Zur Migrationsfrage

Begonnen von counselor, 11:24:27 Mo. 25.Mai 2020

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Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 19:54:03 Mo. 13.November 2023Wir rufen auf zu einer Mahnwache am Donnerstag, den 16.11.2023.

Finde ich gut und die Mahnwache ist einfach zu erreichen.  :)
Mit der U-Bahn Linie 4 Richtung Elbbrücken und Überseequartier aussteigen.
Nicht weit entfernt vom Ausgang ca 10 Meter ist schon die Mahnwache.

Jo es entsetzt mich, wie nun daran gearbeitet wird, das die 5 Unfallopfer so
schnell wie möglich in Vergessenheit geraten sollen ?

Die Mahnwache findet von 15:30 bis 17:00 Uhr statt.

NoGo  >:(
Lass Dich nicht verhartzen !

Fritz Linow

Zitat14.11.23
Tödlicher Unfall in der Hafencity: Angehörige fordern Aufklärung
(...)
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Panorama-3,panoramadrei4528.html

Kuddel

Der Panoramabericht ist echt gut.
Mir gefällt auch die Herangehensweise, in ein Viertel zu gehen in dem die Arbeitsmigranten leben und dort die Cafés besuchen...

Die Lage ist angespannt, also die Arbeiter haben Angst und weder die Behörden, noch der Bauträger zeigen sonderlich viel Interesse, die Hintergründe aufzudecken und für Abhilfe in der Zukunft zu schaffen.
ZitatEnde Oktober starben fünf Menschen auf der Hafencity-Baustelle in Hamburg durch einen Unfall. Jetzt ist klar: Die Baustelle weist schon länger Mängel auf.

Bei der letzten Kontrolle stellte das Bauamt demnach unter anderem folgende wesentlichen Mängel fest: In einigen Bereichen fehlten Absturzsicherungen, die persönliche Schutzausrüstung einiger Beschäftigter gegen Absturz war nicht geprüft und der Schutz vor herabfallenden Gegenständen war nicht überall gegeben.

Thering betonte, seine Anfrage zeige, dass dem Senat diese Mängel bekannt gewesen seien. ,,Die Sicherheit auf Hamburgs Baustellen muss höchste Priorität haben", forderte der Fraktionschef. ,,Vor diesem Hintergrund ist es für mich fraglich, wieso der Senat auf der Unglücksbaustelle nicht eingriff."
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/hafencity-toedlicher-unfall-geschah-nach-feststellung-von-maengeln-19314322.html

Kommt zur Mahnwache, morgen am 16.11.! (Siehe oben)


Kuddel

chefduzen offline!

Ein kleiner Trupp aktiver Chefduzer schlug schon vor 15°° vor der Baustelle der HafenCity auf.

An dieser Stelle hingen die Transparente mit dem Bild einer Kerze. Darunter wurden Blumen abgelegt. Das ist alles verschwunden. Es herrscht wieder business as usual:



Wir hatten einige Grabkerzen besorgt, doch viele der Sonderangebote von KiK funktionierten nicht und erloschen gleich wieder. Diese machte aber etwas her:



Vielleicht noch ein paar Vorabinfos zum Bauprojekt:

Die HafenCity ist Europas größte innerstädtische Baustelle. Übelster Investoren/Spekulantendreck. Insgesamt wurden in die HafenCity bis 2020 bereits circa 13 Milliarden Euro investiert, etwa drei Milliarden aus öffentlichen Investitionen. Überteuerte Wohnungen, Tourismusschwachsinn und Gewerberaum. Alles ohne echten Bedarf oder Sinn und Verstand. Weltweit werden so die innerstädtischen Bereiche von der ursprünglichen Bevölkerung befreit, um prestigeträchtigen Wohnungen, Büros und Flaniermeilen für die Wohlhabenden Raum zu schaffen. Die innerstädtischen Räume verlieren ihren Charme und sehen weltweit gleich aus.



Das ganze wird noch mit einem Ökoimage garniert.



Errichtet wird das Projekt von einem globalisierten Proletariat. Wanderarbeiter nicht nur aus Osteuropa, vereinzelt waren auch Afrikaner dabei. Wir sprachen mit verschiedenen albanischen Arbeitern, diese Nationalität scheint dort gut vertreten zu sein, so zumindest unser Eindruck.

Nach bisherigen Informationen arbeiten dort zahlreiche "Illegale", teilweise mit gefälschten Papieren. Die migrantenfeindliche Politik der Bundesregierung schafft ja erst die "Illegalen" in großer Zahl, die mit ihrer Angst vor Abschiebung ein gefundenes Fressen für Ausbeuter sind, die sich nicht für arbeitsrechtliche Mindeststandards interessieren.

Auch der Arbeitsschutz interessiert wenig. Das ist bekannt, doch es wird von den zuständigen Behörden hingenommen. Hingenommen wird es scheinbar nicht nur von den Behörden. Auch die IG BAU reagierte recht hilflos. Man sprach den Angehörigen das Mitgefühl aus und startete eine Spendensammlung für sie. Ansonsten wünsche man sich häufigere Kontrollen von Baustellen zu den Sicherheitsstandards und das bitte "auch unangekündigt". Man hofft auf das Eingreifen des Staates, statt es als gewerkschaftliche Pflicht zu sehen, hier einzugreifen. Es gibt aber allein in Hamburg eine nicht enden wollende Serie an tödlichen Baustellenunfällen. Man sollte damit drohen, alle Baustellen dichtzumachen, bis wieder flächendeckend die existierenden Sicherheitsstandards eingehalten werden. Ohne handfesten Druck und allein mit der Hoffnung, daß die Behörden da selbständig tätig werden, bleibt die Arbeit auf dem Bau lebensgefährlich.

Nach dem Panoramabericht und unserer ordentlich angekündigten Mahnwache, schien man etwas nervös zu sein und am Haupteingang stand mehr Security als sonst.





Wir hatten Unterstützung vom Jour Fixe der Gewerkschaftslinken und der ehemalige Kapitän der Seawatch half uns beim Verteilen der Flyer. Manchmal half es, zu sagen, daß das Flugblatt "nicht nur auf Deutsch" ist.



ZitatWir trauern um die 5 Arbeiter, die auf dieser Baustelle ums Leben gekommen sind

Die deutsche Wirtschaft würde heute ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht funktionieren. Doch die migrantischen Arbeiter werden ausgenutzt und die Bezahlung, die Unterbringung und die Arbeitssicherheit sind oft inakzeptabel.

