Neue RAF Doku

Begonnen von Kuddel, 16:24:41 Mi. 20.Mai 2015

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Kuddel

ZitatSchnipsel mit Schlips

Dokumentation ,,Une Jeunesse Allemande" erzählt die Geschichte der RAF als Bilderstrudel aus dem Medienarchiv



Aus einem DFFB-Kameraseminar: ,,Farbtest Rote Fahne" von Gerd Conradt, 1968

Jetzt kommt ein französischer Dokumentarfilm in die Kinos, der einen Kontrapunkt zur ,,schwabbeligen Baader-Meinhof-Ästhetisierung" (Deutschlandradio Kultur) im deutschen Film setzen will. Une Jeunesse Allemande von Jean-Gabriel Périot (Jahrgang 1974) erzählt die Geschichte der RAF anders und auf ganz neue Weise: ohne Reenactments, ohne Zeitzeugeninterviews, ohne Kommentar, ausschließlich mit zeitgenössischem Film- und Fernsehmaterial. Darunter sind viele Aufnahmen, die sich längst ins kulturelle Gedächtnis eingegraben haben, Holger Meins etwa, der, nackt bis auf die weiße Unterhose, schreiend von Polizisten abgeführt wird. Oder: Thorwald Proll, Horst Söhnlein und Andreas Baader Zigarre rauchend auf der Anklagebank. Neben diese altbekannten Bilder, deren Betrachtung in gewisser Weise automatisch erfolgt, platziert Périot noch viele selten oder nie gezeigte Aufnahmen, die er aus mehr als 1.000 Stunden Archivmaterial destilliert hat: Ausschnitte aus Fernseh-Talkrunden, Fernsehreportagen von Ulrike Meinhof, Agitprop-Filme von DFFB-Studenten.


http://www.youtube.com/watch?v=IubZuNtZoE8

In der Geschichtserzählung, die Périot auf diese Weise aus found footage zusammenmontiert, werden einzelne Protagonisten zweitrangig. Sie kommen vor und werden genannt – Mahler, Meins, Meinhof vor allem, Ensslin und Baader weniger prominent als gewöhnlich. Aber spürbar ist, dass Une Jeunesse Allemande auf etwas anderes abzielt. Es geht um die Rekonstruktion einer vergangenen Bilderwelt. Den Aufnahmen der DFFB-Studenten (Meins, Gerd Conradt, Carlos Bustamante, Helke Sander und andere) kommt dabei, als von der Bewegung selbst geschaffenen Gegenbildern zu Fernsehen und Springer-Presse, eine besondere Rolle zu. Une Jeunesse Allemande ist nicht nur eine Geschichte der RAF in Bildern, sondern auch eine Geschichte der Bilder, eine Bild- und Mediengeschichte.

Besonders interessant wird die dort, wo sie sich unterhalb der Schwelle von Ereignisgeschichte bewegt. Périots Montage kommuniziert weniger oder nicht nur historische Fakten, sondern schwerer Greifbares, Diffuseres. Wie jung alle waren. Wie ordentlich angezogen. Viele weiße Hemden, schwarze Schlipse, groteske Brillengestelle. Die Fernsehstudios dunkle Höhlen, man raucht. Die geschraubte, aber druckreife Diktion einer Ulrike Meinhof, eines Horst Mahler. Denkstile und Redeweisen, deren Ernst und Ironiefreiheit heute fern und fremd wirken.

Trotzdem bleibt Une Jeunesse Allemande – Eine deutsche Jugend letztlich unbefriedigend, zu leicht konsumierbar, oberflächlich. Was damit zu tun, dass der Film die Bild- und Tonartefakte, mit denen er arbeitet, nicht wirklich ernst nimmt, ihnen nicht wirklich Platz gibt, sie nicht wirklich thematisiert. Was dem Film fehlt, ist eine Ebene der Bildkritik, ein Medien- und Archivbewusstsein. Woher die montierten Aufnahmen kommen, wer sie wann mit welcher Absicht gemacht hat, in welchem Zustand sie heute sind, wie ihre Materialität beschaffen ist, in was für Archiven sie aufbewahrt werden – über all diese Fragen erfährt man nichts in den schnell aufeinanderfolgenden, unterschiedlichen Bildern. Statt Öffnung und Raum zum genauen Sehen und Nachdenken erschafft Périot einen affizierenden Bilderstrudel, dessen Form wenig mit dem historischen Gegenstand, dafür viel mit Sehgewohnheiten von heute zu tun haben dürfte, mit Youtube und dem Internet.

