Völlerei und Hungersnot

Begonnen von Efeu, 16:16:36 Mo. 04.August 2008

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Efeu

http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wissen/902/304874/text/

ZitatKlimawandel und Hunger
Der Wahnsinn mit den Rindern

Uns droht eine Welt aus Völlerei und aus Hungersnöten. Wenn die Reichen ihre Essgewohnheiten nicht grundlegend ändern, wird unsere Zivilisation wohl nicht überleben.

Der dramatische Anstieg der Energiepreise seit einem Jahr hat zu einem ebenso dramatischen Anstieg der Lebensmittelpreise rund um den Globus geführt.

Dazu kam der Klimawandel mit seinen negativen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, er hat die Nahrungskrise weiter verschlimmert. Dürren, Überschwemmungen und andere Wetterextreme, die vom Klimawandel verstärkt werden, haben in vielen Teilen der Welt die Ernten zerstört.

Auf dem Welternährungsgipfel im Juni diskutierten Vertreter aus mehr als 180 Ländern über Lebensmittelknappheit, Klimawandel und Energiefragen. Während der gesamten Konferenz sprach jedoch keiner der Politiker über die eigentlichen Ursachen der Krise und darüber, wie die Landwirtschaft den Klimawandel beeinflusst.

Eine unübersehbare Peinlichkeit, die man lieber ignoriert, bezeichnen wir auf Englisch als einen "Elefanten im Zimmer". Beim Welternährungsgipfel war der Elefant eine Kuh. Die Fleischindustrie hat mehr als ein Drittel der weltweiten Landwirtschaftsflächen und riesige Mengen fossiler Brennstoffe verschlungen, nur um einem kleinen Teil der Weltbevölkerung am luxuriösen Ende der Lebensmittelkette ihr Dasein zu versüßen.

Indessen stehen mehreren hundert Millionen Menschen Unterernährung, Hunger und Tod bevor. Mit einem weiter steigenden Ölpreis wird die Kluft zwischen überfütterten Reichen und unterernährten Armen nur noch größer werden. Das Ergebnis ist eine Welt aus Völlerei und aus Hungersnöten.

Verstärkt wird dieses Problem durch die Tatsache, dass die Fleischproduktion die zweitwichtigste Ursache für den Klimawandel ist - eine Tatsache, die nicht einmal Al Gore anspricht. Wenn reiche Menschen ihre Essgewohnheiten nicht grundlegend ändern, wird unsere Zivilisation wohl nicht überleben.

Ernähren wir lieber Menschen oder Autos?

Viele Experten erklären die steigenden Lebensmittelpreise damit, dass immer mehr Ackerflächen für die Biospriterzeugung genutzt werden. Im Kern läuft diese Argumentation auf die Frage hinaus: Ernähren wir lieber Menschen oder Autos? Biosprit trägt definitiv zur Verteuerung von Essen bei - und könnte in Zukunft noch stärker dazu beitragen.

Doch noch sind die Auswirkungen ziemlich gering. Weniger als 3,5 Prozent der weltweiten Lebensmittelproduktion wurden im vergangenen Jahr für die Herstellung von Biosprit verwendet.

Die Frage ist daher nicht, ob wir Menschen oder Autos ernähren sollten. Sie ist auch nicht, ob wir kurzfristig die Ölförderung ankurbeln sollten. Die wirkliche Frage ist, ob wir mit dem vorhandenen Getreide Menschen oder Tiere versorgen wollen - und darüber möchte allem Anschein nach kein führender Politiker sprechen.

Die Welternährungsorganisation (FAO) hat sich vor zwei Jahren in einer Studie mit dem Thema befasst. Das Ergebnis: Im Jahr 2002 wurden insgesamt 670 Millionen Tonnen Getreide, also etwa ein Drittel der weltweiten Getreideernte, an Vieh verfüttert.

Das Brisante daran ist, dass immer mehr Ackerland dem Anbau von Futtermitteln gewidmet wird. Folglich bleibt weniger Land für die Herstellung von Lebensmitteln übrig, weshalb die Essenspreise für die Ärmsten steigen. Diese Entwicklung wird sich noch verschlimmern, wenn die Prognose der FAO zutrifft, nach der sich die weltweite Fleischproduktion bis 2030 verdoppelt. Das hätte zur Folge, dass noch viel mehr Ackerflächen umgewandelt würden, um Futter statt Essen anzubauen.