Vor einem Jahr kam der bulgarische Leiharbeiter Refat Süleyman im Thyssenkrupp-Werk in Duisburg ums Leben. Tausende Arbeitsmigranten haben demonstriert, damit sein Tod aufgeklärt wird. Bis heute werden weitere Untersuchungen und "Gerechigkeit für Refat" gefordert.

Es muß aufhören, dass Arbeiter wie Werkzeuge benutzt werden, die man wegwerfen kann. Der Schutz von Gesundheit und Leben der Arbeiter darf nicht hinter Profitinteressen zurückstehen. In diesem Jahr sind bereits 15 Arbeiter auf Baustellen allein in Hamburg tödlich verunglückt.

Wenn alles fertig ist, werden Investoren und Politiker feierlich die Hafencity eröffnen und sich von der Presse feiern lassen. Die gestorbenen Bauarbeiter werden vergessen sein.

Das Gedenken an die Kollegen und die Forderung nach menschenwürdigen Arbeitsbedingungen bleibt in den Händen der Arbeiter selbst.

Wer Interesse an einem Trauermarsch oder einem Protest hat, kann sich unter soli-kiel@gmx.de melden.

migranti-org.net

Dieser Text stand in 5 Sprachen auf dem Flugblatt.
Das war logistisch schon eine ziemliche Herausforderung, wir wollten uns nicht mit Deepl-Übersetzungen zufriedegeben. Es war auch ein Testlauf, eine Übung für die Zukunft. Ein großer Teil der Arbeitskämpfe der näheren Zukunkft dürfte multinational sein. Wir sollten uns darauf vorbereiten.



Die Flugblätter wurden gut angenommen. Manchmal blieben kleine Gruppen beim Verteiler stehen um zu quatschen. Es wurde erzählt, daß nach dem Unfall nicht lange untersucht wurde, die Baustelle wurde schnell wieder freigegeben, selbst der direkte Unfallort. Uns gegenüber war man wohlgesonnen. Die einzigen negativen Reaktionen gab es von Deutschen. Ein deutsches Pärchen in feinem Zwirn nahm ein Flugblatt, sagte, sie würden auch um die Verunglückten trauern, doch sie verstünden nicht, warum wir Flugblätter dazu verteilen. Als ich sagte, da sich an den mörderischen Arbeitsbedingungen nichts ändert, wollten wir unter den Arbeitern eine Diskussion entfachen, in der Hoffnung, daß sie gemeinsam Druck in Richtung einer höheren Sicherheit machen. Da hatten die gut gesicherten Spaziergänger kein Verständnis für und gaben das Flugblatt mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zurück. Es gab dann noch einen deutschen Bauarbeiter, der der Meinung war, daß wir die Geschichte nur "unnötig aufbauschen" würden.



Unsere Transparente wurden gern fotografiert. Wir gehen davon aus, das sie nun die Runde in migrantischen Social Media machen.

Es war verdammt kalt an dem Tag und es war bis Feierabend dunkel. Unsere Grabkerzen waren erstaulich wirksam. Von weitem schon sahen die Arbeiter, warum wir dastanden und das machte das Interesse an den Flugblättern nur noch größer.



Wir haben unsere 500 Flugblätter komplett verteilt gekriegt.

Der Unfall an der HafenCity darf nicht unter den Teppich gekehrt werden!

Onkel Tom

Jo, hatte bei den Gesprächen zu den Bauarbeitern den Eindruck, das auf
der Baustelle zwei diverse Arbeiterklassen vertreten sind, wo sich die
eine für die andere nicht interessiert. (Gar konkurriert ?)

Meistens ausländische und wenig deutsche Malocher_innen, die zum
Mindestlohn oder über Leiharbeit dort tätig sind und die Bauarbeiter,
meistens deutsche, die etwas besser entlohnt werden.

Leider ist mir nur ein Einheimischer begegnet, der unser Anliegen als
ok empfand und meinte, "Arbeitsicherheit ? Kannst Du vergessen !"..

Ein anderer war wohl etwas angesäuselt, weil er so weit weg von daheim
(Köln) war ? und als er von mir hörte, das Verantwortliche diesen Unfall
am liebsten unter dem Teppich kehren wollen antwortete er
"Ist das nicht etwas übertrieben, was Ihr hier macht ?!!"

Naja, Arbeiter, schnell schnell in den Feierabend und das erinnerte mich
etwas an meine Bau-Malocherzeit in einer Leihbude.
Jo, zweiter Arbeiterklasse und die andere geht am Popo vorbei..

Den Gruß "Schönen Feierabend" verstanden jedoch alle gern und dies
wünschten sie mir auch, egal welcher Nationalität.  :D

Bei dem eiskalten starken Wind konnte keine Kerze von Kik oder Budni
mit halten. Zum Glück blieb es trocken und haben den Feierabendverkehr
ja gut erwischt  :) Und schön, alle Flugis fanden ihren Leser, trotz das
die Malocher es etwas eilig hatten.

Hmm, nach Gesprächen bemerkte ich, das die Baustelle gleich einen Tag
nach dem Unfall wieder frei gegeben wurde und in den einem Zwillingsturm,
wo sich der Unfall ereignete einen weiteren Tag später auch wieder weiter
gewerkelt wurde, als sei nichts geschehen.

Die Trauertransparente, die von der IG-Bau dort aufgehängt wurden, hingen
auch nur bis zum letzten Montag dort also nur eine Woche.

Jo, so kalt wie der Wind war, wird der schreckliche Arbeitsunfall wohl verdrängt ?

Ich befürchte, diese Schicki-Micki-Ecke wird noch mehr Opfer kosten.
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Ich habe es positiver wahrgenommen. Für mich war das Erlebnis nicht neu, daß Migranten offener und kritischer sind als deutsche Malocher.

Mit einem Flugblatt löst man keinen Spontanstreik aus, zumal wenn man es zu Feierabend verteilt. Es wird aber am nächsten Tag auf der Baustelle Thema sein. Ich hatte keine Ahnung, wie die Arbeitsmigranten drauf sein würden. Ich empfand es als angenehm, sie schlagen sich durch und wissen unter welch widrigen Umständen sie es tun. Von denen kommt keine Identifikation mit dem Arbeitgeber, mit dem deutschen Rechtssystem oder sonstwas.

Ich bleibe dabei: Die kommenden Arbeitskämpfe werden aus migrantischer Ecke kommen.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 13:51:23 Sa. 18.November 2023Ich habe es positiver wahrgenommen. Für mich war das Erlebnis nicht neu, daß Migranten offener und kritischer sind als deutsche Malocher.