Info
Une Jeunesse Allemande – Eine deutsche Jugend
Jean-Gabriel Périot CH/F/D 2015, 93 Min.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/schnipsel-mit-schlips

counselor

Zitat Spur zur RAF: Überfall aus dem revolutionären Ruhestand

Die Staatsanwaltschaft fahndet nach einem verschollenen RAF-Trio. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter wurden DNA-Spuren gefunden, auch in einem zweiten Fall gibt es Hinweise. Lassen sich die Rätsel der dritten Terror-Generation lösen ...

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rote-armee-fraktion-raf-ueberfall-aus-dem-revolutionaeren-ruhestand-a-1072730.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rudolf Rocker

Und ich sach noch: Diese Scheiß Riester- Rente taugt nichts! ;D

counselor

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein sehr empfehlenswertes Buch über den Baader-Meinhof-Prozess verweisen
https://socialhistoryportal.org/raf/5578
Es handelt sich um die Doktorarbeit des mittlerweile verstorbenen niederländischen Rechtsanwalts Pieter Bakker Schut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pieter_Bakker_Schut
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Wieder ein Jubiläum und wieder überschlagen sich die Medien.

Jetzt ist wieder die RAF eine Schlagzeile wert.

Man übertrifft sich dabei in Dummheit und Dummdreistigkeit.

ZitatWoran der RAF-Terror scheiterte
Der ,,Deutsche Herbst" 1977 hat die Bundesrepublik verunsichert – und gestärkt. Er war ein Alptraum, doch nicht mehr.
http://www.tagesspiegel.de/politik/40-jahre-deutscher-herbst-woran-der-raf-terror-scheiterte/20274690.html

ZitatRAF und IS eint "blinde Entschlossenheit"
Vor 40 Jahren hielt die RAF mit der Entführung des Arbeitgeberchefs Schleyer die Republik in Atem. Heute ist Deutschland einer anderen Bedrohung ausgesetzt: islamistischem Terrorismus. Innenminister de Maizière zieht Parallelen zwischen damals und heute.
http://www.n-tv.de/politik/RAF-und-IS-eint-blinde-Entschlossenheit-article20011259.html

ZitatDer Weg vom Dandy zum Desperado ist mitunter kurz. Wer im Mittelpunkt stehen will, unbedingt die Aufmerksamkeit anderer Menschen anstrebt, kann dazu ebenso äußerlich auffallen wie durch seine Taten. Vielleicht an niemandem wird das so deutlich wie an Andreas Baader, einem der beiden Namensgeber der berüchtigten Baader-Meinhof-Gruppe.

Posthum sei er eine ,,Art Negativstar der Mediengesellschaft" geworden, schreibt der Hamburger Politologe Wolfgang Kraushaar. Aber auch in Wirklichkeit, in der Zeit des ,,roten Jahrzehnts" zwischen 1967 und 1977, sei Baader immer weiter aufgestiegen, von einer Randfigur des linksextremen Flügels der westdeutschen Studentenbewegung zur Zentralfigur einer terroristischen Organisation.
https://www.welt.de/geschichte/raf/article168089386/Was-Militanz-und-direkte-Aktion-so-reizvoll-macht.html

ZitatNix geRAFt:
40 Jahre Deutscher Herbst
http://www.taz.de/Ausgabe-02/03-September-2017/!164973/

ZitatVon Anschlag zu Anschlag dümmer
Was hat die RAF erreicht? Nicht viel. Sie hat keine eigene Idee entwickelt und keine Dialektik von Scheitern und Erkenntnis in Gang gesetzt.
http://www.taz.de/40-Jahre-Deutscher-Herbst/!5441131/

Troll

ZitatWas hat die RAF erreicht?

Angst unter denjenigen deren Tagesgeschäft üblicherweise Angst in der Bevölkerung säen zur Festigung ihrer eigenen Macht gehörte.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Die RAF bleibt ein Thema in den Medien.

Nach der Festnahme von Daniela Klette ging es wieder rund. Ich sehe es so, daß sie, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub keinerlei politische Rolle mehr spielten/spielen und einfach nur ihr Leben jenseits von Knastmauern organisierten.

Die Herrschende Klasse und ihre Medien sind nachtragend. Man versucht die aufgeheizte Stimmung der Terroristenhatz von damals wieder aufleben zu lassen. Klappt aber nicht sonderlich.



Neben den tagtäglichen medialen Nachrichten, gibt es wieder RAF Filme für die große Leinwand.

Einmal bei Netflix:


https://www.youtube.com/watch?v=aL3OIGK7KL8
Rohwedder
Die vierteilge Serie fand ich sehr gut.

Akteuell gibt es von der ARD eine Serie:
Herrhausen – Der Herr des Geldes
Eine geteilte Welt, ein kühner Visionär – die Politthriller-Serie beginnt mit dem unaufhaltsamen Aufstieg von Alfred Herrhausen an die Spitze der Deutschen Bank in den späten 1980er Jahren. Der mehrfach ausgezeichnete Oliver Masucci brilliert in der Titelrolle des mächtigen Wirtschaftsbosses, der im November 1989 drei Wochen nach dem Mauerfall einem bis heute ungeklärten Bombenattentat zum Opfer fiel.

