://abload.de/image.php?img=579ukxc.jpg)

(https://abload.de/img/58vkknw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=58vkknw.jpg)

(https://abload.de/img/60njj2v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=60njj2v.jpg)

(https://abload.de/img/61qajz1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=61qajz1.jpg)

(https://abload.de/img/629jjcr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=629jjcr.jpg)

(https://abload.de/img/637ykrf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=637ykrf.jpg)

(https://abload.de/img/64e3jma.jpg) (https://abload.de/image.php?img=64e3jma.jpg)

(https://abload.de/img/65m8jgr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=65m8jgr.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 14:36:28 Fr. 03.Januar 2020
Wie gesagt, diese Eindrücke von den Protesten in Baghdad beeindrucken mich sehr.
Einiges wirkt wie Straßenparty oder ein Festival. Es gibt da Kunst, Kultur und Kommerz.
Gleichzeitig ist es eine Auseinandersetzung, in der weiterhin Blut vergossen wird.

Es ist ein Beispiel dafür, daß es alles Schwachsinn ist, von den gut gebildeten Mittelschichtsmenschen, die für politische Veränderung verantwortlich sind. Im Arabischen Raum, in Lateinamerika, auf Haiti oder in Schwarzafrika sind die Unterschichten die treibende Kraft der Revolten, der Motor der politischen und sozialen Veränderung.

Und in diesen Kämpfen entsteht eine neue Kultur, neue Strukuren, ein anderer Umgang miteinander, es entsteht bereits eine Ahnung von einer neuen Gesellschaft.

(https://abload.de/img/66snkoh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=66snkoh.jpg)

(https://abload.de/img/67bwkzn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=67bwkzn.jpg)

(https://abload.de/img/68o1jex.jpg) (https://abload.de/image.php?img=68o1jex.jpg)

(https://abload.de/img/69xjjv8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=69xjjv8.jpg)

(https://abload.de/img/705rjv5.jpg)

(https://abload.de/img/71atkzb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=71atkzb.jpg)

(https://abload.de/img/72nij3g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=72nij3g.jpg)

(https://abload.de/img/73i8k0m.jpg) (https://abload.de/image.php?img=73i8k0m.jpg)

(https://abload.de/img/745ck6q.jpg) (https://abload.de/image.php?img=745ck6q.jpg)

(https://abload.de/img/75njjzz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=75njjzz.jpg)

(https://abload.de/img/76rfjo6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=76rfjo6.jpg)

(https://abload.de/img/77qnkr1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=77qnkr1.jpg)

(https://abload.de/img/78hsk7u.jpg) (https://abload.de/image.php?img=78hsk7u.jpg)

(https://abload.de/img/791ikof.jpg) (https://abload.de/image.php?img=791ikof.jpg)

(https://abload.de/img/80dajn8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=80dajn8.jpg)

(https://abload.de/img/82vbkpn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=82vbkpn.jpg)

(https://abload.de/img/83n9j1d.jpg) (https://abload.de/image.php?img=83n9j1d.jpg)

(https://abload.de/img/84fejnh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=84fejnh.jpg)
A Womans Place is in the Revolution

(https://abload.de/img/854kjbq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=854kjbq.jpg)

(https://abload.de/img/86uuk7e.jpg) (https://abload.de/image.php?img=86uuk7e.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:58:58 Sa. 04.Januar 2020
Und weiter geht's mit meiner Bilderstrecke vom permanenten Aufstand in Baghdad.

In Deutschland mag man sich nicht vorstellen, daß das politische Klima schnell kippen kann. Im Irak, ebenso wie in anderen Ländern, in denen es zu Massenprotesten und Aufruhr kam, konnte man sich nur ein Jahr zuvor kaum vorstellen, daß sich überhaupt Widerstand entwickeln könnte.

Das sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn wir die Friedhofsruhe für immerwährend halten und nicht glauben, daß sich die Verhältnisse jemals ändern können.

(https://abload.de/img/87l8kwv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=87l8kwv.jpg)

(https://abload.de/img/88gekhn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=88gekhn.jpg)

(https://abload.de/img/89evjbm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=89evjbm.jpg)

(https://abload.de/img/90mlknr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=90mlknr.jpg)

(https://abload.de/img/912kkds.jpg) (https://abload.de/image.php?img=912kkds.jpg)

(https://abload.de/img/92k8kt1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=92k8kt1.jpg)

(https://abload.de/img/93rekxl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=93rekxl.jpg)

(https://abload.de/img/942bjjo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=942bjjo.jpg)

(https://abload.de/img/957nj01.jpg) (https://abload.de/image.php?img=957nj01.jpg)

(https://abload.de/img/968gjf5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=968gjf5.jpg)

(https://abload.de/img/97q2kii.jpg) (https://abload.de/image.php?img=97q2kii.jpg)

(https://abload.de/img/98bkk2w.jpg) (https://abload.de/image.php?img=98bkk2w.jpg)

(https://abload.de/img/99v6jhp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=99v6jhp.jpg)

(https://abload.de/img/100ajkn6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=100ajkn6.jpg)

(https://abload.de/img/1017ajnm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1017ajnm.jpg)

(https://abload.de/img/102y2jzm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=102y2jzm.jpg)

(https://abload.de/img/1030xjqd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1030xjqd.jpg)

(https://abload.de/img/10433jmx.jpg) (https://abload.de/image.php?img=10433jmx.jpg)

(https://abload.de/img/105jjktl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=105jjktl.jpg)

(https://abload.de/img/106vekwu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=106vekwu.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:18:38 So. 05.Januar 2020
Ich mache weiter mit meiner Bilderstrecke von den Protesten in Bagdad.
Für mich sind das Bilder der Hoffnung.

(https://abload.de/img/107twjij.jpg) (https://abload.de/image.php?img=107twjij.jpg)

(https://abload.de/img/108syjhp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=108syjhp.jpg)

(https://abload.de/img/10955klu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=10955klu.jpg)

(https://abload.de/img/1100mjb4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1100mjb4.jpg)

(https://abload.de/img/111bljng.jpg) (https://abload.de/image.php?img=111bljng.jpg)

(https://abload.de/img/112anjmk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=112anjmk.jpg)

(https://abload.de/img/113fzkw4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=113fzkw4.jpg)

(https://abload.de/img/114duk04.jpg) (https://abload.de/image.php?img=114duk04.jpg)

(https://abload.de/img/115trkzw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=115trkzw.jpg)

(https://abload.de/img/116z8ksf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=116z8ksf.jpg)

(https://abload.de/img/117yxk5j.jpg) (https://abload.de/image.php?img=117yxk5j.jpg)

(https://abload.de/img/118qgk6q.jpg) (https://abload.de/image.php?img=118qgk6q.jpg)

(https://abload.de/img/119y4ke2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=119y4ke2.jpg)

(https://abload.de/img/120vckj7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=120vckj7.jpg)

(https://abload.de/img/121zkjed.jpg) (https://abload.de/image.php?img=121zkjed.jpg)

(https://abload.de/img/1223cjgy.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1223cjgy.jpg)

(https://abload.de/img/123q5jv2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=123q5jv2.jpg)

(https://abload.de/img/1341tkk3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1341tkk3.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:49:00 So. 05.Januar 2020
Zitat(https://www.tagesschau.de/libanon-proteste-banken-103~_v-modPremium.jpg)

Libanesen besetzen Banken

Im Libanon hat es erneut Proteste gegen Banken gegeben. Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise dürfen die meisten Libanesen nur noch wenig Bargeld abheben und kein Geld mehr ins Ausland überweisen.


Angesichts einer schweren Wirtschaftskrise lassen die Banken im Libanon die meisten Kunden nur noch etwa 200 Euro pro Woche abheben und führen keine Überweisungen ins Ausland mehr durch. Dutzende Libanesen haben deshalb in zwei Bankfilialen protestiert. In einer Schalterhalle in Beirut drohten Protestierende, nicht zu gehen, bis sie ihr gewünschtes Geld erhielten. "Diebe! Diebe!", riefen sie. Videoaufnahmen der Aktion wurden auf Twitter veröffentlicht.

Die Demonstranten forderten die Aufhebung der Restriktionen.

In einer Bankfiliale in der südlibanesischen Stadt Nabatije stürmten ein Dutzend Protestierende eine Bankfiliale. Drinnen klagte ein Bürger, dass er kein Geld für seinen im Ausland lebenden Sohn und seine Angestellten abheben könne, wie auf einem anderen Video zu sehen war.

Proteste auch vor Zentralbank

Bereits am Donnerstag hatte es eine Sitzblockade vor der libanesischen Zentralbank gegeben. Die Teilnehmer riefen die Bürger das Landes auf, Kredite nicht mehr zu bedienen und keine Steuern mehr zu zahlen. Außerdem verlangten sie, die Zinsen zu ändern und die Tilgungsraten neu festzulegen.

(https://www.tagesschau.de/libanon-proteste-banken-105~_v-videowebl.jpg)

Der Libanon macht die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem Ende des Bürgerkrieges 1990 durch. Entlassungen nehmen zu, Lohnkürzungen sind normal, die Preise steigen rasant. Banken haben wegen Liquiditätsengpässen eine wöchentliche Höchstsumme beim Abheben von US-Dollar festgesetzt. Viele Experten halten das für illegal. Zentralbankgouverneur Riad Salameh wollte sich dazu nicht direkt äußern, sondern sagte nur, er hoffe, dass sich das Land und die Wirtschaft erholten.
https://www.tagesschau.de/ausland/libanon-proteste-banken-101~magnifier_pos-0.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:44:01 Di. 07.Januar 2020
Alles ist im Moment überschattet von der aggressiven US Politik.
Man sieht nur doch Trump, Mullahs und Milizen.
Man vergißt die Bevölkerungen im arabischen Raum, wie weiter kämpfen.

Deshalb mache ich weiter mit meiner Biklderstrecke aus Baghdad.

(https://abload.de/img/135smj5w.jpg) (https://abload.de/image.php?img=135smj5w.jpg)

(https://abload.de/img/1361ck6s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1361ck6s.jpg)

(https://abload.de/img/137ehk2h.jpg) (https://abload.de/image.php?img=137ehk2h.jpg)

(https://abload.de/img/138tskz6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=138tskz6.jpg)

(https://abload.de/img/1396ajwi.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1396ajwi.jpg)

(https://abload.de/img/14071kor.jpg) (https://abload.de/image.php?img=14071kor.jpg)

(https://abload.de/img/141fwkku.jpg) (https://abload.de/image.php?img=141fwkku.jpg)

(https://abload.de/img/1429ejqv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1429ejqv.jpg)

(https://abload.de/img/144hoka5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=144hoka5.jpg)

(https://abload.de/img/145w9jnm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=145w9jnm.jpg)

(https://abload.de/img/146lrjia.jpg) (https://abload.de/image.php?img=146lrjia.jpg)

(https://abload.de/img/147h9kz3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=147h9kz3.jpg)

(https://abload.de/img/14861j79.jpg) (https://abload.de/image.php?img=14861j79.jpg)

(https://abload.de/img/1494ikrq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1494ikrq.jpg)

(https://abload.de/img/1501ljq1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1501ljq1.jpg)

(https://abload.de/img/151rfjmr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=151rfjmr.jpg)

(https://abload.de/img/152r6jtm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=152r6jtm.jpg)

(https://abload.de/img/1531rk4k.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1531rk4k.jpg)



Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 11:10:46 Mi. 08.Januar 2020
Wenn ich sage, daß wir keine Ahnung haben von der Arabischen Welt, ist das selbst schon in gewisser Weise ignorant. Marokko ist natürlich nicht mit Syrien oder dem Irak zu vergleichen. Ich wollte nur sagen, dank unserer Qualitätsmedien haben wir keine Ahnung von der Welt. Sie arbeiten an einer Vollverblödung, à la USA.

Im Sinne der Chinesischen Weisheit "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte", setze ich hier die Fotostrecke zu den Protesten in Baghdad fort:

(https://abload.de/img/152kzko1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=152kzko1.jpg)

(https://abload.de/img/155q9j1l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=155q9j1l.jpg)

(https://abload.de/img/156a6j2l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=156a6j2l.jpg)

(https://abload.de/img/1579rk6k.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1579rk6k.jpg)

(https://abload.de/img/158f5jq6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=158f5jq6.jpg)

(https://abload.de/img/1597mjcm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1597mjcm.jpg)

(https://abload.de/img/160jdk1l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=160jdk1l.jpg)

(https://abload.de/img/16170klm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=16170klm.jpg)

(https://abload.de/img/1620sjoe.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1620sjoe.jpg)

(https://abload.de/img/1630sj3b.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1630sj3b.jpg)

(https://abload.de/img/164tpkbx.jpg) (https://abload.de/image.php?img=164tpkbx.jpg)

(https://abload.de/img/165l3jar.jpg) (https://abload.de/image.php?img=165l3jar.jpg)

(https://abload.de/img/166shkh3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=166shkh3.jpg)

(https://abload.de/img/167bgkvo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=167bgkvo.jpg)

(https://abload.de/img/169p0kwu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=169p0kwu.jpg)

(https://abload.de/img/170hjjtj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=170hjjtj.jpg)

(https://abload.de/img/171f3ki6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=171f3ki6.jpg)

(https://abload.de/img/172llky4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=172llky4.jpg)

(https://abload.de/img/173ldkwj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=173ldkwj.jpg)

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:27:17 Sa. 18.Januar 2020
ZitatVerletzte nach Ausschreitungen in Beirut

In der libanesischen Hauptstadt Beirut haben erneut tausende Menschen gegen die politische Führung des Landes demonstriert.


(https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/6/603376c1bbfe135bd68558a1d07a4f7ev1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=e199ae)

In der Nähe des Parlamentsgebäudes kam es dabei zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Demonstranten warfen Steine, Polizisten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes mussten 65 Menschen in Krankenhäusern behandelt werden. Innenminister Hassan kritisierte die Gewalt von Demonstranten als inakzeptabel.