Mit einem Flugblatt löst man keinen Spontanstreik aus, zumal wenn man es zu Feierabend verteilt. Es wird aber am nächsten Tag auf der Baustelle Thema sein.
..

Das in rot gefärbte nehme ich auch an und das finde ich wichtig, was
ja alle auf dem Bau verbindet, die eigene Gesundheit, egal wer, woher
kommt und wie entlohnt wird. Ich finde diese Aktion ist gut gelungen  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

dagobert

Zitat von: Onkel Tom am 13:02:10 Sa. 18.November 2023Ich befürchte, diese Schicki-Micki-Ecke wird noch mehr Opfer kosten.
Daten sammeln, und pünktlich zur Eröffnung ein passendes Transpi machen.
"Für diese Protzmeile starben xxx Bauarbeiter." oder so. Ruft bei den Eröffnungs-Offiziellen bestimmt helle Begeisterung hervor.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

ManOfConstantSorrow

Es erinnert an Gräfenhausen.
Die Politik heuchelt Betroffenheit.
Es ändert sich nichts an den Problemen.
Migrantische Trucker werden weiter um ihren Hungerlohn betrogen...
...und migrantische Bauarbeiter werden weiterhin wg. fehlender Sicherheitsvorkehrungen ihr Leben am Arbeitsplatz verlieren.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatAnstieg von fünf Prozent seit 2015
Arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten fordern jährlich fast drei Millionen Todesopfer


Land- und Forstwirtschaft, Bauwesen, Fischerei sowie verarbeitendes Gewerbe seien die gefährlichsten Sektoren mit 200.000 tödlichen Verletzungen pro Jahr.
https://www.kn-online.de/wirtschaft/un-fast-3-millionen-todesopfer-jaehrlich-durch-arbeitsbedingte-unfaelle-und-krankheiten-TSJEIYUG6BB5FAMSC5H36XTUUY.html

ManOfConstantSorrow

ZitatPriester wirft Kommunen und Kirchen ,,Prostitution für Steuern" vor
Pfarrer Kossen: Deutsche gehen rassistisch mit Arbeitsmigranten um

Die Deutschen blicken mit zum Teil offenem Rassismus auf Arbeitsmigranten aus Osteuropa, sagt Sozialpfarrer Peter Kossen. Und nennt konkrete Beispiele.


Der Menschenrechtler Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich wirft den Deutschen Rassismus vor: Hinter dem Umgang mit Arbeitsmigranten stehe ,,ein latenter oder auch offener Rassismus" nach dem Motto, Bulgaren und Rumänen müssten ,,auch mit weniger zufrieden sein", sagte Kossen am Donnerstagabend in Cloppenburg-Stapelfeld.

Viele Migranten, die für niedrigste Löhne arbeiten müssten, würden ,,als Nummer geführt", hätten kein Gesicht und keine Geschichte, so der Priester. Die Pflegekraft von ,,Oma Meier" werde nur ,,die Polin" genannt, der Helfer auf einem Bauernhof sei ,,Müllers Rumäne". Für den tatsächlichen Namen interessiere sich kaum jemand.

,,Bereit sein, gute Arbeit gut zu bezahlen"

Kossen macht seit Jahren auf die Not von Arbeitsmigranten in Deutschland zum Beispiel in der Fleischindustrie, der Logistik, aber auch in der Pflege und der Landwirtschaft aufmerksam. ,,Wenn ich nicht selbst bereit bin, gute Arbeit gut zu bezahlen, dann bezahlen die Schwächsten die Rechnung, zum Beispiel die Sklaven in der Fleischindustrie", sagte Kossen bei einem Vortrag in der Katholischen Akademie Stapelfeld.

Er prangerte erneut das System von Leiharbeit und Werkverträgen in vielen Branchen an. Wer mit kriminellen Subunternehmern ,,Geschäfte macht, ist selbst kriminell. Wer sich die Mafia zunutze macht, ist Mafia", betonte der Geistliche.

,,Sozialbetrug der Unternehmer"

Viele Unternehmer kalkulierten von vornherein ein, dass Arbeitnehmer Sozialleistungen wie Wohngeld oder die Hartz-IV-Aufstockung erhalten. Das mache prekäre Löhne möglich und sei ,,der eigentliche Sozialbetrug", führte Kossen aus. So würden ,,verantwortungslose Geschäftsmodelle" subventioniert.

Der Sozialpfarrer fragte, wo der Protest von Kommunen und Kirche gegen die Ausbeutung von Arbeitsmigranten bleibe: ,,Wie tief verneigt sich die Lokalpolitik, aber auch die Kirche, vor der regionalen Wirtschaft? Wie schamlos prostituieren beide sich für Gewerbesteuern und Kirchensteuern?"

,,Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"

Die Wirkung bestehender Gesetze und bisheriger Kontrollen zweifelte Kossen an: ,,Wo sind Arbeitsmigranten sicher vor Ausbeutung und Abzocke?", fragte er und antwortete: ,,In unserem Land jedenfalls nicht."

Es müsse gelten: ,,Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort!" Werkverträge und Leiharbeit seien zu begrenzen. Zudem brauche es eine muttersprachliche und kostenlose Rechtsberatung für Arbeitsmigranten, die diesen auch vor Gericht helfe.
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/pfarrer-kossen-deutsche-gehen-rassistisch-mit-arbeitsmigranten-um
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

rosal

"Daten sammeln, und pünktlich zur Eröffnung ein passendes Transpi machen.
"Für diese Protzmeile starben xxx Bauarbeiter." oder so. Ruft bei den Eröffnungs-Offiziellen bestimmt helle Begeisterung hervor." (dagobert)


"Weitere Meilensteine:
Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier am 25. April 2024

Unibail-Rodamco-Westfield (URW) gibt mit dem 25. April 2024 das Datum des Grand Openings des Mixed-use-Quartiers in der Hamburger HafenCity bekannt. Die Projektentwicklung findet damit ihren Höhepunkt und die Stadt Hamburg erhält im Herzen der HafenCity einen neuen pulsierenden Ort – ein neues Stück Stadt, das alle Aspekte des Lebens wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit dynamisch verbindet. Im Zentrum der Feierlichkeiten wird die Eröffnung des Einzelhandels-, Gastronomie- und Freizeitbereichs des Quartiers stehen. ..."

Onkel Tom

Zitat von: rosal am 13:48:22 Mo. 26.Februar 2024Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier am 25. April 2024

Interesannt.  :)
Lass Dich nicht verhartzen !

ManOfConstantSorrow

Brutale Bedingungen für Bauarbeiter in Hamburg.