Die kann man kostenfrei in der ARD Mediathek und bei Youtube sehen. Habe ich mir noch nicht angeschaut, kann bisher nix weiteres dazu sagen. Hat jemand anderes hier die Filme schon gesehen? Und??

Und das neueste Programm heißt "Jeder ist verantwortlich".
Es geht um Lutz Taufer, der bei der Geiselnahme in der Botschaft Stockholm dabei war und 20 Jahre in Einzelhaft saß und danach 10 Jahre in einer brasilianischen Favela gearbeitet hat.

https://www.untergrund-blättle.ch/kultur/film/jeder-ist-verantwortlich-stationen-im-leben-von-lutz-taufer-008594.html

Läuft gerade an. Sprecht doch das Kino eurer Wahl an und bittet es, den Film zu buchen.


Kuddel

Jeder ist verantwortlich

50 Jahre RAF-Anschlag auf die deutsche Botschaft in Stockholm, 50 Jahre Filmgruppe Chaos aus Kiel. Mit Gästen.


Hannover, SA 25.01.2025, 20:00

https://www.kino-im-sprengel.de/20250125


Kuddel

Film und Gespräch mit Lutz Taufer

Spätestens nach der Verhaftung von Daniela Klette wird deutlich, dass die Rote Armee Fraktion (RAF) auch mehr als 25 Jahre nach ihrer Auflösung noch längst nicht Geschichte ist.

Doch noch scheinen Aust und Co. das Monopol über die Gesichte der RAF zu haben. Deswegen ist es umso wichtiger, Menschen zu Wort zu lassen, die Teil dieser linken Geschichte sind. Daher zeigen wir am 20. März den Film "Jeder ist verantwortlich" . Er verfolgt die Stationen des Leben von Lutz Taufer von Engagement des Studenten in der 68er Bewegung bis zu seiner Beteiligung an der Geiselnahme des RAF-Kommandos Holger Meins in der deutschen Botschaft in Stockholm im Jahr 1975. Der Film behandelt auch die zwei Jahrzehnten Lutz Taufers in Isolationshaft und seine Arbeit in brasilianischen Favelas nach seiner Haftentlassung. Im Anschluss an den Film gibt es ein Gespräch mit Lutz Taufer und Mitgliedern des Filmkollektivs Chaos aus Kiel, die den Film produzierten. Die Veranstaltung findet im Kontext des Kampftages ,,Freiheit für alle politischen Gefangenen" den 18 März statt und soll dazu beitragen, dass wir uns mit der Geschichte der RAF als Teil einer globalen linken Bewegung auseinandersetzen.

Donnerstag, 20. März 2025 - 18:00 Uhr

Zielona Góra

Grünberger Strasse 73
10245 Berlin

counselor

Vor ein paar Jahren war Lutz Taufer zu einer Buchvorstellung auf der Linken Literaturmesse in Nürnberg. Ich fand ihn sympathisch und seine politische Arbeit ist sicher gut.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Frauenpower

Heute bei Lanz zu Gast Silke Meier-Witt

counselor

Burkhard Garweg schloss sich als junger Mann in den 80er Jahren der RAF an. 1990 musste er in den Untergrund gehen, gesucht wegen mutmaßlicher Beteiligung an mehreren Überfällen und einem Brandanschlag auf ein im Bau befindliches Gefängnis. Seitdem lebt er irgendwo im Verborgenen, eines der letzten RAF-Mitglieder, die der Justiz der BRD bisher entwischt sind. Dem "neuen Deutschland" hat er nun ein langes Schreiben zukommen lassen, in dem er die Geschichte der RAF und seine eigenen Erfahrungen darin kritisch reflektiert. Es ist ein Text, der besonders interessant ist, weil Garweg kaum ein Interesse daran haben kann, sich aus Opportunismus, aus der Hoffnung heraus, sich in der BRD irgendwann wieder eine respektable bürgerliche Existenz aufzubauen, von seiner revolutionären Vergangenheit zu distanzieren - den 57-jährigen Garweg, der bei Enttarnung sicher eine langjährige Haftstrafe bekommen würde, wird kein neues Leben als geläuterter ex-Terrorist in Talkshows erwarten. Was er zur Geschichte der RAF an Kritischem zu sagen hat, wird schon seiner ehrlichen politischen Reflexion entstammen. Schauen wir uns diesen Text etwas an.

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagobert

Wie man den Krieg führt, das weiß jedermann; wie man den Frieden führt, das weiß kein Mensch.
Karl May

  • Chefduzen Spendenbutton