Im Libanon kommt es seit drei Monaten zu Demonstrationen gegen führende Politiker, denen Misswirtschaft und Korruption vorgeworfen wird. Ministerpräsident Hariri erklärte Ende Oktober seinen Rücktritt. Seitdem ist das Land ohne Regierung.
https://www.deutschlandfunk.de/libanon-verletzte-nach-ausschreitungen-in-beirut.2932.de.html?drn:news_id=1092201
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:29:06 So. 19.Januar 2020
ZitatProteste im Libanon
Gewalt erreicht neuen Höhepunkt

Auch am Wochenende sind Tausende Menschen im Libanon gegen Korruption und Misswirtschaft auf die Straße gegangen, und erneut gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei. Fast 400 Menschen wurden dabei verletzt.


Bei neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in der libanesischen Hauptstadt Beirut fast 400 Menschen verletzt worden. Einer am Morgen veröffentlichten Bilanz des libanesischen Roten Kreuzes und der Zivilschutzbehörde zufolge mussten mindestens 377 Menschen medizinisch versorgt werden. Es handelte sich damit um den gewalttätigsten Tag seit Beginn der Proteste vor drei Monaten.

(https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/libanon-proteste-117~_v-videowebl.jpg)

Verletzt wurden demnach sowohl Demonstranten als auch Polizisten. Die heftigsten Zusammenstöße gab es im Zentrum von Beirut vor dem Parlamentsgebäude, als Demonstranten Mitglieder der Bereitschaftspolizei angriffen, die sich hinter Absperrungen und Stacheldraht postiert hatten. Die Demonstranten, einige von ihnen vermummt, bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, Blumentöpfen, Verkehrsschildern und Ästen. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Angreifer vor.
https://www.tagesschau.de/ausland/libanon-wirtschaftskrise-proteste-105.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 22:34:35 Di. 21.Januar 2020
ZitatBerichte über sechs Tote :
Proteste im Irak flammen wieder auf

Bagdad Die Unzufriedenheit über Korruption und schleppende Reformen treibt die Menschen im Irak erneut auf die Straße. Nachdem die Proteste zunächst abgeflaut waren, kam es nun in mehreren Städten zu Zusammenstößen.


Im Irak sind die regierungskritischen Proteste wieder aufgeflammt. Bei Zusammenstößen in mehreren Städten kamen am Montag nach Angaben aus Sicherheitskreisen und von medizinischem Personal sechs Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Demnach setzte die Polizei auf dem Tajaran-Platz in Bagdad scharfe Munition ein und erschoss zwei Menschen. Eine dritte Person sei von einem Tränengas-Kanister tödlich getroffen worden, hieß es. Ein vierter Demonstrant wurde demnach in Kerbela von der Polizei erschossen. Aus Sicherheitskreisen verlautete, zwei Beamte seien in Basra bei Protesten überfahren worden.

Reporter der Nachrichtenagentur Reuters hatten in der Nacht gesehen, wie Demonstranten auf dem Tajaran-Platz Brandflaschen und Steine in Richtung der Beamten geworfen hatten. Diese reagierte mit Tränengas und Blendgranaten. Im Süden des Landes zündeten Hunderte Demonstranten Reifen an und blockierten Hauptverkehrsstraßen. Auch aus Nassirija und Amara wurden am Montag Proteste gemeldet. Die Demonstranten warfen Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi vor, Versprechen wie eine neue Regierung nicht erfüllt zu haben.

Die Proteste hatten Anfang Oktober begonnen. Der Unmut der Teilnehmer richtet sich gegen die politische Elite, Misswirtschaft, Korruption und hohe Arbeitslosigkeit. Insgesamt wurden dabei bislang mehr als 450 Menschen getötet. Zwischenzeitlich waren die Proteste abgeklungen.
https://rp-online.de/politik/ausland/proteste-im-irak-flammen-wieder-auf-berichte-ueber-sechs-tote_aid-48452211
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:53:14 Fr. 24.Januar 2020
Ein 6 min Video über die Proteste im Libanon.
Statements von Protestierenden in Beirut aus einer Live-Übertragung von Al Jazeera vom 18. Januar:

https://de.labournet.tv/proteste-im-libanon

Ich möchte hiermit JEDE und JEDEN auffordern, sich dieses Video anzusehen.
Es ging mir unter die Haut. Es hat mir Tränen in die Augen getrieben.
Man spürt die Verzweiflung der Menschen, ihre Wut und ihre Hoffnung auf ein besseres Leben.

Wir sollten nicht vergessen: Die bestehenden sozialen Absicherungen und die politische Ruhe hierzulande sind keinesfalls in Stein gemeißelt. Vielleicht sind diese Bilder auch ein Blick in unsere Zukunft.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:51:55 So. 26.Januar 2020
ZitatSyrien und Libanon im Dollar-Schlamassel

Die Bankenkrise im Libanon verschärft die Wirkung der Sanktionen und damit den Wirtschaftskrieg im Nahen Osten


Es geht ans Eingemachte. Der Schwierigkeitsgrad zur Lösung der miteinander verwobenen Krisen in Syrien, Iran, Irak und im Libanon ist beträchtlich. Es gärt in allen vier Ländern, aus ganz verschiedenen Gründen; gemeinsam ist ihnen, dass große Teile der Bevölkerung wirtschaftlichen Härten gegenüberstehen und unsicheren Aussichten, besonders für die Jugend, die in drei der genannten Länder seit Monaten immer wieder auf den Straßen protestieren.

Gemeinsam ist ihnen auch, dass ihre Wirtschaft stark vom Dollar abhängig ist, weswegen die US-Sanktionen, die nun auch für den Irak angekündigt wurden, mit einer großen Wucht treffen.

Im Libanon gibt es nun eine neue Regierung. Während man im "Westen" darauf schaut, wie es um den Einfluss der Hizbollah steht, die auch diesmal Minister stellt, und entsprechend mit der Vergabe von Wirtschaftshilfen politisch gegen die mit Iran verbündete Organisation Druck macht, steht für die Libanesen etwas anderes im Vordergrund: eine gigantische Bankenkrise, die das Land in eine Situation gebracht hat, die mit Zeiten des Bürgerkriegs verglichen wird (prägnante Erklärung der Entwicklung hier).

Das einer bösen Satire gleichkommende Gebaren der unzähligen Banken im Libanon und der dortigen Zentralbank in vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass die Einlagen nicht nur von Wohlhabenderen, sondern eben auch wesentlich von "Normalbürgern" gefährdet sind. Das führt einerseits dazu, dass der Libanon Finanzhilfe von außen benötigt, was den Hebel für den politischen Druck abgibt, zum anderen entfacht dies eine Wut innerhalb der Bevölkerung, die sich in den Protesten zeigt.
(...)
Man traut sich sogar die begleitende Rhetorik des Westens als verstörend zu bezeichnen, die glaubt, dass man mit "immer schärferen Sanktionen" absurd klingende politische Ziele erreichen kann.

Die EU glaube immer noch, dass man Damaskus durch fortgesetzten finanziellen Druck zu politischen Lösungen in ihrem Sinne zwingen könne, nennt man als ein Beispiel. Als anderes die USA, wo Politiker glauben würden, dass sie über Sanktionen einen Regimewechsel herbeiführen könnten.

Danach sieht es nicht aus. Eher danach, dass die Glaubwürdigkeit des Westens bei Leidtragenden Unzufriedenen, Protestierern und Regierungsgegnern nicht nur in Syrien, sondern auch in den anderen eingangs genannten Ländern weiter in Sinkflug ist. Auch das politische Kapital des Westens ist in der Krise.
https://www.heise.de/tp/features/Syrien-und-Libanon-im-Dollar-Schlamassel-4644949.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:28:29 Mo. 27.Januar 2020
Es hat schlimme Übergriffe auf das Protestcamp am Tahirplatz von Baghdad gegeben. Ein Teil wurde zerstört.

Ich setze hier meine Bilderstrecke fort. Es ist der Rest meiner auf Festplatte gespeicherten Bilder eines einzigen Fotografen. Sie stammen alle von der Zeit vor dem großen Angriff. Danach kann man sich Fragen über die weitere Entwicklung stellen. Die Verhältnisse sind brutal. Die Protestierenden wollen nicht aufgeben.

(https://abload.de/img/174u6kbn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=174u6kbn.jpg)

(https://abload.de/img/175skji7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=175skji7.jpg)

(https://abload.de/img/176x8ji3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=176x8ji3.jpg)

(https://abload.de/img/177abjqo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=177abjqo.jpg)

(https://abload.de/img/1781gkn1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1781gkn1.jpg)

(https://abload.de/img/179iajnw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=179iajnw.jpg)

(https://abload.de/img/180nykrn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=180nykrn.jpg)

(https://abload.de/img/18127kwj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=18127kwj.jpg)

(https://abload.de/img/182irk4c.jpg) (https://abload.de/image.php?img=182irk4c.jpg)

(https://abload.de/img/183nbknk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=183nbknk.jpg)

(https://abload.de/img/184sdku0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=184sdku0.jpg)

(https://abload.de/img/185iyjwe.jpg) (https://abload.de/image.php?img=185iyjwe.jpg)

(https://abload.de/img/1861ijzg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1861ijzg.jpg)

(https://abload.de/img/1872xjmd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1872xjmd.jpg)

(https://abload.de/img/1883lkvw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1883lkvw.jpg)

(https://abload.de/img/189hzjii.jpg) (https://abload.de/image.php?img=189hzjii.jpg)

(https://abload.de/img/190grjxh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=190grjxh.jpg)

(https://abload.de/img/191z9kp3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=191z9kp3.jpg)

(https://abload.de/img/192vaj8u.jpg) (https://abload.de/image.php?img=192vaj8u.jpg)

(https://abload.de/img/1932ikqn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1932ikqn.jpg)

(https://abload.de/img/194x1j4k.jpg) (https://abload.de/image.php?img=194x1j4k.jpg)

(https://abload.de/img/195nzkg2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=195nzkg2.jpg)

(https://abload.de/img/1960rjop.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1960rjop.jpg)

(https://abload.de/img/197wqkcu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=197wqkcu.jpg)

(https://abload.de/img/1987fjx3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1987fjx3.jpg)

(https://abload.de/img/199l3joy.jpg) (https://abload.de/image.php?img=199l3joy.jpg)

(https://abload.de/img/200ldjso.jpg) (https://abload.de/image.php?img=200ldjso.jpg)

(https://abload.de/img/201afjds.jpg) (https://abload.de/image.php?img=201afjds.jpg)

(https://abload.de/img/202fqk82.jpg) (https://abload.de/image.php?img=202fqk82.jpg)

(https://abload.de/img/203t4kdr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=203t4kdr.jpg)

(https://abload.de/img/204rcjyl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=204rcjyl.jpg)

(https://abload.de/img/205a0j4j.jpg) (https://abload.de/image.php?img=205a0j4j.jpg)

(https://abload.de/img/206zzjku.jpg) (https://abload.de/image.php?img=206zzjku.jpg)

(https://abload.de/img/20769jm8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20769jm8.jpg)

(https://abload.de/img/208chjm2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=208chjm2.jpg)

(https://abload.de/img/2096ekwf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2096ekwf.jpg)

(https://abload.de/img/2107qjjj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2107qjjj.jpg)

(https://abload.de/img/211fsjt4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=211fsjt4.jpg)

(https://abload.de/img/212cjk5i.jpg) (https://abload.de/image.php?img=212cjk5i.jpg)

(https://abload.de/img/213njk8d.jpg) (https://abload.de/image.php?img=213njk8d.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 21:57:28 Mo. 27.Januar 2020
Ich hab noch ein paar Bilder:

(https://abload.de/img/214w2jau.jpg) (https://abload.de/image.php?img=214w2jau.jpg)

(https://abload.de/img/215l2kr1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=215l2kr1.jpg)

(https://abload.de/img/216t4kt6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=216t4kt6.jpg)

(https://abload.de/img/234m9j53.jpg) (https://abload.de/image.php?img=234m9j53.jpg)

(https://abload.de/img/235dbkyz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=235dbkyz.jpg)

(https://abload.de/img/2367wj1g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2367wj1g.jpg)

(https://abload.de/img/2173ekfm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2173ekfm.jpg)

(https://abload.de/img/219cljry.jpg) (https://abload.de/image.php?img=219cljry.jpg)

(https://abload.de/img/220ajk1s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=220ajk1s.jpg)

(https://abload.de/img/2219mj93.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2219mj93.jpg)

(https://abload.de/img/222omjcb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=222omjcb.jpg)

(https://abload.de/img/223qzkin.jpg) (https://abload.de/image.php?img=223qzkin.jpg)

(https://abload.de/img/224ixj67.jpg) (https://abload.de/image.php?img=224ixj67.jpg)

(https://abload.de/img/225kvkm4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=225kvkm4.jpg)

(https://abload.de/img/2269ujie.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2269ujie.jpg)

(https://abload.de/img/227aejrk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=227aejrk.jpg)

(https://abload.de/img/2284wkzp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2284wkzp.jpg)

(https://abload.de/img/229tojys.jpg) (https://abload.de/image.php?img=229tojys.jpg)

(https://abload.de/img/230bakjb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=230bakjb.jpg)

(https://abload.de/img/231dkjii.jpg) (https://abload.de/image.php?img=231dkjii.jpg)

(https://abload.de/img/2323qkt9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2323qkt9.jpg)

(https://abload.de/img/233fukfp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=233fukfp.jpg)

(https://abload.de/img/237dbjkh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=237dbjkh.jpg)

(https://abload.de/img/238n6jm0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=238n6jm0.jpg)

(https://abload.de/img/2397qjja.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2397qjja.jpg)

(https://abload.de/img/241ack4a.jpg) (https://abload.de/image.php?img=241ack4a.jpg)

(https://abload.de/img/2429ikyn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2429ikyn.jpg)

(https://abload.de/img/243b1jut.jpg) (https://abload.de/image.php?img=243b1jut.jpg)

(https://abload.de/img/244ojjgn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=244ojjgn.jpg)

(https://abload.de/img/245m9j4t.jpg) (https://abload.de/image.php?img=245m9j4t.jpg)