Dass mehrere hundert Millionen Menschen hungern, ist aber noch nicht das einzige Resultat dieses Prozesses. Ein ebenso wichtiger Zusammenhang besteht zwischen Tierfutter, der zunehmenden Fleischproduktion und dem Klimawandel. Doch anscheinend fühlte sich auf dem Ernährungsgipfel niemand wohl dabei, diese Verbindung anzusprechen.

Die Wahrheit ist, dass die Fleischerzeugung durch Zuchttierhaltung die zweitwichtigste Ursache für den Klimawandel ist, nach dem Energieverbrauch von Gebäuden. Rajendra Kumar Pachauri, der Vorsitzende des Weltklimarats und einer der zwei Träger des letztjährigen Friedensnobelpreises, hat alle Konsumenten aufgerufen, einen ersten Schritt gegen den Klimawandel zu unternehmen und weniger Fleisch zu essen.

Die FAO-Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Zuchtvieh für den Ausstoß von 18 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich ist. Das ist mehr, als der gesamte Transportsektor verursacht. Vieh erzeugt demnach neun Prozent des vom Menschen beeinflussten Ausstoßes von Kohlendioxid.

Bei den besonders schädlichen Treibhausgasen ist der Anteil noch viel größer: 65 Prozent der Lachgas-Emissionen stammen aus der Viehzucht, vor allem aus Stallmist. Lachgas hat einen 300-mal stärkeren Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Zudem erzeugt Vieh 37 Prozent des Ausstoßes von Methan, das 23-mal stärker zur Klimaerwärmung beiträgt als Kohlendioxid.

Grenzwerte für Methan- und Lachgasemissionen

Wir beklagen, dass große, spritfressende Autos Energie verschwenden. Doch ist die Vergeudung noch viel größer, wenn Menschen immer mehr Fleisch aus der Tierzucht essen. Mit dem Anbau von Getreide kann man auf einem Hektar fünfmal mehr Eiweiß produzieren als mit Viehzucht. Mit Hülsenfrüchten wäre die Eiweißmenge sogar zehnmal und mit Blattgemüse ganze 15-mal größer.

Die Schlussfolgerungen sind klar: Für die Methan- und Lachgasemissionen der Landwirtschaft sollten Grenzwerte festgesetzt werden, damit Viehzüchter Anreize haben, ihre Emissionen zu reduzieren. Außerdem sollten wir höhere Steuern auf Futtergetreide und Fleisch erheben und zugleich Früchte und Gemüse steuerlich entlasten, um so die Essgewohnheiten zu verändern. Schließlich sollten wir in der Landwirtschaft mit weniger fossilen Brennstoffen und chemischen Mitteln - also auch mit weniger Genfood - auskommen und stattdessen die ökologische Landwirtschaft fördern.

Die Entschlossenheit zum Energiesparen und zur Reduktion von Emissionen, die wir gerade im Fall von Gebäuden und des Verkehrs zeigen, sollte mindestens genauso groß sein, wenn es um die Fleischproduktion geht. Im Interesse der Mitmenschen und unseres Planeten müssen die wohlhabenden Konsumenten ihre Essgewohnheiten gründlich überdenken, denn die Zeit verrinnt.

Weil wir leben im Speck leben, fehlt es anderen am Brot. Langsam bin ich es leid immer als Spinner hingestellt zu werden wenn ich sage dass Veganismus nicht nur Tieren sondern auch Pflanzen, Menschen und der gesamten Umwelt zugute kommt.

Nach wie vor denken viele es wäre einschränkungslos jedem selbst überlassen was er isst und dass er damit keinem schadet (außer vielleicht den Tieren und das stört ja nicht) und es sowieso keinen (großen) Unterschied machen würde.
Und oft kommen die gleichen Leute mit "Pflanzen haben auch Gefühle", ohne daran zu denken dass die "Fleisch-, Ei- und Milch-Tiere" auch etwas fressen müssen (ich habe mal gelesen dass von dem Getreide, was zur Herstellung eines 40g-Steaks aufgewendet werden muss 40 Kinder einen Tag lang überleben könnten!) und für die "Tierproduktion" auch riesige Mengen an Wasser und anderen Ressourcen verschwendet werden.

Oft habe ich auch schon "ich habe das Bedürfnis, also brauche ich das auch" gehört. Was für mich aber auch nur eine Ausrede zur weiteren Bequemlichkeit darstellt. Wenn ich wütend bin, wäre es mir manchmal vielleicht auch ein Bedürfnis, jemand anderem an die Gurgel zu gehen, was ich dann aber trotzdem nicht tue. ;)

Ich habe auch den Eindruck, dass sich viele Menschen davon bedroht fühlen, Tieren Rechte einzuräumen oder sich ein wenig umzustellen und sie damit nicht mehr wie bloße "Produkte" zu behandeln. Die selbe Angst müssen die Profiteure der Sklaverei gehabt haben, als dagegen mal kritische Stimmen aufkamen, weil sie damit auch scheinbare "Privilegien" verloren, die auf Kosten anderer gingen. Da gibt es scheinbar nur "die oder wir". Aber jeder Schaden den man einem anderen zufügt ist ein Schaden an der Welt und letztendlich an uns selbst.