ZitatFeldstraßenbunker auf St. Pauli: Bauarbeiter stürzt in Schacht

Am Freitagmorgen hat es einen schweren Arbeitsunfall am Feldstraßenbunker in Hamburg-St. Pauli gegeben. Dort ist ein Bauarbeiter rund sieben Meter in die Tiefe gestürzt und schwer verletzt worden.
https://www.tagesschau.de/inland/regional/hamburg/ndr-unfall-am-feldstrassenbunker-bauarbeiter-stuerzt-in-schacht-100.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Hatten wir nicht gerade den Fall René Benko? Erst so gefeiert und plötzlich ein Pleitier, dessen Spekulationsprojekte zu Innenstadtverödung, Massenentlassungen und diversen offenen Rechnungen führten.

Das Unternehmen Unibail-Rodamco-Westfield, das das Hamburg-Überseequartier unter ihren Fittichen hat, scheint kein Stück seriöser zu sein. Wir erinnern 5 Tote migrantische Bauarbeiter auf der Baustelle am Hamburger Hafen. Investment, heiße Luft, Abzocke. Solche Kräfte bestimmen, wie Städte sich entwickeln. Unibail-Rodamco-Westfield ist Eigentümer vieler Geschäftsgrundstücke, insbesondere von Einkaufszentren, aber auch von Büroräumen und Veranstaltungshallen. Das Unternehmen ist zudem Einzelhandelsbetreiber an US-amerikanischen Flughäfen. Die im Eigentum des Unternehmens befindlichen Grundstücke verteilen sich auf über 27 Großstädte in 12 Ländern auf zwei Kontinenten. Unibail-Rodamco-Westfield betreibt 92 Center weltweit.

Das Unternehmen über das hamburger Projekt:
ZitatDas Mixed-use-Projekt mit klarem Nachhaltigkeitsfokus, sowohl während des Baus als auch im kommenden Betrieb, besteht aus einer Gesamtfläche von 419.000 Quadratmetern und wird mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro von Unibail-Rodamco-Westfield realisiert.
https://www.unibail-rodamco-westfield.de/weitere-meilensteine-eroeffnung-des-westfield-hamburg-ueberseequartier-am-25-april-2024-vermietungsquote-fuer-die-retail-gastronomie-und-freizeitflaechen-mittlerweile-bei-rund-90-prozent/

Die Menschen, die das Projekt hochgezogen haben, waren hauptsächlich migrantisch. Sie werden wie Dreck behandelt und sind in dem fertigen Überseequartier sicherlich nicht gern gesehen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Zitat,,Die Ermittler haben offenbar weder den Bauherren gefragt, auf welcher Grundlage die Baustellenausweise mit den falschen Namen ausgegeben wurden, noch die Baufirmen, wie sie die fünf Albaner angeheuert und bezahlt hatten. Wenig überraschend also, dass die Staatsanwaltschaft keine Anhaltspunkte sieht, wenn sie ihre Augen schließt."

https://x.com/FabioDeMasi/status/1791353532601229528

Kuddel

Das Thema Hafencity Hamburg ist noch längst nicht durch.

Man hat sich verspekuliert. Es bleibt intransparent. Die Behörden kümmern sich weder angemessen um die Aufkärung des Todes der 5 Albanischen Bauarbeiter im letzten Jahr, noch setzen sie die notwendigen Sicherheitsstandards auf der Baustelle durch. Die IG Bau bleibt weitgehend unsichtbar.

ZitatÜberseequartier in der HafenCity:
Auf Biegen und Brechen
Ein Großbrand, ein eingeklemmter Arbeiter, Tote in einem Aufzugsschacht: Von der Großbaustelle des neuen Einkaufszentrums in der HafenCity gibt es dramatische Berichte. Eine Geschichte von Ausbeutung und Entrechtung
https://www.zeit.de/2024/18/ueberseequartier-hafencity-baustelle-brand-tote (Schranke)

ZitatHafenCity: Weitere ,,Ungereimtheiten" beim Wassereinbruch im riesigen Shoppingcenter

Eigentlich hätte das Westfield-Einkaufszentrum am ersten Mai-Wochenende vor Leben vibrieren sollen, volle Schaufenster, Gedränge auf den Rolltreppen, doch statt kauffreudiger Kunden bevölkern weiterhin Bauarbeiter das Riesengelände in der HafenCity – und in der Politik werden die Zweifel an der Ursache der Verzögerung lauter. Die Linke spricht von ,,Ungereimtheiten" und fragt sich, warum eigentlich niemand von außerhalb den angeblich so massiven Grundwassereinbruch zu Gesicht bekommt. Nicht einmal die Feuerwehr war zu dem Notfall hinzugezogen worden. Und dann gibt es noch eine ominöse Vergrößerung der Shoppingfläche, die so ursprünglich nicht genehmigt war.
https://www.mopo.de/hamburg/hafencity-weitere-ungereimtheiten-beim-wassereinbruch-in-der-mega-shoppingmall/

ZitatTagelöhner der HafenCity:
Sie bauen das neue Einkaufszentrum in der HafenCity

Seit Jahren heuert Yevhen A. als Hilfsarbeiter auf Baustellen in Polen und Deutschland an. Aber noch nie war er Teil eines Projekts dieser Größe: Auf mehr als 400.000 Quadratmetern baut der Immobiliengigant Unibail-Rodamco-Westfield (URW) ein Rieseneinkaufszentrum, mit Flagship-Stores, Restaurants, Unterhaltungs- und Fitnessangeboten. Es kostet 1,6 Milliarden Euro, rund 2.000 Arbeiter bauen daran.

An jenem Tag arbeitet er auf einer Hebebühne, wie immer. Gegen Mittag hört ein Kollege einen Aufprall, dann Stöhnen. Er rennt los und findet Yevhen A. vor, sein Kopf ist eingeklemmt zwischen einem Türrahmen und dem Geländer der Hebebühne. Der Kollege windet dem Verunglückten die Steuerung aus den Händen, um ihn zu befreien. Ein Krankenwagen bringt Yevhen A. in die Klinik. Er lallt unverständliche Laute.

Nasenbein, Kieferhöhlenwände, Jochbögen, Nasenscheidewand, Augenhöhlen sind gebrochen, die Kollision hat das Mittelgesicht von der Schädelbasis abgerissen. In zwei mehrstündigen Operationen flicken ihn die Chirurginnen und Chirurgen wieder zusammen. Sechs Wochen liegt Yevhen A. nach dem Unfall im Krankenhaus. Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat. Ob er je wieder arbeiten kann, ist unklar.