(https://abload.de/img/246m3kt9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=246m3kt9.jpg)

(https://abload.de/img/247efj73.jpg) (https://abload.de/image.php?img=247efj73.jpg)

(https://abload.de/img/248nbkf5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=248nbkf5.jpg)

(https://abload.de/img/249kqk2w.jpg) (https://abload.de/image.php?img=249kqk2w.jpg)

(https://abload.de/img/250fxjdk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=250fxjdk.jpg)

(https://abload.de/img/251f9ku5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=251f9ku5.jpg)

(https://abload.de/img/252wsjfq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=252wsjfq.jpg)

(https://abload.de/img/25308jx7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=25308jx7.jpg)

(https://abload.de/img/254wqk10.jpg) (https://abload.de/image.php?img=254wqk10.jpg)

(https://abload.de/img/255vdjgd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=255vdjgd.jpg)

(https://abload.de/img/256okjq5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=256okjq5.jpg)

(https://abload.de/img/257y6kzm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=257y6kzm.jpg)

(https://abload.de/img/258sgkdr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=258sgkdr.jpg)

(https://abload.de/img/259iekau.jpg) (https://abload.de/image.php?img=259iekau.jpg)

(https://abload.de/img/2609ljjg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2609ljjg.jpg)

(https://abload.de/img/261nbkae.jpg) (https://abload.de/image.php?img=261nbkae.jpg)

(https://abload.de/img/262lxjvb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=262lxjvb.jpg)

(https://abload.de/img/263s0jqw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=263s0jqw.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:35:58 So. 02.Februar 2020
ZitatIrak: Proteste gegen neuen Regierungschef

Eigentlich soll der frisch ernannte Ministerpräsident Allawi den von Demonstrationen erschütterten Irak wieder befrieden. Doch für die Bevölkerung ist der ehemalige Minister Teil der korrupten Elite, ihre Wut bleibt.
https://www.dw.com/de/irak-proteste-gegen-neuen-regierungschef/a-52233169

ZitatProteste im Libanon gegen Trump-Plan
Trumps Plan für den Nahen Osten stößt weiterhin auf großen Protest - so etwa aktuell im Libanon, wo Hunderte dagegen protestieren.

Hunderte Libanesen und Palästinenser haben in der Nähe der US-Botschaft im Libanon gegen den Nahost-Plan des Weißen Hauses protestiert.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/im-libanon-neue-proteste-gegen-trump-plan-100.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:39:24 Di. 11.Februar 2020
A demonstration is taking place outside the Lebanese Parliament in Beirut on Tuesday, February 11 (livestream)

https://youtu.be/lMa141mxhHk
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:57:18 Di. 11.Februar 2020
Women call for rights, lead change in Lebanon protests

https://youtu.be/_9kD07rP048
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:30:53 Fr. 14.Februar 2020
Ein Jahr Proteste in Algerien

ZitatNiemand hätte erwartet, dass die Protestbewegung ihre friedliche Massenmobilisierung über den Verlauf von zwölf Monaten aufrechterhält. Ein grundlegender Systemwandel ist auch in der Post-Bouteflika-Ära ausgeblieben und externe Akteure sollten sich weiter auf Turbulenzen einstellen...

Auch wenn das Regime bislang die Zügel in der Hand behalten hat, stellt sich angesichts der Ausdauer und Entschiedenheit der Protestbewegung (dem sogenannten Hirak) die Frage, wer resilienter sein wird: das Regime oder der Hirak? Offen ist überdies, auf welche Seite sich die "schweigende Mehrheit" der Bevölkerung schlagen wird.
...
Aber auch Anfang 2020 werden regelmäßig Aktivisten verhaftet und sitzen prominente Oppositionelle nach wie vor im Gefängnis. Die Instrumentalisierung nationalistischer Gefühle, die Diskriminierung von Berbersymbolen, das Spiel mit (Un-)Sicherheitsängsten und der Topos der Manipulation von außen dienen Tebboune, genauso wie schon seinen Vorgängern, zur Diskreditierung und Spaltung des Hirak. Das Regime setzt ganz offensichtlich auf das Verpuffen der Proteste – ohne sich die Finger durch hartes Eingreifen der Sicherheitskräfte schmutzig zu machen.

Doch so einfach dürfte diese Rechnung wohl nicht aufgehen. Zu den zentralen Errungenschaften des Hirak gehört die Re-Mobilisierung und Re-Politisierung einer Gesellschaft, die lange Jahre von bürgerlichem Engagement abgehalten worden war: durch Demonstrationsverbote, Sicherheitsorgane, das Trauma des Bürgerkriegs der 1990er Jahre sowie großzügige staatliche Alimentierung. Den Rückzug Bouteflikas sowie die Korruptionsprozesse gegen politische und wirtschaftliche Eliten hat der Hirak als Etappensiege verbucht. Solange keine wirkliche demokratische Transition in Sicht ist, will er weiter mobilisieren.(...)
https://de.qantara.de/inhalt/ein-jahr-proteste-in-algerien-wer-wird-sich-durchsetzen?nopaging=1
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:01:02 Fr. 14.Februar 2020
(https://de.qantara.de/sites/default/files/styles/slideshow_wide/public/uploads/2020-02/demo_gegen_authoritare_herrschaft_in_agypten_0.jpg?itok=RR5O5tX8)

https://de.qantara.de/inhalt/proteste-in-der-arabischen-welt-%C3%A4gypten-als-autorit%C3%A4rer-vorreiter
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 20:00:36 Sa. 15.Februar 2020
Die Kämpfe in Europa sind Abwehrkämpfe gegen einen immer brutaler werden Kapitalismus, der gerade in seine nächste Krise schlingert. Man kämpft gegen Entlassungswellen, gegen Umweltzerstörung, gegen die neoliberale Zerstörung sozialer Errungenschaften. In Frankreich kämpft man gegen die geplante Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Aber in Frankreich habe ich das Gefühl, schon den Duft der Revolution wahrnehmen zu können. Da entwickelt sich mehr, als nur eine schwelende Unzufriedenheit. (Vielleicht ist es Wunschdenken, aber die Kämpfe haben einen Flair, den man bei einem schnöden Arbeitskampf nicht erwartet.)

Ich bin von den Protesten im arabischen Raum absolut fasziniert.
Sie gehen über einfache Revolten gegen Armut und Korruption hinaus.
Sie wollen sich nicht nur gegen korrupte Eliten und den sozialen Niedergang verteidigen, sie wollen ein anderes Leben, eine andere Welt.

Ich wundere mich nicht darüber, daß unsere Medien da lieber weggucken.
Sie verbreiten ja weiterhin das Bild vom gemeinen Arab, der bärtige, reaktionare und frauenverachtende Muselmane, der unter seinem Kaftan Messer oder Sprenggürtel trägt, um damit unsere westlichen Werte und Freiheiten zu zerstören.

Was sich jedoch in der Arabellion entwickelt, eröffnet neue Perspektiven. Es sind in den Kämpfen in Beirut und Bagdad nicht nur (angeblich verfeindete) Islamische Glaubensrichtungen zusammengekommen, sondern auch Christen schlossen sich dem Kampf an. Es gibt auch atheistische Strömungen in dernProtestbewegungen. Es geht nicht nur um die kaputte Infrastruktur der Länder, die die Sebstbedienungsmentalität ihrer Eliten hinterlassen hat, es geht um gesellschaftliche und kulturelle Strukturern, die die Menschen nicht mehr ertragen können und wollen. Sie haben keinen Bock bei ihren Eltern wohnen zu müssen, bis sie heiraten und sie haben keinen Bock jungfräulich in den Ehe zu gehen. Sie haben keinen Bock darauf, daß sie von religiösen Tugendwächtern verfolgt werden. Sie wollen sich von diesen ganzen muffigen Traditionen und religiösen Zwängen befreien. Frauen sind die treibende Kraft in den Kämpfen. Die Kämpfe bringen ungeahnte Diskussionen hervor. In den Protesten entstehen neue Lieder, Bilder, Filme, Geschichten, neue kulturelle Herangehensweisen und Haltungen. Es gärt und ich halte es für überaus ermutigend und inspirierend, was sich dort entwickelt.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 15:53:13 So. 16.Februar 2020
Die aktuelle Arabellion ist voller Energie und Hoffnungen, doch die Gegner kennen keine Gnade.

Das Protestcamp in Bagdad ist ein Symbol, das am 27.1. wieder angegriffen wurde.

ZitatMit allen Mitteln wird derzeit versucht, die Protestbewegung im Irak kaputt zu machen. Entführungen, gezielte Tötungen von Aktivisten, Drohungen gegen deren Familien, Razzien in deren Häuser und Wohnungen. Journalisten, die über die Proteste berichten, werden verfolgt, inhaftiert, Studios von oppositionellen TV-Sendern zerstört, die Technik unbrauchbar gemacht. Neuestes Beispiel der Repressalien ist die Entführung von vier Mitarbeitern einer französischen, christlichen NGO in Bagdad – drei französische Staatsbürger und ein Iraker.

Spaltpilz Muktada al-Sadr


Auch der Eine-Million-Marsch Muktada al-Sadrs hatte das Ziel, die Bewegung zu schwächen, indem er sie spaltet. Während sich der Kleriker noch zu Beginn der Demonstrationen im Oktober an die Spitze der Bewegung setzte und deren Ziele unterstützte, gilt er jetzt als Spaltpilz.

Dass alle ausländischen Truppen den Irak verlassen sollen, wie die Menschen am Tahrir-Platz in Bagdad fordern, ist von Al-Sadr nicht mehr zu hören. Fotos machen die Runde, die ihn an der Seite Soleimanis und des iranischen obersten Führers Ayatollah Khamenei zeigen. Seine Positionierung ist jetzt eindeutig. Er hat sich von den Demonstranten am Tahrir-Platz entfernt und sie sich von ihm.

Jetzt schlagen die Sicherheitskräfte brutal zu, nachdem Sadr seine Unterstützung für die Proteste aufgekündigt hat. Innerhalb von 24 Stunden sterben 13 Menschen, die Zelte am Tahrir-Platz brennen. Es wird mit scharfer Munition geschossen. Das Protestcamp soll aufgelöst werden.
https://de.qantara.de/inhalt/der-tahrir-platz-in-bagdad-und-kairo-arabischer-fruehling-und-oktoberrevolution?nopaging=1

Es gab keinen Aufschrei westlicher Politker oder Medien, daß dort demokratische Bestrebungen oder Freiheitsbewegungen blutig niedergeschlagen werden.

Im Gegenteil. Es gibt Grund sich Sorgen zu machen.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2020 wurde schlimmes Zeug geredet:
Steinmeier: ,,Europa ist für Deutschland eben nicht nur ,nice to have', wenn andere Partnerschaften verblassen",,Es ist unser stärkstes, unser elementarstes nationales Interesse. Für heute und für morgen gilt: Europa ist der unabdingbare Rahmen für unsere Selbstbehauptung in der Welt." ,,Das militärische Instrument ist für unsere Sicherheit unverzichtbar"
Heiko Maas (ebenfalls SPD) : ,,Um es klar zu sagen: Deutschland ist bereit sich stärker zu engagieren, auch militärisch"

Man sieht sich bedroht, nicht nur von der wirtschaftlichen Konkurrenz, China als aufstrebende Wirtschaftsmacht, sondern auch vor dem Kampf der Kurden und der Arabellion für ein multiethnisches Leben mit Frauenrechten im Nahen Osten. Es werden vom Westen schmutzige Deals mit den Autokratischen Regimen der Region gemacht, es werden Blutbäder angerichtet. Die Türkei, Rußland, Saudi Arabien und Israel, alle haben sie ihre Rolle im Kampf gegen Freiheitsbewegungen im Nahen Osten. Und die deutsche Rüstungsindustrie verdient sich dabei eine goldene Nase.

US-Außenminister Mike Pompeo: "Der Westen gewinnt, und wir gewinnen gemeinsam."

(https://jungle.world/sites/default/files/styles/article_wide/public/2020-02/Bagdad.jpg?itok=Gqwltrrp)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 16:29:39 So. 16.Februar 2020
(https://abload.de/img/000_1oy8u8v8j62.jpg) (https://abload.de/image.php?img=000_1oy8u8v8j62.jpg)

"Hütet euch vor der Wut irakischer Frauen!"
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:02:08 Mo. 17.Februar 2020
Mich sprechen Fotos stark an.
Ich habe gerade einen weiteren irakischen Fotografen entdeckt, der die Proteste nicht nur dokumentiert, seine Bilder sind auch Ausdruck, Werkzeug und Waffe der Bewegung.

(https://abload.de/img/hlj2v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=hlj2v.jpg)

(https://abload.de/img/pbjxz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=pbjxz.jpg)

(https://abload.de/img/mbjs6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mbjs6.jpg)

(https://abload.de/img/4bjbl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=4bjbl.jpg)

(https://abload.de/img/y6k1z.jpg) (https://abload.de/image.php?img=y6k1z.jpg)

(https://abload.de/img/ujk17.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ujk17.jpg)

(https://abload.de/img/oikrb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=oikrb.jpg)

(https://abload.de/img/ogjv4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ogjv4.jpg)

(https://abload.de/img/mgjmi.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mgjmi.jpg)

(https://abload.de/img/mijc1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mijc1.jpg)

(https://abload.de/img/xljfc.jpg) (https://abload.de/image.php?img=xljfc.jpg)

(https://abload.de/img/oaka1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=oaka1.jpg)

(https://abload.de/img/2yjbg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2yjbg.jpg)

(https://abload.de/img/v0kyl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=v0kyl.jpg)
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 12:08:40 Di. 18.Februar 2020
ZitatProteste im Libanon
Alte Probleme, neuer Zusammenhalt?


(https://www.deutschlandfunkkultur.de/media/thumbs/2/2c352a554690f12c2d684f434818172dv1_max_635x357_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=719227)

An einen politischen Neuanfang im Libanon glaubt kaum ein Demonstrant. Auch die Regierung von Hassan Diab wird von der alten Elite gestützt. Doch könnten Leid und Wut der Menschen in dem gespaltenen Land ein neues Wir-Gefühl entstehen lassen.