Keine Schneeflocke in der Lawine wird sich je verantwortlich fühlen. -S. J. Lec

Lefat

Zitat40g-Steaks aufgewendet werden muss 40 Kinder einen Tag lang überleben könnten!)

habe das mal anders gelesen , trotzdem erschreckend!.

1Kg rindfleisch = 10Kg getreide
1Kg Getreide  = 100 Liter Wasser

= 1Kg Rindfleisch = 1000 Liter Wasser

meine ich mal gelesen zu haben
Es ist immer wieder erstaunlich, dass ein Jahr der Arbeitslosigkeit einen ehemaligen Leistungsträger zu einem bildungsfernen Asozialen verkommen läßt..so zumindest die landläufige Meinung.


Hamburgerin

ZitatOriginal von Tafel
Zitat40g-Steaks aufgewendet werden muss 40 Kinder einen Tag lang überleben könnten!)

habe das mal anders gelesen , trotzdem erschreckend!.

1Kg rindfleisch = 10Kg getreide
1Kg Getreide  = 100 Liter Wasser

= 1Kg Rindfleisch = 1000 Liter Wasser

meine ich mal gelesen zu haben

Die Realität ist noch viel schlimmer.

1 Hamburger (150g) = 2400 l Wasser
1 Baumwoll- T-shirt =   4100 l Wasser
1 Paar Rindslederschuhe = 8000 l Wasser

Der WWF hat anläßlich der heute in Stockholm beginnenden Welt-Wasser-Woche errechnet, wie verschwenderisch wir mit Wasser umgehen.
1 Ami = 382 l Wasser/pro Tag
1 Deutscher = 126 l/ pro Tag
1 Inder = 25 l /pro Tag

Wer hätte schon gedacht, dass es - virtuell - 185 Liter Wasser kostet, wenn man einer Tüte Kartoffelchips knabbert, oder 140 Liter, wenn man eine Tasse Kaffee (125ml) trinkt?

Es ist so, dass einerseits die gesamte Erdbevölkerung wächst, und immer mehr durstende Kehlen gestillt sein wollen, andererseits breitet sich die Wasserknappheit in immer mehr Regionen aus. Die Krisen und Kriege ums Öl, so glauben Experten, sind nur ein Vorspiel auf das, was der Welt bervorsteht, wenn das Wasser langsam versiegt. Bis 2030 werden nach Angaben der UN rd. 5,4 Mird. Menschen unter Wasserknappheit leiden.
Kofi Annan warnt, dass in den nächsten Jahren 135 Mio Menschen ihre Heimat auf Grund der Trockenheit aus ihrer Heimat fliehen könten.
Auch Staaten könnten sich um des Wassers wegen befehden. So gibt es weltweit 261 Flüsse die durch mind. zwei Länder fließen, wenn derjenige, der an der Quelle sitzt, alles für sich beansprucht, könnte das den Unmut seines Nachbarn auf sich ziehen. Israel, dass den Jordan und seine Nebenflüsse kontrolliert und seit Jahren den Libanon, Jordanien und Palästina knapp hält, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Quelle:
Hamburger Morgenpost v. 18.08.2008 und die
Welt am Sonntag v. 17.08.2008

Terrorkind

Irgendwann werden sie schon noch merken, dass man Geld nicht essen kann...
~Quis custodiet ipsos custodes? ~

rodion

wasserquellen werden immer weiter privatisiert, wo das hinführt kann sich jeder selber ausmalen. dagegen ist die ölkrise kinderkacke.


wasser ist in den letzten jahren auch für viele anleger attraktiv geworden. im jahr 2000 lancierte die genfer privatbank pictet water fund den ersten waterfonds und lockte mit hohen renditen: ...


http://www.alliancesud.ch/deutsch/files/T_WrWg.pdf

rodion

In der norditalienischen Stadt Ravenna sollen die Bürger für Regen bezahlen. Diese kuriose Entscheidung habe die Gesellschaft «Ato» getroffen, die die örtlichen Wasserleitungen verwaltet, berichtete die Zeitung «La Repubblica».

http://www.mainpost.de/dpa/infoline/boulevard/art100,4724009

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