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Industrie & Handwerk & Agrar => Betriebe Regional => Thema gestartet von: admin am 12:45:47 Di. 18.November 2003

Titel: [Motorola Flensburg] Flugblatt-Entwurf
Beitrag von: admin am 12:45:47 Di. 18.November 2003
Auf dem letzten Chefduzen-Treffen fanden sich einige Leute, die bereit waren sich sich vor das Motorola Werktor zu stellen, um dort folgendes Flugblatt zu verteilen:

ZitatMOTOROLA - INTELLIGENCE EVERYWHERE?

MOTOROLA Flensburg macht weitgehend dicht. Einen Moment lang machte das Thema Schlagzeilen, z.B.: "bei Motorola Flensburg Arbeitskampf möglich".

Und nun herrscht wieder Friedhofsruhe. Dabei sind es die besten Voraussetzungen etwas zu unternehmen.

MOTOTOLA hat ordentlich Geld abgeworfen, in der letzten Zeit haben die Motorola-Aktien an der Börse mehrfach zugelegt, und es ist dem Konzern ein Leichtes ein Werk einfach dichtzumachen um es in China wieder neu aus dem Boden zu stampfen. Die Kosten für Gebäude und neue Produktionsstraßen sind so unerheblich, wie die Einarbeitung einer neuen Belegschaft (was Jahre dauert). MOTOROLA Flensburg ist ungemein produktiv und profitabel, doch die Aktionäre träumen von mehr. Millionenzuschüsse aus öffentlichen Kassen (die doch stets leer sind, wenn es um Soziales geht) wurden einkassiert und als größter industrieller Arbeitgeber der Stadt setzte man für die Produktion Sonderbedingungen durch, die die Kosten weiter senkten und die Produktivität steigerten, z.B. Sonntagsarbeit und Leiharbeit. Geld ist genug da, doch die Flensburger Belegschaft soll gehen und leer ausgehen.

Dabei muß es nicht sein. PANASONIC Neumünster und HEIDELBERGER Kiel sind nur kurze Zeit zuvor den gleichen Weg gegangen und deren Belegschaften haben daraufhin die Arbeit niedergelegt. Damit ist es ihnen immerhin gelungen vernünftigere Abfindungen zu erkämpfen und mit Hilfe von Auffanggesellschaften nicht direkt in die Arbeitslosigkeit entlassen zu werden.

Und gerade jetzt sollen noch Sonderschichten geschoben werden, es soll noch schnelles Geld gemacht werden, in anderen Worten: Es sind gute Voraussetzungen noch einiges herauszuschlagen bevor der Laden geschlossen wird. Was gibt´s noch zu verlieren? Gehen muß man sowieso, aber zu welchen Bedingungen, das liegt nun in der eigenen Hand!

Die IGM in Neumünster und Kiel ist kritisiert worden zuwenig kämpferisch zu sein, aber immerhin haben sie dort einen Arbeitskampf ausgerufen, Container für die Streikposten am Werktor aufgestellt und ein offenes Internet-Diskussionsforum ins Netz gestellt.

Jetzt ist es wichtig den günstigen Zeitpunkt nicht zu verpassen und den Betriebsrat aufzufordern jetzt aktiv zu werden. Falls dieser sich weiter so wenig bemüht die Interessen der Belegschaft aktiv zu vertreten, sollte man sich überlegen, ob eine Arbeitsniederlegung am Betriebsrat vorbei möglich ist.

Eine offene (und anonyme) Diskussion ist jedenfalls (auch) im Internet möglich. Ein MOTOROLA-Forum gibt es unter www.chefduzen.de



Über dieses Flugblatt: Es wurde von Leuten aus verschiedenen Branchen (einige sind auch arbeitslos) gemacht und verteilt. Keiner von uns arbeitet selbst bei Motorola, doch Motorola geht alle an und was dort passiert hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen anderswo. Und den Motorolanern dürfte Solidarität von außen nicht schaden. Wir sind ein lockerer Zusammenschluß von Leuten, die sich über das Internet (Chefduzen.de) getroffen haben um nicht länger nur Opfer politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen zu sein, sondern um sich gemeinsam zu wehren. CHEFDUZEN ist ein offenes Forum hinter dem keine politische Organisation oder Partei steht.

Im Anschluß daran mußten wir im Internet lesen, daß der Betriebsrat hinter verschlossenen Türen mit der Firmenleitung verhandelt hat und nun just an diesem Tag der Belegschaft das Ergebnis verkünden will. Wir bliesen das Flugblattverteilen kurzfristig ab, um uns nicht mit einem veraltetem Text zu blamieren.

Kommentare zu unserem Flugblattentwurf sind jedoch willkommen.