,,Nieder mit den Banken", sprüht der 21-jährige Riad mit roter Farbe an die Wand einer Bank in Beirut. Es ist ein nasskalter Tag Mitte Januar und um die Zentralbank im Zentrum der libanesischen Hauptstadt haben sich aus Protest viele Jugendliche versammelt. Sie tragen dunkle Kapuzenpullis, einige haben Schals um ihre Gesichter gebunden oder tragen einen Mundschutz aus Papiervlies.

,,Ich protestiere, weil dieses ökonomische Modell den Banken dient, nicht aber den Leuten", sagt Riad. ,,All unsere Steuern gehen an die reiche Klasse. Wir aber finden nicht mal Jobs. Wir haben davon genug, wir wollen eine Regierung, die den Menschen dient, der Unterschicht, nicht den reichsten ein Prozent."

Friedliche Demonstrationen, Märsche und Streiks brachten schließlich die Regierung unter Ministerpräsident Saad el Hariri zu Fall. Seine Familie hält Anteile an einer der größten Banken des Libanon, Hariri galt als Symbol der neoliberalen Politik, die die Menschen nun entschieden ablehnen.

,,Politiker halten Anteile an Banken"


Doch auch nach Hariris Rücktritt bleibt ein System, das in die Taschen der Armen greift und die Banken bevorzugt, erklärt der politische Analyst Nizar Hassan:

,,Bankiers hatten schon immer den größten Einfluss auf die Wirtschaftspolitik im Libanon. Sie sind eng mit den Politikern verbandelt: Politiker halten Anteile an Banken, und die meisten Minister, die wir nach dem Bürgerkrieg hatten, waren Bänker. Die Politik der Zentralbank bevorzugt das Interesse der Banken. Generell sind Bankiers die neue Bourgeoisie, die nach dem Bürgerkrieg zur herrschenden Elite wurde. Und die Hariri-Familie repräsentiert diesen Zusammenschluss der neuen Bourgeoisie: Banken, Immobiliengeschäfte und Bauträger. Die Wirtschaftspolitik hat diesen Sektoren genützt, die aber nichts produzieren, das wir exportieren könnten."

(https://www.deutschlandfunkkultur.de/media/thumbs/4/45ede27b62b34c429d18faa29b4eaf89v1_abs_635x357_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=b2929f)
Die Wut entlädt sich: Zerstörte Bankfiliale in der Innenstadt Beiruts.

Anfang diesen Jahres schlugen die kreativen und relativ friedlichen Proteste schließlich um: in Gewalt. Die Wut entlädt sich auch auf die Banken. Protestierende schlagen Fensterscheiben von Bankfilialen mit Steinen ein, demolieren Bankautomaten oder sprühen wie der arbeitssuchende Riad an deren Wände.

Die Polizei und das Militär ihrerseits reagieren harsch. Sie schmeißen Tränengaskanister auf Protestierende und zielen mit Schreckschussgewehren direkt auf Hände und Köpfe der Menschen. An dem negativen Höhepunkt der Ausschreitungen benennt der neue designierte Ministerpräsident Hassan Diab am 21. Januar eine Regierung.

Sie besteht aus unbekannten Technokratinnen und Technokraten – so hatten es sich die Protestierenden gewünscht. Doch gleich nach der Bekanntgabe versammeln sich die Menschen vor dem Parlamentsgebäude, um erneut zu protestieren.

,,Wir sind seit 100 Tagen auf der Straße"

Die 22-Jährige Jana Youssef hat zwei Monate lang aus Protest in der Innenstadt gezeltet. Was hält sie von der neuen Regierung? ,,Darf ich fluchen?", fragt sie. ,,Das ist scheiße! Wir sind seit 100 Tagen auf der Straße, ich habe zwei Monate hier geschlafen. Ich habe viel gelitten. Wir leiden an Hunger. Ich habe meinen Job verloren, die meisten von uns hier haben ihre Jobs verloren. Und die hören nicht auf uns. Wir sind total gegen diese dumme Regierung. Die verteilen immer noch die Macht untereinander. Das ist überhaupt nicht das, wonach wir verlangt haben.

,,Man hört hier viele unterschiedliche Perspektiven, es gibt Streitereien, Argumentationen, oder Konsens. Ich glaube das ist die wahre Form von Politik: Es geht nicht nur um intellektuelle, juristische oder wirtschaftliche Diskussionen, sondern darum, Beziehungen zueinander aufzubauen und zu überlegen, wie wir sie in Zukunft pflegen."

Kann das neue Wir-Gefühl im Libanon wirklich zum Neuanfang führen? Zunächst wurden nur die politischen Köpfe in der ersten Reihe ausgetauscht. Und es ist fraglich, ob sich ein Volk, das jahrelang entlang konfessioneller Linien gelebt hat, auf eine unabhängige Regierung einigen kann. Eines bleibt jedoch bestehen: Die Menschen haben über Klassen und Religionen hinweg verstanden, dass sie dieselben Probleme haben. Sie halten zusammen und bestärken sich gegenseitig.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/proteste-im-libanon-alte-probleme-neuer-zusammenhalt.979.de.html?dram:article_id=470202

Gekürzter DLF Bericht. Er war wieder voll mit dem Gewäsch von jungen überqualifizierten, kreativen jungen Menschen. Akademiker. Blablabla. Die ewige Verachtung der Unterschichten, der einfachen Menschen in den Kämpfen...

Besonders geil:
ZitatDie Menschen haben über Klassen und Religionen hinweg verstanden, dass sie dieselben Probleme haben. Sie halten zusammen und bestärken sich gegenseitig.

Der Artikel beschreibt, daß die Gräben zwischen Ethnien und Konfessionen verschwinden und es zu einem Kampf gegen die Konzentration von Geld und Macht wird und ganz konkret Banken angegriffen werden. Doch der DLF schwafelt am Ende irgendwas von den gleichen Problemen der Klassen, die jetzt zusammenhalten...  :o
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 08:37:43 Mo. 23.März 2020
Zitat ,,Ich wollte nur noch sterben"
Irak. Seit Monaten werden Regimekritiker entführt, gefoltert, ermordet. Ein Opfer, der Arzt Hayder, erzählt seine Geschichte


(https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/ich-wollte-nur-noch-sterben/@@images/c2c54048-0e9e-41eb-89c6-d4b5e9d00929.jpeg)

(...) Am Abend des 14. Dezember will Hayder nach Hause, um in einem der östlichen Viertel von Bagdad nach seiner schwangeren Frau und seiner Mutter zu sehen. Kurz nach Mitternacht – er sitzt gerade vor dem Haus, weil dort der Internetempfang besser ist – hält neben ihm ein kleiner Lieferwagen. Drei Männer in schwarzer Militäruniform und mit weißen Turnschuhen steigen aus, kommen auf ihn zu und fragen, ob er Hayder sei. ,,Nein, ich bin sein Bruder Mohammad", antwortet der geistesgegenwärtig und gibt vor, ins Haus gehen zu wollen, um den zu holen, nach dem sie suchen. Doch der Trick funktioniert nicht. Die Männer zerren ihn in den Wagen, verbinden ihm die Augen, fesseln ihn und stoßen ihn auf den Boden des Fahrzeugs. Dann hält ihm einer die Pistole an den Kopf und sagt, man werde sofort schießen, sollte er schreien. (...)
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/ich-wollte-nur-noch-sterben
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:41:26 Fr. 27.März 2020
ZitatDie Massenproteste in Algerien, Irak und Libanon pausieren wegen Corona. Aber die Protestbewegungen wollen weitermachen, sobald es geht.
https://taz.de/Arabische-Proteste-machen-Corona-Pause/!5674391/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:58:46 Mi. 15.April 2020
ZitatAlgeriens Regierung und Justiz instrumentalisieren den gesundheitspolitischen Notstand im Land und verschärfen im Windschatten der Corona-Pandemie ihr Vorgehen gegen Protestbewegung, Opposition und freie Presse.
https://de.qantara.de/inhalt/folgen-der-corona-pandemie-fuer-algerien-verstummter-protest
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:21:18 Mo. 27.April 2020
ZitatTrotz Epidemie neue Massenproteste im Libanon:
,,Man kann auch mit Abstand die Banken anzünden"


Auch bei den Protesten im Libanon spielen die Frauen eine zentrale Rolle, hier im November 2019 in BeirutIn mehreren Städten des Libanon fanden in der letzten Woche erneute Proteste statt: Von Autokorsos über ,,Abstand-Demonstrationen" bis zu Molotow-Cocktails auf Bankfilialen wurde das ganze Spektrum des Protestes auch unter Epidemie-Bedingungen wahr genommen. (Man kann Molotow Cocktails eigentlich nur in einem gewissen Abstand voneinander werfen).
https://www.labournet.de/?p=171137
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:14:11 So. 10.Mai 2020
ZitatIrak
Justiz lässt Demonstranten frei

Der Oberste Justizrat des Iraks hat die Freilassung von Demonstranten angeordnet, die gegen Korruption, Arbeitslosigkeit und Versorgungsprobleme protestiert hatten.


Er erfüllte damit eine Zusage des neuen Ministerpräsidenten Kadhimi. Dieser hatte gestern erklärt, Demonstranten müssten geschützt und Inhaftierte freigelassen werden. Ausgenommen seien jene, denen Gewaltdelikte vorgeworfen würden.

Seit dem vergangenen Oktober hat eine Protestwelle den Irak erfasst. Zehntausende demonstrierten gegen Misswirtschaft und Korruption. Sicherheitskräfte lösten Kundgebungen mit Gewalt auf und setzten dabei auch scharfe Munition ein. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden mindestens 600 Personen getötet. Auch heute versammelten sich im Zentrum von Bagdad Hunderte und forderten politische Reformen.
https://www.deutschlandfunk.de/irak-justiz-laesst-demonstranten-frei.2932.de.html?drn:news_id=1129269
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:58:17 Do. 25.Juni 2020
ZitatUS-Syrien-Sanktionen setzen auf weitere Verarmung der Bevölkerung

Außenminister Pompeo feiert den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Sanktionen in den kommenden Wochen und Monaten, "mit denen wir nicht aufhören, bis Assad und sein Regime ihren unnötigen, brutalen Krieg gegen die syrische Bevölkerung aufhören"
https://www.heise.de/tp/features/US-Syrien-Sanktionen-setzen-auf-weitere-Verarmung-der-Bevoelkerung-4787230.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:37:08 Mi. 15.Juli 2020
Die globalen Unruhen setzen sich fort. Der Kapitalismus kriegt seine Krisen nicht mehr in den Griff.

ZitatPolitisches Chaos
,,Der Libanon wird das wohl nicht überleben. Das ist unser Untergang"


(https://img.welt.de/img/politik/ausland/mobile211178733/4451629697-ci23x11-w1136/TOPSHOT-LEBANON-POLITICS-PROTEST.jpg)
Proteste gegen die politische und wirtschaftliche Krise erschüttern den Libanon. Europa schaut zu
https://www.welt.de/politik/ausland/plus211178741/Chaos-im-Libanon-Das-ist-unser-Untergang.html

ZitatLibanon: Kardinal fordert Ende der Einmischung
Der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Rai, hat die regionalen Mächte und die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die Neutralität des Libanon in regionalen und globalen Konflikten zu achten.

(https://www.vaticannews.va/content/dam/vaticannews/agenzie/images/ansa/2020/07/10/20/1594406202088.jpg/_jcr_content/renditions/cq5dam.thumbnail.cropped.750.422.jpeg)Jugendliche protestieren in Beirut gegen Einmischung der USA
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2020-07/libanon-kardinal-rai-einmischung-international.html

ZitatWirtschaftskrise im Libanon: «Situation gerät ausser Kontrolle»

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hat vor den Folgen der Wirtschaftskrise im Libanon gewarnt. «Die Situation gerät schnell ausser Kontrolle», teilte Bachelet am Freitag mit. Viele Menschen seien bereits mittellos und ihnen drohe als direkte Folge der Hungertod. Viele hätten bereits ihre Jobs oder Häuser verloren und ihre Ersparnisse hätten sich in Luft aufgelöst.

Der Libanon erlebt derzeit eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Das libanesische Pfund hat in den vergangenen Monaten rund 80 Prozent seines Wertes im Vergleich zum Dollar verloren. Tausende Unternehmen hätten schliessen müssen und Stromausfälle seien die Regel geworden, so die UN-Menschenrechtskommissarin.
https://www.nau.ch/news/wirtschaft/wirtschaftskrise-im-libanon-situation-gerat-ausser-kontrolle-65742013

(https://abload.de/img/1277140036-proteste-l15kel.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1277140036-proteste-l15kel.jpg)



Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 10:12:34 Do. 16.Juli 2020
(https://abload.de/img/mvkoh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mvkoh.jpg)
Bitte lächeln: Ein Regierungsgegner posiert in Beirut vor einer brennenden Straßensperre.

https://www.sueddeutsche.de/leben/momentaufnahmen-im-juli-bilder-des-tages-1.4954952
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:46:24 Do. 06.August 2020
ZitatDie libanesische Regierung hat einen zweiwöchigen Ausnahmezustand für Beirut ausgerufen. Wie Informationsminister Manal Abdel Samad ankündigte, wurde die Verantwortung für die Sicherheit in der Hauptstadt mit sofortiger Wirkung der Armee übertragen.
https://www.dw.com/de/die-verwundete-stadt-beirut-im-ausnahmezustand/a-54445971

Der Kapitalismus reagiert auf seine Krisen weltweit ähnlich. Es mangelt nicht an Vorwänden, die Reste der Demokratie auszuhebeln und den "Ausnahmezustand" zu erklären. Mal "Terrorbekämpfung", mal "Pandemie", hier nun "Chemieunfall". Immer wieder gern genommen: Der Armee die Macht übertragen. Auch Trump schickte Soldaten in die Städte, um die eigene Bevölkerung zu bekämpfen.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:57:07 Sa. 08.August 2020
Es scheint hier unterschätzt zu werden, was im Libanon abgeht.
Einerseits herrscht eine Dauerkrise, die nicht mehr zu lösen ist, andererseits hat sich im Libanon eine Protestbewegung über lange Zeit entwickelt. Die Explosion war der letzte Kick, der aus der poltischen Krise eine revolutionäre Situation werden ließ.