Der Fall von Yevhen A. steht für Entrechtung und Ausbeutung, wie sie auf deutschen Baustellen weitverbreitet ist.
https://www.zeit.de/hamburg/2024-04/elbvertiefung-29-04-2024

ZitatFalsche Namen, falsche Pässe
Tote auf Westfield-Baustelle arbeiteten offenbar illegal
https://www.t-online.de/region/hamburg/id_100403532/hamburg-hafencity-fuenf-tote-auf-baustelle-waren-offenbar-schwarzarbeiter.html

ZitatDas kurze Leben des Alfred Visha
Fünf Schwarzarbeiter kamen ums Leben, als beim Bau einer Luxus-Shoppingmall in der Hamburger HafenCity ein Gerüst zusammenbrach. Wie die Familien der Opfer seitdem zurechtkommen, scheint dem Investor egal zu sein.
https://www.spiegel.de/panorama/hamburg-tote-albanische-schwarzarbeiter-in-der-hafen-city-das-kurze-leben-des-alfred-visha-a-e5d46265-bd7b-4bce-83cf-e69939126d8d

ZitatBau des Hafencity-Einkaufszentrums:
Mehr Unfälle als bisher bekannt

Recherchen der "Zeit" zeigen nun, dass auf der Baustelle seit Monaten offenbar miserable Zustände herrschen.

Eine Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage hatte bereits offenbar, dass wenige Tage vor dem tödlichen Unfall auf der Baustelle bei Kontrollen unter anderem fehlende Absturzsicherungen und viele weitere Mängel festgestellt wurden. Die "Zeit" berichtet nun in ihrer Printausgabe am Donnerstag außerdem von zweifelhaften Arbeitsverträgen. So soll ein Hilfsarbeiter für Vollzeitarbeit auf der Baustelle nur umgerechnet 641 Euro verdient haben. Laut Tarifvertrag hätte ihm eigentlich dreimal so viel zugestanden.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Fuenf-Tote-Bauarbeiter-in-der-Hafen-City-Was-machen-die-Behoerden,audio1638420.html

ZitatReihe von Unfällen auf der Großbaustelle in der HafenCity

Der Großbrand im Sommer, das Schachtunglück mit fünf toten Arbeitern im Herbst - das war offenbar nur der Gipfel an Unfällen.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Reihe-von-Unfaellen-auf-der-Grossbaustelle-in-der-HafenCity,hamj146484.html

ZitatFünf Tote Bauarbeiter in der Hafen-City - Was machen die Behörden?
anhören! https://www.ndr.de/nachrichten/info/Fuenf-Tote-Bauarbeiter-in-der-Hafen-City-Was-machen-die-Behoerden,audio1638420.html


Fritz Linow

Zitat21.5.24
Tödlicher Hafencity-Unfall: Angehörige warten noch auf Aufklärung

Alfred Visha war einer der fünf Bauarbeiter, der im Oktober letzten Jahres sein Leben bei dem Unfall auf der Großbaustelle im Hamburger Überseequartier verlor. Ein Gerüst aus dem achten Stock brach zusammen und riss ihn und vier weitere Bauarbeiter hinunter in einen innenliegenden Fahrstuhlschacht. Alfred war der Einzige, der es noch ins Krankenhaus schaffte.
(...)
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Toedlicher-Hafencity-Unfall-Angehoerige-warten-noch-auf-Aufklaerung,unfallhafencity104.html

Kuddel

ZitatEin Notruf pro Woche
Auf der Baustelle des Hamburger Überseequartiers häufen sich die Unfälle: 35 gab es allein seit Jahresbeginn. Die Kontrollen sind bislang ohne Wirkung.
https://www.zeit.de/2024/28/ueberseequartier-hamburg-hafencity-baustelle-unfaelle




dagobert

Zitat von: Frauenpower am 12:27:51 Mi. 28.August 2024was ist unkontrollierte Migration?
"Kontrollierte" und "unkontrollierte" Migration sind lediglich beschönigende Floskeln für die Unterscheidung von Flüchtlingen in die, die man (= die Wirtschaft) hier haben will und die, die man hier nicht haben will, also in "nützlich" (Fachkräfte, billige Arbeitskräfte) und "nicht nützlich" (Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge = unnütze Esser).

Bei der "kontrollierten Migration" sollen also nur die wirtschaftlich verwertbaren Leute ins Land, alle Anderen sollen draußen bleiben.

Irgend jemand hatte dazu hier im Forum mal den Vergleich mit der Sortierrampe in Auschwitz gebraucht. Dieser Vergleich mag etwas drastisch klingen, trifft es im Kern aber durchaus.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Hafencity
Das Thema ist noch lange nicht durch.
Eigentlich sollte am 17.10. mit Pomp und Klimbim die Fertigstellung gefeiert werden.
Das wird wiedermal nix und ist gerade abgesagt worden.
Irgendwann im nächsten Jahr aber, heißt es.

ZitatSkandalbaustelle Überseequartier
Eröffnung von Hamburger Shoppingmall wird erneut verschoben

Eigentlich sollte das schicke Überseequartier in der Hamburger HafenCity Mitte Oktober öffnen. Nun ist vom Frühjahr 2025 die Rede.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hamburg-ueberseequartier-von-unibail-rodamco-westfield-eroeffnung-erneut-verschoben-a-c72fada1-019f-4d7a-bb64-1f6e20e5178f

An anderer Stelle heißt es "frühestens 2025", also man zweifelt bereits an dem nächsten Fertigstellungstermin.

Das geht den meisten Hamburgern völlig am Arsch vorbei. Ein Spekulationsobjekt, das niemand wirklich braucht. Diejenigen, die sich da schon Ladenfläche angemietet haben, haben mit ihren Planungen die Arschkrarte gezogen. Das interessiert mich nicht wirklich.