Das ist das Letzte, was die Imperialistischen Mächte wollen. Sie wollen das Land keinesfalls der kämpfenden Bevlkerung überlassen, falls die bisherigen Eliten das Weite suchen. Sie wollen die Bodenschätze und die Arbeitskräfte selbst weiter ausplündern, wie es die bisherigen Eliten getan haben. Auch China steht bereits auf der Matte, die Bundeswehr ist schon da, v.d.Leyen zieht für die EU die Fäden und ganz vorn ist Macron.

(https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/hilfe-mit-kolonialem-gestus/@@images/d5795042-629c-46a4-b952-752b9a90c15d.jpeg)
Hier gibt's was zu holen!

Der Kommentar im Freitag ist etwas naiv:
ZitatHilfe mit kolonialem Gestus
Nach der Explosion inszenieren sich verschiedene Staaten als Helfer. Doch sie alle haben ihre eigene Agenda. Echter Wandel kann nur aus der Zivilgesellschaft kommen
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/hilfe-mit-kolonialem-gestus

Ach, hört doch auf mit eurer "Zivilgesellschaft", dieser ganze bildungsbürgerliche, staatlich kontrollierte Plunder, die NGOs und die anderen Spielwiesen für Mittelschichtskids.

Es steht im Libanon die Bevölkerung auf, der Pöbel, die einfachen Leute. Einige mögen Analphabeten sein, doch sie wissen genau, warum sie wütend sind. In den arabischen Ländern gibt es auch wachsende feministische Bewegungen und die sind zumeist auch nicht brav als NGOs organisiert oder in sonstige zivilgesellschaftliche Strukturen eingebunden.

Deutsche Journalisten träumen immernoch davon, daß gebildete Mittelschichtskinder die Geschichte vorantreiben und in ihrer Verachtung der Unterschichten übersehen sie, woher die soziale Revolte wirklich kommt.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 19:59:18 Sa. 08.August 2020
Dei Libanesen pfeifen auf "Ausnahmezustand" und Demonstrationsverbot.

ZitatProteste in Beirut
Demonstranten stürmen Außenministerium

Vier Tage nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut haben Demonstranten das libanesische Außenministerium gestürmt. An den Protesten gegen die politische Elite des Landes nahmen Tausende teil. Die Trauer- und Protestkundgebung fand auf dem Märtyrer-Platz im Zentrum Beiruts statt.

Im libanesischen Sender MTV war zu sehen, wie Demonstranten am Rande des Protests versuchten, die Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen. Sprechchöre waren zu hören, unter anderem "Revolution, Revolution". Die Polizei setzte Tränengas gegen Steinewerfer ein.
(...)
"Der Aufstand und die Revolution gehen weiter", sagte einer der Demonstranten dem Sender MTV.
(...)
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/beirut-proteste-aussenministerium-libanon-100.html

Sehr schön.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:16:42 So. 09.August 2020
ZitatBislang demonstrierten vor allem junge Libanesen für eine Neuordnung des politischen Systems. Doch nach der Explosion im Hafen von Beirut zeigen auch ältere Menschen ihre Wut über die Ereignisse im Land.
(...)
Am vierten Tag dann, dem Samstag, war die Wut das vorherrschende Gefühl.

Schon die Flugblätter, die ab Freitag in der gesamten Stadt verteilt wurden, setzten den Ton: "Baut die Galgen auf", stand auf ihnen. Während hier jedoch lediglich ein einzelner Protestzug angekündigt wurde, der sich vom hafennahen Viertel Gemayzeh in Richtung Zentrum bewegen sollte, strömten am Samstag vom Nachmittag an die Menschen aus allen Richtungen in die Stadt. Der Märtyrer-Platz, auf dem schon seit Herbst 2019 junge Aktivistinnen und Aktivisten für einen Sturz der Regierung und eine völlige Neuordnung des politischen Systems demonstriert hatten, war rasch überfüllt.
(...)
Mit Einbruch der Dunkelheit eskalierten die Straßenschlachten nochmals, erst im Laufe des Abends gelang es der Polizei und den Sicherheitskräften, die Demonstranten zurückzudrängen. Manche wollten jedoch nicht mitmachen beim Einsatz gegen das wütende Volk. Berichten lokaler Medien und Aktivisten zufolge verweigerten sich die Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr der Anweisung, mit ihren Wagen auszurücken und die Löschfahrzeuge als Wasserkanonen einzusetzen - ihre Solidarität sei mit den Demonstranten.
(...)
Und so ging auch die vorerst größte Zuspitzung zunächst nicht von jüngeren, sondern von älteren Libanesen aus: Eine Gruppe pensionierter Soldaten und Offiziere stürmte gemeinsam mit anderen Demonstranten das Außenministerium. Aktenschränke wurden geplündert, das Gebäude wie auch andere Ministerien mehrere Stunden besetzt gehalten. Banken und andere Regierungsgebäude brannten.
(...)
"Dass es Blut geben wird, ist klar. Wir laufen auf ein Massaker zu", sagt die junge Aktivisten Elian Khoury. "Doch wenn wir dieses System dieses Mal nicht besiegen: Wann dann?"
https://www.sueddeutsche.de/politik/libanon-explosion-hafen-proteste-1.4993673
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:29:21 So. 09.August 2020
(https://www.kollwitz.de/img/inhalt/Sammlung/Politisches/nt-1229.jpg?w=0)

Solidarität!
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 18:04:22 Mo. 10.August 2020
Marokko: Gewaltausbruch und Plünderungen auf Viehmarkt

https://www.maghreb-post.de/gesellschaft/marokko-gewaltausbruch-und-pluenderungen-auf-viehmarkt/

https://youtu.be/HeBK0USVITo
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:08:55 Fr. 14.August 2020
ZitatSie besetzten Ministerien, demonstrierten auch am vergangenen Sonnabend wieder zu Tausenden gegen die Klüngelwirtschaft der Eliten, viele Protestierer führten Attrappen von Guillotinen mit sich.
(...)
Aber das noch immer nach in sich vielfach aufgespaltenen Konfessionszugehörigkeiten konstruierte System funktionierte für die breite Bevölkerung immer weniger. Unter neoliberalem Anstrich organisierten sich die jeweiligen Führungsclans mafiös. Laut dem Ökonomen Kamal Hamdan kontrolliert ein Prozent der Libanesen 40 Prozent der nationalen Ressourcen.
(...)
Neuartig an den Massendemos, die das Bild des Libanon seit Oktober 2019 prägten, war, dass sich nicht mehr religiöse Gemeinschaften gegeneinander aufstellten, sondern dass es sich um konfessionsübergreifende Proteste handelte, die das herrschende, hinter religiöser Bigotterie getarnte Clanwesen in Frage stellten und Maßnahmen gegen die Korruption forderten. Mit der damit einhergehenden Stärkung von Gewerkschaften und laizistischen politischen Kräften konnte sich im Libanon erstmals eine wirklich demokratische Perspektive entfalten. Im Zuge der Proteste musste Ende Oktober die Regierung Saad Hariris zurücktreten...
(...)
Da jedoch das Misstrauen von Regierung und Bevölkerung nicht nur des Iran, sondern in breiten Kreisen des Nahen Ostens gegen die mittlerweile 100-jährigen, fatalen Einmischungen des Westens unüberwindlich geworden ist, wäre ein ganz neuer Politikansatz notwendig.
(...)
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/sie-haben-guillotinen-dabei
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:33:56 Do. 27.August 2020
ZitatRevolution der Armen
Libyen: Demonstranten rufen zu Protesten gegen Regierung in Tripolis auf. Kritik an Lebensumständen

(...)
Die Machthaber in Tripolis reagierten mit Gewalt auf die Proteste. Die Demonstration am Sonntag wurde von Milizen durch Schüsse in die Luft aufgelöst, wobei mindestens eine Person verletzt wurde. Aus regierungsnahen Kreisen heißt es, die Proteste seien eine Inszenierung von Provokateuren der Gegenregierung des Generals Khalifa Haftar oder gar Anhängern des getöteten früheren Staatschefs Muammar Al-Ghaddafi. Dagegen spricht, dass sich die Proteste an konkreten sozialen Fragen entzündet haben, für die die Gegenregierung im Osten ebenfalls keine Lösungen parat hat. In Tripolis trugen Demonstranten weiße Fahnen, um ihre Neutralität im innerlibyschen Machtkampf zu demonstrieren. Auch durchgestrichene Poster von Al-Sarradsch, Haftar und dem Sprecher des Repräsentantenhauses in Tobruk, Aguila Salih, waren zu sehen. Schon am Samstag hatten sich die Proteste unter dem Motto »Revolution der Armen« bis in die abgelegene Stadt Sabha ausgeweitet.
https://www.jungewelt.de/artikel/384991.libyen-revolution-der-armen.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:58:40 So. 30.August 2020
ZitatMordserie an Aktivisten erschüttert den Irak

Bei den Terroranschlägen sterben junge Menschen, die Partei- und Religionsgrenzen überwinden wollen. Als Täter stehen von Iran bezahlte Milizen im Verdacht.


Reham Yacoub ist nur das jüngste Opfer einer Mordserie an Aktivisten und Regierungskritikern im Irak. Fünf Tage vor ihrer Ermordung wurde Tahsin al-Shahmani, ein bekannter Aktivist und dreifacher Familienvater, in seinem Internetgeschäft in Basra mit 20 Kugeln getötet. Seitdem sind die Menschen der Stadt auf den Straßen. Vergangene Woche setzten sie das Parlamentsbüro in Brand und forderten den Rücktritt des Gouverneurs Asaad al-Eidani. Iraks Premierminister Mustafa al-Kadhimi versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, entließ den Polizeichef von Basra und besuchte die Familie der getöteten Reham Yacoub. Doch da griff die Wut bereits auf andere Städte über. Im benachbarten Nasiriya setzten Demonstranten Büros der irannahen Daawa-Partei in Brand sowie Sitze schiitischer Milizen. Die Demonstranten machen sie verantwortlich für die jüngste Mordserie, die Ende Juli auch den bekannten Terrorexperten Hisham al-Hashemi in Bagdad das Leben gekostet hat.
https://www.sueddeutsche.de/politik/irak-terror-1.5011894
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:21:19 Do. 03.September 2020
Zitat,,Wieder einer ihrer Leute": Der neue Regierungschef im Libanon wird mit massenhaftem Protest empfangen – wie auch sein Besucher, Waffenlieferant Macron
https://www.labournet.de/?p=177531
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:14:18 Mi. 16.September 2020
ZitatLibyen: Jugend hat genug von Gewalt und Korruption

Ähnlich wie Libanon und Irak erlebt nun auch das Bürgerkriegs-Land Libyen eine Protestwelle gegen Korruption und unwürdige Lebensbedingungen. Allerdings sind die Demonstranten gleich mit zwei Regierungen konfrontiert.


(https://abload.de/img/54932580_303qykte.jpg) (https://abload.de/image.php?img=54932580_303qykte.jpg)

Seit Wochen protestieren überwiegend junge Menschen in unterschiedlichen Städten Libyens auf den Straßen, nun scheint immerhin eine von zwei miteinander rivalisierenden Regierungen darüber eingeknickt zu sein: Unter dem Eindruck der Proteste bot das Kabinett im ostlibyschen Tobruk am Sonntag (12.9.) seinen Rücktritt an. Bis zur nächsten Sitzung des Parlaments - dieses muss dem Rücktritt noch zustimmen - werde die Regierung allerdings im Amt bleiben, erklärte ein Sprecher. Wann dies geschehen soll, blieb zunächst freilich offen.

Das Land besteht seit Jahren aus zwei unterschiedlichen Machtzentren, die sich feindlich gegenüber stehen und von unterschiedlichen auswärtigen Mächten unterstützt und militärisch aufgerüstet werden. Das Kabinett in Tobruk war 2014 nach gewaltsamen Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Gruppen aus der westlich gelegenen Hauptstadt Tripolis in den Nordosten geflüchtet. In Tripolis hat sich seitdem eine zweite, von dem Politiker Fajis as-Sarradsch geführte Regierung gebildet. Diese ist zwar international anerkannt, aber nicht durch Wahlen legitimiert.

Unmut über Korruption und Stromausfälle

Die Demonstranten protestieren gegen eine ganze Reihe von Missständen. Insbesondere wenden sie sich gegen die grassierende Korruption sowie verschlechternde Lebensumstände. Dazu gehören häufige, oft über Stunden anhaltende Stromausfälle und eine ungenügende Wasserversorgung. Zudem steckt das Bankensystem in einer Krise, mit der Folge, dass viele Menschen kaum mehr Bargeld abheben können.


Auch das Gesundheitssystem ist geschwächt - und das in Zeiten, in denen das Coronavirus sich rasch verbreitet. Derzeit sind laut Johns Hopkins University in Libyen knapp mehr als 23.500 Infektionen erfasst, 368 Menschen starben an dem Virus (Stand: 15. September).

Massiver Vertrauensverlust

Bemerkenswert sei, dass der Unmut der Demonstranten sich gegen beide politische Machtzentren richte, sagt Thomas Volk, Leiter des Dialogprogramms Südlicher Mittelmeerraum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tunesien. "Die Menschen, die in diesen Wochen auf die Straße gehen, verlieren mehr und mehr das Vertrauen in beide Regierungen - die in Tripolis ebenso wie die in Tobruk."

Die Bevölkerung sei müde, so Volk gegenüber der DW. "Seit dem Revolutionsjahr 2011 ist Libyen kaum zur Ruhe gekommen. Friedensverhandlungen und Initiativen sind immer wieder gescheitert, die Menschen sehen keinerlei Fortschritt - weder auf der einen, noch auf der anderen Seite." Seiner Ansicht nach könne man gar nicht mehr von zwei politisch monolithischen Blöcken sprechen. "Die libysche Gesellschaft lässt sich kaum mehr anhand politischer Linien erfassen."

Abstand zu beiden Machtzentren

Einer der Protest-Organisatoren bestätigt dies gegenüber der DW: Es gebe in Libyen derzeit keine Konfliktpartei, kein politisches Gremium und keine religiöse Figur, die die Krise des Landes lösen könne, sagt Ahmed Abu Arqoub, einer der Sprecher und Gründer der "Harak al-Shabaab 23/08", einer am 23. August dieses Jahres gegründeten Jugendbewegung, die Teil der neuen Protestwelle ist. Am 23. August begannen auch die Proteste, zunächst im Westen Libyens.

(https://abload.de/img/54932592_401c4jxm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=54932592_401c4jxm.jpg)

Aktivist Arqoub betont, dass die Bewegung keinem der beiden libyschen Machtzentren nahestehe. Im Gegenteil: Die bislang prägenden Akteure auf beiden Seiten seien ein gewichtiger Teil des Problems. "Die Lösung kann nur darin bestehen, dass diese Personen sich aus der Politik zurückziehen. Wir lehnen jede politische Lösung ab, an der die alten Konfliktparteien beteiligt sind!"

Gewalt gegen Demonstranten

Mit ihren Anliegen stoßen die Demonstranten allerdings mitunter auf massiven Widerstand. In Tripolis wurden sie in der zweiten Augusthälfte laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wiederholt von bewaffneten Gruppen aus dem Umfeld der Regierung von al-Sarradsch angegriffen. Laut HRW wurden 24 Demonstranten dabei verhaftet, nur 13 befänden sich inzwischen wieder in Freiheit. Diese berichteten unter anderem, sie seien in Haft geschlagen worden und hätten versprechen müssen, sich nicht an weiteren Protesten zu beteiligen.

Gerade angesichts solcher Widerstände sei es der Protestbewegung wichtig, die Proteste nicht auf einen der zwei Herrschaftsbereiche in Libyen zu beschränken, betont Aktivist Arqoub. "Beide Teile der Bewegung stehen in engem Kontakt. Wir koordinieren uns und stimmen unsere Ziele ab."

Einfluss ausländischer Akteure

Doch die Demonstranten haben es nicht nur mit innerlibyschen Gegnern zu tun. Libyen steht auch immer stärker unter dem Einfluss ausländischer Akteure. Anfang September warnte Stephanie Williams, die UN-Sonderbeauftragte für Libyen, vor einer "kritischen Phase" in Libyen. Ausländische Kräfte fluteten das Land mit Waffen. Allein seit Juli seien 70 Versorgungsflüge mit Material für General Khalifa Haftar gelandet - er ist der Gegenspieler al-Sarradschs, wird unter anderem von Russland, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt und ist dem Parlament in Tobruk verbunden.

Im Westen des Landes hingegen hätten Kräfte der von Al-Sarradsch geführten Regierung Materiallieferungen aus insgesamt 30 Flugzeugen entgegengenommen. Zu den militärischen Unterstützern al-Sarradschs gehören insbesondere die Türkei und Katar.

Die fortschreitende Militarisierung des Landes verlangt den Demonstranten Mut ab. Doch sie wollen sich davon nicht abschrecken lassen. "Wir sind uns der Komplexität der Lage bewusst", sagt Ahmed Abu Arqoub. "Uns ist völlig klar, dass Libyen unter dem Einfluss regionaler und internationaler Kräfte steht. Genau deshalb sind wir entschlossen, zu allen von ihnen auf Abstand zu gehen. Nur so können wir ihre Pläne durchkreuzen!" Man werde sich keineswegs von einem der beteiligten Akteure instrumentalisieren lassen.

Arqoub selbst lebt freilich im Exil in Moskau - und damit in der Hauptstadt eines ebenfalls zunehmend sichtbar und intensiv am Libyen-Konflikt beteiligten Landes.

"Wir sind eine Bewegung, die nationale Versöhnung, Vereinigung und Wiedergutmachung für konfliktbedingt erlittene Schäden anstrebt", betont Arqoub. Seine Bewegung setze sich gemeinsam mit anderen Protestierenden für bürgerliche Rechte und rechtsstaatliche Prinzipien ein.

"Libyer müssen ihren Weg selbst bestimmen"

Eine Lösung der Konflikte in dem Land könne nur von den Libyern selbst ausgehen, meint auch Thomas Volk von der Adenauer-Stiftung. "Derzeit haben aber eine ganze Reihe ausländischer Akteure enormen Einfluss. Umso mehr kommt es nun auf die Rolle der UN an." Wichtig sei vor allem, die internationale Libyen-Mission (UNSMIL) zu stärken. Diese müsse dann mithelfen, Voraussetzungen für Friedensgespräche zu schaffen. "Welchen politischen Weg das Land dann einschlägt, das müssen die Libyer dann selbst bestimmen."

Aktivist Arqoub sieht dies ähnlich und kündigt bereits neue Demonstrationen an.
https://www.dw.com/de/libyen-jugend-hat-genug-von-gewalt-und-korruption/a-54931565

ZitatLibyens im Osten ansässige Regierung tritt inmitten der Proteste von Benghazi zurück

Premierminister Abdullah al-Thani habe am Sonntag den Rücktritt der Regierung eingereicht, sagte ein Sprecher des im Osten ansässigen Parlaments.


(https://abload.de/img/gettyimages-122848274yzkwd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gettyimages-122848274yzkwd.jpg)
Libysche Jugendliche blockieren am 12. September 2020 in der libyschen Ostküstenstadt Benghazi eine Straße mit brennenden Reifen, weil sie gegen schlechte öffentliche Dienstleistungen und Lebensbedingungen protestieren. 

Die mit dem libyschen Machthaber Khalifa Hifter verbündete Regierung trat am Sonntag nach tagelangen Protesten in Benghazi und anderen Städten im Osten zurück.

Premierminister Abdullah al-Thani reichte den Rücktritt seiner Regierung bei der Sprecherin des Repräsentantenhauses in Tobruk, Aguila Saleh, ein, sagte ein Parlamentssprecher. Die Gesetzgeber im östlichen Parlament werden die Entscheidung bei ihrem nächsten Treffen überprüfen.

Libyen wird von zwei rivalisierenden Verwaltungen regiert, die jeweils von ausländischen Geldgebern unterstützt werden, die das Land mit illegalen Waffen und Söldnern überschwemmt haben.
(...)
https://www.al-monitor.com/pulse/originals/2020/09/libya-abdallah-al-thani-government-resign-protests-benghazi.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:44:00 Do. 17.September 2020
Die Kämpfe in und um Libyen funktionieren als Lehrstück über politische Machtverhältnisse und Entwicklungen weltweit.

Jetzt kann man sich mal ansehen, wie es mit der "Völkergemeinschaft" oder mit den "westlichen Werten" in der Praxis aussieht.

All diese Global Player, egal welcher Couleur, haben Dreck am Stecken. Es geht um Eigeninteressen und sie schüttern weiter Öl ins Feuer. Auf die Menschen wird geschissen, sie werden verheizt im Spiel der globalen Kräfte. Erdogan und Putin (Putin! Putin!) haben ihre Griffel in diesem blutigen Spiel. Der "freie Westen" ist dabei kein Stück besser. Die schon immer imperialistische und gewalttägige Weltmacht USA fehlt natürlich nicht. Und weiter geht es mit unseren "Europäischen Werten". Die EU unterstützt und finanziert die Warlords, damit sie uns die Migranten aus Afrika vom Leib halten. Und "das freiheitlichste Land, das es je auf deutschem Boden gegeben hat" (Kohl) ist einer der wichtigsten Waffenlieferenten für das Blutbad.

Die Weltgemeinschaft und auch speziell die westlichen Mächte stellten keinerlei Hilfe oder Schutz für die Menschen in Libyen dar, im Gegeteil, sie verschlimmerten deren Situation.

Allein einer militanten Jugendbewegung in Libyen ist es nun gelungen, eine der beiden verbrecherischen Regierungen zum Rücktritt zu zwingen. Unsere Medien heulen bereits:
ZitatDer international anerkannte Regierungschef Libyens will zurücktreten.
https://www.tagesschau.de/ausland/libyen-ministerpraesident-ruecktritt-101.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:58:37 Sa. 26.September 2020
ZitatNach Protesten der Bevölkerung wollen die verfeindeten Regierungen in Tripolis und Tobruk beide zurücktreten
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/akt-der-selbstermaechtigung

Die Wichtigkeit von Basisbewegungen sollte nie unterschätzt werden.
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:21:35 Do. 01.Oktober 2020
ZitatProteste machen Ägyptens Regime nervös

Einmal mehr regt sich Unmut über Staatschef Abdelfattah al-Sisi. Dessen Regime reagiert mit einer Welle von Festnahmen. Auslöser sind unter anderem Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung


Schon seit Jahren wagt es kaum jemand in Ägypten, gegen das autoritäre Regime von Präsident Abdelfattah al-Sisi demonstrieren zu gehen. Denn wer verhaftet wird, dem droht, dass er die eiserne Faust des für seine zügellose Gewalt und Willkür bekannten ägyptischen Sicherheitsapparats am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Repressalien

Umso bemerkenswerter sind daher die vergangene Woche aus zahlreichen Provinzen gemeldeten Proteste gegen Al-Sisi, auf die das Regime mit Repressalien und einer wenig zimperlichen Verhaftungswelle reagierte. An sechs Tagen in Folge zogen in Dörfern, Kleinstädten und Außenbezirken von Kairo und Alexandria kleine Gruppen von Demonstranten durch die Straßen und skandierten regimekritische Parolen.(...)
https://www.derstandard.de/story/2000120382144/proteste-machen-aegyptens-regime-nervoes
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:17:46 Do. 15.Oktober 2020
ZitatProteste nach gewaltsamem Tod eines Straßenhändlers
In der tunesischen Kleinstadt Sbeitla hatten Behörden einen Kiosk mit einem Bulldozer niederwalzen lassen - während der Besitzer darin schlief. Der brutale Tod des Mannes sorgt für erneute Unruhen in der Region.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/tunesien-proteste-nach-gewaltsamem-tod-eines-strassenhaendlers-a-5a5f47ea-45b9-46ae-8bfb-34faf5434bf5
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:59:52 Do. 15.Oktober 2020
ZitatDeath of a woman in Cairo suburb sparks anger in Egypt

(https://abload.de/img/dfd293d0fd924c0a81be7tpkos.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dfd293d0fd924c0a81be7tpkos.jpg)

The incident sparked anger across Egypt after it was initially reported by several media outlets as a sex crime.
https://www.aljazeera.com/news/2020/10/15/death-of-woman-in-cairo-suburb-sparks-anger-in-egypt
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:10:06 Sa. 17.Oktober 2020
Beirut: Livestream vom Jahrestag der Libanesischen "Oktoberrevolution"

https://youtu.be/1E0iP2yC9qY
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 10:37:44 So. 18.Oktober 2020
ZitatTausende versammeln sich zu Anti-Regierungs-Protesten in Pakistan

Die Demonstranten protestieren gegen die steigende Inflation in ganz Pakistan, insbesondere bei Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Hülsenfrüchten und Gemüse.


(https://abload.de/img/pakiscdky8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=pakiscdky8.jpg)
https://www.aljazeera.com/news/2020/10/16/thousands-gather-for-anti-government-protest-in-pakistan
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:30:06 Di. 27.Oktober 2020
ZitatBagdad
Tausende im Irak protestieren gegen Regierung

Die Demonstranten werfen der politischen Führung Korruption vor und fordern ihren Rücktritt


(https://abload.de/img/irak-4azjox.jpg) (https://abload.de/image.php?img=irak-4azjox.jpg)
https://www.derstandard.de/story/2000121190120/tausende-im-irak-protestieren-gegen-regierung
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:44:53 Mo. 02.November 2020
Achtung, Übersetzungssoftware...

Zitat Blitz-Proteste wandeln sich zu Zusammenstößen im Irak

BASRA, Irak - Regierungsfeindliche Proteste mündeten am Sonntag in Zusammenstöße in mehreren irakischen Städten, darunter die südliche Hafenstadt Basra und die Hauptstadt Bagdad.

In Basra schossen Polizeibeamte und Truppen in die Luft, um rund 500 Demonstranten, die Steine geworfen hatten, zu zerstreuen, sagten AFP-Korrespondenten.

In der Zwischenzeit kehrten einige hundert junge Iraker zu einem Blitz-Protest auf den Tahrir-Platz in Bagdad zurück, wo sie kurzzeitig mit den Sicherheitskräften aneinandergerieten.

Die Behörden hatten eine groß angelegte Operation durchgeführt, um ein jahrelanges Anti-Regierungslager von dem Platz - dem Epizentrum der Protestbewegung - zu räumen, und hatten es erst einen Tag zuvor wieder geöffnet.

Weiter südlich in Hilla marschierten Hunderte von Studenten mit Transparenten, auf denen die Ermordung und Entführung von Aktivisten in den letzten Monaten angeprangert wurde.

"Wir werden hier bleiben, für das Blut unserer Märtyrer und die Liebe zu unserem Land", sagte Abrar Ahmed, ein Student, der in der Stadt demonstrierte.

"Es ist unsere Revolution, und wir müssen sie fortsetzen, da keine einzige unserer Forderungen erfüllt wurde", fügte sie hinzu.

Ein ähnlicher Protest fand in der Stadt Kut statt, wo sich Dutzende von Demonstranten einfanden, um Gerechtigkeit für etwa 600 Demonstranten zu fordern, die im vergangenen Jahr bei protestbedingten Gewalttätigkeiten getötet wurden.

Im Oktober 2019 brachen in Bagdad und im Süden der schiitischen Mehrheit des Irak beispiellose Demonstrationen aus, als die Demonstranten Arbeitsplätze, grundlegende Dienstleistungen, eine völlige Überholung der herrschenden Klasse und ein Ende der Korruption forderten.