Zitat600 Mio. Euro teurer! Prestige-Projekt von Olaf Scholz wird zum Millionengrab

Es ist ein Projekt der Superlative, in bester Lage an der Elbe, mit eigenem U-Bahn-Anschluss und Kreuzfahrtterminal: 8000 Arbeitsplätze, 520 Wohnungen, 170 Geschäfte, 40 Restaurants, drei Hotels, Kino, Kultur – das südliche Überseequartier soll das Herz der HafenCity werden, Touristen aus nah und fern anziehen. Eigentlich sollten schon längst dekorierte Schaufenster und kauffreudige Kunden das Bild prägen – stattdessen wird das riesige Gelände weiter von Bauarbeitern bevölkert. Auch der dritte Eröffnungstermin in diesem Jahr muss der Bauherr Unibail-Rodamco-Westfield (URW) verschieben. Das kostet – und zwar nicht wenig.
https://www.mopo.de/hamburg/600-mio-euro-teurer-prestige-projekt-von-olaf-scholz-wird-zum-millionengrab/

Was aber krass ist, daß es wg. inakzeptabler Zustände auf der Baustelle 5 Tote gegeben hat und sich daran NICHTS geändert hat. Es wird weiter mit Migranten gearbeitet, die von ihren Chefs gefälschte Papiere erhalten haben und weder versichert noch sonstwie gesichert dort arbeiten. Sicherheitsvorschriften werden weiter ignoriert.

Es ist mir ein Rätsel, warum die IG Bau nicht massiv kritisiert wird. Sie hat vollständig versagt. Nachdem die 5 albanischen Kollegen in den Tod gestürzt sind, haben sie Geld zur Unterstützung der Familien gesammelt. Ok, eine nette Geste, doch sie hat sich nicht um die Unfallursachen gekümmert. Sie hätte die Baustelle einfach dichtmachen können, weil man den Arbeitern nicht zumuten kann, in einem so gefährlichen Arbeitsumfeld zu arbeiten.

ZitatDer Arbeitsunfall Ende Oktober mit fünf Toten war nur der Gipfel einer Reihe schwerer Unfälle auf der Großbaustelle. Wie die Hamburger Staatsanwaltschaft auf Nachfrage des NDR mitteilte, wurde im März vergangenen Jahres ein Bauarbeiter von einem Metallteil am Kopf getroffen. Einen Monat später stürzte ein Arbeiter von einem Baugerüst. Im Juni erlitt eine Frau durch ein nicht isoliertes Kabel einen schweren Stromschlag. Im selben Monat brach dann auch noch ein Großbrand auf der Baustelle aus, bei dem mehrere Gasflaschen explodierten.
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Bau-des-Hafencity-Einkaufszentrums-Mehr-Unfaelle-als-bisher-bekannt,ueberseequartier178.html

So sieht es nicht nur auf Baustellen am Hamburger Hafen aus. Man schaut bei den Baustellen bundesweit weg. Arbeitssicherheit ist in der Branche ein vernachlässigtes Thema.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 20:28:57 Do. 19.September 2024Ein Spekulationsobjekt, das niemand wirklich braucht. Diejenigen, die sich da schon Ladenfläche angemietet haben, haben mit ihren Planungen die Arschkrarte gezogen. Das interessiert mich nicht wirklich.
Mich tangiert es auch nicht, das die hippen Geschäftsleute nun ein Problem haben  :D  8)

Zitat von: Kuddel am 20:28:57 Do. 19.September 2024Was aber krass ist, daß es wg. inakzeptabler Zustände auf der Baustelle 5 Tote gegeben hat und sich daran NICHTS geändert hat. Es wird weiter mit Migranten gearbeitet, die von ihren Chefs gefälschte Papiere erhalten haben und weder versichert noch sonstwie gesichert dort arbeiten. Sicherheitsvorschriften werden weiter ignoriert.

Und das ist der Punkt.Das selbst 5 Unfallopfer auf einen Schlag nichts rührt.
Arbeitsbedingungen zu schaffen die weniger gefährlich und ausbeuterisch sind,
ist schon echt krass.  >:(
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

ZitatÜberseequartier in der HafenCity
Auf Biegen und Brechen

Ein Großbrand, ein eingeklemmter Arbeiter, Tote in einem Aufzugsschacht: Von der Großbaustelle des neuen Einkaufszentrums in der HafenCity gibt es dramatische Berichte. Eine Geschichte von Ausbeutung und Entrechtung
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(Und wieder hinter der Bezahlschranke)

Fritz Linow

Zitat von: Kuddel am 17:23:59 Mo. 30.September 2024(...)
(Und wieder hinter der Bezahlschranke)

ZitatAuf Biegen und Brechen

Ein Großbrand, ein eingeklemmter Arbeiter, Tote in einem Aufzugsschacht: Von der Großbaustelle des neuen Einkaufszentrums in der HafenCity gibt es dramatische Berichte. Eine Geschichte von Ausbeutung und Entrechtung

Vom Tag seines Unglücks weiß Yevhen A. nur noch, wie er zur Arbeit ging. Da war die Besprechung im Baucontainer, danach der Weg auf die Baustelle. Er sollte im Rohbau des neuen Kinocenters im Überseequartier der HafenCity Wasserrohre an Wände und Decken montieren. Es war der 29. November vergangenen Jahres, morgens gegen sieben Uhr.
Seit Jahren heuert Yevhen A. als Hilfsarbeiter auf Baustellen in Polen und Deutschland an. Aber noch nie war er Teil eines Projekts dieser Größe: Auf mehr als 400.000 Quadratmetern baut der Immobiliengigant Unibail-Rodamco-Westfield (URW) ein Rieseneinkaufszentrum, mit Flagship-Stores, Restaurants, Unterhaltungs- und Fitnessangeboten. Es kostet 1,6 Milliarden Euro, rund 2.000 Arbeiter bauen daran.
An jenem Tag arbeitet er auf einer Hebebühne, wie immer. Gegen Mittag hört ein Kollege einen Aufprall, dann Stöhnen. Er rennt los und findet Yevhen A. vor, sein Kopf ist eingeklemmt zwischen einem Türrahmen und dem Geländer der Hebebühne. Der Kollege windet dem Verunglückten die Steuerung aus den Händen, um ihn zu befreien. Ein Krankenwagen bringt Yevhen A. in die Klinik. Er lallt unverständliche Laute.
Nasenbein, Kieferhöhlenwände, Jochbögen, Nasenscheidewand, Augenhöhlen sind gebrochen, die Kollision hat das Mittelgesicht von der Schädelbasis abgerissen. In zwei mehrstündigen Operationen flicken ihn die Chirurginnen und Chirurgen wieder zusammen. Sechs Wochen liegt Yevhen A. nach dem Unfall im Krankenhaus. Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat. Ob er je wieder arbeiten kann, ist unklar.

Yevhen A. ist ein großer und schlanker Mann, 44 Jahre alt, geboren im ukrainischen Charkiw. Als ihn die ZEIT in diesem Frühjahr trifft, ist sein Gang steif wie der eines alten Mannes. A.s Stirn ist vernarbt, durch seine Nase bekommt er kaum Luft, auf dem linken Auge sieht er nichts mehr. Kopfschmerzen plagen ihn, er kann sich nicht lange konzentrieren.