Für die Todesopfer bei diesen Kundgebungen wurde praktisch keine Rechenschaft abgelegt.

Zwei weitere Aktivisten wurden in den letzten Tagen in Kut erschossen.

Vor einer Woche jährte sich die "Oktoberrevolution" zum ersten Mal vor einem Jahr, als Tausende auf die Straßen der südlichen Städte und der Hauptstadt zogen.

Doch die Behörden stellten rasch die Ruhe wieder her und setzten sich in großer Zahl auf den Plätzen und Kreuzungen ein, die einst die Brennpunkte der regierungsfeindlichen Kundgebungen waren.

Abdallah Ahmed, ein weiterer Student, der am Sonntag in Hilla protestierte, bestand darauf, dass die Bewegung noch lange nicht vorbei sei.

"Wir gedenken nicht der Revolution - wir setzen sie fort", sagte er der AFP.

In der südlichen Brennpunkt-Stadt Nasiriyah haben Demonstranten auf einer Hauptverkehrsstraße Reifen angezündet, um die Arbeitslosigkeit und die schlechten öffentlichen Versorgungsangebote anzuprangern.

Der Irak ist eines der ölreichsten Länder der Welt, leidet aber seit Jahrzehnten unter chronischem Wasser- und Strommangel.

Die neue Coronavirus-Pandemie und die fallenden Ölpreise haben in diesem Jahr einen hohen Tribut gefordert, und die Armutsraten werden voraussichtlich auf 40 Prozent steigen. 
https://www.rudaw.net/english/middleeast/iraq/02112020
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:15:51 Mi. 16.Dezember 2020
ZitatIn Kurdistan begehrt die Jugend gegen die Herrschenden auf

Wie ein Lehen haben die beiden grossen Kurdenparteien im Nordirak die Region und ihren Reichtum unter sich aufgeteilt. Die Verlierer sind die Jugendlichen, doch sind sie immer weniger bereit, dieses System des Klientelismus hinzunehmen.


(https://abload.de/img/d649358b-11a0-4fdb-93wij30.jpg) (https://abload.de/image.php?img=d649358b-11a0-4fdb-93wij30.jpg)
Bei den jüngsten Protesten wurde auch das Büro der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) in Suleimaniya in Brand gesteckt.

Die kurdische Regionalregierung in Erbil ist pleite. Schon seit Monaten kann sie die staatlichen Angestellten und Pensionäre nicht mehr voll bezahlen. Anfang des Monats reichte es den Lehrern in Suleimaniya, Tausende gingen in der zweitgrössten Stadt der Region auf die Strasse. Die Sicherheitskräfte des kurdischen Teilstaats im Nordirak gingen daraufhin mit Tränengas, Gummigeschossen und teilweise mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vor. Ein Dutzend Personen wurde getötet, die Lage bleibt angespannt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Unmut über die ausbleibenden Gehaltszahlungen auf der Strasse entlädt. In den vergangenen drei Jahren haben Ärzte, Lehrer und andere öffentliche Bedienstete immer wieder gegen die Regierung protestiert. Wie im Rest des Landes ist der öffentliche Sektor in Kurdistan aufgebläht. Mindestens 1,3 Millionen Einwohner – mehr als ein Viertel der arbeitsfähigen Bevölkerung – verdienen ihren Lebensunterhalt beim Staat, Zehntausende beziehen Pensionen oder Hinterbliebenenrenten.

Streit um Öleinnahmen mit Bagdad
(...)
KDP und PUK herrschen wie Lehensherren
(...)
Während die Barzanis, Talabanis und ihre hohen Parteifreunde immer reicher wurden und die Macht in Partei und Regierung vom Vater auf den Sohn oder den Neffen überging, finden die Jugendlichen keine Jobs und müssen erleben, wie ihre Väter nicht mehr wissen, wie sie die Familie durchbringen sollen. Die Wut der Jugendlichen entlud sich nun vor allem an der von der PUK kontrollieren Peripherie.

In Städten wie Kalar, Derbendikhan, Kifri, Chamchamal, Said Sadik oder Rania, alle berühmt für ihre lange Geschichte der Rebellion, steckten sie Parteibüros und öffentliche Gebäude in Brand. Die Sicherheitskräfte rückten mit Militärfahrzeugen an, die sie für den Kampf gegen die Extremistengruppe Islamischer Staat erhalten hatten, und schossen scharf. Zehn Demonstranten wurden getötet, der jüngste war gerade einmal 13 Jahre alt. Auch zwei kurdische Soldaten kamen ums Leben.

Gewaltsame Unterdrückung der Proteste

Ministerpräsident Masrur Barzani erklärte zwar, friedliche Proteste seien ein Grundrecht, nannte die Unzufriedenen aber Randalierer und verbreitete Verschwörungstheorien. Hunderte von Demonstranten wurden festgenommen, unter ihnen auch Journalisten. Zudem durchsuchten Sicherheitskräfte den oppositionellen Fernsehsender NRT in Suleimaniya und machten ihn dicht. Drei weitere Sender warnte die Regierung davor, über die Unruhen zu berichten. Andernfalls müssten sie mit «schweren rechtlichen Konsequenzen» rechnen.

Angesichts des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte sind die Proteste abgeflaut. Die kurdische Regierung hat Reformen versprochen. Doch die jungen Kurden haben das Vertrauen in das bestehende System verloren. Damit sie es zurückzugewinnen, müssten die Mächtigen ihre schon oft wiederholten Ankündigungen endlich umsetzen und den Privatsektor und die Rechtsstaatlichkeit stärken. Mit Versprechungen allein werden sie die unzufriedene Jugend auf Dauer nicht ruhigstellen können – auch nicht mit Repression.
https://www.nzz.ch/international/proteste-im-nordirak-die-jugend-begehrt-gegen-die-elite-auf-ld.1592199

Weitere Berichte zum Thema:
https://anfdeutsch.com/kurdistan/antiregierungsproteste-in-sudkurdistan-dauern-an-23189
https://anfdeutsch.com/kurdistan/wut-wegen-angriff-auf-selbstverwaltung-von-Sengal-wachst-23199
https://anfdeutsch.com/kurdistan/blutige-bilanz-in-basur-zwei-tote-dutzende-verletzte-23210
https://anfdeutsch.com/kurdistan/sudkurdistan-zahl-getoteter-demonstranten-steigt-auf-sechs-23226
https://anfdeutsch.com/kurdistan/sudkurdistan-proteste-vier-stadte-fur-24-stunden-abgeriegelt-23239
https://anfdeutsch.com/kurdistan/abgeordnete-bestreiken-sudkurdisches-parlament-23246
https://anfdeutsch.com/kurdistan/achtes-todesopfer-bei-protesten-in-sudkurdistan-23250
https://anfdeutsch.com/kurdistan/sudkurdistan-weiterer-demonstrant-bei-protesten-getotet-23271
https://anfdeutsch.com/kurdistan/silemani-tranengas-gegen-demonstrierende-23283

Bilder von den Protesten:

(https://abload.de/img/20200823-protest-in-ryljzr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20200823-protest-in-ryljzr.jpg)

(https://abload.de/img/lmjo5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=lmjo5.jpg)

(https://abload.de/img/20201202-20201202-88a05k21.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201202-20201202-88a05k21.jpg)

(https://abload.de/img/20201207-20201207-senlxjpm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201207-20201207-senlxjpm.jpg)

(https://abload.de/img/20201207-bashur-jpg76nwjvr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201207-bashur-jpg76nwjvr.jpg)

(https://abload.de/img/20201208-silemani-propoklh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201208-silemani-propoklh.jpg)

(https://abload.de/img/20201209-kurdistan-prwjko8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201209-kurdistan-prwjko8.jpg)


(https://abload.de/img/20201210-shivanmuhammu9krn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=20201210-shivanmuhammu9krn.jpg)
In Südkurdistan ist ein weiterer Demonstrant bei einem Protest gegen die politische Elite in Hewlêr von Sicherheitskräften der Autonomieregierung getötet worden. Der 21 Jahre alte Miran Muhammad starb am Donnerstag in der Stadt Kirfrî in der Germiyan-Region durch einen Kopfschuss.

https://youtu.be/hp7s5TORZ9c

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:44:40 So. 20.Dezember 2020
ZitatLibanon
Proteste gegen höhere Studiengebühren im Libanon schlagen in Gewalt um

Der Libanon steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Jetzt soll auch noch das Studieren teurer werden. Demonstranten bewarfen Polizisten mit Flaschen.


(https://abload.de/img/2ukte.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2ukte.jpg)
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-12/libanon-proteste-studiengebuehren-wirtschaftskrise-demonstranten
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:16:18 Mi. 24.Februar 2021
Zitat Algerien
Tausende protestieren gegen Staatschef Tebboune
Vor zwei Jahren hatten die Algerier ihren Langzeitherrscher Bouteflika aus dem Amt gejagt – nun finden zum Jahrestag neue Demonstrationen statt. Nachfolger Tebboune versucht sich mit Neuwahlen zu retten.


Auf den Jahrestag genau sind in Algerien wieder Tausende Menschen für politische Reformen auf die Straße gegangen. Sie forderten am Montag im Zentrum der Hauptstadt Algier unter anderem ein Ende des »Militärstaates«. Mit Sprechchören wandten sie sich auch gegen Präsident Abdelmadjid Tebboune, den die Protestbewegung als Teil alter Seilschaften sieht.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/algerien-abdelmajid-tebboune-tausende-protestieren-gegen-staatschef-a-eb6d6529-9da9-43ef-8d39-e56bad82b19c
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:31:41 Fr. 26.März 2021
ZitatNordwestsyrien: Lehrer im Streik, da jeder dritte Lehrer ohne Bezahlung arbeitet
https://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/north-west-syria-teachers-strike-one-three-teachers-working-without-pay
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:02:15 Mi. 07.April 2021
Lehrerstreik in Marokko.
Sie haben das Demonstrationsverbot gebrochen.
Leider kann ich den Text hier nicht einkopieren. Nach der Paywall die nächste Unsitte: Sperrung von Cut & Paste.

https://youtu.be/dYoD5Infhc0
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:36:28 Sa. 10.April 2021
Der Maghreb bleibt unruhig.
Proteste in Algerien:

https://youtu.be/GqiDNxp9AoE
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Fritz Linow am 21:45:00 Mo. 03.Mai 2021
Zitat2.5.21
Proteste gegen hohe Arbeitslosigkeit im Irak

In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Hunderte Menschen gegen die hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Arbeitsbedingungen im Land protestiert. Dutzende aufgebrachte Zeitarbeiter drangen am Sonntag in einen Außenbereich des Finanzministeriums vor und forderten laut Augenzeugen feste Anstellungen. Beim Versuch, in die Büroräume einzudringen, seien Schüsse zu hören gewesen. Drei Demonstranten seien verletzt worden. Die Regierung äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.

Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Protesten. In der Provinz Wasit südöstlich von Bagdad versammelten sich Dutzende Menschen vor einer Universität und forderten Regierungsjobs für Absolventen der Hochschule. In der Provinz Di Kar im Südirak besetzten Zeitarbeiter vorübergehend zwei Brücken - laut Augenzeugen ebenfalls mit der Forderung nach Festanstellungen.

Im Irak kommt es seit dem Herbst 2019 immer wieder zu Protesten. Die Demonstranten fordern unter anderem bessere Chancen auf Jobs. Sie werfen der Regierung Korruption sowie die Verschwendung öffentlicher Gelder vor. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die durch den niedrigen Ölpreis und die Corona-Pandemie noch verschärft wurde.
https://www.vol.at/proteste-gegen-hohe-arbeitslosigkeit-im-irak/6977379
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 15:18:30 Sa. 15.Mai 2021
Der Kapitalismus funktioniert mal wieder großartig:

ZitatNach Staatsbankrott und Hafenexplosion steht dem Libanon die nächste Katastrophe bevor: ein kompletter Strom-Blackout.
https://www.spiegel.de/ausland/libanon-strom-krise-der-perfekte-kurzschluss-a-a8482a17-1bdd-4022-995d-c322205aeb06
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: Kuddel am 09:01:16 Mi. 26.Mai 2021
ZitatBagdad
Ein Toter bei Protesten gegen Anschläge auf Aktivisten

(https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/2/2ed6e49c3e885ac34af860e355804088v1_max_720x405_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=c3e236)

In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften mindestens ein Demonstrant getötet worden.


Zahlreiche Menschen seien verletzt worden, als die Polizei Tränengas gegen die Menge einsetzte, teilten Rettungs- und Sicherheitskräfte mit. Hunderte waren auf die Straße gegangen, um auf die tödliche Gewaltwelle gegen Demokratie-Aktivisten und Journalisten aufmerksam zu machen.

Seit Beginn der Protestbewegung im Irak vor fast zwei Jahren wurden mindestens 30 Aktivisten Opfer von Tötungen, Mordversuchen oder Entführungen. Die Täter solcher politisch motivierter Anschläge werden in der Regel nicht gefasst.
https://www.deutschlandfunk.de/bagdad-ein-toter-bei-protesten-gegen-anschlaege-auf.2932.de.html?drn:news_id=1262976
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:03:05 Do. 27.Mai 2021
Zitat(https://pbs.twimg.com/media/E2S-FGUXMAEtXUe?format=jpg&name=small)

Im sonst eher ruhigen Oman demonstrieren Bürger vehement gegen staatliche Sparmaßnahmen. Der neue Sultan und seine Regierung wollen eine Ausweitung der Proteste verhindern und setzen laut Berichten auch Tränengas ein.

(https://static.dw.com/image/57665843_401.jpg)
https://www.dw.com/de/oman-seltener-protest-und-sorge-um-die-zukunft/a-57668817
Titel: Protest
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:34:27 Fr. 11.Juni 2021
ZitatProteste in Bahrain nach CoV-Todesfall in Gefängnis

In Bahrain ist es nach einem Coronavirus-Todesfall in einem Gefängnis zu seltenen Protesten gekommen. Der 48 Jahre alte Hussain Barakat, der eine lebenslange Haftstrafe wegen Terrorismusdelikten absaß, hatte sich mit dem Coronavirus infiziert und wurde vor zwei Wochen in ein Krankenhaus verlegt.