Die Geschichte von Yevhen A. ist nicht nur die eines Unglücks, sondern auch eine von Entrechtung und Ausbeutung, wie sie auf deutschen Baustellen weitverbreitet ist. Laut Tarifvertrag gilt im Baugewerbe die 40-Stunden-Woche, der Mindestlohn liegt bei 12,41 Euro pro Stunde. Demnach hätte A. mindestens 1.985 Euro im Monat verdienen müssen. Doch sein Arbeitgeber, der polnische Subunternehmer Marcin K., hat ihn als selbstständigen Dienstleister deklariert und zahlte ihm nicht den Mindestlohn.
Laut seinem "Dienstleistungsvertrag" erhielt A. ab April 2023 monatlich 2.760 polnische Zloty, umgerechnet 641 Euro. Dafür arbeitete er von sieben Uhr morgens bis 19 Uhr abends, mit 60 Minuten Pause. Pro Stunde macht das 3,20 Euro. Der Zoll, der für Verstöße gegen den Mindestlohn zuständig ist, will sich auf Nachfrage der ZEIT nicht zu Einzelfällen äußern, teilt aber mit: Im Jahr 2023 habe die Abteilung "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" im Baugewerbe 458 Strafverfahren in Hamburg wegen solcher und anderer mutmaßlicher Rechtsbrüche eingeleitet, 57 Prozent mehr als im Vorjahr.
Yevhen A. hatte zum Zeitpunkt seines Unfalls keine Krankenversicherung. Das zeigen Dokumente, die der ZEIT vorliegen. Die Firma Electra M&E Polska, auf deren Baustellen A. tätig war, bestreitet das und erklärt, der Subunternehmer Marcin K., der A. beschäftigte, hätte einen Versicherungsschein ausgestellt. K. antwortet nicht auf die Fragen der ZEIT.
Seit Januar versuchen Mitarbeiterinnen der "Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit", an die sich A. gewandt hatte, eine medizinische Weiterbehandlung für ihn zu organisieren. Die gewerkschaftliche Beratungsstelle unterstützt vor allem osteuropäische Arbeitnehmende und wird von der Stadt finanziert. 1.500 Hamburger Fälle bearbeitet die Stelle jedes Jahr, auch jene aus dem Überseequartier, es geht um Arbeitsunfälle, fehlende Verträge, fehlende Sozialversicherung, fehlende Zahlungen oder Sicherheitsmängel, viele sind aus dem Baugewerbe.
Die Unfallursache ist bis heute ungeklärt

Die Baufirma, eine Tochter des israelischen Electra-Group-Konzerns mit einem Jahresumsatz von 2,35 Milliarden Euro, hätte den schwer geschädigten Yevhen A. gern nach der Klinik-Entlassung aus dem Land geschickt, sagt Aldona Kucharczuk von der Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit, die Yevhen A. betreut: "Sie wollten ihn in einen Bus nach Charkiw setzen, obwohl dort jeden Tag Luftangriffe stattfinden." Electra M&E bestreitet das.
Dass auf der Baustelle einiges im Argen liegt, zeigt auch der Fall der Männer, die am 30. Oktober 2023 zusammen mit einem Gerüst in einen Fahrstuhlschacht stürzten und starben. Zuerst schien es, als seien die Arbeiter Bulgaren. Tatsächlich kamen sie aber aus Albanien, aus Dörfern im Mati-Flusstal im Norden des Landes. Als Albaner hätten sie Arbeitsvisa gebraucht, Bulgaren dürfen als EU-Bürger auch ohne arbeiten. Wer die Baustellenausweise gefälscht hat und für welches Unternehmen sie überhaupt arbeiteten, ist unbekannt. Unibail-Rodamco-Westfield lehnt jede Verantwortung ab. "Das beauftragte Unternehmen war eigenständig für die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Belange seiner angestellten Mitarbeitenden zuständig", heißt es auf Anfrage der ZEIT.
Als die Feuerwehr damals auf die Baustelle kam, seien ihnen flüchtende Bauarbeiter entgegengekommen. "Diesen Einsatz werde ich mein Leben lang nicht vergessen können", sagt Sven Krupski, der das Team der Höhenretter leitete. Als sie das Gebäude betraten, sahen sie sofort den ersten leblosen Arbeiter, begraben unter Staub und Teilen des kollabierten Gerüsts. Lose Stangen hingen im Schacht, sich abzuseilen, war zu gefährlich. "Wenn man eines der Teile berührt hätte, wären weitere Hunderte Kilogramm an Metall auf die Menschen herabgerauscht." Vorsichtig zogen die Helfer zum eigenen Schutz Holzbalken als Zwischendecken ein, während sie über viele Stunden die toten Arbeiter aus den Trümmern bargen, klingelten deren Handys. "Das sind furchtbare Momente", sagt Krupski.
Ein Verletzter, den die Feuerwehr lebendig befreite, starb neun Tage später in einem Krankenhaus. Alfred Visha heißt er, er wurde 34 Jahre alt und hinterlässt drei kleine Kinder und seine Frau. Visha, so berichten es albanische Medien, habe für seine Arbeit rund drei Euro pro Stunde bekommen. Eine privat organisierte Crowdfunding-Spendenaktion brachte etwas über 25.000 Euro ein. Unibail-Rodamco-Westfield, Bauherr der Überseequartier-Shoppingmall, taucht auf der Spenderliste nicht auf.
Hat der Konzern den Hinterbliebenen eine Entschädigung gezahlt? Es sei URW "ein aufrichtiges Anliegen, mit den vom Unfall im Herbst 2023 betroffenen Familien und Angehörigen in Kontakt zu treten und unsere Anteilnahme persönlich zu übermitteln sowie Unterstützung anzubieten", heißt es in der Antwort auf die Anfrage der ZEIT. Man habe "unter Einbeziehung diverser offizieller Stellen den Hinterbliebenen unser Mitgefühl übermitteln lassen", mache "über den aktuellen Stand aber keine Angaben".
Die Unfallursache ist bis heute ungeklärt. Aus mehreren Quellen heißt es, das Gerüst sei nicht ausreichend gesichert gewesen und überladen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und wartet seit einem halben Jahr auf ein Gutachten. Die ZEIT erfuhr von drei weiteren schweren Unfällen auf der Baustelle in der HafenCity, inklusive jenes von Yevhen A. Im April 2023 fiel ein Arbeiter von einem Baugerüst, im Juni erlitt einer einen Stromschlag, als er ein nicht isoliertes Kabel berührte. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigen Ermittlungen in beiden Fällen, ein Verfahren aber wurde eingestellt, weil sich kein Beschuldigter feststellen ließ.
Ebenfalls im Juni 2023 gab es einen Großbrand auf einem Dach des Überseequartiers, Qualmwolken zogen über die Stadt. Eine Stahlwanne unter einem Bitumenkocher fehlte offenbar, heißt es aus Polizeikreisen. Auffällig viele Gasflaschen standen damals in den oberen Stockwerken, einige waren geborsten. Auch diese Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Eine Besichtigung seiner Unglücksbaustelle lehnt Unibail-Rodamco-Westfield ab.
Alle Fragen bleiben unbeantwortet