Nachdem das Innenministerium seinen Tod bekanntgegeben hatte, kam es Mittwochabend in mehreren Dörfern zu Protesten. Videos zeigten Hunderte Demonstranten. Weitere Proteste wurden angekündigt.

(https://abload.de/img/971234_body_341267_ti19kxv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=971234_body_341267_ti19kxv.jpg)

Die Lage der Menschenrechte in Bahrain hat sich Beobachtern zufolge in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert. Laut Amnesty International werden Kritiker der Regierung – darunter Aktivisten, Anwälte, Journalisten, schiitische Geistliche und Demonstranten – zunehmend unterdrückt. Sie würden eingeschüchtert, festgenommen, verhört und mit Reiseverboten und Gefängnisstrafen belegt. Barakat wurde 2018 in einem Massenverfahren zu lebenslanger Haft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt.
https://orf.at/stories/3216843/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:30:27 Di. 22.Juni 2021
Man läßt den Libanon ausbluten. Die Menschen dort sind am Arsch.

ZitatVersorgungskrise im Libanon
Schlange stehen für ein wenig Benzin

Im Libanon mangelt es derzeit an Treibstoff, Strom und Medikamenten. Denn das Land steckt in einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Viele Libanesen befürchten, dass die Situation noch schlimmer wird.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/versorgungskrise-libanon-101.html

ZitatWeltflüchtlingstag – Syrische Kinder im Libanon
,,Zehntausende, die offiziell nicht existieren"


Es sind Zehntausende, möglicherweise Hunderttausende Kinder, die offiziell gar nicht existieren. Sie werden nirgends registriert und haben keine Pässe. Auch wenn sie irgendwann nach Syrien zurückkehren, bleiben sie staatenlos.
https://www.tagesspiegel.de/politik/weltfluechtlingstag-syrische-kinder-im-libanon-zehntausende-die-offiziell-nicht-existieren/27303576.html

ZitatIm Libanon geht langsam das Licht aus
Der Libanon bewegt sich seit Monaten gefährlich nahe am Staatsbankrott.
https://www.dw.com/de/libanon-beirut-krise-benzin-strom-knappheit-subventionen/a-57954646

ZitatWas passiert, wenn der Libanon kollabiert?

  • Tägliche Strom-Blackouts, Sprit, Medikamente und Nahrungsmittel sind knapp, die Arbeitslosigkeit ist hoch: Der Libanon steht kurz vor dem Staatsbankrott.
  • Schon lange zerfällt das kleine Land am Mittelmeer, die Coronakrise treibt den Libanon noch näher an den Abgrund.
  • Welche Szenarien drohen und was für Folgen es hätte, wenn die Armee nicht mehr bezahlt werden kann
... "Die Grundversorgung kann nicht mehr gewährleistet werden", sagt Malte Gaier, Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Beirut. Es herrschten eklatante Missstände in der Infrastruktur und an Rohstoffen. ... Das gesamte System des ehemaligen französischen Mandatsgebiets breche wie eine Dominokette zusammen. "Die Infrastruktur war schon lange Zeit sehr marode, Reformen sind nie richtig angestoßen worden. Nun sind aber auch zum Beispiel Internetbetreiber sowie Kraft- und Wasserwerke betroffen", so Gaier. ...
https://web.de/magazine/panorama/libanon-land-kollaps-szenarien-drohen-35926582

ZitatLibanon steht vor dem Staatsbankrott. Jetzt wollen Frankreich, Deutschland und andere Nationen zumindest die Armee des Landes retten
https://www.sueddeutsche.de/politik/libanon-naher-osten-beirut-1.5324163

So ist sie, die freie westliche Welt.

ZitatLibanon: Alle Räder stehen still
Generalstreik im Libanon: Geschäfte, Büros, Behörden und Banken bleiben an diesem Donnerstag landesweit geschlossen. Der umfassende Generalstreik ist ein Protest gegen den absehbaren wirtschaftlichen Zusammenbruch des Libanon.
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2021-06/libanon-krise-generalstreik-papst-wirtschaft-politik-kirche.html

Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 08:22:26 Di. 10.August 2021
ZitatSidi Bennour
Selbstverbrennung eines jungen Marokkaners löst Proteste aus

Die Selbstverbrennung eines 25-Jährigen hat in Marokko Proteste ausgelöst.


In der nahe Casablanca gelegenen Stadt Sidi Bennour gingen hunderte Menschen auf die Straße. Der Mann war nach Angaben seiner Familie am Wochenende gestorben. Er habe mit seiner Selbstverbrennung gegen die Beschlagnahmung seines Fahrzeugs durch die Behörden protestieren wollen, hieß es. Er hatte als Fahrer gearbeitet, besaß aber keine Lizenz. Die Behörden äußerten sich zunächst nicht zu dem Fall. In Marokko kommt es häufiger zu Selbstverbrennungen. In dem nordafrikanischen Land leben zahlreiche Menschen von Tätigkeiten im informellen Sektor.
https://www.deutschlandfunk.de/sidi-bennour-selbstverbrennung-eines-jungen-marokkaners.2932.de.html?drn:news_id=1289438
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 15:04:24 Di. 26.Oktober 2021
ZitatDie Ermordung einer 27-jährigen Frau in Islamabad im Juli hat in Pakistan einen monatelang anhaltenden beispiellosen Aufruhr ausgelöst. Noor Mukadam war die Tochter eines ehemaligen Diplomaten, und der mutmaßliche Mörder, Zahir Jaffer, ist der Sohn eines Wirtschaftsmagnaten. Jaffer und seine Eltern, denen vorgeworfen wird, an der Vertuschung des Verbrechens beteiligt gewesen zu sein, befinden sich in Haft und warten auf ihren Prozess. Die Ermordung hat in den sozialen Medien für anhaltende Empörung gesorgt. Frauen – und auch viele Männer – haben dort ein Ventil für ihre Frustration über die systematische geschlechtsspezifische Gewalt in Pakistan gefunden haben.
https://www.fr.de/politik/pakistan-frauen-gewalt-geschlecht-femizid-medien-pakistan-mord-noor-mukadam-zr-91073484.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:43:21 Sa. 18.Dezember 2021
Zitat33% of Arab world doesn't have enough food: UN report
The Arab world witnessed a 91.1 per cent increase in hunger since 2000, affecting 141 million people
https://www.middleeastmonitor.com/20211217-33-of-arab-world-doesnt-have-enough-food-un-report/
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:10:46 Do. 13.Januar 2022
ZitatLibanon
Landesweite Streiks wegen Wirtschaftskrise

Im Libanon hat ein landesweiter Streik das öffentliche Leben weitgehend lahm gelegt.


Zu dem Protest wegen der schweren Wirtschaftskrise hatten unter anderem Gewerkschaften der Verkehrsbetriebe aufgerufen. Auch Geschäfte und Banken blieben geschlossen. Gestern Abend hatten Regierungsgegner vor der Zentralbank in Beirut demonstriert und Mülltonnen angezündet. Die Polizei trieb die Demonstranten mit Tränengas auseinander.
Der Libanon befindet sich in der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Drei Viertel der Einwohner leben mittlerweile unter der Armutsgrenze. Wegen Treibstoffmangels haben viele Haushalte kaum noch Strom, im Land fehlt es an lebenswichtigen Medikamenten. Viele Libanesen werfen der politischen Elite Korruption vor.
https://www.deutschlandfunk.de/landesweite-streiks-wegen-wirtschaftskrise-104.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:07:52 Mi. 19.Januar 2022
ZitatDie Proteste im Sudan gegen die Militärmachthaber gehen weiter - auch nach dem Tod von sieben Demonstrierenden. In der Hauptstadt Khartum errichteten Hunderte Menschen Barrikaden, Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-proteste-153.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:40:04 Mi. 30.März 2022
Was für die Stimmung angesichts der wirklich erdrückenden Gesamtsituation.

https://youtu.be/XLtpwkhQo0s
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:47:53 So. 29.Mai 2022
ZitatSudan
Zwei Tote bei Protesten gegen Militärmachthaber

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist ein Demonstrant von Einsatzkräften erschossen worden. Seit dem Militärputsch im Oktober starben bereits fast 100 Menschen bei der Niederschlagung von Protesten.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/zwei-tote-bei-protesten-gegen-militaermachthaber-im-sudan-18065365.html
Titel: Re: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:17:16 Sa. 02.Juli 2022
ZitatDemonstranten stürmen Parlament im Osten Libyens
Per Bulldozer hatten sich Protestierende offenbar Zugang in das Parlament verschafft. Sie fordern laut örtlichen Medien dessen Auflösung und Neuwahlen.


(https://abload.de/img/7nj8q.jpg) (https://abload.de/image.php?img=7nj8q.jpg)
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-07/regierungskrise-libyen-protest-parlament18144904.html
Titel: Aw: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:29:15 Fr. 11.November 2022
Hier ist es kein sozialer Protest, sondern ein politischer:
Tausende von Menschen in Qatif in Saudi-Arabien gingen nach der Hinrichtung von acht Jugendlichen auf die Straße und skandierten "Tod den Al-Sauds".

https://twitter.com/JawadAbubakar7/status/1590680374967160832

Das islamofaschistische Saudi Arabien ist nicht gerade bekannt für Proteste. Das autoritäre Regime wird insbesondere von den USA mit Waffen unterstützt.

Der DLF berichtet:
ZitatDie Bundesregierung hat weitere Waffenlieferungen unter anderem an Ägypten, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und den Sudan genehmigt. Die Länder beteiligen sich an der von Saudi-Arabien angeführten Koalition am Krieg im Jemen.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/jemen-waffen-deutschland-101.html


Übrigens: Mehr als 370.000 Menschen wurden im Jemen-Konflikt getötet, Millionen mussten flüchten.
Titel: Aw: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:30:46 Mo. 03.April 2023
Die Revolten im Iran sind weitgehend aus dem Fokus der Medien geraten. Doch sie gehen weiter.

Die Spannungen in der Türkei werden weitgehend ignoriert. Erdogan hat nicht nur wegen der enormen Inflation kräftig Gegenwind, sondern der Umgang der regierenden AKP mit dem Erbeben war derart desaströs, daß Erdogan mit der kommenden Wahl die Macht verlieren könnte.

Es geht nicht einfach um zwei Staaten mit hochgradig unangenehmen Regierungen. Beide, sowohl der Iran, alsauch die Türkei sind international sehr aktiv und mischen in der Arabischen Welt auf unangenehmste Weise mit. Reaktionäre Kräfte erhalten (nicht nur) militärische Unterstützung. Ein Sturz der türkischen und iranischen Regierungen könnte zu gewaltigen Änderungen in den Kräfteverhältnissen im Arabischen Raum führen. Das wäre sowieso dringend nötig. Die islamofaschistischen Milizen müssen weg.

Ich hoffe auf einen neuen Arabischen Frühling!
Titel: Aw: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 15:50:43 Sa. 17.Juni 2023
https://twitter.com/altepunks/status/1669798596227506178
Titel: Aw: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:47:00 Sa. 24.Juni 2023
https://twitter.com/altepunks/status/1672334193517264900
Titel: Aw: Soziale Proteste im arabischen Raum
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:26:44 Mo. 14.August 2023
Ägypten kommt in den Medien kaum noch vor.
Das ist nicht in Ordnung.
65.000 politische Gefangene, darunter viele Journalisten und Menschenrechtsverteidiger. Pressefreiheit laut Reporter ohne Grenzen schlechter als Russland und Afghanistan.

ZitatWie Ägypten nach dem "Arabischen Frühling" stabil blieb - und dennoch verarmte

Zehn Jahre nach der Machtübernahme al-Sisis und der blutigen Protestniederschlagung mit 1.000 Toten geht es der ägyptischen Bevölkerung heute teils schlechter als unter Langzeitdiktator Mubarak


In Ägypten selbst ist es verboten, dieser Tage ein Wort über das historische Blutbad zu verlieren.
https://kurier.at/politik/ausland/wie-aegypten-nach-dem-arabischen-fruehling-stabil-blieb-und-dennoch-verarmte/402555521

ZitatEin Schaf schlachten und das Fleisch mit Familie und Bedürftigen teilen - das gehört für viele Muslime zum Opferfest dazu. Doch wegen steigender Preise können sich immer mehr Menschen in Ägypten die Tiere dafür nicht mehr leisten.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/opferfest-aegypten-fleisch-100.html

ZitatÄgypten ist Schwerpunktland der deutschen Entwicklungspolitik und der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.

Das Deutsch-Ägyptische Handelsvolumen betrug im Jahr 2022 rund 5,3 Milliarden US-Dollar.

Mit 1,6 Milliarden Euro an Darlehen und Zuschüssen ist Ägypten eines der größten Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Vereinbart sind folgende Förderschwerpunkte: Beschäftigung für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, einschließlich Privatsektorentwicklung, Wasser- und Abfallwirtschaft sowie erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/aegypten-node/bilaterale-beziehungen/212610

ZitatÄgypten hat jetzt alle vier in Deutschland bestellten U-Boote der Klasse 209/1400mod erhalten. Das vierte und letzte – die ,,S 44" wurde in diesen Tagen von Thyssenkrupp Marine Systems an die ägyptische Marine übergeben.

(https://abload.de/img/s44-uebergabe-1-scale7dfy2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=s44-uebergabe-1-scale7dfy2.jpg)
Übergabe in Kiel

Die vier U-Boote der Klasse 209/1400mod sollen die Verteidigungsfähigkeit und Kampfeffizienz Ägyptens steigern. Sie dienen der maritimen Sicherheit und dem Schutz der ägyptischen Küsten. Damit will Ägypten auch seine wirtschaftlichen Interessen zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer absichern.
https://esut.de/2021/07/meldungen/28522/aegypten-erhaelt-viertes-u-boot/