Eigentlich sollte das Überseequartier am 25. April eröffnet werden, doch der Termin wurde verschoben. Angeblich war wieder ein Unfall der Grund – diesmal ein Wassereinbruch ohne Personenschaden.
Herrscht Chaos auf der Baustelle des Überseequartiers? Unibail-Rodamco-Westfield bestreitet das. Man lege "höchsten Wert auf die Einhaltung aller notwendigen Sicherheitsstandards" und habe "keine Anhaltspunkte" für Regelverletzungen auf der Baustelle in Hamburg. Die Kontrollbehörden hätten kein einziges Mal einen Bauabschnitt wegen Sicherheitsmängeln stillgelegt. Allerdings waren nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde seit Anfang 2022 Beamte für Bauordnung und Hochbau im Schnitt alle vier bis fünf Wochen auf der Baustelle, jedes Mal hätten sie Mängel festgestellt.
Wie es zugeht, wenn die Aufsichtsbehörden nicht da sind, hat ein polnischer Elektriker dokumentiert, der bis Mitte März auf der Baustelle gearbeitet hat. Seine Fotos, die der ZEIT vorliegen, zeigen Bauarbeiter, die auf Rohrleitungen oder den Geländern von Gerüsten balancieren, die auf Lüftungsgittern liegend Schrauben festziehen und an Rohrleitungen baumeln. Einige verlegen auf wackeligen Anlegeleitern an einer Decke Kabel. Alles ohne Absturzsicherung, alles in luftiger Höhe. "Es geht um Tempo, Tempo, Tempo. Wir hatten immer Zeitdruck", berichtet der Elektriker. "Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Arbeiter auf die Baustelle wie in den Krieg ziehen", sagt Aldona Kucharczuk, die mehrere Fälle aus dem Überseequartier betreut.
Die Stadt gibt die Berichte ihrer Kontrolleure nicht heraus und verweist auf laufende Ermittlungen. Aber in der Antwort der Stadtentwicklungsbehörde klingt Besorgnis über die Situation auf Großbaustellen durch: "Gesetzliche Vorgaben zur Arbeitssicherheit und die daraus erwachsenden Anforderungen auf einer Baustelle werden nicht selten individuell unterschiedlich interpretiert", heißt es da, auch von einer "großen Vielfalt an Nationalitäten" und "Sprachbarrieren" ist die Rede.
Das bestätigen auch Oliver Hanslik und Konstantin Stammnitz von der Berufsgenossenschaft Bau, die ebenfalls mit unangekündigten Besuchen die Arbeitssicherheit überprüfen. Stellten sie einen Mangel fest, müssten sie erst mal jemanden finden, der zumindest Deutsch oder Englisch spreche, sagen sie. "Oft müssen wir uns durch die Kette der Subunternehmer durchfragen, um herauszufinden, wer verantwortlich ist." Im Überseequartier sind die Verhältnisse auch wegen der wechselnden Besitzverhältnisse unübersichtlich. "Du hast oft bei einem Gebäude mehrere Bauherren und Dutzende Subunternehmer." Erfahrene Facharbeiter seien selten. "Wir haben immer mehr Leute, denen das Know-how fehlt. Manchmal wissen die gar nicht genau, für wen sie arbeiten."
"Arbeiten in Polen" oder "Arbeiten in Hamburg" heißen Facebook-Gruppen, in denen Subunternehmer osteuropäische Arbeitskräfte anheuern. Auch Yevhen A. hatte seine Arbeit im Überseequartier auf diese Weise gefunden. Jeden Morgen um 6.20 Uhr wurden er und seine Kollegen aus einem Billighostel in Lüneburg abgeholt. Die Baufirma Electra M&E Polska, die das Kinopolis-Center ausbaut, weist jede Verantwortung für das Unglück zurück.  Yevhan A.s Unfall sei zwar ein Arbeitsunfall, heißt es in einem Statement von Electra M&E. Aber die Ursache sei ein "vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Verstoß des Geschädigten gegen die Bestimmungen von Schutz und Leben und Gesundheit".. A. sei unautorisiert mit der Hebebühne gefahren, er habe keine Fahrerlaubnis dafür gehabt. Unibail-Rodamco-Westfield lässt alle Fragen zu Yevhen A. unbeantwortet.

Damit Yevhen A. nicht als Schwerbehinderter ohne Aussicht auf Entschädigung in die Ukraine zurückkehren muss, hat ihm eine Mitarbeiterin des Krankenhauses geholfen, sich als Kriegsflüchtling registrieren zu lassen. Seine Mutter ist gekommen, um ihn zu unterstützen. Seit Januar leben beide in einem Hotelzimmer am Steindamm. Sie wollen vor Gericht erreichen, dass das Unglück vom 29. November 2023 als Arbeitsunfall anerkannt wird. Womöglich kann A. so Anspruch auf Verletztengeld, eine Reha und eine Rente erstreiten. "Ohne ausdrückliche Erlaubnis hätte ich die Hebebühne gar nicht fahren können", sagt Yevhen A. Er habe täglich und auf Anordnung einer der Bauleiter von Electra M&E auf der Bühne gearbeitet, habe morgens Steuerung und Zündschlüssel von ihm ausgehändigt bekommen und sie nach Feierabend wieder abgegeben. Electra M&E bestreitet das.
Seine Mutter und er hoffen darauf, dass er noch mal am Auge und an der Nase operiert wird, damit er wieder besser sehen und atmen kann. Und damit die Kopfschmerzen verschwinden.
Yevhen A. sagt: "Ich will ja wieder arbeiten."

Korrekturhinweis: In der ursprünglichen Version des Textes hieß es, Electra M&E hätte angegeben, Yevhen A.s Unfall sei "kein Arbeitsunfall" gewesen. Tatsächlich aber bestätigte die Firma, dass es ein Arbeitsunfall war. Wir haben die Stelle entsprechend korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Kuddel


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